Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. August (Jahrgang 24, nr. 7183-7207)

1897-08-01 / nr. 7183

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Seraphin, Heltauergaffe, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, Ede der Burger- und Schmiengaffe bei Sofef Zimmermann und Gaggaffe Nr. 8 bei Sosef Schwarz, Kaufmann, auswärts bei den am­ Kopfe des Blattes ge­­nannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts.” (Hermannfischt, Heltauergasse Nr. 23.) Die türkisch-griechische Friedensverhandlung. Die „National Zeitung” vom 28. Juli Schreibt: „In dem Friedens­­verhandlungen in Konstantinopel ist eine neue Phase eingetreten. Deutschland hat, wie wir im heutigen Morgenblatte mitzuteilen in der Lage waren, abge­­lehnt, den Sultan zur Räumung Thessasiens zu drängen, so lange nicht die thatsächliche Zahlung der von den Mächten festgesehten Kriegsentschädigung gesichert ist. Wie die übrigen europäischen Großmächte hat Deutschland nach dem für die Türkei siegreichen Kriege bei dieser feinen Zweifel darüber ob­­walten lassen, daß sie, abgesehen von der Abtretung einiger für sie wichtigen strategischen Punkte an der thessalischen Grenze, keinen Gebietszumachs bean­­spruchen darf. Wesentlich verschieden von einer solchen Forderung ist aber der durchaus berechtigte Anspruch, im Hinblick auf die von Griechenland während des ganzen Souflistes befundete Zweideutigkeit, sowie mit Rücksicht auf die Finanzlage dieses Landes, sich nicht des einzigen Pfandes entäußern zu müssen, das der Türkei Bürgsschaft für die Bezahlung der Kriegsentschädigung zu ge­­währen vermöchte. Könnte er doch anderenfalls geschehen, daß die Türkei thatsächlich aus dem mit Opfern an Gut und Blut geführten erfolgreichen Kriege nicht bloß mit dem Verluste der autonom zu gestaltenden Jusel Kreta hervorginge, sondern auch selbst noch die Kriegskosten zu tragen hätte. Wie gefährlich ein solcher Ausgang für die s­chriftliche Bevölkerung des türkischen Neid­es werden könnte, wird durch mancherlei Symptome angedeutet, aus denen bereits auf ein Erwachen des mohamedanischen Fanatismus geschlossen werden mußte. Die deutsche Regierung muß aber, abgesehen von diesem allgemeinen Friedendinteresse, noch besonderen Wert darauf legen, sich nicht später beim Sultan dem Verdachte ausgefet zu sehen, daß sie bei der Entziehung des Pfandes für die im vollem Maße berechtigten Forderungen der Türkei mitgewirkt habe. Gerade weil das Verhalten der deutschen Regierung im griechisch-türkischen Konflikt dem Sultan zeigen mußte, daß ein Torrettes türkisches Vorgehen Anerkennung fände, würde es ihre schlecht anstehen, Ratschläge zu erteilen oder gar einen Druck auszuüben, um den Sultan zu Zugeständnissen zu be­­stimmen, die auf eine Düpierung der Pforte, auf ein Wegesfamotieren aller im Kriege erzielten Erfolge hinauskommen könnten. Deshalb besteht die deutsche Regierung darauf, daß in dem Liebend­­vertrage selbst die Schaffung einer europäischen Kontrolle für die griechischen Finanzen festgefegt werde; nur auf diese Weise kann eine befriedigende Lösung der finanziellen Schwierigkeiten erwartet werden. Das Verhalten Griechenlands gegenüber seinen Staatsgläubigern hat in offen­­fundiger Weise dargelegt, daß es selbst völlig außer­stande ist, seine Finanzen so zu regeln, daß es den legitimen Ansprüchen auch nur annähernd Genüge leistet. Diese Lage könnte nur verschlimmert werden, fast zu den früheren Forderungen neue, diejenigen der Türkei, Hinzukämen, ja es erscheint selbst die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß Griechenland, um sie aus einem solchen Dilemma zu retten, nicht das Geringste für die Gläubiger sämtlicher Kategorien thäte und wohl gar alle bereiten Mittel für neue Kriegsrüstungen bek­endete. Nur eine europäische Finanzkontrolle könnte Gewähr dafür bieten, daß das griechische Finanzwesen in einer sowohl den privaten Staatsgläubigern als aus der Türkei für ihre Kriegskostenentschädigung ausreichend erscheinenden Art reorganisiert würde. Die deutsche Regierung leistet daher unseres­ Erachtens nicht bloß der Türkei und mittelbar der Sache des Friedens, sondern auch den zahlreichen Staatsgläubigern Griechenlands in Deutschland und anderworts einen wesent­­lichen Dienst, wenn sie sei, im entscheidenden Augenblick, ihre weitere Theil­­nahme an den Verhandlungen in Konstantinopel unbedingt davon abhängig macht, daß die Schaffung der europäischen Finanzkontrolle für Griechenland im Friedensvertrage selbst festgelegt wird. Zu einer thatsächlichen Täuschung der Pforte darf sich die deutsche Negierung eben so wenig hergeben, wie sie zulassen darf, daß die bdeutschen Staatsgläubiger Griechenlands sich für alle Zukunft um ihre berechtigten Forderungen gebracht sehen.” In ähnlicher Weise äußert fs auch die „Kölnische Zeitung“, die sogar meint, wenn nicht eine die Zahlung der Kriegsentschädigung in unanfechtbarer Weise verbürgende Bestimmung in den Friedensvertrag aufgenommen werde, so sei es fraglich, ob die deutsche Regierung dem Sultan die Annahme des Vertrages empfehlen werde. Man hat in den Auslassungen der genannten Blätter die Anschauungen der deutschen Neideregierung zu erbliden. Andere Mächte, welche ist im Augenblicke nicht bekannt, traten dafür ein, daß vor allem die Räumung Thessaliend zu sichern sei. Sch­eklich drang jedoch die Auffassung der deutschen Reichsregierung, wie sie in den Artikeln der angeführten Blätter zu Tage trat, und die Berechtigung der Pforte aner­­kennt, die eroberte griecische Provinz als eine Art Pfand zu behalten, durch. &3 Heißt nun, es sei gelungen, eine vollkommene Verständigung unter den Mächten zu erzielen. „Hamburger Nachrichten" und „Neid­ewehr“. Die „Ham­­burger Nachrichten“ brachten in ihrer Nummer vom legten Sonntag, der als erster einer Serie angekündigt wurde, einen Artikel, der anknüpfend an ein Karikaturenbild, in der „Jugend“, „Europas allerhöchste Schidjal3-Kaffee­­iäweftern“, die Anklage erhob, daß die Stellungnahme der Mächte zur Türkei mehr von verwandtschaftlichen Interessen al von politischen Beweg­­gründen beeinflußt werde. Beton wird darin, die „türkenfeindliche Richtung der österreichischen P­olitik” und wird in Ansehung des rechten Appell des Sultans an die Oberhäupter der Großmäc­hte u. a. gesagt: „Während nun die deutsche Regierung die unter befreundeten Mächten üblichen Formen gewahrt hat, ist die Österreichische Antwort sehr oft gehalten und die xuffishe sol sogar mit Nepressalien in Kleinasien drohen, wenn Thessalien nicht geräumt werde, doch dürfte das erfunden und nur der Aus­­bruch der Wünsche der oben gekennzeichneten reife sein. Die österreichische Antwort hat fast den Charakter einer Summation, und das Seltsamste ist, daß sie amtlich veröffentlicht wurde, denn bdiese Veröffentlichung verlegt in hohem Grade die Würde des Beherrschers eines großen selbständigen Reiches und macht es dem Sultan schon darum unmöglich, nachzugeben. Sollte Oesterreich sich wirklich mit diesem Schritt an die Spike des „friedenbegehren­­den“ europäischen Konzerte gestellt, Graf Goluchomsti also die Führung der europäischen Orientpolitik übernommen haben, so dürften die Aussichten des Weltfriedens sich wesentlich verschlechtert haben, denn Oesterreich ist nicht wie Deutschland ein im Orient uninteressierter Staat und steht schon längst, wie verschiedene Erscheinungen seit Jade und Tag gezeigt haben, im türkenfeind­­lichen, im englischen Lager. Will der Pole Goluhometi, auf England ge­­stüßt, e8 mit Rußland aufnehmen? Die österreichische wie die englische Politif suchen beide den Einfluß der oben gekennzeichneten gefrönten Damen auszu­­­beuten, aber zu spät würde Oesterreich merfen, daß es nur Englands Werk­­zeug ist. Die österreichische offiziöse Presse thut zwar, als seien Oesterreich und Rußland die im Oriente meist interesierten Staaten und deshalb beide in erster Linie berufen, die Türkei zur Unterwerfung unter die Beischlüsse des europäischen K­onzertes zu zw­ingen. K­äme es aber wirklich zu solchen Gewalt anmendenden Schritten, so würden diese Mächte, da ihre Interessen im Oriente entgegengeseßte sind, sehr bald einander feindlich gegenüberstehen, wie dies ja immer der Fall gewesen ist, und Oesterreich wäre dann der so lange schon von England gesuchte Dumme, der starke Kriegsmann, der für England gegen Rußland vom Leder zöge. In diesem Kampfe nicht mit verwidelt zu werben, muß die Sorge des deutschen Reiches sein, um schließlich bei der Neu-Ordnung der Dinge in ungeschwäc­hter Kraft dazustehen und das entscheidende Wort zu haben.“ Die offiziöse Wiener „Reichswehr” wendet sich nun in geharnischter Sprache gegen „Friedrichsruhe”, da dieses, und nicht Berlin in diesem Artikel gesprochen habe, und schreibt: „Die österreichische Antwort auf die Depesche des Sultans hat ihren Ewed erreicht und ist von der ganzen europäischen Presse, der offiziösen und unabhängigen, als das erlösende Wort zur rechten Zeit so dankbar begrüßt worden, daß es nicht nötig ist, darüber noch weitere Worte zu verlieren. Ob die Politis in jener Depesche vom „Polen Goluhomsti” gemacht wurde, der, auf „England gefragt”, es mit „Rußland aufnehmen“ will — Man weiß in Sm­edriheruh, daß diese Volitif ebensoviel und ebensowenig vom „Polen“ Soluhomsti bestimmt wurde, als für sie früher der „Ungar“ Andrasfy oder der „Deutsche“ Haymerle bestimmend gewesen sind. Alle diese Staatsmänner waren Vollstrecer des Willens ihres kaiserlichen Herrn, der in diesen Fragen zum Seile der Monarchie und zum Schube des Weltfriedens noch immer sein eigener Kanzler ge­wesen is. Man weiß an ganz gut, daß Gegensälle zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland in der Orientfrage nicht nötig sind und thatsächlich nicht mehr bestehen, seitdem die beiden Monarchen Kaiser Franz Sojef und Kaiser Nikolaus sich verständigt haben; man weiß sehr gut in Friedrichgrub, daß es niemandem in Oesterreich einfällt, für England den „Dummen“ zu machen. Nur verträgt man es in Friedrichgrub nicht, daß die direkten Beziehungen zwischen Wien und Petersburg ein „entscheidendes Wort” Deutschlands in der Orientfrage umso überflüssiger machen, als eben das „entscheidende Wort” in Wien und Petersburg, und zwar einverständlich gesprochen wurde und auch weiterhin gesprochen werden wird. Man hat von Friedrichruh aus die frankotrusfische Allianz nicht verhindern können, so will man wenigstens die austro-rusfische Entente durch Verhegung ein bisschen unter­­minieren. Gerade jene Entente bürgt dafür, daß Deutschland in seinen Kampf um den Osten „mitverwidelt" wird. Aber „Oesterreich-Ungarn” möchte man dort gern mitvermwideln." Auch mit einem zweiten Orientartikel der „Hamburger Nachrichten“ besräftigt fi die „­Reichsmehr", und gelangt dabei zu einer Schlußfolgerung, die ganz abweicht von den Anschauungen, die man vor nicht langer Zeit in den maßgebenden politischen Kreisen Oesterreich-Ungarns betreff der Türkei hegte. Der Wiener Offiziosus findet einen Fehler der europäischen Politik darin, daß die Türken zu sehr geschont würden. Von ihnen gelte das: „Carthaginem esse delendam“ Catod. Früher gebe es seine Ruhe im Orient. Und dazu bedürfe es seit der Entente Wien— Petersburg seines großen Krieges mehr; es sei seine große Sache die Türkenherrschaft zu beseitigen, seitdem die Ostmäche Europas einig und im ftande seien, das in kurzem Wege abzumachen, sobald — e3 anders nicht mehr gehe. Friedrichsruhe und Berlin nahmen in dieser Frage ein­­­S­andpunkt ein, und wie unsere Leser an anderer Ste“. Blattes haben ersehen können, Hat die deutsche Regierung ,­­auch Giftigkeit verschafft.Es sind wohl nur wirtlich ....­e,das Eisenbahnnetz in Anatolien befindet sich bereits in den«..«Bänden,welche Henilleten, Schwer gebüßt. Kriminalroman von TH. Schmidt. (27. Wortregung.) Der Kolporteur, welcher zu ahnen schien, was in der Seele des ängst­­lichen Mannes vorging, trat schwer auf ihn zu und jagte mit einer Stimme, die dem düster bliddenden Fischer durch Mark und Bein Hang: „Marschmann, denkt euch einmal, ich sei der Staatsanwalt und forderte euch auf, die Hand zum Schwur zu erheben und wahrheitsgetreu zu erzählen, was ihr am Mittwoch vor acht Tagen abends, als ihr Hier Hinter dem Erdhaufen lauertet, gesehen und gehört Habt. Nun, Marichmann, was würdet ihr dem Staats­­anwalt antworten ?* Das vermwitterte Antlig der Einarmigen wurde enpfahl, sein Körper erbebte sichtlich unter dem faszinierenden Elie des Fragenden. „Herr“, sagte er raub, „ihr seid nicht der Mann, für den ihr euch ausgeht. Ihr wollt oder habt mir bereits eine Falle gestellt, in die ich Hineingehen sol. Ich bin aswar nur ein armer Schluder, aber das merkt euch: werde ich imegen des Todes der Schwester des Müllers vor Gericht gefordert, dann werde ich auch als Schrift die volle Wahrheit sagen.” Der Kolporteur wid­e befriedigt. „Das ist brav von euch gesprochen, Marshmann. Ich glaube, ihr seid ein guter Christ, der nur übertrieben vorsichtig­ ist.“ „Und ihr seid ein verrappter Polizeispion, der einen armen Schluder noch unglückicher machen möchte, als er es schon ist”, brauste Marschmann auf. Er ärgerte ihn, daß er sich in eine Falle hatte loden Lassen. „She irrt euch jeder, Marschmann”, sagte der Kolporteur ruhig. „IH war früher einmal Schreiber bei einem berühmten Kriminalkommissär; bei diesem Habe ich mich an dem Aufspüren dunkler Geschichten oft beteiligt und dabei viel Glüd gehabt. Ich­loffe, ihr werdet nun meine euch verdächtig erscheinende Neugier begreifen, s& steht nun einmal im Blute eines jeden Menschen, der einige Jahre ang Gehilfe der Polizei oder Kriminaljustiz war, ein gewisser Trieb, dunklen Gerüchten auf den Grund zu kommen, wenn er auch gar seinen Nuten für sich dabei hat. Webrigens weiß ich positiv, daß bereits von anderer Seite im Geheimen Nachforschungen wegen des Todes der Dame angestelt werden; natürlich wird dabei so vorsichtig verfahren, daß niemand, ver allem der da drüben? — Spib zeigte nach dem Schlosse — „etwas davor erfährt“, erzählte der Kolporteur mit wichtiger Miene. „Und meher wißt ihr daß?­ch Habe noch nichts davon gehört”, frage Marschmann erstaunt und zugleich erfreut, daß die irdische Gerechtigkeit auch vor der Pforte diesed Hochstehenden Bösewichte nicht Halt machte: „Ich darf meinen Gewährsmann Heute noch nit nennen, ihr werdet schor noch davon hören, wenn’s Zeit zum Handeln is. Nun, mie denkt ihr denn fest über die Sache? Wollt ihr auch jegt noch schweigen und meine Neigierde unbefriedigt lassen ? „Ich werde nur sprechen, wenn ich muß und nur der Gericht”, erwiderte Marschmann furz. Der Kolporteur zog seine Stirn einen Moment fraus, dann sagte er gesehen: „Na, Marichmann, dann will ich euch mal Fury erzählen, wie ich mir den Vorgang bei der Brüche denke. Zwischen der Rätin, so nannte man ja wohl die Dame, und dem Baron, welche, wie bekannt, mit­einander befindet waren, fand hier eine erregte Auseinanderlegung zu der betreffenden Akndstunde statt. Beide hatten sich drüben, jenseits des Flusses, getroffen und der Baron begleitete seine Gegnerin bi zu der Brüde, bei welcher sie vermutlich stehen blieben und den immer heftiger werdenden Wortwechsel fort­­setzen. Die Rätin drohte und reizte ihren Begleiter wahrscheinlich mit etwas, jagen wir mit der Preisgabe eines Geheimnisses, mit der sie den Baron in eine gefährliche Situation bringen konnte. Einen Anspruch auf Erfüllung de ihr einst gegebenen Eheversprechens dürfte die Rätin bei ihrem Alter wohl form noch erhoben haben, auch wegen Zahlung einer Summe für die Ehren­­frinfung wird sie mit dem Baron seinen Streit angefangen haben, weil sie sie sagen mußte, daß sie mit einer Klage vor Gericht lebt, nach fünfund­­zwanzig Jahren, nicht mehr durchdringen würde. Es muß sich demnach um ein schweres Vergehen des Baron gegen das Gejeb gehandelt haben, desssen Kitcifferin vermutlich die Rätin allein war. Na, Marshmann”, unterbrach sich der Kolporteur befriedigt lächelnd: „ich sehe an euerem überraschten und ernsten Gesicht, daß ich den Schluß des Liebesdramas der Schwester des Müllers einigermaßen der Wirklichkeit entsprechend nacherzähle. Das freut mich! Wollt ihre mir ,jegt euer Abenteuer mitteilen und meine Neugierde befriedigen, oder befürchtet ihr noch, daß es euch deswegen an den Kragen gehen könnte ?* „So will nichts mit der Sache zu thun haben und ich mag nichts mehr darüber hören“, sagte Marschmann, der den Kleinen Mann mit scheuen Bliden betrachtete. Am Liebsten wäre er fortgegangen, die Nähe dieses Mannes erzeugte in ihm ein unheimliches Gefühl. Er war sein ängstlicher Mensc, aber mit diesem Manne möchte er seinen Tag unter einem Dache wohnen. Ale Einzelheiten der schauerlichen That traten jehr wieder vor seine Seele, und wenn er bislang noch oft Daran gez­weifelt Hatte, ob das, was seine Augen geschaut und seine Ohren gehört hatten, auch wohl wahr sei, oder alles nur auf einer Täuschung seiner Sinne beruhte, jeßt wußte er bestimmt, daß das grausige Schauspiel auf der Brühe sich wirklich vor seinen Augen abgespielt hatte. E­s war ihm nicht möglich, ein Wort zu reden; unschlässig, was er thun sollte, stand er am Ufer und blickte auf die glänzende Wasser­­fläche, in deren Spiegel der Wiederschein der Sterne zitterte: „Ich jede, ihr mißtraut mir auch rebt noch und wollt mir euer Geheimnis nicht verraten“, hob der Kolporteur nach einer Weile wieder an. „So muß ich denn meine Phantasie weiterspinnen lassen.“ Den Einarmigen scharf beobachtend, ging Spik langsam am Ufer auf und ab. „Also der Baron, sagen wir, fürchtete die Veröffentlichung eines gefährlichen Geheim­­nisses, welches der Rätin bis zu der Stunde allein gehörte. Die Mitteilung dieses Geheimnisses an den Baron war sozusagen ihr fester Trumpf, den sie gegen den verhaßten Mann dort auf oder vor der Brühe ausspielte. Der Baron, von der Enthülung des Geheimnisses aufs höchste beunruhigt und die Gefahr erkennend, in welche die rachsüchtige Frau ihn bringen konnte, scheute bei seinem gewaltthätigen Charakter sei vor dem Neußersten nicht mehr zurück. Der gefährliche Zeuge mußte, das erforderte seine Sicherheit, aus der Welt geschafft werden. Und dazu war die Gelegenheit ihm günstig. Kurz entschlossen verfolgte er die fr üher die Brüche zurückziehende und unwahrscheinlich ihn höhnend stehen Lassende Frau mit schnellen Schritten und ließ feine starre Saust, Reitpeitsche oder Stod auf ihren Kopf niederlaufen, .

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