Prager Volkszeitung, duben-červen 1972 (XXII/14-26)

1972-06-23 / No. 25

PRÄGER. DAS WOCHENBLATT DER DEUTSCHEN WERKTÄTIGEN IN DER ČSSR 23. JUNI 1972 # JAHRGANG XXH. # K £ s 1,S0 nochjmaw25 Sozialistische Kultur muss moralisch­­politisch sauber sein .Das Jahr nach dem XIV. Parteitag der KPTsch und die mehr als drei Jahre nach Antritt der neuen, marxistisch-leni­nistischen Leitung der Partei sind ein Zeitabschnitt, in dessen Verlauf sich je­der ehrliche Bürger unserer Republik von der Richtigkeit der seit April 1969 ver­wirklichten Politik überzeugen konnte. Die breiten Massen unserer Werktätigen gewannen Ruhe für ihre Arbeit sowie Er­holung, Sicherheit und Perspektive. Un­ser Land ist wieder ein fester Bestand­teil des sozialistischen Lagers, das um einen gerechten Frieden in der Welt und um die Befreiung der Menschheit von FRANTISEK stoklasa sozialer und Klassenunterdrückung be­müht­ ist. Die für das Wachtum der Per­sönlichkeit des sozialistischen Menschen nötigen gesellschaftlichen Bedingungen sind erneuert worden; Bedingungen da­für, daß auch die Kultur ihre besten, für den Aufbau des Sozialismus so notwen­digen Früchte tragen kann. Die sozialistische Gesellschaft war sich von allem Anfang an dessen be­wußt, daß die Kultur für die geistige Entwicklung des Menschen, für die Fe­stigung seines gesellschaftlichen Klas­senbewußtseins und für die Entfaltung seiner schöpferischen Kräfte von ent­scheidender Bedeutung ist. Darum war auch der Sieg der Arbeiterklasse und der Werktätigen in unserem Lande von einer noch nicht dagewesenen Entfaltung des kulturellen Lebens begleitet. In den er­sten Jahren des Sozialismus bei uns ent­standen wertvolle Kunstwerke, deren In­halt dem revolutionären Bestreben des Volkes Rechnung trug und deren realisti­sche Form den Menschen nahestand und ihnen zugänglich war. Der sozialistische Staat widmete für die Entfaltung der Kultur beträchtliche Mittel und erbaute zahlreiche Kultureinrichtungen; es ent­standen Künstlerensembles, die reichen und fortschrittlichen Traditionen der Volkskultur lebten wieder auf. Die sozia­listische Gesellschaft machte den Werk­tätigen die höchsten Kulturgüter zu­gänglich und sorgte für eine systemati­sche kulturelle Erziehung des Volkes. Zeit der Zeit, als die sozialistische Kul­­­tur in allen Sphären des gesellschaft­lichen Lebens grünes Licht bekam, ist fast ein Vierteljahrhundert verflossen. In dieser Zeit haben die politisch ge­schlagenen bourgeoisen und kleinbürger­lichen Kräfte nicht aufgehört zu existie­ren; sie machten ihren ideellen Einfluß geltend und mit Hilfe der westlichen antikommunistischen Zentren versuchten sie, in unserem Lande einen Umsturz der Verhältnisse herbeizuführen. Und es war vor allem die Kultur, die im Laufe der letzten zehn Jahre zur Plattform für die Verbreitung kleinbürgerlicher Ideologie wurde. Die mangelnde Konsequenz in der Geltendmachung des Prinzips der ideel­len Unversöhnlichkeit, die vorzeitige Be­hauptung von dem bereits erreichten Volkscharakter unserer Gesellschaft und vom Absterben des Staates — das alles trug dazu bei, daß sich die Tore der Theater, der Filmstudios, der Verlage und Künstlerverbände den Trägern der kleinbürgerlichen Ideologie öffneten. Der Weg der Rechten in unserer Kultur führ­te von der Revision der marx-leninschen Kulturtheorie über ideell feindliche Kunst­werke bis zur offenen antisozialistischen und antisowjetischen politischen Oppo­sition Künstler, die mit ihren Werken und ihrer bürgerlichen Einstellung auf den Positionen des Marxismus-Leninis­mus und des sozialistischen Realismus verharrten, wurden diskriminiert, des Dogmatismus und Schematismus be­schuldigt, man machte ihnen ihr künst­lerisches Wirken unmöglich. Die Künstlerverbände, die sich im Lau­fe der sechziger Jahre allmählich in rechtsgerichtete, oppositionelle Organi­sationen umwandelten, unterstützten ide­ell und materiell nur solche Kunstwerke, die durch Verbreitung von Nihilismus, Entfremdungsgefühlen und Absurdität, durch Diskreditierung der Grundwerte des Sozialismus und Geringschätzung der Ergebnisse der sozialistischen Ent­wicklung das moralische und psychische Gleichgewicht der Menschen sowie ihre Beziehung zur Arbeit und zur Gesell­schaft ideell desorientierten. Die rechts­gerichteten Theoretiker schufen bereits zu Beginn der sechziger Jahre eine theo­retische Basis für diese zerstörerische Tätigkeit durch Entfaltung der dem So­zialismus fremden Methode der Kafka'­­schen Betrachtungs- und Ausdrucks­weise sowie durch Angriffe gegen die Methode des sozialistischen Realismus. Sie stützten sich dabei auf Garaudys und Fischers Revision des Marxismus. Die eli­täre Auffassung der Kultur auf der einen Seite und die Vergiftung der Menschen durch kommerzielle Kultur auf der ande­ren Seite wurden zu einem untrennbaren Bestandteil dieser ganzen Richtung. Die Geltendmachung der Konzeption der Kul­tur als Sphäre der Opposition gegen die Politik der Partei war eine Liquidierung der ureigensten Sendung der sozialisti­schen Kultur, eine Liquidierung ihres di­rekten schöpferischen Anteils am Aufbau der sozialistischen Gesellschaft. Unter­drückt wurde die Kultur der Erbauer des Sozialismus, durchgesetzt wurde die Kul­tur seiner Gegner. H­­eute erholt sich unsere Kultur all­mählich von den Wunden, die ihr die Rechte in den Krisenjahren zufügte. Der komplizierte Weg der Kultur in den sech­ziger Jahren ist aber auf jeden Fall eine Quelle der Belehrung. Er zeigte, wie ge­fährlich es ist, in dieser Sphäre die Prin­­zipe der ideellen Unversöhnlichkeit des Sozialismus mit dem Kapitalismus zu un­terschätzen, wie lebenswichtig es ist, konsequent Ansprüche an das moralisch­politische Profil jener zu stellen, denen Mittel für die Schaffung und Verbreitung von Kultur- und Kunstwerten anvertraut werden. Die Krisenentwicklung unserer Kultur hat uns darüber belehrt, welche Bedeutung auch hier die Geltendma­chung der Grundmittel der Regierung der Arbeiterklasse, die führende Rolle der Partei und die Leitungsaufgaben des sozialistischen Staates haben Zu dieser Entwicklung muß man immer wieder zu­rückkehren, um Erfahrungen zu schöpfen für die Gestaltung eines kultur­politischen Programmes. Ein positives Programm des weiteren Weges unserer Kultur stellte der XIV. Parteitag der KPTsch auf. Er konnte das deshalb tun, weil die grundlegendsten politischen Voraussetzungen für die Er­neuerung des sozialistischen Charakters der Kultur im Laufe des Konsolidierungs­prozesses geschaffen wurden, weil die Grundfunktionen der Partei und des Staates auf diesem Gebiet im Prinzip er­neuert wurden, weil eine ganze Reihe ehrlicher und bedeutender Künstler und Kulturschaffender die Politik der Partei unterstützten. Diese positiven Erschei­nungen kann man sich aber nicht so auslegen, daß der Kampf mit der Rech­ten beendet ist. Im Gegenteil, trotz Iso­lierung und Zerfall ihrer Zentren kann man ständige Versuche beobachten, mehr oder weniger versteckt und manch­mal auch offen auf verschiedenen Po­dien oder in den Kommunikationsmitteln aufzutreten. Die rechtsgerichteten Ele­mente spekulieren ganz evident mit der Hoffnung, daß die Zeit unsere Kriterien abschwächt und für sie arbeiten wird. Die erneuerte führende Rolle der Partei und die Leitungsfunktion des sozialisti­schen Staates schaffen allerdings bei ihrer konsequenten Geltendmachung Vor­aussetzungen für eine Beendigung der Säuberung der Kultur von den Überresten der Krisenerscheinungen. URSULA KARUSSELT IM DDR-FERNSeHFILM „EVA UND ADAM“. FÜR DIESE ROLLE WURDE SIE AUF DEM IX. PRAGER FERNSEHFESTIVAL MIT DEM PREIS FÜR DIE BESTE WEIBLICHE DARSTELLERIN AUSGEZEICHNET *

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