Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. April (Jahrgang 8, nr. 2215-2239)

1881-04-22 / nr. 2232

E Redaktion und Administration Heltauergasse 23. Erscheint mit xmgnaismeder gionns un dJeier tagetågtiky. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 fl., Halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne on ing Haus, mit Zustellung 1 fl. 3 fl., 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: VW vierteljährig 3 ft. 50 I, Sersjährig 7 ft, ganzjährig für das Ausland: vierteljährig 19­ RM. oder 12 Fres., Halbjährig 18 AM. oder 24 Br­­erg 36 AM. oder Tc8. Unfransirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurücgestellt. N 2232. Siebenbürgisch): Deutsches Tageblatt, dermannstadt, dreilag 22. April Abermals der Heerenshader. Der in Klausenburg erscheinende „Magyar Bolgar“, ein dem Ministerium Tıpa sehr nahestehendes Blatt, bringt in seiner Osternummer (Nr. 87 vom 17. d. M.) unter der Aufschrift „Ein paar Worte über die Magyarifirung“ folgenden Leitartikel: „Die magyarische Presse geht fehl, wenn sie die Frage der Magyari­­­firung, strenger genommen die Frage auch der Namensmagyarifirung gänzlich vom Gesichtspunkt der Journalistis, das ist als eine Tagesfrage ansteht. Mi andern Worten, sie behandelt sie wie eine andere Frage von "Zages"­­­- Interesse, beispielsweise die Konversion. Heute schreiben fünstliche Blätter Zeitartikel darüber; morgen gehen sie schon darüber zur Tagesordnung über,­­­ bringen irgend ein anderes „Zages"-Thema in den Schwang und die vorher mit großer Hige ventilirte Namensm­agyarisirung (welche aber, so lange in Nehnung kommende, bedeutende Resultate nicht erreicht sind, in der magya­­­rischen Journalistik nicht so sehr ein „Zages" als vielmehr ein „tägliches“ Thema sein müßte) — geräth Hübsch in Vergessenheit oder e8 nimmt auch im besten Falle das dafür erwachte Interesse sehr, sehr ab, es fiift unter Null, denn es ist sehr natürlich, daß auch der Führer des Publik­ums sich nach der Presse richtet, sich mit einer beliebigen Frage oder Thema nur so für den „Zag“ beschäftigt, und eines nach dem andern fallen läßt, und in den Ofenwinter wirft. „Als unsere Blätter sich mit der Frage der Namensmagyarisirung ausnahmsweise ein paar Tage eifrig und intensiv beschäftigten, va zeigte sich auch ein Erfolg, indem das „Amtsblatt gar bald eine unvergleichlich größere Anzahl von Namensmagyarifirungen mittheilte als vordem, aber sowie die Blätter die Besprechung der Frage und damit deren fortwährende Popula­­­risirung unterließen, laufen auch die Namensmagyarifirungen herab und der „Budapesti Közlöny“ theilt von da angefangen so spärliche, wenige Namens­­­magyarisirungen mit, wie vor der Einleitung der Bewegung. Umsonst, wenn wir einen in Betracht kommenden Erfolg wollen — und im Interesse unserer Nation müssen wir einen solchen wollen — dann müssen wir die Frage häufiger vor das heimische Publikum bringen, und eben deswegen hätte die magyarische Presse in dieser Sache eine Art von gelindem, selbstbewußtem, ehrenhaftem agitatorischen Vorgang befolgen müssen, nicht aber den Weg, welchen sie eingeschlagen hat, weil sich dieser nur von zweifelhaften Erfolg und minder zum Ziel führend ertwiesen hat. Sie mußte und muß das Eisen schmieden, so lange es warn ist. „Dies ist die eine Bemerkung, welche ich als ein aufmerksamer Be­­­obachter der fraglichen Bewegung in den Spalten biefer Blätter und im­­­ Interesse der Sache zu machen für meine Pflicht halte. Meine andere, ebenfalls auf das Wesen der Sache bezüglichen Bemerkungen rasse ich in Folgenden zusammen: „Seit der neueren konstitutionellen Aera von 1867 bis auf unsere Tage haben, wie ich aus einem amtlichen Ausweise mich zu Überzeugen Gelegenheit, hatte circa 10.000 Individuen in Ungarn ihre Fami­­­liennamen magyarisirt. Die überwiegende Mehrheit v­ieser Namens­­­magyarisirungen macht die Aenderung des Familiennamens von Christen, besonders aber von Juden deutschen Klanges aus. Es giebt dann noch ein geringes florafisches, und ein noch geringeres vaitisches Kontingent, beziehungsweise die Renverung von Namen solchen Klanges. Nach den bis­­­herigen Erfahrungen also magyarisirt am meisten seinen Namen der einen deutsch klingenden Namen besigende Jude, dann ein eben solcher Christ, ierauf ver Storafe und endlich der Serbe. Absolut mag parisirt­­ee Namen nicht der Romane (d­äh.) Dean weiß auch, daß man hier auf einem andern Weg mehr erreichen könnte: „Hieraus schon geht hervor, was für eine Unklugheit der Istoczismus ist und besonders jeßt, wo die Einführung der Civilehe vor der Thüre steht. . Eine Unflugheit war an die Heße gegen das Dienpefter Deutsche Theater, ‚ erstlich, weil wir gerade aus diesen beiden Lagern das größte Kontingent erhalten und weil wir bei der Dezimanisation ernstlich nur dann uns fürchten können, wenn — Wwonor uns Gott bewahren möge — von dem Machtschemel die Gewalt mit allen ihren Mitteln gegen uns auftritt, wie z. B. nach der Niederschlagung unseres Freiheitskampfes. Aber dies brauchen wir nach menschlicher Voraussicht nicht zu besorgen, denn dies würde eine Enpfatastrophe für die ganze Monarchie provoziren. „Was aber die Provinzen und Landestheile betrifft, so habe ich be­­­merkt und erfahren, daß die allerwenigsten Namensmagyarisirungen während der ganzen neueren Konstitutionellen Aera bis jegt — in den siebenbür­­­gis­­chen Theilen vorgekommen sind. Vielleicht ist auch das Lehrreich. „Wenn ich die Sache nach gesellschaftlichen Klassen betrachte, so be­­­merkte ich, daß diese Bewegung größtentheils nur in einem Theil der Mittel­­­und Kleingrundbesißer-, Gewerbs- und Handelsklasse zu Hause ist. Es gibt gesellschaftliche Schichten, in welchen vollständige Apathie und Mangel an Befühl für diese Sache herrscht. Diese sind: die höchsten und die niedrigsten Klaffen, indem sich auch hier die Extreme begegnen. Bei der Iegtern­­waffe ist dies leichter verzeihlich, unter andern auch deshalb, weil die Nation aus dieser Klaffe durch die Schule sich sehr bedeutend refrutirt. Imveffen kann schon weniger gebilligt werden, daß einige unsrer Magnaten mit fremden Namen, welche die Rechte des magyarischen Hochadels geniehen, nicht magya­­­rische Namen annehmen. „Das aber könnte die magyarische Nation entschieden fordern, daß Diejenigen Individuen mit nichtmaghyarischem Namen, welche im ungarischen Staatsdienst stehen (und die Zahl dieser ist sehr beträchtlich), ihre Namen magharisiren. Daran muß sich jeder anständige Maghare geradezu stoßen, wenn er einen Schema­­­tismus in die Hand nimmt, in welchem die Namen der Beamten der magyarischen Ministerien mitgetheilt sind.*) Hier findet sich nur hin und wieder einer mit magyarischem Namen, gar nicht zu reden von den Beamten niederen Ranges; eine ganze Legion von Ministerialräthen und Sektionsräthen führt nit maghyarische Namen. Gerade wie in einem österreichischen M­inisterium. Set 3. DB. flnden sie aus dem Centrum als Ministerialkommissir nach Hodmezd-Rafarhely, um viel vor der Ueber­­­schwemmung zu retten, einen Menschen Namens Fafho-Moys! Wie kann ich jemand Balcho-Moys nennen Laffen und wie geniet er sich nicht, mit einem solchen Namen in eine früdmagyarische Stadt hinabzugehen, wo man nicht einmal seinen Namen aussprechen kann? Aber was für einen Sinn hat hier die Anhänglichkeit an den Namen? „Ich weiß sehr gut, daß nicht gerade im Namen der gute Patrio­­­tismus Liegt und, um bei dem aufgeworfenen Thema zu bleiben, weisen wir darauf hin, daß für die Magyarisirung von Dienpeft außerordentlich viel, unsrägbar viel ein so bewaffteter Mann gethan hat, wie ver Bürgermeister Kammermeher, und wie ich in den Blättern neuestens lese, hat Aehnliches s·)Der Reichstag von 1861«hat sich andere­ Z ausgesprochen-In der auis der Sitzung vomls Augusti sBl datierten Repräsentation an Allerhöchst Se.Majestät (in den REDE — K­omänyok — vorn Seite 134—154) Heißt es auf Seite 151 in deutscher Ueberlegung mnötlich: „Wir wissen, daß das immer mehr sich ent­­­­wickelnde Nationalgefühl Beachtung verdient und daß dasselbe nicht mit dem „Maße der früheren Zeiten und Der älteren Gejege gemessen “werden könne. Wir werden nicht vergessen, daß Ungarns Bewohner nicht „magyarischer Zunge (nem magyar ajku) ebenfalls Bürger Ungarns sind, und wollen „durch ein Geseß alles das garantiren, was in diesem Theile ihr und des V­aterlandes „unteresse fordert.“ „D. Red. d. ©. D. Tagebt.") « engen Pränumerationen and Inferale übernehmen außer dem Hauptbu­rean, Heltauergasse Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg C. F­­erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachs­­­mann Nr. 187, Sächsisch- Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmmann, Breos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein + Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter & C. H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. L. Daube , C. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Kostet beim einmaligen Einraden 7 fr., das z­weitemal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1881. in Devenburg dessen Bürgermeister: Druder vollbracht. ich wahrlich für Aber troßdem bleibt auch weiterhin der eine Kammermehrer, der andere Druder. Allein etwas ganz anderes ist es, wenn wir im Mittelpunkt der ungarischen Staatsregierung die Apathie in so auffallender Art treffen. Dies halte ein schlechtes Zeichen und wenn ich gut unterrichtet bin, so wird die Dfenpester Presse in dieser Sache auch eine Bewegung einleiten.“ Doritliche Webersicht. Hermannstadt, 21. April, Der armne Baron Haymerle! Unablässig piet ver Todtenwurm an seinem Ministerfeffel. Nun tritt auch die Berliner „National Ztg.“ in einer Korrespondenz aus Wien mit der Nachricht auf, daß die Tage des Herrn v. Haymerle bereits gezählt sein künnten. Dem erwähnten Blatte wird nämlich geschrieben: „Die Nachrichten von einem bevorstehenden Nacktritt des Herrn dr. Hahmerle haben einen sehr ernstlichen Hintergrund. Thatsache ist es, daß er seinen Stoß mehr vertragen könnte. Die Art, wie er von der rumänischen Königsproklamation überrascht wurde, findet ebenso wenig Beifall, wie sein Verhalten gegen Serbien, in dessen ruhige Entwickklung er störend eingegriffen hat. Auch die Art, wie Herr v. Hah­nerle die Be­­­ziehungen zu Rußland behandelt, findet in den höchsten Kreisen wenig Wür­­­digung, da man bei alter V­orsicht doch jede Hervorführung eines übergroßen Mißtrauens sehent und auch die Beziehungen zwischen Deutschland und Naßland in Frage kommen. It es vielleicht im Augenblick voreilig, schon den Abgang des Herrn v. Hahymerle anzukündigen, so und doch die Nach­­­folgerfrage schon erörtert. Das magyarische Interesse macht sich in dem Namen des Grafen Andraffy geltend; weiter ist von Herren v. Szlavy die Rede." Die Gründe, die angeführt werden, braucht man nicht für vollwichtig zu nehmen, sie sind blos die spanische Wand, Hinter welcher aus anderen Ursachen der Meinisterwechsel sich im geeigneten Moment vollziehen wird. Die Diplomaten im Orient durchleben im Augenblick­ wahre Wonne­­­tage, denn diplomatische Noten über Noten können sie in der griechisch­­­türkischen Angelegenheit schreiben; dazu sind sie auch im Stande einmal — vor der Hand wenigstens — auf ein Friedenswerk, das sie gestiftet, hinzumeifen. Friedrich und ohne Blutvergießen scheint nämlich die neueste Amputation am Leibe des Fransen Mannes zu Gunsten Griechenlands zu verlaufen. Wie erwähnt, geht alles mit Notenschreiben und Vorlesen im glattesten Wege ab. Am 19. d. M. begaben sich in Konstantinopel sämmtliche Bot­­­schafter zu Affym Pascha, wo der Dohyen Graf Hasfeldt die von allen Botschaftern unterzeichnete Konfektivnote übergab und verlas. Die Note besagt, daß die Mächte, nachdem die Finalafte der Berliner Konferenz nicht die gewünschte friedliche Ausführung finden konnte, ihre Botschafter in Konstantinopel beauftragt haben, nach reifer Prüfung eine Grenzlinie zu suchen und festzustellen, welche den Anforderungen der Lage entspricht. Die Note fügt hinzu, daß, nachdem alle Mächte diesen Antrag genehmigt haben, die Botschafter der Pforte notificiren, daß die oben erwähnte Grenzlinie, welche in formeller Weise die von der Berliner Konferenz bestimmte Trace substituive, als Beschluß Europas zu betrachten sei und ladet die Pforte ein, vemselben beizutreten. Die Note enthält keinerlei Maßnahme bezüglich der Räumung und Uebergabe des Gebietes; vieselben werden ven Gegenstand späterer Verhandlungen bilden. Am 20. d. M. Haben die Gesandten der Mächte in Athen, wie ein Telegramm unseres heutigen Blattes meldet, gleichfalls eine Kollektivnote überreicht, auf welche Herr Komunduros eine schriftliche Antwort versprochen hat. Die Griechen werden nehmen, was ihnen für den Moment geboten Langsam hebt sie das Antli­ empor und steilt ihm die sonderbarste Frage , die in ähnlichen Verhältnissen je von den Tippen eines Mädchens erflungen ist. „Moonfieur Longworty —" spricht sie, ihn voll ins Auge Blicend: „Sie hielten um mich an — Sie ziehen mich meiner Schwester vor — Sie wünschen meine Achtung zu erringen — beantworten Sie mir eine Frage — lieben Sie mich?" Er ist so grenzenlos überrascht, daß er im ersten Augenblick seine Er­widerung findet; ihre Frage benimmt ihm den Athem: „Reine, ich habe Sie gebeten, meine Gattin zu werden — dies sei meine Antwort!" „Sie haben um eine von Mrs. Windfors’s Erbinnen geworben; Ihre Antwort befriedigt mich nicht — doch ich Lese­­ren Urtheilsspruch, melden Sie über mich fällen, in Ihren Augen. Sie finden e8 unm weiblich — weil ich eine Frage stelle, die mie nicht zukommt — doch — gleichviel — e8 wäre für uns Beide besser, wenn Sie mir freimüthig antworteten !" „Wenn ich antworte — ich liebe Sie — und eine Gegenerklärung von Br­­ee — sind Sie bereit, mir diese zu geben?“ „Nein !" „Sind Sie bereit, mir zu sagen, welches Band Sie mit Leonce Durand verknüpft ?" „Rein !* Y Jeuifleien. — Tren Bis in den Tod. Amerikanischer Homen, frei bearbeitet von M. v. Weißenthurn. (43. Fortseßung.) „Ihre Schwester scheint tiese Freude kaum zu theilen. Sein Theater­­­coup­­­— und er hat, nebenbei gesagt, etwas Theatralisches an sich — ist ihr augenscheinlich Höchst unmwillkommen. Was Sie betrifft, so würde ich, wenn er nicht die sonderbarste Annahme auf der Welt wäre, sagen ." „Nun?“ sagte sie mit fünfelinden Augen: „Bahren Sie fort!" „Daß sie über ihn erschroden waren.“ „Sie beobachten gut," er­widert sie mit einem kurzen Lachen. „Was haben Sie sich sonst noch für Annahmen gebildet? Wenn ich gewußt hätte, daß ich unter Aufsicht stehe, so wäre ich auf meiner Hut gewesen. In Zu­­­kunft werde ich es sein.” Sie begegnet jetz Fühn und herausfordernd feinem Blick. Er blicht auf ihre Hände — was funfelt dort an einem Finger der rechten Hand? Es ist ein Ring. Ein Ring an Reine Landelle’s Finger ist etwas Auffallendes. Mit Ausnahme des Ringes, den er ihr selbst gegeben hat, und dem sie seit ihrer Verlobung getragen hat, hat er nie einen Ring an der schmalen Heinen Hand gesehen. Die Hite hatte sie bewogen, beide Handschuhe auszu­­­ziehen. Sie liegen zusammengeballt auf ihrem Schoße, und an dem ersten Finger der rechten Hand sieht er jegt einen goldenen Reif mit einem werth­­­vollen grünen Stein. „Ein schöner Ring, Reiner, sagt er­ fragen, er ist mir ganz neu.” „Nu mir." „Sie haben ihn auch an diesem Morgen noch nicht gehabt.” „Rein, Herr Longworth." „V­ielleicht ist es ein Gerdient von ihrem Vetter und Bruder, Herrn Durand? Ich fürchte, er hat eine unglückliche Farbe gewählt. Grün bedeutet Bergeifen, Treulos oder etwas Derartiges, nicht wahr ?“ „Wenn dem so ist, so war seine Wahl prophetisch,” erwiderte sie, auf den Ring niederblidend. „Wirffich?" — Er blicht sie fest um, so fest und lange, d­aß ihr die Köche ins Antlig steigt, „allen Sie mich doch sehen," „Sie haben ihn nie zuvor ge­­­Sie zieht den Ring vom Finger, ohne ein Wort zu sagen, aber in herausfordernderer Haltung als je. Auf der Innenseite des Ringes sind die Worte eingravirt: „Still und treu.” „Ein Schöner Ring!" wiederholt Longwort und giebt ihr ihn zurück, „und ein hübscher Wahlspruch. Mean weiß kaum, was man mehr be­­­wundern sol." „Sür einen Deann von Herrn Longworth’s praftischer Richtung ist es gewiß der Smaragd," erwidert Reine. „Schweigen und Wahrheit sind Zugenden, die er fauım einem so armen Geschöpf, wie einem Weibe zutrauen wird.” „Da täuschen Sie sich, Fräulein. — Ich glaube zum­­­ Beispiel, daß Sie Beides sein können: stil und treu!“ Er sieht ihr Auge funfeln, ihr Gesicht mit brennendem Mobh sich überziehen. „Ja," ruft sie, „gegen Diejenigen, welche mir vertrauen und mich lieben, kann ich, wenn die Zeit kommt, Beides sein." „Und Diejenigen, welche Ihnen vertrauen und Sie lieben, sind hier, und die Zeit ist gelommen!" „Der, Longworth," erwidert sie, sich ganz gegen ihn wendend, „was meinen Sie? Sie hegen einen Verdacht gegen mich. Wollen Sie mir sagen, worin er besteht?" „Ich sah, wie er Sie gefaßt hat!" entgegnet er mit mühsam unter­­prüdter Aufregung. Kalt und stolz hatte sie zu ihm empor geblicht, doch bei diesen Worten stieg flammende Röthe in ihr Antlig; es ist das erstemal, daß er sie in solcher Weise erreihen sieht. „Dh —“ flüstert sie — „ist Ihnen denn daran gelegen?“ Ein. Etwas in ihrem Wesen — in ihrem Antlit bewegt ihn eigen­­­thümlich, doch es ist nicht der Augenblick, um ihr seine Empfindung zu zeigen. „Nun, in der Regel — liebt er ein Mann nicht, wenn ein Anderer seine Braut fügt; er glaubt selbst den einzigen Anspruch auf dieses echt zu haben. Ich habe dieses Recht nie gefordert, werde es nie fordern, bis wir nicht zu einer freundlicheren Verständigung kommen, als neulich bei der Gartenmauer­­n und vielleicht, gerade deshalb bin ich eifersüchtiger als andere Männer und will die Privilegien, welche mir allfein zusommen, nicht einem Fremden überlassen. Ich will ihnen nicht wehe thun, Fräulein Neine, und ich hoffe, Sie verstehen mich!" « »Dann entschuldigen Sie,wenn auch ich mich weigere,ihre Frage zu beantworten.Die Rechte der Frau sind in diesem Lande zwar unbegrenzt, trotzdem muß man den Mann entschuldigen,der sich weigert,Alles zu geben — um nichts dafür in Empfang zu nehmen!“ „Und doch gibt es Männer, welche dies tun!“ „Sie meinen Leonce Durand!“ „Allerdings! “Er erhält aber auch etwas dafür; ich sehe nicht ein, weshalb er unzufrieden sein sollte. Eine Dame nimmt seinen Ring und seine Umarmung mit gleicher Liebenswürdigkeit entgegen, sie lehnt er ab, den Mann, welchen sie heirathen soll, in ihr Vertrauen zu ziehen, sie vertraut Leonce, sie miß­­­traut ihrem Verlobten. Ich sehe seinen Grund, warum Leonce sich be­­­wagen sollte." „Der, Longworth,” ruft Reine, außer Stande, ihr leidenschaftliches Temperament noch länger zu beherrschen, „es ist genug! Wollen Sie, daß ich Ihnen Ihr Wort zurückgebe? Ich bitte Sie, es mir ungescheut zu jagen. ae RE 5 ee ER TUN er

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