Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Mai (Jahrgang 19, nr. 5591-5615)

1892-05-01 / nr. 5591

YedaktionundYdminisiration Heltauergafje 23. Erscheint mit Ausnahme des auf Sonn- und Feiertage folgenden W­ochentages täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., halb­ jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’g Haus, mit Zustellung 1 l., 3 fl. 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Br., setsjährig T SL, ganze jährig 14 fl. Für das Ausland: vierteljährig 7 ARM. oder 10 Fre3., halbjährig 14 RM. oder 20 Fre3., ganzjährig 28 NM. oder 40 Sre2. Unfranlirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Nr. 3591. XIX. Jahrgang Siebenbürgisch -Deutiches Tage Hermannstadt, Somntag 1. Mai Bräm­merationd-Einladung auf das Siebenbürgisch - Deutsche Wageblatt. Mit 1. Mai 1992 Beginnt ein need Obsnunement auf Das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt‘“. Abonnement fü­r Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 fl, halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Buftellung ins Haus, mit Buftellung 1 fl. 3.fl. ‚32 fl. — Abonnement mit Bostversendung: für das Irland; vierteljährig 8 fl. 50 fl, halbjährig 7 fl., ganzjährig 14 fl., für das Ausland: vierteljährig 7 HET. oder 10 Fre3., halbjährig 24 NM. oder 20 Fred., ganzjährig 28 AM. oder 40 Fre2. Auswärtige Monatsabonnenten, welce vom 1. Mai an einzufreien wünschen, erhalten das Blatt im Mai: im Inlande gegen direkte Einsendung von 1 fl. 20 fr.; im Auslande gegen direkte Einsendung von 2 Mark 33 Brennig oder 3 Francs 33 Centimes an das Hauptbuream­ (Hermannstadt, Heltauergeife 23.) Bräm­merationen und Inserats-A­ufträge werden entgegenge­­­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbuream, Heltauergaffe 23, in der Bug Handlung Michaelis , Seraphin, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Glittler, Ede der Burger- und Schmiedgaffe bei Josef Zimmermann und Saggaffe Nr. 8 bei Sosef Schwarz, Kaufmann, auswärts bei den am Kopfe des Blattes ges nannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts. (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23.) Pränumerationen und Inserate H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Battoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­­n Liebmann. Insertionspreis: Der Naum einer einspaltigen Garmondzeile foftet beim einmaligen Einri­hfen 7 fr., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. ö. W. ex­­­clusive der Stem­pelgebühr von je 30 fr. übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­­gasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, 1892. „Organisierung des Magyarentums in Kronstadt.“ Unter diesem Titel wird dem „Magyar Hirlap“ vom 24. d. M. aus Kronstadt geschrieben: „Die Leser de­­s Magyar Hirlap“ erinnern sich gewiß nach jener kläg­­­lichen Rolle, die unser Obergespan Michael Maurer dem hiesigen Magyarentum zur Zeit der Abgeordnetenwahlen zuteilte. In der Freude darüber nämlich, daß die Herren sächsischen Deputierten in die liberale Partei eintraten, über­­­redete der Herr Obergespan das Hiesige Magyarentum, mit den Sachsen zu­­­sammen auf die Herren Jay, Zilith und Kaiser zu stimmen, und damit bes gnügte er sich noch nicht, sondern gründete sofort nach den Wahlen die aus Sachsen und Magyaren zusammengetrommelte Liberale Partei, deren Mit­­­glieder indessen die Kronstädter Magyaren ernstlich niemals waren. „Heute ist indessen etwas geschehen, was im Leben des hiesigen Ma­­­gyarentums eine epochale Wendung bedeutet. Dieses Magyarentum, das bisher sich nie auf einem Gebiete zur Geltung bringen konnte, ist endlich zum Selbst­­­bewußtsein erwacht (zum wie vielten Male? Die Ned. des „SD. Tagebl.“) und eben dieselben Männer, die der Obergespan mit Gewalt mit den Sacsen zusammen im Schoß der alleinseligmachenden Liberalen Partei zusammenbrachte, versammelten ich heute zur Beratung, um zu besprechen, wie man in Fron­­­stadt das magyarische gesellschaftliche Leben einheitlich ent­wickeln künne. Die Bewegung hat fon seit Wochen­­­ begonnen, aber in solcher Ruhe, daß der Obergespan nur aus den gestern angehefteten Plakaten davon Kenntnis erhielt. Das Organisationskomitee schickte indessen vor der konstituierenden Versamm­­­lung, zu der sämtliche magyarische Wahlbürger geladen waren, eine fünf­­­gliedrige Deputation zum Obergespan und sprach aufrichtig aus, was in Vor­­­bereitung sei, daß er das Kronstädter M­agyarentum vom Standpunkt der Verteidigung der magyarischen Interessen organisieren wolle. Der Obergespan drücke seine Mißbilligung über die Hinter seinem Rüden eingeleitete Bewegung aus und erklärte, daß das Kronstädter Magyarentum seine Not zu einer be­­­sondern Organisation habe, nachdem die Liberale Partei gegründet worden­­ei! Er erklärte weiter, es nicht zu dulden, daß ihm das Kronstädter Magyarentum imponieren wolle und er hebe dem Gesamtmagyarentum gegenüber den Fehde­­­handschuh auf. Mit den Staatsbeamten werde er im Wege der betreffenden Ministerien in Berührung treten, er werde gegen die Bewegung des Ma­­­­gyarentums in den Blättern auftreten und alles thun, damit in Kronstadt der alte Zustand aufrecht bleibe. Die Deputation gab nicht nach, ja ein Redner derselben m­achte sogar den Obergespan ernstlich darauf aufmerksam, er möge sich vor jenen Dann hüten, der sein Vorgänger war und auch ihn beeinflusse, der auch bisher jede Sache des Kronstädter Magyarentums schon im Leime exi­­­stiert habe. „Der Obergespan m­ahnte nun die Deputation zum Frieden, diese aber verharrte auf ihrem Standpunkte und die Generalversammlung hielt ihn heute thatsächlich auch unter allgemeiner Begeisterung aufrecht. Er nahm an der Versammlung, ausgenommen die Staatsbeamten, jeder unabhängig gesinnte freie Bürger der Stadt Kronstadt Teil. Die Generalversammlung leitete Dr. Ferdinand Ditroban und es wurde zum Präsidenten des leitenden Ausschusses zur Förderung der gemeinsamen I­nteressen der Kronstädter magyarischen Wahl­­­bürgerschaft Bankdirektor Stefan Nagy, zum Vizepräsidenten Wovofat Dr, Gabriel Bajna und Dechant Julius Moor, außerdem ein dreißiggliedriges Komitee gewählt und wurden die folgenden Beschlußanträge einstimmig an­­­genommen: 1. Die Versammlung der magyarischen Wähler der Stadt Kronstadt be­­­stellt zum Bwede einer geordneten und besonnenen Beratung und Erledigung aller jener Angelegenheiten, welche sich auf die gemeinsamen Synteressen des Kronstädter Magyarentums beziehen, einen aus 30 Mitgliedern und aus deren Präsidenten und Vizepräsidenten bestehenden leitenden Ausschuß für die Dauer von zehn Jahren mit dem Bemerken, daß der Ausschuß berechtigt ist, in die Stelle der, während seiner Mandatsdauer aus seiner Mitte ausscheidenden Mitglieder neue Mitglieder durch eigene Wahl zu berufen und es dem Aug« shuffe freisteht js mittlerweile durch die Erwählung solcher P­ersonen, deren Zuziehung für nötig erscheint, zu einer aus mehr als 30 Mitgliedern bestehen­­­den Körperschaft zu ergänzen. 2. Die Versammlung­ der magyarischen Wähler der Stadt Kronstadt weist dem Wirkungsfreife des leitenden Ausschusses des Kronstädter Magyaren­­­tum alle diejenigen Angelegenheiten zu, welche die gemeinsamen Interessen der Kronstädter Magyaren berühren, und ermächtigt, beziehungsweise verpflichtet noch besonders den Ausschuß : a) für die Vertretung des Kronstädter Magyarentums bei jeder Gelegenheit, wo es nötig erscheint, zu sorgen, in seinem Namen zu sprechen und zu handeln; b) zur Konsolidierung und Kräftigung des Kronstädter Magyarentums, zur Hebung seines Ansehen und Einflusses alles mögliche aufzubieten und jede diesbezügliche Unternehmung, von wo immer sie herrühren mag, zu unterstoßen; ec) an der Stärkung und Wahrung des Friedens, der Eintracht und der Liebe zwischen den Kronstädter W­agyaren und den Angehörigen der in Kronstadt lebenden Nationalitäten mit allen Kräften unermüdlich zu ar­­­beiten, jedem Sinnen und Trachten, welches diesem Ziele widerspricht, sich standhaft zu wiederlegen, jede Unternehmung, welche sie mit diesem Ziele vereinen läßt, den wo immer sie auch herrühren mag, kräftig zu fördern, infolge dessen der Ausschuß berechtigt wird, sich mit den ähnlichen Organen der in Kronstadt lebenden Nationalitäten zu diesem Behufe in Berührung zu legen. 3. Die Versammlung der magyarischen Wähler der Stadt Kronstadt ermäch­­­tigt den leitenden Ausschuß, seine Geschäftsordnung innerhalb der Schranken dieser Beschlüffe in eigenem Wirkungsk­reife festzustellen. „Endlich kann man hoffen, daß der Obergespan weiterhin das F­ron­­­städter Magyarentum nicht mehr an der Nase herumführen werde, daß Michael Maurer einzig und allein Obergespan der Sachsen­ ist.“ So weit „Magyar Hirlap“. 3 ist nicht notwendig, die Bedeutung der hier berichteten Thatsache unseren Lesern unweitwendig zu erörtern. Die That­­­sache seloft und ihre Auffass­ung in magyarischen Kreisen sprechen eine laut vernehmliche Sprache und bestätigen die Richtigkeit des Standpunktes, den das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“ gegenüber der Gründung der sächsisch­­­magyarischen liberalen Partei in Kronstadt eingenommen hat, a­­­­­ n der Budgetdebatte, erledigt werden müsse. Hermannstadt, 30. April. In der vorgeltrigen Ligung des Abgeordnetenhauses wurde unter zahlreicher Beteiligung der Deputierten die Vorlage über die zweite Indemnity verhandelt. Die Führer der drei großen Parteien erschienen auf dem Kampf­­­plad: Graf Szapary, Graf Apponyi und Ignaz Helfy. ..Pelly behandelte unter stürmischem Beifall auch das Kapitel der national­­­feindlichen Politik der Regierung. Beweis hiefür die Teilnahme der Minister an der Radegkyfeier und die Erklärungen des Ministerpräsidenten betreffend die schwarzgelben Embleme der Gendarmerie, was selbst einen Teil der Re­­­gierungspartei entreßt habe. Er brachte schließlich einen Beschlußantrag auf Mißbilligung der Regierung und Ablehnung der Indemnity ein. In einstündiger Nede belustigte sich Apponyi über die Siege der Re­­­gierung. In 19 Weomaten Habe legtere nichts volbracht. Unter frenetischem Beifall der Opposition kündigte der Graf die Waffenbrüderschaft zwischen der Nationalpartei und der äußerten Linien an und verlangte, daß die Frage der Berbefferung der Beamtengehalte jedenfalls bis Juli, selbst mit Unterbrechung . Apponyi filderte den Geist der Regierung als einen solchen, der aus der Korruption für die Partei Kapital schlage. Wenn die Opposition für die nationalen Aspirationen eintrete, werde sie dem wilden Magyarismus und Chauvinismus beschuldigt. Verlegungen, wie jene mit den schwarzegelben Signalfahnen der Honved und den gleich­ farbigen Emblemen der Gendarmerie, seien es, die er als eine Fälchung des Ausgleiches bezeichnen müsse. Apponyi brachte im Namen seiner Partei einen motivierten Beschlußantrag auf Ablehnung der Sadenmnitüberlage ein. . Politische Hebersicht. Nach einer kurzen Baufe antwortete Graf Szapary auf die Angriffe seiner beiden Vorrechn­er.­ Auf Heliys Anfrage bezüglich der Klotüre bemerkte er, daß die hierauf bezüglichen Entschlüsse der Regierung vom weiteren Vers­­laufe der Reichstagsberatungen abhängen werden. Die Opposition nahm­ diese Erklärung mit Murren und drohenden Zwischenrufen zur Kenntnis, je nachdem die Opposition ihre Drohnung mit der Obstruktion ausführen werde, müsse an die Majorität vorgehen. Hier applaudierte wieder die Rechte. Der Mi­­­nisterpräsident zählte dann die seit zwei Jahren geschaffenen Gelege auf, um gegenüber Apponyi zu beweisen, daß doch mehr als nichts geschehen sei. In der Gendarmeriefrage habe das Haus bereits entschieden und seine hierauf sich beziehende Erklärung bedürfe seines Kommentares. Eine ganze Reihe wichtiger Vorlagen harre ihrer Erledigung. Die Negierungspartei wolle die ernste Arbeit, die Opposition die Verhinderung bderselben. Die nüchterne Auffassung der Nation werde also gewiß der Regierung und ihrer Partei Recht geben. Die „Kreuzgeitung“ bespricht eine Österreichische Broschüre, die man, wie das Blatt jagt, wenigstens dem Geiste nach, dem überaus tüchtigen Kriegsminister dr. Bauer selbst zuschreibt und­­­ welche die Erhöhung der Aus­­­gaben für das Heerwesen fordert. Die „Kreuzzeitung“ erklärt, daß die meisten Mängel, besonders die schwersten bei der Organisation der Infanterie, noch Benilleton. Stürmische Reiten. Eine Stadtgeschichte aus dem Nordosten des siebenbürgischen Sachsenlandes im 17. Jahr­­­hundert von G. Daichendt. (10. Fortlegung.) „Und nun heran, mein Kupferm­acher, Sprach er zu Rudolf in froher Stimmung: „Du wirst mir bei einem Krüger Bier Hoffentlich Bescheid thun, Leute von unserer Zunft lassen sich übrigens nicht nötigen“, fügte er hinzu, als Rudolf dankend dem Tische sich näherte und sich niederlegte. Gleich darauf erschien die Jungfrau und fehte auf den blank gedechten Tisch Brot, Zi und ein Salznäpfchen. Nach gethaner Berich­tung reichte sie treuherzig dem Gesellen ihre Hand zum Gruß und verschwand in dem Nebengemach. Rudolf blichte ihr mit seltsamen Gefühlen nach, mit einem Empfinden, das er nie gerannt. Er Freimte und schwoll in seinem Herzen, wie wenn längst der Samen darin schon vorhanden, nur des befruchtenden Negens und Sonnen­­­scheins bedurft hätte, um der Kraft der jungen Liebe in seinem reinen Herzen Bahır zu brechen. — Er stand neben seinem Stuhle, immer noch wie traumverloren nach der Richtung starrend, wo das Liebreizende Mädchen verschwunden war. — Nach beendetem Imbiß legte der Zunftmeister dem Gesellen die früher besichtigten Beichnungen vor. „Nun, noch eine zweite Bitte. Es handelt sich darum, daß bei der neu vorzunehmenden Verteilung der Türme und Basteien unter die einzelnen Bün­fte, bei der ab­wechselnden Anzahl der Mitglieder der zünftigen Meister, ein gewisser Plan geschaffen, daß die Mauern gleichmäßig belegt werden. € 3 hat in dieser Beziehung schon manchen Streit gegeben, da jede Zunft fi den ‚ Blab selbst wählen wollte. Diese zweite mir gewordene Aufgabe, Licht in die Aufsteluung zu schaffen, ist mir aber noch schwerer, weil verant­wortungg­­­voller.“ Der Zunftmeister blickte fragend auf Rudolf Hin. „Die Angelegenheit muß reiflich exr­rogen werden”, sprach der Geselle. „Ich habe eine Skizze von der Befestigung und bürgerlichen Verteidigung der Stadt Nürnberg. Mit Meister Pfaffenbruder werde ich nächstens einen Gang um die Befestigungs­­­werte der Stadt antreten, um sie genauer in Augenschein zu nehmen.“ „Ich Hoffe” — erwiderte Frans — „unsere Werke sollen die Achtung abnötigen.“ „Das haben sie schon gethan“, bemerkte Rudolf. „Ich war mit Hans Kühl­ar auf­ dem Turme, von wo aus der Doppelgürtel der Ringmauer sich prächtig darbietet. Schon 120 Jahre stehen die innern Mauern ?“ fragte er, drauf nicte zustimmmend und legte den Befestigungsplan dem Gesellen vor. „Hier“, sprach er, „Fannst du die näheren­­­ Angaben ersehen. Die Sauermauern betragen sechs Fuß in der Breite, und sind 30 Fuß hoch ohne die Eindachung. Dreizehn Türme und zwei Basteien.“ „Und der äußere Wallring?” fragte Rudolf, den plan besichtigend, „wie alt ist der?“ „Im Jahre 1546 wurde auch die äußere Ummal­ung beendet”, erklärte Franz. „Ich erinnere mich, wie ich alle Knabe mich noch dort auf den Baum plägen umhertummelte, als man den Raum zwischen beiden Mauern auf zehn Fuß Tiefe ausgrub, und aus dem Bittungfluße mittels Stanälen das Wasser in die Gräben leitete. Auch jenseits der zweiten Mauer wurden Erdwälle errichtet; hier der Schuster­, hier der Schneiderdanm.“ „Achtzehn Fuß breit ist der zweite Ringgürtel?” „Allerdings“, ent­­­gegnete Frank, „doch ist das nicht alles solides Mauerwerk. Zu beiden Seiten — hier kannst du eg sehen — sind je 3 Fuß di­e Mauern errichtet, deren Zwischenraum mit Gerölle, Schutt und Steinen ausgefüllt wurde.“ „Es ist ein Niefenwerk, dad Eure Väter errichtet haben“, meinte Rudolf staunend. ..Sieh Geselle—doch wir wollen dem Gerstensaft hier zuerst den Garausmachen­—in den unheilvollanahrender Erbgrafschaft,da die Stadt sozusagen offen da lag,da brachen oft barbarische Nachbarvölker im Bunde mit den Türken raubgierig herein,Felder und Gemarkung und das Städtchen verwüstend.Das war der eine Feind;der andere lag lauernd auf der Veste,oben auf dem Burgberg,und spähte nach günstig d­elegenheit zum Raube.Der dritte Widersacher aber—seine Stimme klanggrollend—das ist auch jetzt noch der mächtige ungarische Adel in unserer Nähe,der bald offen,bald versteckt seine Angriffe auf unsere Stadtmacht.Ihm ist leider auch heute noch,wie damals,unser freies Geheimwesen ein Dorn im Auge, ein Pfahl im Leibe.Ihre lüsterne Hand strebt auch heute noch die Traube zu haschen,die wir mit unserem Fleiße und Schweiß gezogen-aber Gott Lob, sie hängt für jetzt noch zu hoch.«Der Zunftmeister machte eine Pause. Rudolf hörte aufmerksam zu.In seinem Geiste tauchten die Gestalten jener verkommenen,liederlichen Gesellen auf,die er am zweiten Tage seines Hierseins in der Gesellschaft des jungen Eyben in der Herbers sen liebea Er erinnerte ich an die Worte Meister Bfaffenbrubers a der a mit ihm am Zu­he saßen, daß die Tochter des Bunftmeisters — Und dieser junge Dann folte nach al­­lem, was er über ihn gehört, diesem Ehrenmanne da, ein willkommener Schwiegersohn sein? Er dunselte dem Gesellen vor den Augen, ein Seufzer entrang sich seiner Brust, mit Haldem Ohre nur hörte er ferner auf die Worte des Bunftmeisters, der ihm von rasch aufblühenden Städtchen eine gedrängte Uebersicht zu geben sich es angelegen sein ließ. „Kraft und Mut­ allein“, so sprach der Zunftmeister, „sind sein sicherer Schub,“ dachten unsere Väter hier. „Nur hinter festen Mauern können die Bürger Hoffen, den Feinden Widerstand zu leisten, Weib und Kind, Hab und Gut vor ihrer unersättlichen Begierde sicher zu stellen. Solche Gedanken mögen sie geleitet haben, als sie unter Thümmel die Zwingburg berannten und bald darauf, nachdem der König ihnen das Naupneft geschenkt hatte, daran gingen, ihre Stadt mit Mauern zu umgeben, die nunmehr vollendet stehen. Ja! Das Niejenwerkl, wie du es nennst, steht fest, umgürtend eine Stätte friedlicher Gesittung und bürgerlicher Freiheit.“ „Freiheit — Freiheit“, Hang­­e$ Rudolf in den Ohren. „Und wenn sie­­­ an­­gebunden wäre?“ Er blickte starr nach der Thüre hin, durch melde Dorothea verschtwunden.­­­» ,,ist dir nicht wohl Geselle?«fragte Frank,den bekümmerten­ Blick des Gastes bemerkend.Seine Zerstreutheit fiel dem Zunftmeister auf. »Gewißnicht«,entgegnete Rudolf hastig,als ob er ertappt sei.»Ich dachte nur an die Umtriebe jener Gesellen,von denen ich schon vernahm,wie sie sich Mühe geben,diese Stadt zu umgarnen.—Mein leicht erregbares Blut —entschuldigt,wenn ich nicht ganz aufmerksam folgte.« ,,Ganz mein Fall,Geselle!Auch mir treibt jener Gedanke das Blut stets rascher.Doch«,fügte er gemessen hinzu,,,auf der Hochwacht für den Schutz aller edeln Güter die uns anvertraut sind,wollen wir stehen unentwegt,und nicht aus den Händen geben,was uns so teuer ist,solang wir atmen.« Der Zunftmeister hatte sich erhoben.Er legte die Pläne bei Seite und füllte nochmals die Krüge.,,Auf g1­tes Gelingen,Rudolf Rohrbach«,sprach er mit seiner Maßstimme.,,Möchtest du zu guter Stunde zu uns gekommen sein.«Rudolf dankte und sich dann ehrerbietigst verabschiedend,verschwand er bald im Dunkel der Straße. Lange noch blieb Frank am Tische eigen, dann suchte er seine Ehefrau auf; er war ihr Aufklärungen schuldig über seinen Gaft, — (Fortlegung folgt.) —

Next