Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. November (Jahrgang 8, nr. 2394-2419)

1881-11-25 / nr. 2415

: -.. ·’ - — - Er .. . « -Seite 1098 Hermannstadt, Freitag Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Aus der Herzegovina kommen Nachrichten über Zusammenstöße mit Räuberbanden bei Nevesinje, Gacko, Stolaz und im Gebiete von Zrebinje, und besteht zweifelsohne ein Zusammenhang zwischen der­­­ Bewe­­­gung in der Bocche und dem Räuberun­wesen in der Herzegovina. Zu gleicher Zeit fuhren sie auch die Mohamedaner in Bosnien, indem sie aufs Neue eine Petition an die Pforte richteten, in welcher sie über die­­­ Verwaltung, die angeblichen Vorbereitungen zur Anrexion der occupirten Provinzen und das neue Wehrgejeß Klagen. Die Petenten wollen aus­­­wandern und bitten die Türkei, die Auswanderung zu unterstoßen. Am goldenen Horn wird man,trotz der Freundschafts-Demonstratio­­­­­­,nen,die ab und zu in Konstantinopel zwischen Baron Calice und dem »­Beherrscher aller Gläubigen aufgeführt werden,diese Gelegenheit zweifels­­­.»ohne begierig ergreifen,um zu versuchen,Oesterreich-Ungarn Mißhelligkeiten zu bereiten. |. nicht Die Hände in den Schooß legen. Noch hat die Pforte nicht die Ruf: Andere gute Freunde unserer Monarchie dürften dabei auch in der Konsular-Jurisdiktion in Bosnien, und die Einführung der Wehrpflicht verschmerzt, und rüstet sich, wenn auch nur auf diplomatischem Wege, Schritte zu thun, ihre „Souverainetät“ über Bosnien und die Her­­­­zegovina zu retten, beziehungsweise zum Mindesten ihr Ansehen auf irgend­­­­­eine Weise zu wahren. Im parlamentarischen P­arteileben Oesterreich’s Hat sich in jüngster Zeit wieder ein zweiter Wechsel vollzogen. Auf der rechten Seite des Hauses Hat si ein Club des Zentrums, bestehend aus Abgeordneten von Vorarlberg, Tirol, Steiermark, Ober- und Nieder-Oesterreich organisirt, und Fürst Liechtenstein zum Obmann und Hofrath Lienbacher zum Obmann. Der Club wird die von seinen Mitgliedern bisher 1 stellvertretererwählt­ «vertretenen Grundsätze auch weiterhin aufrechterhalten. Das „Vaterland“ schreibt zu dieser Fraktionsbildung, daß die Frak­­­tion aus denjenigen Ländergruppen, durch deren Vereinigung unter dem Scepter der Habsburger, das Kaisert­um Oesterreich er­wachsen sei, sich zu Ehren der „Vereinigten Linken“ organisirt habe. Sie sei in diesem Sinne ein kräftiger Protest gegen die Usurpation des deutschen Namen seitens einer Partei, die dieses Namens unmb­ürdig sei, weil der Geist, der sie be­­­fehle und zusammenhalte, der Eigenschaften entbehre, welche den Ruhm der­­­ deutschen Nation begründet hätten. Wie eine allerdings wenig glaubhafte Meldung des französischen Blattes „Paris“ besagt, hätte Fürst Bismarc durch seinen Sohn er, welcher den deutschen Botschafter am englischen Hofe, Grafen­­­­ Münster, nach London als neuernannter Botschafts - Sekretär begleitete, England die freie Verfügung über Egypten angeboten und sich ver­­­bürgt, daß seine am Mittelmeere interessirte Macht ü­ber die Absendung diplomatischer Noten hinausgehende Schritte unternehmen werde. Deutsch­­­land, unzufrieden, ja beunruhigt wegen der intimen Beziehungen Englands zu Frankreich, hätte beabsichtigt, die ägyptische Frage zum Zankapfel beider Mächte zu machen. Die geheime Mission sei ganz abseits von der Aktion des Grafen Münster gehalten worden. Diesem Anerbieten gegenüber habe er Lord Granville ablehnend verhalten. In einem Ministerrathe unter Sladstone’s Worsik werde Lord Granville über die Sache referiren und die Ablehnung des deutschen Anerbietens beantragen. Wie schon Eingangs­­­ wurde, findet diese Mittheilung des französischen Blattes nirgends auben. « Herr Gambetta zeigt sich als kein Freund der»großen Finanz­­­welt.Zum Gouverneur der Bank von Frankreich ernannte derselbe Magnin, und es scheint daß man an dieser Ernennung in den roßen Finanzkreisen Anstoß nahm,weil man daraus schließen wollte,Gametta beabsichtige be andere finanzielle Operationen,zu deren Durchführung er einer»sicheren««­­ersönlichkeit an der Spie der Bank von Frankreich bedürfe. ALs die „Regenten“ der Bank von Frankreich, Baron Rothschild an der Spike, si zu Gambetta begaben, um demselben Vorstellungen zu machen, empfing­­te der Confeilg-P­räsident mit den Worten: „Meine Herren, wenn Sie zu mir kommen, um zu protestiren, so kann ich Sie nicht anhören, wenn Sie kammen, um mir eine Bitte zu unterbreiten, so kannen wir digcutiren.“ Man kan fi­ num den Eindruck denken, welchen dieser Empfang auf die „Geldfürsten” machte. Ueber die Reife, welche Gambetta im Herbste dieses Jahres gemacht hat, wird der Berliner „National-Zeitung“ nun eine neue Lesart mitge­­­theilt. Danach hätte Herr Gambetta an der russischen Grenze eine Zu­­­sammenkunft mit einem hervorragenden russischen Staatsmann gehabt, von einer Serte wird ganz bestimmt Graf Ignatien genannt. Die Passage so nahe an Barzin vorüber, so schreibt man der "N.­Z.", war durch die Bierrichtung der Neffe bedingt. Auch sollte sie wohl dazu dienen, deren eigentlichen Zweck zu massiren. Die Vorauslegung, daß Gambetta bei Fürst Bismarc vorsprach, wird durch die Umstände an und für sich sehr wenig unterstüst­ 8 lag aber vielleicht im Interesse des Er­steren, um der Wirkung in Wien willen sie anzuregen , wie beim ein derartiges Motiv auf russischer Seite bei der Danziger Zusammenkunft neben anderen be­­­stimmend gewesen sein mag.­­­ Bwilchen der Pforte und Griechenland ist wegen der Post ein „sanapeestreit“ ausgebrochen. Weil die Griechen die türkischen Buftbeamten in Larissa wegjagten, wurden in Konstantinopel und Janina die griechischen Postämter von der Pforte zwangsweise gesperrt. Griechenland wird nun eine Note an die Mächte richten, in welcher sie die Bejegwibr­aken­ des türkischen Vorgehens an den bestehenden Kapitulationen und dem Handels­­­vertrage vom Jahre 1855 nachweisen will. Die türkischen Trupppensendungen nach Arabien und Afrika dauern fort. Es sind aufs Neue zwei neue Jäger-Bataillone formirt, mit Offizieren aus der Militärschule in Constantinopel ausgestattet und von Ghazi Osman Pascha inspie­rt worden, welche nächstens, das eine nach Djeddah, das andere nach Tripolis abgehen werden. Sämmtliche in Tripolis concentrirte Truppen, welche ein besonderes Armee-Corps zu bilden bestimmt sind, erhalten neue taftiische Eintheilung. In Egypten wird die Situation ernster. Der Sultan bearbeitet durch geheime Agenten den Khedive, fi der panislamistichen Bewegung anzuschließen, während Scherif Bascha für die Autonomie Egyptens günstig stimmen will. Der Khedive Tiebäugelt mit beiden Parteien. Inzwischen hält man täglich einen neuen Militäraufstand für möglich, da die Führer des Militärs den Sturz Scherif’s und dessen Erregung durch einen Günstling des Sultans befürchten. Die Gährung unter den Ulemas ist eine bedeutende. Be: . wenn man alt wird — fit Aber da wir einmal­ hier sind, müssen wir doch nachforschen, was es zu sehen gibt." Er schritt durch das hohe Gras, bis er zu einem entwurzelten und gefallenen Baume kam, der quer über den Weg lag. Der Stamm mar | atgenscheinlich als Sir gebraucht worden, und Mr. Trent sah darauf einen Meinen, grauen Handschuh und ein Bouquet weifer Rosen liegen. Er nahm­ die Gegenstände auf. „Beim Himmel! Wie zierlich! Die Befigerin muß eine bezaubernde Hand haben und wie sentimental und sinnig tiefe Hosen aussehen! Können sie der reuigen Lavalliere gehören? Ich denke nicht." . .«­Er ging mit bewunderungsvoller Sorglosigkeit auf dem Pfade weiter,­­­hielt dann und wonnam umzulauschen und um sich zu sehen und kam «so bis an die Thür des gothischen Kaufes.Es schien so still wie das Grab.Nach einigem Suchen fand Trent einen Glockenzug und riß daran, daß der Ton das ganze Haus durchdrang.Ein abermaliges längeres Schweigen folgte, dann wurde die Thür einen oder zwei Zoll geöffnet, und innen erschien an der Spalte ein hartes, vertrocnetes Frauengesicht, das halb zornig, halb erstaunt auf Mr. Trent hinausstarrte. »Madame,ihr ergebener Diener!«sagte er. Sie t­at,als ob sie die Thür kurzweg wieder vor ihm schließen wollte. «Er erkannte die Absicht zeitig genug,um sie zu vereitelt,indem er ein Bein und einen Arm in den offenen Raum steckte. »Wer sind Sie?«fragte Rebecca Hardin mürrisch,»und wie kamen Sie hierher ?" . „Ich Bitte Sie," antwortete Dir. Trent, indem er eine sehr grabitätische Miene annahm, „zermalmen Sie meine Wenigkeit nicht hier zwischen der Thür, ehrwürtige Jungfer. Ich habe ein Geschäft von Wichtigkeit mit Dik oder Miffes Arnault — wie sie si nun nennen mag.” „Dann gehen Sie nur fort, so rasch Sie fünnen," fügte Rebecca strenge , „denn Sie werden hier nicht hereinkommen, und­ werden Meiffes Arnault nicht sehen. Sie hat sein Geschäft mit irgend einem irbischen öpfe. Geschöpfe (Bortfegung folgt.) 25. November. 1881. Neo. 2415 SHorrespondenzen. Bib­lik, 19. November. (Drig.-Corr. de ©. D. Tageblattes). Der Winter war auch­ hier frühzeitig eingezogen und Hatte die Leute aus dem freien Himmelsdome zurückescheucht in die wärmeren Wohnstuben. Nicht einmal so viel Sonnenschein und eißfreie Zeit ließ er übrig, als der Weinbauer der Umgegend bedurfte, um die Reben zu schneiden und unterzulegen, bevor noch der erste Schnee gefallen. Selbst der Aderbauer ist vor Beendigung der Herbstaussaat hie und da durch die­­­gefrorene Aderfrume überrascht worden. Unter solchen Aussichten für die Weizen und Weinernte des nächsten Jahres ist es nicht zu wundern, daß die gegenwärtigen Markt­­­­preise gar hoch über dem Gefrierpunkte stehen und von manchem armen Handwerker kaum eingehalten werden können. Drüct das Wetter den Bauern, so überträgt er die Last auf den Städter, aber dieser findet selten einen Druckableiter für sich. Mag auch eine Fuhre Holz, die man in früheren Wintern für 2 fl. 20—50 fl. laufen konnte, heuer 3 fl. 20—50 Er. forten, dem Bürger bleibt seine lange Wahl. Da stehen Dienstagd und Freitags wohl Hundert Holzwagen in langer Reihe nebeneinander. Hundert Bauern warten auf die Käufer stundenlang und handeln zehnmal mit zehn Städtern, die ihre Zeit mit dem Nachsehen und Markten vertgun müssen, bis endlich eine Uebereinkunft betreffs einer Fuhre zu Stande kommt. Die ganze Stadt Bistrik mit ihren 8003 Bewohnern entbehrt eben noch einer Holz­­­handlung oder eines Holzconsum oder eines, der im Großen weiches und hartes Holz beschaffen und zu figen Streijen an seine Mitglieder ab­­­feßte und dadurch den Landleuten und Städtern die theure Zeit und vielen Berger ersparte. Durch den alljährlichen Verkauf von Holz aus den städt. Waldungen kan zunächst das Bedürfniß der Bewohner nicht völlig gedecht werden z­­udem bereitet die Verlaufsweise communalen Holzes solche Schwierigkeiten, aß manche Bürger geradezu von dem Ankaufe desselben ausgeschlossen bleiben. Denn so oft in irgend­­einem Holzschlage eine Anzahl von Klaftern, die an Werth ungleich sind, Tieftirt werden soll, was einen Tag vorher du­rch einen Austrommler bekannt gemacht wird, müssen die Kauflustigen in den Wald Hinausgehen oder s und dort selten weniger, aber oft mehr als einen halben Tag verthun. Natürlich können daran nur selbst­­­ständige Männer Theil­­nehmen, welche in den Wochentagen nicht durch festgelegte Arbeitsstunden gebunden sind. Treffen viele Käufer auf dem eilbietunggorte ein, so wetteifern manche im Weberbieten der Preise zu ihrem und ihrer Mitbieter Schaden; kommen Hingegen et­wa wegen schlechten Wetters nur wenige Käufer in den betreffenden Holzschlag, so ftnhen die Anbote gar bald zum Schaden des Stadträdels. Auch hat mancher Abschlag schon Unzufriedenheit hervorgerufen. Demnach wäre es sehr wünschenswerth, daß eine Abhilfe gegen Zeitverlust und Unzukömmlichkeiten bei der Holz­­­versteigerung getroffen würde. Das könnte etwa (wie in Klausenburg) damit erzielt werden, daß die städtische Verwaltung den zum Verkaufe be­­­stimmten Holzvorrath in der günstigsten Jahreszeit auf einen Lagerplan in der Nähe der Stadt führen ließe und nach einer Classificirung der Klaftern einen festen Preis für jede Classe anregte, so daß Jedermann nach Bedarf und zu der ihm gelegensten Zeit sein Haus mit Holz versehen könnte. Gewiß läßt sich das Interesse der Bürger mit dem Interesse der Stadt vereinigen. So theuer auch das Holz ist, noch theuerer war einige Wochen Hin­­­durch das fließende Wasser in der Stadt. Die in den meisten Straßen vor­­­sorglich gezogenen Canäle, dies Schredengrund der Commune, mußten trocken gelegt werden, damit man die Ufereinfassung verbessere; besonders die Ufersteine hatten eine neue Lagerung nöthig, da sie durch Wasser und Eis in den legten Wintern stark Hin und her gerüdt worden waren. Zwar hatte man den Wunsc nach einer ganz neuen zweckmäßigern Einfassung ausgesprochen und auch über man den Vorschlag berat­en, doch schließlich überwog die Rücksicht auf die zu Hohen Kosten und man versuchte eben eine zeitweilige Ausbesserung. Damit verband man etwas später Die Reinigung des M­ühlgrabens und de un reinen Baches, so daß die Be­­werfer, deren Geschäft an das an der Werkstatt vorüberfließende Wasser gebunden ist, etwa 14 Tage desselben entbehrten. Ein Glück war dabei, daß die Kälte der Iesten Woche nachgelassen, sonst würde es fast unmöglich gewesen sein, aus dem gefrorenen Flusse da Wasser in die Kanäle zu leiten. Vielleicht wäre es doch erwägenswerth, ob dergleichen Arbeiten an den Stadtgräben nicht besser im Frühjahr vorgenommen werden könnten, da ja auch die Ufersteine durch den Winter gewöhnlich verschoben werden. Je unerquidlicher die Natur, um so mehr fühlt der Mensch das Bedürfniß eines lebhaften geserigen BVerfehrs. Daher mag er sich erklären, daß im Spätherbste und Winter die Ideen zur Gründung von Vereinen reicher aufsprießen und ihre Ausführung schneller, als in andern Jahres­­­zeiten finden. Auch Biftung dient zur Bestätigung Dschejeg Sahed. Der Mangel eines Kindergartens hat mehrere Männer zu Vorbereitungen für die Wiedererrichtung eines se­­weilsamen Institutes betwogen. Eine Subscriptionsliste sammelt Beiträge zur Ausstattung eines Kindergartens und zur Deckung­ der Neifekosten für eine zu berufende Kindergärtnerin. Doc it das Ergebniß der Zeichnung sein glänzendes, wenngleich nur wenige Stimmen gegen die Anstalt gehört werden. Die Eltern vermeinen, es sei schon genug gethan, wenn sie ihre Kleinen in den Kindergarten um das ziemlich Hohe M­onatsgeld schicken ; billiger­weise läßt sich Hiegegen auch nichts reden. Aber wer soll dann die Berufung einer Kindergärtnerin und die Einrichtung der Anstalt übernehmen? Ein armes Mädchen kann dazu nichts thun. Darum bleibt nichts anderes übrig, als daß die wohlthätige Hand edler Kinderfreunde den schweren Anfang erleichtern helfe. Uebrigens hätte ja auch die Stadt als solche ein Interesse an dem Befit eines Kindergartens. Denn es kann ihr nicht gleichgiltig sein, ob ihr Nachwuchs im engen Kreise der mit Arbeit oft überhäuften und zur Erziehung oft wenig vorbereiteten Familie verweilt und die Grundlage zu dem spätern Charakter ohne planmäßige Förderung der Geistes- und Gemüthsanlagen dem Zufalle verdankt. Wenn schließlich die gegenwärtigen Bildungsanstalten der Stadt zur Ehre und Bierde gereichen, so würde ein Kindergarten, der ergänzend in die Reihe jener Anstalten tritt, diese Ehre und ZBierde nur mehren helfen. Nicht minder nöthig erscheint im Gegenjage zum­­­ Kindergarten die eine zweiten Leichenvereines in Bib­rik, dessen Statuten eben „einem verehrten Publikum" zur Kenntniß gebracht worden sind. Wohl besteht hier schon ein Leichenverein, aber er gewährt für den Todesfall seiner Mitglieder nur 8 fl. Leichengeld. Dieser Betrag erweist sich heu­e zu einer Begräbnißfeier durchaus unzulänglich. Daher sind mehrere Männer über Anregung des Stadtpredigers berathend thätig gewesen, um einen z­­eiten Leichenverein mit ähnlicher Ordnung, wie Die Meener ihn haben, zu gründen. Diese Statuten legen eine Zahl von 600 Mitgliedern als das Min­­­deste voraus; als Einrichtungsgebühr gilt 1 fl. 20 fl, dazu kommen bei jedem Todesfall eines Mitgliedes je 26 fr. Zur Aufnahme sind nur gesunde Männer vom 25., und gesunde Frauen vom 20. bis zum 60 Lebensjahre berechtigt. Schon einen Tag nach der Aufnahme zahlt der Verein dem Mitgliede für den Todesfall 50 fl. 25 fr.; diese Summe steigt mit dem zu jeder Mitgliedsleiche gezahlten VBetrage um 25 fl. Wer nach 160maliger Zahlung der Leichengelder stirbt, erhält rund 100 fl. Zudem kommt noch die unentgeltliche Beistellung des Vereinswagens. Die Sache des Vereins führt ein Ausschuß von 11 Mit­gliedern. ALS Entschädigung für seine Mitbewaltung erhält der Vorstand bei jedem Todesfalle 2 fl., der Kassier 5 fl., der Schriftführer 2 fl. aus der Vereingrafse, jedes andere Yus­ Schußmitglied für jede besuchte Sikung 50 fl. Im Falle der Auflösung des Vereines kann da etwaige­­s Vereinsvermögen nur einem allgemein unwohlthätigen Zivedle gewidmet werden. Zur Begründung dieses zeitgemäßen Vereines sollte die „Tonstituirende Versammlung“ Sonntag den 20. Novbr. im Kommunitätssaale stattfinden, nehmen gelingen werde. Es ist fast unfraglich, daß dies Unter­­­Der alte Leichenverein wird in Solge davon statt zu leiden haben. Diesser wäre es, wenn eine Vereinigung beider zu Stande er, nicht auch Hierin der Dualismus zu schädlicher Geltung omme. Es ist geradezu bedenklich, daß eben ein Plan zur Schaffung eines „Bürgervereines“ mit dem ausgesprochenen Streben, sie von den „Herren“ zu sondern, Hervortritt. Denn es besteht ja schon ein „bürgerlicher Gewerbeverein“, in welchem das „Kasino“ aufgegangen, mit einem schönen Lokale und einer Menge von Zeitungen und Unterhaltungsmitteln ; der Zutritt ist jedem selbstständigen Bürger ohne Audsicht auf Stand und Nation offen; der jährliche Beitrag beträgt nur 6 fl. Wozu also einen neuen Verein? Soll denn der gefährliche Unterschied zwischen Den und Bir­­­gern“ auch auf das freie Gebiet des geselligen Verkehrs, bildender Unter­­­haltung übertragen werden? Man sollte meinen, es sei genug davon, das Lebermann seinen besondern Beruf, eigene Sorge und Arbeit habe. Inßer­­­halb des sächsischen Volkes ist von jeher die Scheidelinie zwischen Nobien und Gemeinen, oder Patriziern und Plebejern verpönt gewesen; dort hat sich fast immer das große Wort bewährt: Wir sind ein einig Volk von Brüdern. Man begreift deshalb auch nicht, warum ein Schuster oder Leberer, Riemer oder Seiler die Nähe eine Kaufmannes, Beamten, Leh­­­rer3 scheuen solle. Im Gegentheil, fast dürft es Miger zu sein, wenn die Handwerker dem­ geistigeren Verkehr mit den Gebildeteren aufsuchen und genießen, um so ihren Durch dem Beruf etwas eingeengten Gesichtsfreis zu erweitern, um dadurch dem Ortschritt der Zeit verstehen zu lernen. Abwehr bildender Einflüße führt zur Verd­rönftheit, zu jener K­­rzsichtigkeit und Bernnöcherung, welche so oft von dem Vite preisgegeben worden ist. Uebrigens ist, diese Ansicht auch unter vielen „Bürgern“ herrschend und wird voraussichtlich nicht den Kürzern ziehen. Das ist um so mehr zu wünschen, als ja schon seit drei Jahren während des Winters an jedem Sonnabend die sogen. Bürger- oder Leseabende gehalten werden, welche auch das Biel freien Meinungsaustausches über heimathliche, gewerbliche und sogar gelehrte Fragen verfolgen. Dem Ernst zum Scherze, von der Sorge um die an zum Ver­­­gnügen in der Gegenwart ist sein weiter Schritt. Er wird um so kleiner, wenn unversehens zwei Schauspiellertruppen ins Stäbchen einziehen und den lang entbehrten Genuß mimischer Darstellung versprechen. Das Auffällige und doch wohl nur Zufällige dabei mag sein, daß die Heine deutsche Gesellchaft oder Herr Porkert mit ihren Liedern und Bossen im Wiener Vollston zusammentrifft mit der größern magyarischen Gesellschaft des Vitez­­erencz. Wer kann man dafür, daß hiedurch der Besuch der beiden Truppen als patriotische That erscheint? Indes würde es um unseren Patriotismus schlecht stehn, wenn er erst durch Schauspieler erweht zu werden nöthig hätte. Auch das Ergebnis des Besuches spricht gegen nationale Rücksichten. Porkert hatte am dritten Abende etwa 150 B Zuhörer, aber am vierten und 26. Vitez ließ vorweg, sich an die Großmuth hiesiger Magyaren berufend, zum Besuche vormerken. Er muß aber ent­­­täuscht worden sein, denn zwei seiner „Kräfte“ verflüchtigten sich unter dem Eindruck der hiesigen Atmosphäre und die eine dieser Kräfte verhülfte sich dabei in einen entliehenen schwarzen Anzug wohl auf Nimmermwiedersehen. Dafür suchte die „Direktion“ einen Erlag in einem zehnjährigen Mädchen, welches noch besser spielen soll, als die „Künstler von Fach“. Das Reper­­toir bewegt sie im Geschmack der Eleganz, wie Dumas’ i überlegtes „Die Sünde einer Frau“ und „A tünderlak Magyarhonban" beweisen. Mit solchen Kräften und Stüden wird man schwerlic einen volkserziehenden Erlag für deutsche solide Gesellschaften bieten können. Porkert war ein wenig ungehalten darüber, daß ihm der Samstags­­abend durch den Ball des Gehilfenvereines entzogen wurde. Gleichwohl war der Verlauf dieses Balles durchaus befriedigend. Die „bürgerliche“ Jugend genoß ihn in weit erster Stimmung. Dean tanzte wie gewöhnlich, aber man unterhielt sich nicht­ in altgemahnter Weise. Während früher die „Herren“ nach dem Tanze an der Seite einer bezaubernden „Dame“ im Saale um­wandelten, ohne daß sie die Stunde schlagen hörten, während sie hiebei Gefühl und Gedanken in lebhaft gemüthvollem Plaudern zu Worte kommen ließen, beginnt jeßt die Umsitte einzureißen, daß die Tänzer nach der entsprechenden Leistung der­­gie in den Speisesaal abbiegen, um sich dort zu erholen und für die neue Tour zu stärken. Schämt­ man sich vielleicht Heutzutage, einem Mädchen öffentlich den Hof zu machen ? Dieher ist die männliche Jugend weniger wedselig und geistreich geworden? Oder Die weibliche Schönheit weniger anziehend? Vielleicht werden auch die Herren schneller müde, al in der alten Zeit. Wie dem auch sei, immerhin bleibt es ein bedenkliches Zeichen, wenn der harmlose, herzliche, muntere Verkehr, zwischen der männlichen und weiblichen Jugend den bloß angelegten Formen des Umgangs oder dem reinen Tanzvergnügen tweicht. Ebenso bemerkenswert war die Abwesenheit aller nicht unmittelbar zum Gehilfenverein gehörigen Kreise. Man sah nämlich von den Meistern kaum zwei, von der Intelligenz nur drei Männer. Uns dem Schulleben unserer Stadt heben wir nur Einiges hervor. Die Turnschule ist endlich so weit hergestellt worden, daß auch während des Winters darin geturnt werden kann. Mit dieser erfreulichen Thatsache hängt die Anstellung eines Turnlehrers zusammen. Dazu wurde durch das evang. Presbyterium der Gymnasiallehrer Gottfried Borchner gewählt, welcher im legten Jahre den ganzen sechsst­ndigen Turnunterricht für die Gymnasiasten und Seminaristen ertheilte und im Laufe des Sommers den Zurnkurs in Ofenpest besuchte, worüber ihm nach vorhergegangener P­rü­­­­fung das Zeugniß der Befähigung zum Turnlehrer an allen inländischen Mittelschulen ausgestellt worden i­. Man darf mit Zug erwarten, daß man das Turnen in Bittung seine würdige Pflege finden werde. Gewiß wäre nur zu wünschen, daß baldigst ein Turmperein ing Leben trete, um das Turnen über die Schranfen der Schule zu heben und dessen heil­­­same Wirkungen zum Gemeingute der erwachsenen Einwohner zu machen. Da der Turnlehrer bisher in der Gewerbeschule thätig war und man dieser anstrengenden und oft ärgerlichen Thätigkeit entsagt hat, so wurde in seine Stelle M. Mie$, Lehrer der magyarischen Sprache am Gymna­­­el gewählt. Derselbe hat seine akademische Bildung in Klausenburg geworfen. Von der Aderbauschule läßt si nur so viel sagen, daß sie einen ganzen Monat die freudige Hoffnung hegte, es wü­rden sich schließlich doch mehr als ein Schüler zur Aufnahme melden. Daher hat denn auch der Unterricht erst im November begonnen. Man darf es räthselhaft nennen, daß diese schöne Anstalt so wenig Zutrauen bei unseren Landleuten findet,­­­ damit

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