Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. November (Jahrgang 20, nr. 6049-6068)

1893-11-01 / nr. 6049

f, Redaßiionundxidministraiion Heltauergasse23. scheint mit zugunyme der auf onst-und flieht-sage folgenden Sioheniaee täglich. Abonnement für Hermannfindt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 Er., Halb­ jährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. in Zustellung in’s Haus, mit Zustellung 1 fL..3 fl. 6 fl., 12 fl. «5bon·nement mit zyofl versendunzp Für das Inland: Vierteljährig 3 fl. 50 fl., Halbjährig 7 fl., ganz­­jährig ü fl. Für das Ausland: ee TRAM. oder 10 Fred., albjährig 14 AM. oder 20 ganzjährig 28 AM. oder­­ 3. Eine einzelne Nummer kostet 5 fl. d. W. Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Nr. 6049, AX. Jahrgang - Siebenbürgisch-Deutsches­ageblatt, ‚Hermannstadt, Mittwoch 1. November . r Prorumerctionen und Inserate Korstejsen außer dem Hauptbutean, Heltauet« gaffe Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein , Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Dannen­berg, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Infertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile tostet beim einmaligen Einladen 7 kr., das zweite» mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. 5. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1893 Korpskommandant und G. d. &. Anton Freiherr ». SHzveteney T. Heute verkünden die von den öffentlichen Gebäuden awehenden Trauer­­fahnen den Tod des obersten Befehlshabers aller in Siebenbürgen diplozierten Truppen der f. u. I. Armee. Se, Exzellenz der Korpskommandant und General der Kavallerie Anton Breiherr e dv. Szpeteney weilt nicht mehr unter den Lebenden. Mit Szveteney ist einer der bewährtesten Heerführer und vertrauend­­mwürdigsten Räte Sr. Majestät aus dem Leben geschieden. Denn der Bosten eines Korpskommandanten in Siebenbürgen wurde und wird stets nur solchen Generalen verliehen, die sich durch Rat und That besondere Verdienste um das Heerwesen erworben haben, und da dieses hohe Amt überdies einen nicht gewöhnlichen Takt für das gesellschaftliche Leben erfordert, pflegt der oberste Kriegsherr den Korontanhilfeibeh General von Siebenbürgen aus der Reihe der Tüchtigsten auszuwählen. Die Vorgänger des veremwigten Korpskomman­­danten: Freiherr von Ringelsheim, Baron Appel, Freiherr dr. Bauer und Freiherr v. Schönfeld gehörten und gehören zum Teile noch zu den hervorragendsten Generalen der Armee. E 3 würde den Rahmen dieses Blattes weit überschreiten, auch müßte es durch eine berufenere Feder geschehen, wenn wir hier Szveteneys Fähigkeiten und Leistungen als Heerführer würdigen wollten. Es ist indessen allgemein bekannt, daß dem verstorbenen Korpskommandanten mit vollem Recht in allen Fragen der taktischen und administrativen Armeeleitung gründliches Willen, Fertigkeit, Takt und vor allem die den Feldherrn auszeichnende Ruhe und Besonnenheit zuerkannt wurden. Wer den verewigten General auf dem Epgerzierfeld gesehen hat, dem mußten sie diese Hervorstehenden Merkmale seiner militärischen Persönlichkeit aufdrängen, darum verbreitete auch sein Erscheinen nicht jene Bestürzung und Unruhe, wie sie so oft bei der Anwesenheit hoher Vorgejegter sich unangenehm geltend macht, sondern Szveteneys wohltauende Ruhe und das Wohl­wollen gegen Hoch und Niedrig — das aber niemand den Ernst und die Strenge des Dienstes beeinträchtigte — übertrugen sich auf alle, die sich seiner strengen, aber gerechten Prüfung zu unterziehen hatten. Jeder fügte b­ei den Aus­ordnungen bdieses Vorgesehen gerne, denn er wußte, daß seine Anleitungen und Befehle nicht der Ausflug momentaner Aufwallungen und des eitlen Bes­dürfnisses Ausstellungen zu machen waren, sondern das Resultat gründlicher und ruhiger sachlicher Erwägungen. Sein scharfer soldatischer El war stets auf das Wesen, auf den Kern und nicht auf den trügerischer Schein der Sache gerichtet und durch die schlichte aber treffende Art, wie Syeteney tadelte und lobte, war er stets aneifernd und ermutigend und man folgte ihm gerne, denn er ging seinen Untergebenen in der Treue der Pflichterfüllung als leuchtendes Beispiel voran. » In unserer Stadt hat das Ableben des Korpskommandanten Freiherrn v.Szveteney allenthalben tiefe Teilnahme hervorgerufen.Denn der Ver­­storbene erfreute sich überall großer Hochachtung und warmer Sympathien,die­­ ihm sein biederer offener Charakter,seine humane Güte und Leutseligkeit im Fluge erworben hatten.In den mehr als für Jahren seines Korpskommandos ist auf dem Gebiet der Militärbauten besonders viel geschehen Sind doch in dieser Zeit das Korpskommando·m Kanzleigebäude,die Train und Jägerkaserne aufgeführt worden und ihm verdankt die Garnison auch den schönen,die Erlen­­promenade und den Jungenwald entlangführenden Reitsteg.Seinen Lieblings­­wunsch,dem Kasino in den Räumlichkeiten des neu zu errichtenden Sparkassa­­gebäudes ein neues Heim zu schaffen, hat Szveteney Teider nicht in Erfüllung gehen sehen. Ein reges Interesse brachte Freiherr dr. Szveteney allen Hygie­­nischen Fragen entgegen und er war stets bereit, mit emsiger Thatkraft ges­­undheitlichen Sortischritt in die That umzusehen, besonders wo es sich um das Wohl der Mannschaft handelte. Das sind bleibende Verdienste des verewigten Korpskommandanten, und er gereicht ihm nicht weniger zum Verdienst und zur Bierde, daß er es ver­­standen hat, mit seinem Taste das gute Einvernehmen zwischen Zivilbehörden und Körperschaften und dem Militär aufrecht zu erhalten und zu fertigen. Diesen Eigenschaften Szvetenegg war es mitzuzuschreiben, daß seine Pläne und Anregungen immer auf Einverständnis und Förderung rechnen durften. So bescheiden und anspruchslos der Korpskommandant für seine eigene Person war, mußte er die sozialen Pflichten, die ihm sein Hohes Amt auf­­erlegten, in vollem Umfange zu erfüllen. Sein Haus war, besonders da seine Familie noch in Hermannstadt meilte, öfter die Stätte vornehmer Geselligkeit und wer in engerem Breise der Gast de&­­Vereidigten gewesen ist, der wird von der schlichten und doch so gewinnenden Persönlichkeit des Hausherren gewiß einen Dauernd­ympathischen Eindruck Hinterlassen haben. Aber auch die vielen anderen, die gewohnt waren, den Gneral täglich um die­ bestimmte Stunde „unter den Erlen“ zu begegnen und den Storps­­foommandanten nur vom Hörensagen rannten, werden ihn nicht ohne Herzliche Teilnahme vermissen, denn Freiherr dr. Szoeteney war einer der populärsten Generale, die in unserer Stadt gelebt haben. Bei allen denen aber, die dem tapferen und ausgezeichneten Offizier und dem edelsinnigen Menschen im Leben näher getreten sind, wird sein Anz­denken in Ehren bleiben. Wir fügen die Biographie des verstorbenen Korpskomm­andanten hier an, General der Kavallerie Szueteney, zu Tarnopol am 5. Dezember 1831 geboren, kam am 22. September 1843 in die Neustädter Militär- Akademie, wurde am 1. August 1849 als Lieutenant m. ©. zum Infanterier-­egiment Nr. 33 ausgemustert, machte den Feldzug in Mittel-italien mit und rückte am 1. Mai 1852 zum Lieutenant 1. Mafre, nach absolvierter Kriegsschule am 16. Mai 1855 zum Oberlieutenant, am 29. März 1857 zum Hauptmann 2. Klasse im Generalstabe vor. Am 8. April 1859 zum­ Hauptmann 1. Klasse ernannt, nahm er an dem italienischen Feldzuge von 1859 teil, am 9. Mai 1866 wurde er Major im Korps, am 28. Oktober 1868 Oberstlieutenant, am 20. Januar 1859­ erhielt er­ die­ Einteilung­ in die königl. ungarische Landwehr-Kavallerie als Adjutant beim Ober-Kommando, worauf am 1. Februar 1870 seine Ueberlegung zu Radegky-Hußaren Nr. 5 unter gleichzeitiger aller» höchster Anerkennung für seine ersprießlichen Dienste bei der königl. ungarischen Landwehr-Kavallerie stattfand. Am 26. Dezember 1871 zum Kommandanten des Hußaren-Regiments Nr. 11 und am 31. Oktober 1872 zum Obersten ernannt, wurde er am 1. Oktober 1873 mit den Diensten des Generalstabs­­chefs beim General-Kommando zu Graz betraut und in gleicher Eigenschaft am 26. November 1874 zum General-Kommando nach Wien überlegt. Am 9. Februar 1876 in das neu zu formierende Generalstabskorps eingeteilt, er­folge am 16. Oktober 1877 seine Ernennung zum K­ommandanten der 8. Kavallerie-Brigade, und wurde ihm am 31. Oktober für die als General­­stabschef geleisteten sehr ersprießlichen Dienste der Orden der Eisernen Krone 3. Klasse verliehen. Am 15. September 1878 zum Generalmajor befördert, erhielt er am 29. Januar 1879 die Berufung in das Reichs-Kriegs-Mini­­sterium als Chef des Präsidial-Bureaus, am 26. November 1882 wurde er für die in dieser Anstellung geleisteten ausgezeichneten Dienste mit dem Orden der Eisernen Krone 2. Klafse belohnt und im folgenden Jahre statutengemäß in den Freiherrnstand erhoben. Am 8. April 1883 fand seine Ernennung zum Grestionschef im Reichs-Kriegs-Ministerium, am 1. Mai desselben Jahres seine Beförderung zum Feldmarsjchall-Lieutenant statt, am 14. September 1885 wurde er unter Bekanntgabe der allerhöchsten Zufriedenheit mit seinen als Geltrons­­chef geleisteten vorzüglichen Diensten mit dem Kommando der 4. Infanterie- Truppen-Division betraut, am 21. Juli 1888 zum­ Kommandanten des 12. Korps ernannt. Am 27. Oktober 1890 wurde er zum General der Kavallerie ernannt. Das von dem Offizierskorps über das Ableben des Korpskommandanten herausgegebene Barte lautet folgendermaßen: »Die Offiziere,Willkür-Geistlichen und Militär-Beamten deck.und k. 12.Korps geben tief betritt Nachricht von dem Hinscheiden ihres hochverehrten und geliebten Kommandanten,Sr.Exzellenz des Herrn Lundt wirklichen geheimen Rates und Generals der Kavallerie Anton Freiherrn Szveteney de Nagy-Ohay,Inhaber des 86.Infanterie-Regiments,Ritter des Ordens der Eisernen Krone 1.Klasse,Besitzer der Militär-Verdienst-Medaille am roten Bande,der Kriegss Medaille und des MilitärDienstzeichensZ Klasse für Offiziere; Ritter des kaiser­russischen St.Stanislausi Ordens 1.Klasse,Groß­foizier­s­kreuz des französischen Ordens der Ehrenlegion Großi Offizierskreuz des königl. italienischen Ordens der Krone vontalien,Großkreuz des Stersnesvoans­mänien,des königlich serbischen Takowai Ordens,Kommandeurkreuz I.Klasse, des königsschwedischen Schwert-Ordensec.2c.,Kommandant des K.Korps und kommandierender General in Hermannstadt,der imö7 Jahre seines thatenreichen Lebens am 30.d.M.nachmittag­s Uhr nach kurzem Leiden, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten,sanft in dem Herrn entschlafen ist. Die irdische Hülle der teueren Verblichenen wird am 2.Novemberl.J. ums­ Uhr nachmittags im Trauerhause,Großer Ring Nr.14­,eingesegnet­ zum Bahnhofe geleitet und nach Wien übergeführt. Die Heilige Seelenmesse wird am 3. November 1. 3. vormittags 9 Uhr in der römisch-katholischen Stadtpfarrkirche gelesen. Hermannstadt, 31. Oktober 1893.* Deutsche rumänischer Handelsvertrag. Die Nachricht von der dieser Tage in Berlin erfolgten Unterzeichnung des deutsch-rumänischen Handelsvertrags ist ziemlich unbemerkt oder in wenigstens unbesprochen durch die Presse gegangen. Und doch ist dieser Vertrag, was seine volfswirtschaftliche Bedeutung anbelangt, ein Zwillingsbruder des deutscheruffi­hen. Dieselben Gerichtspunkte, welche die deutsche Landw­irtschaft und die von ihrer Gefährdung dur die Wirtschaftspolitik des Reichs Überzeugten reife gegen den Abschluß mit Rußland geltend machen, kommen auch für die Beurteilung des Vertrags mit Rumänien in Betracht, der auf der Grundlage des Konventionalzolls von 3 Dart 50 Pfennig abgeschlossen werden sol. Allerdings ist ein Vertrag mit Rumänien von viel geringerem Einfluß auf den deutschen Getreidemarkt, als ein Vertrag mit Rußland; nur so erklärt sich die verhältnismäßige Gleich­gültig seit dem erteren gegenüber. Der Bund der Landwirte hat übrigens über seine Stellung auch zu diesem Vertrag seinen Zweifel gelassen und kategorisch erklärt, daß er einer Herablegung der Getreidezölle Rumänien gegenüber nach Kräften entgegentreten werde, und er wird im Reichstag seine Reihen geschlossen gegen den Vertrag ins Feld führen. Man darf außer­­ordentlich gespannt sein, welches Schidjal dem Vertrag im Reichstag bereitet werden wird, denn er ist gleichsam die Taube, welche man voraus fliegen läßt, um das dem Schiffe bevorstehende Schidjal zu erkennen. Da der Handelsvertrag nach der Absicht der beiden Mächte schon am 1. Januar 1894 in Kraft treten soll, wird die „Probe“ sofort nach dem Wiederzusammentritt des deutschen Reichstags angestellt werden müssen. Gelingt es der wirtschaft­­lien Bereinigung, den Vertrag mit Rumänien zu Fall zu bringen, so bes hatte sie von sich geworfen, da das Bimmer von heißer, dicer Luft erfüllt und jede Möglichkeit der Erkältung ausgeschlossen war. Somit wurden ihr die Augenlider shmer und schwerer. Nach ziemlich unruhigen Stunden war auch Maud endlich in einen mohlthätigen Schlummer gefunden, was als günstiges Beichen angesehen werden durfte, daß das heftige Fieber den unausgeregt an­­gewandten Mitteln endlich gewichen zu sein schien. Mrd. Smith, die während der früheren Nächte ihr freiwilliges Wächteramt zreulich erfüllt hatte, fühlte sie Heute ganz seltsam zur Schläfrigkeit geneigt, was sie dem Umstande zuschob, daß sie gegen 10 Uhr noch ein Glas herben Wunsch getrunken hatte. James hatte nämlich der Tante eigenhändig diesen Nachttrunk überbracht, mit der freundlichen Bitte, ihn zur Stärkung zu sich zu nehmen. Wie das im Ueber­­gangsstadium vom Wachen zum Schlummer meistens der Fall war, bewegten sich auch die Gedanken der Dame stets nur um einen Punkt, und so wollte ihr jegt jene vor einigen Wochen von ihrem Gatten erzählte Geschichte gar nicht aus dem Sinn kommen. Fortwährend glaubte sie des Neffen tief erblaßtes Gesicht vor sich zu sehen. Doch plöglich sehredte sie aus ihrem Halbitaf jäh empor, weil derjenige, mit dem ihr Geist sich soeben beschäftigt hatte, dicht neben ihr stand und leise sagte: 4 Wenig­ tote Ein Borurteil. Roman von Doris Freiin vd. Spättgen. (53. Fortlegung.) „Das hat ja gar nichts zu sagen; ich bin gesund”, gab Mrs. Smith abweisend zurück ein spöttisches Zudhen ging aber dabei über das jpige Gesicht. „Du was hast du denn, James? Ich finde, du bist ganz merkwürdig er­­regt. Wie?“ Halb verlegen wandte er den Kopf und erwiderte kurz: „Ich will einen tüchtigen Ritt machen, um mir, die Nerven etwas zu erfrischen. A revoir !“ Höflich grüßend schritt er seines Weges. Mrs. Smith eilte jedoch nun nach dem ihr unwohlbekannten Genad. Nachdem sie die Tou­r desselben leise Hinter sich zugezogen hatte, stieß sie ein frivoles Laden aus und schaute mit neugierigen Bliden ringsum. „Wahrlich, ich muß dahinter kommen, was für geheimnisvolle Dinge fi hier abspielen. “3 läßt mir seine Ruhe unten in der stillen Vicarage. Und du, mein stolzer, verschlosfener Herr Neffe, sollst nicht etwa glauben, daß die alte Tante gleichwohl sie jahraus jahrein von aller Welt zurückgezogen­­ lebt und über die Grenzen ihres Heimatortes nicht oft Hinausgekommen ist, das Interesse an pflanten Heinen Geschichten verloren hat. Im Gegenteil, ich brenne darauf, zu erfahren, aus welchem Grunde du mit deiner Schönen Frau fol sonderbare Ehe führst. Ferner ist­ der schottische Lord, der mich interessiert, weil die Leute sagen, daß er ein Auge auf Maud geworfen habe. Geltsam ! Und nun ist er verschwunden und sie Liegt totkrant, Hm, hm! Was hat das alles zu bedeuten ?* Sinnend und ein Liedchen vor fi Hinsummend schlich Mrs. Ann durch das stile Gemach. Dabei unterließ sie es nicht, jeden Gegenstand genau zu betrachten. „Hier in diese Räume, die schlechtesten des Schlosses, hat der Erbe des stattlichen Besites fi einquartiert. Aus Laune? PBah! Wers glaubt. Dieser alte, wadlige Mahagoni »- Schreibtisch dort wäre mir, der armen Vilarsfrau, viel zu ordinär, und was für schäbige Plüfchfeffel! Wirklich zum Lachen ist das. Und drüben im Hauptflügel, wo die Prachtzimmer der „Amerikanerin“ sind, da möchten einem Schier die Augen übergehen vor allem Glanz und Schimmer! Ob diese Maud Gordon wohl in der That so reich sein mag, wie Fama jagt? Verwöhnt ist sie zweifellos! Ich Hörte, ihr Vater, dieser Zuder­­pflanzer aus Louisiana, habe der Tochter einen Diamanten zur Hochzeitsgabe geschickt, der fast so groß sein soll wie der Rohm­oor. Nebenbei dieser Toiletten­­luru3, den die junge Sau treibt. Ich habe zeitlebens sollhes Stoffleid nicht besefsen, wie sie es schon morgens als Schlafrad trägt. Aber schön ist diese Maud und verführerisch für die Männer, das muß auch der Neid ihr Lafsen. Man könnte jagen, vollendet schön; dabei trägt sie einen Zauber an sich, der selbst mich mit ihrer Nationalität auszusöhnen vermöchte. Warum sie aber ihre Heinen, zierlichen Hände immer se­­hen vor mir verbirgt. Eben jeßt wieder, als ich an ihr Bett trat und mich mit freundlichem Gruß zu ihr niederbeugte, da fuhr sie in beinahe ängstlicher Haft damit unter die seidene Dede. Der Trauring steht daran, das habe ich deutlich gesehen. Hm, hm!“ Bei diesen Betrachtungen war Mrs. Smith bis dicht an den verspotteten Schreibtisch Herangekommen und suchend glitten ihre Augen darüber hin. Doch halt! Sie fragte. Was lag denn da? Ihre Finger faßten mit wahrer Gier nach einem dien Buche, und zugleich hurchte es wie Triumph über das bos­­haft lächelnde Gesicht. Nur zu wohl erkannte sie dasselbe. Es war jener Band aus Mr. Smiths Gefeßsammlung, den der Neffe vor einigen Wochen sich von diesem geliehen. Hatte: „Aha, das ist eine unbezahlbare Entdielung. Nun wollen wir doch gleich einmal schauen, welchen wichtigen Paragraphen sich Mr. James Hier angemerkt hat!” sicherte die Dame äußerst vergnügt und ließ si rasch in einen G­effel gleiten. Dann kappte sie an der Stelle, two ein weißer P­apierstreifen lag, das Buch auseinander. Doch plögisch schienen Mrs. Smiths Pupillen si­­erfbar zu erweitern; ihre lange Nase wurde womöglich noch weißer und fpißiger,­n während ein lüsterner Zug um die schmalen Lippen sich ausprägte. Unbeweglich starrte sie vielleicht zwei Minuten auf ein und dieselbe Stelle des eng bedruhten Rapiers. Dann schöpfte sie, gleichsam nach Luft ringend, einige Male tief Atem und murmelte vor sich Hin:­ud, 0, d08 ist ja eine merkwürdige Heberraschung, mein hochmütiger James!” Als bald darauf Mrs. Smith des Neffen Zimmer verließ, schien die erwähnte Lektüre völlig vergessen zu sein. Wie wäre es auch möglich gewesen, si fest mit dergleichen Nebensachen zu beschäftigen, fest, wo ihr Geist so viel anderes — wichtigered zu denken bekommen hatte! Obgleich noch wa, allein mit dem Schlafe ringend, lag Mrs. Smith auf einer bequemen Chaiselongue im Kranfenzimmer.­ Den slingenden Plaid » : „Da ich absolut nicht Schlafen kann, so möchte ich für die nächsten Stunden deines schweren Amtes dich entheben, Tante Ann.” Mit Kraftanstrengung versuchte die Angeredete die Augen aufzureißen. »Ach nein,ich wache ja sehr gerty gehe nurt­ieder zu Bett,James­ entgegnete sie ziemlich kleinlaut. »Nicht doch,ich sehe,daß du schläfrig bist und der Ruhe bedarfst.Komm, lege dich drinnen im Nebenzimmer auf das Sopha.Ich verspreche diefalls ich deines Beistandes bedarf,dich so fortzurufen.» (Fortsetzung folgt.) , »Nun gut,wie du willst.Uebrigens bist du wohl darüber orientiert, was zu thumist?« »Jawohl,ich denke doch.« »Also,wenn Maud wieder solch’schlimmen Hustenanfall bekommen sollte, dann giebst du ihr von der dort drüben auf dem Tische stehenden Arznei. Antipyrin darf vor morgen nicht wieder angewandt werden,da das Fieber um ein Bedeutendes herabgegangen ist.Auserlangen magst du ihr auch von jener Himbeer-Limonade reichen.Nun,ich verlasse dich demnach auf dich, James«,fügte Mrs.Smith unter verstecktem Gähnen hinzu. , s _

Next