Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. September (Jahrgang 11, nr. 3258-3283)

1884-09-01 / nr. 3258

)- Ksksimtonmxdmihittmism Oeltauetgosskstä Etftsåutmttguumudazumade tosen­ III Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 21. 50 fl., Halbjährig N, ganzjährig 10 fl. ohne Bustellung in’s Haus, mit Zustelung 1 fl, 3 fl, 6 fl, 12 fl. Abonnement mit Boftverseudung: Hür das Inland: vurerteljährig 3 fl. 50 Free TAR., ganzjährig Hür des Ansland: merseljährig 7 MM. oder 10 tyrcs., halbjährig SIERT. Hier 2 dia,­­­gangjährig 28 MAR. oder­­­ Firs. mn Nattomäi­te Briefe werden nicht angenommen. u­­te nücht ame stänestalit Siebenbürgishj- Deutsches­­­ 4 ·­­­ NL3258.xl.Jahrgang. Hermannsadt, Montag, 1. September Prämumerationg-Einladung Siebenbürgisch- Deutsche Tageblatt. Mit dem 1. September 1884 beginnt ein neues Abonne­­­ment auf das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fr., vierteljährlich 2 fl 50 Mr, halbjährig 5­ fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustelung ins Haus, mit Bustellung 1 fl., Bf. „, 12 fl.­­­— Abonnement mit Bollversendung: für das Yland: vierteljährig 3 fl. 50 .Br., gehalhria 7 fl., ganzjährig 14 fl., für das Ausland: vierteljährig 7 RM. oder 10 Frı3 , Halbjährig 14 RM. oder 20 Fred , ganzjährig ZERM. oder 40 Frı2, Auswärtige Monatsabonnenten, welche vom 1.September an einzutreten mün­d­en, erhalten das Blatt im September : im Zerlande gegen direkte Einsendung von 1 fl. 20 Er.; im Auslande gegen direkte Einsendung von 2 Mark 33 Pfennig oder 3 Franc 33 Gentimes an das Hauptbureau (Hermannstadt, Heltanergasse 23.) BB- Pränumerationen und Inserats-Aufträge werden entgegenge­­­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, S Heltanergafse 23, in der Buch­­­handlung Franz Michaelis, und Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, auswärts bei den am Kopfe des Blattes genannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts.“ (Hermannstadt, Heltauergaffe Ver. 23.) Prännumerationen und Infärate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergaise Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresz­­­wandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg H. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danne­­­­ berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. @. i. Daube & C. . JusertisuzpwiO Dust­umeinstein«spaltigen Garmoudzeile kostet beim einmaligen Einrüden 7 tr, das zweitemal je 6 Er., das drittemal je 5 tr. 8. W. exclusive der Stemm­b­ehühler pen je AO Wr 1884, Rettungsflimmen über unsere Vereine. V. . Fuhren wir noch in der Registrierung Bevor wir­­ung den Auslassungen der magyarischen Presse zuwenden, zweier romanischer Stimmen ort. Der in Hermannstadt erscheinende „Observatorius“ schreibt (in Nr. 61): „Wir fennen unter den großen und Heinen Völkern der Habsburgischen Monarchie seines, welches, ohne ergriffen zu sein von einem Fanatismus wie der der magyarischen Rasse eigentümliche, so fest und ausdauernd, so selbstbewußt an seiner Sprache und Nationalität, an seinem religiösen Be­­­kenntnis und seiner Vergangenheit festhielte, wie er das kleine, kaum 200.000 Seelen starre sächsliche Volk trut; was aber diesem Volfe zu besonderer Ehre gereicht, ist die Pflege der Wissenschaften und Künste in viel höherem Grade, als es je die Magyaren gethan haben, mit denen zusammen sie­­­ besonders während 800 Jahren(1540— 1848) über die Angelegenheiten und Geschide­ Siebensbürgens verfügt haben. Diese Eigenschaften der Sachsen bringen es mit sich, daß für sie recht wohl eine sächsische Spezialgeschichte geschrieben werden konnte: „Aus dem veröffentlichten Programme kann man auf die Bedeutsamkeit all der sächsischen Vereine schließen, die im Verlauf einer Woche arbeiten und zugleich auch ein Fest feiern werden. Diesmal aber haben die Sachsen zu den andern noch eine besondere, für sie epochale Feier hinzugefügt, näm­­­­lich die ihrer Einwanderung vom Rheine nach Siebenbürgen vor 700 Jahren. Dies ist jedoch nicht so zu verstehen, als seien die Sachsen auf einmal ge­­­kommen, da sie nach und nach aus verschiedenen Gegenden Deutschlands gekommen sind; vielmehr ist eine mittlere Epoche gewählt worden, da auch einhichtliche Dokumente, die bestimmte Jahre bezeugen, nahezu fehlen. Frei­­­lich gab es auch unter den Sachen Leute, denen es vor dem magyarischen Fanatismus graute, die meinten, es sei nicht gut, die Magyaren auch noch mehr zu reizen durch solche Neminiszenzen, und er erfordere übermäßige Kosten; aber die große Mehrzahl griff die Idee mit großer Freude auf und was noch schöner ist, die sächslichen Frauen beteiligten sich mit ihrer Arbeit in vorzüglicher Weise an der Realisierung Dieses nationalen Teftes.“ Die Kronstädter „Lazeta Transilvantes“ schreibt in Nr. 140 vom 21. August : „Unsere sächsischen Mitbürger feiern in dieser Woche das siebenhundert­­­jährige Jubiläum der Gründung ihrer Kolonien in Siebenbürgen. . . .­­­ gu­­f dieser Feier haben sie nicht unterlassen, ihre Nationsgenossen aus Deutsch­­­land einzuladen, und die deutschen Zeitungen haben diese Einladung mit Enthusiaseins begrüßt, indem sie erklärten, „die deutschen Patrioten fünnen nicht gleichgiltig zu sehen, wenn ein deutsches Vort ein solches Eh­renfest feiert, das zugleich auch ein Ehrenfest Deutschlands ist.“ Bei dieser Gelegenheit äußerten sich die deutschen Blätter auch über die bedrückte Lage, in der sich das sächsliche Volk Heute befinde. Diese Aeußerungen haben von neuem den Zorn der Pester, vor allen des „Pester Lloyd“, erregt... . . In den Augen jener ist es eine Sünde, wenn das deutsche Volk in Siebenbürgen mit den Deutschen im großen Kaiserreich sympathisiert....... Wir möchten wissen, ob die Sympathien, welche die Magyaren während des russisch-türkischen Krieges in so demon­­­strativer Weise für die Türken zeigten, ihre Vaterlandsliebe alteriert haben. Wir glauben es nicht, wie wir auch nicht glauben, daß die Sachen, weil sie in geistigem Kontakt stehen mit ihren Nationsgenossen in Deutschland, unfähig seien wahrer und ungetrübter patriotischer Gefühle. Der ganze Zwiespalt in dieser Hinsicht rührt daher, daß die Chau­­­vinisten unter den Magyaren in diesem­ Staate seine Entwicklung ohne spezifisch magyarischen Stempel zugeben wollen; sie wollen nicht zugeben, daß jemand auch dan­­ noch ein guter Patriot sein fan, wenn er seine Nationalität liebt. Der magyarische Egoismus reklamiert alles für sich. Der Begriff des Patriotismus schließt auch eine bedeutende Dosis von Selbstverleugnung in sich. It davon auch nur die Spur zu finden in dem Vorgehen und dem Urteile der magyarischen Chauvinisten, für die alles, was nicht magyarische Farben trägt, schwarz ist? Wir fühlen uns nicht berufen, auf die Anschuldigungen, die die magyarische Presse gegen die Sachisen erhebt, zu antworten. Wir wollten nur konstatieren, daß nicht einmal ein Historisches Seit, selbst wenn es durchaus imoffensiv ist, wie das der Sadhsten in Hermannstadt, veranstaltet werden konnte, ohne daß die magyarische Intoleranz Sich von neuem ‚ offenbarte.“ Wie ganz anders flingt es aus den magyarischen Rettungswalden Spott, Hohn, Verdrehung, Verlogenheit und Verleumdung in reicher Ab­­­wechselung. Wir wollen mit den relativ noch anständigsten Zeitungs­­­stimmen beginnen. Der Klausenburger „Ellenzer“ (Nr. 196 vom 22. d. M.) schreibt : „Die Sachssen feiern das Fest ihres siebenhundertjährigen Bestandes in unserem Baterlande. Schade, da dies Teil von der Brüderlichkeit nicht gewürzt wird, woran aber nicht wir, sondern unsere fächslichen Brüder die Schuld tragen, die auch heute noch in uns einen Feind und nicht den Bruder erbl­cen. Trogdem ist es eine Pflicht der Treffe, von diesen Fest­­­lichkeiten Akt zu nehmen und ein aufrichtiges Wort an die Sachsen zu richten, ob nicht endlich wenigstens das leicht zu beugende (hajlithate) Volk zur Besinnung kommt und den gewissenlosen, ihren selbstlichen Zielen nachjagenden agitatorischen Mäklern den Rücken kehrt. Oft schon warf die heimische Presse die Frage auf, was denn die Sachsen kräm­en könne, daß sie mit solcher Hartnädigkeit­­ung feindlich gegenüberstehen! Leider kamen wir stets auf den Egoismus. Selbstsucht war ihre Vergangenheit und ist ihre Gegenwart. Man betrachte ihre Vergangenheit. In großer Armut sind sie hieher gekommen, das beweisen schon die allerersten Königlichen Stiftungs-Briefe; dem Kriegsdienst haben sie sich alsbald entzogen, so wie sie durch die erneuerten Schenkungen der Könige an Wohlstand zugenommen, auf dem ihnen verliehenen und einer Taten­­­zahlung unterworfenen Königsboden (fundus regius) begannen die Nomänen (olahok) sich anzusiedeln und nicht lange nach der Halften sie den Schuß der Krone völlig den Nomänen auf, die sie als Jobbaggen behandelten, und schon in der Zeit der nationalen Fürsten brachten sie durch ihre an­­geschickte Taktik die Sache dahin, daß die ganze Nation vom Waffendienste völlig frei war und zu dem Lpeere, in dem die gesamte Szeklerschaft, der magya­­­rische und romänische Adel, sowie die aus den magyarischen und roma­­­nischen Bauern angeworbenen Prätorianer in so vielen blutigen und glor­­­reichen Schlachten die Grenzen und die Freiheit Siebenbürgens beschüißt haben, zusammen kaum fünfhundert Krieger gestellt hat. Das ist doch die größtmögliche Selbstsucht, durch andere sein Leben beichtigen zu lassen. Aber eben deshalb waren sie auch damals schon unsere Feinde, denn sie­­onnten sich nicht so Leicht dem Kriegsdienst entziehen, oder mußten sie zu allerhand Winkelzeigen ihre Zuflucht nehmen, was sie gegen uns in äußerstem Maße aufbrachte. Ihr Ziel haben sie zwar erreicht, allein auch der Haß ward in ihnen lebendig, weil sie es nach solchen Kämpfen erreichen mußten. In unseren Tagen sind sie wieder aus Selbstsucht unsere Feinde. Ihre alten, ummauerten (körül falazott) Privilegien hat nämlich der XI. &.­U. ex 1876, sowie der XXXIM. ©.­. desselben Jahres auf­­­gehoben und sie (die Sachisen) mit den Magyaren oder richtiger die Ma­­­gyaren mit ihnen gleichgestellt; dies haben sie sich so zu Herzen genommen, daß sie von nun an mit allem, was magyarisch ist, im einem beständigen Kampfe sich befinden. Das sind die demokratischen Sachsen. Sie sind un­­­zufrieden, weil die Zeit der Privilegien um ist. Wahrlich ein wiürdiges Betragen­­­ gegen sich selbst! Denn sie waren und sind auf seinem Ge­­­biete unterdrückt. In unserem Corpus juris, das die Gejege von zehn Jahrhunderten umfaßt, ist auch sein einziger Gejenztitel enthalten, der einen Unterschied machte zwischen den politischen oder bü­rgerlichen Rechten der verschiedenen Volksstämme des Reiches; niemals haben die Magyaren eines solchen Rechtes gewossen, das nicht auch den der entsprechenden bürgerlichen Klasse ange­­­hörenden, aber nichtmagyarischen Einwohnern zugestanden wäre. Es gab Adelige, Bürger und Bauern bei den Rumänen, Serben, Slowaken, Deutschen ebenso, wie bei den Magyaren; aber niemals hat der Magyarenstammn als solcher fi. irgend ein Vorrecht vorbehalten. Es hat‘ Heiten in Ungarn gegeben, da die bürgerlichen und politischen Rechte von der Religion oder dem gesellschaftlichen Rang und Stand abhängig waren ; allein niemals waren sie an den Stamm und die Nationalität geknüpft, der jemand angehörte. Wenn der magyarische Stamm irgend­­ein Vorrecht hatte, so war das nur eine Historische Entwicklung; alles, was er an bü­rger­­­lichem Recht und politischer Freiheit mit seinem Blut erworben, all das hat er, wie ein älterer Bruder den übrigen ohne Unterschied de Stammes mitgeteilt. Er war es, der 1848 dem Bauern die Freiheit gegeben, ihm Eigentum und Wahlrecht zugesprochen hat und im Kampfe um diese Rechte gegen zwei Neiche heldenmütig gefallen ist. In der Vergangenheit wie in der Gegenwart künnen sie von seiner einzigen auf ihre Unterdrückung abzielenden Maßregel Nechenschaft geben. Sie genießen völlige Steligionsreinheit; unter der Wegide der Gejete des ungarischen Staates können sie ihren eigenen kulturellen Zielen nachstreben und es ist ihnen die Möglichkeit verstattet, sich in ihrer eigenen Sprache auszubilden. Sie können ihre Litteratur, ihre Sprache pflegen; ihre Interessen sind bei der Gefeggebung vertreten und nichts steht im Wege, daß sie ihre Ansichten in der Presse geltend machen. Beu­ffleton. Die Kolonie Kameruns. Was vor Kurzem, man könnte sagen, vor wenigen Tagen, nur Theorie gei­eten ist, das eristirt nunmehr in Wirklichkeit: das Deutsche eich besigt Kolonien. In kurzer Zeit sind durch eine schneidige, rasch zugreifende Politik, die in Mfrifa eben­­so zielbewußt verfährt wie in Europa, dem deutschen Reiche zwei Kolonien erworben, vielleicht drei, wenn er auch mit Bageida, an der Goldfüfte, seine Richtigkeit hat. Zwischen Angra Pequena und Kameruns ist der Unterschied in jeder Hinsicht ein sehr großer. Zunächst in der Art der Erwerbung und dem­­entsprechend im Verhältnis zum Mutterlande. Angra Pequena und das ganze Hinterland ist privater Besug des Herrn Lüderis, den er getauft hat, wie man ein Rittergut kaust: er ist der alleinige Eigentümer seiner ausgedehnten Lände­­­reien; das Deutsche Reich hat ihm Schuß versprochen. Anders verhält es sich mit Kameruns. Zwar haben auch­ hier deutsche Firmen Grundeigentum erworben, aber der größte Teil des Gebietes ist von den dortigen Häupt­­­lingen direkt dem Deutschen Reiche mit der vollen Souveränetät abgetreten worden. Somit hat Deutschland in diesem Falle Rechte auf den Grund und Boden, auf das Land erlangt, es hat zum erstenmal eine wirkliche Kolonie. Ein anderer Unterschied zwischen dem Landgebiete in Süd- Afrika und der neuesten Ermwerbung an der Westküste ist ein landschaftlicher, der umnbe­­­dingt zu Gunsten der Segieren ausfällt. Niemand wird die Bezeichnung „Sand­­­loch“ auf Kamerums anzuwenden wagen. In Angra Pequena ist der Strand sandig und unwasserlos. Die Vegetation ist ärmli, nur bitteres­ Gras und niedrige Buschwerk entsprießen dem trockenen Erdreich. Durch Bewässerung und Kultur wird sich im Laufe der Zeit auch die Vegetation verbessern lassen — vorläufig erwartet man hier von dem Boden seine anderen Schäbe, als mineralische. Wie anders ist der Anblick von Camerund. Denn ein von der Küste Scharf ansteigendes Hochland ist, was man vor sich sieht. Die Klüste ist hier in so malerischer Weise gegliedert, wie an seiner anderen Stelle des westafrikanischen Kontinents. Die vielen sich hier ins Meer ergiegenden Flüsse, aus den Bergen herabkommend und sie an der Mündung in viele Arme teilend, bilden unzählige kleine Kanäle, Buchten und Delta. Das ganze Ge­­­biet von Kamerung ist eingeschlossen von zwei Flüssen, dem Alt-Kalabar und dem Kamerun; eine Anzahl anderer strömen hier ebenfalls dem Meere zu,­­­ der Rio del Rey und der Bonny. Es sind dies die sogenannten Delflüffe, auf welchen das kostbarste Produkt dieser Gegenden, das Balmör, aus dem Innern bis zur Küste verschifft wird. Von der Küste steigt das Land terrassenartig an, einen prachtvollen Anblick darbietend in seiner üppigen Vegetation von Palmen und Bananen; auf allen Stufen der großen Bergterrasse des Kamerunsgebirges sind Hütten und Heine Ortschaften angesiedelt, eingehült und umrahmt von tropischen Ge­­­wächsen aller Arten, während den erhabener Hintergrund dieser originellen Landschaft die höheren Erhebungen des Gebirges bilden, überragt von dessen höchster Spike, dem großen Bid. von der Insel Fernando Po aber winkt der Clarence-Pid herüber, und auf den drei kleinen, in der Meerenge dem Lettlande gegenüber­­liegenden Inseln — von den P­ortugiesen früher SChas Ambozes genannt , erheben sich, ebenfalls steil aufragend, als ob sie un­­­mittelbar dem Meere entstiegen, hohe Berge. Die an vielen Stellen bis dicht an die See reichenden Berge machen die Gegend aber nicht nur pittoresk, sondern auch gesund. Denn während unten an der Küste, gemissermaßen auf der Sohle des Thales, die Hite be­­­deutend ist, da die vorgelagerten bergigen Inseln dem Seewinde den Zutritt vermehren, ist es weiter hinauf sehr angenehm, und schon auf halber Berges­­­höhe weht eine frische, stärkende Luft. Hier ist in einer Höhe von 1000 Fuß auf dem Mount Heney eine Gesundheitsstation, ein Sanitarium angelegt worden, wohin man sich zu längerem oder kürzerem Aufenthalte zurückziehen kan; dasselbe steht unter Verwaltung des P Victoria-Missionshauses unten an der­ Bucht, von dem es et­wa zwei Stunden entfernt ist. Der Boden ist fruchtbar und würde bei geeigneter Kultur, außer den heimischen, zu welchen der Kaffeebaum gehört, auch europäische Gewächse her­­­vorbringen, denn durch die beschriebenen Terrainverschiedenheiten sind auf verhältnismäßig engem Raume mehrere Klimata hier vereinigt: unten ist es heiß, in mittlerer Bergeshöhe gemäßigt, weiter oben fast mit häufigem Schnee und Eis. Die Slußläufe hinauf trifft man, namentlich am Kamerun, viele Ortschaften, von denen die meisten freilich ir aus wenigen Hütten bestehen, trogdem aber pomphafte Namen haben, wie King Bell Town, King Wequas Toron und dergleichen. Die Häuptlinge werden von ihren Stammesange­­­hörigen ernannt und führen ein ziemlich patriarchalisches Regiment. Die Neger dieser Gegend gehören zum Stamme der Bufwiri. Der Handel ist ausschließlich Tauschhandel an der ganzen westafrikanischen Küste; er ist es auch an den sogenannten Delflüffen, auf welchen das Balmöl aus dem Innern gebracht wird. In diesem Tauschhandel sind die Neger an den Klüftenrändern die Makler; ob im allgemeinen ehrliche Muster, ist sehr zu bezweifeln. Der Hauptverderb ist das „Zruft“-System, welches troß seiner großen Schatten­­­­­­seiten auch noch heute das fast überall in diesen Ländern übliche ist. Der weiße Händler giebt, in der Hoffnung, bei diesen Geschäften 100 oder 150 Perzent zu verdienen, dem schwarzen Makler Waren auf Kredit gegen das Versprechen, daß der Legtere im Innern Rohprodukte eintauschen und die­­­selben gegen die empfangenen Waren abliefern wird. Den Tauschhandel hat man sich nicht so zu denken, daß jedes Roh­­­produkt gegen jede beliebige Ware getauscht wird; auch ist es ein Irrtum, anzunehmen, daß man allen unnügen, in Europa planlos zusammengefauften Kram an die dummen Neger loswerden kann. Die Kistenstämme sind doch­ schon fultiviert genug, um das, was sie wirklich brauchen können, von dem bloßen Schund (Rubbish) sehr gut zu unterscheiden. Zwar sind ausrangierte, recht bunte Uniformen wohl noch da und dort zu verwerten, und es ist noch gar nicht so lange her, daß ein ausgedientes Krönungsornat aus dem „P­ropheten“ von Hamburg aus dem einen­ sch­warzen Potentaten zuging, der mit der Theaterfzone und dem Holzk­epter wahrscheinlich heute noch seinen biederen Unterthanen imponiert. Allein, abgesehen von seltenen Ausnahmen, bestehen ganz bestimmte Tauscheinheiten,­­­­elche gewissermaßen die Baluta darstellen. An den Delflüffen zum Beispiel (also am Bonny, Benin, Diel­ und New- Calabar, Braß und Kamerun) exiftiert die reine Palmöl-V­aluta, auf welche alle Waren und Produkte umgerechnet werden. Der Einheitswert ist das Kroo oder Kroai, ein Hohlmaß, das überall an der Klüfte gilt, aber nicht überall das nämliche Duantum bedeutet; im Kamerund zum Beispiel ist ein Kroo gleich etwa 42 Kilo Palmöl, in Liberia nur 18 Rifo Eine sehr bekannte Tauscheinheit, namentlich an einigen Plänen des portugiesischen West-Afrika, ist ein Sklavenbündel, das heißt der Wert eines Sklaven in verschiedenen Waren ausgedrückt. Südlich­ vom Kamerunflusse bis über Gebun hinaus ist die Handels­­­einheit das Elfenbeinbündel (Ivory-bundle), nach welchem nicht nur Elfenbein, sondern auch Kautschus und alle anderen dortigen Produkte gehandelt werden. Ein solches Bündel besteht aus mehr als fünfzig oder sechzig verschiedenen Artikeln und aus Hunderten von­­­ einzelnen Gegenständen; die wichtigsten davon sind Gewehre, Neptunen, das ist flache Messingschalen, und Pulver. Als Scheid­emünze gelten Perlen, Kleine Nürnberger Handspiegel, Tabakblätter, auch Bogen Schreibpapier. Das Muschelgeld, Kauri, zirkuliert fast nur in den mohammedanischen Distrikten. Zum Tauschhandel mit den Negern gehört natürlich viel Geschicklichkeit und Routine, noch mehr Geduld, sehr viel Humor, um das Kindlsche Feilschen und Schwaben zu ertragen, und eine große Auswahl der verschiedensten Waren. Daß ein Mensch Zeit zu verlieren hat, ist dem Neger nicht begreiflich

Next