Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Juli (Jahrgang 23, nr. 6854-6880)

1896-07-01 / nr. 6854

Ichqsiioyundxdwinistration hellsuekgasseLå frischsslskksniudinedank-pouan «Id­ermelckkgendeng sochentage zum w. 1sbonnement fürdermannstadh monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., halb­­jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung ins Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl. 12 fl. Ebonnement mit Pokversendung: u Kür das Inland: erteljährig 3 fl. 50 Br., halbjährig 7 fl., ganz. Fr f. Für das Ausland: vierteljährig 7 RM. oder 10 Sres., halbjähri 14 RR. oder 20 Ba ansjährig 28 RR . Eine einzelne Nummer kostet so­r. Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, D Manuskripte nicht zurückgestelt. Siebenbürgisch-Deutsches Re 6854. XXI. Jahrgang Hermannstadt, Mittwoch 1. Juli P­rämumeratione-Einladung auf das S­iebenbürgisch - Deutsche Tageblatt. Mit 1. Juli 1896 beginnt ein neues Abonnement auf da8 „Siebenbürgische Deutsche Tageblatt“. Abonnement für Hermannstadt: monatlich­ 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 fl., super 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne we­nig Haus, mit Buftelung 1 fl., fl. %. 12 fl. — Abonnement mit Boftversendung: für das Inland: vierteljährig 8 fl. 50 fl., Halbjährig 7 fl., ganzjährig 14 fl.; fite das Ausland: vierteljährig 7 RM. oder 10 Frcd., halbjährig 14 MM. oder 20 Frcd., ganzjährig 28 ADL. oder AU Fres. Auswärtige Monats - Abonnenten, welche vom 1. Juli am einzutreten wünstigen, erhalten das Blatt im Juli: im Sulande gegen direkte Einsendung von 1 fl. 20 fl.; im Hußlande gegen direkte Einsendung von 2 Dart 33 Pfennig oder 3 rauch 33 Rentimes an das Hauptbureau (Hermannstadt, Hellauergasse 23.) BE­PBränumerationen und Inferats-Aufträge werden entgegenge­­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, Hellauergafse 23, in der Buh­­andlung Ludwig­one am Kleiner Ring Nr. 12, in der Buchhandlung ©. W­­erapbin, Heltanergaffe, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, Ede bei Burger» und Schmiedgaffe bei Sosef Zimmermann und Saggaffe Nr. 8 bei Sofef Schwarz, Kaufmann; auswärts bei den am Kopfe des Blattes ge­nannten Firmen. Der Berlag des­­„‚Siebenbürgisch-Deutschen Tuageblatts.” (Hermannstadt, Heltauergaffe Nr. 23.) Brörumerionen und Inferals Kossardaen außer dem Hauptburen, Heltauers gaffe Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s W. Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Yronius, Mühlbach Josef Wagner, K­aufmann,­­ Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Hieinrich Schalek, J. Dannen­berg, Budapest A. W. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Am­ersionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondbrede foftet beim einmaligen Einrüden 7 fr., das zieites wal je 6 fr., a3 drittemal je 5 fr. d. W. ox« eine der Steinpeflgebühr sow­ie 30­0­ Hundert Jahre Fähsisher Kämpfe.­ ­ Der erste Vortrag verbreitet sich über die Sofefinische Reform und die­ Regulation, die Jahre 1790 bis 1805. Nur euphemistisch dürfen die Ver­­ordnungen und Befehle Zosefs II. als Reformen bezeichnet werden, thatsächlic bedeuten sie eine Revolution bis auf den Grund. Ich begreife nicht, wie gerade wir armen, folgsamen Sachisen dem gutmütigen Kaiser so verhaßt waren, er grollte und und „bevorzugte die Armenier. Jedoch die Thatsache steht. Aber hier hat si eine große Sprachverwirrung ereignet, die den an­fi gelungenen Vortrag wenig berührt. Es ist ihr dennoch irgendwo einmal eine Schante zu fegen. Der persönliche Charakter, das „gute Herz“, entscheidet in­­ öffentligen Dingen nicht: die Intelligenz, die angeborene Klugheit und Besonnenheit bilden den Staatsmann. Das Böse als Böses, das Verderben als Verderben dürfte kaum ein Satan, meit weniger ein Mensch w­ollen. Wie viele Politiker saßen wir nicht über die Bühne gehen, reinen, malerlosen Privatlebend. Da ihr Wirken brachte das Gegenteil jeglichen Heiles: sie stürzten sich selbst und das Gemeinwesen in Verwirrung. Das macht: in ihrer Stellung durften sie nicht wollen, was sie wollten; nicht erstreben, was sie erstrebten; nicht das thun, was sie bhaten. Dieser Mangel an Einsicht ist eine fäwere Schuld, sie hat das Unglück dieser Männer nach fi gezogen, sie lebten in einer eingebildeten, nicht in der wirklichen Welt, in schuldvoller Verblendung dachten sie, das wirkliche Leben zu meistern. In eine solche ließ sich auch Kaiser Franz nach seinem Herzensbedürfnis, nach seiner Natur einspinnen. Er stellte gern seine Gewalt denen zur Ver­­fügung, die ihn darin unterstüßten, der alles selber sehen, alles selber an­­ordnen wollte, wurde von den zwweideutigsten Menschen mißbraucht. Das sind für und die Kronstädter Nenegaten, die Brüder Kronenthal, in denen eine höfische Rahfuhr gegen die früheren Volksgenossen wütete. Sie sind die Ur­­heber der wahrmwitigen Regulationen der neunziger Jahre, die unter den Sacsen einen wahren Hexensabbath anrichteten. Man dürfte vieleicht eine etwas eingehendere Beschreibung derselben wünschen, damit der Gegenjah recht frei in die Augen springe. Der Hof verbietet aus Revolutionsangst selbst die unscheinbaren 2efefabinete als schädlich und prostribiert als staatsgefährlic­hen Text zur „Zauberflöte“ von Mozart in denselben Tagen, wo in seinem Namen unter den Sachsen revolutioniert wird und für sie politische Zustände zusammengebraut werden, die allein in den Dek­eten des Bariser Konvents eine Parallele finden. Gegen die ruhige und ganz objektive Haltung des Vortrages ist sein Wort zu sagen. Dasselbe ist von dem zweiten Vortrage („Stille Jahre”) zu rühmen. Er umfaßt den­ Beitraum von 1805 bis 1830, der bei anderen Völkern erst um ein Jahrzehnt später anhebt, wo auch sie „endlich nach allem Fechten“ ausatmen sollen. Die Sachssen erfreuten sich der „Landesväterlichen” Fürsorge des Wiener Hofes in reichstem Maße. Wirksfam beförderte die Stille die große Gelddevaluation von 1811 und die Hungersnot von 1816 und 1817. Das geldarme Siebenbürgen verlor freilich ziffermäßig nicht so ungeheuer viel, da dem Armen ist schon der geringste Verlust empfindlich genug. Durch Sammlung von „Almosen“ griff man den auf den Sand gefeßten Schulfassen unter die Arme. Im übrigen ließ man die Herren in Wien und daheim folgen; diese mußten es doch besser verstehen. So verstummte aiebald der öffentliche Geist. Wo noch Leben war, pulsierte er im engen Stübchen, am Familientusche. Allgemeine­nteressen verfielen der Vergessenheit. Man dachte nur an Nahrung und Kleidung und war sehr zufrieden. Während in Wien und den anderen großen Städten das dort schon vorhandene Phäntentum alle Streife — man verzeihe den unschönen Ausdruch — verseuchte, äffte man es hier nach und fultivierte sehr geschäftig an Klat­hereien herum. Man weiß ja, daß es wie Blei auf jenen festländischen Staaten lag, die gegen Frankreich gefochten. In der inneren Verwaltung Oesterreichs aber darf nicht von einem Metternich’schen System gesprochen werden. Wenn diese Verwaltung außer dem Sage, daß Ruhe die erste Bürgerpflicht sei, überhaupt ein System kannte, so ist er das des Saisers Franz. Metternich war Minister ded3 Weußern, da an da mußte er sich oft gelegmeidig dem starren Willen seines Herren anschmiegen. Das Innere war die eifersüchtig gehütete Domäne des Kaisers­. Wir erwähnen diese wohlbekannten Dinge nur deshalb, weil in den Vorträgen öfter von dem Stuftem Metternichd gesprochen wird, aber warum sollen auch wir das schon übel verleumdete Andenken des Staats­­mannes, der sich einst in schwerster Not um den Staat verdient machte, mit unverdienten Vorwürfen belasten ? Die Hervorstechendsten Weußerungen des „Stilllebens”, dem man doc nicht grau werden sol, das man nur be lächeln kann, bringt der Vortrag in einer der Sache meisterhaft angemessenen, stillen, ruhigen Sprache. Mich umschwebte bei der Durchsicht desselben immer das freundliche Bild Schillers vom Frieden: „Schön ist der Friede, ein lieblicher Knabe“ m. f. m. Sonst konnte man allerdings mit jenen Menschen einen Hader vom Banne brechen. Um so begieriger Tieft man die beiden folgenden Vorträge: „Neues Leben 1830—1848" und „Das litterarische Leben der vierziger Jahre.“ Der rechte Titel ist vielleicht etwas unglüclich gewählt, weil damals Litteratur und Leben ich decten. Man sieht aber sofort, daß diese Vorträge ineinandergreifen, daß einer den anderen bedingt und ergänzt. Wenn auch der erste Vortrag mehr das öffentliche, das politische Leben zum Vorwwurfe hat, so kan­n er doch des Inhaltes des zweiten nicht entraten, denn das bewegende, fast gewaltsam spornende und treibende Motiv ist beiden gemeinsam. Doch die Vorträge er­­gänzen sich, sie wiederholen nicht: in ihrer Zusammenfassung gewähren sie ein herrliches Bild jener schönen Tage, deren Geist und nur mit dem rechten Atemzug verlassen soll. Gerade die Kenntnis dieser Jahre eines unbeschreibligen Aufschwunges unseres Volkes, wo sogar in den Beratungsräten der sächsischen Beamten das Wort vernommen ward, der Ehre der Nation dürfe zu seines Menschen Ge­­fallen etwas vergeben werden, und begeisterte Reden diese Ehre priefen und sie verteidigten, ist unter und wenig verbreitet. Wer kennt denn unsere da­­malige Litteratur, die „ein gewaltiger Aufruf ist, für das Volk zu Ieben, wenn es sein muß, auch zu sterben?” Das sind nicht nur Worte. Jenes Geschlecht seßte sie in Thaten um und vergoß sein Herzblut unter diesem Planier. Das ist nicht luftige „Ideal”-Schwärmerei. Wenn ihr wollt: »Diese Sdeale duchhauchten das wirkliche, praktische Leben mit ihrer unsterblichen Seele. Stefan Ludwig Roth steht an ihrer Sorge. Eine ungeahnte Zahl von Tagesblättern und Zeitschriften entstand neben größeren Arbeiten. Für das Sachsentum und den Gemeingeist wurde die Fahne aufgepflanzt, ihr sollten als brauchbare Werkzeuge dienen, während im Landtag der Sprachkampf durch­­gefochten ward, die Komman­ation, die Stiftung der Sparkassen, die Beseitigung des Geldmangels, die Hebung der Gewerbe, die Gründung der Vereine, des für Landestunde, der Turnvereine, der Sänger- und Schagenbündnisse, die Errichtung der Rechtsakademie, der Bürgerschulen, die Tiebe Sorge für das Schulmwesen überhaupt als das „Licht des Feuerherdes“ der Nation. Dieses reiche Leben ist in den beiden Vorträgen in der anziehendsten Weise dar­­gestellt. Man muß sie seien; ich hüte mich auch nur eine einzige Notiz aus ihnen anzuführen, schon darum, weil ich nicht weiß, welche. Aber gewiß: diese Jugend erfüllte das Wort des alten Arndt: „Könnt ich Löwenmähnen schütteln mit dem Zorn und Mut der Jugend!“ Sie rüttelten gewaltig an der bloßen Tugend der stilen Tage und schuf er uns ein neues fröhliches Eis machen. » s Ueber diesed frische Leben noch ehe es die erhofften Früchte zeitigen konnte,fuhren die Stürme von 1848/49 verheerend daher.Doch sie brachten es nicht mm whr meinen vielmehr,daß der Schlachtendonner erst recht seine Bedeutung und seinen Wert klargemacht habe.Es war ja ein Schatz er­­ru­ngen worden,ein Palladium,das Fundament eines Volksdaseins,wie wir es allein im Vaterlande behaupten können,war gelegt worden,das nicht zeri­stört werden kann.Es ist seither viel umbrandet worden von brausenden Waffern, es ist geblieben. Die Revolution behandeln dann die beiden folgenden Vorträge, von denen der erste die allgemeinen ganz Ungarn durchzuhenden Strömungen auf­­zählt, der andere, „die Sachen im Jahre 1848 und 1849“, die uns näher angehenden Verhältnisse ins Auge facht. Mit voller Objektivität, als ob der alte Lebens­rede, denn die Higröpfe um der Union willen die Fenster zer­schlugen, zieht der Yeitere Vortrag alle Ereignisse jener sturmreichen Jahre in den Kreis der Erörterung der Frage über die Union bis zu der verifaten rage über die Berufung der Auffen im März 1849. Ein faltes Bad, die Augen gleich öffnend für Feinde und Freude, ist der Vortrag: „Unter dem Absolutismus 1850—1860.° So gehaltener ver­drängter Kürze, fat berb und abstoßend, wie es die Sache verdient, doch ohne ein einzig unedles Wort wird der Belagerungszustand und die Verwaltung des Landes durch die Bachhußaren dargestellt. Es ist nicht Leicht, ‚unter solchen Eindrücken das Gleichgewicht nicht zu verlieren; sogar dem alten Bedens ist e3 mehr als einmal aus der Hand ‘geglitten. G­leich einem Leichname wurde das Land von einer Seite zur andern gedreht. Wir haben aus unserer Ver­­gangenheit nichts zu versch­weigen und nichts zu bemänteln,. Wir verzichten nicht auf das schöne Vorrecht, auch unsere Fehler und Irrtümer offen zu be= fennen. Wir verteidigten jede Stellung, auf die und die Gewalt einschränk­e, Herzhaft. Wer will uns verdeuken, daß wir jeden Ebdelstein wahrten, der aus dem Stanz unserer Krone gebrochen ward ? Nun hat uns die politische Entwicklung von 1860 bis 1876 dahin ge­führt, wo wir heute stehen. Keinem zu Lieb­ und seinem zu Leid stelt uns­­parteilsch ein anderer Vortrag diese Geschehnisse dar. Wir sind fü­r denselben sehr dankbar. Er bildet gewissermaßen die Schattenseite, und die nicht fehlen darf, zu dem hoffnungsfrtigen Bilde über „unsere geistige Entwicklung seit den fünfziger Jahren”. Ich hätte an dieser Ueberschrift einen der Vorträge fast Anstoß genommen, denn sie verheißt ein Schwer zu bewältigendes Material in dem Rahmen eines Vortrages zusammen zu drängen Nun muß man ause lesen und zusehen, in welcher Ausdehnung diese Aufgabe gelungen­ ist. Wir vermeiden es thatsächlich, den Anhalt der Vorträge zu umschreiben, ob­­ohl das uns die angenehmste Arbeit ge­wesen wäre, It es nicht berlehend, unserem Volk ein Bild aus seiner jüngsten Vergangenheit vor das offene klare Augenlicht zu stellen? Eben dieses Bedürfnis erwecken die Vorträge und er­­füllen es. In unseren Städten sind die alten Bollwerk, Mauern, Basteien und Türme meist gefallen; die Bauernburgen auf den Dörfern folgen ihnen nach. Wir Sadhien werden vielfach geachtet als ein Körper voller Narben und Wunden. Die Gegner irren sehr. Sie treffen unter und noch auf eine unver­­­­ fenil­eten Der Fiebe und des Glükes Wellen. Roman von M. vd. Eichen. (43. Fortlegung.) In kaum einer Stunde hält der Wagen vor der Meinen Billa in Frohn, haufen. Danach öffnet die Thür. Die Magd, die einzige ihres Zeichens hier und für alles geschicht, M nicht darauf dressiert, daß ihre Hörerschaft möglicherweise nicht zu Hause ein mag. „Das alte Fräulein ist im Garten, die junge, na oben“, erklärt das as in einem­ Ton, als ob das selbstverständlich sei. „Seh'ns nur bitte 'n auf.* Bley­s ‚Ihre linke Hand greift nach dem kupfernen Reflel, den sie einen Augen­­blick eingestellt hat, ‚während sie mit der Ridenfläche der mit einem Scheuer­­lappen bewaffneten rechten über die Stirn mwischt, was wohl ihre Entschuldigung sein sol, daß sie nicht mitgehen kann. Danach läßt sie das nicht zweimal jagen. Schnell nimmt er die Treppen, jedesmal zwei Schwellen mit einem Schritt. Er Hüpft an der großen Thür in der Mitte, wie er beschieden ist, noch einmal und noch einmal; e3 rührt sie nichts. Es überschleicht ihn ein Gefühl, wie Kinder e3 haben mögen, wenn sie vor verbotenen Früchten stehen: verlangend und zaghaft, zaghaft, doch über alles verlangend. Dann linkt er entschlossen die Thür auf. Niemand ist in dem Heinen, einfach, doch behaglich gehaltenen Salon, worin nur einige wirklich ausgezeichnete Kunstwerke al Schmud verwandt sind. Sehr in dem Zimmer nebenan rührt e& fi leise: „Zante, du?“ Das ist Hildend Stimme, und ein fast betäubender Schred nimmt dem Baron für einen Augenblick den Atem. Da steht sie schon auf der Schwelle, und alles, was Hilbert in seiner Erregung so selbstverständlich und leicht erschien, mwas er sich vorgenommen zu sagen, zu beteuren, es geht doch nicht, wie sie da vor ihm steht, so ernst, so blaß, die graue Malschü­rze über dem dunkeln leid, nicht unähnlich einem symbolischen Gewande, das sie von den anderen scheidet, unter dem sie Shug und Schirm gesucht für gemeiffe Empfindungen, deren Herr sie werden will. Und er bringt eben nichts anderes heraus, als daß er Fräulein Hilde noch einmal sehen, ihr noch einmal persönlic danken mußte, ehe sie ging. Dabei reicht er ihr beide Hände. Nun stehen sie Hand in Hand. Gleich einem elektrischen Strom flutet er von ihm zu ihr Hinüber. Hilde, so Scheint es, ist gefestigt gegen jeden gefährlichen Rausc; unbewußt beugt er fi ihrem Willen, fühlt er, daß noch seine Zeit ist zu reden von dem, was immer heftiger in ihm glüht. So nimmt er PBlab, ruhig, Höflich, wie sie ihn bittet. Eine Weile hatte es doch gewährt, ehe die starre Hilde ihrer Stimmung und Bewegung Herr ge­­worden war. Nun figen sie einander gegenüber­ Hilde ein wenig im Schatten; er kann nur ihr Profil sehen. Sie­ hält den Blick von ihm fortgewandt und s hhaut durch das Fenster hinaus, al müsse ihr da von draußen Hilfe kommen, um auch äußerlich damit fertig zu werden, womit sie im Innern schon längst fertig geworden ist. Die Sonne spielt mit ihren legten Strahlen in dem Bimmer um des Mädchens Gesicht. Hilbert Blide haften an den reinen Linien, als sähen sie dieselben zum ersten und zum legten Mal. Weiß Gott, er hat sich noch nie im Leben so wenig imponiert, so aus allen Himmeln herabgefalen gefühlt — wie in diesem Augenblick! — Weiß Gott,­­er hat ihn noch nie in seinem Leben begrüht, welche Gedanken mehl unter solch blühend weißer Stirn gehen — wahrscheinlich, daß er an Gedanken hier überhaupt nicht gedacht hat. — Er hat aber auch noch nie eine so unauslöschlich verlangende Sehnsucht empfunden, ein Weib in seine Arme zu Schließen, zu jagen: Sei mein — und da vor dem Moment der Entscheidung, dem richtigen Worte gebangt ! So webt denn tiefe Stille ringsum; Stille und Ruhe, wie sie nur auf dem Lande fern von allem Haften, Kämpfen und Ringen der großen Welt möglich ist, Stile und Ruhe, wie sie Die Natur bedarf, um ungestört bei sich selbst zu bleiben — doch alle Schäden und allen täuschenden Schein, der jene Kämpfe, jenes Ringen, die großen Errungenschaften der Kultur begleitet, hindurch sich selbst wieder zu finden, wirken und reifen zu Taften, was werden will und werden muß im Einklang mit ihr — zum Segen file jene, die doch immer nur eine höhere Entwickklung ihres Allwesens bleibt. Man hört nicht als das Prochen der Herzen, dieses lebendigen Beitmessers, bei dem jeder Til, wie bei einer Uhr, bedeutet, da3 der Organismus im Gange und daß die Stunden fliehen. „Sie wollen fortgehen, mein gnädiges Fräulein?" Hilbert von Donad) ermannt si endlich­. „a.“ Es klingt sehr fest, ein wenig Scharf sogar; doc ein weher Bug gräbt ich um den Mund, mildert den herben Ausbruch hier. „Weil — seien wir aufrichtig — weil Ihre Position unhaltbar geworden­­—— scheint ?* die Schmerzlicher beben die Lippen des Mädchens, und immer noch blickt sie an ihm vorüber. Danach sieht nur die Außenlage der Dinge, sie allein weiß, was ihr in Wirklichkeit ein Bleiben in der Gegend unmöglich zu machen droht. · »Fräulein Hilde­—ich glaube-ich fürchte­ Sie haben mich nicht­ verstanden Gestatten Sie—-noch einmal biete ich Ihnen meine Hand,” Es klingt ein wenig brutal; — aber er Hat «8 gut gemeint, und diesesmal Hört Hilde nur diese wirklich ernstlich gemeinte Güte in seinem Wort. „Bräulein Hilde, glauben Sie mir, man rennt mich genug, um zu wissen, daß ich nur einer Frau von malelloser Reinheit meine Hand biete; ich bin Mann genug, dafü­r Sorge zu tragen, daß der Name, die Ehre meiner Gemahlin fledenlos, geachtet, wie meine bleibt. Fräulein Hilde, ich bitte, Schlagen Sie ein!“ Hastig ist sie emporgesprungen, von ihm hinweggetreten, — Nein, ex liebt sie nicht — sie aber liebt ihn immer mehr! Keine würde si besinnen an ihrer Stelle. — Wieder einmal gleich einem zweischneidigen Schwerte w­ühlt er in ihrem Innern: nein und tausendmal nein! An ihr mädchen­

Next