Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. Juli (Jahrgang 48, nr. 14452-14478)

1921-07-22 / nr. 14470

x -_ a « BR ixiss Ä H £: Bi:­ ­ ı re Bezugsbestellungen Hermannstadt, Heltauerg. 2% und Anzeigen Abernimmt außer der Hauptsre­g Fortiparlafiatonto Nr. 1308 Heltauergasse Nr. 23 Hermiprecher: jeder Zeitungsverschleig und Eheistleitung Nr. 11. Verwaltung Nr. 21. Bezugspreis Hr Hermannstadt: e Buftellung ins Haus a Bent .. .g. Lei 1350 sieb­eljährlich .. „ 40 mit Zustellung monatlich ... ..Lei 1550 sierkeljährlich ... „ ds— mit Roitversendung für das Inland: monatlich . .. . Lei 1850 vierteljährlich... „ 49 einzelne Nummer: Leu 1— · Kr­­­ermannstadt, Anzeigenver­ittlungsstell dest und Auslandecc kükAItrumäuisusessarahieii DobrudschawBukvwinabeI Friedrich S. Bendek,­­Bukarest, Str. Gen. Berthelot 1. Anzeigenpreis: Der Raum einer einspaltigen Petitzeile koftet beim jedes­­­ maligen Einraden bei 1.50 Bei größeren Aufträgen entsprechender Nachjlaf. " Erscheint täglich mit Ausnahme der Bonn- und Feiertage, 48. Jahrgang 2 Weltpolitische A Rundschau Schweizer Brief. Basel, 3. Juli, Heute vor 55 Jahren! In der Stunde, da ich Bier schreibe, begannen die Kanonen zu donnern, wurd­e lebendig, um kurz darauf zu sinken und zu ster­­ben. Bei Horenowes, bei Chlum und Lipa, im Swip­­walde. Bei Königgräf oder Sadowa, wie die heutigen Weltmeister jagen: Revanche pour Sadowa. Ich da­­siere von dort aus dem Beginn der heutigen Welt­­lage im Allgemeinen, für Deutschland im Besonderen. Das Deutschreich freilich schritt noch von Triumph zu Triumph, 1870, 1875, bi 1908. Damals genügte ein energisches Wort Berlins und die Welt fand ihre e wieder. Scheinbar. Die deutschfeindliche Welt erkannte mit sicherem Bilde, wo es ihr fehlte und Kette um Kette schloch sich gegen Berlin und intensiv wurde an der Zerstörung Oesterreich-Ungarns gear­­beitet, in Togischer Fortlegung­­ der Vernichtung, welche der Friede von M­foßßburg in das Habsburgische Reich getragen hatte. Al 1914 dann das energische Wort versagt hatte, wurde die Probe gemacht­­..­­ Wie wenig kannten sich die deutschen und eng­­lischen Vetter!Neulich las ich irgendwo,daß die Engländer nur zwei deutsche Typen damals gekannt haben.Den verwilderten Schulmeist­er,im ungepfleg­­­ten Barhungerwäsche und"wä­rmenden Manieren"dann das menschenfresende Kanibalen ungetüm mit blutigen "Niden und klärlichjleine anpitzhelm aus devapr c Teutsche sah wieder nur einen­""etexi«Lüm­­wei mit offenem Munde, den Bä­and, ıintelpfei­e weite­ran un­terschäpten, die Engländer überseh­gten ihren Gegen­­spart. Wie gefährlich ist Das erstere! Num ist Deutschland auf Jahre hinaus verunmöge Hit, das Deutschreich ausgeschaltet. Und üppig blüht der Weizen der englischsprechenden Bölfer, the english speafing people. « . Am 10.Oktober 1920 schrieb ich,ich könnte es nichts glaubenh daß die englischen Arbeiter ihre IOO- jährige Tradition,ihre kulturelle Basis,ihren hohen Lebensstandard gegen das Los des russischen Arbeiters würden vertauschen wollen Die Tradeunions haben s­chan die Bestimmungen Huskissons gehalten,der s ihnen 1825 die Koalitionsfreiheit gab­ Und trotzs aller Verhetzung von IsLl haben nach stchwigiger Streifdauer sich Arbeiter und Arbeitgeber friedlich ger­einigt — in England — und morgen beginnt die Koh­­lenarbeit wieder. Die Urabstimmung ergab einen unge­­heuren Sieg der Friedenspartei und so ist anzunehmen, daß, von Unerwartetem größten Stil­ abgesehen, in der englischen Politik wieder eine neue Note auftaucht. Eine Umgruppierung erfolgt, um mit unseren Kriegs­­berichterstattern zu sprechen. Im der Bergarbeiterfrage war gewiß der psycho­­logische Moment gekommen. Ob er auch in der iris­schen Frage kommt? Jet, bad fommt? Wir erinnern und, daß England die irische Ansel nicht freigeben kann. Jeder Feind Englands hätte den Hebel in der Hand, wo er spielend das ganze Weltreich unter­wirft. Schon lange begnügt sich England mit der bloßen militärischen und Außenkontrolle Irlands. Daß diese zwei so prastischen und so verwandten Völker nicht zur Einigung kommen künnen, das verschulden „Gefühle und Erinnerungen”. Irland wurde nun einmal tatsächlich Hunderte Jahre von England „­ausge­­powert“, wie der schöne Börsenausbruch jagt und die blutige Unterdrückung der toten Jahre ist wohl uner­­hört in der Geschichte unterdrückter Völker. Und es ibt noch Leute in Prag, ‚die meinen, Tschechien sei in Oesterreich unterdrückt gewesen! Doch das nebenbei. Wenn wenigstens die ganze grüne Imsel einheitlich­­ wäre! Aber auch Hier steht neben den zwei Drittel kathofischen englandfeindlichen Iren das Drittel protes­antischer Ul­terleute, die aus Gegenzug gegen ihre Inselgenossen anglophil sind. Auch hier die nacht zum Biele gelangte Reformation Anlass der Zerstörung! ran vergebe mir die vielleicht vielen Lesern blasphe­­wisch vorkommende Ansicht, daß die nicht zum Biefe gelangte deutsche Reformation der erste Grund zur heutigen deutschen Schwäche is. Wie anders stünde heute das deutsche Volk da, wenn entweder Reformation oder Gegenreformation gesiegt hätten. Ich will sogar zugeben, das der vollständige Sieg der Reformation dem vollständigen Sieg der­ Riegenreformation vom natio­­nalen Standpunkte aus‘ Darzuziehen gewesen wäre! Wir sehen­­ am jugoslavischen Bolfe, wie national zerstörend er ist, daß­ die orientalische Glaubenstren­­nung das jugoslavische Wolf zerrn­. Auch hier ist der nichtkatholische Volksteil der national: stärkere, aber das jugoslavische Volk wäre al­katholisches Vogt doch noch immer stärker a­ls heute in seiner Zerrissenheit und trog des durch den nicht­katholischen Glauben ver­­­stärkten nationalen Willens der Serben ist. Das anti­­serbische Attentat auf den serbischen­­ Thronfolger an Vidovdan, eine deutliche Folie zu jenem Attentat von 1914, spricht Bände... . vielleicht: tommt s jegt in Irland zur Einigung. Der nordirische und der füd­­irische Führer, Craig und de Valera, werden ja doch einmal zusammenkommen und Lloyd George viel­­leicht sein zweites Meisterfi­dd machen. Schon 1882 verhandelte Gladstone mit­­ in der gleichen An­­gelegenheit. Und wie Habsburg den Magyaren die Konzessionen immer einen Gedanken zu spät machte, gings ja auch in England. Die britische Reichskonferenz verhandelt wegen der japanisch-amerikanischen Frage, wegen der Nützungen und wegen der Aufteilung Chinas. , Australien und New­ Zeeland haben sich für Japan ausgesprocen, Ka­­nada dagegen ist reserviert. Er lauscht auf die öffent­liche Meinung seines Landes und die ist wohl­ anti­­japanisch. Kanada verweist dann auf seine dem Neiche geleiteten Dienste, auf seine passiven Eisenbahnen, auf die Nähe Washingtons, auf die japanische Einbürge­­rungspolitik, welche in Ajssimilation verbunden ist. Aber die zu­ erwarte­nd­en und China gleiten Zerfahrenheit Italiens recht gegeben. Frankreich errauert den Sturz eines seiner treuesten Ritter, de­ ‚Grafen Sforza, und es zeigt sich, daß Frantophilie a tout prie fih nicht mehr auszahlt. Baderemsti, Sforza, Venizelos liegen unfriedlich nebeneinan­­der, wogegen der schlaue Benesc aus der Kutte ge­­sprungen und umso lebendiger it. Möge Herr Io­­nescu, dessen die Nachfolgerstaaten so dringend be­­dürfen, bedeuten und endlich jagen: vestigia­ter- Ten ER · Italien hat ahklose Ansprüche Es stößt aus Frank­reich, auf Sugoslapien, England. . . gönnt, vor­ na­he der Schweiz den Kanton Tessin nicht mehr. —. In Marokko sind­ Spanien und Frankreich scharf aneinandergestoßen.Frankreich scheint inder­erhands und hat den Sultan gewaltam in seinen Schus genommen. Polen bezeichnet in einer militärischen Statistik von den 4408 Kilometern seiner Grenzen 3385 als einer militärischen Defung bedürftig. Auch die tschechisch­ 60 Divisionen will Polen erhalten, wo Oesterreich-Ungarn mit fast­ doppelt so vielen Einwohnern 48 Divisionen hatte. Aber Polen ist auch schon nach allen Seiten Krieg geführt und bedroht sich mit allen seinen slavischen Nachbarn. W ist die flavische Brudernation geblieben? ‚In Abwesenheit eines außerordentlichen großen Zeiles seiner Volksvertreter hat sich Ingoslavien seine Einheitskonstitution gaben, um den Kronprinzen und Bafic noch eletrisch beleuchtet: So dachten es die Politiker nicht, die am nbe .1218 die der Bombenwurf gegen dort bereit. Der ,­ n««f« »ist .», ind­es Auiwunat verat, Jungchina isis ebenso wsiesch die nl re" 2 blieben. Da­ hat nun Amerifa von einem anglo-ameri­­kanischen Bündnis gesprochen. Lloyd George sprac­h von Freundschaft. Was ist Freundschaft, wenn Liebe verlangt wird? Dente nur jeder an seine Knaden­­tage und false den Unterschied! Und in tiefsinnigen Worten haben Südafrika und Ne­w-Zeeland zu einem Dreibund London-Washington-Totiv geraten. Interessen­­teilung und dann Abrüstung. Schönes Programm. Freilich nur für die drei. Die anderen können ja in Genf beraten. Belferbund! « Wenn man d­­ese Probleme betrachtet hat,sieht­ man so recht,wie wenig Weltmacht Frankreich ist.Seine Interessen laufen in Deutschland und einiges hat Frank­­reich in Syrien zu suchen.Es liebt seinen KemaV wie wenn er Venizelos oder mindestens Korfanty wäre.Deutschland verlangt alstand für die ver­­beserte franko-deutsch­e Lage und für die geleisteten Zahlungen Aufhebung der Sanktionen. Kann Briand dies vor der unverantwortlichen französischen öffentlichen Meinung verantworten? Erreicht­ er nichts für Wirth, stürzt dieser und Stantreidh hat seinen besten Trumpf verloren. Wie der Militarismus in Frankreich gearbeitet set, erkennt man so allmählich aus Einzelheiten. Die­eutnants Hardulin und Milan wurden wegen Seigheit auf Befehl der Vorgejegten ohne Urteil hinge­­richtet. Man denke, was es bedeutet, wenn Offiziere niedergemacht werden! Die französische Kammer hat mit 412 gegen 184 Stimmen einen Schleier über Die Affaire gezogen. Eine Folie zum Kriegsverbrecherprozeß: in Leipzig. Vorläufig vermitteln Loudeur- Rathbenau noch immer eine franko-deutsche Zu­­kunft. ‚Rugwitchen hat f ; der Wölkerbund zweimal bla­­miert. In der schwedisch-finnischen Frage der Aaland­­insel hat er dem Flaren Willen der Bevölkerung wider­­sprochet, wie wenn es fi um Deutsche handeln­­w­rde. Und tatsächlich ist ja nächst Deutschland Schweden, in Paris und Genf am unpopulärsten. Seinem albanischen Mitgliede hat der Völkerbund die Hilfe gegen Griechen­­land-Jugoslavien verweigert, da ja der Nat der Bot­­schafter Die Frage‘ bearbeite. So der Völkerbund oder der Nat der 4 (the big four) das Weltgewissen? Da­­bei fielen für Griechenland manche Geitenhiebe halb­­offiatde ab, Serbien kam besser weg. Serbien hat eben eine bessere Note im Baris- Genfer Katalog als Griechenland. » »Wathab­en anbelangt,so hat der Sturz Gio­­littis uns die ungeheuere Schwierigkeit,ihm einen Nachfolger zu geben,mewer«Ansichten der kom­­s polnische Grenze ist dabei in Genfer Sei 9 "äss·-e"«e«g"e«n«"« e und­­ . dach-ten?Wütend protestie et sontenegro,­­ schreien nach der Publik,die zerrissenen Slovenecs sind machtlos,da ihre besten Köpfennrhaltener sind.­ Man mag dies alles wie immer betrachten,man wird aber zugeben müssen,daß mit der Fesselung Deutsch­­lands und der Zerstörung Oesterreich­ Ungarns die Er­­oberung suchst und die Unterdrückung kleiner Völker der k Geschi ,te angehört.Leider der Geschichte der Zux­un...... — " Neues­ Aufflammen der Balkankämpfe. Von einem gründlichen Kenner der Vor-und Nach­­kriegsverh­ältnisse auf dem Balkan gehen uns die nach­­folgenden Ausführungen zu: Die Lage gleicht auf ein Haar der des Jahres 1912, Serbien Hat für Juli bis Oktober, seine Reserveoffiziere ein­­berufen, Bulgarien erzittert unter kommunistischen Wellen, in Albanien, im Westen Serbiens, und im Ostten Serbiens wütet der Bandenkrieg. 5 Semwolzfi, der als russischer Außenminister der Vater de­s Balkanbundes war, nachdem der russische Diplomat Ignatiew ihm in den Sechziger- und Siebzigerjahren vor­­gearbeitet — „Vater aller Lügen” nannten die Türken diesen Intriganten — hatte im Jahre 1908 in der russi­­schen Duma erklärt, „daß Rußland den Zusammenschluß von Serbien, Montenegro und Bulgarien unter­einander und mit der Türfei zum Biele seiner Politis gemacht habe“. Diese russische Politik ist tatsächlich der Urfeim der Welt“­frieger geivesen, aber jedermann weiß, wie die nationale Eifersucht der Heinen Balfanstaaten den russischen Plan zunichte machte, Bulgarien und die Türkei an die Seite der Zentralmächte führte, in Albanien einen neuen Staat schuf und wie schließlich die Entente das Webtergewicht Ser­­bien-Kroatiens stabilisierte. Griechenland, in eine türken­­feindliche Linie gedrängt, liegt im schweren Kampfe mit den Nationaltürfen Kemal Pajchas. Bulgarien hat troß seiner schweren Friedensbedingungen jeit eine überraschende Aktivität entmwicelt. Der Bolschemismus dieses Bauern­­volkes it durchaus nationalistisch und lediglich Brücke, um ein größeres Biel zu erreichen. Die­­ überzeugtesten bulgarischen Nationalen arbeiten mit dem Bolschewismus genau so, wie Kemal Pascha. Die Allianz zwischen Türken und Bulgaren ist Tatsache. Unter Anlehnung an Rufe­land: Diese Allianz richtet sich gegen Griechenland, gegen die Entente, vor allem Aber gegen die serbische Vorherrs­­chaft. Und der Kleinkrieg hat begonnen... Hier greifen, disziplinierter als vordem, die Albaner ein. Zum erstenmal ist es der Regierung von Tirana geglüct, alle drei Gruppen der Albaner, die mohammeda­­nischen, die römisch-katholischen und die griechisch-orthodoren »­ ­’.­." ..­­2 e

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