Schul- und Kirchenbote, 1907 (Jahrgang 42, nr. 1-24)

1907-09-15 / nr. 18

266 Zur Fewerung aller dieser Bestrebungen auf dem Gebiete des Schulwesens gab Obert 1866— 1888 eine firchlich-pädagogische Zeitschrift heraus, den noch heute erscheinenden „Schul- und Sirchenboten“) Auch als Mitglied der obersten sächsischen Stirchen- und Schulbehörde, des Landesk­onsistoriums, dem Obert seit 1870 bis vor wenigen Jahren angehörte, hat er vornehmlich in den die Rolffsschule betreffenden Fragen gearbeitet. Auf national-politischem­ Gebiete hat Obert besonders in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine­­ hervorragende Rolle gespielt. 1863 und 1864 war er eines der rührigsten Mitglieder und einer der Schriftführer des Hermannstädter Landtages. Dort brachte er u. a. den Antrag ein auf Gründung von Acerbau- und Gewerbeschulen. Vom Landtag in den Wiener Reichsrat entsendet (1864 und 1865), gehörte er dort der Linken an, war Berichterstatter im Eisenbahnausschuß, forderte ein Gesäß über Minis­terverantwortlichkeit u. a. mw. Auch Mitglied der „Sächsischen Nations- Universität“ ist Obert wiederholt gewesen. Auf Oberts Anregung ist 1872 der erste allgemeine " Sachsentag" in Mediarch zusammengetreten, aus dessen Beratungen und Beschlüsser das feste politische Band hervorgegangen ist, welches auch heute noch alle Glieder des Sachsenwolfes umfaßt. 1898 wurde Obert von der Berliner Universität der philosophische Doktortitel honoris causa verliehen. — Bis in sein höchstes Alter hinein hat sich Obert eine bewunderungswürdige Nüftigkeit des Leibes und eine seltene Srilche und Beweglichkeit des Geistes zu bewahren gewußt. Erst seit etwa Jahresfrist ist er ein stiller Mann geworden, von schwerer Strankheit heim­­gesucht. Möge ihm nach einem vielbe­wegten Leben ein friedlich-stiller Lebens­­abend leuchten! Sächsischer Unterricht. Unsere Ueberschrift ist wörtlich zu verstehen. Wir meinen in der Tat dam­it Unterricht in sächsischer Mundart. Er mag sein, Dag ein Anschneiden dieser Frage bei manchen zuerst ein verwundertes Kopfschütteln hervorrufen wird. Und doc sollte man meinen, daß sie gerade bei ung, die wir Doch so ganz in der Mundart und unter ihrer Beeinflussung leben, naheliegend sei. Auf alle Fälle scheint sie ernster Ueberlegung wert zu sein. Das zeigt uns zunächst folgende Erwägung: Das sächsische Kind, all­­gemein wenigstens in den Landgemeinden, spricht bis zur Schulzeit und außerhalb der Schule ausschließlich die Mundart. In ihr lebt und webt es. In ihr atmet sein Herz und seine Seele. Kurz gesagt: Sächsisch ist seine Muttersprache. Außerhalb des Schulhauses hört es kaum ein Deutsches Wort. Man kann ruhig sagen, es hat auch seine Gelegenheit, jemals hoch­­deutsch zu sprechen. Nun kommt es in die Schule. Schon im ersten Schul­­jahr soll es deutsch erzählen, deutsch sprechen. Was it die Folge? Die prak­­tische Erfahrung jeden Schulmannes, der in Landschulen unterrichtet hat, lehrt es nur zur deutlich. Stumm, mundtot werden die Kinder gemacht. Die ganz lebhaften und geistig Negramen sind wohl im Stande, sichh schwerfällig .) Außerdem eine große Anzahl kurzer populärer Aufjäße, Borträne u. dgl., teils selbständig, teils in Tagesblättern, Zeitschriften, Kalendern. Ferner den „Sächsischen Has­freund“, Kronstädter Kalender (seit 1838), „Sächsische Lebensbilder” 1896 (Wien, E. Graefer), „Stephan Ludwig Noth, Sein Leben und seine Schriften“. 2 Bane (ebenda 1896),

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