Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Mai (Jahrgang 23, nr. 6805-6829)

1896-05-01 / nr. 6805

·Mcmundxdministration Heltauergafje 23. un mit Ausnahme des auf Sonn­ und­ertage folgenden Bbodentages täglich. Sbonnement für Hermannstadt: ol 12 NSREINNEENG, 2 fl. 50 fr., halb» rn ‚ ganzjä­ in’ Dan, mie Buhelung 1 E, IN SOR a Ébonnement mit Polversendung: Für das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 Er., gelbjäßrig TfL., ganz­ jährig 14 fl. Hür das Ausland: 9­7 RM. oder 10 Sred., halbjährig 14 a oder 20 an anzjährig 28 RM. = Eine einzelne Nummer kostet 5 fl. d. . en Siebenbürgisch:Deutsches Mae Hermannstadt, Freitag 1. Mai 8­att. Unfraniirte Briefe werden nicht angenomme­ne nicht zurüdgestellt. ‚u N: 6805. AA. Zahlgang Yröm­mercsionen and Inferale Kosineänen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­gasse Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. 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Mai 1896 beginnt ein neues Abonnement auf Das „Giebenbürgisg Deutsche Tageblatt”. „Abonnement fir Hermannstadbt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 Er., rap 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne mann­ ins Haus, mit Stifteung 1A, .. .,12·­Abonnement mit Potversendung:für das Julan:vierteljährig 1.50kr.,habjährig·7fc., gakgtzjährig 14si.,fürbassuslanwvierteljährigIRM. oder 10Frcs­,halbjährigltsi.oder20Jrcs.,ganzjährigWRM.over40Fres. Ins-ZumMuts-Monaten,welche vom 1.Maiun eins-mete- Itufchkyerhaltentasslatti in Maixiusn lauvesegeuchtette Eis-Zumut- III11.20tt.-lusticandegeses direktes lusenhuus vøn 2skartssemsig oletsItstes 33 Gentimes an dad Hauptonrean (Hermannstadt, Heltanergasse 23.) Pränumerationen und Inferats-Aufträge werden entgegenge­­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, Heltanergaffe 28, in der Buch­­handlung Ludwig Michaelis, Kleiner Ring Nr. 12, in der Buchhandlung ©. 4. Seraphin, Heltanergaffe, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gusta­v Gürtler, Ede der Burger- und Schmiedgaffe bei Josef Zimmermann und Saggaffe Nr. 8 bei Sofef Schwarz, Kaufmann, auswärts bei den am Kopfe des Blattes ges­nannten irmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts.” (Hermannstadt, Heltanergasse Nr. 23.) Aus dem ungarischen Reichstag.­ ­ Budapest, 28. April, Die Debatte über das 1896er Finanzgeseh warb in der heutigen Sigung beendigt, und wurde dasselbe mit großer Majorität angenommen. Nachfolgend der Verlauf der Verhandlungen. Als­ erster Redner nahm Franz Rossuth­ das Wort. Er erklärte, die Lehler der Regierung hätten in einem vollständig selbständigen Staate, in dem die höchste Macht fs in einer nationalen Hand befindet und die Prone seine andere Stüge und sein anderes Iinteresse hätte, als jenes der Nation, viel weniger Bedeutung, als bei uns, die wir mit einem fremden Staate­n politisch und unwirtschaftlich zusammengekoppelt sind. Bei uns lebe der Träger der höchsten Gewalt im Auslande und sei seit 370 Jahren von antinationalen Einflüssen umgeben, die auch fest noch so stark sind, daß sie das vom jenigen Träger der Szene in den legten 30 Jahren bezeugte Wohlmollen oft im ftande waren zu paralisieren. Wir müssen für unsere Selbständigkeit und Freiheit fortwährend kämpfen und noch dazu gegen fremde, sehr mächtige Kräfte und Einflüsse. (Lebhafte Zustimmung auf der äußersten Linken.) Bei uns — sagte der Redner — genüge es nicht, wenn die Regierung bloß regiert und administriert, bei und müsse sie auch unsere Rechte im natio­­nalen Geiste verteidigen, ja sie müsse sogar mehr thun und unsere Rechte, die man von gewissen Seiten immer einzuschränken bestrebt ist, noch erweitern. (Lebhafte Zustimmung und Beifall Sints und äußerst Links.) Redner erklärte sodann, er wolle mit Rücksicht auf die Länge der Budget­­debatte jetzt nicht alle Lehler der Regierung aufzählen, da mir noch anderes zu thun haben, als bloß das Budget zu ftatnieren, da unserer noch andere legislative Arbeiten warten, und reichte er deshalb ohne eingehendere Motivierung einen Beschlußantrag ein, das Haus möge mit Andsicht darauf, daß die Regierung ihrem Berufe nicht entspreche, weder Hinsichtlich der Führung der Geschäfte, noch der Verteidigung der nationalen Rechte, das Budgetgejeg ab­­lehnen. (Lebhafte Zustimmung links und äußert Link.­ Hierauf erhob sich Finanzminister Qulacs. Er erklärte, daß gegen das Aufwerfen der Vertrauensfrage gelegentlich der Verhandlung des Budget­­geheges mictö einzuwenden sei, aber wohl müsse gefragt werden, ob die vorgebrachten Thatsachen und Momente genügende Motive bieten, um der Regierung da Vertrauen zu verweigern und das Budgetgeset abzulehnen. Nedner reflektierte sodann auf eine gestrige Bemerkung des Grafen Upponyi, daß unsere Monarchie ihren Einfluß auf die Staaten des Orients gänzlich verloren habe. Nun sei aber das Biel unserer auswärtigen Politik immer dahin gerichtet gewesen, es den Staaten bed­­rient3 zu­ ermöglichen, daß sie ihre I Interessen frei von jedem fremden Einflusse zur Geltung bringen und entwickeln können. Infolge dessen — so sagte Redner — molle er sich mit der Behauptung des Grafen Apponyi nicht weiter befassen und nur auf die eine Thatsache hin­weisen, daß Bulgarien, dessen politische Entwickklung in jüngster Zeit Gegenstand der lebhaftesten Aufmerksamkeit ist, alles Mögliche thue, um in Form eines Handelsvertrages mit uns auf materiellem Gebiete in ein ständiges und freundschaftliches Verhältnis zu treten. Und da Handels­­verträge von größtem Einflusse auf das politische Verhältnis sind, so zeigt dieses, daß es einen orientalischen Staat giebt, dem es durchaus nicht gleich­ giltig ist, in welchem Verhältnisse er zu uns steht, und der bestrebt it, dieses Verhältnis zu kräftigen. Gegenüber der gestrigen Behauptung des Grafen Apponyi, daß wir das Gleichgewicht im Staatshaushalte nur mit großer Kraftanstrengung aufrecht­­erhalten können, erklärte der Minister, daß wir hiezu allerdings K­raftanstrengungen machen mußten, aber daß b dieselben keineswegs resultatlos waren, wie es die Ueberschürfe in den Schlußrechnungen zeigen, die seineswegs fortwährend Heiner werben, sondern nur einfach variieren, je nach der wirtschaftlichen Güte der Sabre. Deshalb sei auch Aussicht vorhanden, daß die wirtschaftlichen Ver­­hältnisse si bessern und das Gleichgewicht im Staatshaushalt auch weiterhin wird aufrechterhalten werden können. Bedingungen hiefür seien eine rationelle Wirtschaftspolitik, senne Mäßigung Hinsichtlich der Ausgaben, indem man nicht alles, was noch zu machen ist, auf einmal fordert. Der Minister reflektierte sodann auf eine geitört vom Abgeordneten Thomas Pehy gemachte Bemerkung, daß die ungarische Regierung die öster­reichische Regierung zu unerfüllbaren Forderungen bestimmt habe. Daß die Desterreicher mit Hohen Forderungen kommen, dürfe aber nicht der ungarischen Regierung aufs Kerbholz geschrieben werden, und das Haus werde so bald überzeugen können, daß die ungarische Regierung allen unbilligen, ungerechten oder den­nteressen des Landes widersprechenden Forderungen gegenüber auf das Entschiedenste Stellung genommen hat. Der Minister polemisierte sodann no Furz mit dem Wbgeordneten Szacsvay, welcher der Valutaregulierung überhaupt jeden Wert abgesproc­hen hat, und erklärte, er sei vom Höchster Wichtigkeit, daß wir eben­ durch die Regelung der Baluta einen beständigen Wertmesser erhalten sollen, sowie ein identisches Zahlungsmittel mit den übrigen zivilisierten Staaten, um uns jene Duellen zu eröffnen, die uns bisher eben wegen der umgeregelten Baluta­­verhältnisse versperrt waren. Da die vorgebrachten Motive das Mißtrauen nicht gerrügend motivieren, möge das Haus die Vorlage annehmen. (Lebhafte Zustimmung reits.) Nun erhob er Gabriel Ugron. Er begann mit der Erklärung, daß die Hochgehenden Wogen der Budgetdebatte viel Schmug und Schlamm auf die Oberfläche gebracht hätten, deshalb aber noch immer genug Schmuß und Schlamm weiter schwimme. Die lange Budgetdebatte war nötig, weil ohne die Aufrollung der oppositionelen Kräfte bei der bekannten Fähigkeit unserer Regierung die Ausgleichsverhandlungen zu unserem Nachteile endigen würden, besonders da in Oesterreich das ganze Parlament in dieser Frage einig ist und bei uns alle Kräfte zersplittert sind. Redner ging hierauf zur Besprechung der orientalischen Frage über und erklärte, bei den nur Halb zivilisierten Wörtern des Orients fünne nur jener Unsehen genießen, der Kraft und Mut zeigt. Ungarn und Desterreich müßten entweder Hammer oder Ambos sein. Al Hammer könnte man viel mehr Erfolg erzielen, als wenn man, so wie wir, nur al große Masse dasteht und duldet. (Lebhafte Zustimmung äußerst Lints.) Desterreich spielt in der ganzen europäischen Politik die Rolle des Ambos, und deshalb insultieren uns nicht 6108 die großen, sondern auch die Heinen Staaten. Und man merkt gar nicht, daß unter den Schlägen der Heinen Hammer ftühweise der große Ambos ab­­brödelt, und wenn einmal Rußland sich aus seiner Nähe erheben sollte und auch Los schlagen möchte, werde der ganze Ambos auseinandergehen. Im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen erklärte Redner, daß die Re­­gierung es auch im Innern nicht verstehe, Ungarns Ansehen zu wahren, denn iwir nehmen in der Armee eine ähnliche Stellung ein, wie die Egypter in der ihrigen oder die Indier in der englischen Kolonialarmee, es werden nämlich die Eingebornen von fremden Offizieren befehligt. Und auch zur Honved überlegt man mit Vorliebe Offiziere der gemeinsamen Armee, damit je weniger einge­­borne Offiziere dort sein sollen, und pensioniert die bei der Honved auf­­gewachsenen Generäle, um solche aus­ der gemeinsamen Armee an ihre Stelle zu feßen, so 3. ®. Jan an Stelle des pensionierten Feldmarschallieutenants Sanky, Ernst Schrammel, der erst seit zwei Monaten bei der Honved war. Der serbische Minister habe von großer Unerfahrenheit gezeigt, als er zur Motivierung seines Exlasses sagte, daß all die Ungarn nicht erlauben, ihre Wappen bei österreichischen Seiten herumzutragen, denn in Oesterreich könne man bei jedem Amte im Magen der doppeltöpfigen Adler das un­garische Wappen finden. In Agram habe man die ungarische Fahne beleidigt, ohne und entsprechende Gatisfaktion zu geben. Eine Stimme: Genug! Gabriel Ugron: Sie befehlen? Wer war dad? (Bewegung). P­räsident: Ich bitte fortzufahren. Gabriel Ugron: Ein Furzer BVerstand braucht allerdings seine lange Motivierung. (Lebhafte Heiterkeit äußerst Links.) Redner erklärte sodann, daß der gestrige Empfang Luegerd dur den Kaiser beweise, daß man sich keineswegs erniedrigen müsse, fried­en und Bitten müsse. (Stürmische Zustimmung äußert Iint8.) Derselbe zeige, daß selbst in der rohesten Form fi äußernde Saft, in der zurückgebliebensten und reaktionärsten Korm fi manifestierende Eintracht e8 zu einem Resultate bringen kann. Wenn nun in Oesterreich been, die im Gegensage zur Zivilis­­ation unseres Jahrhunderts stehen, sich Anerkennung erringen konnten, warum sollten wir Ungarn, wenn wir einträchtig sind, nicht unseren Gefegen Geltung verschaffen können? Edmund Gajak­: Verbünden auch Sie sich mit dem Ultramontanismus ! Präsident: Ich bitte um Ruhe! Ich bitte den Redner nit zu unterbrechen . Gabriel Ugron: War denn die Liberale Partei nicht von 1867 bis 1892 mit dem Ultramontanismus verbündet, Hat nicht die Hohe Geistlichkeit das Geld für die Wahlen hergegeben ? Die größte Gefahr für, ein’ Land ft, wenn man die Gejäße nach den Interessen, welchen man dienen will, inter­­pretiert, so wie es jet bei uns geschieht, wo man nicht der Gerechtigkeit gemäß, sondern nach Protektion die Interessen zur Geltung bringt, wo selbst das Ansehen des Abgeordnetenhauses angegriffen wird, wie es der Honvedminister in seinem Offiziersbefehl gethan hat und mit seiner Erklärung, daß er es nicht anerkenne, daß das Abgeordnetenhaus über den Ministern steht, während doc das Abgeordnetenhaus die Minister unter Anklage stellen und sie verurteilen darf, ohne daß dieses Urteil, abgesehen von einer allgemeinen Amnestie, selbst der König mildern dürfte. Es ist ein grober Irrtum, zu­ glauben, daß die Minister bloß die Räte des Königs sind, denn der König kann die Souveränetäts­­rechte nur gemeinsam mit der Nation ausüben. Redner sagt sodann, daß die Regierung das in den Wahlen liegende Souveränetätsrecht der Nation durch allerlei Mißbräuche beschränke, für die sie allerdings stets die Verantwortung übernimmt, die sie aber nie sühnt. Die Regierung verausgabe Gelder, ohne siezu ermächtigt zu sein, wie z. B. beim fünfthistorischen Museum oder in dem Falle, wo der Honvedminister für Bauten votierte Gelder zu anderen Emweden verwendete. Deshalb werde seinerzeit Redner auch einen Antrag fielen, daß alle Ausgaben, bevor sie flüssig gemacht werden, vom Staatsrechnungshofe vidimiert werden müssen. Die Regierung verlege das Geseh, indem sie mit der gemeinsamen Re­­gierung deutsch korrespondiert, sie beschränkt die Versammlungsfreiheit und die Redefreiheit, indem sie fordert, daß bei Volfeversammlungen der Name eines jeden Rednerd vorher angemeldet werde, sie mißbraucht das Recht der Landes» in N­ee nremer nme Saar Er MO NEE 1896 Feuilleton. Ins Herz getroffen. Erzählung von 3. Arnefeldt. (Schluß.) „Erkennen Sie mich Here Doktor?” redete ihn der Graf an. „Ich habe allen Grund, mich Ihres Gesichtes zu erinnern. Herr Baron Streben,“ antwortete er, „die Operation, zu welcher Sie mich Halb mit Gewalt abholten, ist mir teuer zu flehen gelommen.“ „Ich Habe erst gestern gehört, durch welche seltsame Verkettung von Umständen ich so verhängnisvoll in Ihr Leben eingegriffen habe, Herr Doktor,“ erwidderte der Graf, „hätte ich früher darum gewußt, so würde ich herbei­­geeilt sein, das Dunkel zu Lichten und für Sie zu zeugen.“ „Ich nehme den Willen für die That,” er­widerte Doktor Richer artig; „und verhehle Ihnen sogar nicht, daß, wie die Dinge sich entwidelt haben, es mir lieber ist, daß meine Rettung in anderer Weise bewirkt ist.* m@etto besser,* erwiderte der Graf, indem er sich auf den ihm darge­­botenen Stuhl niederließ, „so erübrigt mir nur noch, Ihnen das Nätselhafte meiner Handlungsweise zu erklären. „Ich besige außer drei Söhnen, welche die Erben meiner Güter sind, eine Tochter, deren Erbteil verhältnismäßig recht schmal ausfallen wird. Um so freudiger begrüßte ich deshalb die Aussicht, sie die Gemahlin des uner­­meßlich reichen Fürsten Wafemssi werden zu sehen, dessen Mutter sie schon als Kind zu ihrer Schwiegertochter ausersehen und den Sohn in einer schwärmerischen Liebe für seine Heine Braut erzogen hat. „alles ging gut, bis etwa vor Jahresfrist fi die Anfänge jener Ger fhwulst auf der Oberlippe meiner Tüchter zeigten, welche Ihre Kunst so glückich beseitigt hat. Ich sah­ das schnelle Wachsen des Uebels mit Schreden, denn ic kannte den Schönheitssinn des Fürsten und die Angst seiner Mutter vor jeder Krankheit; erfuhren beide etwas davon, so war die Heirat vereitelt: „Unter dem Vorwande, die Erziehung meiner Tochter im Auslande zu vollenden. Hielt ich sie verborgen, erkundigte mich unter der Hand nach einem geschb­ten Operateur und erachtete es, als mir Ihr Name genannt ward, für ein sehr glückliches Ungefähr, daß Sie juft an dem Orte lebten, an welchem mir durch Erbschaft soeben der Mitbesiß einer Vila zugefallen war, die un­ bewohnt in einiger Entfernung der Stadt liegt. „IH reiste mit meiner Tochter nach Deutschland, kam hierher, sah mir die Villa an und verschaffte mir den Schlüssel. An dem Tage, wo die Operation ausgeführt werden sollte, traf ich abends mit meiner Tochter und einer Dienerin hier ein, wir vermieden die Einkehr in ein Hotel, sondern begaben uns unter dem Schuge der­ Dunkelheit nach der Villa. Lebensmittel und alles für die Operation Erforderliche hatten wir in einem Handsoffer mitgebracht. „Gegen zehn Uhr ging ich Sie zu holen; nachdem Sie uns verlasen, gönnte ich meiner Tochter einige Stunden Ruhe; jede Spur unserer An­wesenheit war bert­­gt, wir gingen zum Bruhnhof und fuhren mit dem Frühzuge fort.” „Sie hätten sie töten können,” mmuemelte Doktor Richter. „Alles ist gut gegangen.“ „Wozu aber diese Heimlichkeit 2“ „Sie war unbedingt notwendig, denn hätte die Fürstin das Geringste davon erfahren, so war jede Hoffnung für meine Maria zerstört.” „Ich Hätte Ihr Geheimnis gewahrt auch ohne diese Vorsichtsmaßregeln, “ sagte der Doktor mit Würde. „Sie hätten es gethan, aber auch andere?” fuhr der Graf fort. „Senug, ich hielt mich nur so für sicher, und er gelang uns alles nach Wunsch. Von der Gescwulst ist seine Spur zurückgeblieben, meine Tochter ist seit vier Wochen Fürstin Wäfengti und befindet sich mit ihrem Gatten auf der Hoc­eit­­reise in Italien, ich aber bin seit kurzem nach Deutschland zurückgekehrt, um hier endlich die Sontheimische­ Exrbschaftsangelegenheit zu ordnen und habe ich erst fest gehört, was Ihnen begegnet ist. Glauben Sie mir, hätte ich es früher erfahren, seine Rücksicht würde mich abgehalten haben, die Wahrheit zu benennen.“ „Ich glaube Ihnen, Herr Graf. Eine Spur hatte si bereit, nur jenen Diener, den Sie genommen und zurückgeschiert hatten, gefunden, ehe sie weiter verfolgt werden konnten, trat eine Wendung ein, die dies­ überflüssig machte,“ ae Sie doch, daß ich die Thatsache bekannt mache?“ fragte der Graf. „Wie Sie wollen, Herr Graf,” erwiderte der Doktor gelassen, „wären Sie früher gekommen, Hätte vielleicht jener Unglückliche, der den Mord beging und sich dann selbst tötete, die lebte That nicht begangen, doch wie hätte er leben sollen mit dem schauerlichen Bewußtsein? Er mußte alles kommen, wie es gekommen­ ist.” „Wollen Sie mir dann wenigstens die Bitte gewähren, meine Erklärung vor Ihrer Tochter wiederholen zu dürfen ?* „Bei meiner Tochter und deren Verlobten, wenn Sie dies wünschen,* erwiderte Doktor Richter bereitwillig und führte den Grafen in das Familien­­zimmer. So war denn auch dieses Nätfel gelöst und er gewährte dem Doktor Richter eine große Genugthuung, au Hier die Wahrheit seiner Aussagen bestätigt zu sehen, obgleich niemand mehr in seine Glaubwürdigkeit den geringsten Zweifel regte. — Nur wenig bleibt noch zu berichten übrig. Wilhelm Winterfeld reiste mit seinem Vater nach Westpreußen, kehrte aber schon im Frühjahr zurück, um ein Gut zu übernehmen, das beide Väter ihren Kindern ganz in der Nähe der Residenz getauft hatten. Winterfeld sah ein, daß er seinem Freunde, den sein Beruf an den bisherigen Wohnort fesselte, die einzige Tochter nicht in die weite gerne entführen dürfe. Er war selbst noch rüstig genug, um bei der Bewirtschaftung seiner Güter auf die Hütte seines ältesten Sohnes verzichten und das Heranwachsen des zweiten abwarten zu können. Die Maiglödchen läuteten Wilhelm und Gabriele zum Traualtar; der Hochzeit wohnten die Eltern und Geschwister des Bräutigams, sowie die Familie des Oberförsters Negeler vollzählig bei. Tante Lina aber fehlte unter den Gästen, sie hatte einer Anstalt für unheilbare Gemütztraufe übergeben werden müssen. Gabriele trug bei der Trauung ein kostbares Halsband und Ohrringe mit Diamanten vom seltener Größe und reinstem Wasser, ein Geschent, das

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