Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Mai (Jahrgang 8, nr. 2240-2264)

1881-05-04 / nr. 2242

x Redaction und Administrationt Heltauergasse 23. Si scheint mit xms natjme derzeit wundreit tagetägtickx. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fL. 50 fl., Halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 en Auftellung ins Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl. 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Bostversendung: Für das Inland: Vierteljährig 3 fl. 50 kur ar al TL., ganzjährig für das Ausland: Dereeleheig 1 RM. oder 12 Fred., Halbjährig 18 AM. oder 24 en 36 AM. oder tc3. Unfransirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurücgestellt. N 2242. Hermannstadt, Hiltwoch 4. Mai Siebenbirgisch- Deutsches geb­­al Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltanergasse Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner,­­­Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg C. F­. Erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachs­­­mann Nr. 187,­­­S ächsisch«Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein , Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. L. Daube & C. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einladen 7 Er, das zweitemal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 Er. Unsere Bissenschaft im Ausland. Wer den trefflichen Aufgab: über Die Lage und Hindernisse der Schrift­­­stellerei in Siebenbürgen fennt, der im Jahre 1790 den ersten Band der „nartalichrift” eröffnete, wird traurig gestehen miüssen, daß von den dort aufgezählten Hinderniffen manche auch heute noch bestehen. Nach vielen Seiten aber, das läßt sich nicht leugnen, ist es besser geworden. Wir fünıten doch auf eine Reihe von Werten zurückbliden , die in der Wissenschaft sich einen Namen gemacht haben. Vor allem, unsere Wissenschaft ist heute in innigerm Zusammenhang mit der großen Welt draußen, als vor Hundert Jahren. Die Loh­rung, damals eine Folge verschiedener ungünstiger Um­­­stände, ist heute geschwunden, und wie die Eisenbahn die Welt zu ung führt, so verbindet sie uns mit der großen Welt. &8 gilt Heute doch­ nicht mehr in der vollen Ausdehnung, was der alte Schlöger schrieb: ich­ wußte von den Siebenbürger Deutschen nicht viel mehr, als von denen in Germantoren und Seilen, eine Un­wissenheit, die ich vermuthlich mit vielen gelehrten deutschen Historikern gemein hatte! Unsere ‚Geschichte, unsere gegenwärtige Lage, unsere wissenschaftlichen Arbeiten sind in Deutschland bekannt und werden gemü­rdigt. Erfreulich ist es vor allem, daß unsere wissenschaftlichen Arbeiten nicht nur im Vaterland, sondern auch in Deutschland mit aufmerksamen Augen verfolgt werden. Daß einige derselben in Wien und Deutschland erschienen sind, Hat dazu mit beigetragen. Wir erinnern an 3. Redens von Friedenfels (Wien, Braumüller), an die Sachsengeschichte von G. D. Teutsch (Leipzig, Hirzel), an die Wolfsmärchen von %. Haltrich (Wien, Gräfer), an die Bilder aus dem sächsischen Bauernleben (Wien, Gräfer), an Hieglauers eben ausgegebenes Werk: Die politische Reform­­­bewegung unter Jofer II. und Leopold II. u. a. Aber auch was im Lande erscheint, geht nicht unbeachtet verloren. Schon der Tausch mit den hundert Vereinen, denen der Verein für sieben­­­bürgische Landeskunde die eigenen Schriften zujchtet, wirft zur Verbreitung mit. So nehmen denn die angesehensten wissenschaftlichen Zeitschriften gern von Zeit zu Zeit Notiz über die Leistungen, die wir zu Tage fordern. Wir wissen gut, die wohlwollende Aufnahme derselben gilt nicht allein “der Leistung; aber wenn die Leitung jener Aufnahme unmüldig wäre, so würde das gute Vorurtheil rasch schwinden.­­­ &3 ist den Lesern unsers Blattes bekannt, wie die „Preußischen Jahr­­­bücher" (von denen das Brufenthal’sche Museum unlängst alle seit dem Anfang des Erscheinens ausgegebene Bände getauft hat), über unsere geschichtlichen Leistungen urtheilte. Eine fürzere­­­ Zusammenstellung derselben Arbeiten bringen­ die „Mittheilungen des Instituts für öfter. Geschichtsforschung“ (Wien). „Wir verdanken dem Verein für siebenbürgische Landeskunde Die werthvollsten wissenschaftlichen Arbeiten historischen und naturwissenschaft­­­lichen Inhalts", schreibt der DVerfasser. Die in Leipzig erscheinende Wochen­­­schrift „Im neuen Reich" brachte vor Kurzem einen Auftag: „Die germa­­­nistischen Studien im Siebenbürger Sachsenland“, welcher den Arbeiten auf diesem Gebiet gerecht wurde. Der Auftag betont besonders, daß aus den wissenschaftlichen Arbeiten auch das deutsche Wolfsleben der Sachsen stets neue Nahrung schöpfe, Kraft und Erhebung darin finde. „Wie dem König in der Sage Alles, was er anfaßte, zu Gold wurde, so wird in den Händen der sächstichen Wissenschaft was sie angreift, zum Born edler natio­­­naler Begeisterung. Jakob Grimm hat in vielen Briefen an sächstiche Germanisten, die sie als theures Gut aufbewahren, feine und des Deutschen Bolfes Theilnahme an der wissenschaftlichen Arbeit und an den Geschiden der Sachsen ausgesprochen. Sie ist dem fernen Brudervolf nie dringender Noth geweiert, als heute!“ Vor Allem aber haben zwei Arbeiten in der setten Zeit die wohl­­­wollendste Kritik gefunden: Das Korrespondenzblatt des Vereins für sieben­­­bürgische Landestunde und Die Quellen zur Geschichte Siebenbürgens, 1. Band. In für allen Besprechungen der wissenschaftlichen Leistungen der Sachssen wird jener Zeitschrift ehrenvoll gedacht und die Quellen haben öffentlich und privat im so freundliche Aufnahme gefunden, daß wir uns denselben nur freuen künnen. Zarnde’s Literarisches Zentralblatt, das erste fritische woissenschaftliche Organ Deutschlands, begrüßt das Werk freudig und „erkennt das V­erdienst an, das sich der Ausschuß des Vereins für siebenbürgische Landesfunde durch die Herausgabe des Werkes ermworben.“ Das „Neue Archiv der Gesellschaft zur Erforschung der Altern deutschen Geschichte” zeigt das Erscheinen desselben mit den Worten an: „Aus Her­­­mannstadt in Siebenbürgen geht ums troß der Bedrängniß unserer dortigen Landsleute eine stattliche Publikation zu. . . Ungemein daufenswerth, ist diese lang vorbereitete und mit eisernem Fleiß zu Stande gebrachte Ar­­­beit, welche sich den besten Arbeiten dieser Art wirdig anweiht." &. M. Thomas in München schreibt im „Anzeiger für die K­mde der deutschen Vorzeit": „Je mehr die Magyaren gegen alles Deutsche bei sich und unter ihnen vorgehen, desto standhafter stellt sich, was gut deutlich ist und bleiben will, festgeschlossen um das geistige, keinem entreißbare Erbe der­ heimischen Geschichte. Die Veröffentlichungen des Vereins für siebenbürgische Landes­­­funde bezeugen dies in steter und vermehrter Folge wissenschaftlicher Schriften. Eine hervorragende Arbeit liegt man aber vor... . Der statt­­­liche und­ sorgsam gehaltene Band siebenbürgischer Geschichtsquellen ist Ir alle Deutschen in en Betracht Beachtungswerth. . . Die deutsche Wissenschaft wird dieses erste Unternehmen berufener Männer würdigen und bemügen, wie es ihr zusteht." Im ähnlicher Weise heißt es im „Kor­­­respondenzblatt der deutschen Archive" (Weimar): Das Werk i it so recht geeign­et, den geistigen Zusammenhang deutschen Wissens und Schaffens in Siebenbürgen mit der Wissenschaft im deutschen Meutterlande darzulegen. Es gibt augenblicklich in Ungarn und Siebenbürgen seine ähnliche Duellen­­­edition. Die der vorliegenden, nach deutschen Mustern ausgearbeiteten Aus­­­gabe der Rechnungen in Bezug auf Korrektheit und Präzision der Aus­­­riltung gleichgestellt werden könnte. ... Wir wünschen dem Unternehmen je weitere wohlwollende Theilnahme der sächsischen Universität und dem 1. Band seiner Bedeutung wegen zahlreiche Abnehmer in Deutschland.“ Aber auch zahlreiche private Schreiben der bedeutendsten Gelehrten (Wattenbach, Giesebrecht, Weinhold u. a.) sprechen in ähnlicher Weise sich aus. Löher schreibt: „mit großer Freude begrüßte ich das o­­ft verdienst­­­volle und zeitgemäße Unternehmen und vertiefte mich in Diese Fülle ächt deutscher Orts- und Personennamen. Ich habe über das mit Geschmach und wissenschaftlicher Sorgfalt ausgearbeitete Wert jüngst in der am f. allgem. (Reichsarchive N( München) bestehenden und zahlreich besuchten Archiv-Schule Vortrag gehalten." Die rumänische Akademie der Wissenschaft in Bukarest hat auf die Uebersendung des Werkes Hin alle ihre Publikationen dem Landesfundeverein zugestelt und am Tausch der Schriften ersucht. Aus diesen vielfachen Anerkennungen, die u. a. auch den kirchlichen Denkmälern als sie erschienen zu Theil wirden, sollen wir vor allem heraus­­­lesen: etwas ist erreicht, mehr noch ist anzustreben. Wir fühlen alle recht gut, in welcher ungünstigen Lage unsre wissenschaftliche Arbeit ist, wenn wir sie vergleichen mit den glück­cheren Genossen im Reich. „Unsere Zeit und unsere Kraft ist getheilt" — so schreibt einer unsrer Forscher — „wir öinen und dürfen uns nicht einspinnen in Specialfächer. Uns ruft allezeit unser Alles, alles das, was das Gesammtleben unsres Volles aus­­­macht; alle seine Sorgen und Nöten sind und bleiben Die un und Köthen jedes Einzelnen von uns und sie alle bringen ihre Arbeit und ns Und das sollte sich nicht merken lassen an unsrer wissenschaftlichen­­rbeit ?" Da wohl, es läßt sich merken. Aber um so weniger dürfen wir müde werden. Wir müssen arbeiten auch auf diesem Gebiet, gehoben durch Die Anerkennung, die uns zu Theil wird, nicht verlegt und entmuthigt doch etwaigen Zadel, denn „wir wären ja längst verloren, wenn wir nicht unsre deutsche Bildung, unfre deutsche Wissenschaft hätten.“ 1881. Politische Uebensicht. Hermannstadt, 3. Mai. In Zukunft dürfte man also von Auswanderungen aus Ungarn wenig mehr hören. Der Reichetag hat in seiner Sigung vom 2. d. M. den Geseh­­­entwurf über die Auswanderungsagenturen angenommen. Hoffentlich knüpfen sich daran auch solche Maßnahmen der Regierung, daß den Leuten von selbst die Auswwanderungsluft vergeht. Im derselben Sikung gab das Haus auch der Neueintheilung der Szegediner Wahlkreise seine Zustimmung und legte der Kommunikationsminister Oxrdody den Gefäßentwurf über den Bau der Pleit—Semliner Bahn vor. Im österreichischen Reichsrat he­­it die Generaldebatte über den Staatsvoranschlag zum Abschlufse gebracht worden, nachdem der Abge­­­ordnete Rieger noch ein antisemitisches Debut zum Besten gegeben hatte, wobei er die nicht zu Stande gekommene Ausführung zwischen Deutschen­ und Ziehen den semitischen Deutschen in die Schuhe schob. Aus Berlin ist ein interessantes Zeichen der Zeit zu registriren. Eine nach Tausenden von Handwerksmeistern, Fachgenossen zählende Ver­­­sammlung hat in einer Resolution einen förmlichen Absagebrief an die Fort­­­sorittspartei erlassen. Die Resolution lautet: „Die am 29. April 1881 in einer zweiten Verr­ammlung im großen Saal der­­­ Reichshallen anwesenden Berliner Innungsmeister, Fachgenossen und Freunde Des Handwerkes erklären, daß sie mit Nachsicht auf die seit Jahren Herrschenden traurigen sozialen und wirthschaftlichen Zustände, welche fast ausschließlich durch die zu ideale fortschrittliche Gefeßgebung theild herz beigeführt, theils "befördert wurden, gendt­igt sind, sich von denjenigen Par­­­teien, unter deren eifrigster Bemühung jene Gefeßgebung zu Stande kam, endlich mit aller Entschiedenheit loszusagen und bei der bevorstehenden Reichs­­­tagswahl nur solchen Kandidaten ihre Stimme geben zu wollen, welche ent­­­troffen sind, den Fürsten Bismarc in allen denjenigen Bestrebungen mit voller Kraft zu unterfrügen, die auf eine Revision der bestehenden Ge­werbe­­­gefeggebung 2c, zu dem Zecke gerichtet sind, einen Leistungsfähigen Hand­­­werferstand wieder ins Leben zu rufen, zu erhalten und zu befestigen.“ Die Berliner Blätter sprechen sich beinahe alle dahin aus, daß es mit der vom Fürsten Bismarc angedrogten Abregung Berlins als Neid­e­­­hauptstadt doch nicht so Eile haben würde. „Die Parteien,“ meint die „National­­e Zeitung“, „welche den Einfluß des preußischen Staates im deutschen Reiche möglichst herabdrücken wollten, verlangten eherdem von ihrem Standpunkte aus mit Necht, daß nicht Berlin die Hauptstadt des Reiches sein dürfe. Das Haus Hohenzollern aber wird wohl nicht auf den Regierungssig in der Stadt verzichten, in welcher die Geschichte des preußischen Staates und seiner Dynastie in Stein und Erz zu lesen, so das Gewächtnis des großen Kurfürsten und Friedrich des Einzigen lebendig und die Bevölkerung, wie auch ihre politische Gesinnung sonst sein mag, mit der Dynastie vor Hohenzollern auf das innigste verwachsen ist.“ In den Kreisen der conservativen Abgeordneten des deutschen Reiche­­­tages wird übrigens bereits Kaffel als der zukünftige Sig der Reiche­­­regierung bezeichnet. Ueber das Scheitern der Au­­slieferungs- Konferenz äußert sich das Organ des Londoner Kabinets, „Daily News“, folgendermaßen: „Die drei Kaiser hatten die Absicht, eine Konferenz der Großmächte einzuberufen. Man glaubte, daß, wenn Frankreich dem Plane beitrete, England für denselben gewonnen werden könnte. Allein die Französische Republik hat sich, zu ihrer Ehre sei dies gesagt, geweigert, an einer solchen Konferenz theilzunehmen, und das Projekt ist in die Brüche gegangen. Hätte Frankreich eingemilligt, so würde England sicher abgelehnt haben. Wir glauben, daß die französische Regierung ihre Bereitwilligkeit ausgedrückt hat, ihre Gefege in Bezug auf das Ayl­­­recht in Erwägung zu ziehen und dieselben zu amendiren. Seitens England­ dürfte eine solche Neigung kaum gezeigt werden. Wir sind mit den bestehenden Gefegen zufrieden. Die gegenwärtige Regierung wird seine Beschränkung des Asylrechts, welches politische Flüchtlinge hier genießen, in Vorschlag bringen, Senisteion in Breu bis in den Tod. Amerikanischer Roman, frei bearbeitet von DM, vdl. Weißenthart. (53. Sortregung.) „Ich will nicht," erwiderte er hartnäßig. „Ich habe das Necht, zu bleiben. Was gehen mich die mißtrauischen Blide ver Leute an? Mag das Schimmste kommen, es fann nichts Schlimmeres geschehen, als daß ein Anderer meiner Gattin den Hof macht. Du Hast mir gut Klugheit predigen, aber ich bin fein Stein. Ich kann das nicht länger ertragen. Ich sage Dir, es gibt Zeiten, wo es mich fast wahnsinnig macht. Das Ende davon wird sein, daß ich zu Mrs. Windsor gehe und ihr Alles sage.” „Dann höre, was ich Dir sage," fährt Revne noch immer in der gleichen leidenschaftlichen Weise fort: „Von dem Tage an, da Du dies thust, sind wir für immer geschieden, ich werde es Dir, so Tange ich lebe, nie vergessen oder verzeihen, das Schwöre ich Dir. Bist Du eben so falsch und verrätherisch wie —" „Bahre fort," sagte Durand mit spöttischem Lachen. „Dar es nicht genug, ein Mädchen, daß Du liebtest, das Dir ver­­­traute, zu einer geheimen Ehe zu verleiten und ihr jede Aussicht fürs eben zu verderben? Leonce, Leonce!” ruft sie laut und bricht in ein krampfhaftes Schluchzen aus : „Du mußt wirklich wahnsinnig sein!" Sie sehreiten vorwärts. Durand weist noch einen Augenblick in der Halle, indem er ihre beiden Hand hält und ihr ernstlich zuredet, dann beugt er sich zu ihr herab und Eüßt sie, und Beide fehren wieder ins Haus zurück. Longworth steht wie betäubt da. Er nimmt den Hut ab, als ob ihm ihr windelte. Seine Gattin! Durand’s Weib! Die Worte wollen ihm nicht aus dem Kopfe gehen — das also ist endlich das Geheimniß! Er weiß nicht, wie lange er so basteht. Er hört die Gesellschaft aufbrechen, aber er rührt sich nicht. Sekt kommen die Leute aus dem Hause, es ist ein Gewirr von Stimmen. Einige der Gäste wundern sich, wo Long­­­“worth sein möge. Der Winkel der Halle verbirgt ihn aber vollständig; seine Cigarre ist ausgegangen und verräth ihn nicht. Er kann Nevie’s Stimme unterscheiden, dann spricht Marie, dann Franz und Durand. „Er ist nur Hinausgegangen, um eine Cigarre zu rauchen,“ sagte Fräulein Harriot bestürzt. „Es kann sich doch nicht die Erde geöffnet und ihn verschlungen haben." Miß Harriot geleitet die Gäste bis an die Gartenpforte. Als sie zurückkehrt, tritt Longworth plößlich aus seinem Verstel hervor und folgt ihr. Sie wendet sich um und fährt bei seinem Anbli mit einem Ausruf des Schrecens zurück: „Korenz, um des Himmels willen, was ist Ihnen geschehen? Sie sind bleich wie der Top!" Er blickt in den Spiegel. Sein Gesicht it asdigran. Er versucht ruhig zu scheinen, während er antiwortet: „Nichts ist mir geschehen, ich glaube, ich habe einen Anfall von Schwindel gehabt — wahrscheinlich in Folge der Hite. Ich habe mich vor Gesellschaft nicht angeschlossen, denn ich konnte nicht gehen, ohne Ihnen gute Nacht gesagt zu haben —" „Zinnten Sie etwas Stärfendes," sagt sie und weicht ihm ein Glas Wein. Ihre Hand zittert. Etwas ist geschehen, etwas Folgenschweres und Ungewöhnliches — das fühlt sie. Er nimmt das Glas mit einem erzwungenen Lächeln aus ihrer Hand und leert es in einem Zuge. „Ich­ gehorche Ihnen stets," sagt er dann, indem er das Glas auf den ZTrfch niederstellt. „Sie sind die beste und treueste Freundin auf der Welt — gute Nacht!" Er drüht ihre Hand fest, beinahe heftig, greift nach dem Hut und ist fort, noch ehe sie ein Wort erwidern kan. Aber seinen Hund, mit welchem er sie beim Abschied angesehen, fühlt sie noch immer auf sich ge­­­richtet, als er schon lange gegangen ist. Eine ganze Welt voll Verzweiflung und bitterem Weh lag in diesem einen Blick aus feinen Augen, in denen sie zu lesen wußte, wie sein anderes Wesen. Sie kannte ihren Freund zu genau; jeder Anspruch in seinen Zügen sagte ihr, was sein Inneres bewegte, noch ehe sein Mund er ausgesprochen hatte. Die Verzweiflung aber, die aus seinen Augen leuchtete, als er sie verließ, macht ihr Herz erbeben und mit bangender Seele fragt sie sich, was vorgefallen sein möchte, das Longworth so tief hatte berühren können? Es ist ihr, als ob ein Gewitter in der Luft schwebe, weffen Drud gewalt­­­sam auf ihr Tastet und das fie immer finsterer zusammenballt, um sich endlich mit Donner und Big unheilverbreitend zu entladen. Dreiundzwanzigstes Kapitel, Schein oder Wahrheit? „Mutter, sagt Franz Dexter, „ich will Dich um eine Gefälligkeit bitten." Er ist am Morgen nach der Theatervorsteiung und Dexter hat die früheste Morgenstunde zu dem Besuche bei seiner Mutter gewählt. Sie sind ganz allein in dem kleinen, sonnenhellen Gesellshaftszimmer. Jan Dexter figt in einem Schaufelstuhle, wiegt fi Hin und her und ein wohlgefälliges Lächeln schwebt auf ihrem Gesicht, während ihre Blide auf dem Sohn ruhen. Der junge Mann geht unruhig im Zimmer Hin und her, nimmt Bücher in die Hand und legt sie wieder von sich, sett sich plöglich nieder und steht eben­­so plößlich wieder auf. Er geht ohne Zweifel etwas in Franz Derter’s Seele vor. Seine Mutter beobachtet ihn unausgeregt und mit dem Anspruch zärtlichster Liebe. „Nun, Lieber Kranz,“ sagt sie, die Hände im Schooß zusammenfaltenn, „was willst Du denn?" „Du fährst Heute Nachmittag nach Boston, Meutter ?“ „Sa, da ich sehen so bald wieder nach Georgien zurückreise, muß ich sogleich nach­ Boston gehen, wenn ich es überhaupt besuchen will."­­­ „Wie lange wilst Du Dich in Boston aufhalten ?" „Nur wenige Tage, höchstens eine Woche. Dein armer Onkel­­st nicht gern allein und Du hast ihn durch Deine verlängerte Abwesenheit in diesem Sommer sehr verdrießlich gestimmt. Er sagt, es gebe gar seine Dankbarkeit mehr auf der Welt und die jungen Leute seien alle eben so egoistisch wie eigensinnig. Dir solltest Dich wirklich in Acht nehmen. Lieber Franz, denn es ist nicht gut, wenn Du ihn gegen Dich aufbringst, da so viel auf dem Spiele steht. Ich habe ihn schon mehr als einmal mit dem Advokaten Chapmann über Lorenz Longworth sprechen gehört.” „Mache Dir deshalb Feine Sorge, Mutter," fällt ihr Franz ungeduldig ins Wort, noch einmal im Zimmer auf und abschreitend, „th will ba“ ;

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