Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. März (Jahrgang 23, nr. 6755-6779)

1896-03-01 / nr. 6755

Nedaktion und Adminifiration Heltauergafje 28. feins mit Ausnahme des auf Sonn- und Ltefertage folgenden Wochentages täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., Halbe jährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Bustellung in’s Haus, mit Bulle­ung 1 fl. 3 fl., 6 fl., 12. Abonnement mit Postversendung:. Hür das Inland: Vierteljährig 3 fl. 50 Tr., Halbjährig 7 fl., ganz­ jährig 14 fl. Hür das Ausland: T RM. oder 10 Frcs., Halbjährig vierteljä 14 sa­u 20 seh engjährig 28 RM. oder Eine einzelne Nu­m­mer tostet BE... Unfranlirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. N 6755. XXI. Jahrgang Siebenbürgisch-Deutsches Hermanntadt, Sonntag 1. ee­­­­­ trännmerations-Kinladung auf das S­iebenbürgisch- Deutsche Wageblatt. Mit 1. März 1896 beginnt ein neues Abonnement auf ad „Siebenbürgisch identische Engeblatt“. 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Seraphin, Heltauergaffe, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, Ede der Burger- und Schmiedgaffe bei Josef Zimmermann und Saggaffe Nr. 8 bei Josef Schwarz, Kaufmann; auswärts bei den am Kopfe des Blattes ges­pannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Sir­­ Hermannstadt, Heltanergasse Nr. 28. BENENNEN EBENEN SEE Zn nun­en et Sieben Beniffeten. Ins Herz getroffen. Erzählung von %. Arnefelbdt. (4. Fortlegung.) —___ wBilleicht mißfänt er Gabriele nicht,“ fann er ruhiger werdend weiter­­­­e steht ıyn mit anderen Augen, a­l ’ er sein übles Aeußere hat. Mädchenlaunen sind unberechenbar. E 3 ist nur eine Vermutung von mir, daß Anton ihr nicht gleichgiltig ist. Ich will be­obachten, Tante Lina sol sie ausforchen. Wenn es mit ihrem Willen ge­schehen künnte!* Wieder regte er si und wieder fuhr er auf: „Hüte dich! Hüte dich!“ rief er drohend, „Keine Gedanken, deine Wünsche sind Kuppler. Du willst Gabriele verkaufen.“ In unfülligen Seelenqualen wand ft der unglückliche Mann. Bald fant er in den Stuhl, bald sprang er empor und durchmaß mit großen, und ruhigen Schritten das Gemachh. Bei einer solchen Wanderung blieb er plöglich vor dem mit einer grünen Zuchdecke behangenen Tu­ch stehen, auf welchem seine chirurgischen Bestede in musterhafter Ordnung ausgebreitet lagen. Er nahm ein Messer in die Hand, trat damit zum Unter und prüfte mit dem Finger die haar­­shart geschliffene Schneide, in welcher sich­ der fegte Nest des verglühenden Abendrotes spiegelte. „I will warten,“ murmelte er, „warten und den Eindringling freundlich in meinem Hause dulden. Bringt er mich aber zum äußersten, dann weiß ich, was ich zu thun Habe!“ Wie Liebkofend stich seine Hand fegt über das Messer: „Du wirst mir deine Dienste nicht versagen !” „Was giebt es schon wieder ?* Er drehte sich um, Hinter ihm stand der Diener, der die Thür so­ger räuschlos geöffnet, daß sein Herr micht ® gehört Hatte. »Ich wollte nur fragen,ob Heervictor Licht befehlen?«stammelte der Diener. „Wozu erst die Frage? Die Lampe, Schnell!“ Herrichte ihn der Doktor an und warf das Messer wieder auf den Tisch. Möbes entfernte sich Kopffchüttelnd ; der Doktor war wohl immer finster und unwunderlic, heute hatte er aber ein Wesen, das ihm Furcht einflößte. .­.,»­..«­­ rim­mersionen and Inferale Hoesned­sen außer dem Hauptbureau, ‚ Heltauer» gaffe Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Battoni, ‚Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Dann«c­here, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Intersiongspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmonbreile tostet beim einmaligen Einladen 7 Er., das zweite­ mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. 2. ex­­elusive der Ötempelgebühr von je 30 tr. Die Bankfrage. I. b Dr. Landesberger beginnt mit dem Ausgleiche, den er eine staatsrecht­­liche Singularität des Donaureiches, eine zur Inpitation sanktionierte staats­­rechtliche Krise nennt — und fährt dann fort: Alle 10 Jahre ist die Quote neuerlich festzulegen, dad zwischen den beiden Staaten bestehende Zoll- und Handelsbünduig zu erneuern und sind im Rahmen d desselben viele andere wichtige Angelegenheiten zu vereinbaren. Nur die Frage der Baluta allein ist vor den Eventualitäten des Ausgleiches bewahrt, wenn indes das Zoll und Handelsbündnis nicht zu­stande käme, dann hätte auch die gemeinsame Baluta keine praktische Bedeutung, ja er könnte geschehen, daß die unter der Regierung eines Herrschers stehenden beiden Länder sich in einen Boll­rieg verstrickten. Aber das wäre noch das kleinste Uebel. Jeder Sachverständige weiß, wie sehr die P­olitik und Gebarung der Notenbank eines Landes auf die Regulierung der Baluta Einfluß nehmen und ihre Richtung bestimmen. Die österreichisch-ungarische Bank indes ist nicht eine gemeinschaftliche Institu­­tion und erfährt von feite der beiden Staaten staatsrechtli nicht gemeinsame Behandlung; d. h., beiden Hälften des Reiches steht das Recht zu, auf ihren eigenen Gebieten selbständige Notenbanten zu errichten. Und auch bisher ist es lediglich der weisen Einsicht und Gewohnheit der beiden Regierungen zu danken, daß die Gemeinschaft zwischen den Staaten fortbestehen blieb. Der Vertrag, der das gemeinsame Verhältnis regelt, läuft jedoch Ende 1897 ab und wenn er nicht erneuert werden sollte, wäre die Bank zur Liquidation genötigt. Mit der Erneuerung steigen gleichzeitig die schärfsten Interessengegensäße und die schwierigsten Probleme­ auf. Die Interessengegensäge werden geschürt durch die extremen Parteien, die der Regierung ihres Landes freie Hand sichern wollen, während die Probleme der Erwägung entspringen, daß in der allernächsten Zeit die­ Barzahlungen aufgenommen werden sollen. Bei der Erörterung der Frage müssen vor allem die wirtschaftlichen Leitungen der Bank im Interesse des mächtig aufstrebenden Ungarns ins Auge gefaßt werden. Die zentrale „Nationalbank“ regte zur Zeit ihrer Umges­­taltung in die österreichisch-ungarische Bank (1878) zu Gunsten der ungarischen Bankpläge eine Dotation von 50 Millionen Gulden fest, die im Erfordernis. von den Bankaktien befanden ss damals 2053 Stüd (1­36 Prozent) in ungarischen Händen, am Essompte- und Lombardfredite­ward Ungarn mit 26,7 Millionen (244 Prozent), beziehungsweise 694 Millionen Gulden (31­7 Prozent) beteiligt. Die 50 Millionen Dotation überschritt demnach zu der Zeit das Erfordernis erheblich. Aber wie haben sich seither die Verhältnisse geändert ! Ende 1895 entfielen auf Ungarn von dem Wechseleslompte der Bank per 219,474­,480 Gulden 98,327.557 Gulden (44,81 Prozent), von dem Lombardkredit im Betrage von 46,274.510 Gulden 11,798.690 Gulden (25,52 Prozent), von dem Hypothesenkredit von zusammen 134,290.233 Gulden 112,430.767 Gulden, oder 84 Prozent, so daß von dem von der Bank ge­­­währten Gesamtfredite per 400.039.225 Gulden 222.870.015 Gulden, über 57 ° 20 Prozent, vom Essompte- und Lombardfredit aber 35 ° 16 Prozent Ungarn zusamen. Während also die Kreditansprüche Oesterreics an die Bank um 20 ° 9 Prozent zunahmen, erhoben sich diejenigen Ungarns um 1637 Prozent. Die Anzahl der Österreichischen Banffilialen vermehrte sie von 20 auf 98, die der ungarischen wuchs von 6 auf 102 Stellen. Wer den riesigen wirtschaftlichen Aufschwung Ungarns mit Aufmerk­­samkeit verfolgte, für den werben diese bewunderungswürdigen Zahlen nichts verwunderlicher haben. Auch von der Bank wird jedermann voraussehen, daß sie dem Prinzipe der Parität in jeder Hinsicht entspricht. Dieses ist aber nicht der Fall! Ungarn fühlt sich kapitalskräftig genug, um eine selbständige Bank ins Leben zu rufen und traut sich die wirtschaftliche Kraft zu, Diese Bart beständig zu beschäftigen. Auf Seite Oesterreich8 Hingegen ist das Ber­wußtsein lebendig, daß die ungarischen Kreditbedürfnisse mit österreichischem Kapitale befriedigt wurden und daß der weitaus größere Teil der von der Bank verwalteten Stapitalien Oesterreich gehört. So kam es dann, daß man die Lösung der Bankgemeinschaft nicht nur auf Seite der ausgleichsfeindlichen extremen Parteien, sondern auch in den maßgebenden Organen der führenden Parteien zu fordern begann. Was bedeutet nun aber die Auflösung der Bankgemeinschaft? Mehrere Notenbanken bei gemeinsamem Währungssystem sind gerade seine Seltenheit; wir brauchen bloß auf England, Deutschland oder Südamerika Hinzumelsen. Doch zwei gleichmäßig starke zentrale Notenbanken auf dem Gebiete eines Reiches mit gemeinsamer Valuta machen das Prinzip der Münzgemeinschaft unbedingt zunichte. Die Monarchie verfügt über bedeutende Vorräte an Silber­­münze; was geschieht, wenn die Notenbank das viele Silber der anderen aufzu­­halten versucht? Ober, gejebt den Fall, daß die eine oder die andere Bank in die Bwangslage gerät, die Barzahlungen einstellen zu müssen und ihre Noten dem Golde gegenüber ein Disagio erleiden? — so wäre es die reinste Unmöglichkeit, festzustellen, weldhe Waluta rücksichtlich der gemeinsamen Aus­­gaben maßgebend sein solle. Und es unterliegt seinem Zweifel, daß zwischen den beiden Staaten mit divergierender Baluta dann das Zollbündnis nicht fortbestehen könnte. Das Prinzip der Bankeinheit gerät Hier mit dem der Meischeinheit aneinander, eben aus diesem Grunde findet die Lösung der Bankgemeinschaft in dem scheinbaren Widerstreit der Politiker, sowie in den Organen der P­resse wenig Beifall. Angesichts dessen ist die Lösung der Frage, auf welche Weise den beiden Regierungen entscheidende Einflußnahme auf die Direktive der Bankpolitik zu sichern sei, nur um so brennender. — Der Beifasser beleuchtet nun die Gegenfage in der Auffassung der Auf­­gaben, die die Bank zu vollführen habe. Er sagt, daß die bankpolitischen Grundlage, von welchen man sich in Wien leiten hasse, in Ungarn wenig Anklang finden, und umgek­ehrt. In Wien wolle man den Zinsfuß in Bezug auf die Wechselkurse regeln, in Budapest würden diesbezüglich die Kreditansprüche der Landesökonomie als maßgebend erachtet. Die Verschiedenheit der Auffassungen­ei in der Ent­­wickklungsstufe der beiden Staaten begründet. In Oesterreich sei das­nteresse des Großgehwerbes für die Stabilität der Waluta weit mehr entwickelt, wie in Ungarn, dessen aufblühendes Gewerbe noch immer größtenteils die Bedürfnisse des eigenen Landes debt. Ueberdies sei die Notenbank in Oesterreich nicht mehr eine durchaus primäre Siebitquelle, wohl aber noch in Ungarn; die buche­rschnittliche Umlaufszeit der Wechsel bewege dieses schlagend. Sie betrug im Jahre 1895 in Wien 39, bei den österreichischen Bankplägen 48, in Buda­­pest 51, bei den ungarischen Zilialen 59 Zage. Die Regelung der Valuta werfe neue Keime der Berwidlungen in das fruchtbare Land. Schon seit dem Juli 1894 bereite man ss zur Aufnahme der Barzahlungen vor, insoferne die Regierungen an Stelle der Banknoten und Silbermünze in der Bank Gold deponieren und die Staatsnoten dem Verkehre entziehen. Oesterreich hat bisher 112 Millionen (70 PBzt.), Ungarn 48 Millionen (30 BPzt.) hinterlegt. Diese Unverhältnismäßigkeit der Duote werde natürlicherweise erst nachträglich zu Eifersüchteleien Anlaß bieten. Da es nun in Bälde der Bank vorbehalten bleiben müsse, ihre Noten in Silber oder Gold einzul­ösen, so habe sie es in der Hand, die bei Budapest oder Wien in Nachteil zu legen und das Gold an die eine oder die andere Bankstelle zu leiten, woraus ei erneuerter Anlaß zu fortgefegten Verdächtigungen ergeben­­ würde. Nach alldem könne es als ausgemacht gelten, daß die gänzliche Parität haben und drüben zum Losungswort erhoben sei. Nun ist aber — sagt der Berfasser weiter — gerade Dank dem P­rinzipe der völligen Plarität die Organisation der Bank eine so verwidelte geworden, daß man mit Recht auf sie das Wort Paufendorfs über das alte römische Reich: „monstro tantum simile“ anwenden kann. Auch ihre bisherige Leistungsfähigkeit hat sie ausschließlich ihrer Leitung zu danken. Wie wird das aber werden, wenn die Vertrauensmänner der beiden Regierungen im General­­rate die Direktive angeben? Würden die Entsendeten von auf nationaler Grundlage fußenden Regierungen im Stande sein, die nationalen Gegenfäße auszugleichen, wie das im Schoße des früheren Generalrates Leicht möglich war ? Die Einflußnahme der Staatsmacht wird also schwer eine dirigierende sein können und wird si darauf bek­äufen müssen,­­ daß sie die Gebarung der Bank überwacht, einige Mitglieder des Hauptrates ernennt; in der Mehrheit werden indes immer diejenigen Mitglieder sein müssen, die auf dem Wege der Wahl in den Hauptrat eintraten. Das dritte, nicht weniger bedeutsame Problem ist die Regelung des finanziellen Verhältnisses der Bank zu den beiden Staaten. Die österreichische Regierung erhielt für die Erteilung de Privilegiums seinerzeit von der „Rationalbank“ ein unverzinsliches Darlehen von 80 Millionen Gulden und die beiden Regierungen wurden mit 50 Prozent des Bruttogewinnes — nach Abzug einer­­prozentigen Dividende und des Reservekapitals, sowie der tagungsmäßigen Dotierung des Pensionsfondes­­ beteiligt. Die Gewinnft­­anteile wurden zur Tilgung de 80 Millionen­ Darlehens bestimmt. Nun sind aber bis 1895 auf diesem Wege nur 3142 Millionen getilgt worden. Die erwähnte Vereinbarung kam im Jahre 1878 zu­stande. Die ziffermäßige Höhe der Dividende im Jahre 1895 (442 fl. d. i. 737 Prozent) betrug freilich wenig mehr als die von 1878 (44 fl. d. i. 7 ° 33 Prozent). Nun ist der Ringfuß seither von 51­,­5 Prozent auf 4 Prozent gefallen und der Fuss der Bantaltten seit 1878 von 783—834 fl. auf 990—1060 fl. gestiegen. Die öffentliche Meinung wünscht daher mit Zug und Not, daß das Verhältnis des Gemeinistanteiles der beiden Regierungen erhöht werde. Jedoch die Bank hat si in Gala geworfen und wie einer, der auf gutes Gemissen pocht, die großartige Entschließung in die Welt posaunt, daß sie bereit ist, auf die Erhöhung des Gewinnetbeteiligungs-Verhältnisses einzugehen, verlangt aber, daß ihr in diesem Falle die 80 Millionen Schuld zurückgezahlt werde. Um dieses nach jeder Richtung Hin unannehmbare Postulat zu untere fnügen, schrieb der Generalsekretär der Bank seine F­ugschrift „Wert und Preis des Privilegiums der Österreichisch-ungarischen Bank“. Die Notwendigkeit der Zurückzahlung der Bankschuld wurde darin damit begründet, daß die Bank angesichts der Nähe der Barzahlungenaufnahme ihre Reserven zu vermehren gezwungen sei. Wie ist aber Hiermit die teilweise Zurückzahlung des Aktien­­kapitales (100 fl. nach jeder Aktie, zusammen 15 Millionen Gulden) in Ein­ Hang zu bringen? Durch diese Rückzahlung würden doch die Reserven ver­­mindert werden und die Aktionäre, sine causa, zum Nachteile des Staates . een 1, Gabriele. „Eine große Neuigkeit, Tante Lina, der Vater Hat zu heute Mittag einen Saft geladen!” rief ein junges Mädchen und öffnete die Thür zu einem Heinen, mit geschmachvoller Eleganz eingerichteten Salon, dessen nach dem Garten gehende Fenster offen standen, um der frischen, kräftigen Herbst­­luft den Eingang und gleichzeitig dem etwa entstehenden Staube den Abzug zu verschaffen. Die Dame, welcher die Anrede gab­, eine stattliche, sehr wohl erhaltene Vierzigerin im saubersten Morgenkleide, mit einem blendend weißen Häubchen auf dem noch vollen blonden Scheitel, war nämlich beschäftigt, die auf dem Kamin und auf den Zeihen sich befindenden Marmorstatuetten, Bronzen, Basen und sonstige zierliche Erzeugnisse der Kunstindustrie abzustäuben. Sie blieb mit einem halblauten Ausruf der Verminderung mitten im Bimmer stehen, Tieß die Hand mit dem Feuermwedel wie frastlos finten und starrte nach der Thür, in deren Rahmen das junge Mädchen noch immer stand und sich an dem grenzenlosen Erstaunen, das ihre Meldung hervor­­gebracht, zu werden schien. E 3 war ein reizendes Geschöpf, das da mit einem sonnigen Lächeln auf den Lippen zu der bestürzten Tante hinüberschaute. Ziemlich groß und kräftig war ihr Wuchs, doch vom schönsten Ebenmaß, shlanz und biegsam. Das Gesicht, von einem sehr reinen Oval, ward von dunklem Haar umgeben, das an Stirn und Schläfen leicht gewellt und am S­intertopf in reichen, schweren Pfechten aufgestedt war, trefflich leidete. „Du stehst ja da, als Hätte ich dir des Himmels Einsturz verkündet,“ sagte sie mit frischer, lieblicher Stimme und einem hellen, fröglichen Lachen, indem sie näher zu der älteren Dame herantrat und ihr den edel aus der Hand nahm, „tete nur heute deinen Feldzug gegen den unsichtbaren Staub ein, Tante Lina, und fee bi, denn du hast erst den Heineren Zeil meiner großen Neuigkeit gehört.” „Was noch? Was noch?" stammelte Tante Lina, „was kann es 23 Berwunderlichered geben, als daß dein Vater einen Gast zu Tische adet ?* „Die Person, dieses Gasted. Rate, wer es ist.“ Bräulein Lina schüttelte ratlos den Kopf. „Mr. Blair Hill, unser galanter Amerikaner aus Baden-Baden.“ Mit einem Schrei fant die Dame in den nächsten Stuhl, drücte die eine Hand auf das Herz, als suche sie da Heftige Bod­en desselben zu be­­ihm wichtigen und bewedte mit der anderen schamhaft Auge und Wangen, denn sie fühlte, daß in die Iepteren eine verräterische Nöte stieg. Nach wenigen Minuten sprang sie jedoch wieder auf, hob drohend den Zeigefinger und sagte so mollend : ir böses Kind, mich so zu neden,­­ das ist wirklich nicht schön vor von dir.“ Gabriele Sachte 10 hell und frü­h, daß es mie Lerchenschlag Hang; sie schlang einen Arm um den Namen der älteren Freundin, schaute ihr ver­schelmiich in die noch munteren grüngrauen Augen und scherzte. Die Züge entbehrten vielleicht der vollkommenen Regelmäßigkeit, was aber den Reiz der Erscheinung mehr erhöhte als beeinträchtigt. Durch die bräunliche, jammerartige Haut schimmerte auf den Wangen ein feines Roth, die Nase war grade und wohlgeformt, der Mund klein und blühend, das Kinn sanft gerundet mit einem Grübchen darin. Die dunkelbraunen Augen waren lebhaft und feurig und schauten doch unter den langen schwarzen Wimpern so holdselig jungfräulich hervor, daß jeder, der in ihre Nähe kam, einer Art Berzauberung unterlag. Das einfache Hausfleisch von dunklem Wollen­­stoff saß ihr wie angegossen, Lapichürze und der Schlüffelbund an der­ Seite gaben der Hausmütterlichkeit, der sie ganz vor sieh­t

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