Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1898. Juni (Jahrgang 25, nr. 7434-7458)

1898-06-01 / nr. 7434

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Geraphin, Heltanergaffe, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Büttler, Ede ber Burger- ımd Bas­e bei Josef Zimmermann und Saggaffe Nr. 8­ei Josef Schwarz, Kaufmann, auswärts bei den am Kopfe des Blattes ge­nannten Kirmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Dentsen Tageblatts.” « OermaunstadyOeltauetgasseNr.23-) Pränumerafionen und Inferafe übernehmen außer­dem Hauptbureau, Heltauer­­gasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, G. A. Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kauff­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. W. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfur­­t.G.L Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Toftet beim einmaligen Einraden 7 fr., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1898 DieYeformdergaittecschuca Auseranlassung der Unterrichtsminister­ zDin Juliqula Hicz hat in der zweiten hälfte der vorigen Woche in Budapest der Landers Unterrichtsrat getagt,um eine Revision der Mittelschuli lehrplanen vorzunehmen Wir haben uns,sobald wir in diese»Revision« Einsicht nehmen konnte,nichts Gutes für die Mittelschule,y an denen soviel herum verbessert wird,versprochen,und können nun nach den Verhandlungen der vorigen Woche in Budapest unser Urteil nur aufrechterhalten.Die Magystische Nation wird sich wohl einen Nachwuchs heranbildem der vielleicht sehkontriotisch,d.h.magyarisch-chauvinistisch bis zur äußersten Grenze sein mag,aber ganz gewiß nur sehr wenig positives Wissen haben wird,und das Gesamtresultat wird unausbleiblich in einem großen Defizit an dem allgeo­meinen Kulturniveau bestehen «·Bevor wir den Gang der Verhandlungen des Landes Unterrichtsrates Mttttteety wollen wir auf der Rede des Unterrichtsminister mit der er die Beratungen einleitete, nur eine Stelle hier hervorheben, da sie Licht darüber bringt, warum eigentlich der Unterrichtsminister die Reform des Mittelschul­­wesens für notwendig hält. „Nicht nur in unserem polyglotten Baterlande”, erklärte nämlich Minister Blaffics, „sondern auch in den großen nationale Einheiten bildenden westlichen Staaten trachtet man heute, den nationalen Charakter in den Vordergrund treten zu lassen.” Das kann wohl sein, aber es ge­­schieht dies gewiß nicht auf Kosten des Unterrichtserfolges, und nur in jenen westlichen Staaten, die ohnehin schon eine nationale Einheit bilden. Das hat Minister Wlaffics Hinzuzufügen vergessen und das glauben wir aus gebotener Hochachtung vor dieser un westlichen Kultur nachtragen zu sollen. Hat aber unserem Unterrichtsminister das Vorgehen Preußens gegen die Polen vorger gäwebt, so hätte er auch erwägen müssen, daß schon die wesentlich ver­­schiebenen Bahlenverhältnisse es dem Magyarentume bedenklich erscheinen lassen sollten, sich nach dem preußischen Vorbilde zu richten, davon gar nicht zu sprechen, wie viel Preußen mit seiner Kultur den Polen zu bieten vermag. Nach dieser uns notwendig erscheinenden Bemerkung teilen wir zunächst die Mode des Ministers in gedrängter Kürze mit. Nach einer Begrüßung der Mitglieder des Unterrichtsrats sagte Minister Blaffics: „Wenn es eine Reformschöpfung giebt, welche die Kritik der Intelligenz der Nation passieren muß, so bilden die grundlegenden Fragen des öffentlichen Unterrichts eine solche. Dient doch deren Lösung dem großen und bleibenden I Interesse, das den Staat und die Nation erhält. Auf dem Gebiete der Reform der Schulsysteme können auch geringere Irrtümer von verhängnisvollen Folgen begleitet sein, ein in seiner Gänze verfehltes System aber würde die Lebensinteressen der Nation mitten und Herz treffen. Ein einseitiges System des öffentlichen Unterrichts, welches den Vorurteilen der Vergangenheit oder der Zukunft Huldigt oder mit dem öffentlichen Willen der Nation sich nicht zu verschmelzen vermag, kann den Fortgang unserer Kultur für Menscenalter hemmen. Deshalb ist bei radikalen Systemmeckeln die größte Vorsict und umsichtige Sorgfalt notwendig. Wir müssen es vor unsere geistige Augen zaubern, melden Kreis der Wissenschaft, welchen Zeit und welche Gattung der großen Materie des Willens die Schule zu der starren Rüstung der Religiosität, der Moral, der Charakterbildung beitragen muß, damit die neue Generation inmitten de struggle for life triumphierend und die Sache der menschlichen Kultur fördernd den harten Kampf des Lebens bestehe. Was nüht eine neue Schule, die nur das Resultat hätte, daß die Welt der herrschenden Ideen die Jugend im Mannesalter unvorbereitet und unge­rüstet finden würde? Wenn die Jugend nur darüber sagen kann, wie anders sie das Leben mit seinen Kämpfen und Bestrebungen durch die Brille der Schule gesehen hat? Deshalb wäre nur jene neue Schule vollkommen, deren Welt mit begeistertem Auge das Gebiet der der neuen Generation harrenden, leider zumeist nur dunkel geahnten kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben überbliden könnte. Der Züngling soi zwischen der Schule und dem Leben seine nahezu unüberblüdbare luft erblichen, und insbesondere darf er zwischen der Schule und zwischen der Welt jenes Lebens seinen Gegenrat geben, welche feiner all Mannes hart, in welcher Welt er berufen ist, seine schuldigen Pflichten gegenüber dem Vaterlande und der Menschheit zu erfüllen. Deshalb ist er in erster Reihe ihre Aufgabe, geehrte Herren, über die einschneidende, vorläufig auch gar nicht aktuelle neue Schule nachzudenken, zu beraten und zu disfutieren, zugleich aber auch die intelligente öffentliche Meinung der Nation für diese große grundlegende Unterrichtsfrage nachzu­­rufen. Argument möge gegen Argument, Intuition gegen Intuition kämpfen. 8 giebt nichts Gefährlicheres, als wenn auf dem Gebiete der Unterrichts­­politik leichthin die Fabrikation von Gehegen betrieben wird, welche radikale Systemänderungen enthalten, und wenn vielleicht au der Wert der Unter­­richtsverwaltung danach geschäßt wird, um wie viele Seiten sie die Menge der Unterrichtsgefege vermehrt hat. Deshalb, geehrte Herren, wäre es verfehlt, zu glauben, es sei ihr Beruf heute, am Abend des dahinschwindenden Jahrhunderts, inmitten der heutigen mehr in Vermutungen und Stepsis sich äußernden Weltanschauung die alten Schulsysteme mit aller Gewalt durch neue zu erregen. Aus der alten muß das gute und wertvolle, das erprobte und charakter- und ver­­standbildende Element, das den Humanismus und die ideale Auffassung sichernde M­afnische Element erhalten werden, aber die Aufgaben der Schule müssen den unabweisbaren Anforderungen der fortschreitenden Zeit entsprechend von Schritt zu Schritt gefördert werden. Heute wird die Aufmerksamkeit der geehrten Plenarfigung ausschließlich durch die Revision des Lehrplanes für Mittelschulen in Anspruc genommen werden. Der Heutige Lehrplan ist seit nahezu zwei Jahrzehnten in Geltung. Wenn er noch so gut ist, so ist dennoch eine genug lange Zeit vertroffen, daß wir unsere Erfahrungen nunmehr im Interesse der Verbesserung geltend und die Einteilung des Lehrstoffes zum Gegenstande unseres Nachenkend machen. Die Frage der Revision dieses Lehrplanes hat die ganze ungarische Intelligenz in Bewegung gebracht. Neue Gesichtspunkte sind aufgetaucht. Die Mittelschule erzieht die Leitende Klasse. Deshalb ist die zeitweilige Gestaltung des Mittelschulunterrichts eine Kultur­frage ersten Ranges. Nicht nur in unserem polyglotten Vaterlande, sondern auch in den vom Gesichtspunkte der ARaffe und der Sprache große Einheiten bildenden westlichen Staaten trachtet man heute, den nationalen Charakter in den Vordergrund treten zu lassen. 8 ist dies eine Anforderung des Zeit­­geistes, welchen eine fürsorgliche Unterrichtsverwaltung berücksichtigt und aus welcher sie die richtigen Bolgerungen ziehen muß. SInsbesondere bei ung ist die Würdigung dieser Gesichtspunkte eine Existenzfrage, denn in diesem Lande muß die leitende Kultur, wie ich es schon hervorgehoben habe, die ungarische sein und bis an das Ende der Beiten bleiben. Auf dem Gebiete der Revision müssen Sie sich auch mit der Frage der sogenannten Ueberbürdung befassen. Die Verhinderung der Ueberbürdung besteht nicht nur darin, daß wir aus dem Lehrplane gericiste Zeile streichen, sondern hauptsächlich darin, daß wir einzelne Teile der Materie zu anderen in Verhältnis bringen, daß ihre Verständnis­se leichter sei.­­3 Handelt sich nicht bloß um eine Verminderung der Mängel, sondern um die Nichtigkeit der Proportion und darum, die verschiedenen Zeile des Lehrstoffes ins Gleich­­gewicht zu bringen. Hinzu kommt die thunlichste Berücksichtigung der modernen Anforderung der körperlichen Erziehung in der Schule, denn moralische Energie, Willenskraft und Selbständigkeit, welche die erste Bedingung des Erxistenzkampfes sind, können ohne physische Energie nicht erzielt werden. Für die sogenannte Ueberbürdung bietet nichts so sehr Abhilfe als eine Kluge und meine Methode. Wir bedürfen Lehrer, die ihren Beruf lieben und ihn auszufüllen ver­­mögen. Jedes System, selbst das beste, stürzt in sich zusammen und bleibt unfeuchtbar, wenn der Lehrer nicht auf der Höhe­ seines Berufes steht. Deshalb muß der Staat alles für den guten Lehrer thun, und er muß — seiner Kraft angemessen — stets dafür Sorge tragen, daß nit nur gelehrte Lehrer, sondern auch Lehrer, die auf der Höhe der Kunst des Unterrichtes stehen, ihre große Aufgabe mit Freude und Begeisterung und folgenlos er­­füllen können. Nach einer anderen Methode werden heute die lebenden Sprachen unter­­richtet, als die noch vor kurzem der Fall war. Bei und ist die Kenntnis zum mindesten einer der Sprachen der großen europäischen Nationen nie umgänglich notwendig. Ich würde es für ein verhängnisvolles Uebel Halten, wenn der notwendige lebhafte Verkehr mit dem Auslande an dem Mangel der Sprachenkenntnisse Schiffbruch leiden würde. Dies wäre das größte D­er­­brechen gegen die ungarische Stammesliebe, Uber, geehrte Herren, den Unterricht der lebenden Sprache so zu bes­­innen, daß mir die grammatikalischen Regeln auswendig lernen und dann, um nur ein Beispiel zu zitieren, den Verstand des Slünglings mit den nie regelmäßigen Beitwörtern belasten, wo dieser selbst von den regelmäßigen Beitwörtern wo nichts weiß, dad führt zur direkten Verabscheuung des Erlernens der Sprache und dann bleibt natürlich auc der Unterricht selbst unfeuchtbar. Mit Freude durchblätterte ich erst in den jüngsten Tagen eine für die höheren Töchterschulen verfaßte französische Sprachlehre, an deren ersten Seiten wir schon die Richtigkeit der Methode sehen. Schon in der ersten Lektion wird in französischer Sprache darüber gesprochen, was im Hause, in der Schule, in der Emilie u. s. w. ist. Der Jüngling lernt die Sprache spielend und wird dann natürlich freudig mit den Regeln bekannt. Dies ist die richtige, weil natürliche Methode. Wenn ich mich neuerdings mit der Frage der Revision des Lehrplanes für Mittelschulen befasse, muß ich noch hervorheben, daß ich, als ich Sie ersuchte, sich mit dieser Revision zu beschäftigen, auf darauf Hingeriwiesen Habe. Sie mögen bei der Feststellung des Lehrplanes­ auch darauf Bedacht nehmen, den Weg der einheitlich berechtigenden Mittelschule zu ebnen. Die Revision des Lehrplanes sol­­d ermöglichen, daß die Lehrpläne des Gymnasiums und der Realschule einander noch näher kommen als bei dem bisherigen System. Ich unternehme es nur dann, die Mittelschule radikal umzugestalten, wenn das neue System die Garantie de bleibenden Charakters hat, denn unglückkelig ist jenes Schulleben, welches fort, während durch Haschende, nur als Experimente zu betrachtende sogenannte radikale Systemänderungen gestört wird. Mit dem Wunsche daß der Beratung für die Sache der ungarischen Kultur im Interesse der Verwirklichung des Erfolges der nahen wie auch dei fernen Aufgaben ein je größerer Nugen entspringen möge, erklärte der Minister die Litung des Landesunterrichtsrates für eröffnet. Hierauf wurde auf Grund der Anträge der ständigen Kommission mit der Beratung der Revision des Lehrplanes für Mittel­­sch­ulen begonnen. Peter Balogy möchte neben dem Unterrichte der ungarischen Sprache und Litteratur die ausländischen Sprachen und Litteraturen nicht vernachlässigt wissen und tritt für die Erhöhung der Stundenzahl derselben ein. Benilleton. Brunhilde. Roman von Hans Dornfeld. (26 Fortlegung.) Hohenau, der urpröglich sehr ermüchtert schien, fand allein mit der Gräfin, und sein Hageres Gesicht erschien wahrlich nicht geistreicher, als sie nach einigen Minuten des Stillschweigens sich an ihn wandte: „Sie waren stets mein Freund, Graf, mollen Sie es auch jeßt fein, mir diesen feigen Meutelmord rächen helfen ?* „Gnädigstes Fräulein, mein Leben gehört Ihnen”, stammelte er ohne jedes Verständnis, „indes hier — die Polizei — das Gericht —* Seitend scharf Lachte sie dazwischen: „Das Gericht?... wäre ich —" weiter kam sie nicht, nur ein Wurfschrei, der, so leife er Klang, kaum aus einer menschlichen Seele zu bringen schien, wurde hörbar. Flüchtig, so daß selbst die langen Beine Hohenaus ihr kaum zu folgen vermochten, eilte oder vielmehr sprang sie im nächsten Augenblick nach dem Hauptportal. Auf dem Schloßhofe, vor der Rampe, stand Auras, sein Pferd am Bügel, im Gespräch mit einem Diener. Bei Brunhildes Anblick wurde sein übernächtiges Gesicht noch um einen Schein­fahler. Er lüftete den Hut und verneigte si. „Derzeihen Sie gütigst mein unberufenes Eindringen, Gräfin. &8 wäre gewiß nicht erfolgt, triebe mich nicht die Sorge um meine seit gestern Abend spurlos verschwundene Schwester hierher. Ich fürchtete" — seine zitternde Stimme verflang in einem undeutlichen Murmeln. „Ein vortrefflicher Vorwand, das Resultat feines Bubenstüds zu er­fahren !* Höhnte die Gräfin, und dicht an ihm Herantretend, so daß ihre Brust fast die feine berührte, schleuderte sie ihm ein Heises dolchscharfes „Meuchelmörder” ins Gesicht. &3 suchte fast wie Mitleid über seine Züge: „So bedauere Sie tief und aufrichtig, Gräfin, und verzeihe ihre wahnsinnige Anklage Ihrer Teicht begreiflichen Erregung. Ich fühle mich frei von jeder Schuld, die gestern und Heut’ hier begangen­­ wurde.* Sie stand ihm noch immer gegenüber, ihr fieberglühendes Auge tief in das seinige bohrend. „Hätten Sie wenigstens den Mut der offenen That, den Mut der Wahrheit... Zeigling, ehrloser Feigling !” Nun lief eine brennende Röte über seine braunen Wangen und seine Stimme Hang dumpf und drohend wie der eherne Klang einer Sturmglocke, als er, si noch weiter vorbeugend, erwiderte: „eig und ehrlos ist es, einen Mann zu beschimpfen, der Sie nicht zur Recentschaft ziehen kann. Ich hatte stet3 den Mut, für mein Handeln einzutreten, Habe e3 stet3 für meine Ehre gehalten, dem Gebot Gottes, des Nechts und der Moral zu folgen. Ihr Mut ist der Stolz, Ihres Standes, die schreiende, treulose Ungerechtigkeit gegen den Mann ohne Rang und Namen, ihre Ehre ein Phanthom, ein unwidersinnig aufgepußtes, hohles Berrbild. Sie berauben mich meines ererbten Namens und Vermögens, — e3 ist Ihre Ehre, die er ver­­langt. Sener Mann da drinnen schwört einem armen Bürgermädchen Treue — seine Ehre fordert eine standesgemäße Vermählung, er verrät die ihm Ver­­trauende und Sie sind feine Genossin dabei. Was thut­? E3 widerspricht ja nicht Ihrer Ehre! Diese Ehre —* Auras vollendete nicht, doch das Wort lag deutlich auf seinen Lippen. E 3 war der Tropfen, der das Glas überlaufen ließ, der ‚elektrische Sunfen, welcher die Mine sprengte. Schmerz und Wut zerrissen die Fesseln der mit Aufbietung aller Kraft Giß­rebr behaupteten Selbstbeherrschung. Sinnlos flammte die Leidenschaft des Weibes empor, dem Heute der Geliebte geraubt worden, dem nach ihrer Ansicht, seine und ihre Ehre, ihr kostbares Sool, unter die Füße getreten war. „Sraf, man insultiert mich, Ihre Kameraden, wo haben Sie Ihre Reitpertsche? ... Ich selbst .“ Sie riß Auras die Gerte aus der Hand, sie zum Schlage hebend, und seltsam, wie er in diesem Wagenblide daran denfen konnte, sie schien ihm ihren Namen nie mit mehr Recht geführt zu haben, al gerade lebt, die kräftige, prachtvolle Gestalt hoch aufgerichtet, das gold»­farbene Haar halb gelöst um das dunkelgerötete Antlik flatternd, aus welchem die blauen Augen wie Slammen herbersprühten, den Arm mie zum ber­­ichtenden Schwertstreich erhoben. Wie ein Blibstrahl ging es vorüber, dann trat im die Augen des Mannes jener zwingende Löwenblid, in sein Gesicht jener eherne Bug, der ihon das Kind mit Entfegen erfüllt. Der erhobene Arm fant schlaff hernieder, die Reitgerte entfiel der zitternden Hand, Ohne sich zu besinnen, war der lange Ulanenlieutenant, dem bisher die ganze Szene zu unverständlich und zu plebejisch geschienen, um si Hinein­­zumischen, die Rampe Hinabgesprungen.­­8. fehlte ihm durchaus nur an Mut, sich mit dem ihm an Kraft jedenfalls weit überlegenen Gegner zu messen, doch kam er dazu zu spät — Auras jagte bereits zum Thore hinaus — und gerade noch rechtzeitig genug, um das schwankende Mädchen in seinen Armen aufzufangen. „Gräfin, was ist Ihnen ?” rief er. Seine Stimme brachte sie zum Bemwußtsein zurück, „Mein Gott — was war mir? Was that ich?” stammelte sie und, seinen Arm zurückweisend, schritt sie mit zitternden Pnien, die eisfalten Hände gegen die glühenden Schläfen gepreßt, nach dem Zimmer. Stundenlang blieb sie unbeweglich, das Gesicht nach der Wand gekehrt, Liegen, jedem Zuspruch der si endlich von ihrem Entgegen erholenden Frau von Leist unzugänglich, bis die Untersuchungskommission kam. Dann erst richtete sie sich auf. Die Gesellschafterin s­chlug die Hände über dem Kopfe zusammen und fette sich ganz unbewußt auf den nächsten Stuhl. „Der Herr erbarme sich, was Hat dieser Morgen aus Ihnen gemacht ? Ich erkenne Sie kaum wieder !* rief die Dame entgeht. (Sortfegung folgt.)

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