Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. Juli (Jahrgang 26, nr. 7763-7788)

1899-07-01 / nr. 7763

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It Schon dieser Zustand ein in seiner Art ganz eigen­­tümlicher, beispielloser, so giebt es dort in den fehmalen Landzungen zwischen der Adria, der Drau, Save und Rulpa noch gar manch andere abnormale Erscheinung, deren Wesen und Bedeutung im praktischen Beben unseres Staates alle Aufmerksamkeit erheirscht, von vielen jedoch unbeachtet bleibt,­­von vielen überhaupt nicht gefannt ist. Im Momente gemahnen an die Dinge in Kroatien-Slawonien neben der im Reichstage soeben eingebrachten Vorlage über die Entsendung der Regnitolar-Deputation behufs Neuregelung des volkswirtschaft­­lichen Verhältnisses zwischen Ungarn Kroatien-Slawonien wo einige Vorgänge im Innern des „Bruderlandes“, deren Rückwirkungen auf das „Mutter­land“ gleichfalls nicht geleuchtet werden künnen, genügenden Anlaß, um auch an dieser Stelle auf Kroatien-Slawonien hinzumeisen. Auf jene Neuregelung der volk­wirtschaftlichen Beziehungen Ungarns zu Kroatien kommen wir wohl bei anderer Gelegenheit zu sprechen, für heute dennen wir die Aufmerksamkeit unserer Leser nur auf diese Vorgänge hin, allerdings nicht zu einer eingehenden Beleuchtung bderselben, denn dazu reicht dieser „politische Brief“ lange nicht aus, sondern nur zur allgemeinen Kenn­­zeichnung der dortigen Öffentlichen Lage. Da in Kroatien-Slawonien die allerwärts in Oesterreich-Ungarn wal­­­­tende leidige „Nationalitätenfrage" auch ihr Unwelen treibt und staatsrechtliche Asspiration­en an der Tagesordnung der Parteibestrebungen sind, ist wohl bekannt. Das Kroatentum, welches namentlich durch den „Ausgleich“ vom Jahre 1868 offiziell und faktisch die Oberhand errungen hat, sucht seine Macht in der Richtung der chauvinistischen Alleinherrschaft „nach bewährten Kräften“ auszubreiten. Er will unter sich sein anderes Worid­­tum anerkennen, seine nationale Gleichberechtigung gelten lassen und proklamiert den Herrsscertag: »In Kroatien herrscht der Kroatenwerda lebt,ist Kroaten das Kroatentum allein ist die,,politische«Nation,die kroatische Sprache die bevorrechtete Sprache in Amt,Schule und öffentlichem Leben­. Dieser Theorie und Praxis gegenüber erhebt jedoch das Serbentum heftige Einsprache und fordert die Anerkennung und Güftigkeit seines besonderen nationalen Wesens,seiner nationalen Individualität.Die Serben in Kroatien und Slawonien nehmen für sich das Recht in Anspruch,mit den Kroaten in jeder Bezieh­ung im öffentlichen Leben gleichberechtigt zu sei..Dies­ begegnet man nun der ebenso seltenen als auffälligen Thatsache,daß zwei eng ver­­wandte Völker,zwei natürliche Brüder,die einerlei Sprache reden,einander dennoch feindlich gegenüberstehe.Kroaten und Serben sind trotz der Gemeinsamkeit der Sprache die erbittertsten Gegner,die einander verfolgen,bei denen im günstigsten Falle unter Gebildeten und aus besondern Interessen eine äußerliche Verständigung,ein Waffenstillstand,eine Veibindung ad hoc erzielt werden kann,abernimmer ein dauernder Friede,eine aufs richtige Freundschaft.Beim geringsten Anlaß bricht der seit Jahr­­hunderten vorhandene Antagonismus wieder offen hervor und giebt sich auch äußerlich kund. Ein Beispiel dieser Art erlebte man soeben in Agram,wo am 25.d.M. das fünfzigjährige Jubiläum des serbischen Dichters JohannsmajJ Jovanovits gefeiert wurde,bei welcher Gelegenheit die kroatische Jugend und der Straßen­­pöbel von Agram die Serben,deren Kirche,Schule,Nationalgebäude u.s.w. in schmählicher Weise insultiert,verunglimpft und beschädigt haben.Das offizielle Kroatien hatte zwar an der seier teilgenommen aber der eingewurzelte Sekdenhaß ließ sich dennoch nicht zurückhalten.Das Merkwürdige dabei ist,daß die Angreifer und Beschimpfer der Serbin und ihres Dichters sich gleichfalls an den geistigen Schöpfungen dieses Namens erfreuen,daß sie dessen Werke voll Entzücken genießen,seine Lieder als den Ausdruck ihrer eigenen nationalen Gefühle begeistert singen.Werlöst dieses Rätsel. Das Problem über die Natur­ und Wesenheit der Nationalität hat noch lange nichts eine allseitsbefriedigende Erledigung gefunden.Die Sprache allein macht diests WeerMcika..Zwischennaten und Serben haben ganz andere Faktoren die getrennten,einander schloss und feindlich gegenüber­­stehenden nationalen Individualitäten geschaffen. Unsere geschichtlichen Nachrichten über Kroaten und Serben reichen bis ins 6.Jahrhundert v.Christi Geburt zurück und in diesem langen Zeitraum sehen wir diese beiden Brudervölker in einer ganz verschiedenen Entwickelung begriffen, welche ihre Eigenart ausgestaltet hat. Die im nordwestlichen Winkel der Balkanhalbinsel und an der adriatischen Küste lebenden Kroaten wurden in den Kulturkreis der abendländischen Welt hineingezogen, die östlicher von ihnen wohnenden Serben gerieten unter den Einfluß der orientalischen Kultur. Diese verschiedene Entwickklung fand ihren Ursprung und ihre Hauptsächlichste Förderung in den getrennten Kirchenorganisationen, die ihren Ausgangs- und Mittelpunkt in Rom und in Konstantinopel hatten. Parallel oder vielmehr in ursächlichem Zusammenhange mit dieser verschiedenen geistigen und sittlichen Beeinflußung der beiden Völker steht dann auch deren eigentümliche staatliche und gesellscaftliche Bildung und­­ Organisierung. In den Kroaten und Serben kämpft bis zu diesem Tage der Decident mit dem Orient, das Abend­ mit dem Morgenlande und eine Vereinigung und Berjhmelzung der beiden Wilts­anschauungen und Kulturen ist träg all den vielen Versuchen einer Unifizierung bis heute nicht gelungen. Der römisch-katholische Kroate und der griechisch­­orientalische Serbe erblichen gerade in dieser ihrer konfessionellen Verschiedenheit die stärkste Schugmwehr und den Ausbruch ihrer besonderen Nationalität. Eine umsichtige Staatspolitik wird diese Höchst bedeutsame Thatsache in ihrer unweltgeschichtlichen Entwickklung und praktisgen Ausgestaltung als einen wichtigen Moment im politischen Leben betrachten und bei allen Maßnahmen und Einrichtungen in Rechnung ziehen. Auf die fünfreien Bestände in Kroatien-Slavonien angewendet, ergiebt sich daraus das Resultat, das der zwischen den beiden Völkern vorhaltende Antagonismus als ein sehr ins Gewicht fallender Umstand zur Ab­wendung einseitiger Ausschreitungen Ueberhebungen zu dienen vermag. &3 ist hier ein Mittel gegeben, um semwohl den großfrontischen wie den großserbischen Aspirationen Schranken zu feßen. Das Großfrontentum erhebt gegenwärtig ganz ungescheut sein Haupt. Die unglückkeligen politischen und nationalen Verwirrungen, welche in unserer Monarchie um sich gegriffen haben, scheinen den unweitausgreifenden Aspirationen der kroatischen Phantasiepolitiker eine günstige Gelegenheit für die Ver­­wirklichung ihrer großmannsüc­htigen Gelüste zu sein. Der Kroate srngt auch: „Mein Vaterland muß größer sein“, und er greift nicht bloß nach dem ihm einseitig zugesagten Dalmatien, sondern er blieb­ auch verlangend nach Fiume und Sitrien, er fordert ferner die „Ecoatischen” Länder Bosnien, Herzegowina und hat mit gleichgesinnten Bartelgängern in Krain, Steiermark und Kärnten einen Pakt geschlossen, um die stammverwandten Slowenen dem geträumten Zukunfts-Kroatien einzuverleiben, ja diese Ländergier verschmäht nicht, nenesteng auch das „Land der Schwarzen Berge” als „Eroatisches“ Gebiet zu reklamieren. Aber gerade dieser unwachsende Landhunger hat den ebenso energischen Widerstand des Großserbentums erwedt. Denn nahezu auf alle die angeführten Länder und Gebiete machen die Serben gleichfalls Ansprug und streben dahin, das künftige Großserbien in solcher ausgedehnter Länder-Angliederung herzu­­stellen. Diese einander gegenüberstehenden Aspirationen vermindern indessen deren Bedrohlichkeit, schwächen die Gefahr für die Erhaltung des Friedens ab. nichtsdestoweniger mahnen sie zu ernster Wachsamkeit. Die Fortdauer der­­artiger Umtriebe, welche auf den Umsturz der bestehenden staatligen Ein­­richtungen hinstreben, bedeutet unstreitig das V­orhandensein einer fortwährenden Krankheit im Staatskörper. Aus diesem Grunde kann die in neuester Zeit stets ungeftürer auftretende „südflavische Propaganda”, mag sie im Dienste des Großfrontentums oder des Großserbentums betrieben werden, in seiner Weise außer Acht gelassen, ignoriert oder geduldet werden. Es ist darum vonnöten, dem Gange der Dinge jenseits der Drau und in den Gebieten des Sü­oslaventums überhaupt die Aufmerksamkeit zuzumenden, damit man von dort aus nicht unliebsamen Ueberraschungen ausgefecht sei, ’x politische Mebersicht. Hermannstadt, 30. Juni. Das Abgeordnetenhaus hat in seiner Situng vom 27. d. M. die Vorlage betreffend die Aufrechthaltung der Zollgemeinschaft mit überwiegender Majorität angenommen. WBorgestern ging das Haus in die Verhandlung über die Gesebe betreffend das Ueberweisungsverfahren bei den Ber­ehrungssteuern ein. Gestern und Heute fanden keine Sigungen statt. In der morgigen Sigung wird sich der Ministerpräsident wahrscheinlich über die Sommerferien des Parlaments äußern. Wie „Rel. Ert.“ vernimmt, werden die Sigungen des Reichstages nach Erledigung der vom Abgeordnetenhaus angenommenen Vorlagen von Seite des Magnatenhauses voraussichtlich am 10. Juli mittelst Egl. Neskriptes vertagt werden. Die Herbstsession wird in der zweiten Hälfte des September wieder eröffnet werden, Borgestein ist Szell nach Wien gereift. Einem oppositionellen B­latte zufolge sol die Reife des Ministerpräsidenten mit den Fragen der Einberufung der Delegationen und des Zeitpunktes der Veröffentlichung der auf Grund der $ 14 zu erlassenden Kaiserlichen Verordnung betreffend die Durchführung des Ausgleiches in Desterreich in Verbindung stehen. In Desterreich ist auf Grund des S 14 des Staatsgrundgesehes am 27. d. M. eine kaiserliche Verordnung erlassen worden, durch welche der Regierung ein Budgetprovisorium ‚für die Zeit vom 1. Juli bis Ende dieses Jahres bewilligt wird. In dem Budgetproviforium wird der Finanzminister ermächtigt, für­­ Investitionsbedürfnisse den Betrag von 20 Millionen vorschuß­­mweise zu beschaffen. Das eben publizierte Budgetprovisorium ist das fünfte, das seit anderthalb Fahren auf Grund des S 14 erlassen wird, e - Benilleton. Baronin Hifi. Roman von Mary Mitch. (16.Fortsetzung.) »Herr­ Bendler?"Die Baronin sprach den Namen langgedehnt aus und lehnte sich,die Augen braunen hoch hinaufgezogem kopfschüttelnd in ihren Stuhl zurück. «»So,so,Herr Bendler-!?Ein Unikum,dieser Bendler,ich habe ez immer gesagt!«murmelte sie vor sich him Plötzlich sich besinnend,beugte sie sich zu Fisi hinunter und schrie mit schriller Stimmel»Du mochst Unsinn,Fisi,waSP Du hältsi mich zum Besten7 Es ist gar nicht wahr,wie?!« »Doch,Mamy,e­rst wahr!«sagte Fifileife,während sie erkötete. »Na,das ist lächerlich!Das ist kein Mann für dich!«rief die Baronin und sprang empor.»Du wirst unglücklich werden!Du,eine Ginzberg,einen Bend­er!Das ist ja entsetzlich!Das ist einfach unmöglich! Das kompromittiert unsere Familie!Kompromittiert sie fürchterlich!Allerdings haben wir nach dem Gesindel nichts zu fragen das ist auch wieder wahr! Diese Lappländer tümmern sich um und auch nicht!Aber du machst dich un­möglich in der Gesellschaft,du wirst verpönt.Mit einem Bendler verkehrt man nicht!« »Ach,Mama,die Gesellschaft!«sagte Fifi wegwerfend:«Wir sind jetzt arm,und wenn man arm ist—­« Allerdinng Ich bin übrigens dem Bendler eine Menge Geld schuldig- Wenn ich das gewußt hätte,hätte ich nicht so jämmerlich gespart und den Jean entlassen und meine Brillanten verkauf.Jetzt kannst du es ja wissen,ich habe das Kollier und den Stern und die Armbänder durch Bendler verkaufen lassen­.Wovon hätten wir denn sonst gelebt?Aber natürlich muß er mir die Sachen nun sofort wieder besorgen,unseren Familienschmuck; —er wird das begreifek,wennex auch von Tradition und dergleichen nichts versteht!“ „Er wird es gern thun, Mama !” „Na, das nehme ich als selbstverständlich an!” er­widerte die Baronin, deren Augen unternehmend zu funfeln begannen. „Sieh einmal an, der Bendler ! Sein Haus ist übrigens allerliebst und der Garten auch. Die Wohnungs­­einrichtung wird ja plebejisch sein, das läßt sich denken. Da muß er mir volltändig freie Hand Lassen!“ „Er Hat gesagt, er wirl mich und dich auf Händen tragen !” warf Fift erleichtert dazwischen. „So? Nun ja, er hat stets ein ungeheures faible für mich gehabt ! Er Hat sich in der That stets sehr nett benommen, der gute Bendler, der großer Gott, wie hat er denn das gemacht, als er um dich anhielt? Das hätte ich sehen mögen! Nun ist es also nicht, mit der großen Billa und dem Vermieten, und du brauchst nun nicht etwas zu werden, Das war mir das Schmerzlichste, Fifing, weil du eben doch so sensible wie zu Werthers Beita biic­t, wir die Wedding sagt." Baronin Ginsberg machte Herzlich und vergnügt, blieb dann plößlich vor Fifi stehen und schaute ihr­e Krnft in die Augen: „Saltish, Fifi, machst du dir etwas aus ihm?“ Fifi wurde rot, lachte und wendete si in mädchenhafter Verlegenheit ab. „Wahrhaftig, sie ist verliebt in ihm“, schrie die Baronin luftig. „Nun, dann its gut! Er ist al wirklich ein interessanter Mensch, ein Uniktum, dieser Lorenz Bendler. Sa, aber um olted willen, Fifi“ — die Baronin hielt starr vor Schred die Hände weit von sich ab, — „um Gottes willen, dieser Unglücksmensch Heißt ja Lorenz! Du kannst ihn doch nicht — Lorenz nennen, Bring mir einen Kalender, Kind! Oder weißt du was? Nennen wir ihn doch nach deinem Großvater! — Guido, — Guido Bendler, das klingt gar nicht übel!" — Ehe Fifi diese Naht schlafen ging, trat sie noch von ihrem Zimmer hinaus auf den Ballon. Die volle Mondscheibe überflutete den Garten und den schmalen Weg, der draußen vorüberführte, mit einem Meer von Licht. Dort stand Lorenz Bendler und schaute herüber. Er hatte sie so nicht bemerkt und fuhr freudig zusammen, als sie leise „Gute Nacht!“ rief. „Gute Nacht, gute Nacht, Hifi!" rief er zurück und schwenkte seinen Hut. Sie schloß Tangjam die Vorhänge. Ein dankbares, zärtliches Gefühl durchströmte sie, ein frohes Behagen vor Sicherheit und Sorglosigkeit. Er stand Wade vor ihrem Slnd; sie konnte ruhig schlafen gehen, ohne vor der Zukunft zu bangen. Er nahm jet alle Sorgen auf fi, der gute, treue, aufrichtige Mann. * * * Der Schnee,auf den Bergen lag wo „Haushoh“, wie Fräulein Wetty mit der Uebertreibung ihres lebhaften Temperament? zu jagen pflegte, al an einem stillen Vormittag eine stile Hochzeit von Lorenz Bendler und Fifi von Ginsberg stattfand; und die ganze Welt roh­ten nach Beilden, als das junge Ehepaar von der Hochzeitsreise in sein Heim in der Langgasse zurück­­kehrte, enthusiastisch begrüßt von Herren Wegner, der durch die Abwesenheit des ChHef3 allzusehr von seinen eigenen, wichtigen Angelegenheiten im Nachbarsladen abgehalten wurde, und wo freudiger von der Baronin, die sich nach Fift sehnte und nicht erwarten konnte, bi man die neue, nach ihren Angaben bes­­orgte Wohnungs-Einrichtung bewunderte. Die Rückkehr des jungen Paares wehte den Klatsch, der nach seiner Ver­heiratung eingeschlafen war, wieder aufs neue; da war dem fait accompli gegenüber die Stimmung bereits eine gleichgiltigere geworden. Das maßvolle, befremdete Erstaunen, das in Fifis Kreisen ihre Verlobung hervorgerufen hatte, wich bereits einem bedauerenden Ac­telzuden, da der Baronesse, wie man zu­ geben mußte, keine Wahl geblieben war. Nur in der Ranggasse und besonders in der nächsten Nachbarschaft der Neuvermählten wurde das Ereignis noch immer mit höchstem Interesse besprochen und das Thun und Treiben der jungen, vornehmen Frau genau zu erforschen gesucht. Seitdem waren nun abermals acht Wochen verstrichen, und die bescheidenen Beilen hatten den­ prunkvolleren Rosen weichen müssen, die in allen Gärten blühten und dufteten und den Balkon des Bendler’schen Hauses in einen Rosen­­garten verwandelten. Ein sanfter Wind sticch darüber Hin und trug den Füßen­­ Duft in die Zimmer, deren Fenster weit geöffnet waren. Die grünen Zalousien, heruntergelassen, um die heiße Mittagstonne abzuwehren, verbreiteten ein wohltäuendes Dämmerlicht in dem fapriziös ausgestatteten Zimmer, das Die Baronin „Fifis Room“ getauft hatte, und das in der That mit feinen originellen, verschiedenfarbigen Bolstern und Stühlen, den hohen, weißen Roccocospiegeln und den zarten Seidendraperieen einen eigenartigen Rahmen für Fifis graziöse Schönheit bildete. (Zertregung folgt.)

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