Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Dezember (Jahrgang 24, nr. 7286-7311)

1897-12-01 / nr. 7286

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Der Verlag des „„Siebenbürgisch-Deutschen (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23, aufmann; auswärts bei den am Kopfe des Blattes ge­ ­ Tageblatt.” ) Erklärungen der Kreisausfhüfe, des Burzenlandes, von SelhRich und Yroos. Die Erklärung des Burzenländer Kreisausschusses, bezüglich der Gefegvorlage „Ueber die Ortsnamen“ hat folgenden Wortlaut : „In der Sagung des ungarischen Abgeordnetenhauses vom 8. d. M. hat der Herr­nnerminister einen Gefegentwurf über die Ortsnamen der Ge­­meinden vorgelegt, nach dessen Inhalt und Tendenz fünfzighin jeder Ort nur einen, vom Minister zu bestimmenden amtlichen Ortsnamen haben sol, welcher ausschließlich und allein sowohl im amtlichen und öffentlichen Verkehr, als­zll in der Schule, ja sogar in den Schulbüchern vorkommen darf. In allen Anstalten der Gemeinden, in allen Firmen, überall ist nur dieser eine Amts­­name obligat. Der Zweck und das Ziel dieses Gesetzentwurfes kann für niemande­m zweifelhaft sein,­es ist ein Schritt weiter zur allgemeinen zwangsweisen Magyarisierung. Es kann auch kaum jemandem zweifelhaft sein,daß durch dasz standekommen dieseS Gesetzes auch die Bertilgung der ererbten Namen unserer Städte,Märkte und Dörfer in Aussicht genommen ist. Wie kleinlich das Mittel so verletzend ist es für das Stammesbewußb­sein der Nichtmagyaren,insbesondere auch für uns. Es steht in entschiedenem Gegensatze zu den Grundsätzen der Unions­­gesetze,welche die Gleichberechtigung der sämtlichen Bürger Ungarns und Sie­­benbürgens in bürgerliche­ und politisches­ Hinsicht gewährleisten,im Gegens­­atze zu der im 44.Gesetzartikel von 1868 ausgesprochenen Gleichberechtigung der Nationalitäten. Nach diesen Gelegen sollte alles geschont und sollten alle übrigen Ver­­hältnisse unberührt gelassen werden, welche der prak­tichen Möglichkeit der ein­­heitlichen Regierung und der pünktlichen Justizpflege nicht im Wege stehen, was von dem deutschen und den anderen nichtmagyarischen Namen unserer Heimatsorte gewiß nicht behauptet werden kann. E 3 widerstreitet die neue Mittel zur Magyarisierung auch der geießlich ge­währleisteten Autonomie unserer Gemeinden und unserer Kirche, indem e3 die Regierung ermächtigen sol, beiden ihre bisherigen Namen wegzudek­etieren und ihnen willkürlich statt, derselben andere aufzulegen. Es würde dies Gefeb, dessen Ziel seinem wirklichen und allgemeinen Interesse des Staates zu dienen geeignet ist, auch dem Lande schädlich sein, weil es bei allen Nichtmagyaren große Aufregung und Erbitterung hervor­­rufen würde. Wir fühlen und daher im Gewissen gedrängt, zu erklären, daß mir die mit diesem Gelegentwurfe geplante Beseitigung der bisherigen, geschichtlich berechtigten und seit Jahrhunderten geltenden Namen unserer Heimatsorte für unzulässig erachten, daß wir ein solches Greg wegen seiner für den Frieden des Landes und demgemäß für dessen immere Praft ganz sicher nachteiligen Folgen auch für überflüssig, unflug und schädlich halten, — daß wir infolge dessen von der Einsicht und von dem Rechtasinn der Gejeggebung die Ablehnung der mit diesem Gejeßentwurf geplanten Konfiskation der Ortsnamen erhoffen, von unseren eigenen Abgeordneten aber mit Zuversicht erwarten: entschiedene Stellungnahme gegen diesen Gefeentwurf im ganzen und im einzelnen; insbesondere, daß fih, wenn der Gefrgentwurf dennoch in dem hohen Abgeordnetenhause zur Verhandlung kommen sollte, aus der Regierungspartei austreten und entschieden gegen dinselben sprechen und flimmen werden.” Der Leiblicher Kreisausschuß giebt in der beregten Frage unterm 28. November folgende Erklärung ab: „1. Der Leihkircher Kreisausschuß erkennt in dem vom SInnerminister dem ungarischen Kirchetag am 8. November d. J. vorgelegten Gelegentwurf über die Ortsnamen die Absicht der Regierung zu gewaltamer Magyarisierung dieser Namen. 2. Da jedes Voll und in ihm jedes Dörfchen zu dem Zauber der Heimat auch den Namen dieser Heimat rechnet und auch mit diesem Namen seit Jahrhunderten sein Wesen aufs innigste verwoben fühlt, so erkennt der Leichkircher Kreisausschuß in dem erwähnten Grießentwurf eine Bedrohung eines guten Teiles vom Nationalheiligtum aller nichtmagyarischen Nationali­­täten unsreres Baterlan­des Ungarn und darum eine Beleidigung aller dieser Nationalitäten. 3. Der Leichkircher Kreisausschuß kann im bald tausendjährigen Rechte des Bestandes deutscher Ortsnamen in unserem Lande seine Gefährdung der höheren „Sinteressen des Neid­es“ erbliden, sondern erkennt in dem erwähnten Gelegentwurf nichts als das nacteste Machtgelüste der herrschenden Nation, die auf Unterdrückung aller übrigen Nationalitäten des Landes abzielt. 4. Der Leihkircher Kreisausschuß sieht in solchem Streben des herrschen­­den Stammes nicht nur eine Verlegung die jedem Volke eigentümlichen natür­­lichen Rechtes, sondern geradezu eine Saat, aus der für unser Vaterland Ungarn seine Frucht des Segend reifen kann, weil jenes Streben und der fragliche Gefegentwurf zugleich eine Verlegung bestehender Staatsgesebe, des Unionsgefeßes und des Nationalitätengefeßes bedeutet. 5. Der Lerchkircher Rrsisausschuß fühlt sich in diesen feinen Aeußerungen solidarisch mit ähnlichen Offenbarungen des fächfischen Volkes, namentlich mit der Erklärung des Hermannstadt-Großauer und des Heltauer Wahlkreises sowie mit dem Proteste der Stadtvertretung von Hermannstadt. 6. Der Leichkircher Reichstagsabgeordnete wird aufgefordert, alles zu thun, daß dieser Geießentwurf nit vor das Abgeordnetenhaus zur Ver­­handlung komme, und, wenn dies doc geschähe, denselben mit allen gesech­­lichen Mitteln zu bekämpfen.“ Der Brooser Kreisausschuß hat in seiner Sihung vom 28. November folgende Erklärung beschlossen : „Der Kreisausschuß der Brooser fächsishen Volkspartei sieht in der G­eiebesvorlage betreffend die staatliche Filierung der Ortsnamen eine drohende Gefahr nicht nur für das Sächsische Volt, sondern überhaupt für unser Baterland 1, weil eine willkürliche Umtaufung aller Historischer Ortsnamen durch die Regierung einen aller Vernunft Hohnprechenden Eingriff in die geschicht­­lichen Traditionen dieser Ortschaften bilden würde, einen Ge­waltalt, wie er in der Geschichte zivilisierter Staaten bisher unerhört war; er als Berloque trug, — das Medaillon, in welchem sich nach Fräulein Samuels Behauptung das Porträt seiner Zukünftigen befand. Das eigentümlich feindselige Gefühl stieg wieder in Hedwig empor; sie fühlte sich dem Manne, der so schnell ihr Freund geworden, mehr und mehr entfremdet, haßte ihn in diesem Augenblick­fall. Für die Ehre seiner zus­künftigen Braut wäre er natürlich mit der Waffe in der Hand eingetreten; für die ihre­n t­at er nichts! Natürlich, sie war ja nur die Komproiristin seines Vaters, ein Nichts, in den Augen des von den Frauen verwöhnten reichen Mannes . . . „aber welch trübes Gesicht auf einmal, Liebes Fräulein !“ rief, si berummendend, Frau Boretius. „Ist mein Sohn ein so schlechter Gesellschafter, daß er Sie langeweilt oder gar ärgert ?“ „Keinesnwegs, gnädige Frau”, gab Hedwig zur Antwort: „Nur noch einen Augenblick, bitte... es Handelt sich um den Kücen­­zettel für unser Leit; das will gründlich besprochen werden. Wir fennen den rechtschaffenen Arbeiter-Appetit” . . . und lachend wandte sich Frau Boretius wieder zu ihrem Gatten, der auf einem großen Zettel allerhand Küchen­­erfordernisse notierte „Was that ich Ihnen ?“ fragte Günther noch weiter: „Richt !" Sie schleuderte ihm das Wort förmlich und Gesicht. Mit finstern Augen sah er sie fest an, während eine dunkle Röte auf seiner hohen weißen Stirn aufstieg. „Fräulein scheinen Zaunen zu haben“, sprach er scharf, stand auf und ging hinaus, Hennig war der ganze Tag verdorben. Ihren Kolleginnen gegenüber klagte sie dann über Kopfschmerzen und Schloß sich in ihr Zimmer ein. In der That — die Schläfen brannten ihr zum Zerspringen und eine entfegliche %­acht preßte ihr das Herz zusammen, ließ sie vor si­elbst und der Zufuif­­t haudern; . . . die Furcht vor der Liebe. — — Die Vorbereitungen für das Zelt nahmen in den näc­hsten Tagen Aller Gedanken und Hände in Anspruch,­­so daß niemand auf Hedwig verändertes . 1897 2. meil ein derartiges Geld­, welches die Absicht an der Stirne trägt, die nichtmagyarischen Ortsnamen unseres Vaterland:3 auszutilgen und aus« schließlich duch magyarische zu erlegen, in allen Nichtmagyaren gerechte Er­­bitterun­g darüber hervorrufen müßte, daß es ihnen verwehrt werden soll, ihre eigenen Heimatsorte in der Muttersprache zu nennen; 3. weil eine gewaltsame Wanderung zahlreicher Ortsnamen im Unter­­richtswesen wie nicht minder in der Verwaltung unseren Vaterlandes die unheilvollste Verwirrung zeitigen würde; 4. endlich weil die Durchführung des geplanten Gefeges auch in materieller Hinsicht auf Ver­ehr und Handel shödigend einwirken müßte. Der Kreisausschuß legt daher gegen jenen Gefegentwurf und vor allem gegen die Darin geplante neuerliche Vergewaltigung der Nichtmagyaren Ungarns die entschiedenste Verwahrung ein.” Politische Meberfict. Hermannstadt, 30. November. Graf Badeni ist entlassen. Die Langmut des Monarchen, welche er dem Experimente Badenid entgegengebracht, hat ihr Ende gefunden. Badeni, der „gefährliche Dilettant in der Politik“, wie ihn auswärtige Blätter mit Recht genannt haben, ist seiner Stelle enthoben und der Kultusminister Gautsch mit der Kabinetsbildung betraut worden. Angesichts dieser That­­sache verliert die Beftagung des Reichsrates jede Frittiche Be­­deutung. Die Beftagung kann jegt nur als Webtergangsepisode gelten und wird voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein. Ueber den äußeren Hergang der Demission des Kabinettss Badenti wird folgendes bekannt: Se. Majestät empfing Sonntag vormittags den Grafen Badeni, gleich der auf den ungarischen Ministerpräsidenten Baron Banffy, sodann den öster­­reichischen Landesverteidigungsminister Grafen Welfersheimb und schließlich den österreichischen Unterrichtsminister Dr. Freiherrn dr. Gautig in besonderen Audienzen. Nachmittags fand im Palais des Ministerpräsidiums ein Ministerrat statt, wobei der Beschluß der Demission des Gesamtkabinett gefaßt wurde. Aus dem Ministerrate begab sich Graf Babent sofort in die Hofburg, wo er dem Monarchen die Demission überreichte, welche sofort angenommen wurde. Hierauf wurde Freiherr dr. Gautich zu Sr. Majestät berufen, der ihn mit der Bildung des neuen Kabinets betraute. Freihere d. Gautsch begegnet bei seiner der Parteien des österreichischen Reichsrates ausgesprochener Abneigung , aber ebenso wenig erfreut er sich bei irgend­einer besonderer Sympathien, der geringsten bei der deutschen Oppos­­ition, die ihm das Cillier Gymnasium nachträgt. Dagegen kommt ihm zu gute, daß sein Name nicht unter den Sprachenverordnungen steht. Die Linke wird, wie dem „Peter Lid.” aus Wien gemeldet wird, mit Ausnahme der freien deutschen Vereinigung und des verfassungstreuen Groß­­grumdhefiges, auch weiterhin gegen das Ausgleichsprovisorium eine oppo­­sitionele Haltung einnehmen, aber dessen Zustandekommen nicht der Ob­­steuftion verhindern, allerdings nur unter folgenden Vorauslegungen: Der Beschluß Über die Abänderung der Geschäftsordnung auf Grund des Antrages Faltenhayn und alle­r Konsequenzen dieses Antrags — Ausschließung von Abgeordneten, Untersuchung gegen Wolf u. f. wm. — sind alle null und nichtig zu erklären; das gegenwärtige Präsidium hat abzutreten. Hinsichtlich der Sprachenverordnungen wird nicht, wie bisher, deren Zurücziehung, sondern bloß die Beseitigung ihrer besonderen Härten verlangt werden. ALs künftiger P­räsident wird Dr. Kathrein genannt. Auch in den Budapester politischen reifen hat die Entlassung Badenis allgemeine Zustimmung gefunden. Doch verhehlt man si, wie das „Budapest. Tagbl.“ schreibt nicht, daß mit dem Kabinettwechsel die Schwierigkeiten der Situation nur alle behoben seien. Bezüglich des Ausgleichsprovisoriums herrscht, dem genannten Blatte zufolge, in der Regierungspartei in Ungarn Henifleson. Der eigene Beg. von Hand Richter, (86. Rortiegung.) Als nach Beendigung des einfachen Mahles das Ehepaar einige häus­­liche Angelegenheiten erörterte, trat Günther neben Hedwigs Stuhl und sagte Halblaut: „Sie wissen noch nicht, welche unerwartete Genugthuung Ihnen geworben is ? “Entwiefern ?“ „Herr von Probe tritt heute einen längeren Urlaub an, von welchem er schwerlich zurückkehren dürfte. Die leßten eigentümlichen Vorgänge in seinem Hause sind Höheren Orts nicht unbemerkt geblieben und haben dort Anlaß gegeben, das Privatleben dieses­ Herrn ein wenig zu kontrollieren. Die Folge davon war ein mehr deutlicher als rücksichtsvoller Wink. * „Kann mich dies für die erlittene Unbill entschädigen ?* „Gewissermaßen doch wohl, wenn man freilich auch durch alle Macht der Erde etwas Geschehenes nicht ungeschehen machen kann. Ein wenig N­achgier lebt in uns Allen, und so dürfte Prohes Bestrafung auch ihnen zur Befriedigung dienen. Mehr jedoch gilt es mir, daß dieselbe ein ge­­treueres und freundlicheres Bild der Gerechtigkeit unseres Ges­ Nlschaftslebens in Ihnen erweden muß. Man nimmt bisweilen etwas viel Rücksicht, — zu viel für das Gefühl des Gekränften, — Schließlich wird aber doch immer der Unnwürdige ausgemerzt. „Haben Sie etwas dazu gethan ?” „Nein”, antwortete Günther Boretius nach kaum merkbarem Zögern. Allerdings hatte er mit dem Regiments- Kommandeur gesp­rochen, . . . doch wozu ihr dies verraten, sie datuch­ zu Dank verpflichten ? Eimas die Enttäuschung glitt über Hed­wigs Antlig. Während er ihr gegenüber Pla nahm, flirrte seine Uhrfette leise gegen das Medaillon, das­­ Wesen actete. Nur Frau Edebrecht bemerkte in ihrer freundlichen Weise: Zühlen Sie sich frank oder „Sie sehen nicht wohl aus, Fräulein Berendt, strengt die Arbeit Sie zu sehr an ?* „Reined den beiden”, gab Hedwig so ab­weisenden Tones daß jene nicht weiter fragte. Am Zeittage war sie anfänglich willens gewesen, si mit Krankheit zu entschuldigen, — doch das wäre aufgefallen und welchen Zinweg Hätte es schließlich gehabt? Alles Grübeln und Sinnen und Ringen sagte ihr doch nur, daß sie abgeirrt war auf dem selbstgewählten Wege . . . Eine große Maschinenhalle war geräumt und mit Tannenzweigen auss­gepaßt worden. Auf langen Bänten saßen die Hunderte kräftiger Arbeiter gestalten mit ihren Frauen und Kindern, die ernsten Gesichter dem Chef zugewandt, der, auf einer Tribüne stehend, in seiner schlichten, bescheidenen Weise die Errichtung der Altern rsorgungsanstalt aus seinen eigenen Mitteln beg­ündete. Ein donnernder Hoch erichol, als er geendet. Dann trat Günther an seine Stelle und sprach mit weithin tönender Stimme: „Ich habe den Worten meines Vaters nur noch eins Hinzuzufügen. Wir beide haben uns stets nur als die ersten und verantwortlichen Beamten der Fabrik gefühlt. Nicht der eigene Vorteil, sondern das Gedeihen unseres gemeinsamen Werkes, das Wohl Aller, die daran mitarbeiten, war unser ersted Biel, N­at ein Geident fol Ihnen Heute werden, sondern ein Recht, das Sie si doch ihre treue Pflichterfüllung erworben haben. Bis in den Tod hinein sol unsere Kameradschaft dauern, und wie biß jegt sollen auch ferner ehrliche Arbeit und ernste Pflichterfüllung diese Kameradschaft aufrecht erhalten, und vor Streit und Neid, vor Hochmut und Haß bewahren. Nur sie geben dem Menschen die wahre Ehre, die innere Fuftigkeit, den Mut, auch den h­ärtesten Schlägen des Schidjald zu tropen; nur sie sind verläßliche Wegweiser auf den vermorrenen Pfaden, welche uns das Schdial führt, sie fetten Mensch an Menschen, — und hnen, den Männern dieser edlen Tugenden, — bringe ich nun mein Hod !* (Fortfegung 'olgt.} zur Antwort,

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