Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. März (Jahrgang 26, nr. 7663-7688)

1899-03-01 / nr. 7663

RedMiMMdMinMrakion Hemannstadt,Heltim­ergasse Zä Cyequonta bei der k.ung.poilsparlmssadlr.1305. Telephonanschlgur.LL Gr[eint mitxinznahme des aufgsonns und Jäertage focgend mg sochenlages täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fr., vierteljährlich 2 fL. 50 Er., Halb­­jährig 5 fl., ganzjährig 10 & hr Bustellung in’3 Haus, mit Zustellung 11, 3 fl., 6 fl. 12. Abonnement mit Wortversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Er., Jebjährig T fl., ganze jährig 14 fl. Für das Ausland: vierteljährig 7 M. oder 10 Fred., h­albjährig 14 M. oder 20 Fred., ganzjährig 28 M. oder 40 Fred. Eine einzelne Nummer kostet 5 Er. d. W. Unfrontierte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Siebenbürgisch-Deutsches . Hermannstadt, Mittwoch 1. März . Re 7663. XXVI. Jahrgang Pränumerationen und Inferate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauers Waffe Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, G. A. Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kauff­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis: „ Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fortet beim einmaligen Einraden 7 fr., da8 zweites mal je 6 fr., da3 drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1899 _ Bränmmeratlond-Cinlapung auf das Siebenbürgisch - Deutsche Wageblatt. Mit 1. März 1899 beginnt ein neues Thounement auf Da8 „Siebenbü­rgisch-Dexna­ße Tageblatt“. 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Seraphbin, Heltauergaffe, Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustano Guürtier, Ede der Burger- und Schmiedgaffe bei Josef Zimmermann und Saggaffe Nr. 8 bei Josef Schwarz, Kaufmann, auswärts bei den am Kopfe des Blattes ges nannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts.“ (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23.)­­ Das neue Ministerium. Original-Korrespondenz des „Siebenb.-Deutschen Tagebl.”) Budapest, 26. Februar. Friede! Friede! tönt es von allen Seiten und semnwohl in der Tagespresse wie in den Clubs der Reichstags Parteien herrscht Freude und Subel, daß nach sechsmonatlichem hartem Streit endlich die Verständigung und Verföhnung zwischen Regierung und Opposition stattgefunden hat. Daß dieses Friedenswert gelungen, das verdankt man unstreitig in erster Reihe dem vermittelnden Eintreten jenes Mannes, der nunmehr auch berufen ist, die Erfolge seiner Vermittelung an leitender Stelle im Staate in frucht­­bringende Thaten umzufegen. Dieser Teil der Aufgabe, welche der Minister- Präsident, Koloman v. Szell, auf fi genommen, ist wohl dankbarer, aber auch weit schwieriger; doch wünschen wir, daß dieser Teil ebenfalls gelingen möge. Am guten Willen scheint es nirgends zu fehlen. Wenn diese Zeilen an die Oeffentlichkeit gelangen, hat die Neugestaltung der politischen Angelegenheiten abermals einen wesentlichen Schritt zu ihrer endgültigen Entwicklung gethan: das neue Ministerium wird von Sr. Majestät schon heute ernannt und diese Ernennung morgen in einer Extra- Ausgabe des Amtsblattes veröffentlicht werden, so daß nach erfolgter Eides­­leistung das Kabinet­t s­chon am nächsten Mittwoch, das ist am 1. März i. $., dem Reichstag vorstellen kann. Das Ministerium ist nur zum Teile ein „neues“, die Mehrzahl seiner Mitglieder befand sich auch bisher im Amte und zwar in derselben Stellung, in der sie jegt erscheinen; bloß drei neue Mitglieder zählt das Kabinet Szell. Trogdem herrsht die allgemeine Erwartung, daß mit dem neuen Chef der Regierung au ein neuer Geist in das Ministerium eingezogen sei. Einzig und allein in solcher ernsten und entschiedenen Wandlung liegt die Berechtigung des eingetretenen Ministerwechsels. Würde das Kabinet Szell sich als Fortlegung des Ministeriums Banffy betrachten, weil «8 eben auch aus der Mitte der „Liberalen Partei“ hervorgegangen, dann wäre dies nicht bloß eine bittere Enttäuschung der allseitig gehegten Hoffnungen, sondern zugleich das Signal zur Wiederaufnahme des unerbittlichen Kampfes gegen ein Regierungssystem, von­­ dessen verderblicher Herrschaft man das Land be­­freien wollte. Die Vertreter dieses Systems haben, ungeachtet der erlittenen schweren Niederlage, ihre Absict, den Kampf fortzufeen, keineswegs aufgegeben. Wer­­ daran zweifeln mochte, den mußte die geharnischte Ansprache des Ex-Minister­­präsidenten an die Jaßberenger Huldigungsdeputation eines anderen belehren. Baron Banffy stellte in dieser Erwiderung seiner Regierungspolitik und vierjährigen Amtewirrsamk­eit das Zeugnis aus, daß sie die alleinig wahre und echte „magyarische Nationalpolitik” sei, und erklärte, daß er au in Zukunft in vieler Richtung thätig sein wolle, wobei er unter einem dem Führer der „Nationalpartei”, dem Grafen tilbert Apponyi, sowie unverfennbar auch­ seinem Amtsnachfolger Koloman dr. Szell den Fehdehandschuh vor Die Füße schleuderte. Banffy ist nicht der Mann uger Zurückhaltung und besceidener, fried­­fertiger Fügsamkeit. Er will den Kampf und er wird ihn fortfegen, mit allen Mitteln, um jeden Preis; denn er glaubt und hofft auf seine Wiederkehr,­­ auf die Wiedererlangung der Maci. Vorerst überschü­ttet er no unmittelbar vor seinem erzwungenen Rücktritte die Welt mit einer Flut von Broschüren und Pamphleten, in denen er und seine Thätigkeit ebenso gepriesen und ver­­herrlicht, als die Gegner, deren Absichten und Thaten verdächtigt, verunglimpft, in Staub getreten werden. Kolomanm Szell hat es auch nach dem offiziellen Friedensschlusse hiermit einem unversöhnlichen,rücksichtslosen Gegner zu thun,der schon deshalb­ nicht ohne Gefahr ist,weil er im Lager der»liberalen Partei«immer noch über eine Anzahl persönlicher­ Anhänger und dienstbereiter Handlanger verfügt.Diese­ findes,die,im Einverständnisse mit dem gestürzten Chef,ge­­sonnen sind,demselben in Form eines demonstrativen Abschiedsbesuches im Ministerpräsidium eine bisher ungewöhnliche öffentliche Huldigung darzubringen. Es soll gegenüber der Krone und gegenüber dem Lande gezeigt werden welcher Anhänglichkeit und Beliebtheit Baron Banffy sich im Schoße der»liberalen Partei«trotz alledem und alledem zu erfreuen habe.Banffy wird diese Des­monstration wie jene der Jap ber enger Deputation für seine ferneren Kampfess­zwecke ganz wohl auszudeuten und seinem Nachfolger die Arbeit zum­ schweren suchen. Diese Arbeit ist ohnehin beschwerlich genug.Herr v.Szell übernimmt eine Erbschaft,deren Regelung auf Schritt und Tritt doppelte Mühen bean­­sprucht.Die Wegräumung des Schrittes und dann die Ausrichtung des Mu­­baues sind die dringlichen Aufgaben der neuen Regierung.Vorerst wird der erstere Teil der Arbeit die ganze Kraft und Aufmerksamkeit des Kabinets in Anspruch nehmen.Da ist zunächst die Ordnung im Parlament wiederherzustellen und dessen Thätigkeit in normale Bahnen zu lenken.Das Abgeordnetenhaus entbehrt seit Mitte DezemberUI.des ordentlichen Präsi­­diums.Die Wahl des Präsidenten und der beide Vizepräsi­­denten muß daher die erste Handlung des Abgeordnetenhausess ein.Wie die Dinge heute liegen,ist die Wahl des bisherigen Jnnerministers,Desider v.Petczel,zum Präsidenten und der beiden Abgeordneten Bela v.Tallian und Gabriel Daniel zu Vizepräsidenten sehr wahrscheinlich. Sollte jedoch Herr d. Perczel zum Direktor der Landesbodenkreditanstalt gewählt werden, wie das in Aussicht stehen sol, dann dürfte Geheimrat und Abgeordneter Albert von Berzedichy der Kandidat für den Bosten des Hauspräsidenten sein. Nach dieser Rekonstruierung des Präsidium­ folgt dann sofort die Er­­ledigung der vorliegenden Bropvisorien: Indemnity, Rekrutenvorlage, Ausgleich mit Oesterreich, Uebereinkommen mit Kroatien. Das ist, neben einigen niebenfächlichen Dingen, der „parlamentarische Schutz," der vor der positiven Arbeit des Neidhetages aus dem Wege geräumt werden muß. In­­zwischen wird das neue Kabinet­t eine Position auch nach anderer Richtung ausgebaut und befestigt haben. Die Bestellung der Staatssek­etäre für die einzelnen Ministerien bietet keine besonderen Schwierigkeiten, da auch diese Mitarbeiter und politischen Stellvertreter der Minister in ihrer Mehrzahl auf ihren bisherigen Posten verbleiben werden. Eine eigentliche Neubelegung der Staatssekretärsstelle dürfte nur im Justzministerium erforderlich sein, da Staatssekretär Dr. Bloß das Portefeuille dieses Ministeriums selbst übernommen hat. Wie es heißt, wird der jügige „administrative“ Staatssekretär Börösmarty zum „politischen“ Staatssekretär in diesem Ministerium vorlüden. Größere Schwierigkeiten ergeben es für das neue Ministerium gegenüber dem Korps der Obergespane, die der Gepflogenheit gemäß bei einem Kabinett­­wechsel ihre Vertrauensposten der neuen Regierung gleichfall zur Verfügung stellen. Herr dr. Szell wird ohne Zweifel auch in dieser Beziehung seine Urbanität mit den Interessen des Staates wohl zu vereinbaren wissen. Unter den gegen­wärti­­gen Obergespanen befigt das System Tıpa Banffy eifrigste Anhänger und werthätige Mittarbeiter. E 3 unterliegt seinem Zweifel, daß bei einer Reform des gesamten Verwaltungsmesens diese obersten Vertrauensmänner der Regierung im Lande nur aus solchen Elementen gewählt werden dürfen, welche mit den Intentionen des Ministers völlig einverstanden und bereit sind, im Sinne dieser Regierungs­­tendenzen ihres wichtigen Amtes zu walten. Die öffentliche Meinung in der Presse bezeichnet schon Heute eine Anzahl von Obergespanen, deren Ausscheiden aus dem Dienste für unvermeidlich erklärt wird. Die siegreichen Oppositions­­parteien werden in dieser Beziehung manche Genugthuung und Vergeltung verlangen und unwahrscheinlich auch erhalten. An den berüchtigten Wahlgreueln wie an den laut oder oft beklagten Drangsalierungen der oppositionell gesinnten Bürger im Lande wird in einzelnen Obergespanen ein großer Teil der Schuld beigelegt, die nun gesühnt werden sol. Das neue Ministerium wird nach Absolvierung der Provisorien und der etwa notwendigen Reinigungsarbeit persönlicher Natur im Reichtag die Vers­­­handlung des ordentlichen Staatsbudgets für das Jahr 1899 und die Annahme des3 „definitiven“ volkswirtschaftlichen Ausgleichs mit Oesterreich Giß zum Jahre 1903, beziehungs­weise 1904 als seine nächsten dringlichen Aufgaben betrachten, denen dann die zugesagte Reform des Wahlgefetes, respektive der Gelegentwurf über die Gericht­barkeit der königlichen Ruh­e in Wahlfachen und die Revistion der Hausordnung folgen sol. Das giebt parlamentarischen Arbeitsstoff für die Zeit bis zu Anfang der Sommerferien, die mit Ende Juni I. &. beginnen sollen. Alle die Hier angedeuteten Arbeiten sind in dem abgeschlossenen Roms­promiß enthalten und deren Inhalt daselbst im Wesentlichen festgestellt. Die selbständigen Reformen der neuen Regierung dürften erst in der Herbstrefision des Parlaments zur Legislatorischen Verhandlung kommen. Erst dann wird man den Geist und die Schöpferische Leistung­fähigkeit des Ministeriums Szell erkennen und zu beurteilen im Stande sein. Von erheblicher Wichtigkeit erscheint auch das Verhältnis, welches zwischen dieser Regierung und jener in Oesterreich Ii entwickelt; denn hievon hängt ja großenteils das Gedeihen der ganzen Monarchie ab. Ob das Kabinet­tzell bis zu diesem Termine in seiner heutigen Zusammenlegung verbleibt oder ob inzwischen infolge einer eingetretenen Parteiumgestaltung einzelne Veränderungen fie als notwendig er­­geben werden, läßt sich selbstverständlich heute noch in seiner Weise bestimmen. 3 muß jedoch als eine charakteristische Thatsache verzeichnet werden, daß in politischen Kreisen schon feit die Ansicht verbreitet ist und ernsten Glauben findet, daß das kaum geborene „neue” Ministerium seine dermalige Gestalt nicht für längere Zeit behaupten wird. Mit dem Eintritt frischer Kräfte in den Rahmen der aktiven Politis wird die Eröffnung praktischer Wirkungskreise für dieselben sich als unvermeidlich er­weifen. Neue Beiten fordern neue Männer. Politische Uebersicht. Hermannstadt, 28. Febru­ar. Das neueste Ereignis in unserem in den legten Tagen an Begeben­­­heiten so reichen Baterlande wird demnächst der Eintritt der Rational­partei in die liberale Partei sein. Der Uebertritt geschieht zwar nicht mit flingendem Spiel und vollzählig, die Majorität aber ist für den­­selben. Nun weiß man auch, weshalb der neue Ministerpräsident Koloman Sze­ll das Portefeuille des Finienministeriums noch nicht vergeben hat. Graf Apponyi, der bisherige Führer der Nationalpartei, wird bald der­­ glückliche Befiter desselben werden. Heni­leton. Eder Holm. Roman aus der nordischen Heide. Von B. Niedel-Ahren, (21. Fortlegung.) „Du befindest dich in einer Aufregung, Genia, die eine vernünftige Unterredung ausseließt”, er­widerte Ume Jens nach kurzem Ueberlegen, zu seiner eigenen Verwunderung fast volständig gefaßt; „wir sind keine Kinder, die Heute leichtsinnig ihr Bündnis Löen, das sie gestern geschloffen haben.“ „Aber angesichts so schmerwiegender Gründe”, warf sie ein. „Ich vermag die Stichhaltigkeit der Gründe nicht einzusehen. Wenige Wochen vor dem Tode deiner Mutter habe ich ihr im einer ernst­en Stunde versprochen, treu zu die zu halten, Dich zu beichtigen als dein einstiger Gatte, und dies Versprechen ist mir zu heilig, um es sofort auf dein Verlangen ohne weiteres zu brechen. Darum werde ich dich nicht freigeben, bevor du nicht ihn und dich selbst weillich geprüft hast und Don Stefano dir erklärt hat, dich heiraten zu wollen. Hoffentlich bist du damit einverstanden.“ Genia war auf einen schwereren Kampf gefaßt gewesen und hatte im Beiste schon ein Duell zwischen Don Stefano und Ume Jens gesehen. Daß er die Angelegenheit so überaus kühl und verständig behandelte, verlehte sie nun ihrerseits. „Ss nehme deinen Vorschlag an, vorausgefegt, daß du mir freie Hand Yößt und meinen Verkehr mit Don Stefano nit zu hemmen suchst.” „So lange der Berkehre mich in den Augen der Welt nicht kom­­promittiert, will ich deinem &und nicht Hinderlich sein, wenn du meinst, es nur bei ihm zu finden! @ehe denn — ih zu halten vermag ich nicht, umsoweniger, da unserer Verlobung von Anfang an das wahrhaft bindende, die Weihe deiner Liebe, und somit das innerste, vorkommene gegenseitige Verständnis fehlte.” „Weißt du, Uwe Jens, ich fange an, deine eisige Verstandestätte zu bewundern. Was hat mir so schnell deine Liebe gerannt? Du bist ein f­redlicher Mensch, ein echter Nordländer, der, wie Don Stefano jagt, statt des Herzens einen Eisball in der stolzen Brust trägt.” Ume Jens wandte sich ab, seine Braut ahnte nichts von dem Vulkan, der in seinem Herz glühte — wenn auch nicht mehr für sie —; was ihn mit Genia verband, war nur wo die Mannespflicht. Doch er, der gewohnt war, strenge Selbstzuft zu üben, die diese Gewissenhaftigkeit nur um so nachsichtsloser gegen sich selbst vorgehen. Betroffen von dem zitternden Ton der Stimme, nahm er gleich danach Geniach Hand und sah an ihren Wimpern einen feuchten Schimmer. Das Mitleid erfaßte ihn wieder, und er bereute seine Schroffheit. » »Ich wollte dich nicht kränken,vergieb«,bat erfanft,»die Bitterkeit übermannte mich.Es mag ja ein vortrefflicher Mensch sein,aber prüfe dich zuvor,Genie­,ehe dumit ihm in die tropische heimat gehst.Glaube mig ich empfinde tief den Ernst dieses­ Stunde,es ist jedoch nicht nordisches Itz dergleichen zu zeigen und bedenke,was du mit mir,der eg ehrlich meint, ausgiebe ehe du dich in den Strudel eines exotischen Liebes wahnt mit diesem von immel gefallenen Prinzen stürzest!Niemand wünscht dir aufxichtiger als ich, daß du nicht mit gebrochenen Flügeln von dem Flug in das er­­träumte Märchenreich zurückkehrst. Ach erfülle meine Iegte Pflicht als deir Beriobter dir gegenüber dadurch, daß ich dir Beit zum Web erlegen lasse. Hegst du nach einem Monat noch dieselben Gesinnungen wie heute, dann, &enia, gebe ich dich frei.“ „Und an dem Tage, wo du mich freigiebst, werde ich die Braut Don Stefanos sein“, erwiderte sie zuberfichtlich und mit leuchtenden Augen. „Dir aber werde ich ewig haufbar sein, du bist der edelste und beste Mensch! Siehst du, Ume Sens*, fuhr sie fort, während der Schelm unter den noch feuchten Wimpern hervorblrgte, „du Bist für mich zu ernst, zu gebiegen, zu sc­mwer­­fällig; ich, der leichte Schmetterling, möchte mit dem Märchenprinzen in das Wunderland meiner Träume und Phantasien ziehen! Du“, fügte sie, die Stimme zum Flüstern dämpfend, vielsagend hinzu, „bist viel zu gut für mich, du verbienst eine Frau — wie Esther Holm.“ Er suchte unmerflich zusammen, während sein Antlig einen finftern Ausdruch annahm: „Laß das, Genia! Erwähne nie mehr ihren Namen in diesem Sinne !” „Dist du mir böse ?“ „Rein, wer könnte dir böse sein!“ „Bitte Nacht denn, Ume Jens, verzeih' mir, was du sehen durch mich gelitten hast, IH werde für dich beten und Mama bitten, daß sie dich beigügt !* Blei danach war Genia gegangen. Ume Jens aber stand noch minutenlang regungslos in der tempelstilen nächtlichen Heide, gebannt durch die Macht des einen überwältigenden Gedankens, der sein ganzes Sein lähmte: Either, * * * Wenige Augenblicke später, al Don Stefano wieder auf Sigurdshof eingetroffen war, sagte Karin, die ihm empfangen, zu Thomas Holm: „Wir hätten Don Stefano nicht allein mit Fräulein Genia gehen lassen sollen." „Befürchtest du daraus irgend melde Gefahr für ihn?" fragte er läelnd, das vor ihm auf dem Schreibtisch liegende Buch zuflappend. „Freilich! — er sah ganz verwirrt aus. Diese Genia verdreht allen Männern die Köpfe.“ „In das alle — bin wohl auch ich inbegriffen? Ja, Karin das Kopf berdrehen ist nun einmal das P­rivilegium der schönen Mädchen — dagegen läßt si uits machen.“ „Du scerzeft, Vater, und doch bin ich bitter ernst gestimmt. Wenn Genia ed so weiter treibt, wird aus meinem Plane nichts! Ich will nämlich, daß Don Stefano Rose heiratet.“ Karin mußte, daß sie damit den bis jegr noch unausgesprochenen Herzenswunsc des Vaters traf. „Aha! Nichts geringeres als dass Geit wann geht denn meine Karin mit solchen hausmütterlich-bedenklichen Gelüsten um ?“ „Genia ist bis über die Ohren in ihm verliebt.” „Du gönnst ihm ihre wohl nicht?“ „Rein, ich gönne ihr ihn nicht. Wer einen solchen Bräutigam tie­feren Baumeister Karlsen hat, soll sich bescheiden.“ (Sortregung folgt.)

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