Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. April (Jahrgang 8, nr. 2215-2239)

1881-04-01 / nr. 2215

lErEs­­­ . Seite 298 Hermannstadt, Freitag nationalen Kourtoisie durch eine besondere Kundgebung Rechnung trage. In einer Konferenz der Verfassungspartei des Herrenhauses war auch beschlossen worden, eine solche Kundgebung zu veranlassen und wurde Herr v. Schmerling ermächtigt, mit dem Präsidenten Trauttmansdorff diesbezüglich Nachsprache zunehmen. Für den Fall, daß dieser nicht einverstanden wäre, solle Schmerling selbst das Wort ergreifen. Allein ehe noch Schmerling mit Trauttmansworff­­­ gesprochen, hatte dieser sich an Ersteren gewendet mit der Anfrage, welche Haltung die Beh­affungspartei einnehmen d­ürde, wenn er dem Graf einen Nachruf widmete. Darauf erfolgte dann selbstverständlich eine bejahende Antwort. Dem in den nächsten Tagen in Wien in außerordentlicher Mission eintreffenden Grafen Schumaloff sind vom Knaiser Appartements in der Wiener Hofburg als Absteige-Qu­artier angeboten worden. Zwölftes Kapitel. Ein zartes Thema. Als Longwort­ am nächsten Morgen in dem Frühstückszimmer er­­­scheint, findet er Mrs. Shelden allein; sie steht am Fenster und fertigt ein kleines Sträufchen aus Noten und Geranien, der helle Sonnenschein fällt auf ihr üppiges, blondes Haar. Sie ist ein Bild gereifter Schönheit, doch Longworth hat sein Auge mehr dafür. Sie wendet sich hastig um, sie hat seinen Schritt genau kennen ge­­­lernt ; leises Errötchen steigt in ihre Wangert: „Guten Morgen, Alice! Spricht er freundlich. „Das sieht aus wie ein Knopflochsträußchen — wer wird der glücliche Bestier sein ?“ „Du — wenn Du es will. Larry — ich bitte Dich, vergiß, was „ich — ich muß wahnsinnig gewesen sein — gestern Abend — ich -- ich kann Dir kaum erklären, was ich meinte!” „Es bedarf seiner Erklärung, meine Liebe," spricht Longworth weich, denn wo wäre der Mann, der nicht im Grunde seines Herzens den Geschmach der Frau ehrte, welche ihn liebt. „So weiß, daß Du damals ein Kind gewesen bist, daß Du in reiferen Fahren die Vergangenheit um meinetwilfen belauert hast, weil ich ein Ver­­­mögen verloren, und in echt weiblicher Opferfähigkeit wolltest Du dies sühnen und Dich mir Hingeben! Ich verstehe Dich, doch glaube mir, ich befrage von Verlust des Geldes nicht! Doc wenn ich jenes Sträußchen bekommen soll, mußt Du es mir anstehen!" „Du bist großm­üthig," entgegnet sie mit leiser Stim­me, bist es immer ,gewesen — glaube nie — ich werde es nie vergessen! fügt sie mit bekenden «ich gestern Abend gesprochen,«fährt sie athemlos fort. Lippen hinzu. Longworth will antworten, doch in diesem Augenblick tritt O’Sullivan ein, er erfaßt die Situation in einem Bid und will zurücktreten; diese Bewegung, aber ärgert Longmworth, er weiß selbst Faum, warum. Was bringt Sie zu D dieser „Kommen Sie aus dem Bureau, DO’? (Fortlegung folgt) Stunde dahin?" Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. 1. April 1881. Nro. 2215 politische Widersicht. H­ermannstadt, 31. März. Wie hoch die Wogen des magyarischen Chauvinismus gehen, das beweist ein im ungarischen Abgeordnetenhause beinahe geglühter Bersuch, nicht Bloß dem magyarischen Sprachzwang, der bei vielen Gerichten im Widerspruche mit dem­ Gefege auf die Eingaben der Advokaten angewendet wird, eine gefegliche Unterlage zu geben, sondern denselben auch über die gegenwärtige gefegwidrige Praxis auf die gerichtlichen Eingaben der Privaten auszudehnen. Bei der Verhandlung der meisten Civilprocep­­­noveile, welche in der am 29. März abgehaltenen Lagung des ungarischen Abgeordnetenhauses stattfand, beantragte der Abgeordnete Franz Widovics zu $ 26 des Gefegentswurfes die Einschaltung eines neuen Paragraphen, wonach der Richter eine Eingabe in nicht magyarischer Sprache nur dann annehmen dürfe, wenn eine authentische magyarische Ueberlegung beigeschlossen ist. Dem gegenüber erklärte Zady, dieser Antrag sei unannehmbar, weil er den Bestimmungen des Nationalitätengefetes (G.­A. 4 : 1868) wider­­­spreche und das Nationalitätengefet durch einen Paragraph der Procegordnung umstürzen würde. Paul Mandel unterfragte das Amendement und bemerkte, es sei­ die magyarische Sprache die Staatssprache, wenn der Richter der Staats­­­sprache mächtig ist, hat er in dieser Beziehung eine genügende Qualifikation; zum Verstehen anderer Sprachen sei er nicht verpflichtet. Endlich handle es sich hier nur um eine Nationalitätenfrage, sondern um die Interessen per Rechtepflege. Hierauf replicirte Zay, daß nach ©.­A. 4 : 1869, 86, die Richter allerdings verpflichtet sind, die Sprache der Bevölkerung der betreffenden Gegend zu fennen. Ministerpräsident Tiga erklärte: Geehrtes Haus! Ich wünsche — wenn auch Furz — zur Sache zu sprechen, denn ich halte die Frage für sehr wichtig. Hier kann man wirklich nicht das Nationalitätengefeg vom Jahre 1868 allein berücksichtigen, sondern man muß auch den G.­A. 4 . 1869 in Berücksichtigung ziehen, auf welchen mein unmittelbarer V­orredner (Zap) sich fest berufen hat; und es ist im Punkt d) des $ 6 des eben citirten Gefeges, wo davon die Rede ist, wer ein Richteramt befreiden dürfe, bestimmt ausgesprochen: „ein solcher ungarischer Staatsbürger, welcher der Bestimmung des G.­A. XLIV . 1863 zu ent­­­sprechen fähig ist, dessen $ 13 auch in Zukunft nur mit Bezug auf die höheren Gerichte zu verstehen is." Dies ist im Punkt d) des $ 6 des G.­4. 4 : 1869 offen, bestimmt und für ausgeprüht. Ich glaube gern, daß es auch von Gesichtspunkte der Rechtspflege wünschenswerth wäre, wenn diesbezüglich eine andere Vorsorge getroffen würde.­­ch bin meiner­­­seits innerhalb des Rahmens ver Billigkeit und unseres bestehenden legalen Systems allezeit ein Freund der Verbreitung des Magyarenthums gewesen und bin es noch ; aber andererseits wü­rde ich es nicht forceft finden, wenn einem positiven Gesetz gegenüber so nebenher, in einer Proceßordnung, der völlige Umsturz einer für die Nationalitäten bestehenden gejeglichen Verfügung ausgesprochen wu­rde. Nach dieser Erklärung des Ministerpräsidenten lehnte die Menjorität des Hauses den Antrag des Abgeordneten Vidovics ab. Das zahne, zum Theile magyarisirte Bürgerthum der Hauptstadt Dfenpest beginnt sich zu regen. Bekanntlich­ hat der Pester bürgerliche Handelsstand vor Kurzem einen Aufruf erlassen, in welchem die städtischen Reichstagswähler zur Wahl bürgerlicher Abgeordneten — anstatt adeliger, wie es bisher meist geschehen — aufgefordert werden. Am 28. März hielt nun der Bester bürgerliche Handelsstand eine Ausschuldigung, in welcher der Präsident Alois Straffer berichtete, daß in Folge des vom Handelsstande erlassenen Aufrufes in Angelegenheit der Reichstagswahlen bereits von mehreren Seiten Zustimmungsäußerungen und Anfragen eingelangt sind, welche den Beweis liefern, daß die Anregung des Handelsgremiums in den betheiligten Kreisen sehr lebhaften Anklang findet. Herr Straffer hielt es für angezeigt, ein Actions-Komitee zu entsenden, welches berufen wäre, Die Wahlbewegung mit Aufmerksamkeit zu verfolgen, und die im Interesse der Sache als nothwendig erscheinenden Verfügungen zu treffen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen und zu Mitgliedern des Aktions-Komitee’s seitens des Handelsgremiums Alois Straffer, Adolf Aebly, Stefan Kerstinger, Paul Luczenbacher, 2. M. Kuiewalver, Zosef Bandeghi, Johann Hugmacher und Karl Adam gewählt. Das Komitee wurde zugleich ermächtigt, sich durch Vertreter anderer hauptstädtischer Fachkörperschaften zu ergänzen. Die Kundgebung im österreichischen Herrenhause aus Anlaß der Ermordung des russischen Kaisers wird auf Höhere Einflüsse zurücgeführt. &8 verlautet nämlich, daß der Präsident des Herrenhauses Graf Zrautt­­­mansdorff von Sr. Majestät in besonderer Audienz empfangen wurde, und daß Sr. Majestät die Mittheilung des Grafen Zrauttmansdorff über die von ihm beabsichtigte Kundgebung im Herrenhause anläßlich des Attentates in Petersburg mit besonderer Befriedigung aufgenommen und seiner Freude darüber Anspruch gegeben habe, daß das österreichische Herrenhaus ber­­entet: In den Verhandlungen in Berlin Über den Abschluß eines Handels­­­vertrages zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland ist man auf beiden Seiten, nach den vorliegenden Nachrichten, noch im Stadium der Ablehnungen der gegenseitigen V­orschläge. Bis zur wirklichen Abschließung eines Vertrages sind manche, und zwar nicht um erhebliche Differenzen u Lösen. In deutschen Reichstage ist First Bismarc mit einem Theil seiner Steuervorlagen durchgefallen. Zwei von den protektirten Steuern, die Wehr­ und die Braustener, wurden nach längerer Debatte, in welcher selbst eifrige Anhänger des Reichskanzlers, wie der Abgeordnete T­reitschke, sich dagegen erklärten, nicht einmal an eine Kommission ver­­iesen. Nur für die Stempelsteuer, obgleich auch gegen diese eingewendet wurde, sie sei eine unnöthige Beschwerung des Verkehrs, wurde eine Kommission eingelegt. Auf Anregung des Grafen Stolberg-Wernigerode fand­ eine freie Besprechung von Mitgliedern aller Fraktionen, ausgenommen Die Sozialdemokraten. Statt, um die Frage zu erörtern, ob es zeitgemäß wäre, die Neid­regierung auf­­­zufordern, Mafregeln gegen die Gefahren zu ergreifen, welche für die öffentliche Sicherheit durch Verwendung ex­plosibler Stoffe ent­­­stehen. Den BV Borsig führte Staatsminister Friedenthal. Bei der Besprechung wurde auch die Frage angeregt, ob nicht etwa angesichte­­ter bekannten Ereignisse das Asylrecht der Staaten durch internationale Verträge derartig zu beschränken wäre, daß vaffelbe nicht zu Vereinigungen und V­erabredungen gemißbraucht werden könnte, welche die öffentliche Drohung und Sicherheit anderer Staaten gefährden. Die als offiziell geltende Berliner „Post” hat die Erneuerung des Drei-Kaiser-Bün­dnisses in Aussicht gestellt. Das genannte Blatt schreibt nach einem geschichtlichen N Rückbll auf die Entstehung der Allianz der drei Kaiserreiche nachstehendes: „Rußland hatte sich entschlossen, die Mitte und den Westen Europas innerhalb einer festgezogenen Grenze, auf eine gewisse Art gewähren zu lassen. Aber die Weltregion, welche den Schlüssel zur Herrschaft über Europa und Asien bildet, blieb er entschlossen, nach wie vor allein zu dominiren, demnächst zu besigen und weiterhin auszubeuten. Damit trat Rußland in Wahrheit aus der europäischen Gemeinschaft, oder er konnte ihr nur als Herr mit dem Vorbehalt vereinstiger Geltendmachung des vollen Herrschafts­­­titels angehören. Daß Rußland mit diesem Herrschaftstitel, vielleicht wider den Willen seiner vorsichtigeren Staatsmänner und jedenfalls des Kaisers Alexander II., Ernst zu machen doch die Umstände hingerissen wurde, mußte den Gegensat zu Europa hervortreten lassen, und auch die mitteleuropäischen Großmächte mußten, obwohl mit großer Schonung, theils Rußland gegen­­­übertreten, wie Oesterreich, teils konnten sie, wie Deutschland, wenigsteng nicht für russische Interessen das Schwert ziehen. So war der eingeleitete Drei-Kaiser- Bund zersprengt, phantastische Kombinationen zwischen Panjra­­­bismus und französischer Nevanchepolitik tauchten auf. Das furchtbare Er­­­eignis des 13. März hat diese Kombination zerstört. Nußlands schwer er­­­trankter Volkskörper­­bedarf des Friedens, aber nicht nur des Friedens, sondern zuverlässiger Freunde und Nachbarn. Eine rufsische Regierung der nächsten Zeit muß einen unerschütterlichen Punkt suchen, ob sie nun mit geschärfter Repression, mit beschränkten Lokalen Freiheiten oder mit umfassenden Verfassungsbildungen vorgehen möge. So scheint von den drei Gliedern des ehemaligen Bundes Nußland der Er­­­neuerung desselben am meisten begünftig zu sein. Aber der Bund fan nur gelingen unter der dreifachen Bedingung, daß er si fern hält von der Solidarität politischer er den Frieden zum Ziele nimmt, aber nicht durch gedankenlose Vertheidigung irgend eines status quo, sondern durch weises Handeln, um jede nothb­endige Fortbildung in friedliche Bahnen zu senfen, also durch v­orbereitende Arbeit zur Lösung der großen Weltfragen unter billiger Abwägung aller europäischen Interessen, vorzugsweise aber der Interessen seiner Glieder. Unter dieser Bedingung könnte der Drei-Laifer-Bund ein Segen auch für Deutschland und Oesterreich-Ungarn und für ganz Europa werden, er könnte Europa vor einer Epoche allseitiger Verwirrung bewahren, deren Dauer, wenn ihr Eintritt nicht abgewendet werden könnte, nicht abzusehen wäre.“ In wohlunterrichteten Petersburger reisen gilt die Ernennung des russischen Botschafters Berlin Saburoff al Minister des Reußern als ziemlich wahrscheinlich, und Baron Verfüll, begeben si zunächst nicht nach St.­Petersburg. Eine die Haltung des gegenwärtigen russischen Kreises gegenüber Frankreich kennzeichnende Neu­erung theilt der Berliner Korrespondent des „Standard“ mit. Kaiser Alexander III. Hätte nämlich gesagt: „Frankreich ist wohl stark, allein weifen Sieg in einem Kriege gegen Deutschland ist sehr ungewiß, und seine Alliirten müßten nach der Niederlage den größten Theil der Kosten trag n. UWeberdies füme dann wieder die Kommune. Aus­­­land hat wirklich andere Dinge zu thun, als solche Resultate zu ermöglichen." In der griechisch-türkischen Grenzangelegenheit haben die Bots­­­chafter der Mächte sich emplich glücklich geeinigt, und bedarf dieses Elaborat nur noch der Genehmigung der betreffenden Regierungen, um dann den Regierungen in Konstantinopel und Athen zur Annahme mitgetheilt zu werden. Die von den Botschaftern festgefeite Trace wird als eine lediglich „continentale Grenze” bezeichnet und entspricht, in Thessalien, einige kleine Abweichungen abgerechnet, der Konferenz­linie. In Epirus bildet der Arta­­­fluß die Grenze. Kreta und Prevefa sollen bei der Türkei verbleiben, vor­­­behaltlich etwaiger Modalitäten, die mit Bezug auf Prevefa noch festzulegen wären. Dann kommt es nun noch darauf an, daß auch Griechenland und die Türkei mit der neuen Linie zufrieden sind. AS „weise Leute“ Haben übrigens die Diplomaten ihren Standpunkt geändert und in­­­ Konstantinopel ihre eigenen Konferenzbeschlüsse von Berlin umgestoken. In London war am 29. n M. das Gerücht verbreitet, Lord Beaconsfield sei gestorben. Dans Gerücht erwies sie als unmahr, doch ist sein Zustand ein sehr ernster. Lord Beaconsfield hat noch, aus seiner Anzettelung, eine Niederlage der Engländer im Transvaal erlebt. Die Boers erstürmten Potchefstroom, ehe der Friedensschlaf befannt war. Der Verlust der Engländer betrug 28 Zodte, 104 Verwundete und 500 Gefangene. Die Boers erbeuteten auch Kanonen und 3000 Bafete Patronen. Ueber die Proflamirung Rumäniens zum Königreiche schreibt die „Kreuzzeitung”: „Hier in Berlin wird man die Erreichung des Wunsches seitens der rumänischen Bevölkerung wohl nur willkommen heißen können, da er ein Fürst aus dem Hause Hohenzollern ist, welchen jene Erhöhung trifft, und da Rumänien schon seit Jahren fi der Sympathie und — fem weit er sich thum Ließ — der aktiven Hilfe seitens unserer­ Regierung erfreut”. Das „Journal de St. Petersbourg” schreibt: Die aufrichtigsten Wünsche Rußlands bleiben Rumänien in seiner neuen Stellung gesichert; es sei zu hoffen, daß die rumänische Negierung Alles aufbieten werde, um zu ver­­­hindern, daß Rumänien das Asyl irgend einer Fraktion der internationalen Dee werde, welche die Sicherheit der Throne und das Glück der Völker edroht. Die belgische Regierung hat das Königreich Rumänien bereits an: erfumt. de Wir seien im Wiener „Vaterland“ Nr. EN): Die Moldau und Wa­­lachei, welche eine kurzsichtige, weil das Unnatürliche anstrebende, Staatsfunst 3 B. ‚daß die fremden Mächte mit viel von­­einander getrennt halten wollte, haben sich nicht nur vereinigt, sondern haben jet sogar Pla genommen unter den Königreichen Europas. Hier­­­über schreibt in den „Hessischen Blättern” ein deutscher Schriftsteller : „Ganz so bedeutungslos ist die Sache indeß doch nicht. Der ‚Ro­­­manus‘ hat ganz Necht, wenn er h­ervorhebt, daß Titel unter Umständen einen gewissen Werth haben, größeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wenn sie ein Königreich, als wenn sie ein simples Sürstenthum zerstören wollen.‘ An welche Adresse dieser Sat gerichtet ist, braucht nicht hinzugefegt zu werden. Im ganzen Lande und auch außerhalb desselben wird man ihn als eine ernsthafte Verwahrung gegen diejenigen Macht verstehen, welche, nachdem sie bis zulegt der Vereinigung und der Unabhängigkeit der roma­­­nischen Fürstenthümer nach Kräften­­­ widerstrebt hat, sei au­sgesprochener­­maßen eine Art V­orherrschaft über die neuerdings von der Türkenherrschaft emanzipirten kleinen Staaten beansprucht, und aus diesem Grunde leicht der Angriffsluft gegen die (völkerrechtliche) Existenz der Tetteren bezichtigt werden könnte — gegen die Österreichisch-ungarische Monar­­chie. Daß die Rufen ebenfalls und vielleicht noch in viel höherem Grade einer wirklichen Selbständigkeit dieser Staaten abgeneigt sind, fällt deswegen nicht ins Gewicht, weil erstere je Flug sind, nichts der Art offen zu ver­­­m­utbaren, ihre Sciüglinge vielmehr, statt in verlegender Weise die eigene höhere Nangstellung herauszuführen, Lieber am Zeitteile der umeigenmäßigen Interessen für die flavischen (beziehungsweise orthodoxen) Brüder zu führen wissen. Freilich kam Rußland Rumänien gegenüber am Schluffe des lechten orientalischen Krieges mit diesem Behelfe einigermaßen ins Gedränge, da e8 hier nicht umhein konnte, statt blos als Schenfender auch einmal als Be­­­gehrender aufzutreten, ein Nollenwechsel, wer leicht das game aufgelaufene Konto schuldiger ‚Dankbarkeit‘ auslöschen kann. Hätte die österreichische Re­­­gierung diesen Moment wahrgenommen, so konnte sie auf lange hinaus die Führung der rumänischen Politik an sich bringen, freilich auf die sichere Aussicht hin, sich mit Rußland zu iroui­firen, was aber, wenn man in San Stephano agitiven wollte, ohnehin unausbleiblich war. Nichtsdestoweniger ließ man jene Gelegenheit unbenugt vorübergehen. Der Hochmuth der zur Zeit in Ungarn herrschenden Bartei, der sich den Eitel nicht versagen konnte, eine der gehaßten ‚Nationalitäten‘ in der Klemme, sozusagen in ihren eigenen Schlingen gefangen zu sehen, nöthigte die Rumänen, lieber sich mit den Ruffen zu verständigen, und brachte es fertig, wie in Bosnien Staven und Zürfen, so an der unteren Donau nunmehr Rumänen und Rufen gegen sich zu haben. Auf welche Bedingungen hin Die Verständigung der letteren zu Stande gekommen, entzieht sich natürlich der Oeffentlichkeit. Nur so viel ist Kar: die Abfindung mit der Dobrudscha, eine überaus dürftige Entschädigung für den Verlust Rumänisch-Bessarabiens, dann in seiner Weise als ein Lohn für die im Kriege geleisteten bedeutenden Dienste angesehen werden, wie er doch den Serben und Bulgaren für viel geringere Hilfen nicht versagt ges blieben ist. Der Hauptpunkt ist sonach ‚vorbehalten.‘ Wir glauben nicht zu irren, wenn wir die wiederholten Sonderungen der öffentlichen Meinung betreff8 der rumänischen Königsfrone als ein Vorspiel in dieser Richtung betrachten. Die rumänische Königsfrone bedeutet vielleicht nicht nur, wie der ‚No­ manul‘ durchbliden läßt, einen Protest gegen jeden etwaigen Meediatisirungs­­­versuch,­ sie man zugleich besagen, daß die rumänische Nation nicht länger darauf verzichte, unter den europäischen Nationen den ‚ihr gebührenden ang‘ einzunehmen. Kurz gesagt: sie bedeutet die Stellung der ‚rumänischen Frage‘ in demselben Sinne, wie Cavour’s­ Auftreten auf dem Pariser Kongresse die Stellung der italienischen Frage bedeutete. Was ist die rumänische Nation? Ein Boll von zehn Millionen Menschen, wovon knapp die Hälfte unter dem Scepter der Fürsten Karol vereinigt ist. Gegen eine Million Rumänen lebt auf vufsischem, ebenso viele befinden sich auf bulgarischem, beziehungs­weise türkischem Gebiete, ein paar hunderttausend in der serbischen ‚Braina‘ und gegen drei Millionen auf dem Gebiete der Heiligen Stephans-Krone — in Siebenbürgen und Ost­­­ungarn. Wie man, wenn die Rumänen sich mit der Hoffnung trügen, nachden sie von Oesterreich im Eritischesten Momente irgendwelche Hilfe nicht er­­­langen konnten, vielmehr neuerdings die Erfahrung nahen mußten, dass dieses sich als gebornen Herrscher des ganzen Donaulaufes betrachte, mit Hilfe der Auffen unter Umständen, statt des Landstriches nördlich von den Herr­­n. Suburoff ist­ der Vertreter einer engern Allianz zwischen Deutschland und Rußland. Außer Herrn v. Saburoff, ist auch der Pariser Botschafter, F­ürst Orlow und der englische Botschafter Fürst Yobanow, in Petersburg­ eingetroffen. Der Reife des Leptern wird in diplomatischen Zirfeln der russischen Hauptstadt eine größere politische Bedeutung beigelegt und b dieselbe mit der Annäherung in Bu­s­­­ammenhang gebracht, die sich in jüngster Zeit zwischen dem rufsischen und dem Kabinet von St.­James ergeben hat. Der Botschafter in Wien, Herr dr. Oubrif, die Botschafter in Konstantinopel und Nom, Herr v. Novikoff­­­ Donaumündungen, die dominirende Position, das siebenbürgische Bergland (die alte Reste des Königs Decebalus) und gleichzeitg ein abge­­­rundetes und erweitertes Gebiet mit einer um zwei Drittel des sekigen Standes vermehrten Bevölkerung zu erlangen ? Man wende nicht ein, daß die selbsteigene Beherrschung zu revini­­­­­­e­render rumänischer V­olkstheile Nußland zu v­ieser Rolle unfähig mache. Hat etwa der Belik Korfitas Frankreich gehindert, die italienische Sache in seine Hände zu nehmen? Wohl gewennt die heutige Irredenta pro forma auch Nizzas und Korfilas. Aber h­er wird daraus folgern, daß die Auf­­­führung dieser ‚abgerissenen Glieder‘ auch nur entfernt die praktische Be­­­deutung habe, wie die Reklamation von Triest und Südtirol? ‚Und eine solche, der italienischen Nationalpartei entlehnte Politik (wird mancher Kopfschüttelnd fragen) sollte ein Mitglied des mit Oesterreich zur Zeit eng lürten hohenzollerischen Fürstenhauses zu der feinigen machen Das wollen auch wir nicht gesagt haben. Aber wenn nicht Durch den Fürsten Karol, so kann sie nöthigenfalls gegen ihn ins Werk gesetzt werden! Die Lage des Fürsten hat, wie uns scheinen will, eine bedenkliche Aehnlichkeit mit derjenigen des Königs Otto von Griechenland. Wie dieser ohne historische­­­ Wurzel in dem von ihm beherrschten Lande, ohne Aussicht, seine Dynastie direkt fortzufegen, verdankt er seinen Thron jenen revolutionären Königs­­­machern, welche ihre nationalen Hoffnungen gerade um deswilfen auf einen dem preußischen Königehaufe nahe verwandten Prinzen seßen, weil sie in der Damals (im Frühjahre 1866) bestehenden, kriegsprohenden Gegnerschaft der preußischen gegen die österreichische Politik, die sich erste Garantie gegen den Hinderlichen Einfluß der weiteren auf die rurmänischen Projekte erblicken. Sabelte m­an doch schon damals von der Wiederaufrichtung eines ostungaris­­chen Reiches, vom Auftreten eines neuen Bethlen Gabor ! So weit ist es allerdings nicht gekommen. Aber wenn auch Weber die preußisch-deutsche Politik, noch Fürst Karol er schließlich doch noch dahin­­kommen Lassen möchte, so thut dies der möglichen Dacos romanischen nationalen Großmachtspolitik, welche seit dem Pariser Frieden immer das Schopffind bald einer bald mehrerer Großmächte gewesen ist, noch seinen Eintrag. Das Beispiel Griechenlands und Serbiens zeigt ja, daß im Falle eines Wider­­­spruches zwischen den Neigungen der Dynastie und der ‚nationalen‘ Politik regelmäßig die erstere weichen mußte, um entschiedenen Bartisanen der letzteren Plan zu machen. Zweifellos stände einer solchen in der von preußischen Officieren forgfant ausgebildeten rumänischen Armee sei ein treffliches Werk zur Verfügung. Denn ganz abgesehen von den 100.000 Milizleuten und Dorobanzen, zählt dieselbe 40.000 bis 50.000 kriegserprobte Feldsoldaten mit einer unge­­wöhnlich starren, beinahe 200 Feuerschlünde zählenden Artillerie. Gegen die Zarfen braucht man diese formidable und fostspielige Heeresmacht sicher nicht mehr. Für welchen Zweck wird sie daher eigentlich forterhalten? Wir ‚ vermögen seinen anderen zu entweden, als die eventuelle Durchführung der Rolle eines ‚ostromanischen Piemont‘, und gegen wen diese unter den ob« in Bestrebungen, daß : Das K­önigreich Rumänien,­­ ­ PR

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