Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1900. August (Jahrgang 27, nr. 8093-8118)

1900-08-05 / nr. 8097

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Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Haasenstein , Vogler (Otto Maas), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Nachfolger, Hein­­rich Schalek, J. Danneberg, M. Zitters Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, J. Blockner, Frankfurt a. M. G..L. Daube & Co. Insertionspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fortet beim einmaligen Einraden 14 9., das zweite­­mal je­ 12 9., das drittemal je 10 9. ff. AR. Jahrgang. i Bum S Königsmord in Italien. Die Zahl der Opfer des politischen Fanatismus wächst in erschrechender Weise. Nach dem Präsidenten der französischen Republik Sadi Carnot erlag unsere unglückkiche Königin Elisabeth am 10. September 1898 dem Dolche Lugenis. Vor nicht langer Zeit entrann der Prinz von Wales wie durch ein Wunder einem Attentate und heute steht Gaetano Bredci vor den Schranken des Gerichts, weil er König Humbert von Italien getötet hat. Dem Absehen und der Empörung, den diese entjeglichen Verbrechen in jedem gesund denkenden und fühlenden Menschen erregen, folgt die begreifliche Neigung, zu fragen: Welches die Gründe dieser Thaten sind ? Wie Boden und­ Luft beschaffen sein mögen, wo sie entstanden sind ? Was weiß man heute über den Mörder des Königs von Italien? Wer ist er, welchen Lebensgang Hat er hinter sich und meide äußeren Umstände mögen ihn beeinflußt haben ? Der Berbrecher ist aus Brato in Toskana gebürtig, ist Seidenweber und sol körperlich normal veranlagt sein. Seine Familie gilt als ehrenhaft ; sein Bruder sol Lieutenant in einem Artillerieregimente sein. Brescid Frau sagt von ihrem Mann, daß er den Seinen stets zugethan gewesen, sein Töchterchen abgöttlich geliebt Habe, daß er ihr zumeilen als „nicht recht gescheit” vorge­­nommen und von Hause aus verweichlicht und empfindsam sei. Auf Befragen des Richters, warum er den König getötet Habe, ant« ‚wortete der Mörder: „aus Haß gegen den monarc­hischen Gedanken” und auf den Einwurf jenes, daß König Humbert ein gütiger Herrscher gewesen, den jedermann geliebt Habe, entgegnet Bresci, das sei ihm gleichgiltig und es kennzeichnet ihn, wenn er sagt, er habe kein „Verbrechen“ begangen sondern eine „hat“ volbracht. Seine Ratterstadt Prato ist seit Jahren eine Hochburg des Nabikalismus. Schon in der dritten Legislaturperiode vertritt sie, wie berichtet wird, der radikale Angiolini, der bei den legten Wahlen mit 2199 gegen nur 1193 monarchistische Stimmen siegte. « « Seit Crispit Rü­cktritt,1896,hat die umstü­rzlerische antimonarchische Bewegung an Intensität und Heftigkeit zugenommen Weder die innerpolitische gegen sie arbeitende Gesetzgebung,nach der Abscheu der Welt ü­ber die Thaten Luchenis,Caserios und Licciaritos haben ihr Anbruch thun können­.Ja,die­ Obstruktionskämpfe des letztennhxes sollen die Erbitterung nur noch gesteigert haben.Die Person des Königs wurde noch heftiger angegriffen und die halk tung der Liberalenmar wenig geeignet,die umstü­rzletische Strömung mildernd zu beeinflußemähkend den festen Wahlen bei denen die­ revolutionären Elemente­ ihre Mandatsziffer von 68 auf 96 steigen sahen,waren die Linkss­liberalen unter sanardellis Führung ihre ausgesprochenen Bundesgenossen Das weiß man heute über den Mörder Bresci und über die äußeren Vers­hältnisse,die etwa auf ihn bestimmend eingewirkt haben können. . Es ist nicht gleichgiltig zu wissen,ob der Mörder seine That,einer­ ver­­irrten blutdü­rstigen Phantasie folgend,aug eigenemslntriebe und auf seine persönliche­ Verantwortung hinausgeü­bt hat,oder ob er nur das Werkzeug einer weiter verbreiteten und organisierten Verschwörung ist.Allen Anzeichen nachzuschließen ist Bresel Mitglied eines Komplottes,ob die Mitglieder indes­ Schweizit halten oder in Amerika sich aufhalten,ist nicht auf­­eklärt. Dian steht allerdings, selbst wenn die Frage dieses Zusammenhanges beantwortet, werden man, noch immer vor einem Nätsel. Leichter zu lösen wäre die Frage, wenn eine solche That als der Vollzug bloß individueller Vorgänge und Entschlüsse anzusehen und zu beurteilen wäre, und zwar auf Grund des Gutachtens eines Psychopathologen. Die Geschichte der alten und neuesten Zeit weis zahllose Exemplare dieser Mitteldinge zwischen­ Narren- und Prophetentum auf, insbesondere reifen sie auf religiösem und politischem Boden heran. In geistes- und willen­starren Individuen zeitigen die­­ Verhältnisse den Propheten und oft auch Märtyrer. Der genial veranlagte Meni fühlt und ahnt solche Ummälzungen voraus, ist es ihm vergönnt, die­ auch in seinen Zeitgenossen schlummernden Un­ Iauungen und Empfindungen zu riechen ihnen einen kräftigen Ausdruch zu ver­­leiben, dann steigt er als Prophet zur Sonne empor; Wenn er nicht oder mißverstanden wird, sinkt er mit der Dornenkrone gekrönt unter den Steinen des empörten Boltshaufens als Märtyrer tot zu Boden. Das ist das Schicksal der stark veranlagten genialen Naturen. Der Niederschlag von Zeitideen aber fordert in den Mittelmäßigen oder Krankhaften die Entwiclung des sogenannten Mattoidentums, d. i. Halbiglädtiger von krankhaftem Reformdrang beherrschter Persönlichkeiten. Fit ihr Geist stärker als ihr Wille, verlöscht ihr Licht wirkungs- 108 und sie scheiden al verfannte Größen, wo aber ein starrer Wille den unflaren Geist treibt, da gestaltet si der Reformer zum Fanntifer aus und drückt ihm den Dolch oder den N Rebolver in die Faust. Der Zug dieser heroktrau­schen Eitelkeit ist er, der auch aus dem Mörder des Königs Humbert spricht, indem er sagt, daß er eine „That“ und nicht ein Verbrechen be­­gangen habe. Trägt das verübte Verbrechen dieses Kriterium individueller Ent­­artung, dann wird der Verteidiger des Mörder mit Berufung auf das Gut­­achten des Psychiaters wohl mit Recht auf mildernde Umstände plaidieren. Bei einer viel schwerer zu lösenden Aufgabe stehen Staat und Gesel­­haft, wenn die Thaten vieles anarchistischen V­erbrechertums der Ausflug wohlbedachter Wege und Ziele organisierter Gemeinschaften sind, bei der Frage: Was bedingt und bestimmt das Entstehen und Wahlen dieser Ber­­ichtwörerbanden und vor allem: was bezwect dieses augenscheinlich plan- und ziellose Morden von Staatsoberhäuptern und deren Familien ? Soviel steht fest, daß auch dieser Hang sich traditionell vererben kann und es ist bezeignend, daß gerade Italien auch heute noch das große Kontingent politischer Mörder liefert. Dazu kommt das Unverständnis und Mißverständnis der alle europäischen Staaten beherrschenden sozialen Frage; denn die Caferios, Zuchents und Brezold sind da nur als die Frankhaften Herzbilder des Sozialdemokratismus zu betrachten. Eine an und für sich durch Recht und Billigkeit begründete Forderung kann durch Halbgebildete rohe Fanatiker zur unerfülbaren sündhaften Thorheit ausgestaltet werden. Und mit welchen Mitteln sol der moderne Rec­htsstaat den Anarchismus bekämpfen ? Eine schwerwiegende komplizierte Frage, die nicht nur dem Richter, sondern auch dem Erzieher und Lehrer viel zu denfen geben kann. In einer Zeit, wo auch dem Heinen Mann nichts mehr heilig ist, muß das Uebel an der Wurzel gefaßt werden: in Schule und Haus. Seine Wirkungen zu be­heben, müssen wir den erleuchteten Männern der einzelnen Regierungen überlassen.­­ Der Staatssozialismus des Fürsten Bismarck hat auch aus diesem Ge­­biete mit Thaten begonnen.Keinanders­ Staat hat­ solche Gesetze geschaffen w­ie Deutschland zur Zeit Bismarcks.Und alsprak­ischer Staatsmann zeigte er sich einmal im Streite mit den Sozialdemokraten gern bereit,diesen Volke­­beglückern eine Provinz zur Verwaltung zus überlassen er sei begierig,toie weit sie es mit ihrer Staatstreifheit bringen würden.Es träb­e zu überlegen ob man dieses Kampfmittel nicht auch gegenüber dem Anarchismus anwenden könnte.Die Gesellschaft eines Rechtsstaates muß sich gegen seine Vertreter, wie gegen wilde Tiere, jwinigen. Man verbanne diese Verbrecher ferne von der gefitteten Gesellsshaft und räume ihnen ein ödes Gebiet ein, wo sie sich ein Staatswesen nach ihren Geschmach einrichten könnten. Tod und Lebeng läng­­länglicher Kerker scheinen ihre Wirkung nicht ausgeübt zu haben, Man ver­­suche es mit Verbannung; es giebt ja noch „Zeufels“-Inseln in der Welt. Die militärische Lage in Südafrika. Die legten Nachrichten vom südafrikanischen Kriegsiganplage laffen trog ihrer echt englischen Tertierung ziemlich deutlich den Verlauf des Steinkrieges in den legten Monaten seit dem raschen Vormarsche der Engländer nach Pretoria und die augenblicliche Lage der beiden­­ kriegführenden Teile erkennen. Nach der Bewegung von Johannesburg und Pretoria schien die wichtigste Aufgabe für die Engländer darin zu bestehen, daß es Buller gelinge, die Pässe von Natal zu überschreiten und sich mit den Truppen Noberte zu vereinigen. Die schier uneinnehmbaren Niedergänge bei Majuba Hil und Laingsnet wurden nahezu dampflos­ges­­­chindung Pretoriad mit einem englischen Hafen führt durch Natal­ nommen und Buller konnte in Transvaal einziehen. Der Haupterfolg der Bereinigung der beiden englischen Armeen müßte darin zu erbliden sein, daßs die in Oranje kämpfenden oder zu weiterem Widerstande bereiten Buren von den unter dem Kommando Bothas und Frügerd stehenden Transvaalburen endgültig getrennt würden, denn zwischen die beiden hob sich die Vormarsch­­linie Bullerd, und sie mußte bei halbwegs durchgeführter Sicherung ein unüberwindliches Hindernis für eine Verständigung oder Bereinigung der Burentruppen­ werden. Daß die Engländer diesen Hauptzweck des Vormarsches ihrer Truppen aus Natal ernannt hatten, mußte als selbstverständlich ange­­nommen werden. Die Meldungen von einer bevorstehenden Waffenstrebung der in den Kämpfen um Ladysmith erprobten Buren deuteten auch auf ein volles Gelingen des englischen Planes Hin. Botha sei zur Waffenstrebung bereit, Habe sie nur eine kurze Frist auserbeten — so meldeten Buller und Robertd. Dann versch­wand der Name Botha aus den englischen Draht­­meldungen und von Buller Hörte man gar nichts, und doch lag ihm eine­ ganz besondere Aufgabe ab. Er hat sich derselben ebensowenig gewachsen ge­­zeigt, wie vorher den Aufgaben in Natal. Die scheinbar unbedeutenden englischen Meldungen von den Kämpfen bei Standerton lassen erkennen, daß Buller seinen Zweck, mit der Sicherung des Ueberganges über die Natalpässe eine endgiltige Trennung der Burentruppen zu verbinden, nicht erreicht hat. Darin allein liegt aber nicht der Wert der Meldung, daß die Buren „gez­zwungen wurden“, si auß der „Umgebung­ der Eisenbahn zurückzuziehen”. Die Meldung besagt weit mehr, sie ist unwiderlegbarer Beweis dafür, daß die Engländer nit mehr im Besibe der P­retoria mit Natal verbindenden Bahn sind, und da die Pässe bei Majuba und Laviganes sich wieder in den Händen der Buren befinden, wenigstens insofern, als es den Engländern nicht möglich ist, dorthin zu gelangen. Die kürzeste Ver-­liefe Verbindung herzustellen, mußte eine Hauptaufgabe der ganzen militärischen Operationen bilden, und­ sie schien zu Gunsten der Engländer gelöst, als Buller sich mit Noberto vereinigt hatte. Die schwierige Reckung der Linie Pretoria— Bloemfontein— Kapstadt brauchte Roberts nicht mehr so viel Sorge zu bereiten, wenn die Verbindung mit Durban sicher war. Und damit ist er groß des „Siegeszuges” Bullerd nichts, gab nichts, und Buller jenseits der Majubaberge ist für die Buren weit weniger gefährli, als er es war, da er no vor den nach Transvaal führenden Pässen stand. Botha scheint aber in der Verlegung des Weges nach Natal seine Auf­­gabe nicht erschöpft zu sehen. Er hält strenge Fühlung mit den Buren­­truppen, die die einzige für­­ Transvaal in Betracht kommende Bahnlinie, die Verbindung mit Lourenzo-Marquez über KRomatipoort mit bestem Erfolge belegt halten, die die mehrmonatlige Ruhepause, die sich Lord Roberts in Pretoria „gönnte”, bemeist. Allein, auch wenn der Widerstand der Buren ostwärts von Pretoria fein so fester wäre, wenn nicht jede englische Vor­­truppe, die den Weg nach Middelburg einschlägt, immer wieder nach Pretoria zurück müßte, die Lage, in der sich Roberts befindet, wirde durch die Stellung der übrigen Burentruppen allein schon Höchst ungemütlich sein.. Im Westen von Pretoria ist Baden-Bomel, kaum aus der langen Gefangenscaft in Maseling befreit, neuerdings in Nuftenburg eingeschlossen, und Roberts Hat nicht Mannschaft genug, um ihn zu befreien. Badden-PBowell ist lahmgelegt und Robertd darf, auch wenn er fünnte, den Voormarsch gegen Koomatipoort nicht fortseßen, so lange er Baden-PBomwell nicht befreit und die Buren in seinem Roden unschädlich gemacht hat.­­ Dazu kommen die seltsamen«»Erfolge«der Engländer in den Roode­­bergen von Oranje.Wir hatten uns erlaublicie englische Meldung,5000 Buren h­ätten die Waffen gestreckt,zu bezweifeln,die folgenden Meldungen haben unserensweisel vollkommen gerechtfertigt.Ein Teil der Buren hat sich er­geben,der größte Teil und essen bar der kriegstüchtige,hat sich nord­­wärts gemeldet,dorthin,wo Bothas feste Stellung genügenden Halt bietet. In den Drachenbergen im Oranjestaate und im Hochlande von Transvaal sammeln sich so,nachdem durch die geschickten Operationen Bothas die größte "Gefahr für—die Buren,die Trennung durch die Truppen Bullers,beseitigt ist .. Feuilleton. Attila Bon Sofer Marlin. — Breiter Band. (80, Sortjegung.) Der König trat überrascht zurück, und seine ernsten, finsteren Büge wurden von großer Heiterkeit belebt. „Kluger Römer“, sagte er, „du irrst dich in deiner Vorauslegung. Die fühne Frau ist mir nicht zu Gesichte gekommen.“ „Dann“, verjegte der Römer ruhig, „hat die Flucht des eitlen Weibes uns in ddieser ernsten Stunde nicht weiter zu beschäftigen. — Ist also Rom nicht mehr im ftande, diesen Wunsch Attilas zu erfüllen, so ist es Hingegen willig, dem König Gelegenheit zu geben zu ruhmunwürdiger Erweiterung seines Gebietes. Längst schon ist der Thron von Tolosa, einst Rom unterworfen, der maßlosen Stolz und verhaßt worden. Wir geben solche Bundesgenossen auf. Der Kreis des Friedens, den Attila mit den Römern unterzeichnet, ist — Aquitanien.” Der Mann, der in diesem Augenblick­ also vor dem großen Hunnen sprach, war nicht mehr jener Nelius, der Roms alten Helden gleich zwischen Ravennad Sklaven einherschritt. Es war die gefallene, entwürdigte Weltge­­bieter in Rom, die ihre Schmac­h dem Helden aufgeladen, A Aetins seine Rede geendigt, bliche ihn Attila eine Zeit lang an. Dann trat er plöglic auf ihn zu und sagte mit einer Stimme, deren Be­wegung den Welteroberer fast erniedrigte: „Aeting — mas zwingt dich also zu handeln ?” Der Patricius trat zurück. Dies plögliche Mitgefühl des Königs, worin zugleich die Verachtung und der Schmerz fs aussprach, beraubte den Römer der Zaftung. „Attila — mein König —“ sagte er stocend und bestürzt, aber der König hieß ihn nicht fortfahren. _ „Wetius“, sagte er exit, indem er die Hand des Mömers ergriff, „was du mir sagtest, da8 Hat das feige, erniedrigte Rom gesprocen, nicht der R­ömer Aetius, Wie, Römer, , hast du,die Beispiele jener Ahnen vergessen, welche Rettung vor der Schande im Tode für Rom suchten ?“ „Attilos* rief vor Patricius mit steigender Bestürzung. „Welche Sprache!" „So Sehe den Sugendfreund vor mir“, „fuhr der Hunne fort, „der von Cato und Brutus erzählte. Er bietet mir das Neic­ seiner Bundesge­­nossen an, er verrät sie am Vorabend einer Schlacht. Das thut Xetius ?“ Der Römer trat noch weiter zurück. Die Beschämung in seinen Zügen wich dem Borne. Mit ruhenden Lippen und düsterem Blide unterbrach er den König. »Ist das Attilas Meinung«,sagte er,»so ist diese Zusammenkunft zu Ende.Mag denn eine Schlacht zwischen Rom und Attila entscheiden.« Der Hunne blickte den Römer ruhig und aufmerksam an. »Wenn die Schlacht vorüber ist,dann erwarte ich Bedingungen des Friedens«sagte er stolz und­ wandte sich ab. « Aetius fühlte sich von der Geradheit wie von dem Hochmut des Bar­­baren niedergedrückt.Nie spielte der erfahrene Staatsmann seine Rolle schlechten »Essei!«erwiderte er auf die Worte des Königs.»Attila aberbe­­«denke,daß er im feindlichen Land und daß er auf der Flucht sich befindet- Er hat die Schlacht nur gezwungen angenommen,wir wisseneö.Unsere Heerscharen haben­ daraus größere Zuversicht geschöpft­ und die Franken haben deinen linken Flügel zurückgeworfen.« »Ich ließ die Gepiden zurückrufen«,versetzte der König kalt»Es steht dir frei,aus diesem Verfahren fü­r die nahe Schlacht Schlüsse zu ziehen.« »Wohlan«,sagte der Patricius fieberhoft bewegt,»noch einmal laß auskämpfen für Roms alte Ehre und für die Verdrängung der nordischen Barbaren.—Lebewohll« Der Hunnenkönig neigte sein haupt mit kalter Achtung.Aetius schritt hinaus,was ein kleines Gefolge ihn erwartete.·Sie warfen sich z­nerde und folgten langsam dem vorausreitenden Goten. So endigte eine historisch denkmürdige Zusammenkunft,deren freundl­icher Erfolg an dem Stolz der beiden größten Männer ihres Jahrhundertes scheiterte. Die größte Schlacht, die je auf europäischem Boden geschlagen wurde, war unvermeidlich. Ein ungeheures Geschhch solle über das Scidtal der Welt entscheiden.Und doch entschied er nur halb—und die Römerwelt träumte noch wenige Jahresort ihren angstvollen,todbringenden,ehrlosen Traum der Weltherrschaft. Mächtige Morgenlüste schauerten den Römern entgegen.Die Nachti war ihrem Ende nahe.Aus dem rechten Flügel schliefen die Krieger an den Wachs­feuern.Hie und da nur schritt eine einfache Wache. Als die Römer die Grenze des Lagers verließen,schlich ihnen eine hohe,etwas magere Männergestalt geräuschlos nach,die von Attilas Zelte an dieselben schon verfolgt,und mit merkwürdiger Schlauheit und Beweglich­­keit sich den Blicken der Wachen entzogen hatte.Als die Römer in der Dunkelheit verschwanden,war auch diese bewegliche Gestalt nicht mehr sichtbar. «Dieser Mann,den man für einen Spion zu halten geneigt sein mußte, war in die Tracht der römischen Legionssoldaten gekleidet. — Biwweiunddreißigstes Kapitel: Dämmerung. Ein düsterer Morgen erhob sich Tangjam über den unermeßlichen fatalaunischen Ebenen. Ueber der Matrona dampften graue Nebelmassen. Schwere Wolkenzüge drängten fn Tangjam am Horizonte empor. Mit trübem rotem Scheine drang die Sonne durch die ziehenden Nebel. Der Tag einer ungeheuren Schlacht war angebrochen. Ueber Attilas Gezelte schhwebte das Grauen der Morgendämmerung. Ringaum aus dem Lager drang Waffenlärm der einwachenden Krieger empor. Die Wände des Bettes waren auseinander geschlagen, und man erblickte einen großen leeren Raum. Im Mittelpunkte desselben stand ein roh von Steinen aufgerichteter Altar. Ein blutiger, verrosteter Säbel, das Symbol der Hunnengotte, hing von einer hölzernen Säule herunter. Auf dem Altare lag ein blutendes, totes Lamm. Davor fniete ein Priester in langem, weißem Ge­wande und fpiger Tierfellmüge, und unter­suchte aufmerksam das Innere des Opfers. . An der Seite des Altares stand Attila bewaffnet und hielt die Arme berschränkt. Seine düsteren Blide waren auf den Priester und das getötete Tier geheftet. (Fortsetzung folgt.) — > s

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