Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. September (Jahrgang 8, nr. 2342-2367)

1881-09-01 / nr. 2342

» « Seite 806 ! Hermannstadt, Donnerstag - Siebenbü­rgisch-Deutsches Tageblatt, daß der ernste Krieg in Tunesien fest eigentlich erst beginnt. Außerdem lauten alle Informationen über den Zustand der Truppen in Tunesien und Algerien sehr bedenklich. Denselben fehlt häufig das Nothmwendigste und die Mannschaften und Pferde erliegen massenhaft den Strapazen und Entbehrungen. 1. September 1881. No. 2342 behauptet wird, daß das monarchische Princip bei uns angegriffen wird, so ist in der ganz außergewöhnlichen Machtfülle des Reichskanzlers am aller­­ersten eine Gefahr für die Krone vorhanden. Wir wollen seine Kanzler- Diktatur, wir wollen seinen Reichstag, der auf den Namen des Reichskanzlers gewählt ist, denn dadurch wird die Krone in ihrem Rechte, Minister zu ent»­­laffen, behindert. Wir wollen von den Hohenzollern beherrscht sein. (Stür­­­: mischer Beifall. Die Bersa­mmlung erhebt sich ohne jede Aufforderung und bringt ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus.) Wir wollen keine Mi­­­­nisterherrschaft. Ein Gendarm in Taucha bei Weißenfels wollte allerdings vor Kurzem eine Bersammlung auflösen, als die Handlungen des Kanzlers Muntifirt werben sollten, indem er erklärte, „Der Kanzler dürfe ebensowenig in die Debatte gezogen werden, wie andere Negierende." Das Tabakmoropol als Mittel zur Altersversorgung der Arbeiter geht vorläufig darauf aus, vielen Arbeitern die Arbeit zu entziehen.­­­ Wenn man Geld haben will, ist­­­ es bei den Branntweinbrennern zu finden. Aber da heißt es, „der Brannt­­­wein ist das Getränk des armen Mannes", und „die Steuer erhöht den Preis," während bei den andern Objekten dies bekanntlich nicht zugegeben wird. Der Staatszuschuß bei der Unfallversicherung wäre nur eine Herabbrndung des Lohnes und ein Vortheil für die Fabrikanten. Es wäre eine Staats-­­­prämie für die Groß-Industrie auf Kosten des Kleingewerbes. Weil es leider noch der Fall ist, daß Viele nur von der Hand in den Mund leben, so ist­­­ es doppelt falsch, durch die indirekte Besteuerung die Gegenstände des täg­­­‚­­­ichen Bedarfs zu vertheuern. Gebrigens sind die geplanten Meinungen und Verspechungen recht schön, aber mit demselben Gelde soll Vielerlei erreicht werden. Zur Erfüllung aller jet gemachten Versprechungen reichen nicht tausend Millionen neue Steuern. Wenn alle diese Verspruchswechsel dem neuen Reichstage präsentirt würden, so entstünde ein schwerer Concurs. Aber­­­ man denft, wenn nur erst der neue Reichstag gewählt ist, künne man sich zur Erfüllung der Versprechungen Zeit lassen, dafür jedoch stärker der Reaktion in die Hände arbeiten.“ Auch die Welfenpartei in Hannover ist mit ihrem Nützzeug, einem Wahlaufrufe, auf den Plan getreten. Dieser Aufruf besagt über die­­­ Stellung der Partei zu den gegenwärtigen staatsrechtlichen Zuständen Deutschlands : »Wir Mitglieder der deutsch-hannoverschen Partei stehen,was die Ein­­­verleibung des Königreichs Hannover in das Königreich Preußen,die Ent­­­thronung des angestammten Fürstenhauses und die Beseitigung der selb­­­ständigen Verfassung des hannoverschen Landes betrifft,unverändert auf dem Boden der Ueberzeugung,von welcher unsere Partei bisher getragen und geleitet ist;und wir halten fest an de Wunsche wie an der Hoffnung einer Wieder­­­herstellung des Königreichs Hannover,tief davon durchdrungen, —­daß auch dem gesammten Deutschland ein selbständiges Königreich Hannover viel besser dienen würde,als ihm eine annektirte Provinz Hannover bedienen kann....Dem neuen deutschen Reche und der Einfügung eines wieder­­­hergestellten Königreichs Hannover in dasselbe widerstreben wir übrigens, der großen geschichtlichen Entwicklung uns fügend,nicht«Einer fortschreitenden, die Freiheit und Mannigfaltigkeit deutschen Lebens zerstörenden Verpreußung Deutschlands dagegen werden wir auf Schritt und Tritt uns entgegen stemmen.Mittel der Gewalt,namentlich Krieg und Revolution,weich wir dabei von uns ab;wir werden aber fortfahren,unsere Ueberzeugung sind das Ziel unseres Strebens offen zu bekennen,dem allmächtigen Gott anheimstellend,wann und wie es ihm gefallen wird,die Herzen zudem zu bekehren,womit allein die Gerechtigkeit erfüllt und so nach der Grund fest gemacht werden kann,außerdem kein anderer Reiche und Staaten sicher zu tragen vermag.“ Die Kandidaten aller, welche auf Grund des erwähnten Wahlaufrufs empfohlen werden, sind außer von Herren Winphorst und Brüel durchweg Mitglieder der hannoverschen Ritterschaft.­­­Vielbemerkt wird die Reffe des als einer der Hauptführer der Ultramontanen geltenden Trierer Bischofs Dr. Korum nach Varzin, wo er vom Fürsten Bismarc äußerst liebenswürdig empfangen worden ist. Diese Reife gilt als das Ende des „Kulturkampfes" als dessen Nekrolog auch­ eine vom preußischen Geheimen Oberregierungsrath Ludwig Hahn verfaßte „Geschichte des „K­ulturkampfes“ in Preußen“ angesehen wird, welche vor einigen Tagen die Presse verlassen hat. Der Berfaffer gibt hier der Ansicht Ausdruck, daß der thatsächliche Verlauf des Konfliktes den Beweis Tiefere, daß man durch die Macht und Gewalt der sich entgegen­­­stehenden Grundsäße, durch die beiderseitige erklärliche und entschuldbare Schärfe und die steigende Bitterkeit in der Geltendmachung derselben weiter getrieben worden ist, als man zu gehen gedachte, daß aber der Augenblick gekommen ist, wo man sich beiderseits auf den zurüücgelegten Weg und zugleich auf den Ausgangspunkt besinnt. Frankreich wird mehr, als bisher, durch die Aufstände in Tunis und Algier in Anspruch genommen. Unweit der osttunesischen Hafenstadt Hammamet, ganz in der Nähe der Hauptstadt der Regentschaft, hat zwischen den französischen Truppen und den aufständischen W Arabern­ ein blutiger Zusammenstoß stattgefunden, der allerdings mit einer Zurückweisung der reiteren geendet haben sol, jedenfalls aber erhärtet, wie wenig die Racifikation Zunefieng bisher fortgeschritten ist. Ein tunesisches Telegramm de „QTemps“ berichtet, daß der Kampf bei Hammamet sehr mörderisch gewesen sei. Die Araber hätten mit einer unglaublichen Wuth immer aufs neue die französischen Truppen angegriffen, das Kartätichenfeuer habe aber in ihren Neihen große Verwüstungen anges richtet. Wie dem auch sein möge, jedenfalls beweist die von den Offizieren angegebene Ziffer eines feindlichen Korps von 15.000 Mann zur enge, Alle. Eine That, die si selbst belohnte, denn ein solches Regierungs­­­programm, wie der neue Präses Korodi entwickelte, war noch nicht bagemwesen. Ein lauter Jubel begrüßte beim Semesterreichen, das über Auftrag des Vor-­­ ­Gehalten am 27. August in Hermannstadt.) Wir theilen die Rede BParten in Kosma’s, mit welcher die romäniische Anstellung eröffnet wurde, im Nachstehenden mit; am Namen des Erecutiv-Gomite’3 begrüße ich Euch­, Apostel des Freunde der Arbeit! Der Heutige Tag ist ein bedeutungsvoller Feiertag für das romanische Volk aus unserem Vaterlande! Mögen Andere diesen Tag beurteilen, wie sie wollen; er wird ein denk­ü­rdiger Tag für uns bleiben, die wir vor der ganzen Welt heute den Nachweis liefern, daß wir ein junges, lebensvolles und in dem Fortschritt begeistertes Vort sind, ein Volk, das den Zeitgeist versteht und nach seinen bescheidenen Kräften, nach Vollkommenheit strebt. (So ist es! Bravo!) Die Industrie ist Heutzutage dasjenige Gewicht, mit dem der Werth eines Wolfes gewogen wird. (So ist es!) In demselben Maße, in welchem bei einem Wolfe die Inndustrie sich entwickelt, s­­chreiten die übrigen Faktoren fort, durch welche der Wohlstand desselben bedingt­ ist, der Handel, Agrikultur, Kunst, Wissen­­­schaften u.­­­. w., weil sie sie erhält und erwärmt. (So ist es!) ‚Aber sie bildet nicht nur die Grundlage des Wohlstandes und der Civilisation, sondern sie erhält gleichzeitig die öffentlichen Freiheiten, weil sie uns in der Mittelklasse das am meisten unabhängige Element gibt, ohne welches große Dinge nicht ausgeführt werden, Wölfer wohl erobert, die erworbenen Freiheiten aber in den meisten Fällen mit dem Blute allein nicht aufrechterhalten werden können. Die Geschichte der Vergangenheit und die Gegenwart beweist, daß dort die echten bürgerlichen Freiheiten vorkommen, wo der Mittelstand, die mittlere Klasse entwickelt ist. (So ist es!). Unser Vaterland ist im Allgemeinen ein Aderbauland und kann sich heute noch seiner entwickelten Industrie rühmen. (adeveratu!) Bis vor Kurzem waren die Gewerbe und die Industrie die einzigen, die bei ung ausgebildet wurden, aber auch diese mehr durch das hier colonifirte und für die Pflege (cultinarea) der Industrie privilegirte deutsche Element. (So ist es). Auch Heute ist eben dasselbe Element der Führer (conduca­­­torium­) auf diesem Gebiete, und namentlich diesem sind zu ver­­­danken die Städte des Vaterlandes und das Stadium, in dem sich die Industrie befindet (e adeveratu!). &3 kann indessen nicht in Abrede gestellt werden, daß ernste und tief» denkende Männer aus der Mitte des herrschenden Elementes vor der Über­­­zeugung getragen, daß der Staat alle Diejenigen, welche die Schulbänke verlassen, zu erhalten nicht mehr im Stande ist, daß die Finanzen des Staates nicht sanirt werden können, insolange wir ung bei der Bededung der Erfordernisse des modernen Staates auf die bescheidenen alten Quellen beschrängen, daß die koloniale Differenz zwischen dem Import und Export mit riesigen Schritten das Volk der Verarmung zuführt­­e, an die Arbeit gegangen sind und sich sehr eifrig bestreben, im magyarischen Volke den Sinn für Industrie und Handel wachzurufen und zu entwickeln, damit er dieselben in die eigene Hand nehmen und kultiviren solle. Trog alledem ist die Anzahl derjenigen Legion die es vorziehen, aus den Verdiensten ihrer Vorgänger zu leben, die den Hammer und Webe­­­stuhl verachten und die Forderung stellen, ver Staat solle für ihre Erhaltung Sorge tragen. (So ist es!) Und ich fürchte, daß, infolange diese Forderung Nahrung findet (menagiota), wie es thatsächlich geschieht, infolange in den Augen der Gesellsschaft und sogar der Negierung das Diplom eines Industriellen dem Adelsdiplom nachgeseßt wird, insolange no­ Adeldiplome ertheilt und deshalb ertheilt werden, weil es noch immer Leute gibt, die Darnach verlangen und die darauf ein großes Gewicht legen, wird der Eifer der braven Anfänger zu dem gewünschten Resultate nicht führen (So­­it­­e8!). Aber gerade diese" Streben "erzeugt bei dem romänischen Volke wenig Effect, weil das Herz der Anderssprachigen für dasselbe nicht schlägt, es den Gegenstand ihrer Sorge nicht bildet. Sa, wir jeden Zeichen einer solchen Vorsorge (ingryire) nicht einmal dort, von wo wir solche mit allem ug und Recht erwarten könnten (Schlecht genug !). Wir sehen z. B., daß die Neigungen des Seilerwolfes stubirt und von allen Gesichtspunkten beachtet werden. Hat es Neigung zur Industrie? Da kommt die Regierung und errichtet in seiner Mitte Industrie-Schulen auf Staatzfosten. Hat e8 Neigung zur En der Thiere oder zur Agro­­­nomie, so wird ed mit der Kerze aufgesucht und erhält in den Anstalten und Staatswirthschaften dieser Art Förderung. (So ist e8!) 6 n nr Weise wird mit dem magyarischen Volle vorgegangen. o ist e8 Wohlan! Von anderen Theilen unseres Vaterlandes will ich Schweigen ; ich frage nur, um wie viel weniger als der Seffer haben 4.9. die „Motci“ aus den westlichen Gebirgen Siebenbürgens , die mit ihren Holzprodukten fast das ganze Ungarn durchtreffen, Sinn fü­r Industrie? (So tit eg!) Auch in den Gegenden von Belenyes und des DBiharer Kom­itates, wo in jeder Gemeinde ein Industriezweig kultivirt wird? Um Nichts ! (So ist eg! forte bine!) Und dennoch fällt es Niemandem ein, auch in diesen Gegenden An- Kann zu errichten, in denen das Volk den Unterricht geniehen soi zu einer Vervollkommnung, damit er aus seiner Arbeit einen seinen Erwar­­­tungen entsprechenden Nuten ziehe. (reu destulu!) ‚In Maffen Haufen unsere Landwirthe auf dem von ihnen bewohnten Territorium; egistirt irgendwo in ihrer Mitte et­wa eine land­wirthschaftliche Sa in welcher sich der romänische Landınann in seiner Sprache aus­­­bilden und vervollkommnen könnte? Nein, er eriftirt feine! (reu destulu !) Wir sind gewohnt, von unseren Mitpatrioten mit der Imputation begrüßt zu werden, daß das romanische Volk im Allgemeinen mehr als die andern Völker des Landes in allen Kulturzweigen zurücgeblieben sei. Wählen, wenn es auch so der all wäre, wer trägt wohl hieran die Schuld? Das romanische Wort durchaus nit! (So ist es!) Das Arme trägt an nichts Anderm die Schuld als an der Zahl, Hähigkeit und den vorzüglichen Eigenschaften, mit denen er die Natur ausgestattet hat. (So it es!) Die Entwickklung dieser Tugenden, mußte in der vergangenen Zeit durch für e3 Drühende Gejege und durch Privilegien für Andere parali­­­sirt werden, weil unter gleichen Existenzbedingungen vielleicht diejenigen Völker mit ihm nicht hätten Tonkurriren können, denen es in Folge seiner Leichtgläubigkeit und feiner Sanftmuth gelungen, es unterthänig zu machen (durere! atiae!) In dem Gesehbuch sind die Besten verewigt, wo der Romane, als solcher in Siebenbürgen entblößt aller politischen Rechte, nicht nur seine Gelegenheit hatte, sich mit Industrie zu beschäftigen, sondern wo ihm sogar untersagt gewesen ist, feinere Kleider zu tragen. (So ist es t reu destulu!) Nicht lange Zeit vor dem Jahre 1848 sind Fälle vorgenommen, daß der Romäne kaum mit Anstrengung eines Prozesses in eine Industrie-Innung eintreten konnte. (Schlecht genug!) Sa, sogar heute übten wir die traurigen Folgen jener Zeiten, in welcher der Domäne in seinem eigenen Vaterland sich als eingewanderter Grieche (venetica green) erklären mußte, um in irgend­­welche Korporation von Handelsleuten eintreten zu können, die als solche sich einiger Privi­­­legien erfreute. (So­­­ ist eg!) (Schluß folgt.) | | Vartenius Kosma’s Rede bei. Eröffnung der romanischen Ausstellung. .­­­ Stimmen aus dem Publikum. 3. 384/1881. Fectionsordnung der Fünigl­­­ung. Rechtsakademie in Hermannstadt im Wintersemester des Studienjahres 1881/1882. &3 seien wöchentlich: I. Obligate Eollegien: Im ersten Jahrgange: Dr. Biermann, o. d. Professor: römisches Recht, 8 St. — Dr. Ber, o. ö. Professor: ungarische Verfassungs- und Rechtsge­­­schichte, 7 St. — Dr. Kiß, a. ö. Professor: Encyclopädie der Rechts- und Staatswissenschaften, 2 St. — Wertheimer, o. d. Professor: Kulturgeschichte, 4 St. — Domanovsky, o. d. Professor: Ethik, 2 St. Im zweiten Jahrgange: Dr. Uzony, o. d. Professor: ungar. Privat:­­recht, 4 St. — Dr. v. Merkl, o. d. Professor: Nationalökonomie, 8.St. — Dr. Föffel, o. ö. Professor: Rechtsphilosophie, 5 St. Im staatswissenschaftlichen Jahrgange: Dr. Kiß: Politik, 5 St. — Dr. Emil Neugeboren, o. d. Professor: Verwaltungsrecht, 5 &. — Dr. v. Melgl: Finanzwissenschaft, 3 St. — Dr. Berk: Kirchenrecht, 4 St. Im rechtswissenschaftlichen Jahrgange: Dr. Fölfel: Strafrecht, 5 St. — Dr. Sent, Director und o. ö. Professor: civilgerichtliches Verfahren, 5 St. — Dr. Uzony: Österreich. Privatrecht, 6 St. I. Special-Kollegien: eventuell Exegesis des 8.­ Buches der Digesten und Anfang, Blüthe und Verfall der römischen Rechtswissenschaft, 2 St. — Dr. Kiß: Die gindnglichen Rechte im Softent des römischen Rechtes, 3 S. — Dr. Fölfel: Strafrechtliches Collegium practicum, 2 St. — Dr. Seng: Grundbuchswesen, 4 St. — Dr. Neugeboren; Theorie der Sta­­­tistik und auserlesene Materien aus der europäischen Statistik, 6 St. — Dr. v. Meist: Finanzwissenschaftliche Uebungen, 2 St. — Wertheimer: Ge­­­schichte der modernen Zeit, 6 St. — Domanovsky: Geschichte der Philosophie des Altertfums, 2 St. — Domanovsky: Philofophifches Colloguium, 2 &t. — Dr. Möferdt, Stadtphysis­us und Privatdocent: Gerichtliche Arzneiwissen­­­schaft, 2 St. — Johann Andrae, Staatsrechnungs­wissenschaft, 3 St. f. u. N Rechnungsrath und Privatdocent : Ill. Unentgeltliche Kollegien: Dr. Per: Geschichtsquellen, 1 St. — Domanovsky: Das Verhältnis de Staates und der Kirche zu­­einander, 2 St. Die Einschreibungen erfolgen in den ersten 8 Tagen des September in der Directionkkanzlei von 9 bis 11 Uhr Vormittags. Unverschuldete Frist­­­versäumnisse sind bis Ende September vor dem Professoren-Collegium durch wichtige Gründe zu rechtfertigen. Leiner Hörer hat bei der Einschreibung entweder so viel Gulden als Collegiengeld zu entrichten, als er nicht befreite Stunden wöchentlich Hört, oder das Gesuch um Befreiung anzumelden und binnen 8 Tagen einzubringen, als er font die Nachtgeile des Versäumnisses nur sich selbst beizumessen haben würde. Neueintretende Hörer haben überdies einen Bibliotheksbeitrag von Dr. Biermann: VBergrecht, 3 Gulden zu entrichten. Hermannstadt, 30. August 1881. Der Director der Königlichen Rechtsakademie : Dr. Sen. ""—styenden in Teutsch einleitete,die»alten­ Herrn«,besonders als darauf Ei hinge­wiesen wurde, wie sie dem Karpathenverein als Beispiel und Mutter dienen könnten, hätten sie doch, schon nur dessen Gründung, dieselben Ziele «« verfolgt:sie hätten zur Höhe gestrebt,nicht nur zur Höhe des Lebens,was die Jahre anbelange, sondern vor allem zur Höhe der Soeale, die sie zu verwirklichen trachteten. DViler Fuß lud ein,­ bei dem Bittriger Verein sein 100semestriges Jubiläum auf der Soige des Kuhhornes ihm feiern zu helfen, was mit frohem Wunsch und lautem Beifall aufgenommen wurde. Die „alten ern" gingen allmälig nach Hause, Lichter wurden die Kirche, die „Ritter von der Gemüthlichkeit“ rüd­en dichter in der Runde zusammen und zuleit waren noch zwölf übrig. Da erhob einer von ihnen zum legten Wort das Glas, den Tag ernst ausklingen zu lassen, der so viel Erhebung gebracht, und zum Gelöbniß, festzuhalten an all dem Großen, das jenen eitestagen die rechte Weihe gegeben. Hell tönte das Lied: Das Haus ist zerfallen, Was hats denn für Noth? Der Geist lebt in uns Allen — Und unsere Burg ist Gott! Noch einmal Mangen die Släfer zusammen, dann fchieden auch­ sie. Sie sind sicher, daß nicht nur in ihnen, sondern in Allen, die mit dem Herzen dabei waren, jene Erhebung in dem stillen Gelöbniß, treu und ganz feirte Pflicht zu thun, ausgeflungen habe! Am Donnerstag wehte der Choral vom Thurme die Schläfer; es ar der Tag dem Gustav-Adolf-V­erein gewidmet. Der Verlauf der Verhandlungen war der gewöhnliche. Bei den Verhandlungen fiel unliebsam auf, daß Reps auch heuer nur durch einen Abgeordneten vertreten sei, daß es zum Deputirtenfonde nichts bei­­­gesteuert habe. Hoffen wir, daß der frische Geist, der auch von dort sein Gewagen Rund gibt, auch an die Pflichten erinnere, die­ wir nach dieser Seite haben , soll denn aus allen Vereinen Reps zurückktehen? Weiter wurde einem Gedanken Anspruch gegeben, der sehr beherzigt zu werden verdient, daß nicht starre und wohlhabende Gemeinden für sich eine Unterfrügung in Anspruch nehmen sollten, wie es body hie und da geschieht. Es ist das aus vielen Gründen geradezu unziemlich. Die Welttafel war wieder sehr besucht, doch fehlten die fanf beim Gustav-Adolf-Verein nicht fehlenden stattlichen Bauern und Bäuerinnen. Was, war die Ursache? Ich dächte, es wären die dazu berufenen Kreise verpflichtet, Alles zu thun, um zu den Generalversammlungen des Vereins die Bauern hinzuguziehen. Diese können nicht weit die Vereine besuchen; darum soll ihnen die Theilnahme ermöglicht werden, daß, wenn der V Verein irgendwo tagt, die Nachbarn ihn besuchen. An Trinksprüchen fehlte es, wie überhaupt in jedem Verein, nicht. Zisckreden wirken bekanntlich anstehend. Wir haben nichts dagegen; gute Trinksprüche bilden die Zierde jeden Festeffens, wohl kommt es vor, daß Mancher redet, der es nicht versteht und Mancher schweigt, der besser reden könnte, — das macht nichts, das weniger Gute hebt das Befsere um so mehr hervor. Eine neue Seite gewann Prof. Dr. Wattenbach der Sache ab, indem er darauf hinwies, daß in Deutschland Das Bestreben der Äußersten Nechten in der Kirche darauf sich richte, auch den Gustav-Adolf-Verein ihren Zwecken dienstbar zu machen, und daß darin eine große Gefahr liege. Denn wenn die Richtung dort zum Sieg gelange, so würde jedes freie Leben im Verein ertechtet werden, wie es in der deutschen Kirche Leider vielfach ver­­fall sei. Es sei Aufgabe der Z­weigvereine, für die ursprüngliche Richtung des BVereins einzustehen, um jener Gefahr zu begegnen; auch dem Vorstand unseres Vereines Tomme biete Pflicht zu; auf unsern Gesammtvorstand bringe er ein Hoch! Der Nachmittag des Donnerstag war einmal frei von Situngen, eine wahre Erholung. Da war wieder ein Spaziergang zum Ziegenwald, von wo eine prächtige A Rundsicht sich bietet, oder ein Furzer Ausflug nach der Sägemühle der Reener Floßgesellsshaft am Görgeny und von da nach dem nahen Salzbad Zjabenige lohnend. Wür­ die Bremden war besonders die Sägemühle und die ganze Niederlage jener Gesellschaft höchst interessant. Da lagen zu tausenden die großen folossalen Baumstämme, die vor Fluß heruntergetragen; 16 Ochsen zogen sie einzeln auf ihre Pläne, um neuen­ Anzug Play zu machen. Der Floßhandel ist die Duelle des Neener Neich­­­tyums, hier bekam man einen Begriff von der Ausdehnung des Handels. Die Badenser Flösfer sind zum großen Theil fort, aber ihre Kunst haben die Leute dort (vor allem Rumänen) rasch gelernt; nicht nur einige früher unbekannten Werkzeuge haben jene hier gelassen — das ist auch eine Erziehung, die das deutsche Wort ausübt — auch technische Ansprüche sind in die Sprache der jenigen Flöffer aus dem Deutschen übergegangen. Der Dienst der Gesellschaft ist bis ins SKleinste geregelt. Kommt an dem Ur­­­sprung und obern Lauf des Mietesh ein Hochwasser aus, so wird das hinunter telegraphirt an alle Stationen, wo sie Flösse haben und die Leute sehen sich vor. Abends war gesellige Zusammenkunft in der Festhalle, wo der Heener Gesangverein, der Birker Gesangverein, der Neener gemischte Chor und die Stadtkapelle die Anwesenden erfreuten. Das war ein Publik­um! Aus der Umgebung waren viele hereingeflommen, die Reener, deren Theilnahme über­­­haupt eine sehr allgemeine war, waren ausgerückt und fast selbst verwundert über die Menge der Anwesenden; e8 waren mit den im Stadtpark um den Papillon auf- und abwogenden über tausend Menschen. Der Einpruch der Produktion war ein durchaus befriedigender, und lauter Beifall wohnte manche Nummer, insbesonders das Solo der Hangvollen, reizenden Sopranstimme. Die Birker sahen stattlich aus und ihre Theilnahme fand ungetheilten Beifall. Vielleicht haben diese Tage auch im Reener Verein die volle Har­­­monie hergestellt und ihm zu neuem Leben erweckt, gewiß der beste Erfolg des schönen Abend. Viele hatten kaum einen Pla, manche gar feinen er­­­obern können. Da zogen denn nach einer Weile einige aus, ein stilleres Plägchen sich zu erobern und dort mit den Freunden nähere Worte zur tauschen, als es unten möglich war. Es wäre sicher nicht nur dem Vereins­­­bummler angenehm, wenn man während der Vereinstage öfter an solchen Bläschen sich zusammenfinden könnte­ n ° 5

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