Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. März (Jahrgang 20, nr. 5844-5869)

1893-03-01 / nr. 5844

« Medaktion und Adminiffration Heltauergafje 28, fcheint mit Ausnahme des auf Sonn- und Heiertage folgenden Wochentages täglich. Abonnement für Hermannfadt: monatlich 85 Er., vierteljährlich 2 fl. 50 Er., halb­­jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haug, mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl., 12 fL. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 kr., halbjährig 7 fl, ganze jährig 14 fl. F­ür das Ausland: bierteljährig 7 NM. oder 19 Fre3., halbjährig 14 RM. oder 20 u ganzjährig 28 RM. oder StcH. Eine einzelne Nummer kostet 5 Er. d. W. Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Nr. 5844, XX. Jahrgang Siebenbürgisch-Deutsches­agebla Hermannstadt, Mittwoch 1. Min. Pränmmerefiong-inlapun: # auf Das Siebenbürgisch- Deutsche Vageblatt. Mit 1. März 1893 beginnt ein neues Mbonnement auf 208 „Siebenbürsi ihsD dextiche Tageblatt“. 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Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einraden 7 Er., da3 zweites mal je 6 fr., da3 drittemal je 5 i­. d. W. ex­­clusive der Stempelgebühr von je 30 fr. Miniter Graf Bethlen Über die Landwirtschaft. Am Samstag hat der Minister Graf Bethlen am Schlusse der Debatte über das Oderbaubudget im Abgeordnetenhause das Wort ergriffen. Wir teilen heute die Nede desselben mit : Aderbauminister Graf Bethlen: Gewinnes Haus! (Hört! Hört!) Bei Gelegenheit der vorjährigen­­ Budgetverhandlung Hatte ich die Ehre, eingehender zu entwickeln, was ich für die ausführbaren und auszuführenden Aufgaben dieses Nefforts halte. Heute will ich mich mit den Detail nur insoferne be»­faffen, als dies aus dem Gesichtspunkte der Kritik, die geübt worden ist, unv­erläßlich erscheint. Dagegen will ich auf dasjenige hinweisen, was im Rahmen meines Refsorts neues geschehen ist und was ich in naher Zukunft zu thun beabsichtige. (Hört!) Ich hoffe, es werde daraus hervorgehen, daß diese Ver­­fügungen die Bestandteile eines einheitlichen Planes bilden. Ich hatte vor kurzem die Ehre, dem geehrten Haufe eine Resign­atistis vorzulegen; aus derselben geht unter anderem hervor, daß zwei Drittel der Güter dem freien Verkehr angehören, während ein Drittel gebunden ist. Dies macht im Grundbeiit einen Unterschied nicht bloß nach der Natur der Güter, sondern auch hinsichtlich der Aufgaben, welche der Regierung harren. Die Entwicklung der dem freien Verkehr angehörenden Güter kann nur mittelbar erreicht werden. Darauf beziehen sich die Posten meines Budgets und insofern man in dieser Richtung die Politik der Regierung im allgemeinen angegriffen hat, werde ich die Einwendungen einzeln beantworten. Der Tenor der von dieser Seite (linfS) vernommenen Reden war beiläufig folgender: Die im Budget dem Aderbauminister zur Verfügung gestellte Summe ist unzureichend, darum sehen wir ihm auch sein erfolgloses Wirken nach. Ich bin für das Wohlwollen sehr dankbar, aber eine frob­e Nachsicht darf ich von dieser Seite nicht annehmen. (Beifall rechts.) Darum werde ich auf dasjenige hinweisen, was troß des engen Rahmens des Budgets verwirklicht wurde und auch auf dasjenige, was im Budget nicht ersichtlich gemacht er­­scheint, weil es nicht mit direkten Geldausgaben verbunden it. So hat beispielsweise gerade heute eine Verhandlung stattgefunden, welche sich mit der wichtigen Frage eines Budapester internationalen Viehmarktes be­schäftigte. Der deutsche Handelsvertrag eröffnet die Märkte auch diesem Pro­­dukt; die Verbesserung des Veterinärwesens und das ext jüngst angenommene Gejeg über die Ausrottung der Lungenseuche siltern uns die Ausfuhr. Was aber vornehmlich geeignet ist­ die Chancen der Verwertung zu sichern,das ist ein zentralisierter, großer internationaler Viehmarkt. Dieser wird und von Wien und vom Auslande unabhängig machen und wird es dem Landwirten ermöglichen, die Konjunkturen auszunügen. (Bestimmung recht!.) Bei Auts­nahme der vom Heren Abgeordneten Wittmann gemachten und auf die M­a­­nipulation bezügligen V­orschläge wird dies der Weg sein, auf welchem wir diesem Zweige der Produktion die gegenwärtigen günstigen Streife dauernd figern künnen. Auch ein anderer Zweig unserer Bollswirtschaft leidet, und dies ist die Schafzucht. Angesichts der ausländischen Konkurrenz stößt die Verwertung der Wolle auf sehr große Schwierigkeiten. Die Sanierung dieses Uebels liegt vor­­nehmlich in der Verwertung der Fleisschhammer, und da Frankreich sich uns verschließt, müssen wir den inländischen Markt aufsuchen. Ich kaun in dieser Hinsicht schon auf ein Resultat Hinweisen, indem sowohl der gemeinsame Kriegsminister als auch der Herr Landesverteidigungsminister Verfügungen getroffen haben, daß bei der Verpflegung des Heeres das Schafflin­g in An­­spruch genommen werde. Dazu, daß der Produzent und der Konsument zu­­sammengeführt werden, scheint mir der geeignetste Mittler der Landesverband der Landwirte, welcher auf diesem Gebiete schon bisher sehr gute Dienste geleistet hat. So Habe mich an den Verband gewendet und bin überzeugt, daß auch auf diesem Gebiete den Interessen beider Teile entsprochen werden kann. Auch für die Entwicklung der Pferdezucht ist die Verwertung eine kar­­dinale Frage. Auch in dieser Hinsicht sind die Verhandlungen den im Zuge, und ich glaube, daß wir auch da schon über den ersten Anfang hinaus sind. Um eine kleinere Verfügung anzuführen, erwähne ich den Wettersignal­lisierungsdienst. In einem Lande, wie das unserige, wo das Klima auf die Produktion einen so großen Einfluß übt, ist dieser Dienst sehr wichtig. Ich hoffe, das meteorologische Institut, welches in mein Neftfort verlegt wurde, werde sich als eine nägliche Neuerung erweisen. (Zustimmung reis. Ludwig Meplenyi: Das Wetter zu signalisieren hat schon Gabriel Semeny ver­­standen !) Graf Alexander Karolyi erwähnte, wie zivelmäßig es wäre, die Ver­­probiantierung der Hauptstadt wohlfeiler zu machen. Jim vorigen Jahre habe ich dies als ein pium desiderium in Aussicht gestellt und ich bin überzeugt, daß wenn in Budapest einmal die Frage des Marktes und der Markthallen gelöst sein wird, wir auch in dieser Hinsicht einen großen Schritt vorwärts thun werden. Fe durfte mich aber damit nicht begnügen, sondern habe dahin gewirkt, daß der Konsumberein der Budapester öffentlichen Beamten ins Leben gerufen werde und durch Ueberlassung der Produkte der ärarischen und der Gestütsdomänen zu Marktpreisen an denselben in die Lage komme, seine Mit­­glieder unwohlfeil zu verpflegen, ohne Daß der Staat einen Nachteil davon hätte. Und ich kann schon darauf hinweisen, daß nahezu tausend Beamtenfamilie um 20 Prozent billiger, al die gewöhnlichen P­reise sind, verpflegt werden. (Al­­gemeine lebhafte Zustimmung.) Ich möchte Hier einen Umstand erwähnen, welchen ich c­en bei B Ver­­handlung über das Geset betreffend die Beamtenbezüge hätte anführen können. Es wurde damals gesagt, die Negierung stehe dem Soldjale der Beamten gleichgiltig gegenüber. Ich verweise darauf, daß ich für die Forstbeamten, die in das Gefeg nicht einbezogen worden sind, einen Fond schuf, aus welchem die Erziehung ihrer Kinder zum Zeil gedecht wird. (Allgemeine lebhafte Zu­­stimmung.) IH möchte nun, geehrtes Haus, von der Frage der Interessenvertretung sprechen. (Hört! Hört!) Er hat lange­ierige Kontroversen darüber gegeben, ob diese Frage im Wege der landwirtschaftlichen Vereine oder eines anderen Organs gelöst werden könne. Ich bin ein großer Freund der landwirtschaftlichen Vereine und anerkenne die Ersprießlichkeit ihres Wirkens. Sch kann auf den land­wirt­­schaftlichen Verein des Eisenburger Komitats verweisen, welcher vermöge seiner Mitgliederzahl und seiner ersprießlichen Thätigkeit wirklich Lobenswert ist. Da­­gegen giebt es zahlreiche andere landwirtschaftliche Vereine, welche den Sumpf ums Dasein sümpfen und dabei sich mit Fragen beschäftigen, welche das ganze Land angehen oder gar internationaler Natur sind. (Zustimmung links.) Dies ist kein gesunder Zustand. Doch kann s ich andererseits auf mehrere lebensfähige Komitate Hinweisen, in welchen ich volfswirtschaftliche Kommissionen und Leben vief, deren­­ Aufgabe es ist, die volfswirtschaftlichen Zustände ihres Komitates ex alse zu studieren, dem Komitat ein landwirtschaftliches Pro­­gramm auszuarbeiten (Beifall Yinks), zu beraten, in welcher Reihenfolge dieses Programm mit Berücksichtigung der respektiven Verhältnisse und Hilfsmittel zu realisieren wäre. Und ich kann sagen, daß diese Kommissionen auf dieser Basis nit nur zu Stande kamen und erfolgreich wirken, sondern es alle dahin brachten, daß sie die Interessenten des Komitats zur Votierung eines­­ Steuer­­zuschlages bewegen, der sie im Vereine mit dem durch die Regierung geleisteten Bufguffe in die Lage verlegt, ihre eigenen Sintereffen planmäßig und auf breiter Basis zu fördern. (Zustimmung Linke.) So glaube, daß diese Modalität im Vereine mit der Gründung totaler landwirtschaftlicher Kreise und mit der Einbeziehung — als Untergruppen — der Desonomen des Komitats diejenige ist, welche in der Gegenwart am meisten zwecdienlich erscheint, und welche später auch im­­­egislatorischen Wege ein­­führbar sein wird, wenn diese Frage im Vereine mit der­­ Verwaltungsreform en n Tagesordnung kommt. (Zustimmung Lin und auf der äußersten unten. Sc­hließlich wurde noc mehrseits das Feldpoli­zei-Defeg zur Sprache ge­­bracht. (Hört! Hört!) I) kann mit Freuden behaupten, daß das darüber Gesprochene eine offene Thür einrennen heißt. Sie belieben zu wissen, daß der Landez-Agricultur-Rat eben fest die bezügliche Vorlage verhandelt, so daß die­selbe binnen furzem dem geehrten Haufe wird vorgelegt werden können. (Bu­­stimmung auf der Lichten und äußersten Linken) Ob wir aber Zeit und Gelegenheit haben werden, diesen ein Bedürfnis bildenden, allseitig urgierten und etwa 120 Paragraphen umfassenden Gelegentwurf nächstens zu verhandeln — dies wird, meiner Unsicht nach, der P­aßstab des Gesundheitszustandes unserer parlamentarischen Verhältnisse sein. (Bustimmung rechts.) Ich will nun auch meinem geehrten Freunde Baron Gabriel Andreanity antworten, der darauf hingewiesen hat, daß zur Sanierung der landiwirtschaft­­lichen Uebel ein strenges Gefeg und eine strenge Durchführung desselben un­­vermeidlich sein werden. Ich glaube das an. Leider wird dies stets nur im allgemeinen betont, und wer es ft um die Details Handelt, werden Schwierig­­keiten gemacht. Nirgends ist die Bevölkerung der behördlichen Strenge gegenüber so unduldsam wie bei und. Zum Teil wohl mag dies berechtigt sein, weil so­ wohl die SKomitats- als sonstigen Administrativ-Organe nicht jene Garantien bieten, welche der Landwirt bei der Durchführung eines strengen Gesetes fordern dürfte, um gegen Chikanen gesichert zu sein. (Bestimmung.) Das ist ein förmlicher circulus vitiosus, vierseits fordert man Strenge, die man­­ aber nicht anwenden kann, bevor man durch die Verwaltungsreform verläßliche­rgane erhält, und die Verwaltungsreform kan­nit durchgeführt werden, ob die übrigen bisher gehörigen Fragen nicht erledigt sind. (Lebhafte Zustim­­mung rechts.) Die speziellen Vorschläge meines geehrten Freundes erstrecen sih auf die Beholzung des brachliegenden Gebietes und auf die Obstkultur. Hinsichtlich der ersteren kommen mir fast täglich Sagen zu, daß das Forstgeseh zu streng ist Hinsichtlich des Weidens. Sch muß gegen diesen Nilus kämpfen und die richtigen Dispositionen des Gejeges aufrechterhalten. Das Forstgejeg enthält eine Abhilfe durch die Bestimmung, daß jene brachliegenden Territorien welche das Nacharterrain schädigen künnen, beholzt werden müssen, wozu die Gemeinden noch nachbrüchlicher verpflichtet sind. Auch den Privaten zur Be­­holzung seines brachliegenden Terrains zu zwingen, wäre heute noch verfrüht, und kann hierauf der Staat nur indirekt einwirken. (Bestimmung.) Wir verteilen jährlich 12 bis 15 Millionen Leblinge, feen Prämien auf die Beholzung aus und haben sogar in einigen Gegenden, wo es, um ein Beispiel zu geben, am nötigsten war, selber die Beholzung durchgeführt. ALS im vorigen Jahre der Herr Abgeordnete sagte, daß in seinem Komitat die Gemeinden die Beholzung nicht durchführen können, der Staat möge das, so wie es in Preußen schon seit 80 Jahren geschieht, übernehmen, forderte ich IMMer RotfseQ Roman vonK­ Vollbrecht.—(7.Fortsetzung.) «Guido Ryneck,geboren den 3.Juni 1815,gestorben den 20.Januar 1860«,wie die weiße Marmortafel unter seinem Bildnis verkündete,war das einzige Kind seiner Eltern.Gleichwohl fehlte es ihm nicht an Gespielen,denn die Schwestern seines Vaters weilten mit ihren Söhnen oft auf Drochlowitz, und zwischen den drei Knaben Guido,Zdenko und Karl entspann sich das innigste Freundschaftsverhältnis.Niemand zweifelte,daß dasselbe fürs Leben Standhalten würde.Alle drei besuchten die Pagenschule.Dort geschah es, daß bei einem Ringkampf Karl Reichenburg,der sanfteste,aber auch der stärkste der drei Vettern,Guido so unglücklich zu Boden warf,daß derselbe nicht im­stande war,sich zu erheben.Er hatte eine Rückenmarkerschütterung erlitten. Aus dem blühenden Jüngling,der selbstverständlich für alle Zeit seinem Lieb­­lingswunsche,Offizier zu werden,entsagen mußte,war ein bejammernswerter Kranker gewor dem Jahre lang versuchten die berühmtesten Aerzte an ihm ihre Kunst,die sich ebenso hilflos erwies wie der Einfluß der vorzüglichsten Heile­quellen.Guido war verurteilt,sich zeitlebens auf Krücken zu stützen oder im Fahrstuhl von einem Raum in den andern bewegen zu lassen.Sein ehedem liebenswürdiger Charakter hatte unter diesem furchtbaren Geschick eine voll­­ständige Wandlung erfahren.Was er sonst liebte,haßte er fortan­ in erster Reihe den Urheber seiner Leiden.Vergebens versuchte der ganz niedergedrückte Karl bei dem Vetter Zutritt zu erlangen.Vergebens bat er ihn in zahllosen Brieer um Verzeihung.Er war entschlossen,seine militärische Laufbahn auf­­zugeben und sich ausschließlich Guidosflege und Gesellschaft zu widmen. Sein Antrag ward verhöhnt und des Himmels Fluch auf in herabbeschworen. Auf Drochlowitz führte der verbitterte Kranke fortan das Leben eines Anachoreten.Seine Freunde von ehedem,die ihn mitleidserfüllt aufsuchten, verscheuchte er durch seine Reizbarkeit und seine mit Hohn geäußerten Zweifel ,an der Lauterkeit ihrer Gesinnung.Auch Zdenko hatte unter dem Menschenhaß des Unglücklichen manche unfrohe Begegnung zu ertragen Da ihm ein ober­­fächlicher Sinn nicht abzusprechen war, und Lebensgenuß dm als das höchste Süch des Daseins erschien, so fügte er sich der traurigen Pflicht, dem Vetter zuweilen zu schreiben, um gleichzeitig mit dessen reichen Einkünften in Kühlung zu bleiben. Der Retter bezahlte auch regelmäßig Graf Slanstyg Schulden. Die Briefe, welche diese nicht unbeträchtlichen Geldsummen zu begleiten pflegten, übergab Zdenko seinem Kammerdiener ungelesen, mit dem striften Befehle, ihm daraus nur dasjenige mitzuteilen, was eine Antwort erfordere, die Ermahnungen und weisen Lebensregeln aber für sich zu behalten. Karl Reichenburg hatte sich inzwischen verheiratet und noch einmal einen Versuch der Annäherung gewagt, als ihm ein Sohn geboren ward. Er bat den Vetter, Pathenstelle bei dem Kinde zu übernehmen und den alten Haß doch endlich zu vergessen. Eine hämische Ablehnung war die Ermiderung. Später wagte Karl, in gerechtem Vaterstolz, dem erbitterten tanken die Pho­­tographie des einen Adalbert zu senden. Dieselbe kam ohne eine Bemerkung zu uüc. fortan war im Hause Graf Neid­enburgs die Erinnerung an Guido Nyned ausgelöscht. Graf Ryned hatte, beinahe zur nämlichen Zeit, als er die Pathenschaft bei dem Sohne Karls abgelehnt, dieselbe bei dem Erstgeborenen des Grafen Wolfsed zu übernehmen zugesagt. Wolfsek war der einzige Gutsnachbar, mit welchem er einen schwachen Verkehr unterhielt. Graf Wolfreds Feinde hielten an der Ansicht fest, dieser hege den Wunsch, eine seiner Schwestern, Claudine oder Sitte, mit Guido zu vermählen und auf diese Weise einer Sorge über­­hoben zu werden. In Wirklichkeit hatte seine der Comtessen jemals Aussicht, Schloßfrau auf Drohloch zu werden. Claudine fand sein Gehör mit ihren sanften Trostsprüchen, und wenn die damals wirklich noch sehr jugendliche Sitta die Hand auf seinen Rollstuhl legte, dann versicherte ihr der Graf in seiner Höflichen, aber entschiedenen Weise, sein Kammerdiener verstehe Die Art seiner Weiterbeförderung doch am vorzüglichsten. Ein Stern, Hell und strahlend, durchbrach bei­ der Taufe des Heinen Ferry plöglich die Nacht des Trübsinns, welche den Heren dr. Drodlowikh in ihrem Bann hielt. Er verliebte fr­­eidenschaftlich in die reizende Schwester der Gräfin Wolfsed, die zu kurzem Besuch erschienen war. Er­ war sofort entschlossen, Baronesse Zini seine Hand anzutragen. Da er in­ seinen Ansichten über das weibliche Geschlecht vollständig mit Schopenhauer übereinstimmte, so verursachte der Umstand, daß er ein erbarmungswürdiger ‚Kranker sei, ihm seinerlei Be­­denken. Er wußte, welch’ hohen Namen, welch’ glänzendes Befigtum er seiner Braut zu Füßen zu legen vermochte, und zweifelte seinen Augendlich an Tinig Bufage. Diese sich zu sichern, zögerte er noch. Holenko bewugte einen längeren Urlaub, um der Jagd einmal gründlich auf Guidos ausgedehnten Ländereien abzuliegen. Bald ward er auch in Wolfsed ein gern willkommen geheißener Gast. Grämlich ließ Graf Guido es geschehen, daß der junge Offizier ihm täglicher Begleiter nach dem Schlosfe wurde. Eifersüchtig mußte er es mit ansehen, wie jener auf feurigem Renner die Rampe hinanstürmte, so vom Pferde schwang. die heitere Gesellschaft bes grüßte, die für den im Wagen nachfolgenden Unglücklichen nichts anderes hatte, als bedauernde Blide und Worte. Und dennoch hatte die eigene Leiden­­schaft ihn blind gemacht gegen das schwerste Unheil, welches ihn bedrohte. Eines Tages teilte Zdenko seinem Wetter, als dessen Erben er sich be­­trachtete, mit, daß er si mit der reizenden Zins verlobt habe. Zwar sei sein Einkommen gering, doch stehe ein Avancement ihm bevor. Da Tini ihn liebe und Better Guido dem Bund seinen Segen zweifellos nicht vorenthalten werde — so — — Ein unartikulierter Ton hieß den jungen Offizier schweigen. Verlunfen in seine Bukunftsträume hatte er während der Enthüllung derselben dem Sutzheren seine Auf­erksamkeit geschenkt. Ein einziger Bli auf ihn ver­­ießte ihn nunmehr mitten in die Wirklichkeit. Der Graf war mit verzerrtem Untlig in seinen Armstuhl zurückgejunfen. Sein Körper bebte. Schaum trat auf seine Lippen, und mit Blicen, welche von nichts anderem dem­ glühenden Haß sprachen, und mit frampfhaft zuhenden Händen deutete er nach der Thür. Boi Guidos Augen zerriß der Schleier — dem Ahnungslosen eröffnete sich plöglich der Blick in den Grafen geheimstes Empfinden. Er versuchte, dem Franken beizustehen, beteuerte seine Ergebenheit, jedoch der Unglücklichen Sugrimm ward hierdurch nur gesteigert. Auf sein Glockenzeichen stürzte die Dienerschaft herbei, Zoento blieb nur übrig, sie zurückzuziehen. Der Sekretär des Grafen überbrachte ihm unverzüglich danach den Bef­­ehl, Drolowig zu verlassen. Er fügte sich, doch, niemals gewohnt, seine Wünsche zum Beten eines anderen aufzugeben, und in seiner heiteren Zur |

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