Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. Juni (Jahrgang 26, nr. 7738-7762)

1899-06-01 / nr. 7738

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W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1899 Bräm­merallongd-Einladung auf das Siebenbürgisch- Deutsche Wageblatt. Mit 1. Juni 1899 beginnt ein neued Mhonnusmen: an’ 3a „Riebenburgii&-Dentie Tageblatt‘. Abonnement für Hermannstadt: monatlich­ 85 kr., vierteljährig 2 fl. 50 Kr., DoeIaUnE 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne A­ustellung ins Haus, mit Sunzlung , tl. 1, r. 12 9. — Abonnement mit Postversendung: für das nland: vierteljährig 3 fl. 50 fr., Halbjährig 7 fl., ganzjährig 14 fl., für das Auiland: vierteljährig 7 RM. oder 19 Fre3., Halbjährig 14 NM. oder 20 Fred., ganzjährig 2 RM. oder 40 Fre2. Auswärtige Monats- Abonnenten, welche vom 1. Juni an einzutreten wünschen, erhalten das Blatt im Juni: im Inlande gegen direkte Einsendung von 1 fl. 20 fr.; Im Auslande gegen direkte Einsendung von 2 Marl 33 Pfennig oder 3 Francd 33 Centimes an das Hauptbureau (Hermannstadt, Heltauergasse 23.) 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Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L Daube & Co. » Der Dualismus in Veilerren­- Ungarn und die Erwerbung von Kolonien. Die Erklärungen, die der Ministerpräsident Szell unlängst im Abge­­ordnetenhause wegen Erwerbung einer Kolonie in China gab, sind ebenso be­­zeichnend für­ die gegenwärtigen Zustände Oesterreich-Ungarns, als sie geeignet sind, für die Zukunft unseres dualistischen Staatswesend Befürchtungen her­­vorzurufen. Gegenwärtig nimmt unsere Monarchie unter den europäischen Großmächten nach ihrer V­olfszahl die dritte Stelle ein. Obenan steht Rußland mit 107 Millionen Menschen, dann folgen Deutschland mit 52, Oesterreich-Ungarn mit A1­5, Sranfreihh mit 38:5, Großbrittanien und Irland mit 38 und Italien mit 31 Millionen. Diese Stelle unserer Monarchie wird aber wesentlich verschoben, wenn man die Handels- und Weltverkehrsverhältnisse in Betracht zieht. Da find ung alle europäischen Großmächte außer Italien über. Und die Haupt­­ursache Hievon ist die Form unserer Staatöwesend und der dadurch bedingte Mangel an Kolonien. Die Kolonien, die die Großmächte im Laufe der Zeit erworben haben, sind zum großen Teil Zeichen von Expansionzkraft gewesen, die hervorgerufen wurde einmal durch fahne Unternehmungsluft, dann aber auch durch Ueberfluß an unbescäftigten Kapitalien. Auch dann, wenn die unwirtschaftliche Not oder die Uebervölkerung an Proletariat die Ursachen der Koloniengründung waren, haben dieselben dem Mutterland großen Vorteil gebracht. Selbst die vor etwas über einem Jahrhundert von England aus gründete Verbrecherkolonie Sydney in Australien hat sich Hinterher von großem Nußen für das Mutterland gezeigt. Es ist ja erklärlich und bedarf nicht besondern Beweises, daß Kolonien, in Ländern, die nur dünn bevölkert sind oder auf niedriger Kulturstufe stehen, angelegt, von dem größten Vorteil sein müssen. Denn dort ist der Grund und Boden, wenn nicht umsänft, so doch sehr billig zu haben und es können die Naturprodukte zu günstigsten Bedingungen eingetauscht werden. Dem fleisigen Arbeiter wird es leicht, einen eigenen Herd zu gründen, die Grundg­rente steht niedrig, der Arbeitslohn Hoc, die überflüssigen Kapitalien des Mutterlandes finden bei hohem Einsfuße gewinnbringende Anlage, Industrie und Gemerbfleiß einen sichern und vorteilhaften Abjagmarkt. Alle europäischen Kulturstaaten haben seit Jahrhunderten getrachtet, Kolonien zu gründen und zu erwerben. Das junge Deutsche Reich hat nicht gezögert nachzuholen, was durch die Zersplitterung der deutschen Volksstämme, durch den seligen deutschen Bund früher unmöglich war. Die seit 1884 er­­worbenen Kolonien Deutsch -Ostafrika, Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika, Marschallinseln, Kaiser Wilhelmsland, Bismarck-Archipel, Salomonsinseln und Nauru umfassen einen Flächeninhalt von mehr als 2.600.000 Quadrate Kilometern, sind also fünfmal so groß als Deutschland und hatten gleich in den ersten Jahren nach der Erwerbung einen­­ Jahresumlag von mehr als 40 Millionen Mark, der sich in der Folge naturgemäß vergrößert hat. Warum suht nun unsere, die österreichisch - ungarische Monarchie nicht an Kolonien zu erwerben? Warum greift sie nicht auch zu bei der „Zeitung der Erde?" Warum bleiben wir zurück hinter den europäishhen Großstaaten ? Es ist jener, bei der Beantwortung dieser Fragen nicht eine Satyre zu schreiben. Denn wohin man sieht, findet man alles andere, nur nicht groß angelegte Boliti. Aller großen Gedanken dar, wird hüben wie drüben um die nichtäingigsten Dinge gestritten, Doer ist drüben die Drangsalierung der Deutschen durch den $ 14 und die Unterwerfung verselben unter die Tschechen und Boten geeignet, den größten und zahlreichsten Aufrurträger Oesterreichs zu weit aussehenden Unternehmungen zu begeistern? Oder ist büben die potenzierte „nationale Entwickklung im ftande, in der Bevölkerung jenen frohen Wagemut zu erzeugen, der nötig ist zur Gründung von Kolonien ? Und geießt den Sal, daß die „Gemeinsamen“, darunter vornehmlich der Minister des Meußern, den großen Gedanken überseen­den Exmwerbes habe und die Realisierung desselben durchlegen wolle, würden da nicht sofort Fragen aufgeworfen werden, wie z. B.: in welchem Verhältnis die Kosten zu bestreiten seien? Giebzig zu dreißig? Wie sol die Verwaltung der Kolonien bestellt werden? Sollen Bezirksvorsteher ernannt oder Oberstuhlrichter „gewählt“ werden? Welchen Anstrich sollen die Grenzpflöde und Gemeindetafelpflöde erhalten? Schwarz-gelb oder trifolor? Der 70 Prozent schwarz-gelb und 30 Prozent trifofor? Dpher sol auch der tschechische Löwe Berücksichtigung finden ? « Angesichts solcher Verhältnisse ist es allerdings schwer möglich,über­­seeische Unternehmungen ins Wert zu setze­.Und wie würden solche unseren Handel beleben und die Industrieförder.Wohl exportiert Oesterreich-Ungarn auch ohne Kolonien bedeutend.Aber diesem steht auch ein großeerport entgegen-Deerport von Baumwolle,Kaffee,Tabak,Seide und Seidens­waren,Farb-und Gerbstoffen,Reis,Südfrüchten,Oelen u.s.w.beträgt doch Hunderte von Millionen Gulden-Export und Import halten sich so ziemlich das Gleichgewicht Aber nach Erwerbung von Kolonien würde sich das ges­taltig ändern,der Nationalwohlstand müßte zunehmen,unsere Auswanderung würde nicht mehr so viele Arbeitskräfte dem Staate entziehen und­ was wir nicht für das geringste halten——sämtliche Völkerschaften Oesterreich- Ungarns erhielten ein gemeinsames,großes Ziel,das zu erreichen alle sitt­­lichen und volkswirtschaftlichen Kräfte aufs entschiedenste fördern müßte.So­­lange freilich unser Staatswesen bleibt,wie es gegenwärtig ist,und solange nicht große Gedanken und deren Realisierung den»Schweiß der Edelsten« verzehren,ist es unmöglich,mit den anderen Großmächten gleichen Schritt zu halten.Der Wohlstand des Reiches nimmt nicht in dem Maße zu,wie der der anderen großen Staaten.Wir bleiben einfach hinter ihnen zurück. Undtvv hin daz mit der Zeit führen muß,kann gar nicht zweifelhaft seim in wenigen Jahren oder Jahrzehnten wird die orientalische Frage hundert Meilen westlich vom Predeal ihren Ausgangspunkt haben Zur Einberufung des österreichischen Reichsrates.Jn einem großen Teil der österreichischen Presse wird,wie wir auch an anderer Stelle erwähnen,die Frage der Einberufung des Reichsrates eröffnet,als der beste Ausweg zur Lösung der Krise.Wie aus einem Kommuniquee der offiziösen,,Wiener Abendpost«hervorgeht,ist das Kabinet Thun mit einer Einberufung nicht einverstanden.Ein Offiziasus im genannten Blatt schreibt nämlich: »Nach wie vor beherrscht die Ausgleichsfrage die innerpolitische Diss­kussion.Wie aus den im nachstehenden verzeichneten Blätterstimmen hervor­­geht,wird die schleunige Einberufung des Reichsrates mehrfach als das dringendste Gebot der Lage bezeichnet Hiebei schwebt den Blättern offenbar die Zurückweisung der ungarischen Bankforderungen als das nächste anstrebenswerte Ziel vor,dessen sichere Erreichung durch den Zusammentritt des Reichsrates verbücgt werden soll.Großenteils wird jedoch vergessen,daß es darüber hinaus noch ein höheres positives Ziel giebt,nämlich das Zustandekommen des Ausgleichswerkes.Ob aber auch dies durch den sofortigen Zusammentritt des Parlaments zustande käme,darüber­ scheinen sich die Blätter weniger Gedanken zu machen.Gerade die zur Stunde sehr erregte Stimmung der diesseitigen Presse läßt besorgen,daß in einer eventuellen parlamentarischen Verhandlung das ganze Ausgleichswerk von der entfachten Leidenschaft verzehrt werden könnte.Begreiflich ist es,wenn einzelne Blätter, denen das bloße Versammeltsein des Parlamentes als Selbstzweck erscheint, für dessen sofortige Einberufung plaidierenz allein Beachtung verdient schließlich auch da Interesse des Ausgleiches selbst,beziehungsweise jener zahlreichen produzierenden und erwerbenden Bevölkerungskreise,die gerade in der letzten Zeit oft genug densehnliche annich nach einer Finalisierung der Au­s­gleichsaktion und nach Beseitigung des unerträglichen Schwebezustandes auss­gesprochen haben.Unseres Erachtens ist das Plaidieren für eine sofortige Einberufung des Reichsrates mit dem Hintergedanken,den ganzen Ausgleich zu vereitelt,ein unverantwortliches,ohne die positive Sicherheit aber,das Ausgleichöwerk endlich unter Dach und Fach gebracht zu sehen,zum mindesten sit­ beträchtlich leichtfertiges Beginnen mag dasselbe nun von den publi­­zistischen Organen der verschiedenen Parteien ausgehen oder von maßgebenden und sehr wichtigen politischen Kreisen,auch solchen,welche nicht mit den parlamentarischen Parteien unmittelbar zusammenhängen.« Erhöhung der staatlichen Dotation der Komitate. Der nächstjährige Staatsvoranschlag,welcher gegenwärtig in den Ministerien zusammengestellt wird,soll­ dem Ge­nehmen nach­ eine neue,beträcht­­liche Erhöhung der staatlichen Dotation der Komitate enthalten.Die Mehr­­koste­n sollen teils für die Besserung der Beamtengehalte verwendet werden, welche mit den an die Beamten erhobenen Ansprüchen in keinem Verhältnisse stehen,teils sind sie für die Systemisierung neuer Stellen bestimmt,da der gegenwärtige Status der Komitatsbeamten des Hilfs-und des Manipulationss­personals kaum genügt,um all jene immer wachsenden Aufgaben zu versehen, welche an die Komitate von allen Seiten herantreten.Infolgedessen ist die Kreierung neuer Amtsstellen nötig,hiezu ist aber—besonders in den ärmeren Kommen­—eine Erhöhung der staatlichen Dotation unbedingt erforderlich. Politische Uebensicht. Hermannstadt, 31. Mai. Die Situation in der Ausgleichsfrage ist noch immer kritisch, man hofft jedoch, daß die Entscheidung schon aus dem Grunde bald fallen müsse, weil der ungarische Reichstag noch am Ende dieser Woche, am Freitag, über den Ausgleich verhandeln wird und eine Erklärung des Ministerpräsidenten Szell erwartet. Vorläufig sind mehrere Tage für den diesmaligen Aufenthalt der ungarischen Minister in Wien in Aussicht genommen. Schon am Sonntag wurden der Österreichische Finanzminister Dr. Raizl und, nachdem dieser mit dem Ministerpräsidenten Grafen Thun eine längere Besprechung gehabt hatte, auch der leßtere und schließlich der Honvedminister Baron Fejervary von Sr. Majestät in Nudienz empfangen. Die ungarischen Minister hielten gleich nach ihrer Ankunft in Wien eine Konferenz ab. In einer anderthalbstündigen Audienz erstattete sodann der Ministerpräsident dr. Szell dem Monarchen ausführlichen Bericht über seinen Aufenthalt in Budapest und die dortigen Pourparlers. Feuilleton.­­ Stillleben. Ron Adalbert Meinhardt. (11. Fortlegung.) So kam von der Stadt nach Hause und wollte Großmutter wie gewöhnlich vorerzählen, was ich unterwegs gethan. Sie hat das sonft gern, ich dente mir förmliche Romane aus von den Leuten, mit denen ich in den Läden sprach. Mich dünkt, es ist ähnlich auch mit der Liebe. Die, welche Nora meint, die eine, — nein, nein, die fühlte ich nicht, die will ich nicht fühlen. MWber ich sah sie. Und ich kenne alle Kräfte, die sie hervorbringt (vielmehr, die sie „auslöst“, denn es ist moderner, elektrisch zu reden) — die Kräfte beißen: Eifersucht und Leidesfähigkeit, heißen Haß und Entsagung, beißen Ungeduld und Geduld. — Die ich selbst nicht fühle, die erbliche ich bei anderen, spüre ihrem Entstehen nach, behorche ihr Wirken. Großmutter Liebt mich und ich si. Wenn man gegen mich etwas sagt, das verlegt ist, macht sie scharf und Hart, sie, die sonst die Güte und Nachsicht selbst ist. Wenn ich etwas thun will, wovon ich denke, ihr fünnte e3 mißfallen, so thue ich e8 lieber nit. Und scheint dies Fühlen vieleicht auch nur­­ wach und scheint e3 nur Hein im Vergleich zu der anderen starken, heißen Leidenschaft, ein Bruchstück, ein Abglary von dem Ganzen, das man Lieben nennt, ist er doch auch e­benso ist aber das, was man schreibt, auch nur ein Ausschnitt von dem Ganzen des Lebens. Der größte Dichter kann nicht das Weltganze, er kann nur ein Stübchen desselben schildern, und eben das thue, das versuche ich auch. * * * Ich habe dies Tagebuch damals für Nora angefangen. Aber ich weiß nicht, wie es kam, ich habe es ihr immer nicht fehiden mögen. Sie verlangt wohl auch nicht mehr danach. Und jegt — nein jegt kann ich’s viel weniger als früher. * und die ich sah, zu ihrem Vergnügen. Heute hörte sie mie nur zerstreut zu. Nach zwei Minuten wußte ich, daß auch sie hier zu Hause inzwischen etwas erlebt haben müßte: „Was hast du, Großmutter, was ist dir?“ „Du nichts, was fält dir ein, thue ich denn et­was Besonderes ?" „S 3 war jemand hier.” „So gewiß, der Doktor.“ SH eiihrach. IH bin ganz ehrlich. Ich weiß bestimmt, daß ich in der ersten Sekunde nur an Großmame dachte und daran, daß er sie jegt behandelt in Vertretung unseres alten Arztes. Ihr gehe ec gut, er­ Härte sie wash, um mich zu beruhigen, er hätte ihr freilich Neffen und Spazierenfahren verordnet, obwohl er ganz gut missen solte, daß wir das nicht bezahlen können. Aber er sei auch so eigentlich heute nicht als Arzt gekommen. „So? was hatte er denn hier zu dhun 2“ unbesonnen. „gu thun? nicht viel. Er ließ seinen Siegelring von dem Ring»­finger der rechten Hand auf den der Linken hinübergleiten und wieder zurück, Und noch einmal Hin und noch einmal leer. Dann zog er ein Messerchen aus der Tasche, warf’s in die Luft und fing es auf. Auch mehrere Male. Ich saß hier, mo ich immer file, er da gegenüber an deinem Plad. Ich jaeh ihm zu. Mich genierte ed nicht jeher, was er trieb. Ich dachte mir nur: Wenn einer seiner Frank ist und werben und Liegt im Bett und der Arzt überlegt sich die Behandlung und spielt dabei Fangball mit Ring und Messer . . .* „Das thut er aber nicht bei Schwerfransen, das thut er nur, wo er für si denkt und für sich zweifelt. Er ist viel zu rücksichtsvoll, viel zu mitfühlend, um einen Patienten in Unruhe verlegen.“ „So?* fragte Großmutter und sah mich Meinung ?* 3h hätte er auch Lafsen fünnen, ihm zu verteidigen, wieder...» Hat er von Nora mit ihre gesprochen, oder — von wem sonst? und mal ? fragte ich ärgerlich und Ich habe sie nicht fragen mögen. Ich wills auch nicht wissen, besser nicht. Neulich schon einmal, als ich sagte, ich künnte das nicht hin finden, daß er damals nicht um Nora angehalten, weil sie ohne Vermögen sei, da sagte Großmutter mit einem so sonderbaren Ton: „Vielleicht, wenn es ihm gehörig tief gegangen wäre, hätte er da Hindernis nicht so gefühlt. Wenn er ein Mädchen einmal ihr Lieb hat, so wird er sie auch ohne Mitgift heiraten.” Aber er hat ja doch sie geliebt, meine schöne, glänzende Nora. Und die kann man nicht vergessen. Nein, und die sei er auch nicht vergesjsen. — Ganz gewiß nicht um meinetwillen. Um meinetwillen! Da steht das Wort. Ach habe das gedacht, und ich schrieb e8. Weil ich es fühlte, weil e3 so ist. Ich habe immer versucht, e2 zu leugnen, e3 zu verheimlichen. Auch vor mir selber. — Aber ich weiß ed und weiß e3 schon lang. R * = Und das wäre das Ende von all unseren Träumen? Nora wird eine K­onzertsängerin, der die Leute um ihrer Schönen Augen willen mehr Beifall spenden als für das, was sie fan. Und ich, ich helfe zu ihrem Ruhm nicht durch mein Dichten, ich opfere nicht eine h­immelstürmende Liebe für Große mutter freudig auf, ich bin nicht Wohlthäterin und Erzieherin aller Armen in unserer Stadt — ich mwerbe einfach die Frau des Doktors, der für Nora nicht gut genug war, der mir aber damals schon ganz wohl gefiel. — Und das füme dabei heraus, wenn wir Mädchen uns einmal etwas Großes vor­ nehmen? Nein, bei mir nicht. Denn ich will nicht! ich will nicht, ich will nicht ! * * * Ein Brief von ihm. Er verlangt mich zu sprechen. && ist gut, daß ich es vorher weiß. Sonst, wenn er unerwartet, irgendwo in einer Gesellschaft oder auf dem Spaziergang, wie neulich einmal, an mich herangetreten wäre und hätte pröglich mich festgehalten und mich gefragt... Ich weiß nicht, ob ich frei genug gewesen wäre, die Antwort zu geben, die ich ihm doch geben muß. Nora schreibt mir, sie hätte eine so unbändige Sehnsucht nach Geliebt­­werden und nach Lieben. Manches Mal ließe sie si hinreißen, den Männern, Sie denkt nun an, „it das Deine

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