Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Februar (Jahrgang 20, nr. 5821-5843)

1893-02-01 / nr. 5821

Wedaktionundxldministration Heltauergasse23. Erscheint mit Ausnahme des auf Sonn- und Feiertage folgenden Wochentages täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 Er., vierteljährlich 2 fl. 50 Er., halb­­jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. in BZustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl. 3 fl., 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 kr., Halbjährig 7 fl., ganze jährig Mn fl. 9 Für das Ausland: vierteljährig 7 NM. oder 10 Frc3., Halbjährig 14 a, 20 Frc3., ganzjährig 23 AM. oder 40 res. Eine einzelne Nummer testet 5 fl. d. W. Unfranlirte Briefe werden nicht angenommen, Manusk­ripte nicht zurückgestellt. Siebenbürgisch-Deutsches Gage _ Neo. 5821. XX. Jahrgang Hermannstadt, Mittwoch 1. Februtar Pränuumerations-Einladung auf 5a3 Siebenbürgisch-Deutsche Wageblatt. Mit 1. Februar 1893 beginnt ein neues Abonnement auf Daß „Biebenbü­rgifg-VBentige Tagb­last”. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 tr., vierteljährig 2 fl. 50 Br., en 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Auftelung ine Haus, mit Buftellung 1 fl. Fi R. 12. 1. — Abonnement mit Boftversendung: für das Inland: vierteljährig Bf. 50 ix, halbjährig 7 fl., ganzjährig 14 fl., für das Ausland : vierteljährig 7 RM, oder 30 Fred, balbjährig 20 MER. oder 20 Feed, ganzjährig 23 NR. oder &0 Fre. Ennwärtige Wlonntsabonzenten, welche vom 1. Februar ein einzutreten "wänfcgen, erhalten das Blatt im Februar: im Tilende gegen birefte Einsendung von 1 fl. 20 fl; im Vaslende gegen birefte Einferbung von 2 Varl 33 Brennig oder 3 tranced 33 Bentities an das Hauptburenn (Hermennstadt, Heliauergasse 23.) Pränumerationen und Inferat3-Aufträge werden entgegenges­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, Heltanergaffe 23, in der Buch­handlung Michaelis , Seraphin, Elisabethhgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, Ede der Burger- und Schmiedgaffe bei Josef Zimmermann und Saggaffe Nr. 8 bei Josef Schwarz, Kaufman­z auswärts bei den am Roche des Blattes ge­­nannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgifg-Deutschen Tageblatts.” (Hermannstadt, Heltauergasie Nr. 23.) Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer«­gafse Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne­­berg, Budapest A. W. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G­. L. Daube & Co., Hamburg ‚Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Insertionspreis: Der Ram einer einspaltigen Garmonbgeile foftet beim einmaligen Einraden 7 Tr., daß zweites mal je 6 fr., daß drittemal je 5 fr. 6. W. ex­­clusive der Stempelgebühr von je 30 kr. 1893. Zur Gefolgte des Banamaskandales. Unter der Signatur Vidi bringt der „Figaro” neuerlich einen Artikel über die Banamathätigkeit des Kornelius Herz, der, man muß es zugeben, der Stempel der größten Wahrscheinlichkeit an sich trägt. ALS die Herren de Lesseps 1886 schon verschiedene fruchtlose Gänge gemacht hatten, um ihr Lotterieansehen durchzufegen, machte er ihnen Kornelius Herz, der damals soeben Stoßoffizier der Ehrenlegion geworden war und auf dem Höhepunkt seines Einflusses stand, erbötig, gegen eine Entlohnung von zehn Millionen e8 zu bewirken, daß das Ministerium de Freyeinet dem Parlamente einen diesbezüglichen Gegebenttwurf vorlege. Lefjeps, der in der Losemission die einzige Möglichkeit der Kapitals­­beschaffung und damit der Fortlegung des Kanalbaues sah, ging, ohne zu feilschen, mit Freuden auf das Anerbieten ein. Herz verlangte nun die kom­­merzielle Garantie dieses Vertrages durc das finanzielle Zaltotum der Leffepg, Baron Reinach. Dieselbe erfolgte; die Urkunde warb aufgeregt und kopiert; das Original besigt Herz, die Kopie ist in den Händen Leffeps’. Vierzehn Tage darnach, am 17. Juni 1886, brachte die Regierung den gewünschten Geleg­­enttours bezüglich der 600 Millionen-Lotterie-Anleihe ein, der von G­arrien, Sadi Carnot und Baihaut unterzeichnet war. Lebterer hatte ursprünglich für seine Dienste eine Million verlangt, sich aber schließlich mit 375.000 France abfinden hassen. Herz hatte somit im vierzehn Tagen erreicht, was Letjeps in dreizehn Monaten nicht geglückt war. Die Kammer nahm indes das Projekt ziemlich fahl auf und so 308 die Regierung auf Wunsch der Gesellschaft, die eine Nieder­­lage fürchtete, dasselbe vor der Diskussion zurück. Herz verlangte troßdem, da er ja sein Versprechen erfüllt hatte (für die Abstimmung hatte er ja seine Garantie übernommen), seine zehn Millionen, die ihm Leffeps verweigerte, schließlich Tan­e3 zu einer Entschädigungssumme von 600.000 Francz. Die Gesellschaft hatte aber den Plan nicht aufgegeben, sondern wartete nur eine günstigere Situation ab, um eine zweite Schlacht zu liefern. Nun trat Reinach ein und versicherte den Herren Lefseps, sie sollten ihn als Finanz­­mann nur gewähren lassen; er werde unter den Abgeordneten die günstige Stimmung­­ haffen. Nun ging die Minierarbeit Artong an, der in den Kou­­loire des Senates und der Kammer seine Besiechungen be­wertstelligte. Als der Boden hinlänglic geebnet schien, wurde der zweite Versuch gewagt. Am 26. Juni 1888 dotierten Kammer und Senat die Emission von zwei Millionen Losobligationen, welche der Ranamalafia 720 Millionen einbringen sollten. Diesmal war die Initiative wohl von der Kammer ausgegangen, aber selbst­­verständli sagten die damaligen Minister, Herz’ alte politische Freunde, Cloquet, Goblet, Freycinet u. |. w. pflichtschuldigst ja, da sie ja doch auch zwei Jahre früher sich für die Sache begeistert hatten. ALs Herz von diesem Handel, den Arton ohne ihn zuwege gebracht, er­­fuhr, ref­lamierte er sofort seine vertragsmäßigen zehn Deiisionen (so viel war man ihm ja beinahe noch schuldig), bedrohte für den Weigerungsfall die Ge­­sellschaft, Reinach und Arton mit Klagen wegen Unterschleif und Bestechung. Man begann zu verhandeln, wobei sich selbst Minister ins Mittel legten. Das Resultat war, daß stipuliert wurde. Reinach sollte ratenweise die Bezahlung des Herz effek­uieren. So empfing Herz im Juni 1888 eine Million, im Juli 1888 zwei Millionen in Gestalt von zwei Thierree-Cheds, im August 1888 zwei Millionen, die auf Reinachs Namen unter dem Titel „P­ublizistif” ein­­getragen wurden. Der Ruin der Leffeps aber ging seinen Gang und war im Dezember 1888 nahezu vollständig; der Mitunterzeichner des Vertrages, Reinach, mußte nun dem Herz für die noch restierende Summe aufkommen und zahlte auch vom Januar 1889 bis Januar 1891 aus eigenen Geldern gegen vier Millionen, um allmählich die Schuld zu tilgen. Im August 1888 hatte sich indessen noch ein anderes, für die Geschichte des Panamaskandales verhängnisvolles Ereignis abgespielt. Herz hatte in Er­­fahrung gebracht, daß Reinach von der P­anamagesellschaft 3.300,000 Francs erhalten, an ihn aber nur zwei Millionen abgeliefert habe. Sofort verlangte er brieflich von England aus die Ergänzung der Summe. Reinach begab sich alsbald in das Bankhaus Kohn-Reinach, wo er seine Briefe Liegen hatte, nahm die Belegurkunden Artons und diktierte in Abwesenheit seines persönlichen Se­­kretärs dem VBankdeanten Paul Stephane die Liste, welche über die Verwen­­dung der überschüssigen 1.300.000 Francz Auskunft gab. Diese Liste, deren Photographie bekanntlich Andrieug vorgelegt hat, schidte er durch G Stephane an Clemenceau zum Zwecke der Uebermittelung an Herz, mit dem Clemenceau in täglicher Geschäftsverbindung stand, vielleicht in doppelter Enveloppe, woraus sich erklären würde, daß Clemenceau dieselbe nicht zu Gesicht bekommen. Steinach hatte seine Ahnung, welch wichtige Rolle diese nur zur privaten Rechtfertigung geschriebene Lifte später noch spielen sollte. Als Herz die Liste in Händen hatte, wurden seine Forderungen auf Grund dieser Unterlage nur noch ungestümer. Gezeichnete und anonyme Briefe, Familienverdächtigungen, Drohungen mit Belangung vor Gericht wendete er nun an und Reina war die gelieferte Beute des raffinierten Aussaugers, dem er nun Stich um Stüd sein Vermögen auslieferte, um sein Schweigen zu erlaufen. Der Schluß ist bekannt. Als des Reinach gerichtliche Verfolgung beschlossene Thatsache war, bot dieser alles auf, um die fatale Liste wieder von Herz zurückzubekommen. So begab er sich am Vorabende vor seinen Tode zu Elemenceaun, um duch die Vermittelung dieses Freundes des Herz die Er­­füllung seines Wunsches zu erreichen. Auch Nouvier, dessen Name ja ebenfalls auf der Liste stand, wurde von Reinach zur­nterzession betrogen und machte gemeinschaftlich mit ihm den Leidensgang zu Herz. Dieser aber forderte als Entschädigung eine so hohe Summe, daß Reinach auch nicht einen kleinen Bruchteil derselben mehr hätte aufbringen können. Damit war Reinachs Schicsal besiegelt und die Arton’sche Liste figuriert nun als Beinweisftnd in den Arten des Banamaskandales. Der Banamaschwindel und das Ausland. Der „Schwäbische Merkur“ schreibt: So lange Die Franzosen ganz unter sich selbst ihre Banama­­wäsche besorgten, ging das niemand etwas an. Die auswärtigen Mächte waren unbeteiligte Zuschauer des erbaulichen Schauspiel. Sie beschränkten sie darauf, sorgfältig zu beobachten, ob und welche politischen Folgen aus der Aufhebung einer Korruption entspringen möchten, wie sie weder unter dem Slönigium, noch unter dem Kaiserreich erlebt worden ist. E­& ist Sache des französischen Volkes, ob er sich gutwillig gefallen hassen will, daß ihm die Parterhäupter der Re­­publik das Geld aus der Tasche loden, teil ® um ihre Privatvergnügungen da­­mit zu bestreiten, teild um die Mittel ihrer Herrschaft daraus zu ziehen. Ein anderes und ernsteres Gesicht gewann die Sache, als das Ausland mit den Haaren in den fchmusigen Handel hineingezogen wurde. &o ist dies im ziveis­­facher Weise geschehen. Einmal indem die P­ariser Blätter, um die Schande zu verteilen oder abzulenken und Mitsehuldige auch auswärts zu suchen, mit Zingern auf den Gesandten einer Großmacht Hinwiesen, der von den P­anamageldern auch seinen Anteil bekommen habe; merkwürdigerweise war Dies der Gesandte derjenigen Großmacht, auf welche die Hoffnungen der Nevande gebaut sind, und die in Kronstadt Beweise ihrer innigen Freundschaft für die Republik ges­­eben hat. Um diesen Vorstoß gut zu machen, wurde ein neuer begangen: Nicht Mohrenheim, sondern das andere M unter den Botschaftern, der Graf Menabrea, der Sohn eines der angesehensten altpiemontesischen Adelsgeschlechter, sollte in diesen republikanischen Schmußereien die Hand gehabt haben. Geschicht war das nicht gemacht: die eine Taktlosigkeit war gegen den künfzigen Ver­­bündeten gerichtet, die andere gegen die lateiniige Schwester, die man immer aufs neue dem Dreibund abspenstig zu machen hofft. Aber es kam noch besser. Es blieb noch übrig, den Dreibundmächten als solchen Kind anzuhängen, und das brachten die offiziösen Blätter fertig. Sie behaupteten, Agenten der Drei­­bundmächte hätten bei der Aufführung des Panamaj­andals die Hand im Spiele gehabt, um politisches Kapital daraus zu schlagen, und um dieser Be­­hauptung einigen Halt zu geben, wurden etliche Korrespondenten aus­wärtiger Blätter als mitschuldig an der ntrique ausgewiesen. Auf Berichte dieser Art haben die auswärtigen Regierungen nicht schweigen können. Sie sahen so ver­­anlaßt, die Franzosen an die Gebote des internationalen Anstands zu erinnern. Wegen der dem russischen Gesandten Mohrenheim widerfahrenen Unbill beeilte sich zwar das Ministerium, ein­zeine Ausnahmegeseh einzubringen, das der P­resse solchen Persönlichkeiten gegenüber einen Saum anlegen sol. Inzwischen hat die Randalpresse noch besonders die Botschafter Desterreich und Groß­­britannien­, Graf Hoyos und Lord Dufferin, in den Schmuß zu ziehen ge­­sucht. Die Sache ist 613 zu einem Punkt gediehen, wo die Weberlieferungen der Diplomatie und die Würde des diplomatischen Verkehrs überhaupt ins Spiel kon­men. Die „Kölnische Zeitung“ war es zuerst, die in einem an die berühmten Wasserstrahlen des Fürsten Bismarc erinnernden Artikel die Frage auf diesen Boden stellte und andeutete, daß es sich bei Fortdauer dieser Zu­­stände empfehlen würde, die Botschafter, als Vertreter der Souveräne, aus Paris abzuberufen und den diplomatischen Verkehr auf Geschäftsträger zu be­­schränken. Ein Berliner Brief der „Bol. Korr.“ sprach fi in ähnlichem Sinne aus, und die „Nordd. Allg. Zeitung“ betonte noch besonders das Interesse, das Sämtliche monarchische Mächte, also nicht bloß die des Dreibunds, gemein­sam in dieser Frage verbinde. Nun ist zwar gemeldet worden, daß der Minister Develle wie bei Mohrenheint, so auch bei den Botschaftern des deutschen Reichs und Oesterreich-Ungarns sich entschuldigt habe. Es scheint aber, daß diese Ents­chuldigungen nicht völlig befriedigt haben, und daß man vom französischen Kabinet wirksamere Mittel erwartet, um der Unterstellung entgegenzutreten, daß eine Intrigue des Dreibundes gegen die Republik im Werk sei, die den Panamahandel als Mittel für ihre Z­ede benüge. Man muß dies daraus schließen, daß die halbamtlichen Wiener Organe fortfahren, der Republik die Pflichten des internationalen Anstands einzuschärfen. Man wird Hoffen dürfen, daß diese Hälereien innerhalb der diplomatischen Formen sich erledigen. Charakteristisch it, daß sie überhaupt aufgetaucht sind, Sie sind ein Beweis von der Verwil­­derung der politischen Sitten in Frankreich. Man wird an das bekannte Wort des Fürsten Bimard erinnert. Er gebrauchte es, als sich in mehr als einem Valle gezeigt hatte, daß Fremde in Frankreich nicht denjenigen Schuß genießen, auf den sie in gelitteten Ländern Anspruch haben. Man hat das Wort vom „wilden Land“ seinem Urheber stark verübelt. Die Wahrheit brennt zumeilen und schmerzt, sie bleibt deshalb doch Wahrheit. Stenilleton. Weisebilder aus Japan. Aus dem Tagebuch eines Weltumseglers. — 23. September 1892. (Bortregung.) Die Straßen sind dann buchstäblich mit Menschen gefüllt. Die eigent­­liche Stadtbeleuchtung, zum Teil Gas — hie und da auch elektrische Be­­leuchtung — ist verhältnismäßig schwach; dagegen sind die Häuserfronten und Zaden durch eine Unzahl von Lampen, Lampions und Transparente heil be­­leuchtet, ja Theehäuser zeigen oft mehrere Reihen bunter Laternen über­­einander. Jeder Djinrifihawagen und viele der Luftwandelnden führen Lampiong mit allerlei Sinnsprücen, die Boote am Sumidagra und den Kanälen (der Fluß und die Bewässerungsanlagen Tofios) erstrahlen in ver­­schiedenfarbigem Lichte. Die kmegende Menge in den verschiedenen Trachten nimmt sich bei dieser Beleuchtung um so fremdartiger aus und wie in einem Bilderbuche rollt sich vor dem Vorübergehenden das Innere der Häuser, die nur durch Schiebthüren und Gitter geschlossen werden, gewöhnlich aber freien Einblick gewähren, auf.­­ Alles schädert und lacht, aus den Theehäusern ertönt Deufit und Gesang und dadurch wird dem Fremden der Eindruck einer Karnevalsnacht vollständig. Von der Beschreibung der Sehenswürdigkeiten, die in den verschiedenen Museen aufgestapelt sind, will ich aus Reitmangel ganz abstehen. Besonders reichhaltig und übersichtlich sind die Sammlungen im Staatsmuseum „Haku­­butsukan“. Bradtfunde in Lad, Porzellan, Seide und Damast so weit das Auge reiht. Als Kuriosum­ eines anderen Museums verdient ein langes, armstarkes Tau aus Menschenhaar besondere Bedeutung. Dasselbe wurde gelegentlich der verzweifelten Verteidigung einer Zeitung, bei welcher man ein sehr festes Tau benötigte, durch freiwillige Opfern des Kopfschmudes seitens der patriotischen Frauen hergestellt. Die japanischen Frauen seinen demnach an Opfermut den Frauen Garthagos und Weinsbergs nicht nachzustehen. Der Hügel von Useno, der Tofio gegen Norden abschließt, ist parkartig mit mächtigen Cedern, Kriptomerien und Kirschbäumen bewachsen. Der Park schließt unsere öffentlichen Gebäude, einige Tempel- und Schogengräber, sowie zahlreiche Restaurants und Vergnügungsetablissements ein; — an und für fi­ ist er ein Vergnügen, im Schatten jahrhundertealter Bäume zu wandeln. Dazu gesellt sich bei jeder Wendung eine neue schöne Aussicht auf die Riesen­­stadt, die si von hier aus in das am fernen Horizonte befindliche Meer zu verlieren scheint. Wer sich mit einem Schlage aus dem modernen Japan in das Reich der Sh­ogune (erste Heerführer der Mikados, die es in früheren Zeiten ver­­fanden, die ganze Macht an sich zu reißen und zu regieren) verlegen will, besuche gleich uns ein japanisches Theater. Schon der Eintritt in das mit phantastischen Bildern in altjapanischem Stile geschmückte Gebäude ist fremd­­artig. In der Garderobe werden nicht et­wa die Kleider, sondern die Schuhe der Zuhörerschaft, welche in Strümpfen das Innere betritt, aufbewahrt. Der Sinerraum ist mit Strohmatten belegt, ohne Site. Man lauert auf dem Fußboden nieder. Da eine ordentliche japanische Theatervorstellung von 10 Uhr vormittags an bis spät abends dauert, läßt man sich in den Logen häuslich nieder. Das Tabakzeug, Sohlenbeden, Theeservice und Erfrischungen werden stets herumgetragen­­ und so wechselt der theatralische Genuß oft mit dem des Efsens. Hie und da macht man auch in den Bauten ein kleines Schläfchen, man kann ja aus dem Theaterzettel, eigentlich ein Tertbuch mit Abbildungen, das Beträumte rasch nachholen. Die Szenerie, sowie die Schauspieler befinden sich auf dem Sektor einer großen drehbahren Kreisscheibe. Beim Szenen­wechsel wird einfach die Scheibe gedreht und ein neuer Sektor mit der neuen Graffage zeigt sie dem Zuseher, wodurch besonders beim Wechsel vom Aeußern zum Lunern eines Hauses der Eindruck der Lebenswahrheit ein vollkommener wird. Auch bezüglich der Kostüme herrscht der fertipulöseste Realismus. Man sieht prachtvolle Historische Kostüme in kostbarer Ausführung, ein Bild des alten Zapan. Obwohl wir selbstverständlich kein Wort von dem dargestellten Drama aus der Schogungeit verstanden, war doch die Handlung infolge der ausgezeichneten Mimik der Darsteller leicht zu erraten. Störend wirkte die bald in tiefen, bald in sehr hohen Tönen die Dek­amation begleitende Musik, die auf japani­gen Musikinstrumenten, die eine jeher entfernte Uehnlichkeit mit unserer Guitarre, Mandoline und Zither haben, exekutiert wurde. Ansprechend war der lebhafte Anteil der Zuschauer; bald Herzliche Freude, bald wieder hohe ängstliche Spannung verraten die Gesichter des Hier vorwiegenden schönen Geschlechtes, welches, nach japanischer Art auf den Zerren figend, beständig den Fächer schwingt und sich dabei sein Wort entgehen läßt. Jede neue Er­­scheinung, jede besondere Leistung der Schauspieler wird mit einem gutheißen« den „häh! bäh!“ begleitet. — Seltsam erscheint der Gebrauch, die Schau­­spieler in hervorragenden Momenten durch auf lange Stangen gestedte Kerzen besonders zu beleuchten, damit dem Zuschauer nichts von ihrem Minenspiele entgehe. Amüsant und originell sind auch die Gauffer, Ringer, Fechter zc. 2c., die ihre Produktionen in den nach hunderten zählenden Buden der Theaterstraßen vollführen. Insbesondere haben die Fechter unter den Künstlern ähnlichen Berufes eine hervorragende Stellung. Zum Schaufechten werden statt des japanischen Schwertes starre Bandbusstöde mit G Stichblatt verwendet. Eine Kopfmasse und ein eigentümlicher Brustpanzer haben den Körper zu schüßen. Das Fechten, bei ausschließlicher Anwendung des Hiebes, wobei das Schwert mit beiden Händen gefaßt wird, gestaltet sie dadurc), daß jeder Hieb mit einem Zuruf begleitet wird, und durch die springende Bewegung der Kämpfer für den Zuschauer recht fomisch, weniger für den Ausführenden, da die nacten Arme, sowie die Beine manchmal blutige Spuren der mächtigen Hiebe aufweisen. Vor dem Fechten begrüßen sich natürlich die Teilnehmer mit echt japanischenm Zeremoniell: „Wit du so gütig sein, mich die Fechtlunft zu Iehren ?" „Wie tan ich denn das, wenn ich gerade von deiner großen Fertigkeit etwas lernen will?" Hierauf wird nach Beugung des Kopfes bis zur Erde Stellung genommen und unbarmherzg aufeinander losgedroschen. Doch haben die Fechter Hiebei den nicht immer gew­ürdigten Trost, daß nur Kopf­­hiebe zählen, der Erfolg des Ganges aber wird durch Niederwerfen des Gegners entschieden. (SHluß folgt.) V­olitische Uebensicht. Hermannstadt, 31. Sanıtar. Die Verhandlung des Honvedbudgets in der Giltung des Reichstages vom 30. Januar gab Anlaß zu erregten Auseinanderlegungen. „Ellenzet“ läßt sich hierüber aus Budapest unter anderm auch folgendes tele= -

Next