Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. Februar (Jahrgang 26, nr. 7640-7662)

1899-02-01 / nr. 7640

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Seraphin, Gemeinere Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, Ede der Burger- und Schmiedgaffe bei Zosef Zimmermann und Gaggaffe Nr. 8 bei­­ Sosef Schwarz, Kaufmann, auswärts bei den am Kopfe des Blattes ge­nannten Firmen. Der Verlag des „Siebenbürgisch-Deutichen ““ (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23. Die Friedens-Garantien. (D­riginal-Korrespondenz des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes“.) Budapest, 29 Januar. Nahezu ein voller Monat ist verstrichen, seitdem Ungarn in dem Z­ur­stande der Außergefeglichkeit sich befindet und noch immer schweben die Verhandlungen, welche diesem gefährlichen Ausnahmezustand ein Ende bereiten sollen. Tag um Tag verstreicht, ohne die ersehnte Beilegung des par­­lamentarischen Kampfes zu bringen; die im Gange befindlichen Kompromiß- Verhandlungen rühen nur langsam von der Stelle und die bei diesen Trans­­aktionen zwiscen den Oppositionsparteien und der Regierung beobachtete Beheimthuerei vermehrt nur das Beinliche der Situation. Das Parl­­ament wie das Publitum sieht mit wachsender Ungeduld dem endlichen Ab­­schliffe der Verhandlungen entgegen und man verlangt mit Recht, daß die Herbeiführung normaler Verhältnisse möglichst beschleunigt werden möge. „Der Worte sind genug ge­wechselt, laßt uns nun endlich Thaten sehn.“ Gegenwärtig liegen die Rückäußerungen der Opposition auf die Rechik der Regierung wieder bei der Regierung und in der Hand des Abgeordneten von Szell, der im Auftrage Sr. Majestät an den Ausgleichsberatungen teil­nimmt, ohne daß dessen Eigenschaft als Unterhändler und die eigentliche Natur seiner Mission genau bekannt ist. Dieser Umstand bewog denn auch die Ver­­trauensmänner der vereinigten Oppositionsparteien, daß sie über die Sendung des Herrn von Szell Elare Auskunft verlangten. Dieses Verlangen, dessen Erfüllung im befrid­igender Weise erfolgt sein sol, Hat seine Begründung in der Forderung von Garantien für die gesicherte Durchführung der vereinbarten Friedenspunftationen. Das Mißtrauen der Opposition in die Erklärungen und zufagen de Ministerpräsidenten ist eben unübermwindlich; infolge dessen will diese DOpposition die Provisorien dem jenigen Kabinet Banffy nur dann gestatten, wenn ihr für die prompte Erfüllung des abgeschlossenen Friedens von anderer Seite ausreichende Garantien geboten werden. An die­ser Garantie­frage droht das Friedenswert noch in leßter Stunde zu scheitern. Die DOpposition meint nämlich, daß nach etwaiger Bewilligung der In­­demnität und der übrigen Provisorien Baron Banffy wohl zurücktreten werde, allein wer leiste dafür Bürgschaft, daß sein Nachfolger sich durch die abgeschlossenen Friedenspunkte ebenfalls für gebunden erachte? Wer bürge dafür, daß dieser Nachfolger nur ein Mann sei, der vielleicht mit umso größerer Schärfe und Rücksichtslosigkeit die Bahnen Banffys wandeln werde ? | Der Kampf gelte ja nicht bloß der Person des jegigen Ministerpräsidenten,­­ sondern sei gegen das herrsshhende Regierungssystem überhaupt gerichtet. Gelingt bloß der Sturz Banffys, dann habe die Opposition nur einen halben Erfolg errungen und die Wiederkehr der heutigen Zustände wäre in­ Bälde zu befürchten. Gegen diese Gefahr will man gefriert sein. Wer ist jedoch im­stande, eine solche Sicherheit zu leiten? Die Majestäts­­rechte der Krone in der Berufung, Ernennung und Entlassung ihrer verant­­wortlichen Ratgeber­ können­­ und dürfen nicht berührt oder gar geschmälert werden. Deshalb ist auch jeder Versuch irgend­einer Pression oder auch einer Einflußnahme in dieser Beziehung durchaus unstatthaft und verwerflich. Im gegenwärtigen Falle würde er se­wohl den Abschluß der langwierigen Kom­­promißverhandlungen ungemein beschleunigen und in den Kreisen der Opposition volle Beruhigung hervorrufen, wenn Herr von Szel in der Eigenschaft als künftiger­­ Ministerpräsident aufzutreten berechtigt wäre. Da dies jedoch nicht der Sal ist, bildet die „arantiefrage” der Salen die meisten Schwierig­­keiten. Um das höchst ersehnte Friedenswert nicht in diesem Stadium noch zu gefährden, haben die Oppositionsparteien unlangbar von ihrem Standpunkte aus erhebliche Konzessionen gemacht, welche indessen von der Gegenseite (und al von feiten der vermittelnden „Difsidenten“) als nicht ausreichend erklärt werden. &3 sol nämlich der entschiedene Wunsch der Krone dahin gehen, daß die Provisorien, darunter auch die Andemnity, nach dem Kabinet Banffy bewilligt werden mögen. Darüber dürfte schwer hinwegzusommen sein und es verlauten ernste Stimmen selbst aus den Reihen der Opposition, daß dieses Verlangen der Krone, der Regierung und der liberalen Partei zu erfüllen sei, wenn nur im Uebrigen die Bedingungen des Friedens die völlige Sicherung erhalten. Daß diese Sicherung sein Einzelner übernehmen kann, wurde schon er­­­wähnt, daß er unstatthaft ist, deshalb mit irgend­welchen Zumutungen vor die Krone zu treten, darauf habe ich auch Hingewiesen ; es bleibt nicht aberto­­weniger noch manche andere Modalität, um die gewünschten Garantien ein­­verlangen zu können. Wir wollen absehen von dem jedenfalls gemichtigen Umstande, daß ja das Eintreten von Persönlichkeiten mie Kol. von Szell, Desider von Szilagyi, Graf I. E3afy, der beiden Grafen Andraffy, der Minister Fejervary und Lad. Lufacs um anderer, wenn sie für die pünktliche Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen Bürgschaft Teilten, jeden begründeten Zweifel an der Einhaltung und Durch­­führung der Friedenspuntte beseitigen müsse. Allein e3 bleibt ja außerdem noch dem Frieden eine bedeutsame Garantie, nämlich das Nuntium der liberalen Partei. Sept diese fs für das Friedenswerk ein, dann übernimmt sie auch die Garantie für dessen Durchführung. &3 machte allerdings während der ganzen Dauer der Kompromißver­­handlungen keinen erhebenden Eindruck, daß gerade die Majorität des Par­­laments, in deren Händen ja nach den Gegen der Parlamentarismus die Entscheidung über parlamentarische Fragen und Gegenstände ruhen soi, bei dem Friedenswerte als parteigar seinen Anteil nahm, sondern den passiven Zuschauer spielte.e Daß diese wenig meidenswerte Rolle nicht Sadhe freier Wahl gemejen, geben wir gerne zu; aber gerade diese unfrei­­willige Unthätigkeit stellt der Selbständigkeit dieser Partei ein noch schlimmeres Beugnis aus. Man verhandelt seit Wochen über die intimsten Angelegenheiten dieser Partei, man verlangt die Beseitigung ihrer Führer und den Sturz des aus ihrer Mitte hervorgegangenen K­abinett, ohne daß der Partei selbst Ge­­legenheit geboten wäre, ihrerseits im diesen Angelegenheiten eine Ansicht zu äußern, eine Weisung zu geben, irgend­welchen Beschluß zu fassen. Ob dadurch das Selbstbewußtsein, die Hingebung, der innige Zusammen­­halt und da Vertrauen der liberalen Partei gefördert, gehoben und gefestigt werden konnte, das wollen wir nicht untersuchen. Unvermeidlich wird es aber dennoch sein, daß das abgeschlossene Friedenswert der­­ Regierungspartei zur Gutheißung und Annahme ebenso vorgelegt werden muß, wie solches bei den Oppositionsparteien der Fall sein wird. Diese legteren wurden übrigens auch bisher von ihren beftelten Vertrauensmännern über die einzelnen Stadien der Verhandlungen unterrichtet. Kommt das Friedenswerk vor die liberale Partei, dann tritt die Garantie­­frage wieder in den Vordergrund. Gegenwärtig besteht in der Partei eine starre Strömung für und eine wider den Frieden. Je nach den Aussichten des Gelingens oder Mißlingens der Verhandlungen wogen die­se Strömungen auf und nieder. Heute führen die Friedensfreunde im Klub das Wort zuver­­sichtlicher Hoffnungen, um morgen den kriegerischen parteigenossen zu weichen, weil die Chancen für den Frieden geringer geworden sind. Diese Gegner des Friedens befigen augenscheinlich in der Partei bedeutende Vorteile, vor allem haben sie eine strammere Organisation und dann (man überaus wichtig ist) sehr Enge, erfahrene und rücksichtslose Führer, an deren Sorge der „alte General“ und jegige „gemeine Soldat”, Koloman v. Tipa, steht und ihm zur Seite sein Sohn, der Graf Stefan Tipa. Unter der selbst- und ziel­­bewußten Leitung bdieser Parlamentarier verfolgt die „Zipa-Gruppe” oder „Zipa-Klique” entschlossen ihren Weg weiter. Von der Haltung und dem Einflusse dieser Gruppe innerhalb der Libe­­ralen Partei ist das Shidjal des Friedensunwertes im Wesent­­lichen abhängig. Diese Gruppe will überhaupt weder Verständigung, noch frieden; sie verübelt er vielmehr dem Ministerpräsidenten, daß er mit der obstruierenden Opposition sich in Kompromißverhandlungen­ überhaupt ein­­gelassen hat, und deshalb läßt sie den Baron Banffy auch fallen. Ihr schwebt als unverrüdbares Ziel vor Auge: die Erhaltung der Partei. Einheit. Diesem Ziel bringt sie jedes Opfer, denn die Einheit der Partei sichert dieser Klique die Fortdauer ihrer Macht, ihrer Herrschaft in der Partei, im Reichstag und im ganzen Lande, ja in der Monarchie. Darum hatte auch die lex Tipa hauptsächlich den Zweck im Auge, doch die Unterschriften der Parteimitglieder die Geschlossenheit fester zu schmieden, und deshalb warf die Kliqgue al ihren Zorn und Grol auf die „liberalen Difsidenten“, weil diese fur ihren Austritt den kompakten Zusammenhang und dadurch den Fort­­bestand der 24jährigen Herrschaft der Partei bedrohten. Ebenso hat Koloman dr. Szell mit seiner Friedensvermittlerrole die Gunst der Tipa und ihrer Freunde gründlich vercherzt. Wenn die liberale Bartei berufen sein wird, über das parlamentarische Friedenswerk ihre Besschlüsse zu fassen, dann kommt alles darauf an, ob die Freunde des Friedens der Tipagruppe und deren Führern an der Zahl und an der Hertigkeit der Entschließungen überlegen sind oder nicht. Wir besorgen jeder, daß Koloman Tipa und seine Freunde das Oberwasser behaupten werden. Der „alte General” dürfte im Saile der Notwendigkeit sich auch nicht scheuen, den vorgelegten Friedenspunftationen seine Zustimmung zu geben, damit er das Heft in seiner Hand behalte und die Auslegung und Durch­­führung des Friedend nach seinem Sinne geschehe. Die neue Befestigung der Herrunft des Systems Tipa wäre darnach die unvermeidliche Folge. Koloman v. Szell und seine Friedensfreunde in der Liberalen Partei werden einen harten Stand haben. Gelingt es ihmen, in der Partei das Uebergewicht zu behaupten, dann ist eine „Sanierung de Barlament3*” und in weiterer Entwickklung eine Verbesserung der öffentlichen Zustände und Verhältnisse im Lande zu Hoffen. Denn in diesem Falle steht einer Vereinigung der gemäßigten Elemente, der Anhänger und Verteidiger der geieglichen Ordnung, der Ehrenhaftigkeit, der Gerechtigkeit und Billigkeit, der Pflichttreue und Unbestechlichkeit nichts im Wege. Ungarn würde in die Bahnen der denstifti­gen Zeit zurückgeleitet werden. Darin läge die beste, die vertrauenswürdigste Friedensgarantie. Behauptet jedoch die Tipagruppe ihre dominierende Stellung, so ist seine Hoffnung auf ein Bessei­­erden vorhanden. Das System Tipa bleibt in Geltung, seine Herrschaft dauert fort und das Land versinkt ganz und gar in dessen Abhängigkeit. Der Sturz Banffys bei Aufrechterhaltung des von ihm vertretenen­­ Regierungs«­ightems bedeutet für den im Ungarn beispiellosen fünfmonatlichen Kampf der Opposition seinen Sieg, sondern ist im Grunde nur ein neuer Triumph des „alten Generals“ und seines Anhanges. Der Friede ist dann höchstens ein Steinfriede, dem bald ein­mener, noch heftigerer Ausbruch des Unmillens folgen muß. von = Benifleton. Eifer Holm. Roman aus der nordischen Heide. Von B. Riedel-Ahrend. (2. Fortlegung.) EstHerd Herz rampfte sich zusammen, Thränen wekten ihre Wimpern, und ein leidenschaftliches Mitleid mit den geplagten Meni­entindern, deren ganzes Dasein nur aus einem unaufhörlichen harten Kampf mit der Not und dem Elend bestand, bemächtigte sie ihrer. Und nun so Hilflos dazustehen, nicht retten zu können — zusehen zu müssen, wie die Wogen immer ge­­­waltiger brauften, der weißspriende Schaum zischend in nasse Garben gerstob und die Finsternis unter den gigantischen ziehenden Weltenfittigen immer schwärzer die Gegend verhüllte, so daß alles nur Schattenumrisfen vor den Augen wogte und verschwand — das ließ sie mutlos werden und in die Angst der Natlosigkeit versinken. · « So mochten zehn Minuten vergangen sein«als der Wind einer WevIle an Heftigkeit nachließ und ein Strahl des Mondes der vorher wie eine riesige Feuersbrunst am östlichen Himmel aufgeflammt,auf die ruhelose Wasser­­mütte und den Strand fiel. Zu gleicher Zeit ging ein Raunen durch die Menge. „Da kommt der Herr Regierungsbaumeister — Ume Jens Barlien, der Sohn unseres P­aftord, der die neue Kirche im Dorfe baut, — stille, dort ist er fon — laßt hören, was der Baumeister jagt und meint !“ Esther blickte nach der Richtung, wohin sich schnell alle Köpfe wandten, und sah in dem blassen, doch festsam Haren Lichte von Süden her auf dem Damm einen anscheinend noch jugendlichen Mann näher kommen, dessen hohe kräftige Gestalt in wehendem Mantel deutlich erkennbar wurde. Sehr hatte er eine Gruppe von Männern, die auf der Anhöhe des Wales standen, erreicht, z30g grüßend den Hut vom blonden Kopfe, den ein kurz verschnittener Rollbart zierte, und begann nach flüchtigem Weberbild der Sacslage mit ihnen zu sprechen. Ale hatten sich dem Plage genähert, unter ihnen auch ficher, „a, Leute”, Hörte sie seine kraftvolle und wohlklingende Stimme von der Anhöhe herab durch das Braufen des wieder begonnenen Sturmes fehalten, „wenn ihr müßig bdasteht und zuschaut, ist natürlich an Rettung nicht zu denken; s­chon die nächste Stunde kann den Durchbruch des Dammes herbei­­führen, es ist die Höchste Zeit! Vorwärts, Karren, Schaufeln, Erde und Steine herbei — greift alle an, die da irgend­wönnen, wir müssen die Spalten fließen ; vorwärts Leute, thun wir unsere Pflicht, indem wir zum wenigsten den Versuch einer Rettung unternehmen !” In atemloser Spannung hatte man den Worten des jungen Mannes gelauscht — seine Erwiderung wurde hörbar; etwas Vertrauen erwecendes, Mutbefebendes ging von seiner Gegenwart aus, das fr den meisten und un­­willürlich auch Bilder mitteilte. Im Ru war die Menge auseinander ger­­toben, bliefschnell nach allen Richtungen enteilend, um, den Anweisungen des Heren Baumeisters Folge leistend, das notwendige Gerät herbeizuschaffen. Nur wenige, ein paar alte Männer und Frauen, deren Gebrechlichkeit jedes thätige Zugreifen ausschloß, waren zurückgeblieben ; nicht weit von ihnen stand Esther, die den Verlauf des Unternehmens abwarten tmollte und ein Kind nach Sigurdshof gei­ickt hatte, um Vater und Schwestern über ihr längeres Berweilen zu beruhigen. Infolge ihres isolierten Standpunktes erregte sie die Aufmerksamkeit Ume Sens Karlsend; unwillürlich kam er ein paar Schritte näher. Er ftußte, denn sofort in ihr die Dame erkennend, munderte es fi, sie Hier in Sturm, Gefahr und Finsternis zwischen den Nernisten der Dorfbewohner an Strande zu finden, und mit dem der eigentümlichen Situation angemessenen Freimut grüßte er sie ehrerbietig. Sie standen in geringer Entfernung von­einander, während Esther höflich, doch zurückhaltend den Gruß erwiderte; die Augen der Beiden trafen si zu einem tiefen, forschenden Bd: ein kurzer Blid, und doch lang genug, das Bild des andern für immer der Seele einzuprägen, ob auch die Wege nach diesem ersten bedeutungsvollen Begegnen wieder auseinander gehen würden. Sie bemerkte undeutlich den ruhigen, ernsten Anspruch seines hübschen, gradlinigen Gesichtes, aus dem das Bewußtsein des eignen innern Wertes sprach ; doch obgleich die Erscheinung sowohl wie das Wesen des kaum dreißig­jährigen Mannes sie durchaus sympathisch berührten,lehnte doch ein unbe­­stimmtes Gefühl sich energisch gegen ihn auf. Eben stand Esther im Begriss,sich einer alten Frau zu nähern,die ges beugt am Krückstock lehnte,als eine ungeheurewogg vom Sturm getrieben, sich schwerfällig heranwälzte,mit donnerartigem Getöse gegen die Außenböschung prallte,um dann hochaufspritzend die weiße Fu­cht über den Damm zu schleudern und ihren breiten Strom durch die erweiterte Spalte zuwieser so daß die Wasser bis nahe zu Esb­erg Füßen flossen — Uwe Jenö hatte sich während dieses Vorganges noch mehr genähert und stand sehr dicht vor ihr.»Verzeihung,daß ich eiwage,Sie anzureden, gnädiger Fräulein-mein Name ist Kahl sein Baumeister Karlsem Egge­­r schieht nur,ihhnen den wohlgemeinten Rat zu erteilen,diesen Platz schleunigst zu verlassen die Katastrophe deO Dammbruch kann jeden Augenblick erfolgen-er ist Gefahr für Sie hat Anzüge.« Esther maß ihn befremdet,doch trotzdem ihr herzheftig erklopfte und sie eine Empfindung vertrauenden Dankes spürte,wie sie eiuie zuvor einem­ Manne gegenüber empfunden,sah sie ihn mit stolzer,abweisender Miene an. »Nehmen Sie meinen verbindlichen Dant für Ihren wohlgemeinten Rat,mein Herger bedurfte jedoch dessen nicht,gerade weil eine drohende Gefahr für das Dorf und sein­ Bewohner im Anzuge ist,bin ich hier und werde hier bleiben.« »Hmn,«dachte der Herr Regierungsbaumeistrr«die junge Dame scheint ja nach etwas anderem als der gewöhnlichen Schablone geartet,wer mag sie sein und wie kommt sie hierher?«Doch es warf eineseitz dierege ges wordene Neugierde zu befriedigen,schon zehrten einige mit den erforderlichen Wertzeugen zuküch denen bald die übrigen folgten.Uwe Jens warf den Mantel ab,ergriff den ersten besten Spaten und begann emsie den nächsts stehenden Karren mit Sand und den am Strandeinherliegenden Steinen zu füllen,und seinem Beispiel folgend,stumm,belebt von neuem Mute,griffen mit fieberhaftem Eifer Männer,Frauen und selbst Kinder an,unaufhörlich und mit Blitzschnelle wurden überall die Karren gefüllt,den Damm hinaufs geschoben und in die Haffenden Spalten geschüttet, er. ts­­j-

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