Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. April (Jahrgang 23, nr. 6780-6804)

1896-04-01 / nr. 6780

aiion und Administration hellauergasse. Neustadt-Quinctin­ besass­ anmui­ Jetertage folgenden s sob­en tagestäglich Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 kr., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., halb­ jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl. 6 fl., 12f. Ebonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 fl. Halbjährig 7 fl., ganze jährig 14 fl. 2 Für das Ausland: vierteljährig 7 RM. oder 10 Frc3., halbjähri 14 RER. oder 20 us, anzjährig 28 RM. x ce. Eine einzelne Nummer fostet 5 fl. ö. W. Unfrantisrte Briefe werden nicht angenommen, u. Manuskripte nicht zurücdgestellt. nF Hermannstadt, Mittwor) 1. April = 6780. XXI. Jahrgang Siebendürgi -Deuffches PBrämmmerations-Einladung auf dag Siebenbüreich- Deuffche Trageblatt. Mit 1. April 1896 beginnt ein neues Rhonnement auf­­ das „Sie­­enbärgisch-Dentie Tageblatt“. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl, vierteljährig 2 fl. 50 te, ee 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Ken in 2 Haus, mit Bustellung 1 fl., „sn, 12. — Abonnement mit Bofsversendung: fir das Salend: vierteljährig B fl. 50 f., halbjährig 7 fl., ganzjährig 14 fL., für das Ausland: vierteljährig 7 RM. oder 10 Fre3­, halbjährig LA RM. oder 20 Fres., ganzjährig 28 RM. oder 40 Fre2. Auswärtige Monats- Abonnenten, welche vom 1. April am einzutreten wünschen, erhalten das Blatt im April: im Iulande gegen birek­e Einsendung von 1 fl. 20 8r.; im Islan­de gegen direkte Einsendung von 2 Dlarf 33 Pfennig oder 3 Frances 33 Centimes an das Hauptburean (Hermannstadt, Helleuergasse 22.)­­ Bräm­merationen und Inserats-Aufträge werden entgegenge­­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbuream, Heltauergaffe 23, in der Buch- Handlung Ludwig Michaelis, Kleiner Ring Nr. 12, in der Buchhandlung ©. U. Seraphin, Heltauergaffe, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, Ede der Burger- und Schmiedgaffe bei Sosef Zimmermann und Geggaffe Nr. 8 Bei Sofef Schwarz, Kaufmann; eugwärts bei den­ am­ Kopfe bei Latte ger nannten Firmen, Der Berlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts.“ (Hermannstedt, Heltanergaffe Nr. 23.) Bene­tzrseap­rännmeraiionen und Inserate Bozucien außer dem Kauptöureal, Heltaner­­gaffe Nr. 28: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistri­2 G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vosler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne« Höre, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. @. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Infertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fortet beim einmaligen Einreiden 7 Er, das zmeite« wal je 6 fr, dad bdrikte mal je 5 tr. d. Wi­er elumse der Stempelgebühr von je 30 te. 1896 $Liebesdienste. · Wien, 26. März. „Wenn die nächste Zukunft in der That beweisen sollte, daß die englische Politik dem Dreibund sich nähert, so darf man darauf schließen, daß in demselben Augenblicke da Kaiser-König Franz Zoffer auf französischen Boden die Königin Viktoria begrüßt, Graf Goluhomwsti in Berlin der englischen Politik einen Liebesdienst erweist, der sehr wohl geeignet erscheint, die europäische Konstellation zu beeinflußen.” Diese Worte meines feßten Leitartikeln aus der ersten Hälfte dieses Monates Haben seither sehr Lebendige Llustrationen erfahren. Die politischen Erscheinungen der jüngsten Tage lassen seinen Zweifel mehr darüber aufkommen, daß Graf Goluhomati in Berlin alle Bedenken zu zerstreuen mußte, die gegen eine England zu erweisende Gefälligkeit dort noch etwa aufgebracht wurden. Den Beleg dafür gab die „Norddeutische Allgemeine Zeitung“, welche in einem offiziellen Kommuniquee die Mitteilung machte, daß Deutschland den Engländern auf Wunsch Itab­end die Erlaubnis erteilte, eine halbe Million egyptische Pfund dem Reservefond der egyptischen Staatsschuldentilgungstaffa zum Zwecke einer Expedition gegen Dongola zu entnehmen. Mit dieser Expedition verfolgt England nicht nur den Plan, der zumeist öffentlich diskutiert wurde, die Mahnungen des Sultans, Egypten zu räumen, dadurch zu beantworten, daß es den Nachweis erbringt, die Ruhe im Nilland sei noch lange nicht soweit gesichert, daß die englische Bejagung, ohne die Gefahr erneuerter Angriffe heraufzubeschören, zurückgezogen werden könne. Von weitaus höherer Bedeutung für England ist die dauernde Behauptung der Nilperle. Man erinnert sich gewiß daran, daßs der Khedive schon einige Male den Versuch wagte, den Engländern zu zeigen, daß er sie als ungeladene Gäste betrachte. Aber jedesmal mußte er ein solches Wagnis mit einer schweren moralischen Demütigung büßen. Der englischen auswärtigen Politik war das abgelaufene und das erste Viertel dieses Jahres absolut ungünstig. Der Streit mit den Vereinigten Staaten, die fast rüde gehaltene Absage des nordamerikanischen Präsidenten und seine Berufung auf die Monroe-Dok­rin im Streite Englands mit der kleinen südamerikanischen Republik, bildete den ersten Mißerfolg der brittsschen Politik.­­Hierauf kam die Humanitäts-Franfare Brittanniens in Angelegenheit der Armenier und die große Guildhal-Rede Salisburys. Der äußere Echoe wurde doch ein freundschaftliches Eingreifen des Grafen Golubowati damals ver­­mieden: Die Großmächte gingen vereint vor und England konnte so zur Not den Mißerfolg durch einen gedechten Rückzug massieren. Aber die inneren Folgen der­ agressiven englischen Aspirationen blieben nicht lange aus: Die Pforte näherte sich um ein Bedeutendes Rußland, und wer Augen hat zu sehen, der kann das Scauspiel, das in jüngster Zeit die Konvertierung des bulgarischen Thronfolgers, des Bringen Boris, bot, nicht ohne Interesse ver­­folgen. Alle die Liebenswürdigkeit, deren der Sultan fähig ist, läßt er dem Fürsten Ferdinand angedeihen. Er zeichnet ihn und seinen konvertierten Thronfolger mit den höchsten Orden aus und da der Fürst seinen Suzerän in­ Konstantinopel besucht, empfängt ihn dieser nicht nur als einen Fürsten, sondern als ein Mitglied seines eigenen­ Hauses. Wer die politische Reichen­­sprache zu deuten versteht, weiß, daß des Khalifen Freundlichkeit nicht seinem untergebenen Fürsten, sondern einer höheren Macht gilt. Die Ehren, die auf Ferdinand von Bulgarien jegt niederfallen, sind nicht nach Sofia, sondern nach Petersburg gemünzt. Der Bar aller Reußen hat den Fürsten wieder in Gnaden aufgenommen und darum schüttet der Sultan sein doppeltes Fülhorn auf den Eugen Skoburger aus. Dem mohamedanischen Sultan ist der Glaubenswechsel des Prinzen Boris gewiß höchst gleichgiltig. Ob katholisch oder orthodox, das ist dem M­ohamedaner sicher nicht das Wichtigste, denn was ist ihm Hefuba? Aber Nußland und die Türkei stehen jegt im Verhältnis von Herrscher und Diener zu­einander. Wenn der Zar freundlich blickt, Lächelt der Sultan, und wenn der Zar lächelt, lacht man bei der Pforte aus vollem Halse. Die Witterung am Bosporus wird in Petersburg gemacht. Man wird im goldenen Horn, wo zwei Welten sich begegnen, nicht mühe, Rußland Liebesdienste zu erreifen, und weil man weiß, daß die russische P­olitit soeben mit ihren Erfolgen am Balkan zufrieden ist, gewinnt man endlich in K­onstantinopel den Mut, sogar das mächtige aber leider so unbequeme England an die Räumung Egyptens zu mahnen. Und nun zeigt sich pflößlich, daß das font so isoliert dastehende Insel­­reich in dem­ österreichisch-ungarischen Minister des Reußern nochmal einen warmen Freund findet, der seinen Einfluß bei dem deutschen Bundesgenossen dazu bewußt, England sich freundlich zu erwesen. Bald nachdem Graf Goluhomwati Berlin verlassen hatte, erschien in der „Nordd. Allg. Big.“ jenes offizielle Kommuniquee, worin mitgeteilt wurde, daß Deutschland auf Wunsch seiner Verbündeten seine Einwilligung zur Entnahme einer halben Million ägyptischer Pfund Sterling aus der ägyptischen Staatsschuldentilgungs­­faffe erteilt­ habe. Diese 500.000 Pfund beanspruchten die Engländer zu einem Zuge an die Südgrenze Egyptens — angeblich 618 nach Dongola — zum Schuge des Landes gegen die kriegerischen Derwische, welche nach der Schlacht bei Adua in Bewegung geraten waren. Man weiß, daß bisher Frankreich seine Einwilligung zu­­ dieser Ex­­pedition den weiteren Aufklärungen seitens Englands abhängig machte. Innerlich mochten die Franzosen, deren Anschauung Minister Bertholot — der berühmte Chemiker — vertrat, den Britten alles Pech an den Hals wünschen. Aber in der That fünnen sie eine staats- und völkerreiliche Einwendung gegen den Shut der ägyptischen Grenzen dur die Engländer nicht erheben. Alles, was in ihrer Macht liegt, wäre, ihre Zustimmung zur Entnahme von 500.000 Pfund Sterling aus der Staatswaffe Egyptens zu verweigern. Dazu befigen sie die volle moralische Berechtigung und sie haben ihre Zustimmung auch verweigert, freilich ohne Erfolg. Man weiß, daß die egyptische Staatsschuld unter I­ntervention Frankreichs, Englands, Rußlands und der Dreibundmächte zu­stande fan, von England aber unter Oberaufsicht der anderen interessierten Faktoren verwaltet wird. John Bull war stets ein nüchterner M­edienmeister und die Folge seiner ausgezeichneten Verwaltung in Egypten sind denn auch gefüllte Staatswaffen. Im Reservefond der Staatsschuldentilgungswaffe befinden sie denn auch allein bereits 2­­, Millionen Pfund, von welchem eben die Engländer jene halbe Million zur Expedition nach Dongola entnehmen wollen. Frankreich, das an der ägyptischen Staatsschuld mit mehr als der Hälfte des Gesamtbetrages allein beteiligt ist, kann man nun gewiß nicht das Recht ab­­sprechen, seine Einwilligung in dieser Sache nicht zu erteilen, wenn er glaubt, dadurch seine eigenen Interessen zu Gunsten Englands zu schädigen. Für die Engländer Liegt die Sache so, daß sie einmal wieder das Be­­dürfnis fühlen, die vielseitigen politischen Mißerfolge der Tegten Monate w­o­­möglich wett zu machen und damit zugleich — sie bleiben Realpolitiker — den praktischen Zweck zu verfolgen, die Räumung Egyptens — dieser Perle Afrikas — aufs neue für unabsehbare Zeit hinauszuschieben. Von diesem Standpunkte betrachtet ist die zweifellos zu Gunsten Englands sich einlegende Intervention des Grafen Goluhomsk­ in Berlin ein sehr wichtiger Freundschaftsdienst gebesen. In St. Petersburg wird man denn auch der ganz nebensächlichen Frage, ob England die Halbe Milion Pfund dem Reservefond entnehmen dürfe, ganz gewiß keinerlei Wichtigkeit beimessen. Wenn daher auch Ruhland seine Einwilligung dazu versagen solle — was ja au thatsächlich geschehen ist — so würde er dadurch nur dem französischen Alli­­ierten einen Liebesdienst erteilen, dessen prakttiche Konsequenzen allerdings noch immer fraglich bleiben. Denn in England hatte man, nicht mit Unrecht, die Frage aufgeworfen, ob zur Entnahme der Mittel aus dem egyptischen Neservefond überhaupt die Stimmeneinhelligkeit der Aufsichtsmäc­hte­ nötig sei oder ob nicht ein Majoritätsbeschluß genüge. Letterer ist nun eingetreten. Daß man in England selbst der Frage dieser Expedition nach dem Sudan — too von Gordon PBascha verblutete — eine jeher hohe Bedeutung beimißt, beweist nit nur die Thatsache, daß die Engländer ohne Rücksicht auf die Einwilligung der Mächte den Vormarsch auf Dongola begonnen haben, sondern an die Stimmung der englischen Blätter, welche der Sache mehr seine große Begeisterung entgegenbringen, aber doch in der Anerkennung der Notwendigkeit des Zuges völlig übereinstimmen. Die sachlichen Gründe für die Expedition entwickelt mit nüchterner Klarheit der Londoner „Spectator”. Das angesehene Blatt, das offizielle A­nschauungen vertritt, schreibt in seiner jüngsten Nummer: „Diejenigen, welche die Expedition so heftig angreifen, vergessen drei Kardinalpunkte, welche man alle wahr annehmen muß. Erstlich, daß wir, so­ lange wir in Egypten Macht ausüben, auch­ die Verpflichtung haben, für das Land zu thun, was es selbst thun würde, wenn es völlig frei wäre, Läßt es sie nun bezweifeln, daß eine selbständige egyptische Regierung, der eine Armee zu Gebote stünde, jeit Dongola belegen würde? Deshalb ist die Behauptung, daß mir egyptische Meittel verwenden, um unsere eigenen Zwecke zu verfolgen, unbegründet. Wir haben das Recht, diese Mittel anzugreifen, denn wir und nur wir haben sie geschaffen. Wir haben Egypten übernommen, als er banferott und seine Armee demoralisiert war. I vorliegenden alle fördern wir nur gebieterische egyptische Interessen. Wir haben nicht mehr Recht, den Dermwischen zu erlauben, das Delta zu überfluten und zu bedrohen, alle zu gestatten, daß Räuber die egyptischen Städte überschwenden und bedrohen. Der zweite Sag ist der, daß wir vermöge unserer Stellung die Gesittung nicht nur in­ Egypten, sondern in ganz Afrika gegen die Barbarei zu jhngen haben. Der dritte Sag ist, daß wir die Hilfe Italiens im Mittelmeer brauchen, und wir sie nicht haben können, wenn wir die Italiener in der Stunde der Not verlassen.“ Man sieht also Leicht ein, daß die Frage für England eine sehr wichtige ist, und er zieht aus der Sachlage zugleich den größten Vorteil. Man wird zugeben müssen, daß Lord Galigbury mit der Dongola-Expedition ein politisches Meisterstüc geliefert hat, er hat die Räumung Egyptens hinausgerüht, die Ofsupation stabilisiert und der internationalen Diskussion entzogen. Die eng­­lischen Staatsmänner versprechen zwar immer, zur „gegebenen Zeit“ Egypten zu räumen, sobald nämlich die zivilisatorischen Aufgaben Englands erfüllt seien. Wann wird aber dieser Zeitpunkt eintreten ? Zur Knotenfrage. Die „Neue Freie Presse“ schreibt: „Die Vor­schläge der Österreichischen Duotendeputation sind in Ungarn bereit bekannt geworden. Wie nämlich aus Budapest berichtet wird, liegt dort die Meldung vor, daß die Österreichische Duotendeputation in ihrem Nuntium den Vorschlag gemacht hat, Ungarn möge fünfzig einen Beitrag zu den gemeinsamen An­­gelegenheiten von 42 Prozent übernehmen, während 58 Prozent auf Oesterreich entfielen. Das Nuntium der österreichischen Quotendeputation hat ein ganz auf Hennlfeton. Ins Herz getroffen. Erzählung von %. Arnefeldt. (28. Fortlegung.­ „Sind Sie auch der Meinung, daß durch diesen Stich der Tod augen­­bl­lich eingetreten ist?“ fragte der Staatsanwalt, sich an den Arzt und nicht an den Angeklagten wendend. „Das steht außer allem Zweifel,­ erwiderte Doktor Richter, ohne den Blick von der Wunde abzuwenden; „das Herz ist so sicher getroffen, daß der Mann auch nicht mehr einen Laut von fi­ gegeben hat. Es war ein scharfes, fpiges Instrument, mit dem der Stich ausgeführt ward.” „Stauben Sie, daß das Opfer sich gewehrt Hat?“ fuhr der Staatsanwalt fort, ganz in dem Tone, als befrage er eine wissenschaftliche Autorität; Richter ging in die Falle. „D nein,“ erwiderte er lebhaft, „der stand ganz still, hätte er eine Teb- hafte Be­wegung gemacht, wäre der Stich fehlgegangen.” „Man hat ihn am Radknopf festgehalten und in ein Gespräch ver­­widelt.“ . »So ist es,so ist es,«stimmte der Doktor zu,ergriff den Staatsanwalt am Rockk­opf und zeigte ihm genau,wie das Messer gehandhabt und der Stich gemacht worden war. »So vermag nur ein Augenzeuge zu schildern,«sagte Rat Kuhnemannn laut;Richter fuhr auf,strich sich mit der Hand über die Stirn«und schaute um sich,als erwache er aus einem Traum dann stieß er einen dumpfen Schreckenslaut aus. »Sie haben sich vollständig verraten,«fuhr der Untersuchungsrichter fort,»e5 bedarf keines Eingeständnisses mehn Sie sind ein Mörder.« 5 Doktor Richter fuhr zusammen, starrte vor sich ein und antwortete nichts: „Sie haben Herrn Schwarzenberg in die abgelegene P­aulstraße gelobt und dort ermordet!“ „Schwarzenberg ?" wiederholte Doktor Richter, „nein, nein, ich bin uns schuldig.“ “ . Der Untersuchungsrichter wollte noch weiter in ihn dringen,Richter schlug aber die Arme übereinander,preßte die Lippen fest zusammen und weigerte sich,an diesem Orte und angesichts des Toten noch eine einzige Frage zu beantworten. Da dem Rat seine Zwangsmittel zu Gebote standen,so ließ er den Angeklagten abführen und in einer verschlossenen Kutsche nach dem Kriminals­gebäude zurückbringen,folgte ihm aber unverzüglich dahin.Er wollte das Eisenschmieden,solange es heiß war und Richter jetzt doch vorbrian kenntnisentreiße.. Der Staatsanwalt hatte ihm nochmals seine Zweifel geäußert, ob man bei dem Doktor auf der richtigen Fährte sei und nun war es ihm eine Ehrensache, dem Kollegen zu bezeugen, daß er sich nicht geirrt habe. Doktor Richter warb sofort nach seiner Ankunft im Kriminalgebäude in das V­erhörzimmer geführt; er war so angegriffen, daß der wenige Minuten nach ihm eintretende Untersuchungsrichter ihn auf einem Stuhl Plab nehmen ließ. „Sie könnten sich diese angreifenden Verhöre durch ein paar Worte ersparen,” sagte er, „belennen Sie endlich.“ „Ich habe nichts zu bekennen.“ „Im Grunde haben Sie Recht,“ spottete der Untersuchungsrichter, „Ihr Betragen am Sarge des Unglücklichen war Eingeständnis genug.” „Wie so ?* „Ihr Erihreden, Ihr Burüdmweichen, als das Gesicht des Toten enthüllt wurde; Sie bebedten sogar die Augen mit der Hand.“ „Sol­ls mir nicht erschüttern, wenn ich einen Mann, mit dem ich in näheren Beziehungen gestanden, den ich vor Turzem in der Vollfraft des Lebens vor mir geliehen Habe, plößlich als Leiche vor mir erbliche ?* „Sie sind Chirurg, man sollte nicht annehmen, daß der Anblick eines Toten je so erfüttern kann,” verjeßte der Untersuchungsrichter „Ah, und Sie halten mich deshalb für gefühllos ?“ „Sie selbst zeigten sich so, als Sie die Wunde, die Sie geschlagen, zu untersuchen und zu bewundern vermochten.” „Die Wunde, die ich geschlagen!” fuhr der Doktor auf, „o, liegt denn in dem Umstande, daß ich sie so genau zu untersuchen vermochte, nicht ein Beweis für meine Unschuld .“ „Sie Haben mit Vorbedacht so gehandelt! Ich mache Ihnen mein Kompliment, Herr Doktor Richter; der Streich war fein ausgeflügelt, glücklicher­weise gehöre ich nicht zu den Leuten, die si täuschen lassen, auch verdarben Sie den Effekt sogleich wieder durch die genaue Beschreibung, wie der Mord ausgeführt ward.“ Doktor Richter stieß einen tiefen Seufzer aus. „Sie verstehen alles gegen mich zu wenden,“ sagte er. „Vermögen Sie si gar nicht in die Seele eines Mannes zu verfegen, der seit Jahrzehnten feinem Berufe und nur feinem Berufe gelebt hat, dem die Stunden, während melcher er ihm entzogen, schon eine Ewigkeit dürfen und der beim Anblic eines so interessanten Falles, wie jener Messerstich, darüber alles vergibt? Ich war nur Arzt und besann mich erst darauf, daß ich Angek­agter sei, als Sie mir anriefen.“ Der Untersuchungsrichter zuchte die Achseln. „Der Messerstich ist in seiner Art ein Meisterwerk,“ sagte der Unter­suchungsrichter. „Das ist er, das ist er!“ fiel der Doktor lebhaft ein, sich besinnend fügte er mit traurigem Lächeln Hinzu: „Würde ich ihn so behwundern wenn ich ihn selbst gemacht hätte?“ „Wären Sie im­stande ge­wesen, ihn zu machen ?“ „Wenn diese Frage so viel heißt, wie ob ich mir die Geschicklichkeit dafür zutraue, so bejahe ich sie unbedingt,” verseßte der Doktor, den Kopf erhebend, „in jeder anderen Beziehung verneine ich sie.“ „Bis jeßt Hat noch keiner von Ihren Kollegen, welche den Toten ge­­sehen, gewagt, sich das gleiche Zeugnis auszustellen.* „Sie haben recht gethan,” verfebhte der Doktor unbedacht. i FAR geben also zu, der einzige Chirurg zu sein, der diese Geschicklichkeit ®­­­­ troden, ;

Next