Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. April (Jahrgang 24, nr. 7082-7106)

1897-04-01 / nr. 7082

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G Seraphin, a Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gusav Büttler, de der Burger- und Schmiedgaffe bei Sofef Zimmermann und Gaggaffe Nir. 8 Sei Sofef Schwarz, Kaufmann, auewärts bei den am Kopfe des Blattes ger­­annten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisc-Ventihen Tageblatts.” (Heramaunstadt, Heltauergasse Nr. 23.) Widerstreitende Märzgefühle. [O. W.] Die Märztage des Jahres 1848, an welchen sie weiter Ereignisse und die Beschlüsse des Preßburger Landtages den Sieg der Wiener Bewegung über das Syst­em Metternich unblutig vervollständigten und an welche sich Später mannigfach getäuschte Hoffnungen aller freiheitlich Gesinnten knüpften, werden bekanntlich als Ausgangspunkt der späteren Selbständigkeit und Freiheit Ungarns in immer mehr hervortretender Weise, auch doch Unterbrechung der Reichstagsfigungen, namentli auch von der Pester Univer­­sitätsjugend und in der gesamten ungarischen Presse geräuschvoll gefeiert. Die in der Mitte de Monates sich häufenden Hinweise auf die Errungens­aften des verfloffenen halben Jahrhunderts kontrastieren aber ganz merkwürdig mit den Ergüffen der Journalistin und den Heußerungen der öffentlichen Meinung, die noch vor dem Schluffe desselben Monats das politische Leben beherrschen. Der Bug von der Universität zum Petöfidenkmal am 15. März, die dazu gehörigen Reden, Deklamationen und Gesänge sind bereits typisch. Wehr Ab­­­wechslung bietet die seit einigen Jahren im großen Neboutensaale stattfindende Seftversammlung. Für die Hauptrede am Vormittag sucht man immer eine politische Koriphäe zu gewinnen. War er in dem einen Jahr Apponyi, der gegenwärtig seine Flitterwochen verlebt, nachdem er zu seiner V­ermählung eine riesige Fülle von Glücwünsten aus ganz Ungarn empfangen, so ist er diesmal Gabriel Ugron, dessen glänzende Beredsamkeit die Bedeutung des Tages zu würdigen hatte, welchem die dualistische Gestaltung des Reiches der Habsburger und die gegenwärtige maßgebende Stellung des Magyarentums in diesem Bunde zweier Mittelstaaten entlehnte. Hat­au­­der von Ingrimm über seine Wahlniederlage und die Bertrümmerung seiner Partei erfüllte feurige Ring der äu­ßersten Linken so viel Takt und Geschmach, an diesem gemein­­samen Hefte die Parteipolitik nicht herauszuf­ehren, so ist sein überschwenglicher Appell an die nationalen Gefühle und politischen Instinkte doch zu allem eher geeignet, als den Gedanken der Zusammengehörigkeit der Monarchie und das in der Bethätigung nationaler Toleranz sich­er­weifende Bewußtsein mahrer Freiheit in der Jugend zu kräftigen. Maurus Sokai hat diesmal ebenfalls seine Stimme erhoben in einem Briefe, den er an den Borfigenden der vor wenig Monaten gegründeten un­­garischen Journalistenvereine,­ den Abgeordneten Mikpath, richtete, und der bei der Einweihung den von ihm gewidmeten kostbaren Pokal verliehen wurde. Der gefeierte greise Schriftsteller, der sich in lobenswerter Weise wiederholt den Uebergriffen des Chauvinismus entgegengestellt hat, verwies in diesem in Abazzia geschriebenen Berichte darauf, daß die in den 12 Buntten formu­­lierten Forderungen der ungarischen Nation jegt fämlich­ erfüllt seien, und seine an die Presse gerichtete Mahnung, die errungenen fostbaren Güter fest­­zuhalten, läßt zwischen den Beilen deutlich den Hinweis auf Mäßigung, poli­­tische Klugheit und nationale Toleranz erkennen, die in dem über seine Er­­folge immer übermütiger gewordenen Magyarentum immer seltener t werden. Die von Zolai gewiß nicht ohne Absicht geschriebene Neußerung, daß Deutsche, Nomänen und Slawen ebenso wie die Magyaren, die Früchte der 1848er Märztage genießen, zeigt und die Zustände, wie sie sein­­ sollten, nicht wie sie an. Dafür hatte Ugron in seiner Verherrlichung des Jahr­s 1848 nir umhin gelonnt, die Nationalitäten all Störenfriede und Feinde der unga­­rischen Freiheit einzustellen.­­ Die Einweihung des Solaipofaled, der von nun an eine ähnliche Rolle bei den­ Vertretern der Presse spielen soll wie der von Széchenyi gestiftete Pokal im Nationalcasino, bei dessen Generalverssammlungsbanfel der Festredner das Wort aussprach, daß gegenwärtig der Ungar nicht glückich­­ ist, gab übrigen in organischer Verbindung mit der Feier des 15. März Veranlassung zu einer nachprüchlichen Kundgebung für die Preßfreiheit, melche man durch die Bestimmung des Strafgelegentwurfes bedroht sieht, daß Angriffe auf die persönliche Ehre der Rechtsprechung durch Geschworene entzogen und der Zudikatur der ordentlichen Gerichte z­ugewiesen werden sollen. Aus allen Rettungsspalten erjhalt der Ruf, daß man auch nicht die Heinste Bresche in das Palladium der Breßfreiheit legen lassen dürfte. An die vielfach anstößigen Berichte von Preßjurys, welche die Autorität der Krone, die Gleichberechtigung der Nationalitäten schußlos gelassen haben, wil man si nicht erinnern. Aber selbst regierungsfreundliche Journalisten wagen si der unter dem Schlag­­worte der Preßfreiheit auftretenden mächtigen­ Strömung nicht zu widerseßen, welche aus der schmugigen Wäsche, welche seit einigen Wochen im Abgeordneten­­hause gewaschen wird, nur noch neue Kraft zieht. Denn von oppositioneller Seite wird Schlankweg behauptet, daß die große Sorgfalt des Justizministers für die Ehre der Privatpersonen — und als folge sind nach dem Entwurfe alle diejenigen anzusehen, die nicht eine Beamtenstellung befleiden — Haupt» fählich den Bwed Hat, der Aufhelung der parlamentarischen Korruption ent­­gegenzutreten. So ist die Provisionsaffaire Morzsanyi nicht überwunden, denn’ der von seiner Partei plöglich­ fallen gelassene, zum Austritt aus dem liberalen Klub gendtigte und dadurch zur Mandatsniederlegung veranlaßte Vertreter des Budapester siebenten Bezirkes hat an seine Wähler appelliert, und nachdem ihm sein offizieller Gegenkandidat gegenüber gestellt worden war, einen mit vieler Mühe ausfindig gemachten, an von oppositioneller Seite unterstüßten Rivalen um das Mandat nach allerdings hartem Kampfe, und, wie die Anhänger des legteren behaupten, nur mit Hilfe der Parteilichkeit die Wahlpräsidenten aus dem Felde geschlagen. Die politische Moral Hat­ also seine Genugtäuung er­­halten. Nun hat sich aber über den Häuptern von 50 bi 60 Abgeordneten, vorwiegend der Negierungspartei, eine drogende Woffe zusammengezogen. Der Rollparteiler Varosiy hat einen vier Kollegen betreffenden Inkompatibilitätsfall angemeldet: Der Budapester Sparkasse und Pfandleihanstalt, melde in Ver­­bindung mit der elsässischen Bank die Bildung einer Gesellsschaft zur Bactung der Klasfenlotterie mit dem Finanzministerium vertragsmäßig vereinbart haben, gehören drei Abgeordnete als Direktionsmitglieder, einer als Rechtskonsulent an. Die Aeußerung des Grafen Theodor Andrasfy als Präsidenten des In­­kompatibilitätsausschusses, daß er in der dem Tepferen zuge­wiesenen Angelegenheit strenge nach dem Geleg und ohne Parteirücksichten vorgehn werde, hat im liberalen Klub Unbehagen hervorgerufen. Denn bei genauer Interpretation des Gefäßes ergeben sich ungezählte Ink­ompatibilitätsfälle, welche die raie parlamentarische Moral bisher stillschweigend ignoriert hat. Denn bei Spar­­kassen sind 18, bei Bauten 28, bei Versicherungsgesellschaften 31, bei Eisen­­bahnen 117 Abgeordnete als Direktions- oder Aufsichtsräte beteiligt, ganz ab­­gesehen von Industrieunternehmungen, welche alle mehr oder minder in Ge­­chäftsverbindungen mit der Regierung stehn und von deren Gunst d­er Ungunst abhängig, beziehungsweise durch dieselbe beeinflußbar sind. Längst weiß alle Welt, daß durch solche Stellungen die Abgeordneten vielfach ihren Einfluß fenstifizieren. Dagegen lehnt sich nun auf einmal das öffentliche Gewissen auf, selbst in der Regierungspartei wird von vielen — bösen Zungen zufolge aus Neid — solche der Würde der Volkvertreter zuwiiderlaufende Abhängigkeit für unstatthaft erklärt, wobei einem jüdischen Abgeordneten 34 Inkompatibili­­tätsfälle, einem anderen deren 28 nachgewiesen werden. Die lebhafte Erörterung dieser Verhältnisse, welche den Parlamenta­­rismus bereiften, auf welchem aber die Herrschaft der­ liberalen Partei beruht, hat bereits den Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses, Albert Berzeviczy, sowie die Grafen Geza Andraffjy und Arthur Perencsevich­­ veranlaßt, ihre Stellungen in der Verwaltung der Agrar- und Rentenbanft niederzulegen. Das wird ihnen von den weniger skrupulösen Parteigenossen sehr übel ge­­nommen, und der Ministerpräsident Baron Banffy sol­l Äußerungen haben fallen lassen, wonach die Andrafiyg am allerwenigsten Tatonitch aufzutreten berechtigt seien, da sie als Besiger großer Eisenwerte den Reichtum ihrer Familie wesentlich den Lieferungen für den Staat verdanken. Infolge der vom Grafen Andraffy verlangten Aufklärungen hat Baron Banffy seine Worte befriedigend interpretiert, aber den Grafen nicht von der Niederlegung seines Mandates abhalten können, was für die zahlreichen parlamentarischen Stellen­­inhaber und Stellenjäger ein sehr unangenehmes Präcedens bildete. Allerdings motivierte er im Misschiedsschreiben an die Wähler von Rosenau seinen Schritt mit seiner V­erwandtschaft mit dem Präsidenten des nkompatibilitätsausschusses, um auch den Schein zu meiden, daß für diesen persönliche Rücksichten maß­­gebend sein könnten, sowie um allen Mißdeutungen und besmwilligen Roms­mentaren vorzubeugen. Die mit der Bewilligung der Schlaffenlotterie in Verbindung stehenden Abgeordneten wurd­en dagegen in einer dem Ausschusse unterbreiteten Erklärung nachzuwessen, daß nach dem Wortlaut des Gefeges sein Ink­ompatibilitätsfall für sie vorliege. Zweifellos wird bei der nun in Bälde bevorstehenden Verhandlung der Ausgleichsvorlagen die indirekte materielle Abhängigkeit zahlreicher Abgeord­­neten von der Regierung seitens der Opposition in sehr unbequemer Weise ausgebeutet werden, und bei dem zum 25jährigen parlamentari­gen Jubiläum Horankfys, dem Präsidenten der Nationalpartei, veranstalteten Bantet ist bereits die Aufgabe der bisherigen Passivität proklamiert worden. Daß dabei Graf Apponyi die Reinheit der österreichischen Wahlen pries und die „ns­feriorität“, d. h. Schwäche und Bestechlichkeit der ungarischen Wähler mit den teuflischen Versuchungen entschuldigte, denen sie auf­gefegt wurden, hat in dem liberalen Lager sehr verdroten. Die Presse präludiert bereit den Angriffen auf die m­­aterielle Abhängigkeit der Abgeordneten. Das Bewußtsein daß der Lauf der öffentlichen Angelegenheiten sehr viel zu wünschen übrig läßt,daß sich im politischen Leben Elemente beteiligen, welche durchaus nicht einwandfrei sind,greift aber auch tiefer und untersucht, ob denn nicht auch das Volk nicht auch die Wähler,an diesem Zustande schuld seiei »Budapestihirlap«giebt anläßlich der Wiederwahl Morzsanyiz in seinem»angestammten«Wa­hlbezirk seiner Unzufriedenheit mit­ den Wählern folgenden Ausdruck: „Wohin ist es mit dem bürgerlichen Selbstbewußtsein, mit der verfassungsmäßigen Freiheit und mit dem Werte der bürgerlichen Ehre genommen, wenn 1500 Hauptstädtische Bürger sich in öffentlichen Plakaten an den Pranger fielen, um ihre Achtung und Treue der Käuflichkeit zu bezeigen ? Sind also die Morzjanyis, die Provisionsjäger, die Klaffenlotterie­ oder fünfligen Nuten Suchenden die berufenen Geseßgeber bei ung?” Die vom „Budapesti Hirlap“ als miünschenswert bezeichnete „K­onsoli­­dation“ ist aber nichts anderes als die Magyarisierung. Diesem Moloch hat Ungarns herrschende Rasse und Parlament thatsächlic das hostharfte Gut der politischen Moral geopfert. Febt erhebt sich in der Presse und in der öffent­lichen Meinung ein Sturm, weil die Ehrenbeleidigungen von Privaten dem Urteile der Schwurgerichte entzogen werden sollen, wie man sagt, um die weitere Enthüllung der parlamentarischen Korruption Hintanzuhalten. Und abermals muß die Gefahr von den Nationalitäten am Vorwand Herhalten,­­ Menilisten, an F­effeln erster Liebe. Roman von Hans Nidter. (4. Horbiegung.) Seltsam, fast lächerlich Hang das Mama aus dem Munde des Sedhe­­undzwanzigjährigen zu der kaum ein halbes Jahrzehnt älteren Frau. Sie waren inziwiicen in das Zimmer zurückgekührt, durch dessen tief nischige Fenster nur noch ein ungewisses Dämmerlicht brach, einen mitleidigen Schleier über die veralteten, abgenäßten Möbel breitend. In dem großen Kamin glimmte ein Buchens­eit. Ab und zu schlug eine Meine Flamme auf und warf dann einen grellroten Streifen in das Halbdunkel Hinein. „Ein prachtvolles Pferd!" sagte der Hauptmann. „Brillanter Reiter!” fügte Alfred mit einem sichtbaren Anfluge von Neid Hinzu. Balesta blieb flumm. Mit zusammengefriffenen Lippen blickte sie so nach dem Hofthor, als Graf Rivholm längst verscwunden war. Dann legte sie leise die Hand auf den Arm des Schwagers und fragte: „Wirst du an dem Kränzchen teilnehmen ." Er zögerte mit der Antwort und sah sie dabei mit seinen scheuen Augen an, als wolle er erforschen, welche Antwort sie wünsche. „Was meinst du?“ kam es endlich zögernd zwischen seinen bärtigen Lippen hervor. „Den Mädchen wäre das Vergnügen wohl zu gönnen, aber — das Kouvert hoftet fünf Matt —* Dabei lächelte er fill zufrieden; nun hatte er weder ja, noch nein gejagt, sich gemeistermaßen beides offen gehalten und Fronnte noch immer entscheiden, wie — nicht er, sondern sie wollte: „Ah, das ist ja eine Bagatelle! — Alfred, du wirst die Güte haben, die Karten zu besorgen.* „Mit Vergnügen, liebe Mama!“ versicherte Alfred. _ Bab­ara Hatte sie in eine der Nischen geiet, so dab der feste Licht­­­schimmer ihr Gesicht traf, das marmorweiß unter der Wucht des glänzend s schwarzen Haares hervorleuchtete. Sie plauderte allein­e über den Grafen, über die Neuburger Gesellschaft, das bevorstehende Kränzchen, meist zu Reginn gewendet, welche ihr indessien faum antwortete. Diese aß dicht neben dem Kamin, als fröstle sie, und wenn aus dem Scheit eine Lohe emporschlug, so leuchtete ihr weich gerundetes Gesicht gleich einem Spuf blühend, rosig, jäh aus dem Dunkel empor, und goldne Funtengarben sprühten aus dem blonden Haar. Und jedesmal, wenn dies­­ geschah, bewegte sich ein weißes Etwas, das sich wie frischer Kalk von der dunklen Ledertapete der Wand abhob: Alfred Brandenstein in seinem Lawn-Tennis-Anzug. Er beugte dann den schmalen Kopf unwillkürlich etwas nach vorn und verschlang das berühende Zauber­­bild mit feinen phosphoreszierenden Augen. Niemand achtete feiner, am wenigsten Regina selbst, deren Gedanken in weiter Ferne zu weilen schienen. Erst eine späte Bemerkung Baleskas: „Du wirst du nicht durch dein Ausbleiben dem Grafen den Abend ver­­derben wollen ?" rüttelte sie aus ihrer Gleichgiltigkeit auf. „Danach würde ich wenig fragen, selbst ‚wenn sie der Fall sein könnte, was aber doch wohl ausgeschlossen ist. Eine Gesellschafterin gleich mir, wird wenig bermißt”, antwortete sie mit weiterer Betonung, als bisher: „Das ist eine Beleidigung deines getreuen Verehrers, gegen welche ich ihn entschieden in Schuß nehmen muß .“ Die schöne Frau sandte ein reises, metalliih­ingendes Lachen zu der Gegnerin hinüber, deren Gestalt plöglich wieder in einem Auflodern der Kaminflamme erschien. — „Bist du gar nit ein wenig eitel auf die Eroberung des vornehmsten Neuburger Kavaliers, Kleine, oder soll diese Bescheidenheit nur den Triumph mastieren? — Bast hat es den Anschein de Lekteren, — mas meinst du, Alfred 2” Der weiße Jed schob sich empor und weiter in das Zimmer hinein, dem Kamin zu. „Ich finde, daß der Herr Graf die dem Soldaten gestattete Derbheit bisweilen übertreibt”, gab Alfred zurück, der an ihn gerichteten Frage somit aus­weichend, — „dad wird bereits manieriert, unangenehm —.” Er sprach in gigerlhaft schleppender Weise, die Endsilben Halb verschludend oder übermäßig lang dehnend. „Ihr verwöhnt ihm zu sehr, — auf ihr, teure Mama, kann ich den Vorwurf nicht ersparen. — Was ist er denn schließlich besonders ? liegt ihm morgen der blaue Brief auf den Tisch, so verschwindet er spurlos unter der unzähligen Masse der Herren a. D. So 'n unglückeliges B­ittergeschöpf, das nicht Zivilist, nicht Militär ist, nicht Ich, nicht Fleisc­h.“ „Auf jeden Fall und in jeder Lage aber würde Graf Ridholm Kavalier bleiben, das heißt: ein echter, fein Talmi-Gentleman !" fuhr die scharfe Rinderstimme Lottes dazuwischen. „Das kommt davon, wenn man Mädchenideale anzutasten wagt, mein lieber Alfred“, spöttelte Waleska, indes Alfred selbst nur etwas von Kindlicher Albernheit murmelte. In das nun folgende, ein wenig peinliche Schweigen Hinein, Hang das Traben von Pferdehufen, das langsame Heranrollen eines Wagens, der nun vor der Thür hielt, „Da kommt Onkel Nettelhorn!" rief Lotte und lief nach der Thür. Der Hauptmann folgte ihr langsam. “Regina stand auf und entzündete die über dem Sofatisch hängende Lampe. Während sie dieselbe wieder Hochschob, die Arme über den Kopf erhoben, traten die wunderschön gezeichneten, zier­­lichen Formen ihrer Gestalt in berühendster Weise hervor. Einer Hebe glich sie, einer Fee des Lichtes und der Schönheit. Ueber das blaffe Gesicht Alfred Brandensteing­rief eine jähe heiße Röte, in seinen matten dunklen Augen fladerte ein unruhiges Teuer auf, al Regina die Arme finten sie und aus dem Bereich des Lichtes trat. Auf dem Flur polterte, stampfte und schnaufte er und nun schoben si, von dem Hauptmann und Lotte gefolgt, zwei Riesengestalten in das Zimmer, welche sofort auf Regina zu eilten. Die Niefendame umarmte und füßte sie schallend auf die Stirn, der Riesenherr begnügte si, ihr mit einer Hand, melche an Breite und Röte mit einem Dachziegel metteifern konnte, zärtlich die Wange zu streicheln. In um­so kühlerer Weise wurde dann die Begrüßung Balessas und Alfreds erledigt. „Binde dein Halstuch ab, Florchen“, mahnte der Riese seine ebenbürtige Chehälfte, „du erfältest dich sonst nachher auf dem offenen Wagen.“ « »Gewiß,Frau Oberamtmann«,fügte Valecka hinzu.»Wir Frauen können nie vorsichtig genug sein.Der zarte Frauenkörper verlangt­ hierauf-

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