Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. August (Jahrgang 9, nr. 2620-2646)

1882-08-05 / nr. 2624

..­­­ « “ · «·­­­ « Seite 720 Hermannstadt, Samstag Siebenbürgisc-Deutsches Tageblatt. 5. August 1882. No. 2624 sollte, A wei ,.­­­ Dolitische Nebersicht. Hermannsadt, 4. August. England ist um einen Schritt weiter gegangen, er hat Suez belebt. Nunmehr sind Port Said, Suez an den beiden Endpun­kten, Ismailia in der Mitte des Kanals in seinen Händen, und er kann ruhig dem Heraus­­nahen der türkischen Transportschiffe mit den Truppen entgegensehen, welche, wenn England die Landung nicht gutwillig gestattet, — an einen Zwang a hiezu durch „Europa“ ist vor der Hand nicht zu denken, — den egyptischen Boden kaum betreten dürften. Weiter hat eine Abtheilung englischer Ma­­­­­­rinesoldaten das Fort Mex besetzt.Während die Conferenz,als Reprä­­­sentant des europäischen Areopagy beräth,beziehungsweise nicht beräth,denn »die nur spodarisch abgehaltenen Sitzu­ngen ergeben sowieso kein Resultat, handelt Englandz und kümmert sich um­ die Diplom­atenarbeit blutwenig. Zwischen E­ngland und der Pforte ist,,reiner Tisch«gemacht worden. .Die Pforte hat die englischen Forderungen abgelehnt,sie will Nichts von einer Cooperation mit England wissen,und fordert volle Selbststän­­­­digkeit der Operationen in Egypten,in ihrer Eigenschaft als Souveränstaat; die englische Regierung hat die türkische Forderung,die englischen Truppen aus Egypten zurückzuziehen,abschlägig beschieden.So wissen beide Staaten "w­oran sie sind.Nicht so klar ist die Situation in der Konferenz betreffs­­­ der Kollektivaktion zu­m Schutze der freien Schifffahrt aus dem­ Suezkanal,wo A doch vermuthen sollte, daß hierüber seine Meinungsdifferenz herrschen Der diesbezügliche Antrag, den Italien zu stellen hatte, enthält bedeutungsvolle Momente, und zwar den Ausschluß der Landung, s­owie jedes anderen militärischen Aktransmitteld, die Mitwirkung aller Mächte, einschließlich der Tü­rkei. Nun berichtet aber die Berliner „Kreuz­­­zeitung“, es dürften nicht alle Mächte an dem von Europa zu beschließenden ‚Maßnahmen betreffs Kontrole de Suezfanals formell werfttätig theil­­­nehmen und auf die Erklärungen des russischen V­ertreters, die derselbe in der Konferenzfigung vom 2. d. abgeben sollte, war man­ nicht wenig ge­­­spannt, da gemuntelt ward, die russische Regierung Halte die Konferenz und al’ ihr Thun für unnog, wenn England fortfahre, der Entsendung bri­­­tischer Truppen nach Egypten Verlegenheiten zu bereiten. Der Prager»Politik«sind über die Haltung Rußlands gar solgende Informationen zugegangem»Ru­ßlands weitere Theilnahme an der Con­fe­­­renz ist an die Bedingu­ng geknüpft,daß England formell erklärt,und diese Erklärung auch durch sein Vorgehen in Eglipten erhärtet,daß es sich dem Schiedsspruch Europas unterweise­ im­­ entgegengesetzten Falle reklamirt ""Rußlan­d’,welches durch seine Theilnahm­e an der Berliner Conserea Europa einen so eklatanten Achtungsbeweis gegeben die Freiheit seiner Ent­­­schließungem da es unmöglich zugeben könne,sich allein und ausschließlich un­ter europäischer Kontrole zu wissen.« Die erste nach Egyipten­ abzugebende türkische Truppen­­­sendun­g,die der Constantinopeler Garnison entnommen werden soll, wäre marschbereit bis auf die­ Kleidung.Vorerst wird näm­lich eine dem egyiptischen Klima angem­essene Equipirung in Leinen hergestellt,und deshalb verzögert sich die Abfahrt.Bis die guten Türken in Segeltuch gesteckt w werden,werden die Engländer indeß in Egypten ausgeschifft sein Die französischen Marinesüseliere sind mit dem Transport Dampfer»Sarthe«aus Egypten aus der Heimreise begriffen. Das französische Ministerium wird,wie bereits angedeutet wurde,m­it­ einem­»Geschäf­tsm­inisterium­«ihren Abschluß finden. ···­«»Unter allen Um­stü­nden tritt Freycinet aus dem­ Cabinete aus,Während­­­»·siins von den bisherigen Ministern verbleiben dürften-Der»Temps«stellt sschem­ neuen­ Ministerium folgende Ausgabe:Das künftige Ministerium hätte s die Mission i die politische Situation zu liquidiren.Frankreich machte etwas «"­Aehnliches,wie einen Bankerott,es müsse nun seine Rechnungen regeln und die äußere Politik auf ein Minimum­ beschränken,­welche Politik­­­ eine gewisse Enthaltung gewähren werde.Möge sie zur Vervollständigung­­­ der militärischen Organisation und zur Heilung der inneren Wunden, die hauptsächlich dem Parteigeiste zu verdanken sind, verwendet werden. Das Prognosticon ist nicht gerade ein glänzendes. Die für den8.d.im­ Alpenbaderwil in Aussicht stehende Zu­­­sammenkunft der Kaiser von Deutschland und Oesterreich­­­ soll diesm­al einen etwas ausgesprocheneren politischen Charakter tragen,als in den letten Jahren. Der Sutfenenprogel in Fremberg. Kalt zwei Monate lang ist die öffentliche Meinung zweier Nachbar­­­staaten, Ausland und Oesterreich-Ungarn aufmerksamer Zeuge eines Hoch­­­verrathaprozesses gewesen, der gegen die Führer der Ruthenen in Lemberg sich abspielte. Am 12. Juni begann der Prozeß, am 29. Juli wurde das Urtheil der Geschworenen verfindet. Da der Prozeß mehr als blos momentane Wichtigkeit besigt, wollen wir unsern Lesern einen kurzen Ueberblick über seinen Verlauf geben. An­­­geklagt­ waren elf Personen; wir werden Hauptfächli­­chen Prozeß gegen den Hauptangeklagten Hofrath Dobrzangii im Wege behalten. In Galizien wohn­en unter nahe anS Millionen Einwohnern 3.058.400 Polen,2549.707 Ruthenen,324.336 Deutsche.Ein alternationaler Ges Der gegenwärtige Prozeß ist ein Reichen jenes Gegenrates. Die Aufrage lautet auf Hochverrath; dieselbe wurde in folgender Weise begründet: „Die flavische Frage, wie dieselbe im Planflavismus ihren Ausdruck geladen hat, ist b­eamntlich wie Desterreich nicht ohne Bedeutung geblieben. Im Norden und Osten der Grenzen unserer Monarchie waltet nämlich ein mächtiger Wolfä stammt, der in staatlicher Beziehung als Großmacht ersten “ Range im europäischen Gleichgewichte eine Hervorragende Rolle spielt. Dieser Volksstamm, im Laufe der Jahrhunderte unter von den Slawen Oesterreichs ganz verschiedenen Verhältnissen auferzogen, hätte eigentlich seine Berechtigung, die nationale Einheit mit den Slaven Oesterreich ® arts zu streben. Und doc machte er sich eine große Partei zur Aufgabe, die Vereinigung aller slavischen Stämme unter der Führung Naßlands vorzus­­bereiten. Der Banslavismus, wie ihn Pragodin und General TFadejeff pres­­tigten, werde bald zur einer Lebensfrage für Oesterreich, zumal auch bei ung­­­ravitationsgelüste nach Außen geweht wurden. Unter dem Einflusse der angeregten Nationalitätenfrage hat sie in Rußland eine Banflavisten­­­partei gebildet, die alle Mittel in Bewegung fegt, um in Desterreich für die panslavistischen Tendenzen Boden zu gewinnen, mit dem Direkt ausge­­­sprochenen Bwede, um in einem Kreuzzuge gegen Oesterreich die daselbst angeblich unterbrüchten Stawen der freiheit zuzuführen und dieselben außer­­­halb Desterreichs staatlich zu vereinigen. Diese Agitation ist auf das wohl­­­durchdachte Programm einer bedeutenden Partei zurückzuführen, die für­­­ ihre politischen Anschauungen in Oesterreich sowohl als in Rufßland An­­­­­­hänger zu gewinnen sucht. Unter einem Theile der ruthenischen Bevölke­­­rung tore des griechisch-katholischen Clerus in Galizien fanden diese Agita­­­tionen um so mehr Anklang, als Ost­ Galizien unmittelbar an Rußland grenzt und um so leichter Agitatoren zugänglich ist. Unter dem Deck­mantel der durch die Stantsgrundgelege garantirten Preß- und Glaubensfreiheit, unter dem DBorgeben, die specifisch ruthenischen Nationalitäts-Interessen zu fördern, sowie die Bildung und den Wohlstand des Volkes zu heben, ver­­­standen es einzelne Parteiführer ruthenischer Nationalität, auf literarischen, religiösem und politischem Gebiete für den Banflavismus Propaganda zu machen. Seit dem legten Jahrzehnte ist auf dem Gebiete der ruthenischen Literatur eine regsamere Thätigkeit wahrnehmbar, bei der zwei ganz ver­­­­­­schiedene Richtungen, entsprechend den widersprechenden politischen Tenden­­­zen, verfolgt werden. Nicht anders war es auf dem Gebiete der Religion. Die seit Jahrhunderten bestehende Kirchen-Union war ein sicherer Hort ge­­genüber den politischen Aspirationen von Außen. „Das Ziel der panlavistischen Umtriebe war e3 num, durch systema­­­tische Einführung verschiedener ritueller Neuerungen im Geiste der shigma­­­tischen griechisch-orientalischen Kirche Proselyten zu machen. An meisten aber manifestirte sich diese flavophile Agitation auf dem Gebiete des poli­­­tischen Lebens. Am eifrigsten war in dieser Richtung die ruthenische Presse thätig. Broschüren bedenklichsten Inhalts wurden zu billigsten P­reisen, ja sogar unentgeltlich bei jeder Gelegenheit der Geistlichkeit und der Land­­­bevölkerung aufgedrungen. Schritt für Schritt breitete sich diese Agitation aus und tropfenweise wußte man den Vollsmassen das gefährliche @ift einzugeben. Wenn man die geographische Lage Galiziens, Ungarns und der Bulowina ins Auge faßt, wenn man bedenkt, welche Dimensionen der gewedte Antagonismus der ruthenischen Bevölkerung gegen die übrigen Nationalitäten Oesterreichs annahm, so muß er einleuchten, daß Die ge­­­dachte Agitation geeignet ist, eine Empörung, ja selbst einen Bürgerkrieg im Innern der Monarchie heraufzubeschwören und ernste Gefahren für den Staat herbeizuführen. Ein solches Vorgehen begründet unzweifelhaft den Thatbestand des im $ 58 lit. e Str.-@. bestimmten und des nach $ 59 lit. b St.­&. mit der Todesstrafe angedrohten Verbrechens, zumal das Endziel dieser Umtriebe geradezu auf eine schließliche Gefährdung der In­­­tegrität des Kaiserstaates gerichtet ist.“ Als Hauptführer stellt die Anklage Adolf Ritter v. Dobrzangis dar. Darnach ist derselbe „unter den Stawen Nord-Ungarns als panslavistischer Agitator sattsam bekannt; er hat, wie er selbst gesteht, bei seiner unstreitig hohen geistigen Bildung, eine bewegte politische Vergangenheit hinter sich; er fungirte als E. f. österreichischer Armee-Commissär im Jahre 1849 beim Einmarsch der russischen Truppen in Ungarn; späterhin mit dem Orden der Eisernen Krone dritter Klasse, dem russischen St. Annen-Orden zweiter Kaffe und mit dem Wladimir-Orden dritter Klasse ausgezeichnet, wurde er der E. ungarischen Hofkanzlei zugeteilt, in welcher Eigenschaft er nach seiner eigenen Angabe die National-Interessen der ungarischen Slawen verfocht. Er konnte sich auch mit der geänderten staatsrechtlichen Stellung Ungarns u Oesterreic­h nicht befreunden , bekämpfte den Dualismus, wurde deshalb in seiner Amtsstellung unhaltbar und im Jahre 1876 als Hofrath pen­­­sionirt. Er behauptet, daß er al Deputirter des ungarischen Neichätages, späterhin als Präsident der literarischen St. Basilius Gesellschaft zu Unglvar ftet, die ungarischen Slawen vor den Wagyarisirungs-Gelüsten zu schühen trachtete, und angeblich aus diesem Grunde, ebenso wie sein Sohn Mieros­­­laus Ritter dr. Dobdrzanzki, verfolgt und schließlich gezwungen wurde, auf seinem Gute zu &zertest sich und Privatleben zurüczuziehen. Aus­­­ dieser Verantwortung sollte anscheinend sich ergeben, daß Adolf Ritter v. Dobrzanzki ein loyaler österreichischer Patriot gewesen und ohne Grund Verfolgungen ausgelegt war. Allein gerade das Gegentheil davon geht aus der Eröff­­­nung des königlich ungarischen Ministeriums des Innern vom 1. März 1882 hervor. Im der erwähnten amtlichen Note wird Adolf Ritter v. Dobrzanzki als ein eifriger Ruffophile bezeichnet, der anläßlich der Vor­­­fälle des Jahres 1849 für die Rußland geleisteten Dienste nebst den Ordens- Dekorationen eine ansehnliche Geldsumme erhalten, seine Befigung Czertesz mit russischen Rubeln angetauft und dessen sich Lange Zeit selbst gerühnt habe. Späterhin hat Dobrzangki­ durch seinen Einfluß den gesammten ruthenischen Clerus für seine raffophilen Umtriebe gewonnen. Durch seine Vermittlung haben ruthenische Schulen, Kirchen, Priester 2c. aus Rußland Subventionen erhalten. Bis zum Jahre 1861 war er der Abgott und Gönner der russisch ge­­­sinnten Ruthenen; durch ihn wurden russische Flugschriften und Bücher nach Ungarn eingescmruggelt, sowie die früher patriotisch gesinnten ruthe­­­nischen Geistlichen durch seinen Einfluß demoralisirt. Seit dem Jahre 1861 wagte es Adolf R. v. Dobrzanski nicht mehr, öffentlich zu agitiren ; dafür wußte er aber durch öftere Besuche den ruthenischen Klerus in seiner rufjo-­­philen Gesinnung zu bestärken und durch die Reisen seines Sohnes Mieroslaus R. v. Dobrzandki und seines Schwiegersohnes Emanuel Hrabar eine rege Thätigkeit in der gedachten Richtung zu entfalten. Alle Anzeichen, sowie die öffentliche Meinung deuten darauf hin, daß Adolf Dobrzanski im russi­­­ichem Solde steht und der thätigste Agent der panflavisiiichen Bartei ist. E83 ist festgestellt, daß er mit Glowack, Samarini, Vobedonoichoff und andern Banffavistenführern in Verkehr gestanden. Auffallend ist es, daß Dobrzanski über ein bedeutendes Privatvermögen verfügt, welches unmöglich­ aus Gehaltzersparnissen herrühren kann. Seine Familien-Angehörigen sind durchgehend s panflavistisch gesinnt und befinden sich fast alle in Ausland, wo sie zumeist amtliche Stellungen befreiden. ‚Seine beiden Entel, Sinder der Olga Hrabar, studiren in Petersburg auf russische Staatskosten. „Mieroglaus Ritter dr. Dobrzanski, der Sohn des­­­Ungeflagten, st schon seit Jahren für die Verwirklichung der panslavisciischen Idee thätig. In einem Briefe fizzirt Mieroslaus Dobrzanski sein Programm dahin, daß es bestrebt sei, in der russischen Gesellschaft und P­resse die Interessen der ungarischen und galiziichen Ruthenen zu verfechten. Zu derselben Zeit übernimmt er im Panslavisten-Romu­s in Petersburg das Referat über angefachte Subventionen für galizische Zeitschriften und erwirkt mehreren Versonen und Vereinen Unterstügungen. Vor etwa einem Jahre wurde M. Dobrzanzki zum Kollegiensekretär im russischen Ministerium des Jennern ernannt und seine materiellen Verhältnisse scheinen sich seither sehr günstig gestattet zu haben, da er seinen Familien- Angehörigen Unterftügungen zuschieft, bei Petersburg eine Billa bewohnt und Reisen unternimmt. „Im September 1881 erscheint MM. Dobrzanski wieder in Lemberg, um mit hervorragenden Persönlichkeiten ruthenischer Nationalität in Ver­­­bindung zu treten. Er tauchte sodann auf seiner geheimnißvollen Reise durch Österreich in Ezernovig auf, wo er mit P. Nikolaus Ogonowsti zusammentraf. Von Czernomig kommt M. Dobrzanzti nach Kolomea, wo er den Isidor Trembech besucht und in diesem ein versiegeltes Billet Markoniw’s räthierhaften Inhalts zustellt. Treimbecki begleitet sodann MM. Dobrzansti nach Lemberg, verschweigt sogar seiner Gattin gegenüber anfangs den Zweck seiner Reife und gibt späterhin dar, von Dobrzanski als Agent zur Auf­­hpirung von Nihilisten bestellt worden zu sein. Konstativt ist ferner, daß Wladimir Naumowicz mehrere Korrespondenzen an M. Dobrzanski abschidte und von diesem BVriefe zur Beförderung an Olga Bat und Dionysius Kulacztowati zugestellt erhielt. Aus der geheimnißvollen Art und Weise der Vermittlung dieser Korrespondenz erhellt, daß­­­ der Inhalt derselben strafbar gewesen sein muß. In einem Briefe fordert M. Dobrzanski den Wladimir Naumorwicz auf, ihm möglichst gute Dienste zu leisten, wofür er glänzend belohnt werden solle. MW. Naumoricz scheint auch wirklich in Wien unter der akademischen Jugend flavischer Nationalität und während der S­erienzeit in der Stalater Landgemeinde dem M. Dobrzanski gewisse Dienste geleistet und über hierländische Verhältnisse berichtet zu haben. Adolf v. Dobrzanski und Olga Hrabar behaupten ziwar, daß der zweimonat­­­ige Aufenthalt des M. Dobrzanski in Oesterreich rein private Zwecke hatte, aus dem Ergebnisse der Untersuchung geht aber hervor, daß M. Dobrzanski unzweifelhaft in Ausübung einer politischen Mission thätig gewesen ist. „Wie weit die hochverrätherische Propaganda reichte, geht daraus hervor, daß sogar das Gebiet der Kirche von derselben nicht verschont ge­­­blieben ist. Durch die Aussage des Ulera Zalusti wurde sichergestellt, daß P. Johann Naumowicz von den Mißverständnissen zwischen der griechisch­­­katholischen Pfarrgemeinde Zharar und P. Kostedi in Kenntniß gejeßt, den Uiedertritt der Zhararer Gemeinde zum schismatischen Glauben empfohlen hat, indem er erklärte, daß der griechisch-orientalische Ritus, der eigentliche Glaube der ruthenischen Vorfahren gewesen sei, und daß ja in Maßland das Belt mehr Freiheit genieße als Hier zu Lande, wo es unterdrückt werde. Baluzki wurde in Lemberg durch Preszczanzfi ebenfalls zur Apostasie angeeifert, worauf er im seiner­­­ Heimatsgemeinde den Religionsübertritt seiner Ortsgemeinde sehr lebhaft betrieb. Zahlreiche Zeugen beweisen, daß Balugfi erst seit seinen Reisen nach Lemberg ein enragirter Panflavist ge­­­worden ist, indem er offen seine Sympathie für Rußland zur Schau trug, die Einheit mit Rußland und der griechisch-orientalischen Kirche als den einzig nationalen Zweck proffamirte, überall und bei jeder Gelegenheit, die russischen Zustände mit den Worten lobte: „dort sei es besser.“ „Während nun M. Dobrzanski fü­r das hochverrätherische Unter­­nehmen Agenten gewann, verließ dessen Vater, Adolf dr. Dobrzanski, plöglich seinen Wohnsig in Czertesz und übersiedelte nach Lemberg, angeblich um fostspieligen Nachbarbesuchen zu entgehen, und in der Stadt ein ruhiges Leben zu führen. Allein nach seiner Ankunft in Lemberg machte er, mit seinen Ordens-Dekorationen bekleidet, den ruthenischen Notabeln Besuche und wurde zum Präsidenten des ruthenischen National-Rasinos gewählt. In seiner Stadtwohnung besuchten ihn Marlow, Pleszczanski und Johann Naumowicz, ja sogar die russischen Emissäre Sofoloff und Palmoff. Das Haus U. dv. Dobrzanzki’3 wurde somit zum Mittelpunkte der Agitation. Sosef Markow erklärt, daß U. Dobrzanski zu dem Zweckk nach Lemberg gekommen sei, um eine Fusion der ruthenischen Beitschriften zu Stande zu bringen, an deren Stelle ein täglich erscheinendes Journal zu gründen, und so der lutherischen Presse eine einheitliche Richtung zu geben. Ploszczanski Dagegen erwähnt, daß das Erscheinen U. v. Dobrzanski’s in Lemberg die Hoffnung wachrief, er werde die Interessen der Nuthenen in die Hand nehmen und nach eigenem Programm weiter leiten. Es scheint aber, daß A. dv. Dobrzanski der ruthenischen Presse in Galizien eine schärfere pan- panslavistische Richtung geben wollte. Dieses Ziel wurde vor Allem dadurch vorbereitet, daß A. dv. Dobrzanski den ruthenischen Blättern den Postdebit für Rußland erwirkte.” Das waren die Hauptpunkte der Anklage. Von besonderem Interesse dabei ist die Mittheilung der Blätter, daß gerade die ungarische Regierung die Umtriebe der Emissäre der panila­­­pistischen Liga in Oberungarn entdeckte und mit Aufmerksamkeit verfolgte ; ferner ist es Thatsache, daß das ungarische Ministerium die österreichische Regierung von der Ausdehnung dieser Umtriebe auf Galizien verständigte und derselben alle Daten bezüglich der kompromittirten Persönlichkeit zur Verfügung stellte, wie überhaupt alle Berichte der Wiener Regierung mit­­­getheilt wurden.“ .­­­·Ebenso ist es nicht unbem­erkt geblieben,daß,wie die»N.sr­.Pr.« schrieb,»es ein beispiellos leidenschaftlicher Ton war,der alle diesem Gegen­­­stande gewidmeten Artikel der ungarischen Blätter durchzieht,ja heute,s­o in der Lemberger Hauptverhandlung das Beweisverfahren noch nicht be­­­gonnen hat,wird von den magyarischen Blättern jede in der Anklage auf­­­gestellte Behauptung als bewiesen angenom­men,und m­an spricht in der Pester Presse kaum­ mehr von Angeklagten,sondern nu­r von überführten Hochverräthern.·­—Geradezu verblassend ist aber die Haltung der ungas­­sischen·Opposit·ions-Presse.Die Aeußerungen,welche Hofrath Dobrzanski über seine Beziehungen zur Fam­ilie Tipa und insbesondere zu Ludwig Tipa,dem­ Vater des Ministerpräsidenten gemacht hat,werden von»Naploz« und»Eghetertes«ausgenützt,um gegen Koloman Tipa eine förm­liche An­­­klage zu schm­ieden.Man beschuldigt den Ministerpräsidenten,daß er Dobrzanekh so lange dieser auf ungarischem­ Boden weilte,keinaarge­­­krim­­m­t habe5 man behauptet,Tipa sei gegen Dobrzaani nicht eingeschritteich weil er sich zu kompromittiren fürchtete­«­­­ Nicht minder leidenschaftlich geberdeten sich die Polen,über die ebens­­o alsS die»N.sr.Pr.«­«bemerkte,daß sie,»die Agi­tation gegen den Hofrath Rittern Dobrzanski und Genossen in einer Weise betreiben,die sie weder mit den gesetzlichen Bestim­munen noch mit den Begriffen des gewöhnlichen Anstandes vereinbaren läßt.Je Beeinflussung der Geschworenen geschieht nicht·allein im Wege der polnischen Presse,die auf Kosten der Wahrheit jede in der An­klage enthaltene Behauptung als erwiesen hinstellt,sondern auch durch»Belehrungen«,zu denen sich insbesondere mehrere Landtang Abgeordnete,auf·»Patriotismus«berufen fühlen.Es zeigt sich imm­er klarer­ daß es hierzulande mit dem­ Rechtsbewußtsein nicht zum besten be­­­stellt·ist·und daß·polnischerseits unter dem­ Deckm­antel des österreichischen Patriotigim­o gewise egoistische Zwecke verfolgt werden,die mit de Interessen der Monarchie nichts gemein haben.« .« «’»a­nsatz besteht zwischen den Polen und Ruthenen <> Stimmen aus dem Publikum Theaternachricht Die Direttion erlaubt sich,allen P.T.Kunstfreunden und dem gel­­ehrten Publikum­ anzuzeigen,daß sie Montag den z.d.M.die diesjährige­ Saison mit der Sen­sationskomödie»Der Todschläger« von Em­il Zola, deutsch von Dr.Friedrich,beendet und sagt gleichzeitig dem P.T.Publi­­­kum­sü­r den so äußerst zahlreichen Besuch ihren wärm­sten Dant,jund hofft auch in­ der nächsten Saison durch eine ansehnliche Novitätenreihe sich wie bisher die Zufriedenheit und fernere Geneigtheit des P.T..Publikum­s auf’s Neue zu erwerben und zu befestigen. Für die Direktion: Hans Pauser, art. Leiter. Sofail- und Zaged- Chronik. (Das Kronprinzenpaar in Siebenbürgen.) Meldung der „Ung. Volt“. Bodogfalva, 3. August: Der Kronprinz traf um 5 Ude 25 Minuten zu Pferde, in Begleitung des Grafen Telefi aus den Alpen in Malominz ein. Am Eingange des Ortes erwarteten Vicegeipan Barcsay und Bezirksstuhlrichter Puj Se. Hoheit. Der Kronprinz richtete freundliche Worte an den Viegeipan, seine volle Bufriedenheit über das Gelingen der Jagd und über die Aufmerksamkeit, die ihm allseits erwiesen wird, außdrückend. Hierauf begab er der Kronprinz in­­­­egleitung des Vicegespans in die Wohnung des Yörsters und besprach sich mit Demselben über die morgige Waierjagd. Das Kreisen der Adler um das Has wird als ein gutes Zeichen betrachtet. Beim Erschinen des Kronprinzen brach die versammelte Menge in „Elfen“-Rufe aus. Dem Vicegespan wiederholt die Hand reichend und ihm für seine Aufmerksamkeit danzend, begab sich der Kronprinz zum Galawagen des Grafen Teleki und fuhr nach Boldogfalva. Auf dem Wege wurde Se. Hoheit ehrfurchtsvollst begrüßt. Die Ehrenwache der Feuerwehr zeigte mittelst Hornsignal Ichon von der­­­ Ferne die Ankunft des Kronprinzen am, welcher in dem Hof des Schlosses umfangend, von dem­­­ Oberst Hofmeister Grafen Bombelles und dem Obergespan Georg v. Bogany mit freudiger weithinhallender Stimme seiner allerhöchsten Zufrie­­­denheit Ausdruck gab. „Sehr schön von Ihnen, daß Sie Hier sind,“ sprach der Kronprinz zum Obergespan und eilte im die Appartements, um Die Kr­onprinzessin zu begrüßen. Das Resultat der Hofjagd ist folgendes: Am Wilezel und Wurmbrand. Baron Bornemißa brachte einem Bären eine­­n ersten Tage wurden drei Gemsen erlegt, vom Kronprinzen, von den Grafen schwere Wunde bei. Am zweiten Tage erlegte Baron Bornemißa eine Gemse, welche nach Boldogfalva geschickt wurde. — Der Szafvarofe. Schütenverein und den Kronprinzen ald Broteftor nach Szaßvarog ein Der Kronprinz dürfte jedoch schwerlic das festgestellte Programm ändern und wird höchsstens seinen Hateger Aufenthalt vom 7. bis zum 8. oder 9. verlängern. (Ernennungen.) Die Hermannstädter F. ung. Finanzdirektion hat den Kanzlei-Adjunkten Andreas Barabas zum Kanzleioffizial und den Ku. Kanzlei-Braktikanten Georg Vervidian zum Kanzleiradjunkten ernannt.

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