Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. April (Jahrgang 19, nr. 5566-5590)

1892-04-01 / nr. 5566

Redaktionundxldministraiion Heltauergasse23. fcheint mit Ausnahme des auf Honn­ und ne folgenden Wochentages täglich,. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., Halb­ jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’s Haus, mit Zustellung 1L., 3 fl., 6 fl. 12. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland:­­­Yvierteljährigsfl.1­0kr., halbjährig 7fl.,ganz­­­jährig 1fl. Für das Ausland: Vierteljährig 7 RM. oder 10 Fres., halbjährig 14 RM. oder 20 Fre3., ganzjährig 2> RM. oder 40 Fre3. Unfransicte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Nee 5566. XIX. Jahrgang Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Hermannstadt, Freitag 1. April Bräm­merations-Einladung auf das S­iebenbürgisch- Deutsche Tageblatt. Mit 1. April 1892 beginnt ein neues Ambonmement auf das „Siebenb­ürgisch-Deutsche Tageblatt‘. 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Das endliche­­­ Resultat, der Rückzug des Grafen Caprivi auf das Reich, die Trennung der Ministerpräsidentschaft von der obersten Seite der Reichsverwaltung und der Personalwechsel im Kultusministerium, scheint mit Ausnahme des rechten Punktes einen provisorischen Charakter zu haben. Entweder wird der Reichs­­­n­­kanzier sich genötigt sehen, die Ministerpräsidentschaft wieder zu übernehmen, oder aber er kommt auf seine ursprüngliche Absicht zurück und giebt die Position auf, wenn sie nicht mehr zu Halten ist. Die Münchner „Allgemeine Zeitung” läßt si hierüber von Berlin schreiben: »Die Trennung beider Funktionen zu einem bleibendennstitut zu machen,wäre,man mag die Frage kehren,wie man will,ein Unglück und ein Rückschritt in der Organisation unseres staatlichen Aufbaues.Durch einen Verlegenheitsausweg,der schon einmal,unter wesentlich günstigeren Verhält­­­nissen,sich als nicht gangbar erwies,darf der Einfluß und die Machtbefugnis des höchsten Reichsbeamten nicht dauernd geschmälert werden.Der Verzicht trifft weniger ihn als das Ganze,und gerade unter den schwierigen Verhält­­­nissen,mit denen wir zu rechnen haben,kann eine Minderung der Macht, die immer mit einer Minderung des Ansehens verbundsen ist,auf die Dauer nicht ertragen werden.Fest steht jedenfalls,daß dieser Ausgang des­ Krisi­­­von keinem Teil ins Auge gefaßt worden ist.Die Bemerkungen des Kaisers in den Sihungen des Kronrats bezweckt em wie ich schon hervorgehoben habe, eine langsame Beseitigung des Schulgesetzes,ohne operativen Eingriff.Mit alleiniger Aufnahme des Grafen Zedlitz haben alle Minister diesen Weg für möglich gehalten,und möglich war er auch bestimmt,nur hätte Graf Zedlitz auch bei einem allmählichen Absterben der Vorlage eine tödliche Verwundung erlitten,an der er über kurz oder lang zu Grunde gehen mußte.Eg ist sein .Verdienst,diese Lage sofort erkannt und daraus die unerläßlichen Konsequenzen gezogen zu haben.Wiesteig,bewährte sich auch hier der Satz,daß derjenige dem Staat anı beiten dient, der am schärfsten den Begriff der eigenen persönlichen Ehre aufrecht erhält. Mit dem Rücktrittsgesuch des Grafen Zedlik war die Wolfsschulvorlage definitiv beseitigt, und sie von einem Alp erlöst atmet das Land auf. Sollte das Geseb fallen, so hat Graf Zedlig ohne Zweifel recht empfunden, wenn er den entschlossenen Eingriff jedem anderen Modus der Befestigung vorzog. eder Tag früher war hier ein Gewinn für die Monarchie. Seit er den Willen des Kaisers kannte, konnte der Kultus­­­minister forrester nicht handeln. Daß Kaiser Wilhelm durch das Abschieds­­­gesuch überrascht worden ist, ändert ebensowenig etwas daran wie die andere Thatsache, daß auch Graf Caprivi diesen Ausgang nicht erwartet hatte. Auch er hatte sofort die richtige Empfindung, daß er nach allem, was vorangegangen war, sich dem Schritt des Kultusministers anschließen müsse; auch er reichte sein Demissionsgesuch ein. Während aber Graf Zedlig im Hafen Bemn wußtsein, das Rechte zu thun, troß eines Handschreibens Kaiser Wilhelms bei seinem Entschluß beharren durfte, mußte Graf Caprivi seinen Willen dem des Monarchen unterordnen, und zwar umso mehr, als seine Verquidung in die unseligen Volksschuldifferenzen keine fachlich gebotene gewesen war, sondern auf eine frei­willige Identifizierung mit den von ihm noch verschärften Tendenzen des Grafen Zedlik zurückging. Da nun die Niederlage allerdings nur den Ministerpräsidenten (?), nicht den Reichskanzler betroffen hatte, bot sich jener oben charakterisierte Verlegenheitsaus­weg, auf welchen der Reichskanzler gewiß nicht leichten Herzens eingegangen ist, da die Schwierigkeiten für ihn mindestens ebenso für zu Tage liegen, wie für jeden anderen. Wie die Verhältnisse einmal sind, ist die Ernennung des Grafen Eulenburg gewiß als ein guter Griff zu bezeichnen. Der ehemalige Oberpräsident von Hessen-Nassau hat nicht nur eine reiche Erfahrung Hinter sich, sondern vereinigt mit äußerst fonziliantem W­esen auch eine ungewöhnliche Arbeitskraft und Arbeitsluft, Eigenschaften, die dafür bürgen, daß er seine Stellung nit als Sinefure auffassen wird. Nun hat man gemeint, daß ein Ministerpräsident, wie Graf Eulenburg, dem Vizepräsidenten des Staatsministeriums den Boden seiner Wirksamkeit entziehen müsse, doch das bleibt abzuwarten. Irrig aber sind die namentlich von freis­­­inniger Seite ausgesprengten Gerüchte von einer Erschwerung der Stellung des Finanzministers durch das Eintreten des Grafen Eulenburg. Beide Staatsmänner haben schon lange mit­­einander gearbeitet. Während der 10 Jahre, da Dr. Miquel Oberbürgermeister von Frankfurt a. M. war, hat er mit dem Oberpräsidenten von Hessen-Nassau in den allerbesten amtlichen und persönlichen Beziehungen gestanden. E& liegt sein Grund zur Annahme vor, daß hier eine Wandlung in pejus eintreten konnte; vielmehr ist das Gegenteil wahrscheinlich. Für Preußen fällt der Schwerpunkt staatlicher Arbeit in die Durchführung der Finanzreform, wie sie durch das Einkommensteuer­­­gesäß angebahnt worden ist. Bemißt man das aus dieser Steuer einfließende Plus auf 40 Millionen und die Erträgnisse aus der lex Huene auf 30 Millionen, so ist ein Ueberschuß von 70 Millionen zur Durchführung der Reform vorhanden. Es handelt sich dabei bekanntlich um drei große Gesäße: die Grund- und Gebäudesteuer sol mit dem Ziel, die Realsteuern einschließlich der Ge­werbesteuer in K­ommunalsteuern zu verwandeln, den Kommunen über­­­wiesen werden. &3 soll zweitens die ganze Kommunalsteuer-Verwaltung auf Realsteuern vom Grund und Boden und vom Gewerbebetriebe begründet werden, und endlich drittens eine verschiedene Besteuerung des fundierten und nichtfundierten Einkommens in der Staatseinkommensteuer durchgeführt werden. Sowieweit dieses Reformziel mit einem Schlage zu erreichen ist, und ob nicht Uebergangsstadien erforderlich wären, muß von den zur Disposition stehenden Mitteln abhängen. Die Grund- und Gebäudesteuer beträgt bisher 75 Millionen, so daß Groß der Ueberschürfe immer noch 5 Millionen fehlen würden. Hätten wir so die früheren glänzenden Einnahmen von den Eisenbahnen, so wäre die Schwierigkeit rasch gehoben. Daß eine Beseitigung der Grund- und Ge­­­bäudesteuer eine höchst populäre Maßregel wäre, deren Früchte auch in den Wahlen zur Geltung kommen müssen, kann mit Sicherheit behauptet werden. &3 Liegt daher im Interesse des gesamten Staatsministeriums, den jenigen Finanzminister in der Durchführung dieser Pläne zu unterstügen. Die daraus folgende Moral ergiebt sich wohl von selbst.“ Auffifizierung. In den Ostseeprovinzen sind neuerdings wieder zwei Auffifizierungsmaßregeln getroffen worden, welche von einschneidender Bedeutung sind. Die eine wurde in Mitau von der dortigen Gouvernements- Regierung erlassen und ordnet an, daß während der ersten Woche der großen Sasten — welche in der griechischen Kirche besonders heilig gehalten wird — sein Theater offen gehalten werde und überhaupt seine geselligen Zusa­mmen­­­künfte in Klubs und Vereinen stattfinden dürfen. In­ Estland und Livland wird demnächst dasselbe anbefohlen werden, dagegen soll vom nächssten Jahre ab der lutherische Bußtag nur noch in den Kirchen, aber nicht mehr in den fast ausschließlich von protestantischen Kindern besuchten Schulen gefeiert werden. Die zweite Unordnung hat der Senat erlassen und zwar in einem gegen den lutherischen Prediger Lezius gefällten Urteile. Dort wird kategorisch erklärt, daß ein Uebertritt von der griechischen Kirche zu einer anderen christ­­­lichen Konfession nicht stattfinden könne, daß der Abfall von der Orthodoxie ein Verbrechen bilde, das jedoch den Abgefallenen niemals zu einem Gliebde einer anderen Kirche mache, s­owie daß jede Mischehe (zwischen Orthodogen und Protestanten, respettive Katholiken), welche nicht vom griechischen Geist­­­lichen eingesegnet worden, einfach ungiftig sei. Wenn dieser Genatsufas buch­­­stäblich erfüllt wird, und es läßt sie gegenwärtig nicht eine milde Handhabung ruffischer Gejege erwarten, so sind zahllose Ehen in den baltischen Provinzen ungiftig und sämtliche aus denselben entsprofhene Kinder unehelich geboren. | sone­­ ­ 1892, Apolitische Uebersicht. Hermannstadt, 31. März. Gestern hat im Abgeordnetenhause die­­­ Budgetdebatte begonnen. Ein interessantes Beispiel in Gestalt einer von Ferdinand Horanffy einge­­brachten Interpellation hat die Verhandlungen eingeleitet; Julius Horvath und sein Verhältnis zur gegenwärtigen Regierung ist Gegen­­­stand dieser Anfrage. Aus Dfenpest wird darüber vom 29. d. M. berichtet: „Zu Beginn der heutigen Konferenz der Nationalpartei ergriff Julius Horvath das Wort und verlas die auf seine Rerson bezüglichen Mitteilungen der „Kölnischen Zeitung“, denen zufolge er mit dem Grafen Julius Szapary angeblich aus dem Grunde in einen Gegenjaß geraten wäre, weil der Minister­­­präsident die ihm von Seite der früheren Regierungen gewährten Vorteile eingestellt hätte, weshalb er auch den Ministerpräsidenten und sein Kabinet sowohl in seinem Blatte wie im Parlament konsequent angreife. Infolge dieser Verleumdungen und Anschuldigungen erfuh­r Redner die Partei, sie möge dem Grafen Szapary und der Regierung Gelegenheit bieten, sie darüber zu äußern, ob sie überzeugt seien, daß er, sei er von dieser, sei er, von den früheren Regierungen, materieller Vorteile oder materiellen Nugens teilhaftig wurde, und ob Graf Szapary in die Lage kam, ihm gegenüber diese Be­­­teiligung einzustelen? S Insoferne diese verleumderischen Behauptungen sich gegen seine Person ebenso wie gegen das moralische Niveau des ungarischen Parlaments und gegen die Anständigkeit der früheren Regierungen richten, find­­e3 nicht persönliche Gesichtspunkte, sondern das I­nteresse des Landes, welches ihn zur der Bitte veranlaßt, die Partei wolle einen Modus finden, um die Regierung in dieser Frage, in welcher unter Berufung auf ihre Autorität derartige Verleumdungen verbreitet werden, zu einer kategorischen Erklärung zu bewegen. Nach den mit einmütiger Zustimmung aufgenommenen Worten des Abgeordneten Horvath sprachen Graf Albert Upponyi, Wkos Beöthy, Kornel Abranyi, Viktor Ziiekng, Julius Sagby, Emerich Hodoflyg und Franz Bolgar, worauf der Beschluß gefaßt wurde, die Angelegenheit in der morgigen Sigung des Abgeordnetenhauses in Form einer Interpellation umso eher zur Sprache zu bringen, als die Grundlage der gegen die Bersen Julius Horvaths erhobenen Anschuldigungen eben in die Zeit fällt, in welcher das Abgeordnetenhaus ihn einstimmig zum Vizepräsidenten wählte, und es somit das Interesse nicht nur einer, sondern aller Parteien des Hauses erheirscht, daß die Wahrheit in dieser Angelegenheit in nicht mißzuverstehender Weise dargelegt werde. Die Interpellation wird Ferdinand Horansky einbringen. Benifleton. Der Adlerwirt von Kirchbrunn. Eine Dorfgeschichte von B­. K. Rosegger. (18. Fortlegung.) Also dachte und murmelte die junge Magd vor sich Hin, manches sprach sie laut und traumhaft, dann schlug sie das Buch auf, machte si Vorwürfe, daß sie nicht einmal mehr beten künne, sie war sich’s faun bewußt, welch heißes, Ffindliches Gebet sie eben verrichtet hatte. Und während sie fo fniete in der Kapelle und mit fi rang, ehrlich und tapfer, wie noch selten ein Weibesherz gerungen, stand am Eingang einer und beobachtete sie. Sie entfaltete ein weißes Handtüchlein, fuhr sie damit über die heißen Wangen und erhob si­­e da sah sie ihn. „Schau,“ sagte er und schnalzte mit der Zunge — der Wolfram war e3 — „da sehe ich eine Geltsame. Die will si auch einen Liebsten er­ bitten.” Sie verbarg ihre Weberraschung Hinter Trog und antwortete: „Sa, das will ich auch. Aber nicht etwa so, wie es der Herr Adlerwirt meint.“ „Das hilft alles nichts, Frieda,” sagte der Wolfram. „Komm, Dirndel, fegen wir uns da auf die Bank. Wir Haben schon lange nimmer miteinan­der geplaudert." Unter dem Schatten der Lärchen, am Rande von jungem Fichtendidicht hin waren aus rohen Brettern Tische und Bänke aufgeschlagen, weil alljährlich am Maria Heimsuchungstage ein Zeit hier abgehalten und dabei Getränke­­­ ausgeschänzt wurden. Die Frieda wollte eigentlich fest stilstehen und den Adlerwirt seines Bildes würdigen, aber ihre Füße stiegen lachte die Stufen herab und an seiner Seite über den grünen Anger zu einer Bank Hin. Az sie völlig zu sich kam, saß sie neben dem Wolfram, der, feinen Ellbogen auf den Tisch gestemmt, den Kopf in der Hand hielt. „Ah ja, Dirndel!” seufzte er auf. „Seit wir zwei uns das Iegtemal gesehen. Habe ich viel durchgemacht, du glaubst es nicht.“ Und man begann er zu erzählen, von feinem Häuglichen Clende, daß er so viel all vertrieben­­­ sei aus feinem Baterhaufe, ja jebst aus Eichbrunn, und da er jegt auf dem Punkte stehe wo der Mensch nimmer weiß, ob er noch warten soll auf den nächsten Tag oder nicht. „Mein Gott, Wolfram“, sagte sie voller Teilnahme. „Was willst denn, als warten, biß er wieder besser wird! Wollst dich nicht so viel kränfen, Wolf, was hast denn davon, wert du frank auch noch wirst!” „Ich wollt, er hätt alles sein Ende, alles, alles!“ So rief er mit schriller Stimme und schlug sich die Faust auf die Stirn. „Wolf! So mußt nicht, Mußt nicht auch noch selber dein Feind sein.“ Sie fegte ihre Hand auf seine Achsel. Er schlang mit Leidenschaft seinen Arm um ihren Namen, sie warf dieses Joch heftig von si, stand auf, um zu flüchten. Aber am Stan­me eines Lärchenbaumes blieb sie stehen und strich wie traumhaft die roten Haarloden aus dem Gesichte. Der Wolfran war lauern geblieben auf der Bank, jet schaute er vor­­­geneigten Hauptes hin auf sie, in allen Enden seines Angesichtes zudte es, dann lachte er auf. „Das ginge noch ab,” sprach er. „Das Gedenken an dich ist meine einzige Labnis gewesen in dieser traurigen Zeit. Eine lebt doch auf der Welt, die zu mir steht., Wenn sie auch weit von mir ist und ich sie nicht mag finden, irgendwo ist sie doch und denkt an mich und wir sind beisammen. Und jegt —”, er sprang auf, „jet bist auch du so?!“ Sie stand bewegungslos wie eine Bildsäule und schaute ihn an. „Sol ich denn meines Irrtumes wegen ganz verloren sein?“ sprach er weiter. „Sol ich mein junges Leben selber zertreten, wie man einen Wald«­­mwurm zertritt, vor dem sich alle entjegen? Ya, Frieda, ich thue ed. Sie, im Adlerwirtshaus hätte mich nie so weit vermocht, sie ist mir eine Fremde. Aber wenn ich weiß, daß auch du dich von mir wendest, dann ist es aus!“ „Wann,“ entgegnete man das Dirndl zagend, „wann habe ich dir denn einen Beweis gegeben, Adlerwirt, daß ih — dir so gut wäre?“ „Zeugne es nicht, Frieda!“ sprach er mit Nachdruch, als wollte er einen Verbrecher überweisen. „Und wenn du mir nie was Liebes gesagt hättest, sein gutes Wort, und wenn du mir zehnmal weiter noch ausgewichen wärest, ich hätte es doch gewußt, daß du mich gern hast, und so gewiß, als du’s von mir mußt wissen, Du hast es tapfer niedergefämpft, vielleicht tapferer als ich. Wir haben uns beide redlich beieinander gewehrt. E3: Hilft alles nichts. Von jenem Tanzabende in Schwambach an hats so gespielt, daß wir zwei zusammenkommen sollen, wir habens nicht verstanden, haben uns so lange ges­­­träubt, bis e3 uns heute auf diesem Plage ganz zornig zusammen­wirft. Fit e3 nicht so, Frieda? Sit es nicht so?" Das Dirndl preste die Hände ins Gesicht. „Ich Hab’ so gebetet da drinnen,“ wimmerte sie, „so inständig gebetet zu der Mutter Gottes. Es ist alles umsonst! — Ich kann ja auch nicht sein, ohne deiner!" — Mit diesem Schrei stürzte sie ihm an den Hals. Neunter Abschnitt. Ben Schopper-Schub wissen wir, daß er seit Jahren die Jungmagd Frieda nicht mehr aus den Nagen ließ. Er verfolgte immer ihre Spuren und oft war er in der Nähe, ohne daß sie er ahnte. Beim Möftl­­in der Abaghleuten war es ihm gar bequem, da konnte er sich aus seinem Holzschlag an den Samstagabenden und manchmal auch an den Sonntagnachmittagen einfinden, um mit ihr zu plaudern. Die ganze Woche hindurch freute er sich auf das Stündlein, an welchem er nahe bei ihr, wenngleich nur eine Wand getrennt, figen konnte. Es waren zumeist die allergewöhnlichsten Dinge, über die gesprochen wurde, aber dem Holzfnecht war wohl, wenn er ihre­ Stimme hörte und wenn er sah, wie sie manchmal so Eindlich machte. A­lso war er an an diesem Sonntagnachmittage in die Abachleuten gekommen, beim Möftlhaus zugeführt, hatte er auf die Stubenbant­ hingefegt und gesagt, er müsse doch ein wenig in den Schatten gehen. „3a.“ Hatte das Möftlweib wedend geantwortet: „Schatten wegen wirst du in die Abac­hleuten kommen! Den hast in deinem Siebenbacherwald, weit besser. Wirst den weiten Weg heut wohl umsonst gemacht haben. Sie ist zu den sieben Lärchen hinauf wallfahrten gegangen.“ „Sp.“ antwortete der Schopper ganz gleichgiltig. „Da hat sie schon Das Beten schadet niemandem.” Und wenn das Beten niemanden schadet, dachte er für sich­ weiter, so wirds ja auch mir nicht schaden. Und stieg an gegen die Schabelhöhe. Ex recht.

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