Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Juni (Jahrgang 8, nr. 2265-2288)

1881-06-11 / nr. 2273

- Seite530 Hermannstadt,Samstag Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Fürst Milan von Serbien,der am 8.d.M.in Berlin eintraf, wurde von dem Generaladjutanten und dem Flügeladjutanten des Kaisers empfangen und in das königliche Schloß geleitet.Der Fürst stattete Nach­­­mittags dem Kaiser einen längeren Besuch ab.Nachmittags fand zu Ehren des Fürsten Milan ein größeres Diner bei dem Kaiser statt.Eine Ber­­­liner Correspondenz des,,Pester Lloyd«erzählt,wie die Aufmerksamkeiten, deren Fürst Milan in Ofen-Pest sich zu erfreuen hatte,und zwar sowohl seitens des österreichisch-ungarischen Monarchen,wie seitens des Ministers des Auswärtigem Baron v.Haymerle,und des ungarischen Ministerpräsi­­­denten v.Tipa,in Berlin überaus bemerkt worden sein,und Kaiser Franz Josef erkenne schon heute in einem»Königreiche«Serbien keinen Rivalen sondern einen zukünftigen Al­irten. Der Aufstand in Algerien,dessen Wachsen von der französischen Regierungspresse lange verheimlicht wurde,hat nachgerade in der Provinz Oran einen derartigen Umfang angenommen,daß Oppositionsblätter,wie der»8ntransigeant«,bereits den drohenden Verlust der nordafrikanischen Kolonie ankündigen.Die wiederholten Niedermetzelungen französischer De­­­tachements bekunden zunächst,daß die thatsächliche Herrschaft Frankreichs im sü­dwestlichen Algerien völlig erschüttert ist. Beinah­:alle Pariser Blätter beschäftigen sich mit diesen Vorgängen; der»Temps«findet darin einen Trost,daß die Sahara von Oran der ge­­­fährliche Theil Algeriens ist und von Zeit zu Zeit immer von Neuem mit­­­ Waffengewalt behauptet werden muß.Die Oppositionsblätter dagegen weisen auf den Zusamm­enhang zwischen der tunesischen und der algerischen Frage­­­ hin,da es leicht geschehen könnte,dass die nordafrikanische Expedition,welche die Hegemonie in Tunesien bezweckt habe,mit ernsthaften Verlusten in der bisherigen Kolonie ihren Abschluß erhalte.Zugleich wird der Vorwurf wiederholt,daß es sich in Tunis nur um finanzielle Operationen gehandelt habe­ wie die jüngste Meldung der»Agence Havas«beweise,daß die Ver­­­drängung der italienischen Eisenbahngesellschaft Rubottino durch die französische Gesellschaft Unmittelbar bevorstehe.Fü­r die Sorglosigkeit,mit der die fran­­­zösische Heeresführung die Dinge im südwestlichen Algerien sich entwickeln ließ,wird insbesondere auch der Civil-General-Gouverneur der Kolonie, Albert Grevy,verantwortlich gemacht. Aus Rom signalisirt man eine bevorstehende bedeutsame Kund­­­gebung des Vatikans.Mit Vorwissen des Papstes publizirt der Je­­­suitenpater Curti demnächst ein Werk­»Das neue Italien und die katho­­­­lischen Eiferer.«Darin wird nachgewiesen,daß der Vatikan die Unkluge Politik verfolge,das Volk zwischen Religion und Vaterland wählen zu lassen.Der italienische Klerus sei durch Verfolgung materieller Vortheile verortet,während Deutschlands katholische und protestantische Geistlichkeit gleichmäßig durch Re­­­formation vor Fäulniß gerettet und auf einem hohen Standpunkt des ernsten Studiums und der Sittenreinheit stehe.Die Katholiken Italiens müßten an den Arbeiten des Parlaments theilnehmen,dieses gebiete die Vaterlandsliebe Das Papstthum solle auf die weltliche Herrschaft ruhig verzichten,denn Gott,welcher diese Herrschaft gab,habe sie wiedergenommen,da diese weltliche Herrschaft verderblich werden könne für die geistige Interessen der Kirche. Nach einer Londoner Zuschrift der „Pol. Korr.”" sprechen schwer­­­wiegende Gründe für die Annahme, daß die irische Agitation von den ame­­­­rikanischen Fentern gewährt und aufrechterhalten werde, welche die 2o8- trennung Irlands von England bezweden. Es sei wahrscheinlich, daß die Landliga, falls es zum Ausbruch eines Bürgerkrieges in Irland Fame die, Wahne ver Lostrennung entrorfen­­­ werde. Wer trägt die Schuld an den Zuständen in Irland? Das radikale Londoner „Echo” sucht diese Frage durch eine Reihe von praktischen Beispielen zu beantworten. Das genannte Blatt schreibt: „Vor einigen Tagen hatten 600 Mann Truppen und Polizisten auf den Gute des Obersten Hare gewisse Ermissionen zu vollstreben. Die Thatsachen sind folgende: Der Oberst lebt in England. Sein Gut besteht aus 1300—1400 Ader. Von Verlaufe der letten 25 Jahre hat dieser im Auslande lebende Gutsherr von seinem verhältnißmäßig seinen Gute nahezu 80 Familien, d. h. über 400 Personen vertrieben Nun fragt wohl mancher: Warum sollten diese Leute nicht vertrieben werden, wenn sie Feine Pacht bezahlten? Aber welche Pacht ? &8 trifft sich gerade, daß der Oberst, welcher nichts zur Verbesserung seines Gutes gethan, seine Pachtgelder, 50 Percent über die Regierungs-Schägung gesteigert hat. Hier haben wir somit einen Gutsheren, der nichts thut, als feine Pachtgelder einziehen, der es darauf absieht, seine Pächter­ an den Bettelstab zu bringen, und der, wenn er keine ungerechten Pachtgelder mehr erhalten fan, die Aermvisten mit Hilfe des vom britischen DVolfe bezahlten Militärs ermittirt." Nach dem Petersburger Berichterstatter der „Badischen Landes Big" wurde am 4. Juni Abends beim Bahnhof Gatschino, bei der Aus­­­weichstelle, nahe der Schienenkreuzung eine von der Außenseite des Dammes Bachte Aushöhlung entdeckt, worin zwei leere Blechfapfeln standen. Das oh war verdeckt durch ein mit Moos und Gras überzogenes Brett. vom Z Telegrafenzimmer aus war durch den Keller des Stationshauses eine Leitung dahin gelegt. Zwei Stunden vor Abfahrt des Zaren wurde das Lokal mili­­­tärisch belegt und Die Beamten verhaftet. I­­n Rochefort läßt sich aus Petersburg unter dem 3. d. M. erichten : Bielfeicht lesen jene dunkeln Augen etwas von dem, was in der Seele jener Frau vorgeht. Alle Heinliche Abneigung verschwindet, und Nevne Bietet Alice die Hand. »Es wird mich sehr freuen,wenn die Cousine meines Gatten mich zu ihren Freunden zählen will!«spricht sie einfach,und dann ergreift sie Long­­­worth’s Arm und entfernt sich, wi­­nn Ein letzter Blick!Fräulein Harriot’s Zimmer ist hell erleuchtet,Long­­­worth ruht in seinem altgewohnten Lehnstuhl,Fräulein Harriot neben ihm. Reine sitzt musickrend am Klavier-die Augen ihres Gatten folgen jeder ihrer Bewegungen. „Der Erbe ist also gestern gekommen und hat die Mühlen verfauft — und das ist das Ende der Windsor’s," spricht Esther Harriot gedankenvoll. Im ganzen genommen war ed doch eine merkwürdige Frau!" ent­­gegnet Longworth. « »Und einst warst Du der Erbe,Larry,und hast ein Vermögen von­­­ ö bisS Millionen verscherzt!Und Alles meinetwegen,«flüstertReine-indem sie sich hinter seinen Stuhl stellt.»Ob ich es wohl werth bin?« »Alles meinetwegen«­—entgegnet er,sie zärtlich unschlingend. »Nun aber singen Sie uns eine ihrer Lieder-Beine!«sagt Fräulein arriot. » Eine Gartenscene,eine helle Mondnacht,flimmerndes Sternenlicht Eine schöne,tunch rau sitzt in einen weißen Shawl gehüllt im Garten,— ein hochgewachsener Mann steht ihr zu weite.Schweigend lauschen sie den Klängendethesik. »Erst gestern Abend entdeckte ich,daß ihre Schwester schön ist,«be­­­merkte Franz Dexter;»das Glück ist ein wunderbares Schönheitsmittel und die Liebe das höchste Gut auf Erden!Erinnern Sie sich noch früherer Zeiten, Marie?" „Sowohl!” flüstert sie Leise. Tiefe Stille, nichts wird gesprochen, doch jene Beiden wissen, daß sie Freunde sind, und wenn auch in der Vergangenheit viel zu beklagen ist, so trauert man doch nicht ewig. Und Franz Dexter verzweifelt nicht mehr; im Mondschein neben Dearie stehend, hofft er zuversichtlich auf kommende Züge, mögen sie auch noch in einiger Ferne Liegen, wen­­ne „Sn Bezug auf die neuen gegen das Leben des Zaren geschmiedeten Complote, welche die Polizei entdeckt hat, bin ich zu der Erklärung ermäch­­­tigt, daß Alexander III. in diesem Augenblicke von den Männern, welche die revolutionäre Bewegung in Rußland leiten, noch nicht verurtheilt ist. Der Tag ist sogar noch ziemlich fern, da das Comite zusammentreten soi, um über diesen Punkt Beschluß zu fassen, und wenn dieses Urtheil gefällt werden sollte, würde der Zar zuerst Mittheilung davon erhalten. Demnach­ würde jedes Attentat, welches vor der Entscheidung des Comite’8 versucht worden ist oder noch versucht werden künnte, seinen offiziellen Charakter (?) haben und nur der Initiative einzelner Gruppen der revolutionären Partei zuzuschreiben sein.“ Nochefort, der französische Communard und Redacteur des "Iu= transigeant" steht bekanntlich in genauen Beziehungen zu der russischen Nihilistenpartei. Seit der Rückkehr Gortschafow’s nach Petersburg cursirte dort das Gerücht von der beabsichtigten Berufung Ignatiew’s zum Minister des Auswärtigen und der Ernennung Schuwalow’s zum Nachfolger Ignatiew’s. Fürst Alexander von Bulgarien dürfte ruhig dem Ansturme der Herren Zanfo­­­w und Genoffen entgegensehen können. Der russische „Res­­gierungsanzeiger" erklärt rund­wegs, der bulgarische Fürst personificire das unzertrennliche Bündniß zwischen dem vuffischen und dem bulgarischen Wolfe. Die „Nordd. Allgem. Ztg." secundirt dem Colfegen in Petersburg, indem sie schreibt: Die Auslassungen des vuffischen „Negierungsanzeigers" bezüg­­­lich Bulgariens werden überall, wo ein aufrichtiges Interesse an der ferneren friedlichen Entwiclung der orientalischen V­erhältnisse vorhanden ist, ein sympathisches Echo finden; sie geben getreu die Ansicht der anderen kaiser­­­lichen Mächte wieder und documentiren auch in diesem Falle die Ueberein­­­stimmung, welche für den friedlichen Verlauf aller orientalischen Fragen seit dem Congresse so bedeutungsvoll gewesen. Sächsischer Parteitag in Kronstadt. Der Centralausschuß der sächsischen Volkspartei, welcher am 8. und 9. Juni i. $. in Kronstadt tagte, war zahlreicher denn je besucht. Die meisten Kreisausschüsse der Partei hatten ss in der vollen, nach den Or­­­ganisationsbestimmungen zuläßigen Zahl von Delegirten vertreten hatten ; vollzählig vertreten waren Hermannstadt, Heltau, Aleps, Kronstadt und das Burzenland; ferner waren Vertreter aus Leibhfisch, Media und Schäß­­­burg erschienen; der Broofer Parteiausschuß hatte sich vertreten Lassen. Ebenso waren die Reichstagsabgeordneten der sächsischen Volkspartei bis auf Einen an­wesend. Blos das Fehlen von Vertretern aus Biltrng, Agnetheln und Mühlbach ließ eine sehmerzliche Lü­de empfinden. Eine Zuschrift des Biltriger Parteiausschusses entschuldigte die Nichtentsendung von Vertretern nach Kronstadt mit der Aussichtslosigkeit des Wahlkampfes in Biltrig, wo der Regierungskandidat sicher durchdringen werde. Die Zuschrift wurde mit Bedauern zur Kenntniß genommen. Um so gehobener, Fertiger und Hoffnungsfreudiger war die Stimmung der im Generalausschhsse Versammelten, welche im Verlaufe der ernsten, fast zweitägigen Berathung Zeugniß davon ablegten, daß dag „unus sit populus !*­­­Eins sei das Vol!" mit unverlöichlichen Zügen in die sächslichen Herzen eingegraben sei. Bei der Erörterung der politischen Lage wurde bezüglich der von unnseren Abgeordneten im Reichstage einzunehmenden Haltung­­einstimmung die Unmöglichkeit anerkannt, daß ein Pas Ab­­­geordneter der gegenwärtigen Negierungspartei angehören und der Negierung Zipa’s Heeresfolge leisten und überhaupt sächliche, Volksinteressen im Verbande der gegenwärtigen Negierungspartei wirksam vertreten­­önne. Einstimmig wurde anerkannt, daß es nicht nur wü­rdelos, sondern auch verderblich sei, Dasselbe M­inisterium Tipa zu unter­­­stoßen, welches eine fortschreitende Schmälerung der den Nichtmagyaren durch das Nationalitätengeset noch eingeräumten Rechte gestatte (siehe z. B. den Beschluß des Hermannstädter Gerichtshofes vom 14. Dezember 1880), die Magyarifirungsbestrebuungen begünstige (siehe die Haltung Tipa’s in der deutschen Theaterfrage, die Bestätigung des Namensmagyarifirungs­­­vereines, die Herabseßung des Stempels für Namensänderungen u. s. w.) und die Kirchenautonomie und deutsche Schule durch Vorlagen, wie den Mittel­­­schulgejegentwurf, in ihrer Wurzel bedrohe. Uebrigeng wurde anerkannt, daß der Chauvinismus nicht eine Spezifische Eigenthümlichkeit der Tirapartei, sondern ein Gemeingut der magyarischen Reichstags-parteien seien. Daraus ergab si von selbst die Stellung unserer sächsischen Abgeordneten im Reichstage,: nämlich ihre Stellung außerhalb der bestehenden Reichstagsparteien. Aus der ersten, von einer gehobenen, kampffreudigen und zuversichtlichen Stimmung getragenen Berathung des Generalausschusses sind auch die übrigen Punkte de Wahlprogrammes hervorgegangen, welches wir an leitender Stelle vollinhaltlich veröffentlichen. Nun ist es die Aufgabe der Kreisausschü­sse und aller Parteigenossen, diesem Wahlprogramme den erforderlichen Nachdruch zu verleihen, einmal dadurch, daß sie nach Möglichkeit für die Nein- und Freihaltung der Reichstagswahlen Sorge tragen, dann dadurch, daß sie zuerlässige, er­­­probte, tüchtige und berstungsfähige Männer als Kandidaten aufstellen, weiß hiefür sei die Frage des deutschen Theaters in Pet. Im der Unter­­­drückung derselben seien die Parteien so ziemlich einig gewesen. Im deren habe die Negierungspartei nach der bekannten Weiter Reise unters Botschaftern in Berlin die Umkehr in der Frage doch d­urchgefekt. Ausl­­e diesen Gründen empfehle ei ein ferneres Zusammengehen mit der Regierungspartei, für welche auch namentlich der Umstand spreche, daß der Regierungschef, Koloman Tipa die Incarnation des Dualismus und der Allianz mit dem deutschen Neid­ (?) ei. Und für Diese beiden Ideen müsse jeder Sachse eintreten. *) Allerdings sei bedauerlich­, daß Tipa bei der Durchführung der bedeutenden äußern Politik der Inner­­politik nicht gleiche Aufmerksamkeit Habe zuwenden künnen, allein es sei zu hoffen, daß auf diesbezüglich bald ein besserer Weg betreten werde. Habe man doch mit den Staatsfinanzen schon den Anfang gemacht. Wohl werde er noch manches Jahr brauchen, bis Einnahmen und Ausgaben sich decen würden, aber die schon getroffenen Mafregeln dürften schon zum Biele führen; namentlich dann, wenn jene Handelspolitik, gegenüber dem deutschen Reiche, für welche er, Nedner, eintreten wolle, befolgt werde. Fü­rst Bismarc werde nach Austragung seiner feßt in Angriff genommenen Sozial­­politik sich auch mit der Handelspolitik, Oesterreich-Ungarn gegenüber, genauer befassen und das werde für uns ein großer Gewinn sein. Mit einem Hoch auf Se. Majestät und das Vaterland schloß der Vortrag.­­­ Borsiger fragte nun, ob an den Renner seine Fragen gestellt würden. Sonach interpelltirte Dr. Theil, welche Stellung Baußnern, wenn er etwa wieder gewählt werde, dem Mittelschulgefegentwurf gegenüber ein­­­nehmen werde, ob er gesonnen sei, die durch den westphälischen Friedens­­­schluß und durch mehrere Bundesgehege der ev. Landeskirche gewährleistete Autonomie aufrecht zu erhalten? Baußnern versprach, für diese Autonomie mit allen seinen Kräften einzutreten. Fronius interpellite, ob Kandidat nicht für die Bewohner des Har­­­bachthales sich verwenden wollte, da mehrere Gemeinden duch Versandung des Harbachthales dem Untergange nahe seine Baußnern bat, man möge ihn nur gut informiren, er werde sein Möglichstes thun. So beantragte Dr. Theil die Einlegung eines Ausschußes, der dan auch fernerhin mit dem zukünftigen Deputirten im Contast bleiben konnte. Dieser Antrag auf Einlegung eines Ausschußes wurde einhellig angenommen, jedoch über Antrag der Stuhlrichter Friedrich Balthey und Fr. Schafer­­en die Ausschußmitglieder erst später, etwa am Wahltag zu be­­­immen. Nach Schluß der Versammlung folgte ein Yanket. S Korrespondenzen, dieses dadurch bewiesen, daß die Angehörigkeit an die Regierungspartei, die Leffel bei Agnethein, 7. Juni. (Zu den Reichstagswahlen.) Mittelst eines lithografirhen Girculara wurden die Wähler des Agnethler Wahlkreises zur Entgegennahme des Nechenschaftsberichtes des gewesenen Reichstags­­­eputirten Guido dr. Baußnern auf den 6. Juni 1. 3. hierher ein­­­geladen. So hatten sich denn 200 bis 250 Wähler und eine überaus große Menge von Herren und Damen­­gestern Nachmittag in der ev. Kirche, als dem größten Lokal in Agnetheln, eingefunden. Nachdem über Vorschlag Dr. Theils zum Voriger $. 3. Fronius und zum Schriftführer Notar Schuler von hier durch Xcelamation waren ernannt worden, wurde Baum­ern dur­ eine Deputation abgeholt. Unter lautloser Stille der Versammlung begann dann Baußnern den 17 ee starfen a - bericht, welcher in Berlin vollständig gedruckt werden wird, weshalb wir uns nur auf eine kurze Skizzirung desselben einlaffen können. Nach Con­­­statirung der Thatsache, ich er, Redner, mit Wunsch und Willen der Wähler vor drei Jahren mit der Haren Bestimmung, der Regierungspartei anzugehören, zu worden sei, erörterte er zunächst die Frage, welches die Aufgabe der sächsischen Deputirten in der nächsten Reichstagsperiode sein müsse. Diese Aufgabe sei vor Allem, in Ungarn für deutsche Cultur zu sorgen; denn der magyarische Chauvinismus nehme in einer bedenkli­­­chen Weise zu, so daß derselbe gradezu staatsgefährlich werden künne, wer nun anders seiner Verbindung und Erstarrung nicht entgegen getreten werde. Darum sei es Pflicht, daß gerade die Sadissen wie ein Mann der ausbrei­­­tenden Magyarisirung entgegenträten. Ein Abgeordneter künne aber nur dann auf eine gemilse Wirksamkeit rechnen, wenn er einer der großen reichstäglichen Parteien angehöre. (?) Der Partei der 48er künne begreiflicher Weise ein­­fachse nicht beitreten. Der Oppositionspartei auch nicht, denn diese mache in Chauvinismus vor allen Dingen. Die Regierungs­­­partei endlich sei von Chauvinismus zwar auch sattsam durchtränft, aber der Umstand, daß diese Partei zulegt doch darauf sehen müsse, daß der Staat in seiner Totalität nicht zu Grunde gehe, lege ihrem Chauvinismus wenigstens dann und wann einen Bügel an. *) Be­­­ *­ X diesem Punkte liegt eben der Grundirrthum Baum­ern’d. Grade Die Angehörigkeit an die Regierungspartei hindert die Geltendmachung und Vertretung des deutsch-nationalen Gedankens im ungarischen Reichstage. Grade Bauern hat a 11. Juni 1881. Nro. 2273 Rokal: und Zaged:Ehrenif­­­ etition der Hermannstädter Steuerträger) ist­­dmund Steinadher im Bf u. Finanzministerium über (Der Rechenschaftsbericht der Hermannstädter Reichs­­­tagsabgeordneten Karl Gebbel und Heinrich Kästner) Liegt unserer heutigen Nummer bei. (Ernennungen.) Ernannt wurden zur­­­Versehung des Gebü­hren­­­bemessungsdienstes die Rechnungsoffiziale: Bela Toczaner, Domumnd Kirnberger und Yohann Haragos nach Laufenburg; Georg Schmoger, Leopold Karlinger und Andreas Dombora nach Her­­­mannstadt. (Statutengenehmigung.) Die Statuten des Unterfrügungs­­­vereins der Mittelsc­hullehramts-Kandidaten der Klausenburger f. ung. Unis­­versität sind vom Ev. Innenministerium unter 3. 25380 mit der gesetzlichen Einreichungsk­lausel versehen worden. (Die Klausenburger Advokatentammen) publicirt, was Peter Trulla in Körösbanya in die Apporatenkammer aufgenommen worden sei.­­­Die durch Herrn reicht worden. (Gentralwahlausschuß) Am 9. Juni Nachmittags hat auch der Gentralwahlausschuß der Stadt Hermannstadt eine Sigung abgehalten und als Wahltag für die Reichstagswahlen der kommenden Periode den 25. uni bestimmt. Der I. Wahlkreis wird im Nathhaussaale, der II. im Saale des Bürgervereinsgebäudes die Stimme abgeben. Zum Wahl­­­präses im I. Wahlkreise wurde Senator W. dr. Hochmeister, zum Stellver­­­treter U. Neugeboren. 3. Sigerus und zum Stellvertreter Affersor K. Ettinger bestimmt. Wohlthätigkeits - Vorlesung.­ Madame Abbadie wird in dem Saale Nr. 1 der Rechtsakademie, Sonntag den 12. d. Mts., einen Vortrag über Victor Hugo und einige seiner Werke halten. Die Vorlesung wird in den Nachmittagsstunden von 4 bis 5 Uhr stattfinden. Preis einer Eintrittpfarte 50 fr., und sind dieselben in der Schmiediche’schen Buch­­­handlung zu haben, redigten in den evang. Kirchen U. B.­ Sonntag den 12. d. M. predigen: in der Pfarrkirche um 6 Uhr Stadtprediger Capefius, um 9­­ Uhr Stadtprediger Philp; in der Spitalg­irche um 11 Uhr Stadtprediger Capefius. (Theaternachricht.) Montag gelangen drei Einakter,darunter einer­ heberceau«imranzösischen Original zur Ausführung Burge­­­gell­ Entre derselbe von den Damen Pedure und Born und Herm­­­erza. Hermannstä­dter Zitherklub.­Se Excellenz der Herr Militär- Kommandant von Strebenbürger Herfeldmarschalllieutenant Ferdinand Bauer,hat mit Stationskommando-Befeh Nr.14 vom 6.Junil­ J.den Herren Officieren den Eintritt in den nichtpolitischen Verein»Hermann­­­städter Zitherklub«gestattet. Kinderpark.)Nicht zum Ergötzen der Besucher des Kinderparks wird essen Gitter von den Bewohnern der Harteneckgasse zum Wäsches­­trocknen benützt.Der Verschönerungsverein wird wohl nicht zu diesem Zwecke die Umzäumung gebaut haben. .(Noch nicht Alles das gewesen!)Romänische Bauernmädchen mit En und Ladhstiefelchen sind an Markttagen keine Selten­­­heit, hingegen wurde gestern zum erstenmal ein solches Mädchen mit einem wider auf der Nase gesehen. Cretinfi und Zwider! Die Cultur kehrt aber auch Dorfschöne kurzsichtig werden. Zum Wahlpräses im II. Wahlfreife Obernotär - Parteidisziplin ihn während der abgelaufenen dreijährigen Reichstagsperiode ahnt, gelegt und mundtodt gemacht hat. Beweis dessen, daß Baußnern auch bei der Verhandlung e3 Geießentwurfes über die Magyarisirung der Volksschulen im Reichstage st­llge­­­ihm wiegen hat. Wir nehmen übrigens Art von dem Beugriffe Baußnern’s, daß die Regierungspartei ebenso chaubinistisch sei, wie die übrigen magyarischen Reichstags­­­parteien. Und dieser Chaubinismus der Regierungspartei ist um so gefährlicher, als die­­­ Regierungspartei zugleich die Macht hat, diesen Chauvinismus thatsächlich ins Werk zu legen und den Magyarifirungsbestrebungen greifbare Gestalt zu verleihen. Auch hat sich Minister Koloman Tipa als derjenige bewährt, welcher diesen Magya­­­sifirungsbestrebungen nicht entgegengetreten ist, sondern grade zur Förderung seiner Popularität Vorschub geleistet hat. Unvergessen bleibt das Wort, das Tika, der „Rationalitäten-Zermalmer”, al Minister im Reichstage gesprochen hat. Darum sehen wir es nicht nur als unnserer nationalen Ehre unwirdig an, dem Ministerium Tipa Heeresfolge zu leisten, sondern auch als überaus verderblich und schädlich, da durch den Eintritt in die Regierungspartei der Schein hervorgerufen­­­ wiürde, daß das sächslsche Dorf mit den gerade durch die Regierung geförderten Magyaziserungsbestrebungen, mit den unter dem Ministerium Tipa und mit seiner ausbrüchlichen Biligung zu Tage getretenen Ausflüssen der Minoritätstheorie im Komitat und in der sächsischen Universität und mit allen unser deutsches Volfsthum auf das Empfindlichste berührenden Nah­­­regelungen und Bedrängnissen zufrieden sei. Bekanntlich ist das gerade Gegentheil der Sal, und diesem muß, sollen die Wahlen rein sein, auch durch die Reichstagswahlen in Harer und ungeweideutiger Weise Ausdruck verliehen werden. Daher sind Kandidaten der Negierungspartei seine geeigneten Kandidaten für das sächsische Volk. Die Red, des „Sieb,­Deutsch. Tageblatt”, ”) Das kann besser noch außerhalb der Negierungspartei geschehen, PD, Med,

Next