Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. August (Jahrgang 9, nr. 2620-2646)

1882-08-05 / nr. 2624

Redaction und Adminiftration : Heltauergafje 23. Seihe ist mit Ausnahme der Sonn- und Heter­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fr., vierteljährig 2 fl. 50 fl., Halbjährig 6 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung ins Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl., 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Brig 7 fl, ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig 9 AM. oder 12 Fres., halbjährig 18 Ra. 50 24 a rn 36 AM. oder Ted. Unfranlirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurü­ckgestellt. N= 2624. Siebenbürgitat: Deutsches Hermannstadt, Samstag, 5 August primniimerationen und Insern­te Übernehmen außer dem Hauptbureau,Heltauergabe Nr.23:in Monsisti­ die Buchhandlungenlleinrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hed­­­rich’s Erben, $shhässburg Gebrüder Retzer, Buch»­­handlung, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Bress Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosze, A. Opelik, Reiter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. %. @. I. Daube & C Der Raum einer einspaltigen Garm­ondzeile kostet beim einmaligen Einraden 7 tr., das z­weitemal je 6 fr., das drittemal je 5 kr. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 39 Er. 1882. Die R. ung. Staatseisenbahn östliche Linie im Jahre 1880. Die Länge der Strecke betrug mit Einfluß der drei Flügelbahren (Rocsard— Maroschivafarhely, Tövis— Karlaburg und Kleinkopish—Her­­­mannstadt) 639 km. ımd hat im Jahre 1880 eine Veränderung nicht erfahren, indem der Flügel Gyeres— Thorda auch im Jahre 1880 nicht ausgebaut wurde. Ebenso hat die Anzahl der Stationen (61) sich nicht geändert. Von diesen liegen 28 im Gebiete der Klausenburger Kammer und 25 in dem der Kronstädter. Das Sesammijahreseinkommen betrug fl. 2.678.742 gegen das Vor­­­jahr um fl. 118.666 mehr. An dieser Piereinnahme hat sowohl die Steigerung des Personen-, als auch des Frachtenverkehrs Theil. Im Per­­­sonenverkehr wurden um 48.289 Reisende mehr befördert als im Vorjahre (1879), was eine Mehreinnahme von fl. 60 632 Herbeiführte. Im Frachten­­­verkehre wurde eine Mehreinnahme von fl. 62.480 erzielt. Auf Diese Steigerung hatten einen wesentlichen Einfluß die gewährten Preiserleich­­­terungen. Eine Steigerung zeigten: Steinsohlen mit 91.710 MB. Werkholz mit 23.730 M.-B. Salz 29.040 ° .. Bei lebenden Thieren fand eine Abnahme statt von 34.160 M.-B., ebenso bei Mahlerzeugnissen von 9390 M.-B. Daß bei den lebenden Thieren eine so bedeutende Abnahme stattfand, ist dem Umstande zuzuschreiben, daß das bisher in der Station Hermann­­stadt zur Aufgabe gebrachte Vieh in der legten Zeit von Hermannstadt nach Alvincz (Station der I. Siebenbürger Eisenbahn) getrieben und von dort auf die Bahır gegeben wu­rde. Um bdiesen Uebelstand nach Möglichkeit zu beseitigen, hat die Betriebsdirektion das Hiezu Erforderliche veranlaßt. Mit welchem Erfolge? wird die Zukunft lehren. Auf den Viehhandel Hermannstadt3 wirken auch andere Yaltoren maßgebend, als Die etwa bewilligte Frachtenermäßigung. Diese wird kaum den vielleicht vorhandenen NRüdgang aufzuhalten im Stande sein. Unsere Viehhändler beziehen das Vieh aus dem benachbarten A­umänien. Die allzu häufig, und wie die Erfahrung auch der regten Zeit fehrt, gar zu oft ganz unnöthig an­ge­­­ordnete Grenzsperre bei dem Rothenthurme wirkt auf den Viehhandel Hermannstadt3 nur schädigend. Um nun diesen Viehhandel nicht nur in seinem bisherigen Umfange aufrecht zu erhalten, sondern denselben immer mehr zu beleben und zu Heben und dadurch mit auf die Hebung des Ber­­­tehrs auf der Eisenbahn zu wirken, müßten seitens der Negierung alle möglichen Erleichterungen im Grenzverkehre durch den Mom­entdurm zuge­­­standen und eingeführt werden. Eine durch verfehrte Maßregeln geschädigte Handelsverbin­dung läßt sich, das Iehrt die Erfahrung in gar vielen Fällen, oft selbst durch­ die allerwesentlichsten Zugeständnisse nicht wieder in dem alten Umfange herstellen. Was wird der Erfolg sein, wenn der Verkehr vom Rothenthurme abgedrängt wird? Wird sich derselbe etwa dem Tömdörch zuwenden? Wir glauben dieses seineswegs! Das über den Rothenthurm eingebrachte­ Vieh wird in den Brennereien in und bei Hermannstadt ge­­­mästet und gelangt dann auf der Bahr zum Export nach Westen. Kann über den Rothenthurm Wieh nicht hereingebracht werden, so wird Dasselbe auf anderen Wegen die Märkte des Weitens aufsuchen, etwa auf der öster­­­reichischen Staatsbahn, nicht aber über den Tömdich auf der Ostbahn, und Siebenbürgen daher ganz umgehen. Hier ist eine Vogelstraußpositif sehr am unrichtigen Orte. Di­ einmal das Uebel und dessen Wurzel befannt, wie es in Diesem tyalle in der That ist, so kann nur eine energische. Dabei zielbewußte Hand dasselbe beseitigen. Wir wollen hoffen und erwarten, es werde die Regierung biese energische und zielbewußte Hand im Interesse unserer Landes zeigen. Die Ausgaben betrugen fl. 2,874.479, sie überstiegen daher die Ein­­­nahmen um fl. 195.737 oder 7,37%,. Diese Mehrausgabe war bedingt dadurch, daß in Folge der Einführung von Schnellzügen auf der Haupt­­­bahn der Unterbau der vermehrten Schnelligkeit entsprechend hergestellt werden mußte, dann aber auch dadurch, daß durch Hochwasser Ende 1879 und Anfangs 1880 die Bahn an vielen Stellen arg beschädigt worden war. Abgesehen hiervon erfuhren beinahe alle Aufgabsposten eine Steigerung. Im Jahre 1880 wu­rden 436.582 P­ersonen befördert und­­­ zwar 5358 auf der I., 60.819 auf der II., 169.060 auf der III, 178.730 auf der IV. Alafiv und 22.615 Soldaten. Mit Tour- und Netourkarten und Bergnügungszüi­­sen wurden im Ganzen befördert 3398 Personen und zwar nah Salzburg (Bizakna) 2273 d. i. 66°9%,, nah Klanfenbura 525, nach Egere3 bei Klausenburg 208, nach Elöpatat 135, nach Wien 127 und nach anderen Stationen der Rest. Nach Salzburg (Badeort nordwestlich von Hermannstadt) wurden 669"­, sämmtlicher Neffender dieser Kaffe befördert, rechnen wir noch, daß unter den von Salzb­rrg im Jahre 1880 beförderten 7214 Personen eine nicht unbedeutende Anzahl auf Badebesucher entfällt, so wird der wiederholt ausgesprochene Wunsch, es möchten die Büge bei dem unterhalb des Salzburger Bahnhofes befindlichen Wächter­­häuschen halten, gewiß eine volle Berechtigung haben. Durch Einführung dieser Mairegel für alle Tage, nicht nur für Sonn- und Feiertage, wie da seits A­nfangs Juli d. I. der Fall ist, könnte einerseits der Verkehr auf der Strecke bedeutend gehoben werden, während andererseits den gewiß­­berechtigten Ansprüchen des Publikums Rechnung getragen würde. Durch Schaffung einer Haltestelle bei dem bemüßten Wächterhäuschen könnte diesem Wunsch­e ber Bublitunng entsprochen werden. Die erforderlichen K­often würden sich gewiß in kürzester Zeit reichlich verzinsen. Darum sei diese Angelegenheit der Vorsorge der Betriebsleitung auf das Wärmste empfohlen. Auf der ganzen Strecke der Ostbahn wurden im Jahre 1880 befördert 436.582 Reisende, darunter 22.615 Personen mit Militärkarten, dann 3.599.263 M.-B. Waaren. E83 kommen auf das Km. der Bahnlänge (639 Kin.) 683 Personen, ohne Militär 648 Personen und 5632­­6 M.-B. Waaren. Lasfen wir die Strecke Groswardein—Esucha, als allerhalb Siebenbürgen liegend, unberücksichtigt, so beträgt die Zahl der beförderten Reisenden 391.107 B Personen, darunter mit Militärkarten 20.789 und die der Waare 3.052.984 M.-3. Auf das Kın. entfallen 699 Personen, ohne Militär 662, und 54614 M.-B. Waare. Auf der Hauptbahn von Großwardein—Bredeal (514 km, 50 Stationen) betrug die Zahl der Neisenden 346.987, darunter 13.857 mit Militärkarten und 3.214.683 M.-3. Waaren. Per Km. entfallen 675 Personen, ohne Militär 647, und 6254.25 M.-8. Frachten. Auf der Flügelbahn Kocsard—Marosvasarhely (60 Km., 6 Stationen) war die Zahl der Reisenden 27.906 Persjonen, darunter­ 2144 mit Militärkarten und 197.099. M.-3. Waaren.. Per Km. kommen 465 Personen, ohne Militär 429, und 32846 M.-3. Tsrachten.­­­ Auf der Flügelbahn Tövis—Karlsburg (20 Km, 1 Sta­­­tion) wurden 18.732 Reisende befördert, darunter 2939 mit Militärkarten, und 23.457 M.-3. Frachten. Es entfallen per Km. 937 Personen, ohne Militär 789, und 1422855 M.-8. Waaren. Auf der Flügelbahn Kleinfopffsg—Hermannstadt (45 in., 4 Stationen) waren 42.957 Reisende, darunter 3675 mit. Militärkarten, und 159.024 M.-3. Waaren. Per Km. kommen 955 Wersonen, ohne Militär 873, und 3534 M.-8. Trachten. Um Vergleiche leichter anstellen zu können, wollen wir die Haupt­­­bahn in drei Abschnitte theilen und zwar: Großmwardein—Laucha, Esucsa—Kronstadt und Kronstadt—Predeal. · Aus der Strecke Großwardein——Csucsa(80Kin.,8 Stationen) wurden 45.475 Reisende,darunter 2026 mit Militärkarten,und 546.279 M.­Z.Waaren befördert.Auf das Kni.entfallen 568 Personen,ohne Militärös L und 6828-48 M.-Z.Waaren­. Aus der Strecke Csucsa—Kronstadt(404Km n.,39 Stationen) waren 271.065Reisende,darunter 11.824 mit Militärgarten,und 2.484.254M.-Z.Waaren.Es komm­en aus das Km.671Reisende,ohne Militär 641,und 614914M.-Z.Waaren. Auf der Strecke Kronstadt— Predeal (30 Km, 3 Stationen) wurden 30.347 Reisende, darunter 7 mit Militärkarten und 184.150 M-3. Waaren befördert. Auf ein Sitz­ entfallen 1012 Personen und 6138 M.-3. Waaren. Bei den Flügelbahnen haben wir den Verkehr jener Station der Hauptbahn, von der die Verzweigung ausgeht, in den des betreffenden Flügels nicht einbezogen, weil uns jener Theilbetrag, der auf die ‘Flü­gel­­bahn entfällt, unbekannt war. Der ganze Verkehr dieser Stationen, (es sind drei, Koczard, Tövis und Streinkopuch), findet fs daher ganz im Ver­­kehre der Hauptbahn. Nach dieser nicht unwesentlichen Bemerkung wollen wir die oben gegebenen Daten einer kurzen Besprechung unterziehen. In Bezug auf den Jachtenverkehr übertrifft die Hauptbahn jenen aus ämmt­­­lichen Flügelbahnen. Während per Km. auf der Hauptbahn an Frachten 625425 M.-B. befördert wurden, erreichte seine der­­­ Flügelbahnen Diese Hilfer. Unter den Flügelbahnen nimmt St­eintopisch—Hermannstadt mit 3934 M.­3. per Kun. die erste Stelle im Frachtenverkehr ein. Was den Personenverkehr anbelangt, ist derselbe auf den Flügelbahnen Kleintopisch— Hermannstadt und Tövis—Karlsburg relativ höher al auf der Haupt­­­bahn. An erster Stelle steht der Verkehr auf der Strecke Streintopish— Hermannstadt mit 955 Personen per Kun, dann folgt Tövis—Karlsburg mit 937 Personen, dann die Hauptbahn mit 675 Personen und zulegt Kochard— Marosvasarhely mit 465 Personen. Auf der Hauptbahn übertrifft der Personenverkehr der Strede Krons­­­tadt— Predeal mit 1012 Reisenden per Kun­­den der Strede Kleinkopish— Hermannstadt. Was leicht erlärlich ist, findet doch in Predeal der An­­­schluß an die rumänischen Bahnen statt, während in Hermannstadt der Flügel endet.­­­Der Verkehr auf der Strecke Hermannstadt—Kleinkopissch würde gewiß noch höher stehen, wenn die Bahn nicht in Hermannstadt endete, sondern doch, den von der Natur vorgezeichneten Weg im Rothen­­­thurme 618 zum Anschlufse an die rumänischen Bahnen weiter geführt wu­rde. Diese Weiterführung , die im wohlverstandenen Interesse der baterländischen Bahnen liegt, wird gewiß dann in Angriff genommen wer­­den, wenn er vielleicht zu spät sein dü­rfte, zu spät deshalb, weil der Hans bel, hat er einmal bestimmte Nichtungen eingeschlagen, schwer von diesen abgebracht werden kann, selbst, wenn die neue Richtung auch wesentliche Bartheile gewähren sollte, die so billig und bequem auszubauende Rothenthurmpaßbahn nahezu uns erklärlich. Diese Linie, welche in technischer Beziehung, also auch in Bezug auf die Herstellungskosten als die günstigste unter den siebenbürgisch­­­rumänischen Anschlußbahnen bezeichnet werden muß, hat sie doch eine Mam­matsteigung von 1:120, bietet also den Vartheil großer Fahrgeschwin­­­digkeit bei sehr geringen­­­ Betriebsanlagen, wu­rde zwischen Hermannstadt und Pıtejti für 13.600 000 fl. hergestellt werden können. Die Herstellungstorten für die 30 Am. lange Strecke zwissen Her­­­mannstadt—Rothenthurm würden sich samit Fahrmitteln per Am. auf­ 84.000 fl., somit im Ganzen auf 2.520.000 fl. stellen. Das ist im Vergleiche zu den Herstellungstorten der Kronstadt— Predealer Strecke eine verschwindende Summe. Rechnen wir noch hierzu die bedeutend geringeren Erhaltungsp­­fosten für die Rothent­urmbahn gegenüber der Tömeiher-Bahn, so empfiehlt fs au in dieser Beziehung der endliche Ausbau. Schließlich wollen wir noch­ den Verkehr der Stationen in den Städten Klausenburg, Kronstadt, Hermannstadt und Varogvafarhely mittheilen. - in Marosvajarhely: 16.819 2050 170.234 M.­­. Daß in Hermannstadt der Frachtenverkehr geringer war als in Marog­­­vajarhely, ist dem Umstande zuzwschreiben, daß, wie schon hervorgehoben wurde, der Riechtransport in Hermannstadt bedeutend herabgegangen war. M. S.­­­3 wurden befördert: in Klausenburg: in Kronstadt: Uns erscheint ein längeres Widerstreben gegen« Personen darunter Militice Frach­ten 42.553 45.709 in Hermannstadt: 830.727 4188 349.932 M.­B. 1974 282.673 M.-B. 3518 141.461 M.-­. Brennholz " 96.430 „ Eisen 200108 Getreide: 71.970: =, Knochen, eben „ 10.230 “ Kalkziegeln „ 40.320 “ Wein ERSTE 05 - Benilleton. Das Ringen nach Glük. Roman von %. Sriedrid. (5. Sortjegung.) „Eine gefährliche Theorie!" warf Bolten lächelnd ein. „Stimmen auch Sie meinem Freunde bei?" wandte er sie fragend an den Wirth. „Ich verstehe Sie nicht recht, meine Herren," verfeßte Kieser. „Aber das ist richtig, ist ein Weg für Zwei zu eng, so muß Einer weichen und ich weiche nie! Das Leben wird nicht einem Jeden leicht gemacht, wer stets darauf bedacht ist, daß er seinem Nachbar nicht auf die Füße tritt, kommt nie weiter.” „Bravo !" rief Doerkes, ihm Beifall zollend. „Thomas, und Du’schweigst zu solchen Grundfägen ?” wandte Bolten sich lachend an seinen Freund, der schweigend zugehört hatte. Stimmt das mit Deiner Theologie!" „Nicht ganz," erwiderte Thomas. Der Wirth blicte ihn halb betroffen von der Seite an. „An! der Herr will Pfarrer werden,” bemerkte er. „Nun, die Herren Candidaten denfen auch nicht anders. Stände es in ihrer Macht, die älteren Pfarrer vom Stege zu ftoßen­, damit sie früher eine Stelle bekämen, so würde wohl feiner der alten Herren trockenen Fußes in den Himmel kommen !" „Die Luft dort oben auf dem B­oden muß vortrefflich sein, und sie hält den Kopf Har!“ rief Merkel jubelnd. „Sie sind mein Mann! Wenn Sie nur nicht so verteufelt hoch wohnten, so würde ich Sie öfter besuchen !” In heiterer Stimmung langten sie in Ilsenburg an und legten ihre Reise nach Jena ohne Aufenthalt fort. Leidend kam Bolten in Jena an und der Sommer verging, ehe sein Arm vollständig wieder hergestellt und er genesen war. II. Mit Dierfel, der seinen Beruf verfehlt hatte und Schriftsteller ge­­­worden war, war die alte Freundschaft schnell wieder angeknüpft und hatte sich zu dem innigsten Verhältnisse gestaltet. Waren die Charaktere Beiver auch verschieden und in mancher Be­­­ziehung entgegengefegt, so hatten sie doch ein Gemeinsames, das sie fest an­­­einander schlog, das war die Unbefangenheit und Ehrlichkeit der Lebens an. Jahre waren entschwunden. Bolten hatte seine Studien längst beendet und seine Eramina gemacht; als der große Krieg gegen Frankreich ausgebrochen war, hatte er sich freudig zur Verfügung gestellt und als Arzt sehwere Zeiten durchlebt. Als ein­­ze­­ne Mann war er zurückgekührt und hatte sich in D. als Arzt nieder­­­gelassen. Der Most der Jugend, der einst so kräftig gewährt, hatte sich geklärt und er war eine ruhige, heitere Lebensanschauung, welche mit unbefangenem und doch festen Blick in die­ Zukanft schaute, in ihm zurückgeblieben. Er genoß das Leben gleichsam spielend, ohne daß es für ihn durch eine über­­­wältigende Leidenschaft getrübt wurde. Er besaß ein weiches, laftiges Herz und doch fehlen dasselbe stets seinem ruhigen, klaren V­erstande zu gehorchen. „Das Herz ist nichts mehr als ein Muskel und einen Muskel kann man üben und dem Willen untert­an machen", pflegte er scherzend zu seinen Freunden zu sagen. „Wir haben Turnanstalten für die Arme und Beine, aber mit den Turnübungen für das Herz sind wir noch weit zurüc. Nehmen einige Köpfe den Anlauf dazu, so beginnen sie sogleich mit dem Salto mortale und dann ist es vorbei. Die Herzen brechen zwar nicht wie Arme und Beine, allein sie kommen aus ihrer natürlichen Lage und dann begehen sie Dumm­heiten !” Der feine Tüchtigkeit hatte er sich in D. schnell einen Namen und gesicherte Stellung erworben. Der Zufall hatte es gefügt, daß er mit dem beiden Gefährten, mit denen er einst die luftige Harzreife gemacht, an in D. wieder zusammen­­­getroffen war, nachdem sie Jahre lang nichts von­­einander gehört­­atten. Schauung, die innere Wahrheit, welche sie nie verleugneten, auch wenn sie mit den Verhältnissen der Wörtlichkeit nicht Harmonirte. Sie fühlten sich als zwei Wesen in dem großen AU, die eine Berechtigung mit ihren Eigen­­­thümlichkeiten hatten und die sich für zu stolz hielten, um in der Schablone des Lebens aufzugehen. „Sei nur ruhig“, sagte Bolten öfter dem Freunde, wenn dessen leiden­­­schaftlicherer und nervolserer Charakter wegen­ einer Widerwärtigkeit aufs­­chäumte. „Der Meenfih hat zwei Ellbogen damit er­­st duch das Leben durchdrängt; er­ giebt freilich auch einen Weg, auf dem man si heimlich hinten herumschleichen kann, der ist nicht für Di, so wenig ich für ihn passe !" Thomas war Beiden fremd geworden, er hatte sich selbst von ihnen losgesagt. Er war von Lena nach Halle gegangen und dort hatte sein schwacher Charakter den Einflüssen nicht widerstehen können, die auf ihm eingedrungen waren. Er hatte sich der frommen Richtung angeschlossen und war von den Scheinconsequenzen derselben immer weiter und weiter gedrängt, weil er nicht die innere Kraft besaß, daß sein Beistand ihm an der Grenze ein ernstes Halt­ entgegenrief. Schon in Halle hatte sein Charakter ange­­­fangen, sich wesentlich zu ändern, den heiteren und unbefangenen Studenten­­­sinn hatte er abgelegt. Zu seinem Unglück war er nach­ Beendigung seiner Studien bei einem Fabrikanten, welcher den Frommen spielte, nur um den Berdacht von si) abzuwenden, daß er­ Andere betrügen könne, Hauslehrer­ geworden, und hier Hatte sich seine Anlage zur Heuchelei immer mehr aus­­­“­­gebildet. « Es war überhaupt ein starkers Egoism­us,den er sic­her nicht b­e­­sessen­,bei ihm hervorgetretem Was lümmelten ihn Andere,wenn es ich wohlerging. Jetzt lebte er in D.als K­andidat und war ein Hauptmitglied mehrerer frommer Vereine Begegnete er den­ früheren neueiden,so grüßte er m­it herablassender kalter Freun­dlichkeit,ohne je stehen zu bleiben und ihn­en die Hand entgegenzustrecken Er wußte,daß eine Kluft zwischen ihnen und ihm war,"welche nicht mehr überbrü­ckt werden kon­nte. (Fortsetzung«folgt.) » . ® -

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