Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. August (Jahrgang 19, nr. 5667-5691)

1892-08-02 / nr. 5667

Vedassion undzdwinistratkon Heltauergasse. Erscheint­ takingnayme des auf gmkns und feiertage fogenden Wochentageziagtich. Libannement fü­r Hermannstadt monatlich 85kr.,vierteljährlich 2 fl.5«0kr.,halb­­­jäh­rig 1­ sl.,ganz«ärig 10 slolnethellunges Haus, mit Bufte ung 1, 3 fl., 6 fl. 12. Abonnement mit Wolversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 f. 50 fl, halbjährig 7 fl., vi­­erteljährig se­­i ganze für das Ausland: vierteljährig T NM. oder 10 Fres., 14 NDt. oder 20 Fres., ganzjährig 28 . 40 Sr. m­nr Unfrankirte Briefe werden nicht angenommen, Dannfeipte nicht zurü­ckgestellt. Ne. 5667. XIX. Jahrgang 1892, allejährig M. oder Hermannstadt, Dienstag 2. August Pronumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureas, Heltaues gafle Ver. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Laufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. W. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­­n Liebmann. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile rostet beim einmaligen Einraden 7 fr., das zweite­ mal je 6 fr., das dritte mal je 5 kr. 5. W. am­­ensive der Stempelgebühr von je 30 i­. zur marokkanischen Frage. Die maroskanische Frage ist etwa seit Jahresfrist wieder lebhaft in Fuß gekommen, besonders seitdem die englische Regierung es unternommen hat, eine Spezialgesandtschaft an den Sultan Miley Hafsan abzuordnen. England hat dadurch einen energischen Schritt gethan, um seinen Einfluß auf die für seine Mittelmeerstellung äußerst wichtige Nordwestece des afrikanischen Westteils frei zu stellen. Der Streit um den Besit dieses Landes ist nicht erst neueren Datums. Spanien betrachtet seit langer Zeit Marotto als eine ihm zunächst zustehende Erbschaft. Frankreichs unermüdliche Bestrebungen laufen, nachdem er sich in einer Zeit der duch die Politik der freien Hand herbeigeführten italienischen Schwäche rücksichtslos in den Besit der Regentschaft vom­ Zunis gejegt hat, darauf hinaus, auch des Restes der afrikanischen Nordwestküste fi zu bemächtigen, um von dort aus eine Verbindung mit seinen Befrgungen in­­­ Senegambien herzustellen. Englands Weltmachtstellung ist bedroht, sobald es nur die Eingänge zum mittelländischen Meere unbestritten beherrscht. Was Italien betrifft, so ist er zwar nicht unmittelbar an Maroffo beteiligt, aber zu seiner eigenen Sicherheit und zur Aufrechterhaltung seiner Großmachtstellung ist er unbedingt gezwungen, den französischen Machtbereich im Mittelmeere nicht noch mehr anwachsen zu lassen. Maroffo ist bisher dem europäischen Einflusse sehr wenig zugänglich gew­esen; die Eifersucht der nach seinem Resige strebenden Mächte hat es möglich gemacht, daß es si fast vollständig gegen Europa abschließen konnte. Die Konsuln der europäischen Staaten wohnten an der Küste, selbst die Gesandten mußten in Tanger ihren Sit nehmen und bedurften einer besonderen Ermächtigung und die Schupes des Sultans, wenn sie einmal die Hauptstadt und den Sit der Regierung aufsuchen wollten. Bis heute hat Deutschland allein den Vorzug gehabt, einen Handelsvertrag mit Marokko vor zwei Jahren abzuschließen. Und wenn der Vertrag auch seine hohe politische Bedeutung hat, so wurde er doch damals mit großer Freude begrüßt, weil er scheinbar ein ernster Schritt war, eine Bresche in die Abge­­­schlossenheit des Landes zu legen. Die geheimen Itriquen der Franzosen spielen nun von seit geraumer Zeit am Hofe zu Feb. An den Mitteln der Beziehung wurde nicht gespart. England scheint sich entschlossen zu­ haben, diesen diplomatischen Künsten mit kräftiger Hand einen Strich durch die Nen­­­nung zu­ machen ; es fehicte eine Gesandtschaft zum Abschlusse eines weitgehen­­­den Handelsvertrages nach Feb und stellte an die Sorge derselben Sir Evan Smith, einen Man, der, wie er in Sansibar sehr zum Nachteile Deutschlands be­­­wiesen hat, in den Künften­­­ der politischen Intrigue eine große Meisterschaft , befigt. Die hauptsächlichsten Forderungen, die England stellte, bestanden in­­­ dem Rechte auf Errichtung von Konsularämtern im Innern, in der Einlegung gemischter Gerichtshöfe, wie sie in den orientalischen Staaten üblic sind, in großen Zugeständnissen in Bezug auf Volfragen, in der Aufgebung häftiger Bedingungen für den Erwerb von Grundeigentum durch Europäer 10) Willigt Muley Haslan in diese Forderungen, oder auch man in einen großen Teil derselben, so ist dem Einflusse der Mächte in Marokko die Bahr geebnet. Der Sultan wird nicht umhin können, die den Engländern gemachten Zuge­­­ständnisse auch den übrigen Mächten zu bewilligen. Wie bekannt, ist die erste englische Mission gescheitert, hauptsächlich wohl duf den Einfluß französischen Goldes. England wird seine Forderungen aber bald mit größerem Nachdruch wiederholen, daran lassen die Drohungen des Gesandten gegen den Sultan seinen Zweifel, und schließlich wird es seine Wünsche durchlegen. Eine Stube findet diese Annahme in der newertend aus Berlin gemeldeten Unterftügung der englischen Mission in Maroffo dur die Dreibundmächte. Was den Anteil Deutschlands hiebei betrifft, so wird die Unterftügung von Englands Vorgehen — soweit es handelspolitischer Natur ist — ausdrücklich bestätigt. Der vormals, 618 zu den Beiten Kaiser Fojers II. große Einfluß der habsburgischen Monarchie als einer V­ormacht des Orientes ist durch die seit­­­herigen Entwickklungen in Südeuropa und an der Nordküste Afrikas beträchtlich herabgemindert. So bemißt ss der Anteil der österreichisch- ungarischen Monarchie an den Vorgängen im nordwestlichen Afrika nach den trockenen und bescheidenen Ziffern der Einfuhr und Ausfuhr nach Maroffo. Im vorigen Jahre partizipierte unsere Monarchie mit 1 Perzent an dem Einfuhrhandel nach Tanger, während der Anteil Großbritanniens 57 Verzent, jener Frankreichs 34 Verzent, Deutschlands 5 Perzent, Spaniens 1­­, Perzent betrug. Wir haben wohl einen Konsul in Tanger, und die Schiffe des Oesterreichischen Lloyd wie der ungarischen Adria berühren diese marossanische Hafenstadt auf ihren Fahrten nach Amerika. Aber England, Frankreich und Spanien haben auch in Mogador, Lasablanca und Laradhe Konsularvertretungen. England, Frankreich und Spanien sind denn auch in erster Reihe an der Lösung der feigen Schwierigkeiten beteiligt. England hat die Frage in energischer Art aufgerolt und Gladstone bekoimmt, wenn er Salisburys Erbschaft antritt, in Afrika schwere Arbeit. Sie treuen Gegner Bismardd. Der „Schwäbische Merkur“ schreibt: „Die aus der Volfzseele Herborbringenden, immer gewaltigeren Umfang annehmenden Huldigungen für den Fürsten Bismard haben bei zwei Parteien wahrhafte Anfälle von Tobjucht hervorgerufen. Es sind natürlich die beiden Parteien, welche der Gründung und Beseitigung des Reihe von Anfang an den erbittertsten und Hartnädigsten Widerstand ge­­­leistet haben, die Ultramontanen und die Sozialdemokraten, auch hier wieder in lieblicher Gemeinschaft zusammengehend. Wer sich einen Begriff von dem Geisteszustand der flek­falen Blätter machen will, der Sefe,­­rn von noch roheren Ausfällen der kleinen ultramontanen Hetßreife abzusehen, einen Auffaß der „Germania“ über den Empfang der südwestdeutschen Be­­­rner in Biffingen. Da heißt es: „7000 Nörgler, deren Gewisser durch seinerlei Vorwürfe über das Srivole ihrer Handlungsweise beengt wird, waren am Sonntage nach Kisfingen gezogen, um, als richtige Quertreiber und Reichsschädlinge, vor ihrem Abgott zu demonstrieren und dem geschwäßigen Alten Gelegenheit zu einem neuen galligen Erguß, zu neuen Angriffen auf die die Reichsgeschäfte ruhiger, sicherer und erfolgreicher (!), als er unter den Bismarck’schen Regiment der Jal war, führenden heutigen Leiter der Regierung und natürlich auch wieder auf den Kaiser selbst zu geben. Und man muß es ihm lassen: er Hat diese Gelegenheit unweidlich ausgenußt, er hat sich gehörig expertoriert und gewettert und geschimpft, daß es so seine Art hatte. Es ist vieleicht gut, daß man ihn und seinen wahnwilligen Korybantenchor austoben läßt. Im übrigen erbringt auch diese Nede wieder einen Beweis für den er­­­schredend wasch vorschreitenden Geistesverfall des verbitterten, im grimmigsten Haß gegen seine wirklichen und vermeintlichen Gegner sich verzehrenden Mannes. Und mit der Geistesverfassung seiner Färmenden und demonstrieren­­­den Anbeter ist er auch nicht besser bestellt, sunft würden sie sich schämen, ihren Gößen immer wieder zu einem ebenso das Mitleid wie die Verachtung herausfordernden Auftreten zu provozieren.“ Dieser giftige Erguß kennzeichnet eine Partei, die jedem Fortschreiten der Neid­spositif die größten Hindernisse bereitet hat und für die Erfüllung ihrer einfachsten patriotischen Pflichten Bezahlung mit Eichlichen Zugeständnissen verlangte. Wehe einem Reiche, dessen Leitung den Beifall von dieser Seite nicht abzuwehren weiß! Sehr nit Recht Hat Fürst Bismarc in seiner jüngsten Schiffinger Rede geäußert: „Meine Gegner sind mir treu geblieben, auch nachdem ich nicht mehr im Dienst war, und es ist mir dies eine befriedigende Quittung für meine Vers gangenheit und für meine Gegenwar.Es würde mich beunruhigen,wenn ich heute die Zustimmung und das Wohlwollen derjenigen Männer mir zu­­­gezogen hätte,die mir während meiner Amtszeit feindlich gegenüberstanden. Daß sie mich noch heute hassen,ist für mich die größte Befriedigung.«— Noch roher sind die Ausfälle gegen den Altreichskanzler in der sozialdemo­­­kratischen Partei,sie sind ihrer allzu saftigen Ausdrücke halber gar nicht wiederzugeben.Von dieser Seite kann uns freilich nichts in Erstaunen setzem Es ist aber nützlich,darauf hinzuweisen,welche Bestandteile in unserem Volk sich wieder einmal in der Wut über einen mächtigen Ausbruch des nationalen Gefühls zusammenfinden.« Politische Uebersicht. Hermannstadt, 1. August. Die magyarische PBreffe legt die Erörterung der romänischen Bewegung fort, wobei sie sich Teht­in mehr einer fachlichen Prüfung und Beurteilung der erhobenen Beschwerden zumendet. „KRoloz3var” greift den von der Wiener „P­resse“ ausgesprochenen Sat, die romanische Frage sei vor allem eine „Brot­­­frage" — ein Saß der übrigend auf Unkenntnis der Verhältnisse beruft — auf und ist geneigt, den Beamten romänischer Nationalität zahlreichere An­­­stellungen im Staatsdienst in Aussicht zu stellen, „so­­bald sie Vertrauen gegen sich erwecken können.“ Aber niemand werde von der magyarischen Nation verlangen dürfen, Schlangen an ihrem Bufen zu nähren. Im übrigen seier die Forderungen der Rumänen unerfülbar: die Union zwischen Siebenbürgen und Ungarn fühne gar nicht zum Gegenstand der Diskussion gemacht werden, „die Ausweitung der Grenzen des Nationalitätengeieges würde unsere ganze staatliche Organisation über den Haufen werfen und einen m­aladischen Staat im Staate bilden.” Mehr Rechte würden sie unter seinen Umständen er­­­halten, auch wenn sie die magyarische Nation in Wien und im Auslande noch so starf anschwärzten. Ihren „Lügen“ werde es übrigens doch nicht glingen vor Europa „eine walachische Frage“ aufzu­werfen. „Die Kanonen neuester Konstruktion sind nicht im Fliegen erfunden worden". Auch dürften sie nicht darauf rechnen, doch ihre Täuschungen des Auslandes eine Pression auf die Magyaren auszuüben. Die Geschichte dieser beweise, daß sie in Sachen ihrer Verfassung bei allem Ungemach die notwendige eftigkeit bewiesen hätten. Andererseits wären sie freilich gute Narren genug gewesen, um wenigen Sündern die Thore zu öffnen. Die Walachen möchten also wählen! In ähnlicher Art­ erklärt „Egyertetes“ die Beichtwerden der Romänen für unbegründet, ausgenommen die Klage über die Nichteinhaltung des Nationalitätengejeges, von der das Blatt sagt: „In dieser Beichwerde ist einige Wahrheit.” „Aber warum“ — fragt „Egyetertes“ dem Kernpunkt der Sache ausweichend — „unterjtügen die rumänischen Wähler nicht die Opposition, die im Parlament für die Erweiterung der Selbstregierungsfreiheit der Komitate kämpft?“ Die Beichwerden Hinsichtlich des magyarischen Sprachunterrichts in den Volksschulen und den Kinderbewahranstalten, auf die in dem Memorandum großes Gewicht gelegt ist , erklärt das Organ der Unabhängigkeitspartei für gänzlich unbegründet, ja für unmenschlich bis zur Barbarei. Kein kultivierter Staat Tünne zulassen, daß seine Bürger von der Erlernung der Staatssprache künstlich ausgeschlossen würden. Das aber wollten die romänischen Agitatoren, Regierung und Gereggebung jedoch müßten gerade in dieser Richtung eben im Interesse der Bildung und der Wohlfahrt der Romänen noch weiter gehen ! In Ergänzung seiner Nachricht betreffend das romänische Memorandum berichtet „Telegraful Roman“ vom 28. Juli: Die „Tribuna“ schweigt noch immer hartnädig über die Art der Rück­tellung des Memorandum: Man sieht, daß sie ein Interesse daran hat, die Lesewelt arme­­­­­­ Benilleton, Stefan Ludwig Roth und Raiffeisen, zwei deutsche Bauernfreunde. (Aus einem Vortrag in Blutroth.) ,,Der Bauernstand ist ein Ehrenstand.Wollen wir seingestehen,so ist er der Grundstein,auf dem das Gemäuer,der Dachstuhl und zuletzt der goldene Turmknopf des ganzen Staatsgebäudes ruhet.«Wer hat einen gesegneiteren Gang,als der Pflugmann,wenn er im unendlich bewegten Raum den Samen hinsäet auf das Land und ihm die Lerche zuruft:Freuet eucht des Lebens, und der gnädige Gott,der bisher geholfem der allmächtige,wird auch in Zukunft helfe an N­­i Sa, „begreifft dur die Aufgabe deines Volkes, ein Licht zu sein, zu er­­­leuchten die Heiden, daß die Völker ein großes Licht sehen“, ruft St. 2. Roth aus. Und seinem Tieben Vater schreibt er nach Mediafh aus Frerdon in der Schweiz: „Indem ich meinen Beruf und meine Bestimmung erkenne, ist ed in meiner Brust Himmel sein, ich möchte jagen himmlisch. Ich will Säulmeister werden. Ich will unten im Vol thun, was ich nur fan. Ich will in der verachteten Spreu Perlen suchen. Ich halte die Schule für dem Boden und die Wurzel des Wolfslebens. Kirche und Schule, in innigster Verbindung und Wechselwirkung stehend, machen die Grundlage der geistigen und sittlichen Wolfsbildung aus.” Doch weiter: Der Wohlstand eines Staates erfordert zu seinen Ber­­­ingungen : Boden, Bebhaner, und als Heiligung beider die Einsicht, den Gleif und gute Verwendung. Helfet dem Bauern, so ist dem Bürger geholfen. Reiche Bauern machen reiche Bürger. Eine Bevölkerung, die durch Mißgriffe in Beifall geraten ist, muß ja dadurch immer tiefer finden, wenn die Ursache ihrer Berahmung ungehoben bleibt. Worin suchte nun St. %. Roth das Heil des Bolfes ? Im Sommer 1845 finden wir den Unermüdlichen, damals Pfarrer von Niemersch, in Württemberg. Hier suchte er den Strom deutscher Auswanderung nach Amerika auf den Sachsenboden in Siebenbürgen zu lenken. Hier sollten in jeder Gemeinde zwei bis drei deutsche Mutterlandleute als Vorbilder und Beispiele die bessere Bewirtschaftung des Bodens durch Vorarbeiten zur Anz­­ubauung bringen. So lautet § 1 der im Jahre 1845 bestätigten „Statuten des siebenbürgisch­­­fächflichen Vereins zur Hebung der Landwirtschaft.” Der Geschäftsanteil eines jeden Mitgliedes wird gering bemessen,damit auch der Aermste beitreten kann,gewöhnlich 10 fl.,welche monatlich zu 50 kr. eingezahlt werden können,denn zum Bestehen des Vereines gehören Geld und Kenntnisse.,,Durch Verträge und durch populäre Besprechungen in den General­­­­­­auf dem Sachsenboden, vorzüglich durch Einberufung und Ansievelung tüchtiger deutscher Landwirte, dann auch — so weit er die Geldkräfte gestatten — duch Errigtung von Musterwirtschaften, auch Bersuche und Preisaufgaben im Ge­­­biete der Land­wirtschaft, Veröffentlichung belehrender Auflage in vaterländischen­­­ Beitschriften und Verbreitung nüßlicher Bücher über Landwirtschaft.“ Der größte Teil der Einwanderer bestand nicht aus Landwirten und sie versäwanden in Siebenbürgen „wie ein Negenguß in zerflüftetem birrem Boden.“ Die Dreifelderwirtschaft mit der Berbiffelung des Grundes, der Brache, der willkürlichen Windelhut ließen infolge dessen a St. 2. Roth noch andere fruchtbare Gedanken aufkommen, wie dieselben heute bei einer Musterfommal­­­sation durchgeführt sind. Doch das Revolutionsjahr 1848/49 machte der deutschen Einwanderung und dem warmen Fürsprecher derselben, St. 2. Roth, ein schredliches Ende und­­­ Neuerungen gegenüber antwortet der Landmann Furz: „Was ich nicht erfannt habe, brauche ich nicht!“ In anderer Weise den Bauernstand zu heben verfuhr ein anderer deutscher Man am Rhein, der Bürgermeister Raiffeisen. Das Jahr 1847 war für Weyerbusch, dessen Bürgermeister Raiffeisen gewesen, einer Gebirgsortschaft am Rhein im Regierungsbezirke Koblenz, ein Notjahr. Brot und Kartoffeln waren sehr teuer. Durch gemeinsamen Anlauf und Verkauf konnten die vornehmsten Bürger Gand­artoffeln und Brot mit 50 Prozent billiger Tiefern ohne Schaden und den Armen war geholfen. Diese edle That wed­e in Raiffeisen, der gesehen, daß Einigkeit im Heinen großes schafft, den Gedanken des Genossenschaftswesens. Die nach ihrem Gründer benannten Vereine, welche sich auch jet unter und immer segensreicher aus­­­breiten, bestehen aus dem Vorsteheramte (Direktion), dem Aufsichtsrate und der Generalversammlung. „Zuverlässigkeit des Charakters und gemeinnügige Gesinnung sind die Haupterfordernisse für die Verwaltungsorgane.“ Dabei ist Hauptsache, die Lehren der merkthätigen Nächstenliebe zu bewahrheiten, und wohl von einen jeden der­­­artigen Vereine gilt: „Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches zufallen“, nämlich irdischer Besis, und „laßt uns fest zusammenhalten, mit vereinter Kräfte Walten wird das schwerste Geicht vollbracht.“ « versammlungen sollen die Mitglieder über alles das, was zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage Not thut, belehrt werden.” „Da die Hauptursache der zunehmenden Not auf dem Lande in der Bevölkerung selbst zu suchen ist, so muß fortwährend auf diese ermahnend und belehrend eingewirkt werden.” (S. 187), „E 3 genügt nicht eine zeitweise Anregung oder momentane Begeisterung, sondern es bedarf häufiger, nachhaltiger, ja beständiger Einwirkung und Ber­­­ehrung.” (S. 208). „Sollen, wie es in der Hauptsache nötig ist, die moralischen und physischen Kräfte der Bevölkerung zu deren eigener Wohlfahrt auf das höchste angespannt und ausgewugt werden, so kann dies nur allein auf freiheitlichen Wege er­­­reicht werden.“ (Bergl. 216 R.) „Auf die Gesinnung kommt alles an“ Hat einst St. 2. Roth gesagt.“ Der Verein sol Er­sparnisse aufnehmen und die Geldbedürfnisse in der Gemeinde befriedigen. Er sol einen gesunden Bauernstand bilden und exil halten. Mannhaft entgegentreten soi er der Güterschlächterei, dem Wucherer, dem „Geldtierchen” , dem „Blutsauger”, und das ist nur möglich mit Geld. Das sind Ausdrücke, wie sie die beiden Bauernfreunde dem Wucherer gegenüber gebrauchten, welche, viel geplagt in Arbeit und Mühe, die Not des Bauernstandes so genau gekannt haben. Ueber den Wucher, das schlimmste von allem, schreibt Raiffeisen: „Wie das gierige Raubtier auf das geliebte und abgemattete edle Wild, so stürzen sich die gemwissenlosen und Habgierigen Blutsauger auf die Hilfsbedürftigen und ihnen gegenüber unwehrlosen Landleute, deren Unerfahrenheit und Not ausbeutend, um si durch die bekannten macherischen Händel allmählich in den Beick ihres ganzen Vermögens zu legen. Eine Familie nach der anderen wird zu Grunde gerichtet. Während der eine Teil immer mehr in Not gerät und immer hilfsbedürftiger wird, steigert ei die Macht und mit ihr die Habgier der mit vereinten Kräften im der frechsten und schamloresten Weise zusammen­­­wirkenden wucherlichen Geldleute. Die Zustände auf dem Lande werden immer unhaltbarer, wenn nicht energisch und nachhaltig Hilfreiche Hand geleistet wird.” (S. 12). Für das Bestehen und Gedeihen der Vereine bürgt der Anflug an die „Hermannstädter allgemeine Sparkasse”, welche einen braven Revisor angestellt hat, damit die rechtbemwährte Führung des hochachtbaren Sparkassadirektors Dr. Karl Wolff als Anwalts, St. 2, Roth und Raiffeisen waren beide edle Wohlthäter des Bauern­­­standes, und der Wolfsmund hat recht, wenn er sagt: „Beide sind des Lieben Herrgotte Leute gewesen.” Darum: Gesegnet sei ihr Andenken! Er

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