Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Oktober (Jahrgang 11, nr. 3284-3310)

1884-10-01 / nr. 3284

Hermannstadt, Mittwoch 1. Oktober 1884. Seite 984 Siebenbürgisch deutsches Jagd-law Nr. 3284 geießlichen, durch die Verfassung gebotenen Mitteln Borschlägen entgegen zu treten, welche unsere Gegner nur zu dem Emwede erfinden, die Vertretung unseres Bolfes im Landtage noch mehr zu vermindern, sich selbst aber in den dauernden Besich der Herrschaft über tschechisches und deutsches Landesgebiet zu regen. (Referent: Bareuther.) 2. Angesichts des stets wachsenden Steuerbruches und der herrschenden Krisis in der Landwirtschaft und in einem Teile der heimischen Industrie spricht sich die Versammlung gegen die Ausführung von kostspieligen Bracht­­­bauten aus L­andesmitteln überhaupt aus und verwahrt sich insbesondere auf das allerentschiedenste gegen die Verwendung des Landesvermögens zum Aufbau eines Museums für eine Privatgesellschaft. (Referent: Professor Knoll. ) Die Bersammelten erkennen in einer Gestaltung der Gerichtsbezirke, wonach dieselben, so weit nur immer möglich, bloß aus Gemeinden einer und derselben Nationalität bestehen, eine wesentliche Förderung des friedlichen Nebeneinanderlebens beider Volksstämme, sowie die notwendige Vorausteßung für die Erfüllung des berechtigten Verlangens der deutschen Bevölkerung Böhmen nach einer den nationalen und sprachlichen Verhältnissen angepaßten Administration und einer entsprechenden Organisation der bestehenden meiten Inftanzen. (Referent: Abgeordneter Dr. Herbst.)­­­ 4. Die Forderung nach der­­­Organisierung der zweiten Instanzen mit nationalen Abteilungen läßt sich beim f. £. Landes-Schulcate sofort zur Durch­­­führung bringen, da die einzelnen Schulbezirfe als Wick­ungskreis der ersten Inftanzen bereits seit dem Jahre 1873 nach nationalen Sprachgebieten ein­­­gerichtet worden sind. Die Versammlung erklärt sich daher mit der beabsichtigten Einbringung eines Antrages im böhmischen Landtage einverstanden, welcher die Abänderung des Gewebes vom 24. Februar 1873, betreffend die Schul­­­aufsicht, in der Richtung zu erzielen sucht, daß beim f. f. Landes-Schulrate für die deutschen Schulbezirke eine deutsche und für die tschechischen Schul­­­bezirke eine tschechische Abteilung errichtet werde. (Referent: Dr. Schlesinger.) 5. Die Vertrauensmänner der Deutschen Böhmens halten es für nationale Pflicht der Deutschen in Böhmen, die freie Vereinigung der deutschen Land­­­twirte Dieses Landes mit aller Kraft zu unterfragen, und sehen in der Bildung und Erstarrung eines Zentralvereins vdeuticher landwirtschaftlicher Vereine einen neuen Schubwall gegen die Angriffe auf Deutschtum, Freiheit und Fortsschritt. (Referent: Stibiß.) 6. Angesichts der gegenwärtigen bedrängten Lage der Deutschen in Böhmen und in Oesterreich überhaupt; angesichts der in feßter Zeit hervei­­­getretenen Bestrebungen, durch neue Parteibildungen die Einigkeit der Deutschen­­­ zu sprengen, spricht die V­ersammlung ihre Ueberzeugung dahin aus, daß die Erhaltung der Einigkeit des deutschen Volkes in Böhmen und seiner Ver­­­treter, sowie die Zusamm­engehörigkeit aller Deutschen in Oesterreich die erste nationale Pflicht aller Deutschen ist, und daß es in der gegenwärtigen poli­­­­tischen Lage dringend geboten ist, in der geschlosfenen oppositionellen Stellung zu verharren. (Referent: Plener.) . Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ meldet aus Kiel, daß der Kontre-Admiral Knorr zum Kommodore des nach West-Afrika bestimmten Geschwaders ernannt wurde. Das Geschwader besteht aus den Schiffen „Bismare” (Flaggenschiff), „Sneisenau“, „Olga“ und „Ariadne“. Die han dieses Geschwaders ist der Schuß der deutschen Kolonien in Ostafrika. Es ist charakteristisch für die Stimmung in England, daß gleichzeitig die „Times“ und der „Standard“ die Eventualität eines d­eutsc­­­französischen B­ündnisses erörtern. Die „Times“ bestreitet nicht die Möglichkeit einer deutschen Vermittlung zwischen Frankreich und China, warnt aber die Franzosen, daraus auf Bismarck’s Freundschaft zu schließen. Sie sagt: „Wir sind Frankreichs beste Freunde in Europa, wenn Frank­­­reich Dies nur erkennen wollte. Der Gedanke, daß Frankreich und Deutsch­­­land in der äußern Politik gemeinsame Ziele verfolgen könnten, verträgt seine ernste Besprechung. Der Haß der Franzosen gegen Deutschland kann auf lange Zeit hin nicht erlöschen, und Deutschland weiß dies wohl.“ Der „Standard“ bemerkt aus Anlak der Besichtigung der neuen Umwallung von Köln durch den Kaiser, daß Deutschland keineswegs ein Bündnis mit Frankreich beabsichtige, die französischen Minister und Diplomaten seien genötigt, Freundschaft zu heucheln, aber Bismarck Lasfe sich nicht täuschen, er wisse wohl, daß die Franzosen ihre Nah­epläne mit derselben Geduld, welche Bismarc Oesterreich und Frankreich­­­ gegenüber gehabt habe, ver­­­folgen. „Beide sind Feinde und werden für alle Gesichtspunkte der prak­­­tischen Politik Feinde bleiben.“ Die englischen Kritiker könnten sich viel­­­leicht darin sehr irren, daß sie glauben, der Gegenzug zwischen Frankreich und Deutschland müse jedes gemeinschaftliche Handeln der beiden Mächte Dritten gegenüber ausschließen.­­­ Interessant ist jedenfalls die Mitteilung des Pariser»Telegraphe«, der zufolge Ferry dem letzten französischen Ministerrat Mitteilungen über die während der Kammerferien stattgehabten Verhandlungen mit Deutschland gemacht hätte Ferry betonte die gute Strtktmutig des Reichskanzlers für Frankreich und gab zu verstehen,es sei ihm nicht möglich gewesen,das Anerbieten Bismarck abzulehnen.Nachdem Ferry die zwischen ihm und Courcel geführte Korrespondenz auf den Tisch des Mi­­­nisterrates gelegt hatte,sprach er sich über die Grundlage aus,auf der ein Einvernehmen standegekommen.Deutschland werde Frankreich in dessen Widerstand gegen England unterstützen und ihm gute Dienste in­­­ Peking leihen,ferner die Franzosen im Handelsverkehr in der Kolonie Kameruns zu lasen.Dagegen verlange Deutschland von Frankreich für seine Landsleute dieselben Rechte in allen französischen Kolonien auf der Westkü­ste Afrikas,südlich von Gabun,am Kongo und der Straße,die dahinführt,nämlich dem Ogowe. Der Deputierte Ballue verteidigte in einer Wähleversammlung zu­­­ Lyon die Kolonialpolitik der französischen Regierung.Wenn wir,sagte er, Thorheiten begingen,so würde England sich weniger gehässig und neidisch zeigen.Die Engländer sind die wahren Urheber des Hinterhaltes von Bac- Lå,sie sind es,welche China ermutigen,sie sind unsere Feinde.(Stürmischer Applaus.) Eine pisante Enthüllung über die belgischen Minister enthält die „Etoile Belge“. Danach sollen vier derselben der Gesellschaft Jesu an­­­gehören. Die Minister Jakobs und Woeste sollen als Jesuiten die Namen Frere Viktor und Frere Charles Borromeo führen und seit ihrer Berufung in das ultramontane Kabinet einen höheren Grald, sowie die Befugnis er­­­halten haben, direkt mit dem Ordens-P­rovinzial zu verkehren. Ebenso werden die Minister Ban den PBeereboom und de Morean als Affiliierte des Sesuiten- Ordens bezeichnet. Die Thronrede. Beft, 29. September. Die Eröffnung des Reichstages erfolgte mittags 12 Uhr in der dur das Beremoniel festgestellten feierlichen Weile. Von den Giebeln der königlichen Burg mwehten die Standarte des Herrscherhauses, die ungarische und kroatische Nationalfahne. Die Auffahrt der­ Mitglieder des Ober- und Unterhauses, welche bereits um "­.12 Uhr beendet­ war, bot bei prachtvollem Wetter einen überaus imposanten Anblick. Ein zahlreiches Publik­um hielt die Straßen befeit, um die Auffahrt zu sehen. Die Reichstagsmitglieder hatten nationale Gala angelegt. Auf dem Georgsplage nahm je ein Bataillon der Infanterie, Regimenter v’Este und Kufjevich in Parade mit der Regimentsmusil und Sahne Aufstellung. Nach stattgehabtem Hochamte in der Burgkapelle zog sich Se. Majestät in die Gemächer zurück, bis der Obersthofmeister die Meldung erstattete, worauf der Monarch samt Rottege die Appartements verließ und im großen Saale erschien, von den Reichstags - Mitgliedern mit begeisterten Elfen-Rufen begrüßt. In diesem Momente intonierte auf ein gegebenes Zeichen die Musikkapelle die Volkshymne, die Tambours schlugen den Generalmars­t, die Truppe präsentierte das Gewehr. ALS alles dem H­eremoniel gemäß Auf­­­stellung genommen hatte, ließ sie Se­ Majestät auf den Thronfessel nieder, bedeekte das Haupt und verlaß mit fester, an­­vernehmbarer Stimme folgende Thronrede: „Geehrte Herren Magnaten und Abgeordnete, liebe Getreue ! Mit Freuden begrüßen Wir Sie am Beginne dieses Reichstages und hoffen mit voller Zuversicht, daß Sie während der Dauer desselben ebenso wie bisher mit unermüdlichem Fleiße Ihren wichtigen Aufgaben nachkommen werden, Vor Allem erwähnen Wir, daß die zu wiederholten malen beabsichtigte Reorganisierung der Magnatentafel nunmehr nicht weiter hin­­­ausgeschoben werden könnte Die glückiche Lösung dieser Frage ist für lange Zeiten von großer Tragweite. Wir zweifeln nicht, daß Ihr Tatt, Ihre Weisheit, Ihr Patriotismus diese Reorganisierung, mit Berücksichtigung der Anforderungen der geschichtlichen Entwicklung und der Neuzeit, den I­nteressen des ungarischen Staates entsprechend bewirken wird. Auf allen Gebieten des staatlichen Lebens harren viele wichtige Fragen ihrer Lösung. Unsere Regierung wird die erforderlichen Anträge stellen. Die Feststellung der Pensionen der Staatsbeamten auf einer der Billigkeit mehr entsprechenden Basis, die Ergänzung der Strafgeseßgebung durch Regelung des strafgerichtlichen Verfahrens, die Schaffung eines bürgerlichen Geseßbuches, wenigstens in seinen Hauptteilen, die Regelung der Angelegenheit der­ öffentlichen Arbeitsleistung, die im „Interesse der Schifffahrt vorzunehmende Regelung der oberen Donau von der Landesgrenze bis Duna-Radvany, die den internationalen Verträgen entsprechende Beseitigung der Schifffahrt Hindernisse am Eisernen Thore, die Neu-Kodifizierung des Wafserrechtes, der Feldpolizei und des Berggewethes, die Errichtung der Verwaltungs­­­gerichte wird nebst anderem ihre Thätigkeit in Anspruch nehmen. Unsere Regierung werden bei Stellung ihrer Anträge sowohl bei diesen als anderen auftauchenden Angelegenheiten Mäßigung in fortwährender Erwägung der Interessen, der Lage des Landes und der Nation und möglichste Schonung der bestehenden Interessen leiten. Die größte Sorgfalt wird darauf zu richten sein, daß die Erfolge, welche in betreff der Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaus­­­halte erreicht wurden, nicht gefährdet werden, sondern daß der Fortschritt zur gänzlichen Herteilung des Gleichgewichtes ein beständiger sei. Dieses wichtige Ziel wird Unsere Regierung mit Seftigkeit anstreben. Sie wird sich aber enthalten, übermäßige Lasten auf die Schultern der Nation zu wälzen. Sie wird sich stets die größte Sparsamkeit vor Augen halten, ohne jedoch dasjenige vorenthalten zu wollen, was fü­r die Sicherheit sowie fü­r die materielle und geistige Kräftigung des Staates unbedingt notwendig ist. Wir lenken Ihre Aufmerksamkeit auch darauf, daß die Verlän­­­gerung der Reichstagsdauer nach den bisherigen Erfahrungen und Interessen des Vaterlandes zweckmäßig erscheine. Die Wirksamkeit der Gefegartikel XIX und XXV vom Jahre 1878 läuft mit Ende des Jahres 1888 ab; auch durch diesen Umstand werden Shen neuere wichtigere Aufgaben gestellt. Unabweislich notwendig wird es sein, daß Sie sich mit der Frage des im Jahre 1878 mit dem andern Zeile Unserer Monarchie erneuerten Zoll- und Handelsbündnisses befassen. Bei Lösung Dieser Frage werden beide Teile gleichmäßig die Ein­­­sichten der Billigkeit vor Augen zu halten haben. Wir gewärtigen umso­­­mehr, daß ein billiges Entgegenkormen auf seiner Seite fehlen wird, als Wir überzeugt sind, daß eine mit­­­je geringeren Schwankungen und je rajcher erfolgende Erneuerung dieses Bindnisses in gleichem Interesse beider Teile der M­onarchie Liege. Unsere Beziehungen zu Deutschland sind die möglichst innigen und stehen Wir auch mit den übrigen Staaten im besten Freundschafts­­­verhältnisse, was Uns mit Sicherheit erhoffen läßt, daß Sie, unbeirrt durch äußere Verwidelungen, Ihre Thätigkeit dem Wohle Unseres getreuen Ungarn werden werden künnen. Sie werden diesen Umstand gewiß dazu bemaßen, um möglichst Alles zu bewerfstelligen, was zur Hebung des materiellen und geistigen Aufblühens Ummieres getreuen Ungarn dient. Sie werden denselben benüßen, um mit politischer Weisheit und, wo es nötig, mit voller Energie die inneren Weberstände zu beheben, die zu Reibungen zwischen den Nationalitäten, den Konfessionen und Gesellschaftsklassen führenden Aufreizungen zu beseitigen, damit so die verschiedenen Nationalitäten, Konfessionen und Gesellschaftsklassen in den Ländern der heiligen Stephanskrone im Zusammenleben gleichmäßig ihre Befriedigung finden und mit vereinter Kraft und Begeisterung zur Hebung des Wohles, des Ruhmes und des Glanzes des Thrones und Vaterlandes zusammenwirfen.­­­ Mit dem Ausdruck des in dieser Richtung gehegten Vertrauens und mit dem Wunsche, daß der Allmächtige Ihre Wirksamkeit segnen möge, er­­­färlen Wir diesen Reichstag fü­r eröffnet.“ Großen Beifall fanden jene Stellen der Thronrede, welche die Reform­­­vorlagen verkündigen und die finanzielle Lage behandeln,­­­desgleichen wurde die Mitteilung über das innige Verhältnis zum deutschen Reiche afflamiert. Ebenso fanden die Schlußftelen der Thronrede großen Beifall, obgleich die­­­selben die Ausnahms-Maßregeln andeuten. Lokal und Tages:­­thronil. (Kronprinz Rudolf und Kronprinzessin Stefanie) sind vorgestern morgens 6 Uhr 45 Minuten mittelst Separat-Hofzuges der Fön. ungarischen Staatsbahnen von Koczard in Marosh-Barb­arhely eingetroffen. Die „Ung. Bost“ berichtet hierüber das Folgende: Den Separathofzug, welcher 15 Minuten früher als der ordentliche Personenzug hier anlangte, führte General- Direktor Ludwig Tolnay und be­­­fanden sich auf demselben seitens der fünf ung. Staatsbahnen Oberinspektor Berenyi, die Inspektoren VBiranyi und Szentgyörgyi, Seftiong-Ingenieur Be­­­trovich und Inspektor Julius Balogh. Am Perron des Bahnhofes, welcher mit ungarischen und belgischen Fahnen, Draperien, Guirlanden und Blumen reich und sehr geschmackvoll dekoniert war, hatten sich zum Empfange des vonprinzlichen Paares Obergeispan Baron Banffy, Beizegespan Sandor in glänzender nationaler Gala, Bürgermeister Borosnyay, Stadthauptmann Lazar, Abt-Pfarrer K­ovacs, die Stations-Kommandanten Honved-Oberst Sanky und­­­­berstlieutenant Grosschmidt der gemeinsamen Armee, eingefunden. Graf Samuel Telefi befand sich rechts von den offiziellen P­ersönlichkeiten vor dem Eingang in den Hof-Wartesalon in der Uniform eines Honved - Kavallerie Majors. Das Kronprinzenpaar, den Wagen verlassend, näherte sich vorerst, dem Grafen Samuel Telefi, welchem der Kronprinz die Hand reichte, dann auch die­­­ Kronprinzessin, welcher Graf Telefi die Hand füßte. Der Kronprinz zwendete ich sodann an den Obergespan und nahm die im Namen des Marosch- Tordaer Komitats und der Stadt Marosch-V­ajc­arhely zum Ausdruck gebrachte Huldigung aus Anlaß, des Besuches des Kronprinzenpaares entgegen und sprach, der Reihe nach mit sämtlichen Herren. Auch die Kronprinzessin richtete an mehrere Herren Fragen und bediente sich hiebei bald der ungarischen, bald der deutschen Sprache. Obersthofmeister Graf Bombelles überreichte dem Kron­­­prinzenpaar eine Depesche des Erzherzogs Franz, worin dieser seine Ankunft anzeigt. Graf Telesi traf sofort Maßregeln zum Empfange des Erzherzogs, Generaldirestor Tolna­­­geleitete sodann das Kronprinzenpaar in den Hof­­­wartersalon. Das mittlerweile im Bahnhofe angesammelte Publikum begrüßte mit fü­rmischen Efsenrufen die hohen Gäste. Der Kronprinz trug die Uniform eines Feldmarschall-Lieutenants, die Kronprinzessin ein knapp anschließendes, graufarbiges Neifekleid, mit beiderseits abwärtsgebogenem Hute. Im pracht­­­vol geschmückten Hof­ Wartesalon war zum Frühftück gedecht; es wurden Kaffee, Thee, Kalbsbraten, roter und weißer Wein serbiert, einem Nebensaal gebet. Im Bahnhofe warteten drei Viererzüge des Grafen Zelesi, der Viererzug des Baron Banffy und mehrere Equipagen auf die hohen Gäste und deren Begleitung. Die Ordnung ist eine musterhafte. Vom Bahnhofe bis zur Stadt bewegt sich ein zahlreiches Vort. Die Straßen und Häuser sind festlich geschmüct. Oberst Herzog Wilhelm von Nassau, der fon früher eintraf, hat es nach Görgeny begeben. Dreißig Bagagewagen gingen gestern nach Görgeny, heute gehen weitere zwölf dahin ab, welche alles für den Hof Erforderliche dorthin transportieren. Zum Empfang der hohen Gäste sind in Görgeny-Szent-Imre alle Vorbereitungen getroffen. Während das Frühfiück genommen wurde, konvertierten Kronprinz Rudolf und Kronprinzessin Stefanie mit den im Bahnhofe erschienenen Herren in der anresendsten Weise, worauf die bereitstehenden Wagen bestiegen wurden. Im ersten offenen Wagen saß das Fronprinzliche Paar, im zweiten hatte Fir die Suite war in Hefmspiel in Düseldorf. Während des Aufenthaltes des deutschen Kaiserpaares in­ Dü­ffeldorf wurde am 18. d. Mtz. ein SFeftspiel aufgeführt, welchem die poetische See zu Grunde lag, in dem Nibelungenfchage die wiedergewonnene Kaiserkrone und in dem wiedergewonnenen Schwert Siegfrieds das Schwert Kaiser Wilhelms zu sehen. Der Vorhang erhebt sich und wir bliden in eine wilde Rheingegend, wo die Hügel und Berge mod­­­eit von Neben bedeckt sind, sondern noch nackte Felsen und Dichte Wälder auf­weisen. Ein Kahn mit einem alten Germanen und einigen Kriegern naht, welche eine verwundete Briesterin dem Kahn entheben und nach dem Ufer tragen. Der Greis will hier der Briesterin an des Rheingestaden die lechte Nuhestätte bereiten, wo sie im heiligen Hain den Odem Wodang Paten sol. Dem Strome klagt der Alte sein Leid über den Untergang seines Stammes, der einst stolz und heldenhaft die Welt durchbrauste und niemals sich fremden Joche bog, doch jeßt steht der Nest zersplittert da, den fremde Kunst hat zu Boden geworfen. Die Briefterin vernimmt die Klagen des Greises, noch einmal wacht sie zu kurzem neuen Leben auf, um dem Alten eine bessere schönere Zukunft zu fünden. Nicht die legten ihres Stammes sollen sie sein, sie waren nur eine Welle, die im allgemeinen Strom zerrann, an ihrer statt wird einst ein­­er von Wogen brausend herabstürzen, das groß und siegreich sich seine ahnen zwingen wird. Die Seherin sieht, wie deutsche Kraft sich zu deutscher Kraft gesellen und­ sich zu einem weiten Machtgebild gestalten wird, bis einst am schönsten Strom der Welt auch das größte Wort der Welt, das deutsche, walten und wie die deutsche Kraft, Siegfried, den Drachen erschlagen wird. Doch noch ist nicht jene glänzende Zeit gekommen. Das Schwert Siegfried’s, Balmung, sol noch einmal durch den grimmen Hagen, die Bea Deutschlands verloren gehen. Der Schaf fritt noch einmal in die Fluten des Rheines zurück. Chriemhild Germania muß trauernd an der Leiche Siegfried’S stehen. . . Eine ernste Weise beginnt,der Chor auf Siegfried’s Tod setzt ei: Es heult der Sturm,es braust der Rhein, Es klagt ein Weib am Leichenschrein, Held Siegfried starb, sein Netter nah, Weh dir Chriemhild Germania ! Während der Musik Haben sich die Ufer geteilt und vor unseren Augen erscheint als erstes Bild: Chriemhild an der Leiche Siegfried’3. Ein langer Zeitraum liegt zwischen dem ersten und zweiten Bilde. Der Vater Rhein taucht aus dem Strome auf, aber noch immer ist des Morgenrotes Glut noch nicht gekommen, der Schab blinkt noch immer in des Stromes Tiefen und vergebens fjehnt er sich hinaus. Wohl hat Deutsch­­­land manchen Heldenarm erzogen, doch mehr hat er den fremden, als den eigenen Interessen dann gedient.­­­Wohl hat der Rheinstrom eine lange Reihe von glänzenden Tagen gesehen, fleißige Hände haben sich an seinen Ufern gelegt, und ein bunter Volk von leicht bewegtem Blut hat dort fi niedergelassen; aber auch rauhe Stü­­me sind über das schöne Land dahin­­­gezogen, mancher alte Glanz erblaßte, mancher Städte Mauerkranz zerfiel und fast will eg dem Vater Rhein erscheinen, daß der Strom, der das Wachstum und die Sonnenwende Deutschlands sah, man auch bald noch seinen Untergang beklagen müsse. Doc da in höchster Not ficht er den Ritter nahen. Der Rurfirst von Brandenburg it ausgezogen, um deutsches Recht zu swingen an den Ufern des Rheins. Freilich ist sein Heer noch fein, Deutschlands Völker stehen ihm nicht zur Seite, und so vermag dieser Held noch nicht den Schach zu heben. Doch wenn er erst den starren Grund gelegt, dann wird ein Sprosse seines Stammes weiter bauen, und der Bau die Krone tragen: »Dann wird in Siegfried’s Schwert die Sonne funkeln, Der Schatz taucht aus dem Wellenschatz dem dunkeln, Vom Fels zum Meere widerstrahlt sein Schein. Ichfeh’s und ruf es weit hinaus in’s Land Und streck’zum Gruß entgegen Dir die Hand, Willkommen Zollern,—Brandenburg am Rhein.« Lustigerklingen die Weisen,der Kriegerchor fällt ein: »Jetzt Fähnrichlaß fliegen das Banner im Wind, Jetzt Stückmeister lade Karthaunen! Wem auf dem Gewissen noch brennt eine Sünd’, Der mag ein Gebetleinraunen. Und wenn nach dem Siege das Abend rot glänzt, Komm Winzerin bring’ mir die Nebe, Einen Kuß auf die Lippen, den Becher fredenzt, Der Kurfürst von Brandenburg lebe !" Und unter den Klängen des munteren Soldatenliedes sehen wir den großen Kurfürsten inmitten seiner Truppen am Rhein erscheinen. ‚Wieder sind zwei Jahrhunderte vertroffen, noch immer war der Schaf nicht gehoben, da hört Vater Rhein ein mächtiges Brausen über seinem Haupt, ein ganzes Vort in Waffen eilt gerüstet ü­ber ihm Hinü­ber dem Feinde entgegen. An Deutschland steht in Reih’ und Glied und Hoch zu allen Häuptern sieht er das Kriegspanier der Hohenzollern wehen. Die Klinge Siegfried’s ist zu neuer Glut erwacht. Und wım werden von dem Alten die RhHeintöchter heraufbeschworen, die Jahrhunderte lang den Nibelungenschag bewacht und aus ihm die goldene Kaiserkrone geschmiedet haben. Die Töchter erscheinen gehorsam dem ergangenen Ruf und im melodischen Wechselgesang pfeifen sie die Tugenden Deutschlands, den­ eigentlichen Nibelungenschag : „Das Erz, das wunderbare, Den Schimmer fassend ein, Die Treu, die deutsche, wahre, Sie ist das Gold am Rhein. E3 naht die große Stunde Die Krone ist bereit, Das Schwert ist aufgefunden Die große That geschah, Du hast Dein Leid verwunden, Chariemhild Germania !“ Und so zeigt si uns in dem rebten erhebenden Bild die Germania triumphierend, in ihren Armen die zur­ückgegebenen Kinder Elsaß und Lothringen. › « .

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