Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. August (Jahrgang 26, nr. 7789-7815)

1899-08-01 / nr. 7789

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W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1899 Zentralisation oder Dezentralisation der Hermannstädter städtischen Volksschulen? Mit Bedauern ist in weitesten reisen die Nachricht aufgenommen worden, daß man in der Hermannstädter Kirchenbehörde mit dem Gedanken umgeht, die beiden Klassen der evangelischen Mädchenschule, welche sie an der Ehe der Elisabeth- und Salzgasse befinden, aufzuheben und vorläufig mit der auf dem Großen Ring befindlichen Mutteranstalt zu vereinigen. Es mag sein, daß in den dortigen L­okalitäten ein entsprechendes Heim nicht mehr zu finden war, obwohl die peinliche Sorgfalt jenes Lehrers, der in diesem Gebäude wohnt, das Möglichste leistete, die Unterkunft den Verhältnissen nach erträglich zu gestalten, wofür ihm gewiß der Dank der Kirchengemeinde gebührt. Wenn also t­atsächlich ein weiteres Verbleiben jener beiden Klassen in diesen Räumen nir mehr zulässig ist, so ist die Folge hievon jedoch gewiß noch nicht die, daß es auch gleichzeitig wünschenswert wäre, jenen, wie wie glauben, in jeder Richtung ein ausgezeichneten Play für immer zu verlassen. Es handelt sich aber hiebei nicht um eine Polabfrage allein, sondern um eine Frage von prinzipieller Bedeutung, deren Entscheidung in dem einen oder andern Sinne uns gleichzeitig das Arbeitsziel für die Zukunft sieht. Die Sache ist wohl die: Sollen die Anlage zur Dezentralisation unseres städtischen Boltsschulwesens, die bereits gemacht worden sind, weiter ausgebildet werden oder Haben die Erfahrungen, welche gesammelt w­orden sind, gezeigt, daß es münschenswert sei, mied er zu einer Zentralisation zurück­­zukehren? Wir würden entschieden für das erste eintreten. Das rasche An­­wachsen unserer Stadt, wie es sich namentlich in den letten Jahren gezeigt hat und in Zukunft noch mehr zeigen wird, verlangt gebieterisch eine Berück­­sichtigung auch in dieser Richtung. Die andern Konfessionen, die Hermannstadt bewohnen, sind und h­iebei weit herausgeeilt und haben dabei einen Erfolg aufzumeilen, der uns gar nicht freudig zu flimmen vermag, nämlich den, daß ihre Schulanstalten von einem großen Prozenttag fächlicher Knaben und Mädchen besucht werden, denen gegenüber wir und leider ziemlich gleichgiltig verhalten. Wollen wir in dieser Beziehung nicht noch größeren Verlusten ent­­gegengehen, so werden wir uns bestreben müssen, den Verhältnissen noch mehr Rechnung zu tragen, als es bisher geschehen is. Das würde aber eben da­­duch geschehen, wenn diese oben erwähnten Klassen nicht einfach eingezogen würden, sondern ein Erlaß für dieselben in das Auge gefaßt würde. Man wird mehr als Prinzip den Sab aufstellen dürfen, daß für die Kinder der zwei ersten Schuljahre die Entfernung zwischen Wohnhaus und Schulanstalt möglichst verringert werde. Schon die sanitären Momente, die hiefür sprechen, sind so schwerwiegend, daß sie unter allen Umständen Gehör finden sollten. E 3 wird sich aber auch nicht leugnen lassen, daß jede Schule, wir sehen es ja doc­ho Har vor Augen an den bestehenden nichtdeutschen Anstalten unserer Stadt, einen Krystallisationspunkt für den betreffenden Stadtteil in religiöser und damit auch in nationaler Beziehung bildet oder wenigstens bilden kann und sol. Der Zusammenhang zwischen Elternhaus und Schule kann eben dur eine Dezentralisation der untersten Nlofsen ganz außerordentlich ge­­fördert werden. Vielleicht wendet man ein, daß sich namentlich in den legten Jahren der Zudrang zu der Zentralanstalt gemehrt habe und die Filialen gemieden würden. Es ist dasselbe Argument, mit welchem seinerzeit gegen die Er­­richtung einer Voltsschule gestritten wurde. Hier wie dort trifft er zu, so lange solche Nebenanstalten als — sagen wir — minderwertiges Anhängsel im Publikum betrachtet werden. Ganz ander würde sich die Sache stellen, sobald die Eltern der Schüler bemerken, daß eine stiefmütterliche Behandlung nicht stattfindet und die Sorgfalt, welche man jenen Ablegern zumendet, die gleiche ist wie die, welche die Hauptschule erfährt. Dieses Vorurteil ist durch Thatsachen Leicht zu brechen. An meisten würde dazu beitragen, mit dem­­selben aufzuräumen, wenn die Unterkunft solcher Zweiganstalten eine ent­­sprechende würde. Hiebei spielt nun allerdings wieder die leidige Geldfrage eine große Rolle. Doc steht es auch mit dieser nicht so schlimm, daß die ganze Frage der Dezentralisation von vorneherein hieran scheitern müßte, namentlich dann nicht, wenn das jegige Mittelschulgebäude in absehbarer Zeit zu Zwecken der Mädchenschule verwendet werden kann. Nachdem das Hermannstädter Presbyterium die große Aufgabe der Errichtung und Drd Bauen einer städtischen Volksschule in so glänzender Weise gelöst hat, tritt nun die Weiter­­führung unseres städtischen Volksschulmefend in der oben angedeuteten Richtung als die naturgemäße Ergänzung Hinzu. 3 ist der zweite, leichter durch­­führbare und da nicht wenig wichtige Schritt. Betrachtet man die Sache genau, so Handelt es sich vor der Hand um nicht3 anders ald ® darum, Parallelklassen für das 1. und 2. Schuljahr an verschiedenen Punkten der Stadt zu errichten. Und zwar müssen dieselben Knaben und Mädchen gleichzeitig vereinigen. Der wichtigste Plan, der es biebei in Bei zu nehmen wäre, ist zweifellos der Stadtteil jenseits des Zibind, der ein großes Schülerkontingent liefert. Er war ein weitblldender Gedanke des verstorbenen Sparkasfabirektord Dr. Binder, der in seinem Testamente an eine organisierte Schul- und Kirchengemeinde in diesem WVBiertel mit dem Sitz auf der Konradischen Wiese dachte. Nur hatte der unwohlthätige Stifter die Entwicklung unserer Stadt unterfchäßt. Gemwiß brauchen wir hier eine Schule, später vielleicht auch eine Kirche, aber nicht erst in Hundert Jahren wie Binder plante, sondern die erstere m wenigstens möglichst bald. Neben den gegebenen Anlagen in der Sofefstadt und in der Elisabethgasse, die einfach einen Ausbau erheirschen, wäre dieses sonach der dritte Punkt, der in dieser Weise zu bewegen wäre. Sofort kann dieses natürlich nicht geschehen, aber bei einer endgültigen Unterbringung der Mädchenschule möchten wir diese Gesichts­­punkte nicht unberücksichtigt hassen, wenn auch­ die Ausführung vielleicht erst einer späteren Zukunft überlassen bleibt, die gleichzeitig auch an die Dezentralisation der Kirchengemeinde, die mit der vorliegenden in engem­ Zusammenhange steht und von Binder an so aufgeworfen wurde, heranzutreten gezwungen sein wird. Auch wo nach einer Richtung Hin ist für uns die Organisierung einer Schul- eventuell auch Kirchengemeinde im Stadtteile jenseits des Zibins von der größten Wichtigkeit. Diese Z­wischenstation bildet die natürliche Verbindung mit Neppendorf. Hermannstadt wächst nach dieser Richtung naturgemäß und zwar in großem Maßstabe, die Nachbargemeinde entwickelt si umgekehrt der Stadt zu, bald werden ss ihre Häuser nachbarlich anschließen. Kommt es bereinst zu einem kirchlichen und politischen Zusammenschusse der beiden G­e­­tiefen, auf den schon jehr eingearbeitet werden müßte, dann ist durch die große deutsche Bevölkerung Neppendorfs die Präponderan­g des Deutschtums für die vergrößerte Stadt wieder auf Jahrhunderte hinaus sichergestellt. Wir belästigen uns im Augenblicke so viel mit der Angelegenheit der Inner­­tolonisation. Sie hat mit Recht allgemeinen Anklang gefunden. 8 ist ein Hauptprogrammpunkt, daß bei der Gründung neuer Ansiedlungen für Schule und Kirche gesorgt werde. Was liegt da näher, als daß wir in erster Reihe für eine Kolonie, die soeben vor den Thoren unserer Stadt durch Parzellierung eines städtischen Grundes entsteht, und die stark deutsch-evangelischen Charakter zeigt, Sorge tragen. Sonst könnten wir auch hier möglicherweise bald starre Verluste verzeichnen. Reform der direkten Steuern. Wie „PB. 2.” erfährt, wird im Finanzministerium eifrig daran gearbeitet, die Reform der direkten Steuern vorzubereiten. Es ist anzunehmen, daß der Finanzminister bei Vorlage des Budgetvoranschlages pro 1900 in der Lage sein wird, sich über die Prinzipien und den Umfang des neuen Besteuerungswesens zu äußern. Die Schlupsigung der Friedenskonferenz. Die Friedens­­konferenz im Haag wurde am 29. Juli geschlossen. In der Schlupfigung, welche öffentlich war, wurde mitgeteilt, daß die Schluparte von sämtlichen Staaten unterzeichnet wurde. Die Konvention betreffend das Schiedsgericht haben 16, die beiden anderen Konventionen betreffend den Landkrieg und den Seekrieg, 15 und die zwei Deklarationen betreffend die Anwendung verbotener Geschäffe 15 von 17 Staaten angenommen. Sodann wurde ein Schreiben der Königin der Niederlande an den Bapst, in welchem derselbe um die moralische Unterstüßung des Werkes der Konferenz gebeten wird, und die in wohlwollenden Ausdrücken gehaltene Antwort des Papstes verlesen. In derselben fügt der Bapst nicht nur allein die moralische Unterfrügung, sondern au­f eine werkthätige Mitarbeit gemäß der Aufgabe seines hohen Amtes zu und weist darauf hin, daß er mehrmals Schiedsrichter war und troß beständiger Hindernisse, die sich der Erfüllung seiner Aufgabe entgegenstellten, auf dem gleichen Wege für die Sache der s­christlichen Gesittung weiter schreiten werde. Hierauf ergriff Botshafter v. Staal das Wort zur Abschiedsrede. Redner betont, da volbrachte Werk sei zwar nicht vollkommen, jedoch aufrichtig, praktisch und meife. Er bemühe si, die beiden Prinzipien, welche die Grundlage des Völkerrechts bilden, den Grund in der Souveränität der Staaten und der internationalen Solidarität, indem beide gewahrt werden, mit­einander zu verbinden. Das Werk der Konferenz bekräftige, daß das, was in der Neuzeit herrschen solle, jene Werke sind, die aus dem Bedürfnisse der Eintracht geboren und durch das Zusammenarbeiten der Staaten befruchtet seien, in welche die Verwirklichung ihrer legitimen Interessen in einem festen, durch Gerechtigkeit geregelten Frieden verfolgen. Die Aufgabe der Konferenz sei wahrhaft verdienstlich und schön. (Lebhafter Beifall.) Hierauf sprach der deutsche Delegierte Graf Miünster dem Rräsidenten dr. Staal den warmen Dank für die Mitarbeit an dem Werke der Konferenz aus und widmete ihm und dem Vizepräsidenten Yongheer van Karnebeet Worte hoher Anerkennung für die bewiesene Hingebung. Auf die Aufforderung des Grafen Münster erhoben sich alle Anwesenden von den Lihen. Der Vertreter Frankreichs, D’Estournelles, gab alsdann dem Wunsch Ausdruck, daß diese Versammlung nicht das Ende, sondern der Anfang sein möge im­­ Interesse der Gesittung und des Friedens. Der niederländische Minister des Weußern De Beaufort erhob si sodann zur Schlußansprache. Er hob hervor, wenn die Konferenz auch nicht Die Träume der Utopisten habe verwirklichen können, so Habe sie doch die düsteren Heraussagungen der Pessimisten Lügen gestraft. Die moralische Wirkung der Beratungen der Konferenz sei jegt schon offenbar und werde sich immer mehr und mehr fühlbar machen und nicht verfehlen, sich in der öffentlichen Meinung in augenfällger Weise kundzugeben. Sie werde den Regierungen bei ihren Bestrebungen, die Frage der Begrenzung der Rüstungen zu lösen — eine Frage, melde eine ernste und gerechte Sorge der Staatsmänner aller Länder bleiben Benilfeten. Baronin Fift. Roman von Mary Mich. (39. Fortlegung.) Herr Hilbert Hatte, ehe er sich zu diesem Besuch aufmachte, eine Unter­­redung mit seiner Frau. Das Ehepaar zog sich zu diesem Zmed gewöhnlich in das gute Zimmer zurück, wo sie sich gemeinsam auf das mit einem steifen fattunenen Schugüberzug versehene Sopha regten. Die Stimmung dieses Zimmers war so recht geeignet zu wichtigen Unterredungen ; nichts darin, was die Blide auf sich senkte und den Geist abzog. Die kalte, dumpfe Luft, die Atmosphäre von Unbewohntheit, die bedeekten Möbel, der zusammengelegte Teppich, der in Slor eingehüllte Kron­­leuchter. Alles dieses war dazu so recht angethan, den Verhandlungsgang zu beschleunigen. Frau Hilbert sah bei diesen Gelegenheiten stet s­ehr feierlich darein und empfand ein nie ausgesprochenes Glückgefühl, so neben ihrem Fingel figen zu dürfen, als seine Helferin und Beraterin, Hand in Hand, während seine Augen so fragend und vertrauensvoll auf die ihren gerichtet waren, Und was sie riet, war fast immer gut! Was ihre an Weltklugheit fehlte, a sie durch feines, weibliches Empfinden, durch ein untrügliches Taft­­gefühl. Auch heute, als Herr Hilbert mit recht forgenvollem Gesicht auf dem Staatssopha neben ihr saß und seufzend erklärte, daß er Lieber vier Wochen lang jeden Abend seinen Skat verlieren möchte, als jegt zu der hochmütigen Gretel hinübergehen, nidte Frau Hilbert erst beistimmend, denn der ein wenig pierische Zung konnte nicht gut Widerspruch vertragen. Nach einer Weile meinte sie aber, die Kleine Frau drüben warte viel­­leicht s­chon voll Sehnsucht auf Nachricht und schäme sich nur vor ihm. Er könne nicht zart und Herzlich genug sein, denn die Heine Frau sei durchaus nicht so schlimm. Bendler hätte es nur falsch angefangen. Und daß er zuleit die Flinte ins Korn geworfen und davongelaufen sei, wäre nicht nur sehr unklug, sondern geradezu ein Unrecht gewesen. Wenn die junge Frau hätte geschieden sein wollen, hätte sie bei ihrem Hochmut auch die Kourage gehabt, es zu verlangen. Er, Sripel, sollte also anfangs gar nicht so thun, als ob er was wüßte, sondern die junge rau reden lassen. Herr Hilbert fand den legten Nat überaus annehmbar und verließ erleichterten Herzens das Staatsgemach, um sich in Besuchtoilette zu werfen. Im Sinnersten seines Herzens trug er auch noch die Teile Hoffnung, daß Fifi ihm abermals abweisen lasse, war daher ein wenig verblüfft, als Hannden, die ihn anmeldete, mit dem Bescheid zurückkam, die Gnädige laffe bitten. von dieser Verblüffung war ihm aber nichts anzumerken, als er bei den Damen eintrat. Unbefangen und verbindlich reichte er Fifi und der alten Baronin die Hand zum Gruß und that so, als sähe er die abweisende Miene der jungen Frau nicht, die noch immer, an ihre Stuhllehne gestüßt, hoch­­aufgerichtet dastand und au n­cht die Absicht zu Haben schien, ihn zum Sigen aufzufordern. „Wie Hübich warm ist es Hier!” sagte Hilbere, da ihm durchaus nichts anderes einfallen wollte, „Darf ich bitten, Plab zu nehmen!“ legen. „Danke sehr, von Baronin !“ Da aber Fifi stehen blieb, blieb er auch stehen. Die gute Marianne hatte sich diesmal getäuscht, das begriff er schon fegt. Er entschloß sich daher, ohne weitere Umfohmweise auf sein Bier Loszugeyen, um so mehr, als sein Blut ber­denklich zu kochen anfing. „Snädige Frau“, wandte er sich an Fifi, „Sie können sich denken, warum ich mir erlaube —” “ „Denken? D nein!” sagte Fifi und ließ sich nun endlich in ihren Fauteuil sinken. „D Marianne!” dachte Hilbert, als er sich einen Sessel Herbeif hob und sich feßte. Laut sagte er, er hätte gedacht, die Damen bedürften vielleicht seiner Dienste, Fifi richtete ihre Augen groß und erstaunt auf ihn. „Wozu Hätten wir denn ichrer bedürfen sollen, Herr Hilbert? Es ist ja sehr freundlich, aber wir wüßten wirflich nicht. Wie geht es Ihrer Frau Gemahlin ?“ Here Hilbert war paff. Das überstieg so seine fühnften Erwartungen, Dunfelrot vor­­ Verlegenheit und Born stand er auf, nahm seinen Hut von einem Nebentischchen, verbeugte sich vor den Damen und wollte davongehen, aber die kleine Baronin flatterte ihm nach und hielt ihn am Wermel fest. „Was fällt dir ein, Fifing!“ rief sie. „Here Hilbert, bitte, laufen Sie nit davon. Sie können sich wohl denken, wie ärgerlich Fift ist! Solche Ge­­sichten! Wissen Sie, ein wenig — jagen wir, übergeschnappt ist der gute Lorenz doch? Sind Sie nicht auch dieser Meinung ?" „Dieser Meinung ist Herr Hilbert gewiß nicht !" Auflachen. „O doc, Gnädigste, da stimm’ ich vok­ommen bei! Berrüdt, ganz ver­­rüdt ist er!” „Es ist fchrediich!" rief die Heine Baronin, die den Doppelsinn in Hilberts Antwort nicht verstanden Hatte „Ic muß sagen, ich bin mehr als erstaunt! Man macht do micht solche Geschichten! In unseren Kreisen wenigstens nicht !” „Aber erlauten Sie, Frau Baronin*, plagte Herr Hilbert ärgerlich heraus, „ich dächte da, die Sache läge umgekehrt ! „Wieso? Was liegt da umgekehrt? Er ist davongelaufen, bafta !“ „Aber Frau Baronin!” machte Hilbert kopfb­üttelnd. „Nun, was denn?“ rief die Heine Dame, „Io vieleicht anders ?“ „Ich dächte doch! Davongelaufen, Frau Baronin, das ist dog wohl nicht ganz das rechte Wort. Wie ich die Sache beurteile — ich verstehe sie viel» leicht nicht, und ich sollte vielleicht überhaupt meinen Schnabel halten — aber ic meine, der richtige Ausdruch wäre eher: „Hinausgejagt!“ Moralisch natürlich, Frau Baronin. Nicht etwa" — Hilbert strebte in der Erregung seine Arme wie zwei Telegraphenstangen weit vor sich Hin — „nicht et­wa, als ob Bendler etwas derartiges geäußert hätte, bewahre! Ym Gegenteil, er hat nur gesagt — er hat nur gesagt —” „Was hat mein Mann gejagt ?" lächelte die alte Baronin ver­­rief Fifi mit kurzem

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