Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. August (Jahrgang 11, nr. 3232-3257)

1884-08-01 / nr. 3232

eo Kisaktiounnvxdmiumtatiou: Heltauergasiesä Etsiiztintmitzusuhmdekzuusnudzimks tasttigkit6.« AbonnemeutfütHermaanstadt: monauichszkk»vimetjühkiich2a·hon.,halbdeki Sil.,gatzzjähri910st·ohneustellunginks Hkckz mitsustellungsfl.,3.,ksss.,12ss. Abonnement mit Postversendung: Jütdazzznkwds diektetiühkigsfr.bokk., hsihiiihsig 7a.,gauzjähsiq 14.1. Fürst-Quinte« o­exteljähti7RM.oder losrcs.,halbjährig 24’RM. agen­ 20 Fred. ganzjährig 28 RM. oder 40 re­­gr Briefe werden nicht angenommen, Man willinte nicht zurücneftstzt N” 3232, XI. Jahrgang. Siebenbürgis­-Deutsches ( Hermannfadt, Freitag, 1. August Prämumerations-Einladung auf das Siebenbürgisch - Deutsche Tageblatt. Mit dem 1. August 1884 beginnt ein neues Abonnement auf das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt‘ Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl, vierteljährlich 2 fL 50 kr., halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’s Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl., 12 f. — Abonnement mit Bostversendung: für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 fl, halbjährig 7 fl, ganzjährig 14 fl.; für das Muiland : vierteljährig 7 AM. oder 10 Fres, halbjährig 14 NM. oder 20 Fres , ganzjährig ZSNM. oder 40 Fres, WET Pränumerationen und Inserats-Aufträge werden entgegenge­­­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, Heltauergasse 23, in der Buch­­­handlung Franz Michaelis, und G Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, auswärts bei den am Kopfe des Blattes genannten Firmen. Der Verlag des „­Siebenbürgisch-Deutschen ITageblatts.“ (Hermannstadt, Heltanergaffe Nr. 23.)­­­_ Bräu­meraflonen und Inferele übernehmen außer dem Hauptlb­ern, Heltanerast Nr. 23: in Kronstadt Hieinrich Zeidner, B. Yrew­­nandt’s Nachfolger, Mediaseh J. Hedrich’s Erben, s. Schässburg H. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich e Wachsmanns Nr. 187, Sächsisch-Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Hassen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schilek, J. Danne­­­­ berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. B. 6. L. Danube & €. Suferfisuspreis: Der Raum einer einspaltigen Sormondzeile Enftes beim einmaligen Einraden 7 fr., bei zweitemal je 6 fr., dad drittemel je 5 fr. 6. W. exclusive der Steinweb­ebühr han je 9 Fr Der „Curierul financiar”, ein Börsenblatt, das bisher der Regierung nahe gestanden ist, brachte in seiner verlegten Nummer einen Artikel unter obiger Aufschrift, in welchem behauptet wurde, daß die r­­­­­mänische Negierung unter den Auspizien Desterreich-Ungarns seitens der europäischen Mächte eine Garantie seiner Neutralität anstrebe, daß aber Ru­­­mänien als Gegenleistung­ für die Unterftügung Desterreich-Ungarns dem Nachbarstaate wesentliche Konzessionen sowohl in der noch immer nicht end­­­gültig gelösten Donaufrage als auch beim Abschluß der neuen Handels­­­konvention machen müse. Diese Nachricht wurde seitens des rumänischen M­inisteriums des Aengern in heftigen Ausdrücken dementiert und auf eine einfache Börsenspekulation zurückgeführt, während „Curierus financial“ in einer ebenso heftigen Neplit seine Behauptung aufrecht­­erhält. Was an der Sache wahres ist, werden die Eingeweihten besser wissen. Sinteressant sind hauptsächlich die Aeußerungen, die aus diesem Anlasse durch verschiedene Organe in die Oeffentlichkeit gelangen. Die „Natimnea”, das Organ des Demeter Bratianı, Bruders des dem­maligen­­­ Ministerpräsidenten,­­­— ein Oppositionsblatt, das den Sturz der Regierung wünscht, gleichwohl aber sich zu derselben Liberalen Partei zählt, führt zwei Argumente gegen eine etwaige Neutralität Ru­­­mäniens an. H Zuerst wird darauf hingewiesen, wie wenig praktischen Wert während des legten orientalischen Krieges die Neutralität der Donau und die internationale Donaukommission gehabt habe, wobei freilich außer Acht gelassen wird, daß gerade Rumänien durch die Abmachungen­ in Livadia und die faktische Beteiligung am Kriege gegen die Türken diese Neutralität aufgehoben hat. Weiter weist das Organ Demeter Bratianu’3 darauf Hin, daß Rumänien, um von dem mächtigen Nachbarstaate Desterreich-Ungarn die Garantie der rumänischen Neutralität zu erlangen, alle seine Agita­­­tionen auf eine Vereinigung der lateinischen Waffe aufgeben müchte. ‚ Die Ventralität Rumäniens. „W Independance Roumaine“, ein entschiedenes Oppo­­­sitionsblatt, resumiert in folgender Weise seine Argumente gegen die Neu­­­tralität: V­om ethischen Standpunkte aus müßten wir auf die Nolle ver­­­zichten, die uns unsere Eigenschaft eines lateinischen Wolfe gegenüber unseren Kindern der gleichen Abstammung auferlegt, die unter fremden Sache seufzen. In politischer Hinsicht würde Rumänien an­ der unten Donau und an deren Mündungen ein Vorposten der österreichisch-deutschen Politik werden. Im Hinblick ne unsere ökonomischen und Handelsinteressen wurden die Opfer, die man uns durch Erneuerung der Handels-Konvention und Durch den Berfust unserer Territorialrechte an den Donauufern aufer­­­legen würde, nur das Vorspiel einer wirtschaftlichen und kommerziellen Eroberung sein, die Oesterreich-Ungarn seit einem halben Jahrhundert mit einer Ausdauer ohne Gleichen anstrebt. So geringe Illusionen wir be­­­züglich der Gesinnungen der gegenwärtigen Machthaber hegen, so fällt er und doch nicht ein zu glauben, daß sie in ihrem P­atriotismus nicht Hin­­­reichende Kraft finden werden, um als Taufch­­afer einige scheinbare und ifuforische Vorteile — solch gefährlichen Einflüsterungen widerstehen zu können. Die einzige, Rumänien zusagende Neutralität ist diejenige — deren Nespertierung sich dessen Söhne erzwingen werden — indem sie zur Verteidigung ihres­ Vaterlandes ihr Blut vergießen. Wenn ein neutrales Rumänien im europäischen Interesse liegt, so ist es die Pflicht­­ganz Eu­­­ropas , diese Neutralität kollektiv zu garantieren. Die Rumänen werden sie empfangen, wie sie alles entgegennahmen und in loyaler Weise durch­­­führten, was mit ihrer Wirde einer freien Nation verträglich­ war. Aber sie werden mit Entrüstung eine Neutralität zurü­hweisen, die das Resultat eines Schachers wäre und nichts anders als eine offenbare Knechtschaft bedeuten würde. Der „Romanus“, das bisherige gouvernementale Leibblatt und Eigentum des Herrn Nofetti, macht, seitdem zwischen den beiden Führern der liberalen (Negierungs)-Partei eine scheinbare Meinungsdifferenz zu Tage getreten ist — nan auch DOpposition und führt gleich den übrigen Blättern der Hauptstadt und der Provinz dieselben Gründe gegen eine etwa beab­­­sichtigte Neutralität Rumäniens ins Fed. . Auch Französische Stimmen erheben sie gegen die Wirtschafts­­­politik Oesterreich-Ungarns. So bringt das P­ariser Blatt „Le soleil“ folgenden Artikel: „Frankreich nahm bis vor einigen Jahren eine bedeutende Stellung auf dem rumänischen M­arkte ein, der aus fünf Millionen Konsumenten besteht. Diese Situation haben wir dich die gut berechneten Nänfe Oester­­­reichs und Deutschlands verloren. Die in dieser Beziehung von beiden Mächten angewendeten Kampfesmittel sind sehr Lehrreich­: sie sind Yangsam, aber sicher vorwärts geschritten, und ihre kommerzielle Herrschaft in Rumänien ist jeht eine absolute. Dieser Erfolg wird bedeutende politische Konsequenzen nach sich ziehen, indem er den deutschen Einfluß an der untern Donau auf eine mächtige Unterlage stellt. Die Oesterreicher und Deutschen haben mit umehrlichen Mitteln den Kampf gegen uns begonnen. Unsere Erzeug­­­nisse waren geachtet und gesucht, jene haben sie nachgeahmt. Unzählige aus Wien und Berlin eingeführte Gegenstände wurden in Rumänien mit fran­­­zösischen Marten und Ctiquetten vertrieben. Die Güte dieser Artikel ist durchschnittlich eine­ mittelmäßige, und HR Käufer hätten es sich überlegt, dieselben abzunehmen, wenn die betrügerische Nachahmung der Fabrits­­­marken sie nicht zu dem Glauben­ verleitet hätten, daß dieselben aus­­­ Frank­­­reich kommen. Sein Traftat zehigt unsere Industriellen vor Nachahmungen, sie mußten, ohne auch nur protestieren zu können, die ihnen zugefügten Berhnfte ruhig hinnehmen. Um sie zu bekämpfen, wurden aber noch mächtigere Waffen in Bereitschaft gehalten. Im Jahre 1875 fehloffen die österreichisch-ungarische und rumänische Regierung eine Handelsk­onvention ab, die dem österreichischen und­­­ deutschen Sport in Rummänien über­­­wältigende Vorteile einräumt. Diese Konvention trat mit Beginn des Jahres 1876 in Wirksamkeit, und deren Wirkung war eine rasche. Seit 1876 stieg der österreichische Import von 62 auf 126 und der deutsche von 12 auf 23 Millionen, während der französische Handel von 21 Millionen auf 18 herablauf. Oesterreich und Deutschland haben sich aber diemit nicht be­­­gnügt; unsere Geschäfte konzentrierten sich zum größten Teile in Galap und Braila, da beide Städte sich der Privilegien von Freihäfen erfreuten. Diese Privilegien zogen, indem sie dem Publikum außerordentliche Vorteile boten, große Warenmassen nach diesen Häfen, und unsere Schiffe fanden, nachdem sie dort ihre Frachten gelöscht, mit Leichtigkeit­­sttefladungen, um heimzukehren. Marseille schiefte nach Gala und Braila Möbel, Konfektions­­­artikel, Konservierte Nahrungsmittel, Kunstpredisserei- und Schreinerei-Artikel u. |. w. und nahm in Tausch Körnerfrü­chte. Oesterreich bemühte sich sowohl in seinem eigenen als auch im Interesse Deutschlands, unsere Schifffahrt aus den Donauländern auszuschließen. Um dieses Ziel zu erreichen, mußte man der Warenkonzentrierung in Gala und Braila ernstliche Hindernisse in den Weg stellen. Nach Aufhebung der Freihafenprivilegien fanden unsere Schiffe nichts mehr zum D Verladen, und bald werden sie aufhören, die Donauhäfen zu besuchen. Diese Aufhebung der Freihäfen erzwang sich die österreichische Regierung seitens Rumäniens durch mehr oder weniger geheime Pressionen. Das war schon viel, aber die Alliirten von Wien und Berlin strebten noch mehr an. Sie wollten die Handelsbewegung, die bis vor kurzem in der Richtung von den rumänischen Häfen aus über das mittelländische Meer ging, über Oesterreich und Deutschland genfen, und sie erreichten diesen Zweck durch kombinierte Eisenbahntarife. Diese Tarife sind so eingerichtet, daß sie den Verkehr zwischen R­umänien und Wien oder zwischen den rumänischen Pragen und Hamburg oder Stettin begünstigen. Die rumänischen Land­­­wirte schicken ihre Früchte nicht mehr nach Galaß, sie haben mehr Vorteile, wenn sie dieselben nach Hamburg dirigieren. Die französische Flagge, die früher in Galat Früchte verlud, giebt die Donau auf; die rumänischen Früchte bedienen ich bei der deutschen Schifffahrt, die aus unseren V­er­­­luften außen zieht. Rumänien ist erobert, wir aus demselben nahezu ausgeschlossen.“ Bican macht der Bukarester „Curierul financiar” folgende Bemerkungen: „Der Bezfaffer des obigen Artikels stellt sich natürlich auf Den Standpunkt der französischen Interessen. Was aber für den europäischen Westen nur ein ökonomisches und Handelsinteresse ist, wird für Rumänien gleichzeitig eine hochbedeutsame politische und nationale Frage, denn die Ausschließung des Handels und der Industrie des Westens von den Märkten der unteren Donau wirft Rumänien an Händen und Füßen gebunden in die Machtsphäre des einen oder des anderen seiner mächtigen Nachbarn. In Frankreich hat man diese Wahrheit etwas spät eingesehen. Mean hat es nicht verstanden, daß Hierin der natürliche und zulässige Erklärungs­­­grund fü­r die Haltung Rumäniens in der Donaufrage zu finden war. E83 waren nicht nur rumänische Interessen, die Rumänien im Donaustreite verteidigte, und die e3 in der Frage der zu revidierenden österreichisch­­­rumänischen Handelskonvention noch zu verteidigen hat, sondern auch große europäische und namentlich westliche Interessen. Mean wird nus vielleicht einwenden, daß in Handels- und ökonomischen Fragen der Sentimentalismus der Rasse und Gefühle der Sympathie oder Abneigung seinen Wert haben. Wir teilen diese Ansicht. Aber es besteht kein Sentimentalismus in der Thatsache, daß wir uns gegen die­ aufjaugenden Tendenzen Oesterreich-Ungarns auf ökonomischen und kommerziellem Gebiete wehren und ins eu­ropätischen Westen Bundesgenossen suchen müssen. Unsere vitalsten Interessen drängen uns diese Haltung auf. Die westlichen Industrieprodukte können unserer aufstrebenden Gewerbethätigkeit nie eine Gefahr oder schädliche Konkurrenz bieten. Denn vermöge ihrer hervorragenden Duralität werden sie für alle H­eiten mm Luxusgegenstände repräsentieren. Anders verhält es sich mit den österreichisch-ungarischen und den deutschen Erzeugnissen. Hier ist die Konkurrenz nicht nur schädlich, sondern oft tötlich für unsere industrielle und kommerzielle Entwicklung. Die Protektion unserer nationalen Erzeugnisse erscheint daher als eine absolute Notwendigkeit. Eine Wiederholung der Sertiimer, die bei der heute zu Recht bestehenden Handelskonvention begangen wurden, wu­rde nach den schmerzlichen Erfahrungen der verfroffenen lebten neun Jahre — ein Verbrechen sein, und eine um solchen Preis erlaufte Neutralität wirde für Rumänien ein Neffuskleid werden." Zu den obigen Auslasfungen der rumänischen und französischen Blätter mögen hier nur zwei Bemerkungen gemacht werden. Die englische Einfuhr, die nach der österreichisch-ungarischen die stärkste und verhältnismäßig mehr gestiegen ist, als diese, wird gar nicht erwähnt, Dieselbe also gebilligt. Die zweite Bemerkung ist die, hat auch in wirtschaftlichen Fragen das Verhältnis zwischen Rumänien und Oesterreich-Ungarn ein freundlicheres, ja vielleicht herzliches wäre, wenn Ungarns Politif gegenüber den Nationa­­­litäten eine gerechtere wäre und somit auch die ungarländer und sieben­­­bürgischen Rumänen weniger Ursache zu klagen hätten. AN­­CE cr, Senifleton. Ferne Schatten. Novelle von W. Höffer. (4. Fortseßung.) Lulie von Eichingen lehnte sich bequem in die Polster zurück: „Den Schemel, wenn ich bitten darf!“ Doktor Stein erhob sich und ging ruhigen Schrittes zur K­ngelschnur. Dann übertrug er auf den eintretenden Bedienten den Befehl der Komtesse. Ob sie Leicht die Farbe wechselte? — Er sah nicht empor, sondern nur in sein Buch.­­­ Der Bleistift bezeichnete,langsam werdend,Wortfü­r Wor.Es waren Gedichte,welche Lehrer und Schülerinen gemeinsam lasen,deren Uebersetzung die Komtesse versuchte und die endlich dehektor als lebendiges Lexikon ver­­­vollständigte.So gelangtenun,den berauschenden kaftalischen Quell in vollen Zügen trinkend,schon bis zur Mitte des Buches­,und nur heute schien das Verständnis der jungen Dame vollkommen getrübt—sie sprach nicht eine Silbe. Er bekümmerte sich darum nicht,er fragte nicht,sondern las weiter, ohne zu beachten, ob es gehört werde. So verging eine Biertelstunde und Doktor Stein wendete gerade das Blatt, als plöglich seine Hand zuete, wie von glühendem Eisen berührt. Eine Thräne schwer und warm war aus dem Auge der Komtesfe herabgefallen auf diese Hand. Seit erhob er den Blick, der Bleistift rollte über den Tisch und alle Farbe kehrte plößlich in sein bleiches Gesicht zurück. Er war, als wolle er aufpringen, ala . Aber Schon stand die Komteffe Hoch aufgerichtet vor ihm. Hr Blick fesselte ihn gebieterisch an seinen Sik: „Herr Doktor — ich Habe Sie vorhin nicht an das Geld, welches Ihnen der Graf bezahlt, erinnern wollen.” War das wirklich boomteffe Julie, welche so h­alblaut sprach, so bittend fast? Wie kam die Flare ruhige Stimme zu dieser Klangfarbe ? Er konnte nicht antworten. Sie hatte die Bibliothek verlassen, bevor ihm Zeit genug blieb, sich zu sammeln. Draußen in der Vorhalle begegneten ihr ,die beiden von der Jagd heimkehrenden Grafen. Der Lieutenant beeilte sich unter den ehrerbietigsten Neverenzen, aus seiner Jagdtasche zwei Nebhühner hervorzuziehen und sie der Komteffe zu Füßen zu legen. „Gestatten Sie mir die Opfergabe, gnädigste Gräfin”, flehte er. „Und möge es mir gelingen, Amor3 Pfeile” — Julie von Eichingen flüchtete mit einer Geberde des Adscheues aus der Nähe der beiden Tierchen, deren eines noch leise zucte und aus der Brust­wunde die roten Tropfen über den Marmor der Halle dahinströmen ließ. „Um Gottes willen !” rief sie erschreckt, „wozu mir dieser Anblick, Ja die Küche damit.” Ein Diener, den ihre Blicke herbeiriefen, beeilte sie, das Wild fortzu­­­schaffen, und die Stelle, wo er gelegen, vom Blute zu säubern. Komteffe Zulie rauschte davon, ohne sich nach dem unglücklichen Schügen ert wieder umzusehen. Der alte Graf zog ihn mit sich in sein eigenes Zimmer: „Srämen Sie sich nicht, mein bester Dohm, so machen es die Mädchen alle. Sie fürchten den Sieger und willen, daß ihre Widerstandskraft gleich Null ist. Daher treiben sie'3 zuguterleßt so arg wie möglich. Aber ich sage ihnen, die Spröden vergelten späterhin sehr weichlich, Hin, Hin, — Sehr. Ich kenne das.” Der Lieutenant drehte das blonde Bärtchen. Zi „ber, Erlaucht, stanmelte er, in diesem Falle muß ich mir ergebenst erlauben, anderer Meinung zu sein. Die Komteffe liebt mich nicht!“ „Bad! Liebt mich nicht! Das ist der reine Unsinn, mein junger Freund, Licht und denn in unseren gesellschaftlichen reifen diejenige, welche wir heiraten, jemals in der Weise einer K­ünstlerin oder Grisette? — Tausend Donnerwetter, die erlauchte Komtesse von Erchingen kann nicht ihrem V­er- Yobten mit ausgebreiteten Armen entgegenfliegen, aber sie weiß, daß die Partie eine beschlossene Sache ist und sie wird Gräfin Dohm werden. Mein Wort darauf, Sie traumseliger Schäfer !” Der Lieutenant verbeugte sich einmal über das andere: „Ich bin Euer Erlaucht unendlich verbunden, aber es ist neben der ausgezeichneten Ehre dieser Verbindung doch auch ein wenig die Liebe, welche” — Der alte Herr machte, „Liebe! Liebe! — dazu taugt meine Tochter nicht, guter Freund. Für eine Ro­lle ist Julie zu stolz. Aber schnäbeln sie doch in drei Teufel! Namen mit der kleinen verliebten Rabe, der Sidonie ! — nur fein vorsichtig, daß es Geheimnis bleibt. Leben und leben Lafien, nicht wahr? Die Eine will den Homer und den Virgil in der Ursprache Lesen und die Andere schwärmt für Schäferspiele. Voila­­done,­­­ hat nicht beides ganz gut neben­­einander Pla­­n* Bor dem Fenster der Bibliothek ia Mademoiselle Deroge, die geschminkte, gepuderte und mit falschen Loden reichlich ausstaffierte F­ranzösin der Komteffe. Sie diente heute, wie gewöhnlich, den beiden dort, neben dem Repositorium als Ehrenwache, aber nebenbei üb­te sie dann und wann ein wenig, oder ließ den Kopf zurückjingen gegen das Bolster des Seffelg. Es war so heiß und so still, die Luft Schwül wie im Juli und die Lateinischen Vokabeln so lang­­­weilig, — Mademoiselle schlief, während es in den jungen Herzen an ihrer Seite so mächtige Wogen trieb. « . .,Wir werden mit den griechischen Lektionen morgenbeginnc­ sagte halblaut die Komtesse..,Vom Latein verstehe ich genug,um mir ein Wild des Gebotenen schaffen zu können,und mehr braucht es ja nicht.Haben Sie ein taugliches Buch gefunden?« Doktor Stein kritzelte mit dem Bleistift allerlei Sanscrit auf die weiße marmorne Tischplatte.Er schüttelte leicht den Kopf. »Gnädige Gräfin verzeihen«,antwortete er endlich,,,aber——das wird nicht gehen.Ich beabsichtigte,denn im­ Grafen Erlaucht noch heute um meine Entlassung zu bitten.Ein tüchtiger Philolog,ebenso mit den nötigen Kentnissen ausgerüstet,und ebenso—arm,wie ich,findet sich als Ersatz für meine Leistungen,gewiß sehr bald. Die Komtesse richtete sich hastig empor:,,Sie wollen fort von hier? ——Unmöglich!« Er hütete sich,ihrem Blick zu begegnen.»Ich muß es,gnädige Gräfin. Esgiethituationen,gegen die sich das Ehrgefühl des Mannes entschieden sträubt;esgiethragen,bei denen nur der Mensch dem Menschen gegenüber 7­­­%

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