Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Februar (Jahrgang 19, nr. 5517-5539)
1892-02-02 / nr. 5517
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Februar Pränumerationen und Anferate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufann, Broos Paul Battoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Pest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karolyn Liebmann. BER Des Feiertages wegen erscheint die nächste Nummer unseres Blattes Donnerstag den 4 d. M. Reichstagswahl in Großen. Die Reichstagswahl im Grogauer Wahlbezirk findet Donnerstag den 4. Februar statt. Die Wähler dieses Kreises werden ersucht, sich schon am Morgen des Wahltages in Großau zahlreich einzufinden und ihre Stimmen dem bisherigen Abgeordneten Herrn Josef Gull zu geben. 1892: Die Politik der Romanen in Ungarn. Der Münchener „Allgemeinen Zeitung” wird aus Siebenbürgen unterm 24. Januar geschrieben: Während in der im Jahre 1890 in Hermannstadt abgehaltenen allgemeinen Konferenz der siebenbürgischen und ungarländischen rumänischen Nationalpartei hinsichtlich der weiterhin einzuhaltenden politischen Richtung ländliche Beischlüsse in vollster Uedereinstimmung gefaßt wurden, ja man aus Anlaß der Haltung der romanischen Bischöfe im ungar. Wagnatenhaufe bei Gelegenheit der Verhandlung des Geheges über die Kinderbewahranstalten verkündete, daß nun auch diese die Bestrebungen der Nationalpartei unterftügen, alle drei Millionen Romanen Ungarns und Siebenbürgens also einig seien, Hat er bald darauf als Folge der auch von den Sachsen Siebenbürgens inzwischen eingenommenen veränderten politischen Stellung in den leitenden Kreisen ein Schwanken geoffenbart, welches die eingetretene Zerfahrenheit in der rumänischen Nationalpartei verriet, widersprechende Kundgebungen zu Tage förderte und davon Funde gab, daß ein Wechsel auch in der Politik der Rumänen geplant werde. Man brachte hiemit auch die ungarische Regierung in Verbindung, und erst eine Thatsache, daß von offiziöser ungarischer Seite die Frage eines modus vivendi zwischen Rumänen und Magyaren erörtert wurde. Auf rumänischer Seite kamen Hauptsächlich drei Persönlickeiten in Betracht; im Vordergrund steht der Parteipräsident und Wetter Aovofat Vinzenz Babeich, mehr im Hintergrunde stehen der griechisch-orientalische Metropolit Meiron Roman in Hermannstadt und der ungarländische Großgrundbesiger Mocsonyi in Bett, der mit dem Aderbauminister Grafen Bethlen verschwägert ist. Schon auf der ersten, im Jahre 1881 abgehaltenen Nationalkonferenz wurde die Vorlage eines Memorandums an den Monarchen beschlossen, welches sämtliche Beschwerden der Romänen betreffs der innern Zustände enthalten sollte. Die Frage dieses Memorandums, dessen endliche Vorlage wiederholt und auch auf dem lesten in Hermannstadt abgehaltenen Nationalkongreffe urgiert wurde, ist ungeachtet dessen, daß dem Eprefativkomitee zu verschiedenen Zeiten Entwürfe von den bestellten Referenten vorgelegt wurden, biß heute noch nicht endgültig erledigt worden. Schon im Frühsommer 1891 erhoben die angesehensten rumänischen Blätter gegen Babesch die Anklage, daß er dem Nationalprogramm untreu geworden sei; insbesondere wurde ihm vorgeworfen, daß er die Vorlage des erwähnten Memorandum unter dem steten Borwande, die Beit sei nicht gelegen, verhindert habe. In allen öffentlichen Kundgebungen haben die ungarländischen und Siebenbürger Rumänen stets ihre Anhänglichkeit an die Dynastie und das Baterland betont; dagegen verlangen sie nicht nur die volle und thatsächliche Gleichberechtigung ihrer Nationalität, sondern sie gehen noch weiter, indem sie die thatsächlich, aber gegen ihren Willen eingetretene Union zwischen Ungarn und Siebenbürgen nicht anerkennen und auf der früheren Autonomie Siebenbürgens bestehen. Hiemit im Widerspruch erhoben Bukarester Blätter die At- Hage gegen Babeich, er neige zur ungarischen Unabhängigkeitspartei, ja noch mehr, er verfolge auch ruffophile Tendenzen. Auf den ersten Anblick scheinen koffutHistische und rufjophile Anschauungen einander zu widersprechen; vor einiger Zeit wurde aber der aufklärende Kommentar dazu gebracht. Serbische und frontische Blätter verliehen dem Gedanken Ausdruch, die ungarländischen Nationalitäten sollten bei den nächsten ungarischen Reichstagswahlen für die Unabhängigkeitspartei stimmen, damit diese im Parlamente das Uebergewicht erhalte und so vafcher in die Lage geseßt werde, die vollständige Lostrennung Ungarns von Desterreich durchzuführen. Dabei argumentieren sie, daß ein sich nicht mehr an Desterreich anlehnendes, also geschwächtes Ungarn gezwungen sein werde, gegen die Nationalitäten gerechter vorzugehen, als es zurzeit geschehe. ALs Hintergedanke erscheint auch die Aussicht, daß ein folhergestalt geschwächtes Ungarn dann auch gegen die auf ein Großfroatien und Großserbien gerichteten Tendenzen seinen genügenden Widerstand mehr werde leisten künnen. Die Anklagen der rumänischen Blätter gegen Babeich, beziehungsweise den in Aussicht gestellten Wechsel in derBolitik der Diesseitigen Domänen, beuteten zuerst die ungarischen Zeitungen je nach ihrem verschiedenen Parteistandpunkte aus; in der Folge reproduzierte dann das in Hermannstadt erscheinende Organ der rumänischen Nationalpartei, die „Z Tribuna”, die fraglichen Artikel in chronologischer Reihenfolge ohne Kommentar, gab aber damit das Signal zu einer weiteren Agitation für und gegen Babeich auch in den Kreisen der Siebenbürger und ungarländischen Romänen, ja an innerhalb des Nationalkomitees selbst. Dieser doch Monate andauernde Streit hat die weitere Konsequenz gehabt, daß man von ungarischer Seite die Regierung, von romänischer das Nationalkomitee beschuldigte, es werde einerseits ein Wechsel in der Behandlung der Nationalitäten, andererseits eine Annäherung der Rumänen an die Regierung,also ein Berlassen des einmütig aufgestellten Nationalprogrammes und ein magyarisch - romänischer Dualismus geplant. Graf Szapary erklärte sofort auf die diesfällige, im Breiterparlament erfolgte Interpellation, daß die Regierung an ein Wariieren mit den Nationalitäten nicht denke, sondern den Gedanken des magyarisch-nationalen Einheitsstaates unentiegt weiter verfolge; die Regierung dementierte also den unter offiziöser Firma angeregten modus vivendi mit den Nomänen, wobei er dahingestellt sein möge, ob diese Dementierung mit den Angriffen Apponyis und der Opposition in einem Kausalzusammenhange stand oder nicht. Der Präsident des rumänischen Nationalkomitees, um dessen Person der Streit es bewegte, hätte dur) eine offene ehrliche Erklärung sofort dem Ganzen die Sorge abbrechen künnen. Stattdessen schwieg er monatelang, dann kammerte er sie an seine Eigenschaft als Präsident, in welcher es ihm ohne Erlaubnis des Parteikomitees nicht gestattet sei, das Stillschweigen zu brechen, und zulegt wandte er sich mit Umgehung des ihm mißliebig gewordenen Parteiorgans, der „Tribuna”, der Reihe nach an die übrigen romänischen Blätter Siebenbürgen und Ungarns mit allgemeinem Erklärungen, die immer neues Del ins Feuer goben, ohne den eigentlichen Streitpunkt aufzuklären. Erst nach einer im Oktober d. h. abgehaltenen Komiteefigung gab derselbe auf Auftrag des Komitees einige positive Erklärungen ab. Er erklärte in Berug auf das an die Krone noch nicht unterbreitete Memorandum, daß er stets nur im Sinne der Komiteebeschhüsse gehandelt habe; er erklärte weiter, daß er für seine Person nie, weder mit der Regierung noch mit einem anderen ungarischen Vertrauensmanne, zum Bwede der Auffindung eines modus vivendi zwischen Magyaren und Domänen auf Grund gegenseitig zu gewährender Konzessionen in Verhandlung getreten sei, gestand aber zu, daß er bezüglich eines magyarisch-romänischen Dualismus wohl in privatem Wege wie von einem Märchen, nie aber öffentlich als von einem aktuellen Gegenstande gesprochen habe; daß seine auf Widerstand gestoßenen, in romänischen Zeitungen veröffentlichten Anschauungen nur als seine Privatansichten, nicht aber als die Anschauungen des Komitees anzusehen seien, und daß seine auf Hilfe von außen abzielenden Behauptungen nur als Ausflüsse gelegentlicher Eindrücke gelten mögen, die er aus den Verhandlungen des Komitees empfangen habe, wo man stets geäußert hätte, es möchten alle Faktoren zur Förderung und Verteidigung der nationalen Sache herangezogen werden. Ob das vielumstrittene Memorandum an die Krone geleitet oder gänzlich fallen gelassen sei, ob der auch von romanischer Seite noch immer behauptete Plan eines Wechsels in der politischen Richtung fortbestehe oder aufgegeben sei, Hat man aus dem Munde oder aus der Feder des Parteipräsidenten durchaus nicht erfahren; dagegen ist es ihm gelungen, dem ihm mißliebigen Parteiorgane, der „Tribuna”, namens des Komitees eine Verwarnung zu ers ‚teilen, indem demselben mit der Aberkennung seines Charakters als Parteis organes gedroht wurde. Hierdurch hat sich aber das genannte Blatt nicht im entferntesten einschüchtern Lassen. Zur Charakteristik desselben führe ich an, daß es vom nationals romäntischen Standpunkte die magyarische Politik mit aller Schärfe bekämpft, aber ebenso entschieden für die Stärkung des Gesamtstaates Oesterreich-Ungarn eintritt, daß es, den bisherigen wohlthätigen Einfluß des Deutschtums auf die Entwicklung der Rumänen anerkennend, auch für Die Friedenspolitik des Dreibunds eingenommen i und das Liebäugeln mit den Tschechen seitens der romänischen Wallfahrer nach Prag verurteilt hat. Auf den 20. d. Mts. war neuerdings die romänische Nationalkonferenz nach Hermannstadt zusammenberufen worden, aber nicht von dem Martellpräsidenten, der gerade feit an der Influenza erkrankte, sondern von den beiden Vizepräsidenten. ALS Prolog zu dieser Nationalkonferenz und zum Bivede der vollständigen Einigung sämtlicher Romänen wurde von einer dem Metropoliten Miron Roman nahe stehenden Seite das Verlangen gestellt, es sollen aus dem dermaligen Nationalprogramme die beiden auf die Nichtanerkennung der Union Siebenbürgens mit Ungarn und der dualistischen Staatsform bezüglichen Bunte gestrichen werden, weil die Domänen sie auf legalem Wege nicht durchführen könnten, sie aber ungejegliche nicht einschlagen dürften; es solle ferner die Rassivität der Siebenbürger Rumänen insolange aufrechterhalten bleiben, bis das unbillige siebenbürgische Wahlgeieg modifiziert und Garantie dafür gegeben würde, daß Terrorismus, Bestechungen und Mißbrauch der Amtsgewalt bei den Wahlen auf das strengste bestraft werden würden. Anders seien aber die Verhältnisse in Ungarn ; dort fünne und solle man nationale Abgeordnete durchdringen, welche die nationalen Forderungen der Rumänen im ungarischen Parlament zu vertreten hätten. Diese Bestrebungen haben jedoch auf der Nationalkonferenz vollständigen Stiffbruch gelitten, indem die Aufrechterhaltung des Programmes von 1881 und die Weiterführung der allgemeinen Rassivitätspolitik beschlossen wurde. Gleichzeitig wurde aufs neue die Erlassung eines Memorandums an den Kaiser beschlossen —. der... Kampf gegen das Magyarentum und gegen die Regierung ist damit in Permanenz erklärt. Politische Hebersicht. Hermannstadt, 1. Februar Die Reichstagsabgeordnetenwahl in Hermannstadt vollzog sich heute in der gewohnten ruhigen Weise. Während in den ungarischen Schwesterstädten an den Wahltagen die ganze Bevölkerung auf den Beinen ist und lärmende Umzüge mit Zähnen und Mufti die Bedeutung des Altes zur Anschauung bringen, nicht selten auch ausgerühte Truppen den äußern Rahmen zu dem bewegten Wahltreiben bilden, verriet in der äußern Physiognomie unserer Stadt nichts, was irgendwie an das herkömmliche Bild einer ungarischen Abgeordnetenwahl gemahnen konnte. Das Wahlfotal für den ersten Wahlkreis war der städtische Kommunistätzfigungssaal. Punkt 8 Uhr verkündete der Wahlpräses, Senator Sigerus, den in äußerst geringer Anzahl anwesenden Wählern, daß in einer schriftlich eingelangten Anmeldung Johann Weindel und Genossen den Sekretär der Preßburger Handels- und Gewerbekammer, Dr. Doslar Meigl dr. Lomnig, als Abgeordnetenkandidaten für die nächste Reichstagsperiode aufstellen. Im Lesesaal des Bürger- und Gewerbevereines, der als Wahllokal für den zweiten städtischen Wahlkreis bestimmt war, teilte der Wahlpräses, Dbernotär Albert Zeuti, zu derselben Stunde mit, daß alle Abgeordnetenkandidat der Fgl. ung. Ministerialrat i. R. Friedrich Schreiber angemeldet worden sei. Da außer diesen andere Kandidaten nicht aufgestell worden waren, konnten nach Ablauf Brenitieren. Die Idee, Schwärmerei von €, ©. die Sdeen der frühern Tage, ist dir nicht eine geblieben, Die dich anzuregen, auszufüllen vermag ? Jüngling, Hast du fein Vaterland? — liebe eg! Haft du feinen Beruf? — gieb dich ihm Hin! Haft du feine Freunde? — teile dich ihnen mit! Haft du sein Mädchen? — fühle in ihm, daß du von Gott bist! — Gewiß habe ich ein Vaterland und mein Vaterland ist groß und weit und schön. Gewaltig umstarren es die wunderbaren Feldgrate der Karpathen, manchen See, wie eine Perle, an ihrem Bufen bergend. Mächtig durchströmt er die Donau, die wunderschöne, blaue, und verbindet Oft und Ah! ist mir das öde zu Mute, zum sterben öde! Und warum? Habe ich dazu ein Recht? Ich bin jung, — ideal. Pius, meld’ häßliches Wort ‘und von mir selbst! — aber warum nicht, nannten mich doch andere so — freilich sie lächelten dabei, so merkwürdig, so wie— dauernd, — a, ideal! nun ich muß das gewesen sein, jegt fühle ich davon nichts mehr; iveni? wo ist die See? Zebt fühle ich mich nur leer und öde und dumm und unglücklich und — 0ott, es ist nicht zum aushalten! — Meine Seele ist stumpf, wie die eines wohlgenährten Händchen. Ja, woher sollte der auch seine Ideen hernehmen ? aber ich, — aber ich? War ich nicht weit in der Welt umhergekommen und hatte viel gesehen und gehört, und war nun den Kopf und das Herz voll zurückgekehrt, um in stiler Umgebung reifen zu lassen, was das große Gewoge der Welt leise in mich gepflanzt. — Und da laß ich nun, faum ein Jahr in der alten, Lieben, Heinen Heimat, matt und dumpf, verrauscht waren die Tage, i wo die mächtigen Eindrücke einer großen Umgebung das zaghaft anschwellende Herz die Erhabenheit des Weltgetriebes ahnen ließen. Und jegt! — es treten mir die Thränen in die Augen, — jest fällt mir nicht einmal soviel ein, um damit die Leerheit einer Minute auszufüllen, jebt preise ich vergebens an dem jungen Herzen — es schwillt nicht, es weitet sich nicht, es schlägt seinen faden, langweiligen Schlag, wie Die Wederuhr vor mir am Schreibtish. Wo sind denn Weit auf ihren majestätischen Wellen. — Verbindet? Nein es scheidet sie, bringt die Wölfer nur zusammen, um sie zu trennen, sie si feindlich gegenüberzustellen. Denn heute ist alles Rufe, Deutscher, Slave, Magyare, Romane, nur sein Mensch, um Gottes willen nur sein Mensch! Das ist platt und feicht und unpatriotisch und ein Verbrechen und unmenschlic! Wandle nur hin, Bürger von Ungarn! in deinem unwunderschönen Vaterlande, du wirst auf Schritt und Tritt erfahren, daß du sein Mensch bist, sondern ein — Deutscher Magyare, Nomäne. Der Kondukteur lehrt er dich, der Postbeamte, der Universitätsprofessor, der christliche Geistliche, — wo Ironie! — überall schreit, druct, intrigiert, lächelt man dir entgegen: „Du bist ein Magyare, Deutscher, Romäne! — gieb dich selbst auf und werde das, was ich bin, nur hier ist dein Heil, u. s. w.!” Nicht wahr, es ist eine Luft zu leben? Und wenn du diese Heße eine Zeit lang mitgemacht, dann wird es dir dumm, fad, öde zu Mute und du grübelst nach der See, welche deine Brust weitet und sie nicht zusammenpreßt, du grämft dich nach einem Ausbild, der dich erhebt und nicht niederquält. Und deine Vaterlandsliebe —? — Doch wirf dich in die Pflichten deines Berufes, hier ist dein Glück, deine Ruhe, dein Bestand! arbeitet — und mußt du nicht arbeiten? Du mußt es um dein täglich Brot, wie ein Tagelöhner. Was brauchst du eine Idee, welche dich erhebt, welche dich dem Göttlichen näher führt? Sit dir nicht alles genau vorgezeichnet. Aufstehen, arbeiten, essen, abeiten, essen, schlafen, aufstehen, arbeiten, u. |. w., u. f. mw. Derliere dich ja nicht in das Neid der Träume, und wenn sie auch noch so süß die in die wunderbaren Gefilde der Gottesahnung führen! Du büßt es mit Tagen des Hungers, denn Träumer braucht unsere Zeit nicht mehr: Zwei mal zwei ist vier, bastast das nicht genug? Sei til und ergieb dich drein, du mußt es ohnehin! Und rannst du einmal nicht mehr, Frampft es sie einmal erdrüdend deine Brust herauf, schnürt es dir die Kehle zusammen: du wirst, du wollsst einmal fühlen, nur fühlen, nicht nur denken, — fühlen, daß du ein Mensch bist, dem Göttlichen, dem Unendlichen so nahe, ist doch die Welt so wunderbar und der Himmel so blau und die Berge so schön und Gott so gut und dein Herz so voll, weit, weit zum zerspringen, und er zudt und hüpft und jubelt vor Wonne und Glückeligkeit, dann geh’ zu deinem Freunde und teile dich ihm mit; finde ihm an die Brust und sage ihm, wie er dir ist! Doch schliege deine Augen, damit du nicht siehst, wie er lächelt; versperre deine Ohren, damit du nicht Hörst, wie er dich fragt: „Bist du befeißt? komm’ in die frische Luft, oder besser, Lege dich schlafen, denn ich muß in eine Vereinstigung !" — Breffe deine Lippen aufeinander, damit du nicht aufschreift vor Wut und Schmerz! Armseliger, glaubst du, du hättest noch ein Recht, verstanden zu werden, ein Recht auf einen Freund. Die Zeit der Individuen ist vorbei. „In welchem Verein bist du?“ das ist die Stage. — „Wie oft bist du Borsigender, Schriftwart, Ausschußmitglied? — Nur in zweien, bedaure!! — Aber du, woher bringst du die Begeisterung auf für so mannigfaltige Dinge: Mäßigkeitsverein, Kunstverein, Verein gegen Verarmung der Bierbrauer? — „Begeisterung ! Lächerliches Wort! Eine Rede kann ich, Gott sei Dank, noch immer halten, eine Versammlung kann ich auch leiten: „Da niemand mehr zu dem Gegenstand zu sprechen wünscht, so —“ u. s. m. Was braucht es mehr? Begeisterung schadet, sie verwirrt den Geist, sie macht ihn einseitig und vor allem, sie — verlegt andere, Also fein ruhig, glatt und platt und man kommt prächtig durch.“ — Put, da mag ich nicht mittyun, da will ich, Fann ich nicht mit! Lieber in die enge Bude zurück, Lieber allein, wenn auch dumpf und stumpf, Falt und öde allein im lampendurchqualmten, faden Bimmer, kann ich doch hier wenigstens voll sein, was ich bin, und wenn ich auch noch so sehr ein Tropf geworden, ein Tropf unter den Liliputverhältnissen eines Ameisenwimmelhaufens.» So sitze ich denn vor überheiztem Ofen und mich schauert,aches ist mir so frostig zumute,und wie gerne war ich doch sonst erglüht für jede hohe, erhebende Idee;—ja eine Idee,eine Idee!Matt ward mein Blick,die Augenlider fielen mir zu und es summte mir einförmig in den Ohr em „Mädchen, deine Liebe hat Mich, aus dumpfer, trüber Jugend, drei empor geführt zum Licht meinen Glüces, stolzer Tugend. —“ 3a, so war der Beginn eines Gedichtes, das ich vor Jahren meinem Mädchen geschrieben. Ach, waren das zauberhafte Tage gewesen, die Tage der jungen Liebe, wo ein lindes, stetes Wonnegefühl den Rufen erfüllte, vom _