Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1880. Dezember (Jahrgang 7, nr. 2115-2140)

1880-12-01 / nr. 2115

»k­­­'Redaction1md Adinknistrattsu HellauekgasseLSL quiutmitgusuaymederzonnzand Jesettaqetäqkisp. Abonnement für Hermannstadt: monatlich­ 85 X ae 2 E 50 en 5fl., ganzi. 10 fl. ohne Zustellung ins Haus, RER van 1 fl. 8 KR 6 h., 12 fl. Abonnem­ent mit Postversendung : fü­r das Inland:­­viertelj, 3 fl.50 Er., halbj. 7 fl., ganzj. 14 fl. Für das Ausland: here Aha 12 Frcs., Halbj. 18 EARM., 2 ., ganzi. 36 AM., 48 res. Unflanitrte Briefe werden nicht angenom­­­men, Manustripte nicht zurücg: ER" öe­­rmannstadt, Mittwoch I. December Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Hel­­­tauergasse 23, in Kronstadt Fr. Wilhelm Frank sowie Heinrich Dresswandt, Mi­­­ciasch J. Hedrich's Erben, Schässburg Erler's Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachamann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Ferdin, San­­­der, Broos Paul Batzony, Lehrer, in Wien Haasenstein , Vogler, Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , O., H. Schalek, Frank­­­furt a. M. G. L. Danube & O. Insertionspreis: ’ @armondzeile 5, 6 und 7 ie, egeluflus­­er Infeentenkuur a0 1880. YNadıruf an Anifer Iofef IL (Bortrag, gehalten am 30. November 1880.) Meine Herzen! Gestern Haben jenseits der Leitha in Hunderten von D Versammlungen Miltonen Herzen höher ge­­­schlagen in pietätvoller Berchtung und Dankbarkeit. Hörer und Redner in jenen Versammlungen gehörten dem verschie­­­densten Schichten der Gesrlchaft an. Und wenn Bierburd, diese V­ersammlungen ch­­harakterisirten, ‚so kennzeichnet sie färfer no der Umstand, daß In ihrer Mitte die Ultra­­­montanen und Föveralisten fehlten. Was wurde gefeiert in jenen V­ersamm­lungen? Wessen war das Bild, welches dort befränzt wurde mit den Symbolen der Verehrung und der Unsterblichen­ ? An mehr als einem Bersammlungsorte war unter jenem Bild das vollschämliche Wort zu Lesen: „3 den!’ jo manchmal hin und her, ’S kommt doc fein Kaiser Yosef mehr. Wenn einem ber ins Auge sah — Das war fürwahr ein Gloria!" Und was rühmten sie an dem Mionne ? Die Einen fügen: Er Hat die Ketten der Leibeigenschaft zerbrochen. „Er war ein Fürst in feinem Reich, Den Besten aller Zeiten gleich. Er trat zum Herrn und Ruechte ein, _ Ein Vater jedem Kind zu sein. Er pflügte mit der eig’nen Hand, Daß man den Bauern ehr’ im Land!" Andere jagen: Er hat in seinem Neic­ die Aufhebung des Jesuiten-Ordens herbeigeführt. Unsere Väter, weil sie Protestanten waren, sind hier behandelt worden wie rembe. Die bürgerlichen Rechte wurden ihnen vorenthalten. Wie Hunde stieß man sie aus den Häusern, aus ihren eigenen­­äusern. Man wies sie aus dem Lande wit Weib und Kint. Safer I. hat das Zoch hinweggenommen, welches hier die Protestanten Jahrhunderte lang gebraht hat. Darum hat einer von ihnen an sein Haus auf dem alten Fleischmarkt in Wien die Worte schreiben Lossen: „Vergängli ist dies Haus, Dog Hofes Nachruhm nie: Er gab uns Toleranz, Unsterblichkeit giebt sie!" Treten wir zu Anderen heran. Sie sagen: Einer seiner ersten Regierungsakte war das Centuredist. Das freie Wort, die freie Presse — diese oftbaren Geschente stammen aus seiner Hand. We­­it außer Friedrich dem Grofen, dem er nachstrebte, in jener Zeit ein Monarch zu finden, der den Muth gehabt hätte, zu sagen, was Zofef II. im Centurebift gesagt hat: „Kritiken, sie mögen nun treffen wen sie wollen, vom Landesfürsten bis zum Untersten, sollen nicht verboten werden, da es einem jeden Wahrheitsliebenden eine Freude sein muß, wenn ihm solche auf diesem Wege zusommen.” Aus Anderer Dtunde kann man hören: Er war der erste Diener des Staates. Wie er einst wachte bei seinem erkrankten heißgeliebten Kind, wie er ihm selbst mit eigener Hand Speisen und Heilmittel weihte — so hat er gewacht für das geliebte Kind seiner Seele, für das Gemeiniwesen mit nimmer ruhender Sorgfalt, hat ihm geistige Speisen und Heilmittel selbst gereicht, mit rastlosem Eifer, mit grenzend­­loser Güte. Allen Staatsdienern hat er vorgehalten, daß Eizening das Verderben der Geschäfte sei und Das andere zeichlichste after, daß der Eigenzug nicht nur vom Gelde zu versiehen sei, sondern auch den allen Nebenabsichten, Nun, meine Herren, ich will aufhören, Medende anzu­­­führen. Ich glaube mich mit Ihnen in Webereinstimmung zu finden, wenn ich behaupte: Was dort die Herzen so tief und aus solchem Grunde bewegt, das Tann uns hier nicht gleichgiltig und kalt Laffen. Zwar die Aufhebung der Leibeigenschaft bezieht sich auf uns nicht. Wir Sachsen wohnten — Dank den Vätern und der Weisheit ungarischer Könige — als freie Männer auf freier Erde. Dennoch flößt uns Gefühle der Verehrung für Fofef II. ein — jene enochale Maßregel, wodurch an Millionen von Ans­­gehörigen der Monarchie Jahrhunderte altes Unrecht zum Theil auf­­gemacht wurde. Zwar — das Z Toleranzebilt gilt uns nicht. Wir be­­­durften dessen nicht. Wir standen — Dank den Vätern und der Weisheit ungarischer Könige — im Befug und Genuß der Glaubens- und Gemissensfreiheit. Dennoch weck auch in uns Gefühle der Dankbarkeit gegen Sofef II. jene epochale Meoßregel, wodurch Tausende unserer Glaubensgenossen in ihr angeborenes Menschenrecht eingetet wurden, ihres Glaubens leben zu dürfen. Auch das Censurenist gilt uns nicht. Wer aber möchte bezweifeln, daß der alles unterwühlende Einfluß der Sesuiten auch in unseren engern Vaterlande Verhängnißvolles Hätte heraufbeschwöhren können, wenn Sofer II. die Weffeln der Geistesknecitschaft in den deutsch-slawischen Ländern nicht ger­­sprengt hätte? Und das Vorbild, welches der „erste Bürger " allen Dienern und allen Bürgern des Staates gegeben hat duch seine Hingebungswolle, selbstlose Thätigkeit im Dienste des allgemeinen Wohles — sollte es nicht geeignet sein, daß wir, daß alle Söhne des Vaterlandes si daran erwärmen? Denn, welches ist Die größte aller Gefahren, von welchen das Vaterland bedroht wird? W Besteht sie nicht darin, daß Wenige ihm mit Hingebung und reinen Händen dienen ? Meine Herren! Die geschichtlichen Tryatfagen, worauf ich Hinzumeisen mir erlaubt habe, sind wohl der Art, um auch unsere Herzen zu erfüllen mit Gefühlen pietätvoller Berehrung und Dankbarkeit. Gestatten Sie­ vir,noch EinigeS hinzuzufügen - Welches ist das untrüglichste Merkmal der Geistess und Charaktergröße.Die­ ist's,daß andeny was ein Mensch gedacht und erstrebt hat,Bölker sich erheben können in Zeiten,welche arnt sind i­ngemeinnüsigen Ideen und noch ärmer an aufopferungsfähigen Männern. Ein solcher Mensch ist JosstL gewesem Johannes v.Müller hat von ihm gesagt:»Josef ist so groß,daß man durchaus frei von ihm reden darf!« Also auch von seinen Fehler. Nach einem aus der Geschichte aller Zeiten abgeleiteten Gesetz,welchem die Kraft eines Naturgesetzes innewohnt, können Staaten nur mit den Mitteln erhalten werden mit denen sie geschaffen wurden.Nun beruht unseeraat nicht auf der Idee des Föderalismus,soudern auf der des Ein­­­heitsstaates. Josef I.stellte sich auf den Standpunkt vergeht­ und­­­staatlichen Interessenpflege,in der Abstwitz den Staat in die Lage zu versetzen,daß er seiner Mission im europäischen Staatensystem geilngen könne. Er trug ein Ideal des Staates in der Brust, das er mit immer wachsender Gluth Liebte, je näher der Zeit­­punkt kam, in welchen er an dessen Verwirklichung Hand anlegen sollte. Wie einst mit glühendem Verlangen Phgmalion den Stein umschloß, bis Leben und Empfindung es in ihm ergoß, so umfaßte Fofef II. sein Ideal des Staates. Doch als es Leben zu gewinnen begann, trug es Züge an sich, bei deren Anblick der Traum zerrann, welchen Fofef von der Beglüdung seiner Völker geträumt hatte. Sein Fehler lag darin, daß er das historisch Geworbene, wenn es in sein System nicht paßte, nicht auf den Grad seiner inneren Berechtigung, nur einmal auf seine Verbes­­­serungsfähigkeit prüfte, daß er es vielmehr schonangelos Hin­­­wegräumte und damit verstieß gegen das Stätigkeitsgefeg, welchem jede organische Entwicklung unterliegt. Die Gegenwart hat viel zu lernen aus: diesem Fehler! Doch leider steht er damit so, daß Diejenigen, welche für diesen Fehler nichts als seharfen Tadel haben, denselben Fehler, wenn sie ihn begehen, für politische Weisheit und Patriotismus ausgeben; daß gerade diejenigen die rücksichts- Tofeste Gentralisirung und Entnationalisirung anstreben, welche den Sofefinismus am lautesten verurtheilen, so daß man unter dem Eindruckk solch Heuchlerischen Lügengewebes an sich Halten muß, um nicht mißtrauisch zu werden gegen das eigene Ver­­­ständniß für Freiheit, nicht zu warfen in der Liebe zur Weis­­heit und in gerechtfertigter Aufwallung über erlittene Unbill zu bedauern, daß der Zofefinismus Schiffbruch gelitten hat. Denn wahrlich eines wenigstens wäre, wenn dieser Schiffbruch nicht stattgefunden, diesem armen Vaterlande erspart geblieben , das unheilvolle Walten des Chauvinismus. Möchte die Gegenwart aus jenem fehler lernen, was dem Staate Noth thut! Möchte sie aber auch ausharren auf der Bahn, welche Joseph II. betrat. Indem er durch seine Begegnungen mit Friedrich dem Großen in Neiffe und Neustadt den Grund legte zur Aussöhnung der Häuser Habsburg und Hohen­­­zollern und damit zur Valance zwischen Deutschland und der Monarchie. Wenn damals jene Ausführung ein Ast der Klugheit war, so ist heute dieses Bündni ein Gebot der Selbsterhaltung und der Prosperität des Gesammtstaates. Was läßt Joseph II. trog seines politischen Fehlers in den Augen der Nachwelt so groß erscheinen? Diese­­n bag er diesen Fehler einfach und sühnte, indem er die Hand zurückzog, als er zur Welterzeugung gelangt war, daß sie an Unantastbares gerührt habe, ·. Warum lebt sein Nawefort im Munde des Balles. Weil er denderzfchtag des Volkes verstanden hat,wie Wenigevor und nach ihm,die auf Thronen saßen. Wa­ verkündet von ihm die Sage von Geschlecht zu Geschlecht?Nicht seine politischen Fehler,sondern seine menschlichen Tugen dem seine unvergleichliche Leutselligkeit seinen erhabenen Edelmuth,seine unerschöpfliche Gülte,seine unerschütterliche Gerechtigkeit Seine hervorragendste Regententugend war­ die Selbst­­­losigkeit,die ihn auf dem Sterbebette jagen ließ:»Schon­­­misse den Thron nicht,fühlewich rabig,unrein­ wenig gekränkt,durch fodhle Lebensplage so wenig Glückliche und so viele Undankbare gemacht zu haben.Allein dies ist ja das Schicksal der Männer auf dem Thronel« Ich möchte hinzufügen da­ ist das Loos dec Idealisten, daß er den Gegensatz zwische Wollen und Könnenkusein ganzen Bitterkeit empfinden mußte. « Ehre dem Andenten an Kaiser Joseph I.dem einen Bürger-und Bauernfreund,dem ersten Diener des Staates, dem hehren Vorkämpfer des Licht­s,dem größten Menschens­­freund unter Allem die je ein Diadem getragent­­­ ——————— Franz Obert. W­ ckeuiLchtorh Croquet Roman von Instavsu Pntlit. Wiss-Uebuan »Danken?«erwiderte Magdm.,Können Sie wir bunte möglich für eine geliebte Schwester und für das,was ihr nützlich sein sollt ja, was sie in gewisser Beziehung dem Reben wieder schenken wird, weniger Theilnahme habe als Sie, der Fremde, aber," fette sie verbessernd Hinzu, „ber d weniger Wochen ?" » Freund Es ickgpeint ja fast,·«sagte Eduard,»als wollten Sie die Kraft und Berechtigung der Freundschaft nach ihrer Dauer t­­­en." 5­­­nagele entwiederte Magda: „Oft es Ihnen nicht 4 schon begegnet, daß Sie bei ganz neuen Bekanntfaften Er Yan 5 den Eindruck verselben besonders hoc au­­­fklagen wollten: „Mir iste, als ob wir uns seit Jahren rennten,” und liegt nicht in dieser Anerkennung zugleich dae Zugestäubniß, daß die alte Freundsgaft ihre besonderen te hatt ge­­nel Freundschaften sind wie ein Gesdienk des Schiesals, das man erst nach dem Empfang verdienen kann," erwiederte Eduard. „Nun,“ sagte Magda, „eo haben Sie das schwere freundschaftliche Vertrauen, mit dem Ihnen meine ganze Familie, Lory, die Brüder, selbst die Dame entgegenkamen, verdient, denn Sie s­chenkten der lieben Schwester mehr, als wir Hoffen durften, eine neue, freundliche Aussicht fürs Beben." „Das klingt fast, als dankten Sie dem Arzt zu sehr, nur um dem Freunde Ihrer Kamille, denn sich selbst schlossen Sie aus, nicht danken zu müssen,“ warf Eduard, nicht ohne Empfindlichkeit, ein. Magda fühlte, wie diese Besprechung immer wieder bie Heine Gereiztheit, die ss zwischen ihr und Eduard ges­­childet hatte, vermehrte, oder vielmehr, wie jedes Gespräch an dieser Gereiztheit scheiterte. Das war ihr peinlich, und stillstehend sah sie dem jungen Manne offen ins Auge, weichte ihm die Hand und sagte: „Laffen Sie uns in­ Silben stehen und über Begriffe streiten. Lasfen Sie es si ge­­fallen, daß Sie fuel aber langsam, was liegt daran, der Freund einer Familie geworden sind, die, ich scheue mich nicht , Ihnen auszusprechen, der Freundschaft eines ernsten und gemüthvollen Mannes wohl bedarf. Wie sehr meine Brüder zum Beispiel einen väterlichen Freund oder einen älteren Bruder nöthig hätten, und das auch empfinden, ohne sich bessen bewußt zu sein. Habe ich deutlich an der Art gesehen, mit der sie sich Ihnen in der ersten Stunde der Bekannte haft anschlossen. Das war eine Schwärmerei, und obzwar Sie sie weder belehren und gar hofmeistern wollten und Ihnen nicht herzlose Strenge, sondern gleichstellende Freundlichkeit zeigten, habe ich doch auch Wochen den Einfluß bemerken können, der sie fast gereifter, namentlich in der Selbstbeac­htung, und selbstbeherrschender in den oft unerträglichen Launen früherer Zeit erscheinen ließ." „Kinder erzieht man mehr duch Liebe als durch Gewalt," sagte Eouard. „Hier hätte ich jedenfalls erzogen, ohne es zu beabsichtigen." . Nun­ war es ihrerseits Magda, die sich verlegt glaubte. Sie hatte nicht ohne Niederwindung einen ersten Schritt zu unbefangenem Verkehr getran, und Eduard eriwieberte ihm duch eine allgemeine, wie ihr schien, ziemlich nichtssagende Bemerkung. Sie wollte das um’rquidische Gespräch abbrechen und wandte si zum Hause zurück. „Die Mama wird uns erwarten,” sagte sie. Eduard fühlte ihre Verflu­mmung und hieft sie zurück. „Sie wünschten für Ihre Geschwister,” fing er an, „einen älteren Bruder, und haben ja einen solchen.” „Einen Stieföruber,” erwieberte Maybe, „und ziwar einen, der von der Gehäffigkeit, die man meist fälschlich im die Bezeichnung „Stief“ zu Segen pflegt, die allerausges­­te­nterte Anwendung macht. Ich muß «8 anerkennen, daß er der zuweilen peinlichen De­rlegenheit, in die Mama die Sorge um ihre Familie verjegt, mit einer gewissen Frei« gebigkeit entgegenkommt, aber immer so, daß man ja bie be» [hämende Sast des Empfangens fühlt, und er hilft Einem nur, um Einem zugleich auf der anderen Seite mehr zu thun. Mir sind seine Wohlthaten geradezu unerträglich, und ich bewundere das gute Herz der Drama, das immer no dankbar empfängt, und noch mehr Yory’s kindliche Schwäche, die sogar eine Art von Abgötterei mit dem herzlosen Menschen treibt. Es muß einmal vom Herzen. Ich bin eine stolze, Hoch­­­müthige Natur, und meine ganze Empfindung sehnt sich gegen diese Abhängigkeit auf. Ich könnte darben und arbeiten mit Freuden, nur um mich und die Meinigen derselben zu ent­­ziehen, aber was sol ich thun? Wenn ich wirklich etwas öunte, um mich selbst dur die Welt zu bringen, vielleicht gar die Meinigen zu unterflügen, die Mama würde es nicht zugeben, und in anderer Beziehung fühle ich auch, das ich ihr und dem Haufe motäwendig bin, grade bei Lord’s Kräntlichkeit." (Sortfegung folgt.) _

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