Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1898. Mai (Jahrgang 25, nr. 7410-7433)

1898-05-01 / nr. 7410

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So schreibt der „Nemzget“ unterm 26. d.M.: Wir gestehen, daß die Hoffnung auf Herbeiführung einer solchen Lage und politischen Kombination, mit deren Hilfe der Ausgleich zu­stande gebracht werden könnte, in der brüchigen Reichshälfte mehr und mehr verblaßt und die dermaligen Bemühungen des Grafen Thun können vielleicht als der Texte Bersuch in dieser Hinsicht auf der gegebenen Basis und mit den gegenwärtigen Faktoren gelten. Und wir sehen, daß die alte Taktik von seite derjenigen, Die bisher alles verdorben haben, wiederholt wird. Nicht die Fachmänner und nicht die Gewerbetreibenden, nicht die erfahrenen Politiker, auch nicht die Grund­­besiger und Kommerziellen sind darunter zu verstehen; denn diese anerkennen mit wenig Ausnahmen offen oder insgeheim, daß der Ausgleich mit Ungarn je eher abgeschlossen werden müsse und daß sein Zustandekommen, die Be­­seitigung der derzeitigen Ungewißheit, für Oesterreich viel schmermiegender­ei, als das Fallenlassen oder A­alaufnahme des einen oder anderen Borteild und Nachteil. Jedoch die lärmenden, terrorisierenden Blätter und Biertischredner haben bereits das Losungswort ausgegeben: Oesterreich ist verraten; der Ausgleich muß daher im ganzen zurückge­wiesen werden. Wir schweigen und warten; denn wir wollen sehen, ob es wohl aufs neue, wie so oft schon, den unbesonnenen, leidenschaftlichen Elementen gelingen wird, die Oberhand zu gewinnen. Mit ihnen künnen wir weder reden, noch verhandeln. Wenn die österreichischen Patrioten und ersten Faktoren nicht im­stande sind, sie nieder­­zuhalten und zum Schweigen zu bringen, so wird Fein Ausgleich. Wir mischen uns nicht in das Geschrei. Die Oesterreicher mögen si ihre Sache richten , wenn sie den Ausgleich zurücweisen, gut! so mögen sie auch die Folgen tragen. Wir werden leicht auch so unser Flortlommen finden. D­er 2 „Magyar Hirlap” schreibt unter dem Titel „Es war genug” olgendes : Wenn nit, so sei’s Halt nicht; wir gehen nicht bitten. Wenn es Oesterreich gefällt, ewig unmündig zu bleiben, wenn fünfzig Jahre nicht genug waren, e8 Mannhaftigkeit zu lehren, wenn jeder neuere Abschnitt seiner Geschichte nur dazu dient, die bemutternde Elendiglichkeit der Metterniche und das Beaufsichtigungsregiment der Kamarillen zu rechtfertigen, wenn — mit einem Worte — Oesterreich jede Neugeburt mit Selbstmord beginnt... . gut, wir brauchen unser Schicjal nicht an seine Kaprizen zu retten. Wir waren schon damals ein Staat, als Desterreich noch nicht einmal als staats­­rechtlicher Begriff ex­ftierte.e­in Stüde gerissen, in drei Händen und aus tausend Wunden blutend, war in uns doch mehr Einheit und mehr der Selbst­­bewußtseing, als Oesterreich auf dem Gipfel seiner Macht besaß. Nicht wir waren die Ausbeutenden, sie Haben von unserem Schmalz gezehrt und unsere Lebenkräfte und vorweggesogen — aber troß der provinziellen Lage und dem morganatischen Rang war mehr von Lebenskraft in uns, indes wir nur in dem geschriebenen Buchstaben unserer Gebiete lebten, als in dem dreimal er­­neuerten, von zwei Seiten gefrüßten und mit kaiserlicher Macht getrönten Oesterreich. Wir sind feine Weltmacht, aber in unserem kleinen Refigtum vermögen wir auch aus unserer eigenen Kraft zu leben. Schon das dritte Jahr dulden wir den beschämenden Zufand. Was wir durch ein Menschenalter an Vermögen, Kraft und Ansehen zusammen­­getragen haben, schon das dritte Jahr dient es ihrer Unvermögensfähigkeit zum Spiel. Aus dem Nichts haben wir ein modernes Land geschaffen, aus der Dede ein auch bei seiner Jugendlichkeit bedeutendes Gewerbe herausge­­trieben — und durch tausenderlei Rücsichten behindert, dennoch unseren realen Staatshaushalt und eine europäische Kommunikation ung gebildet. Kommt es nicht der Lächerlichkeit gleich, daß, die wir mit starrer Hand die Wider­­seglichkeit unserer eigenen Nationalitäten gebändigt und indem wir mit der irregeleiteten öffentlichen Meinung Europas auf den Plan traten, die Einheit unserer Nation und geschaffen haben, die Opfer des Wellenganges der öster­­reichischen Nationalitäten sein solen? Daß wir, die wir mit Beispielen, in der Geschichte ohnegleichen, mit glänzenden Opfern unsere tausendjährige Veh­­fassung ung gerettet, erhalten und neu geschaffen haben, den Preis für die österreichischen Verfassungskrisen zahlen solen? Daß wir, die wir unsere politliche Gereggebung vor dem Zusammenbruch des Parlamentarismus in aller Welt zu behüten gewußt haben, nun in den Fall des österreichischen Parla­­mentarismus mit hineingezogen werden sollen? Und menn Oesterreich ohne Aufhören in die Fäulnis seines Blutes Hineinkranft, sollen stets und immer m­ir die unschuldigen Lämmer sein, deren Blut sie in ihre versteinernden Adern Hinüberleiten ? Wir haben nicht einen Augenblick Komödie gespielt. Wir haben ihm nicht vorgelogen, daß wir das Bündnis mit ihm nur seinen schönen Augen zu lieb verlangen, — und nicht abgeleugnet, was wir an außen aus dem österreichisch-ungarischen wirtsshaftlichen Ausgleich in der Vergangenheit ge­­zogen haben und für die Zukunft erwarten. Wir haben nichts geschenkt be­­kommen, aber wir wollen ® auch nicht umsonst haben; die rechtschaffene und aufrichtige Forderung des do­ut des Haben wir nicht einen Moment ver­­heimlicht. 3 waren und sind noch Politiker unter ung — und nicht etwa derlei Demagogen von der Straße — die verfündeten und verkünden, daß sein wie immer gearteter Gewinn das Opfer der materiellen Selbständigkeit aufwiege; die Mehrheit des Landes hat anders entschieden; wenngleich Schweren Herzens, hat sie doch ihre Wirtschaft den politischen Rücksichten untergeordnet — und ruhte und fand auch den richtigen Mittelweg zwischen Noten und Opfern. Wir Haben offen bekannt, daß Defterreich­ung ein guter Markt ist — und mit merkantiler Genauigkeit für diesen Plan auch Opfer gebracht. Oesterreich Ihnt nicht so. ES leugnet, daß sein Gemerke Lediglich vom un­­garischen Markt lebt; es stelt in Abrede, daß sein Geld sich auf ungarischer Erde verzindt. Und, während es die aus dem geeinigten Kräfteaufwand und dem Vermögen beider Staaten herausgebildete Großmachtsreiung und mächtige Armee ganz für sich unterschleift, beträgt e3 fie vor der Welt so, als ob wir Dank seiner gnädigen Großherzigkeit aller dieser Güter teilhaftig würden. Obgleic­h fangen wir e3 schließlich gerade heraus — Oesterreich niemals existiert hat. Fa, ed war eine mächtige Dynastie, die mit ihren Reihen an der Donau und ihrem großen Kriegsheer selbst die österreichische Großmacht bildete. Auch wir haben mit dieser Dynastie im Zusammenhang gestanden — und nicht mit Oefterreich. Defterreich aber haben wir selbst sich zurückgegeben, Defterreich haben wir zum Staate gemacht und Defterreich ist doch das Zeilen und den Ausgleich mit und Teilhaber an jener Großmacht­­steiung und mächtigen Armee geworben, die bi dahin bloß der Dynastie Rechtstitel, Bei und Kraft waren. Wir haben seine Schulden geteilt und auf dieses unser Opfer gründet sich sein Haushalt, seine Bank, sein Kredit und sein Allee. Wir brauchen nur dies zu erwägen, um beispielsweise ihr Wehgeflüge in seiner ganzen, unverschämten Vermessenheit vor der Welt ent­­blößt zu sehen, daß „die ungarischen Herrscaften” „in ihrer Bank“ die Parität zu beanspruchen si ersühnten. Nun denn, wenn sie so viel Schmerzen haben, so mögen sie Acht geben, daß ihr Wünschen nicht bald in Erfüllung gehe. Die wieder zusammengetretene ungarische Duotendeputation hat, wie es anders nicht sein konnte, sich frans zu ihrem früheren Standpunkt bekannt. Wir sind also wieder dort angelangt, wo wir vor dreiahren stehen geblieben: bei dem Ausgleich, der nicht zur Welt gebracht werden kann und der Quote, über die einig zu werben nicht möglich ist. Aber etwas ist und während dieser drei Jahre verloren gegangen: unsere Geduld. Denfisten und Koriuthianer, 1867­ und 1848er in gleicher Weise. Wir haben zum besten des Landes den Ausgleich gewollt, aber um den Preis der Güter des Bandes EHammen wir und bi zum äußersten nicht an ihn. Wir Halten und an die weite Unterscheidung Franz Deals und stellen fest, daß das unwirtschaftlige Uebereinkommen, wenngleich eine wünschens­­werte Ergänzung, jo doch nicht einen wesentlichen Bestandteil de Dualis­­mus bildet. Der Dualismus beruht auf der Gemeinsamkeit der äußeren Angelegenheiten und des Heerunwesens, die aus der pragmatischen Sanktion hergeleitet sind und über die wir nicht paltieren F können. ber der d­, Handel, die Bant? Wenn sie nicht gemeinsam sein können, so werden wir sie eben getrennt Haben. && mag sein Spiel sein; es wird aber au­f eine Unmöglichkeit sein, das selbständige Zollgeleit, den unab­­hängigen ungarischen Handel und die freie ungarische Bank einzurichten. Wir verlieren so vielleicht vieles,­­ jedoch mit dem von Österreichischen Rück­­fichten frei werdenden ungarischen Gewerbe, einer von österreichischem Drein­­ieden Losgerissenen ungarischen Verkehrspolitik und einem von österreichischem Einfluß unabhängigen Kreditsystem werden wir das bald einholen künnen. Und wenn österreichische Einflüsterung und zuraunt, die wirtschaftliche Selbständigkeit Ungarns sei nur eine Stufe zur un­garischen staatsrechtlichen Unabhängkeit: gut, nicht wir sagen ed, und wenn es so kommt, werden nicht wir die Verantwortlichen dafür sein. Borerft scheint wohl nicht von­nöten, so weit zu bilden; der Dualismus selbst — wir wiederholen ed — ist ganz unabhängig vom wirtssaftlichen Uebereinkommen. Es ist wahr: Die Quote ist noch zurück. Nun denn, wir werden all an ihr nicht zu Grunde gehen. Wir versuchen ed mit der öster­­reichischen Duotendeputation, wenns damit nicht geht, mit der österreichischen Regierung; und wenn das österreichische Parlament nicht die Verbindungs­­brüche bilden wiil, so ist das Geieg da und in ihm die Institution der aller­­höchsten Entscheidung. Wenn den Oesterreichern der Absolutismus gut­­cheint, wir erschieden und nicht vor ihm. Zwar Schwärmen wir nicht für die staatsrechtliche Rolle in der eigenen P­erson de Zürften, aber unsere Verfafflungsmäßigkeit und unser Parlamentarismus sind, Gott sei Dank, im­stande, ein solches notwendiges Inzidens wirsam genug zu iolieren, um es sich nicht ausbreiten und zum System werden zu lassen. So thue denn Desterreich, was er wolle, wir sterben­­ den nit mit ihm! Die österreichische Komödie ist eine schöne Komödie, aber wir zahlen für sie sicherlich nicht einen Kreuzer. Wir haben genug davon. Benilleton. Brumhilde. Roman von Hans Dornfels. (2. Hortieging.) Ein Trost nur blieb dem Kammerherrn, wie er selbst vorhin gejagt: Auras geüb sich selber sein Grab; seine umsichtige und rationelle Verwaltung hatte den Ertrag der Güter, Forsten und technischen Betriebe in ungeahnter Weise vermehrt, so daß die völlige Tilgung der Schulden und die Aufhebung der Sequestration jedenfalls weit früher erfolgen konnte, als dies voraus be­­rechnet war. Dann — ein gehäfsiges, triumphierendes Lächeln umzudte bei diesem Gedanken die Lippen des Kammerheren — war die Stunde gekommen, alle diese Demütigungen, die er fest mit lächelnder Freundlichkeit stumm ertragen mußte, mit gleicher Münze heimzuzahlen . . . und wieder hob sich die kleine, weiße Faust wie zum Schlage, „Onkel Edmund“, rief eine helle, kräftige Mädchenstimme vom Bal­­lonfenster herab. Herr von Auer schrecte aus seinem verlorenen Sinnen auf... . „AG, Brunhilfe! Wird sie diesen Bauern zu zähmen wissen? Ich hoffe es. Sie ist groß alledem die Herrin hier und in ihren Adern fließt vereinigt das unverfälschte, steige Blut. Und wenn Biltor” — „IH Tomme”, unterbrach er si mit lauter Stimme, z0g seinen tadellosen Fead scharf in die Taille und trat ins Portal zurück­k. Ob­wohl dem Direktor eine Wohnung in den bestausgestatteten Räumen des Schlosses zustand, hatte er es doch vorgezogen, das leerstehende Pärhter­­haus zu beziehen, welches von jenem durch einen schmalen Streifen des Parkes geschieden war und seine Front dem Wirtschaftshofe zumeldete. Während Auras sich mit dem Hofverwalter­­ besprach, sprang der Ober­­fürster die mit einem einfachen Läufer belegte Holztreppe empor und trat nach kurzem Anflopfen, ohne das Herein abzumarten, in ein mit schlichter Behaglichkeit ausgestattetes Wohnzimmer. „Guten Tag, Fräulein Betty, darf ich um ein Plädchen in Ihrem Bereiche bitten? Wissen Sie schon alle Neuigkeiten? Kein Empfang, kein Böller, kein Mufiitusch, kein Diner! Nur Wolf und ich sind in ‚den engsten Familienzirfel geladen oder befohlen — ich weiß nicht, sol ich uns als glückliche Bevorzugte oder als bedauernsnwerte Opferlämmer betrachten. . . . Brunhilde Heißt sie, die Komteß nämlich, und sie sieht auch gerade so aus. Bierundfechdzig Ahnen fieht man ihr auf eine Viertelstunde Entfernung an. Nedrigens war sie so nett, als man eben von einer Gräfin Wildenhof, welche Brunhilde heißt, verlangen Fann. Sie find­­et eben noch gleichfalls bei... nein, eingeladen, Wolf Hat jedoch entschieden abgesagt. Sit das nicht ab» ihenlich ? Der Kammerherr hat noch viel höflicher als font, und außerdem riecht es da drüben bereit, so wunderbar hocharistokratisch, ich sage Ihnen, ein Hochgenuß für gewöhnliche Sterbliche wie wir! Sol ich herüber fliegen und als Herold Ihr Erscheinen trob Wolfs Absage verkünden ?“ „Dazu haben Sie ja gar nicht genügend Mut!” achte die junge Dame, auf welche der Redegesandte seinen Erguß niedergesprudelt hatte, indem sie ihm mit einer freundlichen Handbewegung den Stuhl an der anderen Seite ihres Nähtischchend anmwiet. Mit einem jeher hörbaren Seufzer nahm er Plan, so gefhhdt mandvrierend, daß er fast neben ihr saß. „IH bin ein verfannter Märtyrer, — Wolf zweifelt an meinem Beistande, Sie gar an meinem Mute.” „Ruf meinem Bruder gegenüber , ihm zu widersprechen, wagen Sie nicht.” „Doch nicht aus Feigheit, das schwöre ich Ihnen bei allem, was Sie wollen. Sie willen es ja, Fräulein Betty, er hat eine so eigentümliche Weile, anderen seine eigene Uieberzeugung beizubringen, daß man schließlich nit umhin kann, sich selbst die schmeichelhafte Versicherung zu geben, man sei mit seiner bisherigen gegenteiligen Meinung dem bekannten grauen Freunde ganz erschreclich ähnlich ge­wesen. Und dennoch, — Ihnen zu Gefallen fliege ich wie auf den Fittichen des Stur­mwindes hinüber und flüstere dem K­ammer­­­­herrn ein vertrauliches Wörtchen zu Ich bin überzeugt,erküßt mir die Hände dafür oder schenkt mir einen seiner Frühstücksorden.« »Um Gottes willen——nein!«rief Betty und hielt den Aufstehenden zurück..,Sie kennen Wolf,er würde uns das nie verzeihen.Wollte er doch nicth einmal erlauben, daß ich mir die für die Komteß bestimmten Zimmer ansah.” „Allerdings eine frevelhafte Grausamkeit, die zum Himmel schreit.“ „Sie spotten natürlich wieder, doch verdroß­ed mich in der That ernstlich. Gestern Abend bin ich heimlich hinübergeschlüpft, . . . welche Pracht, ich war geblendet, wie berausct! Ein Feenmärchen schien sich mir zur Wirk­­lichkeit zu gestalten. Nichts Köstlicheres, als in solchen Räumen bereichen! An ihrer Schwelle müssen Sorgen und Kummer zurückweichen, und...“ „So weiter!” fiel der Oberförster ein. „Da, Bräulein Betty, dieser Weberfluß ist feine Gewähr des Glücks, nicht einmal im Märchen sind alle Königstöchter in ihren goldenen Palästen glücklich. Kind, Kind, das sich vom äußern Schimmer blenden läßt!“ Das Mädchen warf den Kopf zurück und birgte Würzburg, der plöglich sehr ernst gesproc­hen hatte, aus den dunklen Augen tat empört an. Ihre für eine ideale Schönheit etwas zu vollen Lippen zuchten , beide Hände auf die heftig atmende Brust pfeffend, rief sie ungestüm: „Ich bin kein Kind mehr, und, und eben deshalb werden Sie mich nie zu überzeugen vermögen, daß das Glüh in der Beschränkung und Niedrigkeit Liege. Der Wurm mag sich im Staube behaglich fühlen, den Adler drängt er empor zur Sonne, hinaus über das niedrige, enge Gewühl. — Wäre ich ein Mann, ich würde dem Vier nicht weichen, das höchs­te Bier nur genügte meinem Streben, und glauben Sie mir, ich würde es erreichen, würde Herrchen und glänzen, beneidet und bewundert werden und glückich sein.’ ... Ein tiefer Atemzug hob ihre Brust, dann ließ sie die Hände finten und fuhr leifer fort: „Nie wird si dieses Träumen und verlangen, das im meinem Herzen brennt, erfüllen, — ich bin nur ein armes, hilfloses Mädchen, und Sie thun recht daran, mich b­öricht zu schelten, zu verlachen.” „Nein, Betty, zum Lachen stimmt das wahrhaftig nicht; im Gegenteil, ich finde es herzlich traurig, daß ein Geist, wie der Ihrige, sich so weit ver­­irren kann. Halten Sie die Komteh für glücklich ?_ Sie besigt alles, wonach, »..-- ..--....-.--....»—...-- W

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