Prager Volkszeitung, leden-březen 1974 (XXIV/1-13)
1974-01-04 / No. 1
DAS WOCHENBLATT DER DEUTSCHEN WERKTÄTIGEN IN DER CSSR 4. JÄNNER 1974# JAHRGANG XXIV.# KJS1.50 t CmZfITlAJG 1 Neujanrsbotschaft des Präsidenten der Republik Armeegeneral Ludvik Svoboda Werte Mitbürger, gestatten Sie mir, daß ich Sie am ersten Tag des Jahres 1974 herzlich grüße. Es wurde bereits zu einer guten Gepflogenheit, daß wir beim Eintritt in das neue Jahr die Ergebnisse unserer Arbeit, das vollbrachte Werk einschätzen und über die Aufgaben und die Probleme, die vor uns stehen, nachdenken. Ein Jahr ist im Leben des Menschen ein verhältnismäßig kurzer Zeitabschnitt, geschweige denn im Leben der Völker. Allmählich aber, immer wenn ein Jahr dem andern die Hand reicht, können wir mit immer größerer Freude und Stolz konstatieren, daß der Aufbau des Sozialismus, dieses Werk von weltweiter Bedeutung, in unserem Land immer ausdrucksvollere und festere Formen annimmt und sich erfolgreich entwickelt. Es ist noch nicht so lange her, als wir uns im Strudel des zweiten Weltkrieges, inmitten schwerer Kämpfe und Ringen um die Befreiung unserer Völker, nur eine rahmenhafte Vorstellung über die Schaffung von besseren und gerechteren Verhältnissen in unserer Heimat machen konnten. Heute ist der Sozialismus bei uns, diese neue Gesellschaftsordnung von der Generationen der Werktätigen träumten und für die die besten Söhne und Töchter unseres Volkes kämpften, eine unabänderliche Wirklichkeit. In verhältnismäßig kurzer Zeit gelang es uns unter Führung der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei auch die Folgen der Krisenzeit zu überwinden und zu erreichen, daß die Tschechoslowakei nun ein konsolidierter prosperierender sozialistischer Staat ist, der einen festen Bestandteil der sozialistischen Gesellschaft bildet. Das Jahr, das eben ausklang, war eine weitere bedeutende Etappe in diesem Prozeß. Dank des bewußten Verstehens der Opferbereitschaft und der Initiative unserer Werktätigen, wurden die Aufgaben des XIV. Parteitages der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei und des fünften Fünfjahrplanes erfolgreich erfüllt. Wir schaffen damit günstige politische Bedingungen sowie materielle Quellen für einen weiteren Anstieg des Lebensniveaus, für die Entwicklung der Kultur sowie für die Perspektive Lösung der Bedürfnisse unserer Gesellschaft überhaupt. Ich möchte deshalb Ihnen allen, die Sie sich an der Erreichung der erzielten Ergebnisse beteiligten und Ihren Verdienst daran haben, daß wir in das neue Jahr mit guten Aussichten und berechtigtem Optimismus eintreten, herzlich danken. Unser Vertrauen in die Zukunft wird auch durch die hoffnungsvolle Entwicklung der internationalen Beziehungen gestärkt. Trotz aller Schwierigkeiten und Widerstände der reaktionären Kräfte setzen sich in der Welt immer ausdrucksvoller die Prinzipien der friedlichen Koexistenz durch. Die große Friedensinitiative, entwickelt auf der Grudlage neuer Anregungen und der Beschlüsse des XXIV. Parteitages der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, trägt bereits ihre Früchte. Auch die Autorität und die internationale Stellung unserer Republik, die eine aktive Friedenspolitik durchführt und die Entwicklung gegenseitig vorteilhafter Zusammenarbeit anstrebt, hat sich gefestigt. Der Kampf für Frieden ist aber für uns auch weiterhin unteilbar mit dem Streben um allseitige Entwicklung unserer sozialistischen Gemeinschaft, mit der festen Freundschaft, Zusammenarbeit und unverbrüchlichen Einheit mit der Sowjetunion und den weiteren sozialistischen Bruderländern verbunden. Durch die Erfüllung dieser edlen Aufgaben werden wir die Vorbedingungen für ein noch besseres Morgen, für ein glückliches Leben nicht nur dieser Generationen, sondern auch der künftigen schaffen. Werte Mitbürger, ich wünsche Ihnen allen ein glückliches neues Jahr, gutes Wohlergehen und viel Freude an der gut vollbrachten Arbeit für die weitere Entwicklung unseres sozialistischen Vaterlandes. Sonstige Entwicklung der Internasionalen Inge Der Generalsekretär des ZK der KPTsch, Dr. Gustáv Husák, gewährte dem in der CSSR akkreditierten Reuter-Korrespondenten ein Gespräch. Frage. Die CSSR schloß mit der BRD einen Vertrag ab, der die gegenseitigen Beziehungen normalisiert und das Münchner Abkommen aus dem Jahre 1938 annulliert. Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa wurde eröffnet, in Wien begannen Gespräche über die Herabsetzung der bewaffneten Streitkräfte und Rüstungen in Mitteleuropa. Welche praktischen Folgen wird dieser günstige Trend in den Beziehungen zwischen Ost und West für das tschechoslowakische Volk haben? Antwort: Mit Rücksicht auf die historischen Bedingungen entstand in Europa im gewissen Maße eine spezifische Situation. Hier haben sich durch Jahrhunderte von Menschen geschaffene Kulturwerte angesammelt, es kam zu einer gewaltigen Konzentration von Wirtschaftskräften, aber es existiert hier auch eine hohe Konzentration politischer Probleme, die in der Vergangenheit sehr oft in ernsten Krisen, aber auch in bewaffneten Konflikten ausarteten. Das Gebiet, auf dem unsere Völker leben und von dem man sagt, daß es im Herzen Europas liegt, wurde durch keinen bewaffneten Konflikt größeren Ausmaßes auf dem europäischen Kontinent verschont. Deshalb haben alle Ereignisse, die Sie erwähnten, für unsere Völker eine wesentliche unmittelbare Bedeutung. Unser Volk ist zutiefst an der Erhaltung des Friedens und der Stärkung der internationalen Sicherheit interessiert. Soweit es sich um den Abschluß des Vertrages der Beziehungen zur Bundesrepublik handelt, haben wir ein ehrliches Interesse mit unseren westlichen Nachbarn in guten freundschaftlichen Verhältnissen zu leben. Aber erst jetzt, als die BRD die Nullität des Münchner Vertrags anerkannte, wurde von ihrer Seite aus der notwendige Schritt dafür unternommen, damit in unseren gegenseitigen Beziehungen das schwere Erbe der Vergangenheit, das mit den Verbrechen des nazistischen Regimes gegen unsere Völker am Vorabend und im Verlauf des zweiten Weltkrieges im Zusammenhang steht, überwunden wird. (Fortsetzung auf Seite 4) )