Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Juli (Jahrgang 8, nr. 2289-2314)

1881-07-01 / nr. 2289

EBIBLIOTECA „ASTRA“ Tngrauı Siehenhirgift- Tagebla f L % Hermantujadl,2freiiagLJuli «--.«« « % “> magharen verachten, der seine Nationalität verläugnet; von maßgebender, früher jungsächsischer, Seite wurde, unter stürmischen Beifalle, die Haltung der sächsischen Preise gelobt, denn an von dieser Seite mißbillige man jene berüchtigten Mißbräuche u. s. w. Gegend Abend fuhren die Landleute, deren Muth und Zuversicht an diesem Tage neu belebt worden, nach Hause; um 11 Uhr traten auch die städtischen Wähler den Heimweg in gehobener Stimmung an. Sa, dieser Zag ist für uns Sachsen ein freudiger und bedeutungsvoller — auch für die Zukunft! — pränumerationen und Inseratr Übernehmen außer dem Hauptbureau­, Heltauergasse Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg C. Fe Brler’S Buchhandlung,Bistritz Friedrich Wachs­­­­mann,Nr.187,sächsisch-Rogon Adolf Dengye,­­­Millib­achos et Wagner,Kaufmann,Iroo-PaulE Batzeni,Lehrer,Wion Otto Maaslliaasensteinä. Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik,­­­Rotter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfur a.M . Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile testet , beim einmaligen Einrücken 7kk,,«dgszweitemalje j » ers-»das drittemalje skkfex W exclusivs da 7 X Stempelgebühr von je sokr. 1881." G. L. Daube & C. Ynfertionspreis: Redaktion und Administration Heltauergasse 23. Erscheint mit Ausnahme verzonwundzfeiers tagetäglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85kr­.,vierteljährig 2fl.50kr.,halbjährig bfl.,ganzjährig 10fl.ohne Zustellung ikls Haus, mit Zustellung 1fl.,3fl.,6fl.,12fl. Abonnement mit Postversendung: . Kür das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 eu aerringen 7 fl., ganzjährig Kür des Ausland: vierteljährig 9_ ARM. oder 12 Fre3., Halbjährig 18 AM. oder 24 Fred, ganzjährig 36 AM. oder 48 Frea. Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen,­­­ Manuskripte nicht zurücgestellt. NL2289. Präamuerations-Einladung auf das Siebenbürgisch - Deutsche Tageblatt. Mit 1. Juli beginnt ein neues Abonnement auf da3 „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“, BE Pränumerationen und Inserat3-Aufträge werden entgegen­­­enommen: in Hermannstadt beim Rene Heltauergasse 23, in der Buch- Donnlung Franz Michaelis, und Elisabethgafse Nr. 2 i Gustav Gürtler, auswärts bei den am Kopfe des Blattes genannten Firm­en. Der Verlag des „Siebenbürgisch-Deu­tschen Tageblatt“ (Hermannstadt, Heltauergasse 1. 23.) Reichstagswahlen im Groß-Kofler Komitat. Die Reichstagswahl in Schäßburg. (Orig.-Correspond. de3 „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt.”) Schäßburg, 28. Juni. Im Schäßburger Wahlkreise fand die Wahl des Deputirten in den ungarischen Reichstag Dienstag, den 28. Juni, von 1­9 Uhr bis 5 Uhr, im Stadthaussaale unter­ dem Vorfige des Herrn­­­ Dr. Miffelbacher statt. Von circa 750 Wählern gaben 626 ihre Stimmen ab, und zwar 360 auf den Kandidaten des sächsischen Volkes Wilhelm Wenrihh und 266 auf den Kandidaten des Obergespans, Daniel Martor ; mithin haben die vereinigten Sachsen mit einer Majorität von 94 Stimmen gesiegt. Sie haben gesiegt troß der größten Anstrengung der Komitatsbeamten, die in Stadt und Land alle möglichen, unerhörtesten P­ressionsmittel ver­­­wendeten. Der eine von den Wählern aus der Stadt wurde damit bedroht, daß sein Sohn, Bruder oder vergessener Retter sein Komitatsamt verlieren werde, wenn er nicht auf Daniel Marton stimme; dem andern wurde Geld oder eine Entlohnung in einer andern Form in Aussicht gestellt, aber nur wenige fühjliche Wähler verließen ihre Parteigenossen. Dieser Gemeinde wurde eine Kofelregulirung, jener eine Wehre oder ein Jahrmarkt versprochen, allen Wählern auf dem Lande, wenn sie es nur annehmen wollten, auch Geld gegeben. Durch Geld und Versprechungen verführt und durch den Notar und Stuhlrichter terrorisirt, haben circa 160 Wähler vom Land auf Daniel Mearton gestimmt, während die andern ihre­­­ Selbstständigkeit und deutsche Gesinnung nicht feil boten, das angebotene und in die Hand gedrücte Geld, wie z. B. Denndorfer Bauern, dem Kortefch entrüstet vor die Füße warfen. (Wird nicht die Staranzeige erstattet werden? D. Rev.) ALS der Bräses der Wahlkommission vom Ballon des Stadthauses, gleich nach 5 Uhr, das Wahlresultat verkündete, brachten die anmwefenden, circa 300 Köpfe zählenden Wähler der siegreichen Bartei — die andere war plöglic verschwunden — drei donnernde „Hoch!” ihrem Kandidaten dar und begaben sie dann in langem Zuge, mit den drei Landesfahnen an der Spike, auf den Burgplat vor das Wohnhaus Wenrichs, mit Advokat Roth in beifällig aufgenommener Nede unserer Freude über den, troß Pressionen von gegnerischer Seite, rühmlichst errungenen Wahlsieg Anspruch verlieh. Wenrich versprach, nach Kräften die Interessen seiner Wähler vertreten zu wollen, in einer­ sehr ansprechenden, unter lauten Beifall endenden Er­­­widerung. Mit­ dem neuen Deputirten an der Spike, begab sich Jovann der lange Zug in den Bacon’schen Garten, wo zahlreiche Festtische die fröhlichen Wähler aus Stadt und Land, bei einem Glase Wein und einer einfachen Torfane vereinigte. Auch Graf Franz Haller aus Weißkirch, welcher mit dem reformirten Pfarrer auf unfern Kandidaten gestimmt hatte, war unser Saft, welcher auch unfern Deputirten unter lauten Beifalle der Zuhörer beglückwünschte, als einen Mann, wer die Interessen des sächsischen Wolfes mit denen des Reiches vertreten werde; auch für ihm sei der heutige Tag ein freudiger. Nachdem der neue Deputirte den ersten Trinfspruch auf Seine Pjestät dargebracht, erhob sich ein Hebner nach dem andern, um in ernster oder heiterer Weise des heutigen Sieges zu gedenfen. Man verdammte die alte Zwietracht der sächsischen Brüder, die sich bereits aus der Stadt auch aufs Land geschlichen; man pries den freien deutschen Mannesmuth, wer sich nicht durch seine eigenen Steuergulden an die Wahlurne führen und verführen Lasse; man betonte, daß unsere magyarischen Brüder jeven Nicht- Die­­­ Reichstagswahl in Mediarch.­­­Original-Correspondenz des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes". Mediatch, 28. J­uni. Wir haben hier seit langer Zeit eine so tiefe Aufregung unserer Bevölkerung nicht erlebt, als sie uns die heute vollzogene Reichstagswahl gebracht hat. Dank der fieberhaften Thätigkeit, welche die Regierungspartei mit allen Mitteln entwickelte, um ihren Candiodaten Victor Molnar durchzufegen, ist unsere Bevölkerung aus dem politischen Halbsc­hlummer der seßten Jahre aufgewacht; es ist ihr wieder zum lebendigen Bewußtsein gekommen, welche Bedeutung einer Reichstagswahl innewohnt. Der Plan unserer Gegner, uns einen Candidaten aufzubringen, von dem sein Mensch in unserem Wahlkreise bisher Etwas gehört hatte und wer, wie man sagt, mit einigen Empfehlungsbriefen im Koffer aus Ungarn gekommen war, um sich als Abgeordneter unseres Wahlkreises eine politische Karriere zu er­­­öffnen. — Dieser Plan wurde von Vielen unserer Wähler fast wie eine Be­­­leidigung empfunden. Gegenüber von Mitteln der Verlobung, der Drohungen und Versprechungen, die man anwendete, um das sittliche Gefühl und den gesunden Sinn unserer Wähler einzuschüchtern oder einzuschläfern, wuchs unsere Widerstandskraft von Tag zu Tage immer mehr an und erreichte endlich am Wahltage einen Höhepunkt, den wir selbst vor nach wenigen Tagen kaum zu hoffen wagten. Die Wahl des Kandidaten der sächsischen Bolfspartei C. Graffius, war für unsere sächsischen Wähler mehr und mehr zu einer sittlichen Pflicht, zu einer nationalen Ehrensache geworden. Der Wahltag hat unsere Bemühungen glänzend gekrönt. Schon am Tage vor der Wahl beschlich die Führer und Korteihe der Gegenpartei angesichts der­­zäglichen Resultate, welche ihre Anstrengungen zu Stande gebracht, das Gefühl einer Niederlage; daß sie aber so vollständig sein würde, haben sie sich wohl selber nicht geträumt. Schon in ven legten zwei Tagen sah man die stadtbefannte Equipage eines benachbarten gräflichen Grundbesiters sel­­­tener als vorher. Mean schloß daraus, daß dieser „Führer“, der übrigens nicht einmal unserem Wahlkreis angehört, in Erkenntniß der Fruchtlosigkeit seiner Werbungen von Rückzug angetreten habe. Eine um­­so eifrigere Thä­­­tigkeit entwicelten bis zum legten Augenblick die Organe der Negierungs­­­partei, Tag für Tag bereisten der Leiblortefch des Obergespang, die Stuhlrichter und ihre Adjunkten und sonstigen Beamte die Landgemein­­­den unsers Wahlkreises. Und doch zeigte sich Schon am Vorabend der Wahl, wie Hein die Stüchte aller aufgewendeten Mittel und Mühen seien. Die Wähler hatten die Weisung erhalten, sie am Vorabend in den drei Gemeinden Klein-Kopisch, Meichen und Pretai zu versammeln, um am nächsten Morgen, weiclich gestärkt, mit dem landesüblichen Bompe unter den Klängen der Zi­­­geunermusif und mit fliegenden Bahnen ihren festlichen Einzug in die Stadt zu halten. In Kopisch sollen sich einige 20 Wähler versammelt haben. Vor biesen und einem feinen Kopischer Publikum produzirte sich der in den fetten Tagen herbeigeholte Kandidat Victor Molnar, um sich seinen Wählern zu zeigen und seine Kan­didationsrede zu halten. Nach den Mittheilungen einiger unserer Freunde, welche nach Kopifch gegangen waren, um sich diese interessante „Wählerversammlung“ und das Debüt Molnars anzuseben, sol er ein vollständiges Fiasco gewesen sein, ein Fiasco, vor dem von Kan­­­didaten auch die Aegide seines Freundes, eines bekannten Advokaten, nicht zu schüßen vermochte. Bon Kopitsch soll der Kandidat in Begleitung seines Protector noch in später Abendstunde zur „Wählerversammlung"” in Pretat gefahren sein. Wie es ihn da ergangen, darüber fehlen uns verbürgte Nach­­­richten; auf seinen Fall kann aber der Erfolg bei der geringen Zahl der versammelten Wähler ein größerer gewesen sein. Am 28. Juni in früher Meorgenstunde sehen belebte sich der Markt­­­plan unserer Stadt in ungewöhnlicher Weise; lange vor Beginn der Wahl erschienen die unserer Partei angehörigen Wähler aus den Landgemeinden, freundlich willkommen geheißen. Mit lebhaften Hochs wurde insbesondere die imposante Wagenreihe begrüßt, welche die Birthälmer Wähler — einige 90 Ho — brachte. Kurz darauf zogen die Wähler der Negierungspartei mit der obligaten Staffage ein. Schweigend und mit­ dem Gefühl des Be­­­dauerns sah ınan den Zug in den Hof des Hauses einziehen, in welchem sich das j­­­ung. Bezirksgericht befindet. Mancher im Zuge fand ung vor, als ob er mit gesenktem Blide vor den massenhaft anmwesen­den Wählern der fähficchen Volkspartei vorüber gefahren sei. Auf München mochte wohl das Wort des Dichters pasfen: „Halb zog es ihn, halb sank er hin.” Und als sich das Thor Hinter dem legten Wagen­ geschlosfen und ein Gens­­­darmerieposten sich davor gepflanzt hatte, da s­chien es, als ob auch das andere Wort des Dichters sich bewahrheiten sollte: „und ward nicht mehr gesehn.” Unvergeßlich hat sie das Bild des Lagers der Regierungs­­­partei im Hof des Bezirksgerichtshauses und des bewaffneten Postens bavor allen denen eingeprägt, die es gesehen haben. In den Mienen V­ieler, aber auch in manchem Worte, das da fiel, war der Ausbruch des Unwillens (um nicht mehr zu sagen) unverkennbar über diese Auslegung des freien Wahl­­­rechtes. Meand­er hat nachher im Verlaufe des Tages, als die Bewachung, weil unwäg und überflüssig, aufgehoben wurde aus jenem Lager seinen Weg wieder gefunden zu seinen Brüdern, zur sächsischen Volkspartei, wohin ihn sein Herz zog. Wir denken, einen solchen Aufzug wird kaum Einer mehr von denen, die nicht um ihrer amtlichen Stellung willen daran theilnehmen mußten, mitmachen. Wir müssen überhaupt ver ganzen Taftis unserer polis­­tischen Gegner einen namhaften Theil an dem durchschlagenden Erfolge un­­­serer Bartel zuschreiben. Sie konnten es faun geschietet anstellen, um ihre Sache zu schädigen und die unsere zu fördern. Die um 9 Uhr beginnende Abstimmung verlief in der besten Ordnung m­anche.Eine große Zahl von Zuschauern war außer den Hunderten,­ von Wählern tagsüber vor dem Wahllokale versammelt Ein ostentatives Auftreten des Wahlpräsidenten Advokaten Adolf Kein auf dem Markts­­platze,um eine angeblich ausgebrochene Unruhe unter Beihilfe einer Sicher­­­heitswache zu stillen,erwies sich als durchaus überflüssig,weil eine Unruhe nirgends aufzuspüren.Dieses Auftreten,wie nicht minder ein schroffes Wort,das der Wahlpräses an das Publikum gerichtet haben soll,hat die Gemüther Vieler erbittert und ihm wahrlich keine neuen Freunde er­­­worben. Als die zuerst abstimmenden städtischen Wähler 206 Stimmen auf Graffitis abgegeben hatten, hielt man den Ausgang der Wahl für entschie­­­den; die Aufregung fing an, allmählich nachzulassen. Aber das Gefühl des Sieges, die Begeisterung über die fast einmüthige erhebende Gesinnung der fähhsischen Wähler, der volle Einklang von Stadt und Land hob die Seele immer mehr. Alle Kreise der Bevölkerung zeigten das gleiche hohe Inte­­­resse an dem Ereigniß des Tages, dieselbe gehobene Stimmung. Um 4 Uhr Nachmittags endlich wurde den troß strömendem Negen zahlreich vor dem Wahllokal erschienenen Wählern das Ergebnis der Wahl verkündigt. Die Detheiligung an der Wahl war eine große gewesen; 731 Stimmen (die Wählerliste wies ungefähr 940 Namen auf) waren abgegeben worden. Davon waren auf den Candidaten der sächsischen Volkspartei Graffini 578, auf den Candidaten der Regierungspartei Molnar 153 Stimmen ge­­­fallen. Das Wahlergebnis wurde mit begeistertem Hoch aufgenommen. Darauf begab sich die ganze Menge der Anwesenden vor die Wohnung des gewählten Abgeordneten und brachte demselben stürmische Ovationen dar. Eine schwungvolle Ansprache Frosef Hoh’s (Wurmloh) in Namen der Wähler der sächsischen Volkspartei, wie nicht minder die tief empfundenen Dankesworte des neugewählten Abgeordneten Carl Graffiuß wurden mit Subel aufgenommen. Erst gegen Abend verließen die meisten ländlichen Wähler unter den erhebenden Einprügen des Tages und mit dem­ vollen und lebendigen Bewußt­­­sein, daß man sich wieder einmal einmüthig zusammengefunden habe zur­ Wahrung des Rechtes, zur D Bethätigung der innersten­­­ politischen Ueber: J­­an­­et nmm » 21504 Feuilleton. Die Entführung. Novelle von Stanislaus Graf Grabowski. (2. Fortlegung.) In Graf Ludolf gab er diese Ueberzeugung nicht minder deutlich fund; sein Gesicht wechselte rasch Hinter­­einander die Farbe, von Marmor­­­bläffe­­rn bis zur Purpurröbhe, seine Breite Brust Feuchte förmlich, und er prübte Tonwulfivish die Hand der Kammerfrau, die er ergriffen hatte, so heftig, daß Letztere laut aufschrie. „Wenn ein Wort über Ihre Lippen geht," murmelte er zwischen den zusammengebissenen Zähnen, „sind Sie des Todes! Sehen Sie sofort nach, ob Sie irgend welche Effekten meiner Frau vermifsen." Nanni eilte gehorsam und gewiß froh, sich der gefährlichen Nähe ent­­­ziehen zu können, in die Nebenzimmer, welche zum ausschließlichen Gebrauche der Gräfin gedient hatten. Als der Graf sich allein fand, fand er in einen Sessel und bewedte das Gesicht mit beiden Händen. Ob dieser Mann bereute, was er vielleicht selbst verschuldet zu haben fühlte? — ob nur die seinem Hause angethane Schmach seinen Stolz so tief niederprüdte, oder ob er mur darüber nachdeufen wollte, welche Schritte er unverzüglich zu thum Habe, um den Scandal wieder möglichst gutzumachen? — gleichviel, er blieb so lange unbeweglich eigen, bis die Kammerfrau in das Zimmer zurückkehrte und ihm meldete, es fehlen nur einige gewöhnliche Kleidungsftüche und Wäsche, sowie ein fleiner Koffer ; der rostbare Schmud der Gräfin sei unangerührt vorhanden. „Gut, sagte der Graf, indem er sich erhob, sichtlich nicht ohne Mühe. — „Sie sind mir verantwortlich dafür, daß Niemand im Hause Etwas von beim Belreten erfährt." „Aber die Leiter, Here Graf?" bemerkte die geängstigte Frau. Er trat wieder an das Fenster und stieß die Leiter mit kräftiger Hand um. „Man hat während der Nacht den Versuch gemacht, in die Zimmer meiner Frau einzubrechen, dies ist aber nicht gelungen; sie selbst liegt noch­ sehr erregt zu Bette und kann natürlich Niemand sehen." In die Mädchen, gnädigster Herr, die­ vorher mit mir im­ Zimmer waren 2" „Sagen Sie ihnen, daß sie der Teufel sicherlich holt, wenn sie ein uns nüßes Wort Schwaten !" Nannt schüttelte nur leise den Kopf, wagte aber seine weitere Einwen­­­dung, und der Graf verließ das Zimmer. Er se bit konnte bei seinem transhaften Zustande nicht daran denken, die schuldige, ungetreue Frau zu verfolgen; er wäre sei nicht im Stande gewesen, auf einem Pferde oder auch nım im Wagen zu fiken; aber viel­­­leicht hatte er dieserhalb einen anderen Entschluß gefaßt, denn er riel mit seiner gewöhnlichen Heftigkeit nach dem Leibjäger Daxelhofer. Dieser Daxelhofer, ein Mensch von höchstens sechsundzwanzig Jahren, galt im Schlosse als der vertrauteste Diener des Herrn, ja gewissermaßen als dessen Faktotum; er zeichnete sie­ auch durch seine hübsche äußere Er­­­scheinung, sein gewandtes, anständiges Benehmen und eine so große Er­­­gebenheit für den Grafen aus, daß die übrige Dienerschaft für gut befand, ich ihm nur mit einer Art von Respekt zu nahen; beliebt war er aber gerade nicht, wie es allen mit Necht oder Unrecht Bevorzugten Leicht ergeht. Bis vor etwa drei Jahren noch war er Soldat gewesen, als welcher er sich exemplarisch führte, und Graf Ludolf von dessen Neffen, dem Lieutenant Freiheren von Preiß, besonders empfohlen worden. Mit der Forst, welche zu dem gräflichen Gute gehörte, hatte Daxel­­­hofer nicht das Meindefte zu thun, überhaupt nicht mit dem SJagphandwerke, seitdem der Graf diese alte Basfion für seine Person aufzugeben genöthigt gewesen; ursprünglich war er aber ein gelernter Jäger, hatte bei der Fahne in der Uniform dieser Truppe gedient und machte sich wohl Hoffnung, der­­­­­­einst die Försterstelle auf Buchenthal zu erhalten; wenigstens äußerte er sich öfter in dieser Weise, und Keiner bezweifelte auch, daß er seinen Wunsch erreichen werde. Zur Zeit spielte Daxelhofer nur den Kammterdiener oder Redienten in der grünen Livree; er paradirte vorn oder hinten auf der herr­­­schaftlichen Equipage, servirte bei Tafel aber gewöhnlich nur dem Grafen oder der Frau Gräfin, war meistentheilg um den Krankenstuhl oder das Bett des Ersteren und besprach mit demselben manche nicht un­wichtige Häus­­­liche Angelegenheiten, furz. Daxelhofer genoß das volle Vertrauen des Grafen, der selten allzu barsch gegen ihm wurde, und hatte sicherlich nicht wenig Einfluß auf ihn. Man er sieht dies schon daraus,daß Graf Ludolf in dieser schlimmen Stunde zuerst an seinen Leibjäger dachte und denselben zu sprechen verlangte. Vorher war Daxelhofer in der Halle nicht gesehen und auch nicht gerade vermißt worden,weil die Leute kein besonderes freundschaftliches I Ip­­teresse an ihm nahmen,und jetzt,als man ihn überall suchte,war er nirgends zu finden;dagegen entdeckte man bei dieser Gelegenheit,daß seine gesammte Jägerlivree,mit einziger Ausnahme des Hirschfängers,in seinem Zimmer vorhanden-daß er also wohl,gegen alle sonstige Gewohnheiten,in bürger­­­licher Kleidung fortgegangen sein müsse, — und dennoch mit der Waffe? — und wohin? — Wer bei gewöhnlichen Leuten nicht beliebt ist, füllt auch sehr Leicht ihrem schwersten, wenn auch noch unmotivirten Verdachte anheim; c8 ver­­­bindet fi damit auch meistens eine Schadenfreude, die bereit ist, V­ermut­­­­ungen zu Thatsachen zu stempeln. So erging er auch diesmal. Dean wagte es, sie zwar nur mit leisen Worten oder blos be­deutungsvollen Blicken zu sagen. Fein Anßerer wie Darxelhofer dürfte der Mörder des alten Wolff sein, aber man war davon schon mehr als zur­­ze­­et erzeugt, wiewohl sich eigentlich Fein einleuch­­­tender Grund für diese schwere Beschuldigung auffinden ließ. (Fortlegung folgt.) «

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