Prager Volkszeitung, říjen-prosinec 1971 (XXI/39-52)

1971-10-01 / No. 39

\ PRÄGER. DAS WOCHENBLATT DER DEUTSCHEN WERKTÄTIGEN IN DER CSSR 1. OKTOBER 1971 • JAHRGANG XXI. • K £ S 1,5 0 Stabilisai and Sicherheit erneuert .Politische Konsolidierung bedeutet ein Leben ohne Krisen und Panik, ohne Versorgungsschwierigkeiten und Angst vor Währungsreformen. Sie bedeutet Einhaltung der Gesetzlichkeit und ein ruhiges, zufriedenes Leben mit Perspek­­tive. Dr. GUSTAV HUSAK Als ich mich mit den Beschlüssen der letzten Tagung des ZK der KPTsch und der gemeinsamen Sitzung mit dem Zen­­tralausschuß der Nationalen Front be­kannt machte, konnte ich nicht umhin, zu vergleichen, eine Art Bilanz der ver­flossenen zwei Jahre zu ziehen. Vielleicht gerade, weil wir vor Neuwahlen in die Organe unserer Volksvertretung stehen, erinnerte ich mich an die überlieferte Volksweisheit: „Schau den Menschen nicht nur auf den Mund, sondern auch auf die Hände!“ Leider wurde in den vergangenen Kri­senjahren, den damals so populären ARTUR ULBRICH Personen nur auf den Mund geschaut, während ihre Hände oft wie bei einem Falschspieler unter dem Tisch mogelten. Mit ihren wahren Zielen, der Wiederher­stellung ähnlicher Verhältnisse, wie wir sie in der ersten Republik hatten, konn­ten diese Kräfte nicht auftreten, sonst wären sie von den Werktätigen schon damals erkannt und davongejagt wor­den. Die neue Partei- und Staatsführung begann vor zwei Jahren mit einem offe­nen und klaren Programm der Konsoli­dierung, ohne zu versuchen, Mängel zu vertuschen, begangene Fehler zu be­schönigen oder gar Illusionen zu er­wecken. Wie ein kranker Mensch vom Fieber, wurde unser Land in jenen Ta­gen von Chaos und Anarchie geschüttelt und stand vor dem wirtschaftlichem Bankrott. Ebenso schlimm sah es aber auch in den Köpfen der Menschen aus. Auf einigen jener stürmischen Versamm­lungen und Diskussionen im Jahre 1969, die ich erlebte, bezeichneten sogenann­te "Progressive" die neue Regierung als unfähig, weil sie nicht die vorgeschlage­ne Erhöhung der Eisenbahntarife durch­führte. Ein anderer behauptete allen Ernstes, nur durch Preiserhöhungen von 200% bei Mieten, 100% bei Textilien und anderen Waren könne unsere Wirt­schaft aus der Misere gelangen. Die Krönung all dieser „Theorien“ war aber der Ruf nach einer teilweisen Arbeitslo­sigkeit und die Zielsetzung, Österreich in drei bis vier Jahren einzuholen. Das letztgenannte Vorhaben ist beson­ders heute interessant, wenn wir die ständigen Meldungen über Inflation und Teuerung aus unserem südlichen Nach­barland verfolgen. So könnten heute zum Beispiel unsere Arbeiter, wie ihre öster­reichischen Klassen genesen, nach ei­nem gesetzlichen Preisstopp, zumindest für die Grundnahrungsmittel, rufen. Er­folg wäre ihnen aber nicht beschieden. Oder sie könnten gegen die gegenüber dem Vorjahr um 19,7% erhöhte Lohn­steuer protestieren. In einer historisch kurzen Zeit, inner­halb zweier Jahre, gelang es, unser Land — darin stimmen Sie sicher alle, liebe Leser, mit mir überein — aus Chaos und Anarchie herauszuführen und den wirt­schaftlichen Bankrott zu verhindern. Die leeren Regale der Läden füllten sich all­mählich wieder mit einem immer reich­haltigeren Angebot an Gebrauchsgütern, es verschwinden die Engpässe in der Le­bensmittelversorgung. Die Schlangen von wahllos kaufenden Kunden gibt es nicht mehr, und mit ihnen verschwand auch die Angst um die Stabilität unserer Währung. Es lohnt sich wieder zu sparen. Das Vertrauen ist erneuert, gefestigt das Vertrauen von Millionen unserer Bürger zur Partei- und Staatsführung. Ohne diesem, und der sich daraus ergebenden Folgerungen von Tausenden und Millionen, mit Hand ans Werk zu legen, wäre es unmöglich gewesen, all das Erreichte zu realisieren. Wir erzielten auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet offensichtliche Erfol­ge, die selbst von der uns nicht gewo­genen Presse des kapitalistischen Aus­lands, wenn auch nur widerwillig, aner­kannt werden müssen. In den vergangenen zwei Jahren hatten wir die Möglichkeit, uns zu über­zeugen, daß die Politik der KPTsch und der Regierung seit 1969 vor allem auf die Festigung der Existenz und der sozia­len Sicherheit unserer Bürger ausgerich­tet ist. Dies bestätigen die Preisermäßi­gungen im Umfang von 1 Milliarde 400 Millionen Kronen im ersten Halbjahr die­ses Jahres, die jetzige neue Kinderbeihil­fe von ungefähr 1 Milliarde Kronen, so­wie die gleiche Summe für die Erhö­hung einiger Renten. Zum Unterschied von der bürgerlichen Demokratie, wo die Ergebnisse der Arbeit in die Taschen anderer fließen, werden sie in unserem sozialistischen Staat zur Weiterentwicklung der Gesellschaft, zum Wohle Aller, zum Wohle einer sicheren Zukunft investiert. Lassen Sie mich, liebe Leser, mit einem Auszug aus dem Wahl­aufruf des ZK der KPTsch und des ZK der NF der CSSR meine Betrachtung ab­schließen: „Die Zukunft unseres Landes und eines jeden von uns wird so sein, wie wir dieses Programm zur Tat werden lassen, wie verantwortungsvoll wir es in den Werkstätten und auf den Feldern, auf allen Arbeitsstätten, jeder an seinem Platz erfüllen werden.­ Einheit im Interesse des Volkes JOSEF PÜTZL Eine Voraussetzung für den erfolgrei­chen Aufbau des Sozialismus und die Si­cherung des Friedens ist die Einheit al­ler fortschrittlichen, friedliebenden Men­schen ohne Unterschied der Nationalität. Diese Grundwahrheit bestätigen uns ge­rade die Ereignisse der Jahre 1968/69 in unserem Lande. Die rechten Opportuni­sten und Feinde des Sozialismus begriffen sehr gut, daß unsere Menschen kapitalis­tische Herrschaftsformen, Ausbeutung und Kriegspolitik ablehnen und nicht dulden werden, unser sozialistisches Gesell­schaftssystem zu zerschlagen. Das war der Grund, weshalb unsere Volksfeinde ständig davon sprachen und schrieben, den Sozialismus bei uns „verbes­sern“ zu wollen. Wir kennen alle noch die Phrasen vom „Sozia­lismus mit menschlichem Gesicht“ oder „demokratischen Sozialismus“ und wis­sen doch genau, daß Antikommunisten und sonstige Volksfeinde den Sozialismus weder verbessern können noch wollen, sondern nur e­i­n Ziel haben, den ihnen verhaßten Sozialismus zu vernichten. Dazu war es jedoch nötig, die Einheit im Lande zu zerschlagen, die Kommunistische Partei zu verleumden und zu beschimpfen, die führende Stellung der Arbeiterklasse zu beseitigen und durch rechtsgerichtete, unserer Gesellschaftsordnung feindliche Kräfte zu ersetzen. In guter Erinnerung sind auch die da­maligen recht sonderbaren Methoden. Je größer die Zersplitterung in den verschie­denen Organisationen, desto besser war der „demokratische Sozialismus mit dem menschlichen Gesicht“ dieser opportunis­tischen Reformer. Von der einheitlichen revolutionären Gewerkschaftsbewegung, der ROH, blieb nur noch der Namen übrig. Diese Organisation durfte weder re­volutionär noch einheitlich sein. Es wur­den Dutzende neuer Gewerkschaftsverbän­de und Grüppchen geschaffen, welche sich der Zentrale, der ÜRO, nicht unterordne­ten. So und ähnlich war es in allen Orga­nisationen der Nationalen Front, und dazu wurde eine Reihe weiterer Organisationen gegründet, darunter solche Erzreaktionäre wie KAN und K 231, die dem Sozialis­mus direkt feindlich gegenüberstanden. In diesen chaotischen, zum Teil direkt anarchistischen Zuständen gedieh und ent­wickelte sich die Konterrevolution in un­serem Lande vorzüglich. Die Reaktionäre und die Volksfeinde krochen wie die Rat­ten aus ihren Löchern und warteten mit Sehnsucht auf die „Nacht der langen Messer“. Sie machten schon kein Hehl daraus, die Arbeiter- und Bauernmacht bei uns zu beseitigen und nahmen zu der Behauptung, das ganze Volk will es so — Zuflucht. Kein Wunder, daß diese Herr­schaften dann anläßlich der Hilfsaktion unserer Verbündeten, die gerade zur rechten Zeit einsetzte, Gift und Galle seien. (Fortsetzung auf Seite 3/ /

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