Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Juli (Jahrgang 11, nr. 3205-3231)

1884-07-01 / nr. 3205

Reduktionuademinisiratiom Heltauergafje 23. Erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Hieler­­­— tagetäikisch. , Abonnement für Hermannstadt, monatlich sdkr.,vierteljürl­2 st.50ft.,al»b·är«i 5’ft.,ganzjährig10 fl. Eine gef 2 Ku mit Buftelung 1 f., 3 ft., 6 ft., 12 ft. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: bierteljähtig 3 fl. 50 a, 7, ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig 7 RM. oder 10 Zrcs., halbjährig IE RM. oder 20 ° Tr­­une 28 RM. oder . tes. Unfrantiete Beiste i w werden nicht angenommen, ” Manuferinte nicht zurücksstärkt. N 3205. XI. Jahlgang. & Sichenbürgis-Beutftes . | \ Hermannstadt, Dienstag, 1. duti Präaumernfisten au) Iaferale übernehmen außer dem Hauptbureau­, Heltaneracht Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresz­­­nand?’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg H. Zeidner’s F­iliale, Bistritz Friedrich Wachsemann Nr. 187, Sächsisch -Regen Karl­ Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Kaufmann, Bros Paul Battoni, L­ehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. V.­Goldberger, Frankfurt a. M. Yufertiongpreie; Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Tester beim einmaligen Einraden 7 te., das zweitem­al je 6 fr., das drittemal je 5 fr. 5. WW, exclusive der Bremmela­bfihr von ie Mr G. L. Daube & C. x Brummerosions-Einladung­­ ­ auf Das­­iebenbürgisch - Deutsche Wageblatt. Mit dem 1. Juli 1884 beginnt ein neues Abonnement auf das „Siebenbürgisch-Deutige Tageblatt”. Abonnement fü­r Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 FL 50 fl., halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung im’3 Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 ffl., 6 fl., 12 1. — Abonnement mit Bostversendung: für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 fl., Halbjährig 7 fl., ganzjährig 14 fl., für das Ausland: vierteljährig 7 AM. oder 10 Free, Halbjährig LA­­AM. oder 20 Fres., ganzjährig 7S AM. oder 40 res. Auswärtige Dionatsabonnenten, welche vom 1. Juli an einzutreten wilfegen, erhalten das Blatt im Juli: im Sulande gegen direkte Einsendung von 1 fl. 20 Er.; im Auslande gegen direkte Einsendung von 2 Mark 33 Pfennig oder 3 Yrancz 33 Centimes an das Hauptburenun (Hermannstadt, Helfanergasse 23.) IST Präanumerationen und Inserat8-Aufträge werden entgegenges­­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, Heltauergasse 23, in der Buch­­handlung Franz Michaelis, und Elisabethgasse Nr. 29 bei Gustano Gürtler, auswärts bei den am Kopfe des Blattes genannten Firmen. Der Verlag des ‚„„Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt 3.’” (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23.) Die Bestrebungen des Deutschen Schulvereins. Ein Vortrag, ärgere in der Ortsgruppe Hamburg-Altona am 21. April von Dr. Wilhelm Wattenbach, Professor der Geschichte an der Universität Berlin­. II. Immerhin jedoch gilt in Oesterreich noch Geset und Recht; der Schul­­­verein ist in Wien in offener, anerkannter Wirksamkeit und es wird ihm nicht verwehrt, auf geießlichem Boden seine Thätigkeit zu entfalten. Das Schlachtfeld bietet, so zu jagen, das Schulgeieg. Bei einem gewissen Verhältnis zur Bevöl­­­kerung ist nämlich­ jede Nationalität berechtigt, eine öffentliche Schule aus Gemeindemitteln für si zu fordern. Nun haben früher die Arbeiter und Bauern ihre Kinder gerne in die deutschen Schulen gefchk­t, weil sie dort etwas lernten und die Menntnis der deutschen Sprache schwer zu entbehren, immer nüßlich war. So machen es die Winden in Kärnten noch jet und eine große Anzahl von ihren gehört selbst dem Wiener Schulverein an. Sie haben sein Vertrauen zu der slowenischen Herrlichkeit. Aber ganz anders steht­­­ in Krain und in Böhmen. Da wirkt die mit allen Mitteln arbeitende aviische P­ropaganda, die unermüdliche und opferfreudige Thätigkeit des tibeciischen Schulvereins, welche den Deutschen zum beschämenden Muster dienen kann. Nun ist in diesen gemischten Ländern das Verhältnis ähnlich wie in Nordschleswig. Die gebildete, wohlhabende Minderzahl, aber auch in diese, it deutsch oder deutsch gesinnt. Da wird nun sein Mittel, auch sein Terrorismus gescheut, um die slavische Bevölkerung aufzuhegen, Gegner zu bedrängen und mi­rbe zur machen, auch Arbeiter neu heranzuziehen. Es wird eine slavische Privatschule gegründet, den Kindern freies Schulgeld, Bücher, selbst Kleider und Kost gegeben, um sie heranzuziehen. Ft die nötige Anzahl erreicht, so wird eine Gemeindeschule gefordert; sehr bald findet dann die Gemeinde, daß zwei Schulen zur erhalten zu teuer ist. So behauptet endlich die tschechische oder slowenische Schule das Feld, und zwar um so Leichter, je weiter man jet Schon ohne Kenntnis der deutschen Sprache kommen man, je mehr die Beichnung von Seiten der Partei sich vorteilhaft erweist. Man kann­­­ ja den Slaven nicht verübeln, daß sie für­ die Hebung ihrer Nationalität thätig sind, abgesehen von der Verwerflichkeit der Mittel, welche sie oft genug anwenden; wir müssen ihre Thatkraft anerkennen und sollten und daran ein Beispiel nehmen. Das ist ja auch in großem Maßstabe geschehen, und geschieht hoffentlich immer mehr. Hier ist sein Ankämpfen gegen die Staatsgewalt nötig; 3 ist ein völlig loyaler Wetteifer, in dem es gilt, die vorhandenen Schulen so nachdrücklich zu unterfragen, daß sie den Wettkampf aushalten können, und wo e3 nötig ist und die Verhältnisse günstig sind, neue Schulen zu gründen. Auf diesem Felde hat, wie gesagt, der Wiener Schulverein schon bedeu­­­tende Erfolge erreicht; es ist aber von großer Wichtigkeit, daß auch unser Berein sich, daran beteiligt, daß auch dadurch die Kenntnis dieser Vorgänge, von denen in unseren Zeitungen fast nichts zu lesen ist, sich in Deutschland m­ehr verbreitet. Denn es ist wahrlich nicht etwas, was allein Oesterreich, angeht, wenn ganze­ Länder und Städte der deutschen Nation verloren gehen. Der ganze Nachwuchs wird da nicht nu­r ohne deutsche Bildung herangezogen, sondern auch so viel wie nur irgend möglich, mit dem Geist des gehässigsten flavischen Fanatismus erfüllt. Es sind die Kampfpläne, mit welchen wir bis jet uns beschäftigt haben. Außerdem nun sind auf der ganzen Erde die Deutschen zerstreut, welche eben­­­fall unserer Fürsorge bedürfen. In Nordamerika freilich, wohin die große Hauptmasse unserer Auswanderung fs richtet, ist das Aufgehen unserer Nationalität in die nahe verwandte englische kaum zu Hindern, und so weit dort unsere Landsleute noch bestrebt sind, an deutscher Sprache und Bildung festzuhalten, sind sie auch im­­stande, sich selbst zu helfen. Anders aber steht er mit zahllosen Ansiedelungen einer größeren oder keineren Anzahl von Fami­­­lien in Daten, wo eine ganz fremde oder niedriger stehende Kultur ihnen gegenübersteht, sei e8 mun, daß sie noch an der Hoffnung der Heimkehr für sich oder für ihre Kinder festhalten, oder daß sie auch als Angehörige fremder Länder deutsche Sprache und Bildung zu bewahren wünschen. Für diese Verhältnisse dürfte gerade hier in Hamburg am meisten Würdigung und Teil­­­nahme zu erwarten sein. Seit der kurzen Zeit des Bestehens des Schul­­­vereins sind schon Gesuche aus den verschiedensten und fernsten Ländern an und herangetreten, aus Finnland und­ der Türkei, aus Rio grande do Sul in Brasilien, wo der Wunsch laut get worden, die Kinder in deutschen Schulen bis zur Reife für die Universität ausbilden zu können, um an Beamten, deren Bildung auf diesem Boden steht, einen besseren Anhalt gewinnen zu können, aus Chile und Australien, wo deutsche Schulen dringend begehrt werden. Mehr als früher ist seit der Gründung des deutschen Reiches auch bei den Deutschen im Ausland der Wunsch und das Bestreben Hervorgetreten, am Heimatstande festzuhalten, und gewiß ziemt e8 ung nicht, fühl abmwehrend und teilnahmlos und dagegen zu verhalten. Nur der Einwand fan uns gemacht werden, daß einer so großen Aufgabe gegenüber — und ohne Zweifel werden die Anforderungen noch immer wachsen — unsere Mittel gar zu uns zureichend sind. Allein das ist sein Grund, überhaupt nicht anzufangen, sind doch alle ähnlichen Vereinigungen, wie namentlich der Gustav-Adolf-Vereic, auch von kleinen Anfängen ausgegangen und nicht ohne Anfechtung geblieben. Berner aber sind fast überall eigene Kräfte vorhanden, und es ist oft er­­­staunlich, zu sehen, mit wie seinen Mitteln bedeutende Wirkungen zu erzielen sind. Die Korrespondenzen des Schulvereins zeigen fortwährend, wie er­­­mutigend und aufmunternd schon die Zuvbersicht wirkt, vom Heimatland nicht ganz verlassen zu sein, dort einen Anhalt zu haben, wie viel in manchen Verhältnissen durch eine kleine, aber zur rechten Zeit gewährte Unterstüßung zu erreichen ist, wie nüßlich ein guter Not wirkt und vor allem die Zusendung von Büchern und anderen Lehrmitteln, auch von Lesebü­chern für Erwachsene. Solche Sammlungen sind schon sehr viel vom Verein verschickt und immer sehr dankbar aufgenommen­­­ worden. Gewiß würden wir mehr Teisten fünnen, wenn unnsere Mittel größer wären. &3 hat sich jeit in Frankreich ein Verein gebildet, welcher dem unserigen so ähnlich ist, daß man an Nachahmung denken könnte. &3 ist die Alliance Frangaise, Association Nationale pour la propagation de la Langue Frangaise dans les Colonies et A ’Etranger. Kr Zmwed ist auf die Kolonien gerichtet und auf die Länder, welche unter dem französischem Protektorat stehen. Man will den dort vereinzelt lebenden Franzosen Schulen für ihre Kinder schaffen, oder, wo sie schon­ bestehen, sie unterstoßen. Man will den Eingeborenen französische Schulen darbieten und Seminare errichten, um Lehrer auszubilden. Dieselbe Organisation mit zentralem Ausschuß, Moralvereinen und Generalversammlung. Der Unterschied besteht nur darin, daß wir feine Kolonien haben, und daher eine Einwirkung auf Die Einge­­­borenen uns fern liegt, und daß wir ferner hier an der Spibe die herbor­­­ragendsten Namen finden, Botschafter, gewesene Minister, einen General und einen Admiral, den Erzbischof von Algier und Männer von hohem Ansehen aus den verschiedensten Lebensstellungen. Nur mit Leidwesen künnen wir sehen, wie dort, wo es sich um ein nationales Unternehmen handelt, jeder sich eine Ehre daraus macht, daran sich zu beteiligen, während unter Schulverein eine stille und bescheidene Exi­­­stenz führen muß und meistens nur mit Achselzuchen beehrt wird, wenn man sich überhaupt um ihn befümmert. Doch fehlt es und auch nicht ganz an erfreulichen Erfahrungen, und unter den Männern der Wissenschaft zählen wir Namen gei­ug von gutem Klang, wie dod die früher vom Schulverein veröffentlichten Erklärungen zeigen. Wir Hoffen sicher, daß die Ueberzeugung von dem segensreichen Wirken des Bereind mehr und mehr Anerken­­­nung finden, und daß er dann durch vermehrte Teilname auch besser im Stande sein wird, seinen großen Aufgaben zu genügen. Von den Ham­­­­burgern aber hoffe ich, daß sie der vielen Landsleute in überseeischen Handels“ pläen gewonnen werden, für welche Häufig die Möglichkeit deutscher Erziehung ihrer Kinder eine große Wohlthat is. Es steht nur bei Ihnen, den Bei­­­trägen für den Schulverein eine besondere Bestimmung in solcher Richtung anzumeisen. Und so schließe ich mit der Bitte, «­ nicht zu verschmähen, in dem, am alle Zweigvereine versandten Korrespondenzblatt die Thätigkeit und die Biele des Vereins zu verfolgen, und wenn, wie ich nicht betreifle, die­­selben Billigung finden, auch dem Verein thatkräftige Unterfrügung nicht zu befragen. — — Bolitische Uebersicht. Hermannstadt, 30. Juni. Der österreichische Handelsminister scheint an der Schlappe, die er in dem „Ochsenkriege“ gegen Herren vd. Tipa und seine Nugiliartruppen, Die Viehmäfter, erlitten Hat, nicht genug zu haben, er Hat aufs neue die Fehde begonnen. Wie nämlich die „Bud.-Korr.“ mitteilt, Hat Baron Pino an­­fämtliche galizischen Eisenbahn-Verwaltungen einen Erlaß gerichtet, mit welchem diese aufgefordert werden, für Viehtransporte mit Relationen nach Preßburg unter seiner Bedingung b dieselben direkten Tarife zu ge­­­währen, wie sie dem Viehtransporte in der Relation nach Wien zugestanden werden. Ein anderer Erlaß verfügt, daß das nach Preßburg bestimmte gali­­­ziische Vieh im­­­ der Station Dschecim ausgeladen und gefüttert werden miüsse und dan erst weiter geführt werden könne, während diese Mairegel bei nach Wien aufgegebenem Vieh nicht zu beobachten ist. Die ungarische Regierung hat, wie die PVester Blätter melden, der österreichischen Regierung entsprechende Gegenmaßregeln für aus Ungarn nach Wien be­­­stimmtes Vieh in Aussicht gestellt, falls der „Fütterungserlaß“ nicht außer Kraft gefegt werde. Auch in dieser Angelegenheit sol Herr v. Tipa gelegent­­­lich seiner Anwesenheit in Wien mit Graf Taaffe Rücsprache gepflogen haben, doch sb­üßte der österreichische Ministerpräsident vor, sich erst mit seinen Ministerkollegen beraten zu müssen. Man ist in Bet über diese „Schwäbische” Schlauheit, daß das nach Preßburg bestimmte galizische Mastvieh ausgeladern und gefüttert werden miüsse, wodurch es zu rechtzeitigem Eintreffen in Preßburg verhindert werden würde, sei nur noch mäßig indigniert, bei­ entsprechender Weisung würde aber die Tramme schon Lichterloh emporschlagen. E 3 ist freilich gegen früher noch ein definiter Punkt bezüglich der Gleichstellung der ungarischen mit den öster­­­reichischen Wertpapieren auszutragen, und da ist es wohl auch möglich, daß in Pest mehr auf der sanftklingenden Flöte geblasen, al­­sn die Kriegstrom­pete aus vollen Zungenflügeln gestoßen wird. Einen Nachtrag zum Terrorismus bei den Wahlen veröffentlicht das „Budapester Tageblatt” in seiner Nummer vom 28. uni. Vin Dorogher Wahlbezirke wurden auf Anordnung des Wahlpräses die in Neferve gehal­­­tenen Wähler des Kandidaten der „Unabhängigkeitspartei” Dr. Rudolf dei Adami durch Kavallerie auseinandergesprengt, darauf der Wahlakt vorzeitig geschlossen und der Regierungskandidat als gewählter Abgeordneter ver­­­kündigt. Eine Wählerversammlung der­ Unabhängigkeitspartei in Dorogh hat nun beschlossen, wenn­ auf gelegmäßigem Wege seine Satisfaktion zu erlangen sei, daß sämtliche am Wahlplage anwesend ge­wesenen Wähler, die für Dr. Rudolf del­ Adami stimmen wollten und daran auf die erwähnte Weise ver­ Boeriffeten. Die Aufführung von Haydn’s „Schöpfung“ in Wroos, (Original-Korrespondenz des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes“) Der 22. Juni war für die Brooser Liedertafel, sowie für die hiesige deutsche Bevölkerung, aus deren Mitte sich die Liedertafel rekrutiert, ein Ehrentag. Auch der Stadt Broos dürfte es nicht zur Unehre gereichen, “daß an diesem Tage in ihren Mauern Haydn’s Oratorium „Die Schöpfung” bei vollständig beseßten Dorchester und einem über 80 Köpfe zählenden Chore zur Aufführung fan. Ermöglicht wurde die Aufführung freilich einerseits durch die Bereit­­­willigkeit unserer derzeit in Hermannstadt domizilierenden Landsleute Adele vo. Lacher (Erzengel Gabriel), Friedrich Wellmann (Raphael und Adam) und Zulinz Lewigfy (Uriel), neben unserem­ Liedertafelmitgliede Frau Friederike Golfa (Eva), die Solopartien zu übernehmen, andererseits durch die Beteiligung der beiden Mühlbacher Gesangvereine und die Mitwirkung der Musikkapelle umseres Hausregiments, die der Liedertafel für diesen wel vom Regiments- Kommando unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurde. Dennoch war das Unternehmen bei dieser kompliziertef­ Zusammenlegung ein fühnes, umso mehr, wenn man bedenkt, daß in der Generalversammlung vom Jahre­­­ 1883 die Auflösung der Liedertafel als einer der ersten Punkte auf der Tagesordn­ung stand. Es gehörte daher, die Unternehmungsluft und der Optimismus des jugendlichen Chormeisters Gerhard Schuster dazur, den bedächtigeren Ausschuß zu einem solchen Entschlufse zu bewegen. Der Erfolg bestätigte glücklicher­­­weise das Sprichwort: „Wer wagt, gewinnt!“ auf das ‚glänzendste. Freilich fortete er viel Schweiß seitens des Chormeisters, der neben den Chören auch die Orchesterpartien mit der­­­ Regimentskapelle einstudieren mußte, die sich bis dahin noch nie im Eaffiicher Mufil versucht hatte, von den internen und intimeren Schmerzen abgesehen, die solche Borstelungen für den Dirigenten stets im Gefolge führen. Um­­­so größer war allgemein die Freude, als nach nur einer einzigen gemeinsamen Probe, die Schöpfung in so gelungener Weise zur Aufführung kam. Die ev. Kiche W. B., der einzige hiezu geeignete Raum, war um 3 Uhr nachmittags, dem Anfangstermine des Konzertes, nahezu 24409, vollständig beseßt. Um den Altar herum war auf einem erhöhten Podium das Orchester aufgestellt. Vei demselben auf niederem Podium standen Die Sänger und Sängerinen, den gesamten Raum bis zu den Bänfen des Schiffs einnehm­end, ein malerisches Bild. Um 3­­ Uhr begann das Orchester mit der Darstellung des Chaos. Tiefergreifend wirkten die Klänge in dem akustischen Gotteshause. Während der Baß des Erzengel Raphael, die granitene Stube des Kunstbaues, den Zuhörer mit religiöser Bewunderung erfüllte, legte sich der Tenor des UÜriel, die Allgüte des Schöpfer verdolmetsschend, weich und warm um das Herz des Zuhörer, rief der jubelnde Sopran des Erzengel Gabriel, dessen Sängerin in der Höhe ihre ganze Kraft entfaltete, Orchester und Chor dominierend, zur Anbetung und Preis des Höchsten auf, und er­­­schütterten die gewaltigen Chöre den Zuhörer auf das tiefste, so daß der dritte Teil, das ruhige Paradiesesglüd des ersten Menschenpaares schildernd, mit seinen herrlichen Duo’3 und besänftigenden Chören modltguend auf das aufgeregte Gemüt ein­wirkte und von dem Zuhörer mit stets neuem Genisse entgegengenommen wurde.­­­Selbst vom Gescchtspunkte des Kritikers kann die Aufführung als eine gelungene, ja in einzelnen Partien, auch bei großen Ansprüchen, tadellose bezeichnet werden. Die Chöre ließen an Präzision nichts zu w­ünschen übrig; da war auch Fein Einfall des Tutti, auch sein Augen­­­einfach der einzelnen Stimmen, der die geringste­ Unsicherheit verspüren ließ. Die Sicherheit des Chores kam aber dennoch nie auf Kosten des Vertrages zur Geltung. Schon­ in der ersten N­ummer zeigte er im geheimnisvollen Piano „Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche des Wassers”, daß er nicht nur äußerlich, seine Aufgabe beherrsche, sondern­ auch vom Geiste des großen Werkes erfüllt war. Das sorgfältigste Studium, solche Die Begeisterung jedes einzelnen Chorsängers war oft von großartiger Wirkung; wir erinnern nur an das Crescendo „Und ewig­ bleibt sein Ruhm” in Nummer 19: „Der Herr ist groß!” Auch waren die vier Chorstimmen sich durchaus eben­­­bürtig, nachdem es noch in verlegter Stunde gelungen war, den Tenor voll­­­giftig herzustellen. Das Orchester, wie Ichon erwähnt, zum ersten Male in Haffischer Musil verwendet, hielt sich wader, dank dem Löblichen Eifer des hiesigen E. £. Kapellmeisters E. Berger, dann dem andauernden Ehrgeiz aller darin Mitwirkenden, dank der Unterfrügung auch unwohlgeschulte Mitglieder der Karlsburger Regimentskapelle. Von den Solisten hat sich Fräulein Larcher mit ihrem Gesange, der nicht sowohl von Mund zu Ohr, s sondern von der Seele zum­ Herzen singt, binnen furzem so bekannt gemacht, daß im hiesigen Kreisen das Gerücht genährt wird, es sei dieser Erzengel im Brod­er Baradiese geboren und habe hier seine ersten Bersuche zum hohen C gemacht. Jedenfalls aber wird die Erinnerung an die Frische und Marheit der Stimme, an die absolute Reinheit und­ Sicherheit, und insbesondere die Sunigkeit, mit welcher die Partie­ des Gabriel gesungen wurde, eine dauernde sein. Die Sopran­­­partie des dritten Teiles (Eva) wurde durch Frau Goifa vertreten. Die Nähe der­ schönen Stimme und die Ebenmäßigkeit der Tonbildung in allen Stimmlagen­ machten­ sie­ zur Trägerin dieser Partie ganz be­­­sonders geeignet. Wellmann zeigte sich­ auch diesmal doch die Gewalt seiner Stimmmittel, seine Ausdauer, seine Gewandtheit im­­­ Vortrage der­ Arien, wie insbesondere der Recitative, als den mit Recht überall in hohem Ansehen­ stehenden Sänger. Lewißsy gefiel durch seine natürliche Art zu singen und zeigte­ seinen Wert namentlich auch in den Terzetten. Es werden ss nicht allzuviele Sänger finden Lassen, welche im­­stande sind, dieselben mit der Reinheit zu singen, wie wir sie, diesmal zu hören Gelegenheit, hatten. ALS die Stanzpunkte der Aufführung Möchten wir bezeichnen: Nummer 13, Chor mit Terzett: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“, Nummer 15, Arie: „Auf starkem Zittiche Schwinget sich der Adler” und Nummer 30, Duett mit Chor: „Von deiner Güt’, o. Herr und Gott, ist Erd’ und Himmel voll.” — So weit der Kritiker... Für den religiösen Zuhörer waren e8 Stunden der Andacht, die selbst durch das Applaudieren der von der großartigen Schön­­­heit Ueberwältigten, ihrem Wesen nach, nicht­­­ beeinträchtigt werrden. Eine solche Musik, darü­ber giebt es nur eine Stimme, ist in Brook bis dahin noch nicht gehört­­­worden. Mit diesem Erfolge erscheint aber auch "Die Lebens- und und Leistungsfähigkeit der­ Liedertafel aufs neue gesichert. Nach der Vorstellung fanden es Sänger und­ Gönner, tief­, befriedigt vom­ Gebotenen und Bernommenen, im Garten des „Hotel Szechenyi“ zu einem Anstich auf Steinbrucher Braunbier ein. Daß im ersten Freudenrausche die gewagtesten Behauptungen durchdrangen, läßt sich denken. Auch zu einem im­­­­provisierten ZTrinfspruche auf den General schwang sich die Begeisterung empor, der in der soeben geschlagenen Tonschlacht den Feldherrnstab so sicher und kräftig geführt hatte, und zur Erwiderung desselben mit einem Hoch auf M__ a EIN, ST BIBLIOTECA ASTRA 2 SıBIl nn | 1834,

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