Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. Oktober (Jahrgang 26, nr. 7842-7867)

1899-10-01 / nr. 7842

> Reduktion undxl­dministration Hermannstadt,Heltauergasse 23. Thequeiwnto beider k.ung.poilsparkalsaur.1305. Telephonanschlaßik­.II Effekutmktstuahme des auf xomtsmtd Jeettage folgenden Wochentages in golc­. Ybonnement fürdermannstadt monatlich 85kr.,­vierteljährlich 2 fl.50kr.,halb­­jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Bustellung in’3 Haus, mit Zustellung 11, 8 fl. 6 fl., 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Kr., Dnj8p88 7 fl, ganze jährig 14 fl. Für das Ausland: vierteljährig 7 M. oder 10 Fre3., Halbjährig 14 M. oder 20 Fre3., ganzjährig 28 M. oder 40 Fred. Eine einzelne Nummer Tostet 5 fr. d. W. Unfransierte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. _ N“ 7842, XXVI. Jahrgang Siebenbürgisch-Deutsches laft. __Hermannstadt, Sonntag 1. Oktober Pränumerationen und Anferate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer« Wasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, G. A. Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kauff­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einraden 7 fr., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1899 Das fähfsche Burzenland.*­ 9. Rothbag. Nordwestlich von Marienburg, in einer Entfernung von einer halben Meile, liegt die Meinste sächsische Gemeinde des Burzenlandes, Rothbach, zum Teil in der Altebene, zum Teil an einer­ Hügellehne, welche den Ueber­­gang bildet aus dem Altthale zu der weiten Hochebene, welche dem Burg­­berge vorgelegt ist. Diese Gemeinde ist bezüglich der Garten- und Hofbildung eine Merkwürdigkeit. Sechs Höfe liegen auf Marienburger Hattert, aber der Grund und Boden, auf dem dieselben liegen, ist Eigentum der ev. Kirche in Rothbach und die Besitner dieser Höfe leisten gleichsam an Pacht auch heute in dem ev. Pfarrer der Gemeinde jährlich je 4 Arbeitstage. Das romanische Element hat solche Fortschritte dort gemacht, daß rein sächslsche Gaffen nicht mehr vorhanden sind. Besonders bemerkenswerte Pläne hat der Ort nicht aufzumeilen, außer etwa die planartig weite schöne Gafse, in welcher neben der ed. Fire mit ihrem hohen schmuden Turm der neugebaute Pfarrhof steht. Wasserleitung und Straßenbeleuchtung sind nur vorhanden. Die durch die Gemeinde fließenden zwei Mühlenkanäle geben das erforderliche Nußwasser. Trinkwasser liefern die in den meisten Höfen befindlichen Schöpfbrunnen, deren zwei zu öffentlichem Gebrauch auch auf der Gasse stehen. Im Jahre 1814 zählte die Gemeinde 473 jährliche Einwohner, die bis zum Jahre 1890 auf 431 febten. Die Nichtjachsen sind in derselben Zeit von 335 auf 435 gestiegen. In jenem Jahre waren die Sadhsten 58 5 Prozent stark, heute noch 49­8. Hoffentlich hilft die durchgeführte Kommafsation die Vermehrung der Sachen herbeiführen. Der Hattert hat auf dem höher gelegenen Ländereien einen nicht zu festen mit feinem Sand gemischten Thonboden, zum Teil auch Kaltboden, zum Anbau aller Kulturpflanzen geeignet, mit Ausnahme der vielen Schotterbänke, mit denen der Boden durchleßt is. Der Wiesengrund ist mit Letten durch­­fegter Humusboden von großer Mächtigkeit; Moore und Sümpfe, die sich rebr im Wiesengrund noch finden, werden infolge der Kommafsation bald schwinden. Die Anzahl der Wirtschaften beträgt 575 und Haben sie 1889 Joch Aderland, 35 Joch Gärten, 555 Joch Wiesen, 1075 Joch Weide. Rechnet man Hinzu den Wald mit 1241 Joch, dann die unproduktive Fläche mit 159 och, so ergiebt sich eine Gesamtgröße der Hattert3 von 4954 Joch Parzellen sind 2290 gegen 6262 vor der Kommafsation. Die Kleine Hattert­­größe bedingt auch Meine Grumdbefiger. Nur einer Hat über 30 Joch, 22 haben über 20 So, 107 über 10 Fo, 135 über 5 Yo, 118 über 3 Joch 487 unter 3 Joch. Die Sachsen haben im Beft 1470 Joch, die Romänen 580 So, also 8628 gegen 1372 Prozent. Der Viehstand ist nicht groß. Anfangs des Jahres 1898 betrug derselbe 138 Pferde, 389 Stück Hornvieh, 229 Büffel, 398 Schafe, 262 Schweine. Pinzgauer Viehftüde wurden nur zwei gezählt. Der Erlös für verkaufte Milch betrug auch nur 660 fl., geringer noch als bei der Marien­­burger Aderbaufchule, die 10 Mehtkühe hat. Dagegen hat die durchgeführte Kommafsation auf die landwirtschaftlichen Geräte ihren guten Einfluß schon bewiesen. Die hölzernen Pflüge sind vollständig ver­­schwundet und rangiert dadurch Rothbach neben Marienburg und Heldsdorf. Auch ein Sadischer Pflug ist vorhanden. Neben 109 Hölzernen Eggen be­finden ss auch 61 eiserne im Gebrauch. Dann 1 Kettenegge, 2 Efsu­rpatoren, 5 Tiefpflüge, 3 Had» und Häufelpflüge, je 1 Neiden- und Skufurugfläe­­maschine, 15 Walzen, 4 Feuchtreuter, 2 Trieure, 5 Kufurugrebler, 3 Häder­­lingsmaschinen, endlich je 1 Dampfdresh- und Ab­ereinigungsmascine. Nothbach besitz 1 Schuster, 10 Mauerer und Zimmerleute, 5 Zü­chter, 8 Schmiede und 2 Kaufläden. Sein Handel bescränkt sig vornehmlich auf *­ Bergl. Nr. 7831 de3 „Siebenb.-D. Tagbl.” Ausfuhr von Hafer. Die Geld- und Kreditverhältnisse regelt der Marienburg- N­othbächer Spar- und Vorschußverein, der im Jahre 1882 gegründet wurde. Bei einem Wechselstand von 100.000 fl. hat er nur 24 fl. auswärtiges Kapital. 10 Prozent und mehr widmet er unwohlthätigen Zwecken. Die Gemeindewirtschaft ist in geregeltem Zustand. Den Ver­­mögensgrundstod bildet der liegende Grund der Gemeinde, darunter 1541 Joch Wald, dann besitt dieselbe 27.000 fl. Schankregalablösungsobligationen. Das Jahresbudget weist 10.422 fl. Einnahmen, 7146 fl. Ausgaben aus. An Steuern werden jährlich entrichtet: 1824 fl. 35 fl. Grunde, 336 fl. 38 fl. Haus, 1051 fl. 91 Ec, Erwerbe­, 143 fl. 25 Tr. Kapitald­­zinfene und 80 fl. Militärsteuer, dazu allgemeine Zuschläge 671 fl. 51 Er, Straßensteuer 665 fl. 25 fl., Komitatsumlage 238 fl. 64 fl. Weibdetare 649 fl. 72 fr., zusammen 5661 fl. 1 £r., auf den Kopf 6 fl. 54 Er. Die Gründung Rothbachs reicht zurück bis ins erste Viertel des 13. Jahrhunderts. Der alte Yateini­ge Name lautete: ruffa ripa. Die Anlage der Riche und des Kastells weisen darauf hin, daß die Gemeinde zu den Heinften auch in frühester Zeit gehört hat. Merktwürdig am Turm sind die Behrharten. Die Kirche, einschiffig, ist trot­z späterer Umbauten noch als romanischer Bau fenntlich. Ihre jenige Gestalt erhielt sie nach dem großen Brande des Jahres 1758. Die Dede befigt gegenwärtig flache ausgezogene Stul­atur und war offenbar auch vorher eine flache Holzdecke. Die Spibe des Turmes bildet ein kupferner, feuervergoldeter Knopf, auf dem ein Stern fußt. Er zierte ehemals ein Türmen des Kronstädter Putzengäfser Thores und ist von da an die Gemeinde Rothbach geschenkt worden. Die Kirchen­­gemeinde besißt einen schönen Kelch aus der Renaissancezeit. Die Rupa ded­­selben ist nicht glatt, sondern groß gebudelt, so daß er dadurch eine trauben­­artige Form erhalten hat. Obgleich die Gemeinde an Gliedern klein ist, hat sie doch das Gehalt des Pfarrers aufgebessert und das Pfarrhaus, wis schon erwähnt, neu gebaut. Doch ist dadurch noch nicht beiwiesen, daß besonders kirchlicher Sinn vorhanden wäre. Wenigstens läßt Kirchen- und Abendmahlsbesuch viel zu münchen übrig. Die statistischen Ausweise besagen, daß mehr als 157 Prozent das Abendmahl nicht besuchen.­­ Lüngst wurde auf ein Scauenverein gegründet, der eine Jahres­­einnahme von 185 fl. 44 fl. auswies. Er veranstaltet Weseabende und sorgt für den Schmud des Christbaumes. Der Sultan Adolf­ Berein hat seit seinem Bestande 253 fl. 7 fl. gesammelt. Die legte Sammlung ergab 97. 15 Er, auf den Kopf 1,73 m­ Das firchliche Vermögen ist nicht gering. Der Grundbefig beträgt 1489 Zoch Aeder und Wiesen, 14275 Zoch Hutweide und 9 ° 7 Jod­ unprodustin (Wege). Die Kirchenkaffa hat 10.320 fl., der Rentenaufbesserungs­­fond 741.3 fl, der Kirhenmwaldaufforstungsfond 3253 fl., dessen Vermögen aber, nachdem die Gemeinde von der Verpflichtung, dem seinerzeit abgeftochen Kirchenwald wieder aufzuforsten, enthoben wurde, duch den Bau des Pfarr­­hauses aufgezehrt wurde, der Armenfond 136 fl, der Christbescherungsfond 156 fl. und der Schulfond 366 fl. Die Schule ist zweiktassig. Das Gebäude wurde 1888 durchgreifend renoviert, so daß die beiden Schulzimmer zweientsprechend sind. Der Schule­hof ist klein und beschränkt. An der Schule wirken zwei Lehrer und eine Arbeitslehrerin. Sie haben über 90 Schulkinder in ihrer Obsolge. Der Unterricht im Turnen bescränkt sich auf Frei und Ordnungsübungen. Seit 1897 besigt die Gemeinde auch einen Schulgarten. Er liegt zwischen den Ringmauern der Kirche und wurde im genannten Jahre umgegraben, geebnet und entsprechend eingeteilt. Der Unterricht in den weiblichen Handarbeiten ist obligatorisch, auch für die konfirmierten Mädchen. Sie müssen monatlich dafür 10 fr. Schulgeld entrichten. Die Kinderbewahranstalt hat zwei Zimmer zur Verfügung und ist während der drei Sommermonate geöffnet. 40 bis 50 Kinder besuchen dieselbe und beträgt für die ganze Zeit das Schulgeld 60 fr. Den Fortbildungsunterricht bis zum 19. Lebensjahre zu besuchen sind Burshe und Mädchen verpflichtet. In 4 wöchentlichen Stunden wird dafür gesorgt, daß das in der Schule Gelernte nicht vergessen, sondern bie und da vermehrt wird. Die Lehrmittelsammlung enthält 4 Anschauungs­­bilder, 40 Stuhlmansische Bildertafeln, 2 Rechenmaschinen, Karten des Burzenlandes, Ungarns, Europas, Planigloben, geometrische Körper, natur­­geschichtliche Abbildungen­­ und eine Mineralsammlung. Die Bibliothek zählt 163 Bände. Die Zahlung von Beiträgen für sonstige Anstalten weist aus: für das Gymnasium 31 fl, 50 Er. und für das Alumnat in Pronstadt 50 fl. In leiterem befindet sich ein Rothbacher Schüler, Alexander Mocsonyi über die Bassizität der Domänen. Dieser Tage hat das „Budapester Tageblatt” eine bedeutsame Erklärung des angesjehenen romänischen Bolitifers Alexander Mocsonyi über die romänische Passivität veröffentlicht. In derselben spricht er sich zunächst über die in der magyarischen Presse übliche Kampfesweise aus, wie er sie selbst anläßlich seines unlängst ver­­öffentlichen Briefes an Joh. Ratin wieder am eigenen Leibe erfahren mußte, und die nur der Verhegung, nicht der Ber­ührung dienen könne. Bezüglich der Frage „Aktivität oder Plassivität” bemerkt er, es sei ein­­fach eine Sache der Unmöglichkeit, von dem romänischen Volke eine P­olitik der Aktivität in demselben Augenblicke zu verlangen, in welchem man ihm seine politische Aktionsfreiheit grundtäglich vorenthalte. Betreffend die „Versöhnungspolitik“ sagt Mocdonyi, er könne im Lande seinen aufrichtigeren Freund einer friedlichen Beilegung unserer befragens­­werten nationalen Kämpfe und Reibungen geben, als er e3 sei, allein Heu­­chelei wäre e3, wenn er beteuerte, er künnte sie auch für die üblich gewordene magyarisch-romantisge „Verbrüderung“ begeistern. Er künne es nicht ber­­behlen, daß derlei polnische Kunststüde in ihm nachgerade ernste patriotische Besorgnisse erwecken, denn er fürchte, diese Art von Verbrüderungen könnte nur den einen prak­tischen Effekt haben: die wahre und echte Verbrüderung der Völker Ungarns schon von vorneherein zu diökreditieren und zu kompros­mittieren. „Zu dieser wahren und echten Verbrüderung führt aber meiner unmaß­­geblichen Unsicht nach nur ein Weg: die Umkehr zu dem allein staats­­männischen Standpunkte eines Deat und Baron Eötvds. Freilich konnte — und ich lege Gewicht darauf, died ausdrücklich zu betonen — der wahre und echte Geist dieser beiden großen Staatsmänner befann s sich im Kampfe mit dem bereits damals sich vegenden Chauvinismus schon in dem sogenannten Nationalitätengehege nicht rein, sondern nur in der Form eines hinkenden Kompromisses zum Ausdruck kommen. Wie dem aber auch sei. Thatjahe ist es, daß unser Staatsschiff heute mit vollen Segeln in ganz entgegengelegter Richtung feuert und gerade die, aus Anlaß meines Briefes erhobenen Er­­munterungen zu größerer Energie und rascherem Tempo in der eingeschlagenen Richtung liefern leider nur einen neuerlichen Beweis dafür, daß an einen Direktionswechhsel, an eine Umkehr heute noch nicht einmal gedacht wird.“ „Unter solchen Umständen glaube ich, so fließt Mocdonyi, einen gleichermaßen nationalen und patriotifen Akt erfüllt zu haben, indem ich meinen Stammesbrüdern eine Bolität der Geduld und Ausdauer­n­. Rahmen strengster Beweglichkeit empfahl und sie entschieden davor warnte, ihre einzige und legte gejegliche Waffe — die passive Nesistenz — die ihnen niemand entreißen kann, selbst von sich zu werfen.“ Die „Zeibung“ schreibt der P­ublikation Mocsonyis eine doppelte Be­­deutung zu, und zwar erstend die, daß ihre­nVerfasser darin von neuem klar und deutlich den Ausgangspunkt der rumäntsschen Nationalpartei in der Frage der PRassivität präzisiert habe, und zweitens die, daß die Redaktion des Buda­­pester Blattes diese Schrift Mocsonyis mit einer Einleitung veröffentlicht habe, . Benilleton. Zeh! Theaterhumorette von Arnolt Grund. „Sobald ich die Bühne betrete“, gestand mir vor einigen Jahren mein Kollege Alexander König, „wankt auch schon der Boden unter meinen Füßen, der Sonfffeuerfasten beginnt zu tanzen und rast dann in immer tolleren Kreisen um mich herum; dabei kommt mir das Publikum wie ein riesiger Ameisenhaufen vor, in welchem der Lufter gleich einem schredlich großen Slühwurm Hin- und herfliegt! Meine ganze Rolle, die doch gewöhnlich aus einem einzigen Saße besteht, und die ich mir soeben hinter den Koulissen fließend beigejagt habe, ist plößlich wie aus meinem Gehirn herausradiert | Kein Wunder, wenn ich dann den blödesten Blödfinn zusammenschmwage.* Blödester Blödfinn! das war aber auch Die einzig vernünftige Be­­zeichnung für seine ungläubigen Verplapperungsleistungen, denen er nach ein­­monatlichem Engagement schon eine traurige Berühmtheit und­­ seine Kündigung zu verdanken hatte. König war vernichtet! Alle seine Luftschleifer grei­ften ihm kalt wie Ruinen entgegen. Kniefähig bat er am Throne des gewaltigen Direktors, flehte, jammerte er, doch seine königlichen Wort­­verhalten, wie der Ruf in der Wüste, . »Menschl«sagte endlich der Gestrenge,»warum lernen Sie denn Ihre Rollen nichtPl Was haben Sie gestern denn geleistet?« »Das Lampenfieber,Heerirektor«,stotterte der arme Teufel,»ich kann ih meine Rolle,letzte,herrVaron,ich kann den Hirschfänger in ihrer Waffenlade nicht finden.« . »Jetzt wissen Sie’g,aber gestern abends auf der Bühne da sagten Sie: Herr von Baron,ich kann keinen Hirsch in Ihrer Waffenwadhe finden.... Gräßlichs Schnüren Sie Ihre sieben Sachen zusammen und gehen Sie in Gottes Namem Beim Theater blüht Ihnen kein Weizenl« »Kein Weizenl«seufzte Alexander der doch sogar von Lorbeerengel träumt hatte.Aber er verlor die Kourage nicht und jammerte sosteinern weichend,daß zuletzt selbst das»gefühlvolle«­Hetz des Direktors gerührt zu seinichten.König blieb den weltbedeutenden Brettern erhalten,wenngleich nur für»stumme Rollen«und mit einer zur Hälfte reduzierten Gage,wie es ja auch noch heute zu geschehen pflegt. Stumme Rollen.König schwamm in Wonne,denn dies schien ihm der einzig richtige,ja sogar der ideale Weg zu seit,um auf der Bühne festen Fuß zu fassen,das dumme Lampenfieber abzuschütteln und sich die nötige Routine anzueignen. Gerade so wie vor einem Monate träumte der junge Mime wiederum von Ruhm und Karriere. Bereits früher war ihm eine Rolle zugeteilt worden, die er heute, am Abend seines ersten Gage, Kündigung und Reengagements-Tages, spielen sollte. Eo war dies ein Minister im „Nareiß“, dem zwar Brachvogel einige Worte in den Mund gelegt hat, die aber unserem Pechvogel vom Regisseur gestrichen und einem redegewandten „Ministerkollegen“ anvertraut wurden. König war bereits geschminzt und kostümiert, als seine Kollegen froher Laune — ed war ja der Erste — die Garderobe betraten. Er grüßte kurz, entnahm seiner NRodtasche ein Manuskript und begann Rollen auszu­­schreiben. Diesen Nebenverdienst ließ ihm der Direktor zusammen, damit König, wenn nun nicht auf der Bühne, wenigstens im Leben standesgemäß auftreten künne. Die bissigen Bemerkungen und boshaften Anspielungen der Sieben S­ollegen kümmerten ihn wenig. Er schrieb ruhig weiter und lächelte sogar vergnügt unter seiner Roccoccoperade, denn er philosophierte: „Jedem von euch kann heute auf der Bühne ein Malheur passieren, nur mir nicht, weil ich nichts zu reden habe, ch trete ganz einfach mit den andern Ministern auf, verneige mich tief vor der Pompadour und gehe dann wieder mit den Mebrigen ab. Das ist doch seine Kunst !“ Da er absolut auf nichts reagierte, verließ­ ein Stichler nach dem anderen die Garderobe und als sich auch der Garderobier entfernt hatte, blieb König allein. Nach einer Weile störte ein schrilles Tezere der elektrischen Glode seine Einsamkeit. Der Juspizient rief ihn auf die Bühne. Schnell legte er die Geber beiseite, bliete nach linis und rechts, nach vorn und hinten, drehte sich einige Male im Kreise herum und brummte dabei ärgerlich: „Schon wieder told ein blöder Wis! Set Hat mir einer dieser Schafstöpfe von Kollegen meinen Hut versteht! Gereichtere Einfälle haben —* Zerer! Tereerere !! mahnte abermals die Glocke, zu der­ jegt König wütend emporblichte und ausriefl „Na ja, zerer, irrrrr! Ich kann doch als Minister vor der Bompadour nit ohne Hut erscheinen!" Bei Aufregung zitternd suchte er weiter. Da ertönte er zum dritten Male: Zerrieree || Tereerere || „Donnerwetter! So fomm’ ja fon! Gott sei Dank!" Auf dem Plabe eines Kollegen, der erst in einer späteren Szene aufzutreten hatte, entdeckte er glücklicherweise einen Dreispig, job ihn wasch unter seinen linken Arm und rannte aus der Garderobe. Der Inspizient meldete gerade: „Die Minister hinaus !“ „&3 war die höchste Zeit, wie leicht hätte mie auch bei dieser ftummen Rolle ein Unglück zustoßen können“, dachte fr König und stolperte auf die Bühne, wobei er die Koulissen beinahe umgerannt hätte. Ein Minister nach dem andern machte eine Überbeugung. Sekt kam die Reihe an ihn. Mit stillestehendem Herzen und schlotternden Beinen tritt er vor, verneigt sich und... „O, was hat denn das wieder zu bedeuten?“ Lispelt er ängstlich. Sobald er sie verneigt hatte, entstand im Publikum ein Gesicher, das sr bald zu einem Gelächter steigerte, um jebt gar in ein tolles Gejohle aus­­zubrechen. Auch die Bompadour beißt in ihr Soigentuch, um nit Log­­zuplagen. Das ganze Ministerium wadelt­e vor Lachen, und dem Souffleur viereln Thränen über die feiften Wangen. Ja, um Gottes willen, was hat er denn wieder aufgeführt? — Es wird ihm pröglich heiß und fast, er weiß nicht, ob er mitlahen sol, oder... Du hi­pelt ihm der Finanzminister ins Ohr: „Dein Hut!“ Was sol denn mit dem Hut los fein? Er Hält ihn doc gerade so wie alle anderen unter dem linken Arm! In seiner Verzweiflung zieht er ihn hervor, dreht und betrachtet ihn von allen Seiten, wofür er si einen Bombenapplaus auf offener Szene holt. Abermals Tispelt ihm der Finanzminister etwas ins Ohr. „D, Himmel duchhbohrendes Beh!” frenfzt unser Held und manzt von der Bühne. Das war das Flügste, was er thun konnte, sonst hätte man den Akt kaum zu Ende spielen künnen; das Publikum wenigstens hätte seine Ruhe gegeben, was man ihm auch gar nicht verargen kann, denn man sieht nicht so bald einen Minister, der einen Dreispss in der Hand hält, während ihm­­ ein zweiter fed auf der Roccoccoperade fißt! Hinter den Koulissen mußte der kopflose Minister mit­ den zwei Hüten in eine fernige Koulissenpredigt des Direktors und Portefewille stehen, vers­chwand aber noch am selbigen Abend. Heute ist er ein routinierter und gut situierter Schauspieler. „gr, Tgbl,"

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