Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Januar (Jahrgang 11, nr. 3054-3080)

1884-01-01 / nr. 3054

Seite­? no­­on Hermannstadt, Dienstag ‚ politische Uebersicht. Hermannstadt, 31. Dezember. „In Kroatien wird man nicht müde, alles hervorzusuchen, was jenseits der Drau unangenehm zu berühren im Stande ist, und es vergeht fest nicht eine Sigung des Froatischen Landtages, aus welcher nicht ein derartiges Vorkommnis zu verzeichnen wäre. In der sonst ohne „Zwischen­­­fälle“ abgelaufenen Sagung vom 29. d. reichten nun der Abgeordnete Fricz samt Genossen folgende an den Banus gerichtete Interpellation ein: „d­. Sit es Em. Erzellenz bekannt, daß auf den Bahnstrecken Dalja- Vinkoveze-Brod und auf den Streben der Budapest-Semliner Bahn in Kroa­­­tien die magyarische Geschäftssprache eingeführt ist? 2. Sit e8 Em. Erzellenz bekannt, daß nur Magyaren an diesen Bahn­­­streden angestellt sind?­­­ 3. It e8 Ihnen bekannt, daß die Dampfschifffahrts-Gesellshaft auf ihren Schiffen und Stationen im Bereiche dieser Königreiche die magyarische rot-weiß-grüne Sahne mit dem ungarischen Wappen gebraucht? 4. Wenn dies Ew. Exzellenz bekannt ist, welche Schritte beabsichtigen Sie zu thun, damit diese Ungefeglichkeit sogleich abgestellt und dem Wappen, sowie der Flagge Kroatiens der geietliche Gebrauch gesichert werde ? 5. Wenn Ew. Erzellenz davon seine Kenntnis haben, erachten Sie sich doch das Verantwortlichkeits-Geld für den Banus vom 14. November 1874 für verpflichtet, sich von diesen Verhältnissen Kenntnis zu verschaffen und auf Grund der Erhebungen alle verfassungsmäßigen Mittel anzuwenden, damit die Beziehungen des Ausgleichsgefeges nicht nur beseitigt, sondern auch für die Zukunft Hintangehalten werden?“ ‚Die Agramer Wappenschilderstürmer vom 15. und 16. August sind in der unlängst abgehaltenen gerichtlichen Schlußverhandlung sämtlie freigesprochen worden, weil ihre That vom Gerichte blos als eine polizeiliche Uebertretung qualifiziert wurde. ‚ „Von „unterrichteter” Seite ging der Berliner „National-Zeitung“ eine Mitteilung über den Inhalt der Unterredung des deutschen Kron­­­prinzen mit dem P­apste zu. Man war solchen Berichten­­ur bereits etwas stark skeptisch geworden und so ward auch diese Mitteilung in einem großen Teile der Berliner Presse angezweifelt. Hierauf ant­wortete sodann die „Nationals Zeitung“ und hielt die vollständige Authentizität ihres Berichtes aufrecht. Der Bericht selbst lautet also: „Auf die Anrede des Papstes, daß er sich freute, den Sohn eines so erlauchten Vater und einem im Kriege und Frieden so bewährten Fürsten bei sich begrüßen zu dürfen, antwortete der Kronprinz: Als Gast Seiner Majestät des Königs von Italien nach­ Rom gekommen, habe er geglaubt, nicht verfehlen zu sollen, auch Seiner Heiligkeit durch seinen Besuchh The Ehrerbietung auszu­­­drücken. Nachdem der Bapst­ wiederholt seiner Freude Ausdruck gegeben, bewegte er das Gespräch, zuvörderst in allgemeineren Formen; man sprach über die Reise in Spanien, über frühere Aufenthalte des Kronprinzen in Italien, über den Aufenthalt des Papstes als Nuntius in Brief­­e. Endlich fragte der Papst, ob Seine kaiserliche Hoheit ihm seinerlei Eröff­­­nung zu machen hätte. Der Kronprinz erwiderte, daß ihm, der, wie gesagt, lediglich nach Rom gekommen­­er um dem König von Italien zu Danfen für zahlreiche Beweise der Gastfreundschaft, keinerlei Mission hätte übertragen werden können, um so weniger, als auch diese Weile nach Rom erst vor etwa ach Tagen beschlossen worden sei und schon durch­ diese Thatsache ausgeschlossen sei, was Seine Heiligkeit anzudeuten beliebe. Hierauf antwortete der Bapst: Er sei Seiner Majestät dem Kaiser aufrichtig dankbar für die Wiedereinlegung des Bischofs von Limburg; es sei dies ein Akt wohlnwollend entgegenkommender Gesinnung. Der Kron­­­printz äußerte hierauf, daß er durch seine längere Abwesenheit über die Einzel­­­heiten des Falles nicht näher unterrichtet­­ei. Der Papst fuhr fort, er Hoffe und w­ünsche von Herzen, daß Seine Majestät der K­aiser seine friedliebende und er­­­leuchtete Gesinnung auch durch die Wiedereinlegung der Oberhirten der Big­­­thümer Posen und Köln bethätigen werde. In Beantwortung dessen wies der Kronprinz von neuem darauf Hin, daß der Zweck seiner Reife, wie er schon bemerkt habe, jede Mission ausschließe, ferner auf den Umstand, daß er die in Betracht kommenden komplizierten Einzelheiten in dem Augenblicke nicht völlige beherrsche. Der Bapst verließ hierauf diese konkreten Fragen und besprach nur noch im allgemeinen die zwischen der Kirche und Preußen­­­ bestehenden Differenzen; er gehöre zu den heißesten Wü­nschen seines Lebens, dessen Tage ja gezählt seien, den Frieden hergestellt zu sehen, und er hege die Buversicht, daß der Besuch des zukünftigen Herrschers nur dazu bei­­­tragen könne, seinem Wunsche Erfüllung zu bringen. Der Kronprinz nahm diese Neu­erungen dankend entgegen, und wollte dieselben seinem Kaiserlichen Bater übermitteln, der ja in allen Fragen ein F­irst des­­­ Frieden s­­ei. Die Unterredung hatte genau 46 Minuten gewährt. Der Kronprinz selbst hat von dem Wesen des Bapstes einen angenehmen Eindruck empfangen. Er bezeichnet ihn als einen feinen, liebemwirdigen Herrn von anscheinender Sitmütigkeit und Wohlwollen, mit dem er sich wohl verkehren Lasse.“ Die „Nord. Allg. Ztg.“ hat bis noch geschwiegen. In Berliner Blättern spiegelt sich indes doch der Eindruck ab, als ob diese Mitteilungen von der Regierung inspiriert seien, und dasjenige enthielten, was man feit über diese Unterredung an die Oeffentlichkeit zu gelangen fir gut befände. In den italienischen Blättern wird dieser Unterredung dagegen so zu sagen seine Erwähnung gethan, und entfalten sie dieselben vorsichtig aller vermeintlichen Enthüllungen. « » Ein höchst amüsantes Stimmungsbild der Konjekufraxpolitiker gleict der»Capitan Fracassa«.Zwei Diplomaten plaudern miteinander.»»Sie glauben also an die Möglichkeit dieses Besuches des österreichischen Kaiser 16«2« sagte der Eine. „So wohl“, erwidert der Andere. „Aber Die Schierig­­­keiten?“ „Die sind mit dem neuen System leicht zu überwinden. Der Kaiser wird im Batifan wohnen und einen Besuch im Dulrinal machen.“ = und immer die Ersten waren, sich herbeizudrängen, wenn es galt, eine Ein­­­ladung zu erlangen. Um zehn Uhr waren am heutigen Abende, mit Ausnahme einiger ver­­­späteter Nachzügler, alle Geladenen erschienen. Mehr denn Hundertundfünfzig Personen bewegten ss in den eleganten Salons des Palais Cernac hin und her. Alle schienen befriedigt, glücklich, ihre Augen leuchteten, die Lippen lächelten. Der alte Graf Montmorin erklärte, zum erstenmale in Toulouse einer so zahlreichen Gesellschaft Schöner Frauen beizumwohnen. — Ein Hofstaat, dessen Königin Sie sind, fügte er hinzu, si­­­eh ver­­­­bietig vor der Dame des Hause verneigend. Unter all diesen schönen Frauen und Mädchen wäre ein moderner Baris wahrlich in Verlegenheit geraten, wem der Apfel zuzusprechen sei. Er konnte keine Neid empfinden auf die Andere, denn Alle besaßen in gleichem Maße Anmut, Schönheit und Liebreiz. Madame Surmain, eine bezaubernde junge Frau von zweiundzwanzig Jahren, und Fräulein Emmeline de Revilly, die nicht weniger anmutige Freundin Helene Surmain­, machten ss besonders bemerkbar durch den un­­­beschreiblichen Liebreiz, m­it dem sie sich zu umgeben verstanden. Emmeline hatte ihr zwanzigstes Lebensjahr eben überschritten. Helene Surmain war mit achtzehn Sommtern verheiratet worden und zwei Jahre später Witwe. Warf man einen Bi in den großen Saal, in welchen die Damen für die Dauer des musikalischen Vortrages Plan genommen hatten, so staunte man;­­­in den Reihen der Herren erhob sich ein Gemurmel der Bewunderung. Bei der grellen Beleuchtung einer bedeutenden Anzahl von Kronleuchtern funfelten und glißerten die Brillanten und anderes kostbares Geschmeide gleich Sternen; es war ein geradezu blendendes Ausstrahlen von Licht, Glanz und Sarbenpracht. Sah man diese eleganten Toiletten, die zierlich frisierten, reich mit Blumen gezierten Köpfe, die blendend weißen, vollen Schultern und Arme, mit Collierd und Armspangen aller Gattung und Form geziert, so mwähnte man sich unmislfindlicch nach Paris verlegt, und zwar in einen jener berühmten Salons, in welchem alle Höflinge des zweiten Kaiserreiches sich zu treffen egten. Es Frederic Boiffier war nicht wenig umringt, alle Hände strebten sich ihm zu freundlichem Willkommensgruß entgegen. Man sprach von dem Konzert, welches er gegeben, von dem Erfolge, den er erzielt. Die Herren beglück­­­wünschten ihn, die Damen spendeten ihm ihr anmutiges Lächeln, man nannte ihn den Triumphator. (Sortfegung folgt.) Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. 1. Sanıtar 1884, Nr. 3054 Die Beamtenwahlen im Biftrig-Naroder Komitate. *) (Orig .Korr. des „Siebenbürgisch-Deutschen­­­ Tageblattes.“) Bistrik, 27. Dezember. Die Beamtenwahlen im Biftrig-Napoder Komitate sind bekamntlich am 21. Dezember I. $ vollzogen worden. Die Belegung einiger Stellen ist merkwürdig genug vor sich gegangen und wirft ein so grelles Licht auf das System und das Regierungsorgan, den Obergespan, daß es zur Illu­­­strierung der Zustände in unserem Komitate geboten erscheint, auf dieselben etwas näher einzugehen. Betrachten wir zunächst das System. Dem Gehege gemäß kandidiert eine Kommission die Bewerber zu den einzelnen Beamtenstellen. Drei Mitglieder dieser Kandidationskommission wählt die Komitatskongregation, die Mitglieder ernennt der Obergespan in die Kom­­­mission, deren Borsier er ist.. ES­ versteht sich von selbst, daß der Ober­­­gespan nur solche Mitglieder ernennt, die unbedingt mit ihm stimmen. Da die Kongregation aus mindestens 120—600­ Mitgliedern besteht, da der Obergespan eine sehr große disfretionäre Gewalt hat, demnach vielfältig belohnen oder strafen kann, wenn auch nur indirekt, so findet er, wenn er, darauf ausgeht, in jeder Kongregation drei solche Individuen, die fs ihm für diesen Fall verdingen. Die Kandidation für die Beamtenwahl liegt so ausschließlic und allein in der Hand des Obergespans. Das ist die freie Wahl der Komitatsbeamten ! » Wer sind nun diese Obergespäne.Sind es Männer,die im Staats-­­­oder Verwaltungsdienste bewundert sind und sein müssen,die den Orga­­­nismus einer guten Wirtschaft verstehen,ein geübtes Auge für die Sache der Verwaltung und der Personen,die in ihr dienen,haben müssen?Nichts­­­ von alledem.Ohne Nachweis irgendwelcher Befähigung,Studien,Dienste u.s.w.werden sie ernannt.Solchen Händen wird eine übergroße diskre­­­ditionäre Gewalt anvertraut­­­­.­­­ Wie üben sie nun die ihnen anvertraute Gewalt bei Kandidationen in Komitaten,wo Sachsen die Mehrheit haben?Dafür lieferten die Wahlen vor sechs Jahren in den Komitaten Hermannstadt,Großkokeln(Schäßburg) die Beweise.In Hermannstadt und Schäßburg wurden die Vertrauens­­­männer der großen Majorikästhästner und Gull ganz einfachquize­­­gespane m uit kandidiert durch den trefflichen Apparat der Kandidation­s­­­ausschüsse­n Kronstadt und Bistritz ging es besser,hier hatte man nicht solchschneidige­­­) Obergespane. In Schäßburg sagte der Obergespan Graf Bethlen Gabor der Kandidation Gul’S gegenüber: abbel nem lesz semmi (aus dem wird nichts), ein Wort, das er auch später, selbst in General­­­versammlungen, Anträgen gegenüber, die ihm nicht gefallen, braucht. Und es wird dann auch immer in der That nichts daraus, ob auch die große Mehrheit anderer Ansicht ist. Bei den diesjährigen Wahlen der Komitatsbeamten ist infolge eines Personenwechsels in der Obergespannstelle in Herm­annstadt die Sadje besser geworden. Groß des Personen­wechsels, ist Die Sadje in Kronstadt gut ge­­blieben, in Großkofeln (Schäßburg) ist bei dem früheren Obergespan Bethlen Gabor die Sadhe die alte geblieben. Gull, ein Mann von allgemeiner Bildung, zugleich geschulter Sic­­­it in den Kandidationsausschuß zum Vizegespan nicht kandidiert worden. In Bistrich ist auch ein Personen­­­wechsel eingetreten in der Person des Obergespans. Baron Banffy ist pro­­­visorisch an Stelle des verstorbenen Hößler zum Obergespan ernannt worden. Banffy ist zugleich Obergespan des Szolnos-Dobotaer Komitates. Schon einige Tage vor dessen Ernennung zum Obergespan in Bistrig-Napod ver­­­kündeten die magyarisch-chauvinistischen Blätter den Baron Banffy als den Messias, welcher die Zustände in diesem „wahrhaft berüchtigten" Komitate in Ordnung zu bringen im Stande sei. Nem freilich, der Bistrik-Napoder Komitat hatte nicht viel von sich reden gemacht. Die Komitatsbevölkerung, Sachsen und Rumänen, vertrugen ss untereinander und mit der Handvoll Magyaren sehr gut; sein Beamter ist mit der Komitatswaffe durchgegangen ; die Waifengelder hat man nicht gestohlen; sein Jude ist zum Blaisier des Stuhlrichters auf den derres (Prügelbanf) gezogen worden; sein Stuhl­­­richter hat die Straßenbau-Arbeiter in seiner Wirtschaft verwendet u. s. w. Sit vielleicht der Bistung-Napoder Komitat deswegen ein „wahrhaft berüch­­­tigter“ gebwesen, oder weil er den sensationsbedürftigen chauvinistischen Blättern seinen pilanten Stoff für ihre L­ejer bot? Baron Banffy nahm am 21. Dezember die Kandidation vor, drei Mameluten im Kandidationsausschusse zur Seite, einer Leider ein Sadjie. Auf die Obernotärstelle Hatten kompetiert der­ frühere Vizenotär des Szol­­­nofer Komitates, den der Obergespan durchaus als Obernotär in Bistrit haben wollte, ein gewisser Banczel, ein Magyare, und der Aduorat Joachim Murefianu aus Nachod. Panczel,­­­der seine juridischen Studien gemacht, wurde kandidiert, Advokat Murefianu nicht. Panczel war demnach der einzige Kandidat und selbstverständlich gewählt. Auf die beiden Assessoren­­­stellen beim S Komitatswaifenamte hatten kompetiert Anton George, Larionepi, Samuel Storch und Bodo Alexander. Die drei ersten haben infolge ihrer juridischen Studien zur Stelle ihre Befähigung. Der vierte war in der abgelaufenen Periode Stuhlrichter. Fü­r die eh Affeiserstelle wurden kan­­­didiert: Anton George, Zarionepi, Bodo Alexander (Magyar). Er half nichts, daß, die von der Kongregation gewählten Kandidationsmitglieder gegen die Ausschließung Storch’3 Einsprache erhaben. Szavazzunk­­te wir ab­, sagte der Obergespan. (3 geschah. Storch­ wurde ausges­­chlossen. Auf die zweite Afsessorstelle wollte der Obergespan­­n für den Alexander Bodo kandidieren. Die Mitglieder des Kandidationsausschusses, welche die Kon­­­regation gewählt hatte, machten die gegründetsten Einwendungen dagegen. Ndvofat Löw wies auf die ungeießliche Unstatthaftigkeit des Ausschlusses von Larionepi und Stord) Hin, die zu der Stelle die Befähigung besäßen, hob weiter hervor, daß es konsequenterweise ein Ding der Unmöglichkeit ii, Larionepi von der Kandidation auf die zweite Afjefjorstelle auszu­­­ließen, da er für die Kandidation auf die erste Afjefsorstelle wü­rdig be­­­funden worden; und endlich, daß der Obergespan selbst den Alexander Bodo für einen untauglichen Beamten in einer vertraulichen Konferenz erklärt habe, den er bereit sei, fallen zu lassen. Von dieser vertraulichen Kon­­­ferenz mache er (2ömw) nur Gebrauch, weil auch der Herr Obergespan sie auf die Besprechungen in dieser Konferenz berufen habe. Er wüßte alles nichts. Szawarzuik­ sagte der Obergespan und die Mameluten stellten als den einzigen Kandidaten für die zweite Aflefferstelle den Alexander Bodo auf. Wir bedauern das aufrichtig, weil dem Interesse eines wich­­­tigen Zweiges der Verwaltung dadurch empfindlicher Schaden zugefügt worden ist. Wir bedauern es aber auch des Obergespans wegen. Bei seiner ersten Anwesenheit in Bistrip vom 11. bis 14. Dezember hat er sich in der Situng de­­s Verwaltungsausschusses und in noch drei anderen Eigungen als gewandter und geschäftsfundiger Leiter bewährt. Das In­­­teresse, das er für eine gute Verwaltung an den Tag legte, selbst seine Energie war darnach­ angethan, ihm rasch die Sympathien der Bevölkerung zu gewinnen. Dieser gewaltthätige Vorgang bei der Kandidation hat schnell ernüchtert und der Besorgnis Plan gemacht, daß es sich bei ihm weniger un­­­ Verwaltung als um die Kameraderie des ungarischen Kasino’s­­andelt. Was that die Kongregation (Generalversammlung), als ihr die Kan­­didaten genannt wurden? Die Generalversammlung war auf 10 Uhr ein­­­berufen; nach rascher Verhandlung eines Verhandlungsgegenstandes er­­­nannte der Obergespan seine drei Mitglieder des Kandidationsausschusses ; einer derselben hat auch einen türk­schen Orden sie durch „Csok jascha"­­­Nufen verdient oder verdienen wollen. Die Versammlung wurde auf eine Stunde vertagt. Nach Verlauf einer Stunde in die Kandidationskommission in den Saal. Rasch­­­blos in der magyarischen Sprache wurde das Kan­­­didationsergebniß für die betreffende Stelle mitgeteilt; neun Zehntel der Versammlung verstehen nicht, magyarisch. Wo blos ein Kandidat fü­r die­ Stelle war: ein Se treasca! Elsen! Die Stelle war durch Akklamation belegt, so auch die Obernotarsstelle mit Pranczel. Die Majorität wußte nicht einmal, um was es sich handelte. So ging es fort bis auf Alexander Bodo, rajch, rajch. Einige Magyaren schrieen Eljen! Ob sie wohl auch Eljen würden gerufen haben, wenn sie gedacht hätten, daß das Vermögen der von ihnen Hinterlassenen Waffen von einem Waffenstuhle verwaltet werden würde, in welchem lauter Bodo’s ffen würden? Nun man war wohl überrumpelt worden; einige gefegkundige, der magyarischen Sprache mächtige Rumänen und Sacsen waren doc in der Versammlung; je oder die von der Versammlung gewählten Kandidationsmitglieder hätten ja die Sache aufklären, einen Beschluß der Versammlung hervorrufen können. Nun, so naiv war eben von diesen niemand, eine Beschwerde an den Minister zu beantragen, an den Minister, an den man vor sechs Jahren aus ähnlichem Anlaß gegen die Gewalttätigkeit Wächter’ 8 — irren wir nicht auch gegen die Betten Gabor’s — vergebens Beichwerde geführt Hatte. Das ist ja die traurige Sache, daß das Vertrauen auf das Recht so erschüttert ist und man die sonst üblichen Wege zu demselben gar nicht betritt. Ein anderes Regierungsorgan trägt die Maske der Bonhomie, schädigt uns aber schon seit Jahren durch seine Ignoranz. Wir thun ihm aber den Gefallen nicht, uns über ihm zu beschweren, sonst wäre er längst Ministerialrat und zöge bald mit dem Kultusminister Finger. Da ist unser Obergespan ein anderer Mann, der jagt was er will; wenn man ihn mit Gründen ü­berzeugen will, lächelt er, amelufen und jagt: Szawarznik­ blickt verständnisvoll zu den *) von einem anderen Korrespondenten: Vergleiche die Korrespondenz aus Bistritz in Nr. 3050 des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes”, D. Red. 2ofal- und Tages: Chronif., (Personalnachrichten.) Kommunikationsminister Baron Gabriel Kemeny ist am 30. v. Mes. über Klausenburg nach Nagy-Enyed gereist. Samuel Filep, der ehemalige Katastraldirektor des Hermannstädter Bezirkes ist zum Wattenstuhls-Präsidenten in Klausenburg gewählt worden. Industrieinspektor Ludwig Binder ist von Dienpeit nach Klausen­­­burg rücgekührt. Die Reise nach Dienpert hatte den Zweck, den Industrie- Minister über die siebenbürgischen Gewerbeverhältnise zu informieren. (Finanzdirektor David.) Der Finanz-Landesdirektor David, welcher nach den Erzessen in Agram, welche im August I. F. anläßlich der Anbringung der doppelsprachigen Wappenschilder verfielen, die kroatische Hauptstadt verlassen hat, ist man, wie das bosnische Amtsblatt berichtet, zum Finanzdirektor bei der bosnischen Landesregierung ernannt worden und hat bereits die Leitung der Amtsgeschäfte von seinem Vorgänger Herrn v. Plenfer übernommen. . (Sur Eisenbahns Verstaatlichung) Die Verträge und die durch dieselben­­­ notwendigen Statutenänderungen für den Ankauf der Sieben­­­bürger Eisenbahn und die Donau-Draubahn sind im Kommunikations-Mini­­­sterium unter Zustimmung der Delegirten der Direktion beider Bahn-Gesell­­­schaften festgestellt worden. Diese Verträge gelangen nun behufs vorläufiger Gutheißung und Unterfertigung an die Direktionen beider Gesellschaften, welche die Einberufung der Aktionäre zu den außerordentlichen Generalversammlungen veranlassen. Die Direktion der Siebenbürger Bahn wird am 10. Januar behufs Beichlußfassung zusammentreten. (In der Hermannstädter ev. Kirchengemeinde A. 8.) wurden im Jahre 1883 geboren bez. getauft: 225 (135 männl., 90 weibl.) getraut bez. verlobt 119 Paare; es starben 237 P­ersonen (mit Inbegriff der in den Spitälern gestorbenen Fremden), davon waren 129 männl. 108 weibl. Geschlechter. Gegen 1882 ergab sich bei den Geburten eine Abnahme um 14, bei den Todesfällen eine Abnahme um 56, bei den Ehen eine Zunahme um 19. (Musikvereinskonzert.) In geraumer Zeit zwei große Schlachten z­­wei große Siege. Im November das S Kirchenkonzert, im Dezember das Bereinakonzert mit drei Kolossalinschriften sich einzeichnend in das Ge­­­dächtnis, sind beide Thaten des Menfitvereines wohl geeignet, den Zrieden der Kunst erheblich zu dienen. Das Nergeln jener guten Leute verstummt mehr und mehr, die den jungen Baum nicht mitpflegen helfen in dieser Stadt, weil sie meinen, draußen größere Bäume gesehen zu haben. Sie waren auch einmal klein und mußten heranwachsen, diese großen Bäume. Wien — dem daran denkt man hierzulande in musikalischen Dingen immer zuerst — hatte vor 80 Jahren auch noch nicht seine jeit so weithin leuchtenden zwei Kunstsozietäten, den Singverein und die Philharmoniker. Sie sind hervorgegangen aus der splendiden Mufikpflege einer kunft­­­liebenden Aristokratie und groß geworden in der Pflege des bürger­­­lichen Kunsttreibens. Vor 80 Jahren, zur Zeit, da Beethoven seine heroische Symphonie dem Sieger von Marengo zugedacht, das Titelblatt der Partitur aber wütend zerriß, als aus dem Konsul­ sich der Kaiser Napoleon ent­­­puppte, vor 80 Jahren also war selbst in Wien die Leistungsfähigkeit gegen­­­über dieser Symphoniedichtung starr vor Schreden und selbt der geniale Weber ist nicht im­­stande, die Eroica aufzufasfen und zu würdigen. Heut­­­zutage vermag der Hermannstädter Musikverein die Heldensymphonie, ‚wenn auch nicht in virtuoser Vollendung, dennoch Höchst wirdig aufzuführen. Das hat nicht die Indolenz, nicht die Nergelei zum Wege gebracht, sondern Die warme Hingebung an die Kunst, welche einzelne erfüllte und von diesen auf die Allgemeinheit überging. Der alte v. Huttern, Prediger Michaelis und der nosch lebende Kanzleidirektor Weiß vor allen, haben vor­ 40 Jahren das Band zu flechten begonnen, da am 29. Dezember eine so überaus zahlreiche Gesellschaft regungslos umfangen hielt. Es bildet sich unter der veredelnden Wirkung der Elaffischen Mut hier dieselbe Tradition heraus, welche die Konzerte im Wiener alten Musikvereinshaufe (Tuchlaube) so vornehm und in der absoluten Ruhe der Hauptsächlich aus den höheren Kreisen sich als Stammgesellschaft einfindenden Zuhörerschaft be­­­merkbar machte. Das Vereingordester, 35 Mann stark, Hat im ersten Tag unter Bella’s Leitung hier noch nie Gehörtes geleistet. Im Trauermarsch wurde die Stimmung der Bläser durch die rasch steigende Temperatur gegenü­ber den Saiteninstrumenten etwas beeinträchtigt. Die Herren Prezlis (Oboe) und Schuster (Fagot) bedecken sich wie die Marschälle Miurat und N­ey mit Nuhm. Die Flöte verzählte sich einmal, im Scherzo eine eifrige Biola; das sonst so treffliche Schlagwort benötigt dringend neuer Pedal­­­pausen. Sit fein Mäcenat da? Die Primen nur sechsfach (voran Schulz, Möckel, Thieß) vorzüglich belegt würden noch zwei PBulte erheu­chen. Doch dürfte Herr Czerny nicht seinem Gang gemäß zur ersten Geige transferiert werden, so Lange seine führende Stelle nicht ausreichend erregt wäre. Dentz hier fißt unser Hoffnungsreicher Nachwuchs, dem man in so gewaltigen

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