Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. November (Jahrgang 24, nr. 7261-7285)

1897-11-25 / nr. 7281

Seite 1242 Hermannstadt,Donnerstag Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt.­ äftigung empfunden wird? Völker im Lan­de m­uß unberührt muß es auch dem andern sein und Grundlag der völligen Parität beider pleiben, was dem einen rechtens ist, i­­­ichheit und G­leichwertigkeit . rau der Basis der absoluten Gleichheit un KR­en En Br 9e3 nationalen Glüded in unseren Ländern erbauen. Davon auch nur um eine Haaresbreite abzuweichen, würde eine neue Ent­e nationalen Kampfes bedeuten. Als natürliche und erste Kon- Kal die Rarität ergiebt sich, daß jedem Zichechen und Deutschen in Böhmen und Mähren seitens einer jeden Behörde und eines jeden Berichtes sein Recht in seiner Sprache werben muß, das heißt, daß auf jede schriftliche und mündliche Eingabe überall die Erledigung in der Sprache erfolgen muß, in welcher die Eingabe geschehen ist. Von dieser Forderung wird sein Ticheche ablassen, „und alle Versuche, die nationalen Wirren in irgend einer anderen Weise zu beseitigen, werden ss als vergeblich herausstellen. Was jedoch die formale Durchführung dieses Betuts anbelangt, so muß zuvor die Vorfrage gelöst werden: Wie soll die Regelung vor sich gehen, damit dasjenige, was für die eine Nation ein Recht ist, von der anderen nicht als Unrecht, als eine vermeintliche Erniedrigung oder überflüssige Bes­t u u­e sich mit anderen Worten darum, Kriterien ausfindig zu machen, nach welchen der nationale Charakter von DOrtschaften und Gegenden beurteilt werden konnte, für melche diese Verordnungen gelten sollen, und zugleich die geeigneten und gerechten Grenzen abzustechen, bis zu melchen bei Behörden und Gerichten die Forderung der Kenntnis der z­­eiten Landes» a­n­reichen hätte. Mr Fe ee Sit wurde vom Abgeordneten Dr. Pacak vorgeschlagen, die Sprachenfrage möge nac­h der Geschäftssprache der Gemeinden und auf­grund der nationalen Verhältnisse in einzelnen Gebietsteilen geregelt werden. Von diesem Gesichtspunkte gingen auch das Hohenwart’sche Sprachengeseß aus dem Jahre 1871, der Antrag Skarda über Die Verhandlungssprache der autonomen Behörden und ein Antrag der tschechischen Abgeordneten in­­ der­­selben Angelegenheit aus jüngster Zeit aus. In zweiter Hinsicht fan von dem Boftulate, daß alle Konzeptäbeamten bei allen Gerichten und Behörden beider Landessprachen mächtig sein müssen, nicht abgestanden werden. Bei den Manipulationsbeamten hingegen können Ausnahmen eintreten. An Bezug auf die Konzeptsbeamten könnte der Termin zur Aneignung der zweiten Landessprache verlängert werden. E 8 ist selbst­­verständlich, daß die den Deutschen ausnahm am die zu gewährenden Erleich­­terungen vice versa für müßten.­­ So weit würden wir e3 wagen, zu gehen — heißt e8 in der Mit­­teilung weiter — im Interesse der Versöhnung und des Friedens, und in diesem Interesse würden wir uns verpflichten, diese Zugeständnisse vor dem Bolfe zu vertreten.“ Diese Lesungsart machen jedoch die „Narodni Lifty“ davon abhängig, daß bevor die Neuregelung plaßgreift, das ganze Gebiet der Sprachenfrage revidiert und in Böhmen, Mähren und teilweise auch in Schlesien jedwede Halbheit, Unklarheit und Zweideutigkeit eliminiert werden müsse. Die deutsche Sprache müßte in tichechischen Gebieten alle bisherigen Residua, Vorrechte und Vorteile verlieren, und zwar bi in die feste Instanz hinauf. Die tschechische Sprache müßte bei allen Gerichten und Behörden aller Instanzen, in der äußeren Amtierung gleichiwie in der inneren, auf den Auf- Schriften, Druckschriften, Emblemen und in der Repräsentation in derselben Ausschließlichkeit respektiert werden, wie in deutschen Gebieten wiederum Die deutsche Sprache. Er müßte die Zeit wiederkehren, von der und drei Jahr­ Hunderte trennen und in der wir thatsächlich rein tihechishe Aemter hatten. In gemischten Gebieten müßte gemissenhafteste und minutiöseste Gleichberech­­tigung bereichen. Auf dieser Grundlage würde sich vielleicht ein Bau aufführen lassen.“­­ die tigechischen Beamten konzediert werden Die „N. Fr. Br.” schreibt hiezu, „der Vorschlag wird freilich niemals gebilligt und auf solcher Grundlage der Friede gewiß nicht geschlossen werden, weil das Anerbieten der Tihechen in zwei entscheidenden Hauptpunkten dem Barteiprogramm und den notwendigen Postulaten der Deutschen widerspricht. Zunächst wollen die Tschechen keinen Buchstaben an den Sprachenverordnungen ändern, bevor die neue Vereinbarung geschlossen wird. Die Deutschen ver­­langen jedoch die Aufhebung nicht allein aus Gründen der politischen Bittlich­­keit, sondern aus dem gerechten Motive, daß sie in die Verhandlung nur dann ohne Nachteil eintreten können, wenn vorher die willkürliche Störung des Gleichgewichtes wieder beseitigt ist. Wollen die Tschechen den Ausgleich ehrlich, dann müssen sie auch anerkennen, daß dieser Wunsch billig sei. Wenn es zu einer Aussprache zwischen den Vertretern beider Bolfestämme kommen sollte, wird sie sich nicht bloß auf den jenigen Streit beschränken können. Dann muß eine endgültige, umfassende Ordnung in Böhmen geschaffen werden, damit die deutsche Minorität für immer von der Sorge befreit werde, als parlamentarisches Futter verwendet und den Ma­joritäten ausgeliefert zu werden.” Das Österreichische Abgeordnenhaus hat vorgestern den Abgeordneten Fux zum zweiten Vizepräsidenten gewählt. Die Linke hat si auch diesmal der Wahl enthalten. Der deutsche Kaiser hat gelegentlich der Beeidigung der Marine­­refruten in Kiel Gelegenheit genommen, um die vorzüglichen Beziehungen Deutschlands zu Rußland hervorzuheben. Der Kaiser ergriff nämlich das Wort, um auf die Anwesenheit der Mannschaft und Offiziere des im Kieler Hafen Legenden russischen Kreuzers "Wladimir Monomach" Hinzumweifen. Der Kaiser erinnerte daran, daß der russische Kaiser Admiral der deutschen Marine sei, hob die Tüchtigkeit der russischen Matrosen hervor und schloß mit einem dreimaligen Hurrah auf den Kaiser Nikolaus. In deutschen Marinestreifen verlautet, daß die Bildung einer zweiten Kreuzerbillision für Ostasien, bestehend aus den Schiffen „Kaiserin Augusta“, „Gefion“ und „Deutschland“ befohlen sei. Prinz Heinrich wird die Expedition mitmachen. Wenn nicht alles täusche, scheint das Madrider Kabinett nun doch einer Sorge bald enthoben zu sein, insofern der Friede auf den Philippinen als perfekt gelten kanıt. Sr­­ Br in der griechischen Kammer hat der Ministerpräsident Zoimis am 20. d. M. die Hoffnung ausgesprochen, den Gefegentwurf über den definitiven Friedensvertrag binnen acht Tagen dem Hause vorlegen zu können. Der Gefegentwurf über die Finanzkontrolle werde in den ersten Tagen des Dezember folgen. Der Ministerpräsident verlangte eine Befragung der Arbeiten bis zum Schlusse der Verhandlungen. Ueber die Anträge der Unter­­suchungs-Kommission für die Kriegsereignisse entspann sich eine lebhafte Debatte. Delyannis erklärte sich mit der Einlegung dieser Kommission einverstanden, um zu erfahren, wer für den Krieg und die Art und Weise, wie derselbe ge­­führt wurde, verantwortlich sei. Die Regierung be­wahrte eine neutrale Haltung. General Smolensky erklärte im Verlaufe der Debatte, der Krieg sei improvisiert worden und die Vorbereitungen dazu seien in bedauer­­licher Weise mangelhaft gewesen. Er veräigerte auf seine Ehre, daß König Georg der erste sei, welcher eine Bestrafung der Schuldigen münjte. Die Deputierten, welche der Kommission die Anträge unterbreitet hatten, äußerten sich zustimmend, jedoch ohne Mißbilligung für das gegenwärtige Ministerium. Die Kammer beschlug die Vertagung der Beratungen über diese Anträge. ER Aus den Delegationen. Am 22. d.M. hielten der Marineausschuß und der Heeres­­ausschuß der ungarischen Delegation Eigungen ab. Im ersteren Ausschuß gab die Frage der Heranziehung der ungarischen Industrie zu den Lieferungen für die Marine Anlaß zu einer Debatte, Admiral Frei. dr. Sterned konstatierte bei diesem Anlasse, daß bereits seit Jahren auf die Entwickklung der Industrie Ungarns besonderer Bedacht genommen wurde. Der Prozenttag, mit welchem Ungarn an den Lieferungen für die Marine beteiligt sei, steigere sich von Sahr zu Zahr. Allerdings er­­geben sich bei den Geschüßlieferungen große Schwierigkeiten. ZTroß derselben werden aus Ungarn große Geschüßbestandteile und Geschäfte bezogen. Es sei nicht zu übersehen, daß bei der Geigasfabrikation und den Laffetten auf das geistige Eigentum der Konstrukteure (Krupp, Skoda) Rücksicht genommen werden müsse. Bei dem Titel „Außerordentlicer Kredit“ für ein neues Schiff zur Küstenverteidigung betonte der Admiral die Notwendigkeit der Stärkung der Flotte zum Schuge und zur Wahrung des Ansehens der Monarchie. Sämtliche Kredite wurden bewilligt. Der Heeresausschuß zog zuerst die Antworten der Kriegsverwaltung auf die in der vorigen Session von der ungarischen Delegation gefaßten Resolutionen in Verhandlung. In der Diskussion über die­­ Resolutionen brachte der Delegierte Franz Bolgar das zweite Dienstjahr der Einjährig- Freiwilligen zur Sprache und urgierte die Aufhebung desselben. Kriegsminister vd. Krieghammer erklärte, die unbedingte Auf­­hebung des zweiten Präsenzdienstjahres der Einjährig-Freiwilligen wäre nicht opportun. Diese eventuelle Verlängerung sei hauptsächlich ein erziehliches Moment, um die Freiwilligen zur strengen Pflichterfülung zu veranlassen. Der Kriegsminister bestritt, daß es einzelnen Freiwilligen wegen Unkenntnis der deutschen Sprache schwer sei, die Prüfung zu bestehen, mit dem Hinweise, daß bei der Offizierprüfung die Antworten auch in der Muttersprache ge­geben werden künnen. Sodann folgte die Beratung über das ordentliche Heereserfordernis. Die Debatte hierüber, welche übrigens einen glatten Verlauf nahm, wurde nicht zu Ende geführt. — &3 dürfte sich nur über den Nachtragskredit von 7, Millionen eine größere Diskussion entfalten. Hundert Jahre Sächsischer Kämpfe, E38 sind wohl die feßten, wie immer teilnehmenden Worte, welche der verstorbene berühmte deutsche Gelehrte Professor Wattenbach in Berlin und Sachsen gewidmet hat. Derselbe schrieb: „Das Haffische Werk von &. D. Teutsch über die Ge­­schichte der Siebenbürger Sachsen reicht 618 zum Schluß des 17. Jahrhunderts und hat seine Sortfegung erhalten. Das 18. Jahrhundert ist noch nicht zu­­sammenfassend behandelt. ALs besonders notwendig aber erschien es für das­­ Verständnis der Gegenwart, das schon verblaffende Bild des sest ablaufenden Jahrhunderts mit seinen stets in neuer Kombination sich wiederholenden Kämpfen in seinen Umrissen festzuhalten, so lange noch teils die lebendige Tradition, teils an Erinnerungen der Mitfebenden es gestatten. Deshalb hat sich im Winter 1895/96 ein Kreis einsichtiger Vaterlandsfreunde zu Vorträgen in Hermannstadt vereinigt, welche lebhaften Anklang fanden, und aus diesen ist das Buch hervorgegangen, welches Ir. Teutich, der Sohn des unvergeßlichen Bischofs, zusammengefaßt und mit einem­­ heren Schlußwort versehen hat. Es ist ganz überwiegend eine Leidensgeschichte, doch tritt nicht die lage in den Vordergrund, sondern die Darstellung der aufgewandten Thätigkeit, vorzüglich auch der Litterarischen. Nur wenig davon ist in Deutschland bekannt geworden, obgleich manche Werke, namentlich von M. Albert, es vollauf verdienen, abgesehen von der wissenschaftlichen Arbeit, welche den Fachgenossen wohl bekannt ist. Was vom ganzen Bolt für Kirche und Schule, was von Einzelnen am geistiger Arbeit geleistet ist, tritt und hier in wahrhaft erstaunlicher Fülle entgegen und berechtigt durch» aus zu der am Schluß ausgesprochenen Zuversicht, daß ein so reiches geistiges Leben die dauernde Widerstandskraft der deutschen Nationalität auch unter den jenigen­­ Verhältnissen mach dem Berschlagen der alten Schugmwehren verbürge. Die politischen Kämpfe, wenn auch erfolglos, haben doch den im 18. Jahr­­hundert langsam, aber sicher eingeschnürten Geist zu newer Thätigkeit ange­spornt, und mit der tief beklagten alten Selbständigkeit sind al viele Hem­­mende Schranken gefallen. Wehmütig berührt ed, wie naturgemäß diese treuen Deutschen sich immer wieder an das deutsche Kaiserhaus anflankierten, um immer wieder verlassen und verraten zu werden; niemals wußte man in Wien ihren Wert zu­­ häßen und sah im Grunde nur Reger in ihnen, die befehrt werden müßten. Sept sind sie definitiv ein Teil des ungarischen Staates, und, wie ©. 335 sehr richtig gesagt ist, sie müssen, so schwer es ihnen fällt, begreifen, daß es not­­wendig sei, sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich mit dem Dualismus abzufinden und auf dem neuen Boden sich heimisch einzurichten. Für jeden aber, der ein Herz hat für diesen fernen Borposten unserer Nation, wird dieses Buch ein wilfommenes Hilfsmittel sein, um ein eingehende Verständnis der Sachlage zu gewinnen; mancher wird mehr erstaunt sein über dieses reiche geistige Leben am Fuge der Karpathen.“ Sie errötete unter feinem Eid; — natürlich spielte er auf Dengern an — und noch härter als vorher Fang ihr: „Nein! Da ich nicht hoffen darf, alsbald eine zweite Stellung zu finden, an kaum das Verlangen danach Hege, so werde ich mich durch Handarbeiten zu ernähren suchen.“ Günther Boretius schüttelte den Kopf. „Ein Gedanke, den Sie nur in Ihrer Unkenntnis der Verhältnisse fassen konnten. Sind Sie so bewandert in dergleichen, um mit geübten, eingeschulten Arbeiterinnen konkurrieren zu können? Schwerlic­h und mären Sie es auch), so würden Sie bei emsigstem Fleiß dennoch darben müssen und binnen wenigen Monaten Ihre Gesundheit einbüßen. Sie kennen nicht das traurige 208 der armen Näherinnen, die von Sonnenaufgang bis tief in die Nacht hinein gebüet bei ihrer Arbeit figen, in wahnsinniger Haft, ohne auf­­zubllden, Stich an Stich reihen, ob an die Hand schon krampfhaft zittert und die mißhandelte Lunge in fiebernden Schlägen gegen die zusam­men­­gepreßte Brust pocht. Keine Pause zur Mahlzeit, kein Moment des Auf­­richtens, um einmal frei und tief Atem zu schöpfen, . . . nicht ein Gedanke selbst darf IHr Hirn beschäftigen, — er raubt ja alles Zeit! Ach möchte Ihnen einen andern Vorschlag machen, treten Sie als Komproizistin im unser Geschäft! .... Bitte, verstehen Sie mich nicht falsih*, fuhr er fort, als sie hastig die Hand zu einer abwehrenden Bewegung hob. „Es ist Feines U­mwegd eine Ginefure, was ich Ihnen ambiete. Am Gegenteil, Sie haben tüchtig zu arbeiten, das volle Maß, das jedem gesunden Menschen gebührt. Wir beschäftigen bereit drei Damen, zu beiderseitiger Zufriedenheit, wie ich wohl jagen darf. Neben einem nach Leistungen und Dienstzeit verschiedenen auskörmlichen Gehalt erhalten diese Damen freie Wohnung und führen gemeinschaftlichen Haushalt, wodurch Sie im Falle Ihres Anschlusses den Vorteil eines Familienkreises gewinnen. Natürlich steht Ihnen an unser Haus offen.” (Zustlegung folgt.) Stimmen aus dem Publikum. Wintervorlesungen. Die diesjährigen Wintervorlesungen über das innere Leben des sächsischen Volkes beginnen Mitt­woch den 1. Dezember 1. 3. und werden jeden Mittwoch­ von halb 6 bis Halb 7 Uhr abends im Komitatshaus fanle in folgender Reihenfolge abgehalten : 1. 1. Dezember: Das wirtsaftliche Leben. (Pfarrer Dr. ©, 4. Säufler.) 25. November 1897. 2. 8. Dezember: Unsere Volfsmundart. (Professor Dr. A. Schein:r.) 3. 15. Dezember: Volkspoesie. (P­rofesssor &, Buchholzer.) 4. 22. Dezember: Volksrecht. (Advokaturs­onzipient Dr. R.Scull.r.) 5. 29. Dezember: Schule. (Direftor Dr. 3. Capesius.) 6. 5. Januar 1898: Kirche und kirchliches Leben. (P­rofessor Dr. U. Schulleru3.) Der Saal ist geheizt. — Den Verkauf der Eintrittösarten zu 1 fl. für sämtliche Vorlesungen übernimmt aus Gefälligkeit die Papierhandlung Sof. Drotleff (Heltauergasse). Der Reinertrag wird den beiden deutschen Frauenvereinen übergeben. 2Zolal- und Zaged­-Chronik. Hermannstadt, 24. November, (Die fächsische Nationsuniversität) Hat Heute ihre erste Sigung abgehalten. Den Bericht Hierüber bringen wir in unserer morgigen Nummer. (Die Eröffnung) der Hermannstadt—Mainczer Eisenbahnlinie findet morgen Donnerstag den 25. d. M. statt. Der erste Zug geht morgen früh 7 Uhr 44 M., der zweite 1 Uhr 50 M. und der dritte 5 Uhr 5 M. von hier ab. (Säulfeste) Der Unterrichtsminister Hat betrefft der Schulliste, welche aljährlich in den Clementar-, Bürger- und Lehrlingsschulen ver­­anstaltet werden, an sämtliche Schulinspektoren und FTirchlichen Oberbehörden einen Erlaß gerichtet, in welchem er zunächst auffordert, daß diese Feierlich­­keiten von patriotischem Geiste erfüllt sein. Indem der Unterrichtsminister die verfroffenen Milenniumsfeierlichkeiten in Erinnerung bringt und betont, daß semwohl die Lehrerschaft al auch die Aufsichtsbehörden der Sch­ulen energisch bestrebt sein müsen, die patriotischen Gefühle der Schuljugend zu erwecken und zu pflegen, hält er dies dadurch erreichbar, daß die Schulfilder unterrichtet werden, in der heiligen Krone, im Landeswappen, in der Trikolore nicht allein einen dekorativen Schmud zu erbliden, sondern da Symbol der Pietät und der nationalen Staatsidee. Dort, wo das Schuljahr zehn Manrate dauert, fei­er am geeignetesten, die patriotische Feier am 8. Juni (Jahrestag der Krönung), in Schulen Hingegen, wo das Schuljahr aus weniger als zehn Monaten besteht, entweder am 4. Oktober (Namenstag des Königs) oder am 3. Mai (amtlicher Beginn der Millenniumsfeierlichkeiten) zu verantalten. (Aus der Theaterkanzlei.) Donnerdtag den 25. d. M. t wird das mit so großem Beifall aufgenommene Lustspiel „Renaissance“ mit den Bärten Fran Matesch und Herrn vd. Lenor wiederholt. Militär-Konzert.) Donnerstag den 25.9. M. findet in der „Nes­­tauration Stadtpark" (vormals „Ardean”) ein Konzert einer Abteilung der Musik­apelle des 31. A Infanterie-Regiments statt. — Anfang 7 Uhr abends. — Zum Ausschanz gelangt Dreher’iches Bodbier. Lieferung.­ Eine Doffertlundmachung der Budapester rechtsseitigen Betriebsleitung der B. ung. Staatseisenbahnen über die Lieferung von vers­chiedenen Holzmaterialien liegt in der Kanzlei der Kronstädter Handels- und Lemwerbekammer zur Einsicht auf, Offert-Einweihungstermin ist der 3. De­­zember 1, 5%. Postdefraudation in Budapest) Ein Beamter des in der Bersenygasse befindlichen Postamtes, Mar Herzog, ist nach Unterschlagung von Pofgeldern im Werte von 5200 fl. flüchtig geworden. Der Defraudant meldete sich am 9. d. M. krank und erschien nicht im Amte. Da Herzog am felben Tage einen Ausweis über seine Kaffegebarung liefern solle, kam seine p­öp«­liche Erkrankung verdächtig vor. 3 begab sich sofort ein Postbeamter in die Wohnung Herzogs, wo er erfuhr, daß Herzog schon Tags zuvor abgereist sei. Nun wurde zu der Revidierung der Bücher geschritten und da ergab sich ein Abgang von 5200 fl., worauf die Direktion die polizeiliche Anzeige erstattete. Die Polizei hat gegen Herzog den folgenden Stehbrief erlassen: „Max Her­zog, zu Zod­emlos geboren, 30 Jahre alt, ledig, Postbeamter. Hat längliches He= fit, Braune Augen und ist von hoher Statur. Sein Nasenbein ist in der Mitte eingedrückt und nach Iint3 gebogen. Schnurrbart dicht, Gefigt rafisch, Besonderes Kennzeichen, daß am Hinterhaupte an einigen Stellen das Saar ausgefallen ist.* Herzog hatte das Geld im Kartenspiel und in Gesellshaft leichtfertiger Frauenzimmer durchgebracht. (Erzejje in Fiume) m der Nacht vom 21. auf den 22.D. M. wurde das ungarische Wappen und die Krone an einer ganzen Reihe von Brieflasten beschhtgt. Trogdem dies in den belebtesten Straßen der Stucht geschah, hat die Polizei angeblich erst morgens von der Sache Wind bekom­men und dann eine Untersuchung eingeleitet, die vorläufig resultatlos blieb. Nach einer anderen Version hat au­chon der Gouverneurstellvertreter die Unter­­suchung in die Hand genommen. Das „Buddapester Tagblatt” bemerkt hierzu: „Die Thäter des fre­ien Attentates mühten, so die Polizei ihrer habhaft wird, jedenfall auf das em­­pfindlichste bestraft werden, da eine Wiederholung solcher Bubenstreiche Folgen nach fi) ziehen kann, an welchen die Stadt Prag nach einem ähnlichen Atten­­tate noch lange zu leiden hatte. Wiener Vite über den Grafen Badeni.) Graf Badeni wurde von einem Bekannten befragt, weshalb er denn nicht den Abgeordneten Wolf niedergeschoffen hätte, er begnüge fi Badeni anwortete: „Auf Wölfe schieße er niit, damit, „bloß Böden zu schießen.” “ Abgeordneter Wulf wurde gefragt, warum er Badeni in den Arm und nicht ins Bein geschossen habe. Darauf erwiederte er: „Sa, sonst Hätte er nicht „gehen“ können.” — Graf Badeni stieg in einen überfülten Krambahnwaggon, wollte aussteisen, konnte aber bei dem Gedränge nicht zur Thür kommen. Er rief dem Kons­trukteur zu, er sole ihm doch Pla­nschaffen. Darauf sagte der Kondukteur „Wisfens mal, rufend nur amal: Hoch DBadeni! Dann werdens gl­ich draußen sein.“ (Die Lebens­weise des Fürsten Bismard.) Ueber das Leben des Fürsten Bismard in Friedrichsruh meldet man folgende Einzels­­eiten, welche im Hinblickk auf die in der rechten Zeit vielfach verbreiteten ungünstigen Berichte über den Gesundheitszustand des Fürsten ein besonderes Interesse erlangen: Wenn der Nachtschlaf ein günstiger war, steht der Fürst im allgemeinen nur vor 11 Uhr auf, läßt sich ärztlicher Vorschrift zufolge jeden Morgen auf der im Schlafzimmer stehenden Wage wiegen, badet dann, rasiert sich selbst und nimmt darauf allein in seinem Schlafzimmer das erste Brühstüc zu sich, welches meistens im zwei weichgefochten Eiern und eier Scildklötensuppe besteht. Nachdem der Fürst sich mit Hilfe seines Kammer­dieners Pinnomw, der schon über 20 Jahre sein treuer Pfleger und Hüter ist, volständig umgekleidet hat, läßt er den Dr. Chrysander zu sich rufen und erstattet ihm Bericht über sein Befinden, wie er die Nacht verbracht hat­te. Ist Professor Schweninger an­wejend, so geschehen diese Mitteilungen an ihn. Nachdem der Fürst seinen Leibarzt über sein Befinden orientiert hat, begiebt er si, wenn er das Wetter irgendwie gestattet, zu einer feinen Promenade in den Park, bedeckt mit dem besannten Schlapphut und in der Hand einen festen Stod zum Aufflügen. An schönen Frühlings und Sommertagen yi­egt er sich oft auf einer Bank unter der großen Buche niedergulegen und dort eine Biertelstunde in Gedanken verfunden zu verweilen. Bald ist er Beit zum zweiten Frühftüd, das der Fürst mit den übrigen Familienmitgliedern und seinen Gästen gemeinsam gegen 1 Uhr einzunehmen pflegt. Nach Beendigung desselben liest der Fürst in seinem Arbeitszimmer die eingegangenen Beitunzen, Briefschaften, Depeichen u. |. m. Während der Fürst sich so der Lektüre über­­läßt, erledigt sein Schwiegersohn Graf Rankau mit dem Dr. Chrysander den wichtigsten Teil der eingelaufenen Korrespondenz. Gegen 4 Uhr wird ge­wöhnlich der Befehl zum Anspannen erteilt und je nachdem das Wetter günstig i­st, unternimmt der A­ltreichstangler auch noch im seniger Zeit eine mehrstündige Spazierfahrt duch den Sachsen­wald, beziehungs­weise nach seinen im Sreile Stormarn gelegenen Befigungen. Nach der Nachkehr begiebt sich der Fürst in :

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