Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. August (Jahrgang 20, nr. 5970-5996)

1893-08-05 / nr. 5974

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Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Dannen­berg, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmoniezeile l oftet beim einmaligen Einrücen 7 kr., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1893 z­­­u Ruhe. Die romänische Nationalkonferenz ist vorüber und Die wertöse Unruhe, mit der die Ereignisse und Besschlüsse vom 23. und 24. Juli erwartet wurden, scheint allmählich zu weichen. Aber Ruhe ist doch noch nicht eingeführt. Der Schuß, der in dem Heinen Torda fiel, hat weites Echo gefunden und läßt die Tage der Konferenz nicht sobald vergessen. a, e3 macht sie gerade durch dieses Nachspiel in Torda eine Gereiztheit in Ungarn geltend, die, noch durch anderweitige Nahrung gesteigert, immer größere Dimensionen annehmen wir so daß man mit Wehmut an die Lieblichkeit des Wortes, das vor diesen Beilen steht, erinnert wird. Zugleich wird in vielen der Gedanke aufsteigen, es sei besser, Politik mit kaltem Blut zu machen. Denn aufbrausende Leiden­­schaftlichkeit ist am und für sich gefährlich, aber geradezu verderblich ist sie in der Bolität. Und besonders in Ungarn, besonders in den Fragen, die jo eigenartiger Natur sind. Hat es doc den Anschein, als ob die gegenseitige Erbitterung von Völkern und Ländern, die mit­einander offenen Krieg führen, matt und ihm wac­hei im Vergleich zu der Erbitterung der Nationalitäten, die sprachlich und moralisch getrennt, aber örtlich vermischt sind, wie die Magyaren und die anderen Nationalitäten. Hat er doc den Anschein, wie wenn diese schon vorhandene hochgradige Erbitterung nicht nur nicht gemindert, sondern mit allerlei Mitteln auch fünftlich gesteigert würde. Sa, die Behauptung und der Wunsch, er möge an Stelle der Gereiztheit Mäßigung, an Stelle der Leidenschaftlichkeit Objektivität treten, wird von den Tagen der K­onferenz bis auf die Testen nationalen Bestrebungen des dominierenden Volkes mehr als berechtigt. Was haben wir nicht alles gesehen und ergeben müssen in dem Kurzen Raume einer Woche? Wir haben bemerkt, wie die Romänenkonferenz Begeiste­­rung gezeugt und Besorgnis erregt hat, wie sie glimmendes Feuer angefacht und große Erbitterung noch größer gemacht hat, wir haben es erlebt, daß Ummahrheit und beabsichtigte Verdrehung von That­sachen Srrtümer gefördert haben, die blutige Vergeltung gefunden haben, und wir erleben sei eine Agitation, die über das ganze Land sich auszubreiten beginnt und recht geeignet ist, Besorgnis zu erregen, denn es handelt sich um einen Krieg gegen Maßregeln, die durch bisherigen Gebrauch seit dem Aus­­gleich und auch ihn als gerechtfertigt und heilsam gegolten haben. Ist es da nicht notwendig, einmal Rundschau zu halten und diese ver­­schiedenen Momente der treibenden Bewegung zu betrachten? Weüffen nicht auch unsere publizistischen Organe es sich angelegen sein Tasfen, die mannigfaltigen Erscheinungen zu wü­rdigen ? Die Nationalitätenfrage in Ungarn — auch in Oesterreich — das eigent­­liche Kind der Revolution von 1848, ist zu bedenklicher Größe ange­wachsen. Als er auf die Welt kam, ahnte man wohl nicht, welches Geschhc es erleben werde und wie es die anderen Geschicke gestalten werde. Anfangs ungebeidig und schreierisch, zerstörend und verwüstend, in den acht- und neunundvierziger Jahren, dann unter äußeren Umständen von allen Krankheiten der Kindheit heimgesucht und geschwächt, tränkelnd und fast ersterbend, in den fünfziger Jahren, nachher wieder wachsend und nach einiger Erholung anfangend, in ursprünglicher und nachdrücklicher Kraft um sich zu greifen, alles andere in seinen Wirbel zu reißen, alle anderen Interessen in seinen Wirkungskreis hineinzugeh­en, in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren, und jegt ein Koloß, der alles erdrüht und ersticht, wahrlich, ein merkwürdige Geschich. So gewiß, diese Frage herrscht Heute in Ungarn auf jedem Gebiet. Wir stehen heute im milden Trubel dieser Macht und sobald werden wir nicht aus ihr herauskommen. Ein englischer Geschichtsschreiber regt aus der Erfahrung seines eigenen Volkes den Beitraum von etwa hundert Jahren fest, in dem die Beseitigung der erbittert geführten Nationalitätenfrage erfolgt sei. Wir haben bis jegt nur noch die Hälfte des angegebenen Zeitraumes jehen künnen; nach dieser Rechnung stünden also noch­ viele Stadien dieses Progesses vor uns. Der englische Historiker zeigt, daß in seinem Land der Kampf zwischen Normannen und Angelfahren so tief und schwer und bitter geführt wurde,­­wie nachher und gleichzeitig in seinem anderen Land. Er sagt, daß er in der Zeit Richards I. die gewöhnliche Verwünschung eines normannischen Edelmannes war: „Mag ich zum Engländer werden!” Er führt an, daß seine gewöhnliche Form einer unmilligen Weigerung war: „Haltet ihr mich für einen Engländer ?“ Wenn dieser Historiker noch lebte, so würde er vielleicht bei Erforschung unserer ungarischen Verhältnisse jagen, auch in diesem Land wird der Kampf mit aller Kraft und Wildheit geführt. Und wenn er noch lebte und die selten Vorgänge vor und seit der Hermannstädter Konferenz betrachtet hätte, so würde er zur Heberzeugung kommen, daß die englischen Kämpfe des 12. und 13. Jahrhunderts in Ungarn jegt mit aller Wucht gekämpft werden. Bir Sahsen willen aus einem beinahe 30jährigen Krieg, mit welchen Waffen die Herrschende Nation kämpft und wie eine Minorität, die zudem nicht immer einig war, zulest an die Wand gedrückt werden kann. ‚ Die Rumänen glauben, daß ihnen die Zukunft gehöre. Dieser Glaube hat es bei der opferfreudigsten Hingabe des Einzelnen an diese Idee bewirkt, daß aus ursprünglicher Zersplitterung immer größere und zielberwußtere Einigung gefördert wurde. Diese findet ihren prägnantesten Ausdruch in dem Dominieren des Blattes, das vor kurzer Zeit entstanden ist, jeit als mächtigstes Organ der romänischen Frage betrachtet werden muß, der „tribuna“. Ihrem Einfluß ist die Einigung, die legte Konferenz der Romänen, zuzuschreiben. Das ist nicht zu verkem­en, wenn es auch die hauptstädtischen Blätter in Frage stellen. Ja, der Umstand, daß es bezweifelt wird, ist Beweis, wie die wahre Sachlage mangelhaft aufgefaßt wird. Umd dieser Sat ist aus mehr als einem Punkt zu bestättigen. Die Berichte über die Konferenz geben am besten die Betätigung. Zuerst glaubte man nämlich, die Romänen würden eine Demonstration im Sinne von Veranstaltungen des hellblütigsten Temperamentes begehen wollen. Daher kamen die Unwahrheiten in der Presse über Tumulte und Wirtshausszenen, die nachher dementiert werden mußten. In einem Falle kam allerdinge da Dementi zu spät: in Torda trug die Unmahrheit einen Lohn, der gewiß von seinem ruhig Denkenden gebilligt werden kann. Zwar giebt er auch solche, die das DVors­tehen des Tordaer Pübels billigen, die es für recht ansehen, daß auf ein unmahres Gerücht Ansammlungen zu Tumulten und Rnhertörungen und Ver­­anstaltungen der Ge­waltthätigkeit zu­stande kommen. Leider, kann man sagen, finden sich solche Urteile auch. Ob sie sich aber nicht gleich weit von der Öffentlichen­ Dioral entfernen, wie sie des richtigen politischen Taftes entbehren Und ob nicht dem Berichterstatter, auf dessen Unwahrheit Blut getroffen ist, etwas von dem Wort in die Seele fallen wird: Weh’ dem, der Lügt! zwar giebt es auch solche, die die Ausschreitungen des Tordaer Pöbels — dumme Streiche nennen. Wahrlich, man sollte meinen, daß sie mit einem anderen Wort besser bezeichnet werden könnten. Und wenn die Domänen, als die schwächern, auf ihrer Versammlung der Behörde seine Veranlassung zu ernstlicherem Einschreiten gaben, um wie viel unmürdiger war es, wenn die Magyaren, die stärkeren, die die Staatsgewalt haben, sich solcher Au­­­mwüchse und Vergehen schuldig machen, die das Geset herausfordern und das F­austrecht statuieren. Aber abgesehen von diesen im voraus gefaßten und deshalb falschen Urteilen über die Konferenz zeigte sich bald darauf in den Berichten über die Versammlung selbst, wie wenig die öffentliche Meinung Ungarns über die Bedeutung der Romänenfrage im Hafen war, 3 erschien nämlich den Hauptstädtischen Blättern gut, einen Gegenfaß, eine Spaltung unter den Romänen dahin auszubeuten, daß man sagte, die gemäßigten Elemente unter Mocsonyis Führung hätten einen Sieg über die Radikalen davongetragen, und daraus glaubte man einen Trost zu finden und die Bedeutung der Konferenz ab ihm wäschen zu können, er Trost war zu schnell geholt und die Schlup­­ffung sollte beweisen, daß das Naisonnement falsch war. Denn weit davon entfernt, daß jene gemäßigte Partei etivad an den endgültigen Beischlüssen hätte ändern künnen, mußte sie erkennen, daß ihr Einfluß unter dem romänischen Volke ziemlich minderwertig war. Und so stellt si auch nach dieser Seite die Bersammlung als eine große Demonstration dar, was ein Berichterstatter nachher auch ziemlich unverblümt eingestand. Er sagte, er sei nicht zu entsprechend, wenn ungarische Politiker, die die Domänen nur aus der Ferne fennen, im Parlament nur schöne Reden über die Nationalitätenfrage zu halten oder schwungvolle Leitartikel zu schreiben pflegten, und er fügt Hinzu, er sei für diesseiben Politiker ein großer Fehler, daß sie solche Gelegenheiten aus Bequemlichkeit oder aus einem Vorurteil versäumten, einer wichtigen Frage ordentlich ins Gesicht zu hauen. Derselbe Publizist nennt die romanische Frage die Achillesferse der ungarischen Politik, und indem er auf die steigende Intelligenz der Rumänen, auf ihre große Opferwilligkeit und­­Zähigkeit und auf ihren unumstößlichen Glauben an ihre Zukunft hinweist, findet er, daß die nationale Frage für Ungarn die gefährlichste, vermundbarste Stelle sei. Wie ganz ander nimmt sich Dieses nachträgliche Urteil des „Eggetertes“, der den maßgebenden Politikern ruhige und objektive Betrachtung empfiehlt, neben dem chauvinistischen Janhagel der übrigen Presse aus, der es am be­­quemsten findet, nur dreinzuschlagen, der es billigt, daß den Nomänen aufge­­lauert wird, daß sie verhöhnt und beschimpft werden, und dem ed nicht recht, ist, daß die Behörde — in Torda — die Angegriffenen fhüßt. Gewiß, was Not thut, das ist Ruhe und ruhige Erwägung.) Senes besonnene Urteil des Berichterstatters sollte, wie wir meinen, nicht ungehört verhalten. Und wenn wir diesen Wunsch aussprechen, so mag er, da er uns sehr darauf ankommt, daß man uns nicht schlecht verstehe, auch einigermaßen genauer firiert werden. Wir wünschen, daß es dem Staat erspart bleibe, nur dem Kampf mit den Nationalitäten allein zu leben. Dieser Kampf zersplittert, anstatt zu einigen; er schwäc­ht, anstatt zu stärken; er zerstört, was als Bollwerk von Eugen Männern aufgebaut war; er greift an, was vom „Weifen der Nation” aufgerichtet wurde; er stürmt gegen eine gute Maßregel besonnener Bolitis, die im Jahre 1868 nicht des­­halb inauguriert wurde, damit sie in so kurzer Zeit lahmgelegt werde. Wir meinen, daß nur die gerechte und würdige Ausführung de Geieges über die Gleichberechtigung der Nationalitäten dem Staate zum Segen gereichen wird. Und daß dieses geschehe, müssen auch wir aussprechen, ebenso wie wir als einziges Mittel zu dieser dringenden Aufgabe und ihrer Lösung erkennen: ruhige Anwendung der vom Gefäß ge­­botenen Mittel. ? Politische Uebersicht. Hermannstadt, 4. August Die Blätter Haben seinerzeit berichtet, daß der Minister des Iunern dem Dr. Geza Kodtenffy für dessen Broschüre, in deren einem Pafsus die Notwendigkeit der gewaltsamen Magyarisierung der Nationalitäten prok­lamiert wird, „die volle Anerkennung“ ausgesprochen hat. Nun nahm die Prager „Bolitit” in einem Leitartikel davon Ab­ und folgert daraus, daß der ungarische Minister des Innern und die ungarische Regierung „ci offen zu den haarsträubenden brutalen Prinzipien der Nationalitätenpolitik diesed Kernmaghyaren befannt haben.” Hiezu bemerkt der „Pester Lloyd“: „Wir sind in der Lage, die inkriminierte Thatsache selbst als vollkommen aus der Luft gegriffen bezeichnen zu können und daher an alle daran ge­­knüpften Folgerungen. E 3 ist dem Dem­ister des Innern überhaupt nicht ein­­gefallen, dem Dr. Kostensky seine volle Anerkennung auszusprechen. Herr dr. Hieronymi pflegt nur als höflicher Mensch für die Aufmerksamkeit zu danken, wenn jemand ihm ein Buch oder ein anderes Zeichen der Erinnerung ein­­sendet. Um nun der Obergespan des Neutraer Komitates ihm das Buch Rostenskis unterbreitete, sprach der Minister siefür seinen Dank aus, ohne aber den Inhalt des Buches zu billigen oder zu mißbilligen. Aus diesem Urt einfacher Höflichkeit kann nur ein böser Wille Folgerungen ziehen, wie Dies die „Volitit“ und die Anhänger Ratius thun. Wir glauben, daß man si dadurch, wenn man für die Einsendung eines Buches dankt, noch nicht mit dem Subalte desselben identifiziert und auch für das, was in dem Buch ent­­halten ist, seine Verantwortung übernimmt. Wie wir Herrn vd. Hieronymi kennen, glauben wir mit Bestimmtheit annehmen zu dürfen, daß er auch Benilleton, Bon der Kehrseite, Roman von Walter Besant und James Nice. Autorisierte deutsche Uebertragung, (42. Fortlegung.) geweint hat.“ „Armes Kind! Armes Kind!” „Denke auch an mic! Denke an meine ruinierten Aussichten, wenn du nicht zurückkommst. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob Mr. Augustus mich in das Geschäft aufnehmen wird.“ „Nun, das wird er wohl thun, wenigstend glaube und Hoffe ich es. Aber zurückzufehren ist für mich eben unmöglich, Nikolas. Du Hast mich ger­funden. Ich werde einen andern Ort aufsuchen, damit mich nicht auch­ andere finden, Du aber mußt das Geheimnis bewahren.“ „So will er bewahren, wenn du mir versprichst, mich immer wissen zu lasen, wo ich dich finden kann. Ich werde dann immer an dich schreiben, und ich sage dir, Onkel, — Herr des Himmels! ein Spaß soll das werden, — ein Spaß! — Ic habe dir von Stephen noch nichts erzählt?“ „Nein. Was weißt du von Stephen zu erzählen ?“ Anthony horchte neugierig auf. „Er — nun, zuerst kam er nach Clepham und blieb dort wohnen und machte sich’s bequem, rauchte deine Zigarren im Studierzimmer, schlief in deinem Bett und nahm deinen Plag bei Tilde ein. DO, und die Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit zu Anfang! „Meine arme Aion! Mein armes Kind ! Meine liebe Flora!“ und zu mir: „Nikoläschen, mein Zunge, — Nikoläschen, mein Sohn,” so ging es den ganzen Tag, bis wir fast anfingen, den Onker Stephen für einen seelenguten Kerl zu halten. Aber es sollte bald anders kommen. Ganz prößlich zieht er andere Saiten auf. Zuerst heißt er mich und meine gute Alte uns paden und aus dem Hause scheren; dann wird er ganz und gar toll und sagt Alison, sie wäre gar nicht die Erbin, weil du niemals verheiratet ge­wesen wärst.“ „Was?“ rief Anthony, dem bei diesen Worten das Blut zu Gesicht ge­­stiegen war. „Sei nur ruhig, es kommt noch besser. Er geht also zu den Vettern und erklärt ihnen, er — Onkel Stephen — sei der rechtmäßige Erbe des ganzen Vermögens, und dann geht er ans Gericht. Aber da kam er schon an. „Rein, mein Lieber, so schnell geht das nicht,“ sagte der Richter, — ein ver» ständiger Mann, nicht wahr? 3 wäre noch gar nicht bewiesen, daß da tot wärst, sondern vielleicht nur vo­n bisschen verschwunden. Das Vermögen, sagt er, gehört vorläufig Alison, bis unswiderleglich bewiesen wird, erstens, daß du wirklich und wahrhaftig tot bist, und zweitens, daß Alifon nicht die Erbin it, — und alle Welt weiß doch und hat doch immer gewußt, daß sie’ ist.“ „Er versuchte, Alifon ihr Erbe zu rauben!“ murmelte Anthony, den diese Nachricht völlig außer Fassung gebracht zu haben schien. „Der Schurke!“ „Du siehst also, Onkel, wir sind in einer hübschen femme gewesen. Hast wahrseinlich gar nicht gedacht, daß so etwas dabei herauskommen könnte, wie? Aber was­­ soll nun geschehen ?“ „Ich wünsche, antwortete Anthony, dem Knaben, seine Hände auf die Schultern legend. „Wirst du mir versprechen, mich nicht zu verraten ?” „Ich gelobe es dir, Onkel, unter zwei Bedingungen, die ich dir gleich aufzählen werde. Du wirst doch nicht zugeben wollen, daß Alison all­ das Geld vor der Nase weggenommen wird .“ „Nein, in der That nit. Das ist das einzige, das einzige, was mich veranlassen könnte, aus meiner Verborgenheit hervorzutreten.“ De also auch geschehen möge, in diesem Falle willst du zurüdk­­ehren .“ „In diesem Falle kehre ich zurück.“ Nikolay atmete erleichtert auf. Mehr konnte er vor der Hand nicht vers­­angen. Alison war also auf alle Fälle gesichert. Die hellen Augen unter den langen, weißen Wimpern glänzten vor Vergnügen. „Run gut, Onkel, dann verstehen wir uns beide. Wenn die Sache schief geht, kommst du im rechten Augenblick zum Vorschein und macht Stephen und all seine Hinterlist mit einem Sclage zunichte. Aber, was ich sagen wollte, warum milst du mich nicht wissen Lassen, wo dur dich verheiratet hast ? — nur der Neugierde halber, und weil wir doch einmal beide zusammen das­­selbe Spiel spielen.” „Rein, Nikolad, das bekommst du von mir nicht zu erfahren, übrigens Zeit, daß du gehsst.“ „Run, wenn du mir doch nicht geflehen wirft, dann wird mir wohl weiter nichts übrig bleiben.” Er feßte fi langsam den Hut auf. „Doch wo eind, Onkel, Du hast mir zwar versproc­hen, im rechten Augenblick, gerade wenn Stephen schon alles in der Tas­che zu Haben glaubt, zum Borschein zu kommen; das genügt mir auf­soweit; aber melche Sicherheit Habe ich, daß du dich nicht sofort wieder aus dem Staube macht, sobald ich dich aus den Augen gelassen habe?“ „Io habe dir ja mein Geheimnis anvertraut; ist dir das nicht genug ?“ „Das? Nein, Onkel Anthony, und zwar einfach deshalb nicht, weil du mir dein Geheimnis gar nicht anvertraut hast. Ich selbst habe es ja entdeckt; du konntest es aber nicht ändern.“ „Run, und?“ unterbrach ihn Anthony ungeduldig. „Run denn, meine Bedingungen. Ich bewahre sorgfältig dein Geheimnis, wenn du mir zweierlei versprichst. Erstiich einmal,­­ mache dich nicht wieder aus dem Glaube.” „So verspreche dir, das nicht zu thun, wenn du mir nicht Grund zum E3 ist Verdacht giebt.“ „Bweit eng, wenn du zurückkommst, — und du kommst. zurüc, denn mit Unter Stephen kann das nicht länger so gehen, — also, wenn du zurück­­kommsst, nimmst du mich ins Geschäft auf. Ich kenne in der Welt sein höheres Bier, als dereinst Teilhaber der Firma zu werden; natürlich nicht gleich, ver­­steht ji; ich will gern von der Eife auf dienen; aber ich möchte doch wenigstens die Augssccht auf Erfüllung meines Wunsches haben.” „Mein Lieber Junge,” verlebte Anthony, und seine Augen wurden feucht, als er seine Hände auf die Schultern des Knaben legte, „ich werde dir diese Aussicht wohl nicht geben künnen; denn ich werde ja doch nicht zurückkehren.“ „Bersprich es mir nur, Onkel.“ , . »Nun gut,ich verspreche es dir sücr den Fall daß ich zurückkehre.« ,,Das genügt vollständig,«erklärte Nikolas,wieder in seine mutwillige Redeweise erfüllend.»Mancher andere würde zwar argwöhnischer sein als ich „Denke an Alison, Onkel, — denke, wie sie si die Augen aus­­v­­ich Könnte die trauen, Nikolas,*

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