Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. Oktober (Jahrgang 49, nr. 14801-14826)

1922-10-01 / nr. 14801

| ' | | | | ji | ir · — -— > Einzelne Nummer: Leu 1— er | SB ‚ASTRA SERAH | F En = Re Deutsches Mucmgsr.zu Verwaltung Nr. 481. für Hermannstadt: shne 3 De­ins, ı 370 monatli . vierteljährlich» mit dung monatli :.. . Lei & vierteljährlich . . a —­­mit Rostversendung für das Inland: er: . Lei 70 °— Halbjährlich „140 — “Hermannsabt, Sonntag 1, Oktober 1922 Bezugsbefreiungen und Anzeigen übernimmt außer der Hauptstelle Heltanergasse Nr. 23 jeder Zeitungsverschlei­b Einzeigenvermittlungsstellen des In- und Auslandes für Aft Rumänien,Bessarabien Dobrudicha u. Bukowina bei Friedrich S. Bendek, Bukarest, Str. Gen. Berthelot 19 Anzeigenpreis: Der Raum einer einspaltigen Petitzeile Tostet beim jedess­­­maligen Einrüden bei 3 °— Bei größeren Aufträgen entsprechenber Ares­i t täglich, mit Ausnahme der onar und Belriage . | Be­s­­ « Boliti und Birtschaft alle Ein RERHENDE? Brief aus der Tichecho­­.­. Brünn, im September. Die ersten Wahlen hatten 31 deutsch-bürgerliche Abge­­geordnete in das­ Abgeordnetenhaus der­ tschechoslowak­ichen Nationalversammlung gebracht, welche sich auf fünf Par­teien (Deutsche Nationalpartei, Deutsch-Demokratische Frei­­heitspartei, Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei, Bund der Landwirte, Deutsch-Christlichsoziale P­artei) ver­­teilten. Diese fünf Parteiflubs­ fehloffen sich im deutschen parlamentarischen Verbande zu einer s taktlichen Einheit zus­­ammen, in deren Leitung die Obmännner der einzeln­en Au­s tagung gemäß, wechselten. Die Politik des Verbandes wurde in nationalen Fragen von der in dieser Richtung tabifalen Nationalpartei, im­twirtschaftlichen Fragen von der Deutsch-Demokratischen Partei beherrscht. Die Deutsche Nationalpartei, der sich überraschender­­weise auch der frühere Demokrat Dr. Lodgemann anschloß, um sofort ihr Führer zu werden, ist national die Erbin der Deutschradikalen des alten Oe­sterreich Wolf-Schönerer­­in d­en Kouleur. Sie trüpfte intime Beziehungen zu den ultranational-fonserbativen, monarchistischen, preußisch­­deutschen Parteien im Reiche an, verfolgte den Anschlas­­gedanken und orientierte ihre ganze nationale P­olitik auf den Zusammenbruch des Versailler und­­ Saint Germainer Friedenswerkes Diese Politik mußte daher zu negativen Verhalten im Parlamente führen,­­ es von selbst ansich loß. Bird der Partei ein scharf umrissenes Gegenwarts­­füifteprogramm, im allgemeinen ist sie font­nalistisch gerichtet und beißt für­ die wirtschaf derungen der Nachkriegszeit wenig­er a­u­ufsocht einige ihrer Abgeordneten, wie Dr. Medinger und­ Yeb­er, diesen Mangel längst erkannt haben, ist es ihnen bisher nicht gelungen, die Partei wirtschaftlich zu modernisieren, wohl Hauptsächlich deshalb, weil ihre Hauptsächlichen poli­­tischen Potenzen jedes wirtschaftlichen Verständnisses, das über Gehalts- und Lohnfragen hinausgeht, dar­ sind. Hier ist ein Tiefstand zu konstatieren, der mehr, als bedenklich, kimmt.­­ Ganz­ bunt zusammengelegt ist die Gefolgschaft dieser Partei. Deutsche Großindustrielle finanzieren New Staats und­ andere öffentliche Beamte, B: ‚Lehrer bilden den Kern ihrer Geistigkeit, di höheren Privatbeamtenschaft und des Bürg ihr das nötige Wahlgewicht. « . Am eigenartigsten ist die Stellung der Industriellen in dieser Partei Sie sind wie gesagt Ihre Finanziers aber eigentlich nicht so weiter denn ihr Geld herrscht nicht in der Partei, ihr LIutereffe, das­ doch höchst realpolitisch ist, dringt im ihre nicht doch, sondern es dient vielmehr die Gegenteil, den absolutesten Urrealitäten, dem Jar Sasha. Dies kommt daher, da unsere Industrie in ihrem Großteile noch iimmer meint, daß die Wirtschaft sein polis­­ches Gebiet sei, der Industrielle also als P­erform politisch nationalid­eal, als Geschäftsmann unpolitisch em­ natio­­nl, renttisch­­en Fünne. Bel Kita; mählt der Industrielle einen nationalen Heiße­­r, wirtschafte ", vereinigt er seine Organisationen­ mit rd diese unmögliche, aber hierzulande­­n Haltung farm man ‚auch handels und sozial ein Programm der Ausgleichung der Gegenfage durch Entgegenkommen des Kapitals. Nicht gerade hervorragend organisiert und eines populären Fäh­­ers entbehrend, hat sie, obwohl ihre Anhängerschaft sicher mindestens so stark ist, als die der Nationalpartei, bei den Wahlen nur wenige Mandate errungen,­­diese ‚aber mit derart ‘hervorragenden Köpfen berett, daß sie in wirt­­schaftlichen­­ Fragen im Nationalverband führend ist und ihre Stimme auch von den­ Tiechechen gehört und geachtet ist. Sie wäre geeignet, den Kern für eine große deutsch fort­­schrittliche Partei abzugeben, wernn sie einem großen­ Führer fände, der die Organisation einer Partei des allgemeinen Wahlrechtes verstehen m wü­rde. Ihr größter Mangel ist, da sie den Wert der Preise bisher in der Praxis vollkommen vernachlässigt hat, seine wirklichen Parteiorgane besagt. Der katholische Klerikalismus, eine aus Oesterreich sei­­nerzeit in unsere Lande importierte politische Richtung, welche ebenfalls im Kompromißswege einige wenige Mandate errang, steht in allen die religiösen Steressen nicht be­­rührenden politischen Fragen auf dem Standpunkte der demokratischen Fortschrittspartei, während sie wirtschaftlic ein­ bürgerlichsozialistisches Kompromißprogramm verficht. Die Deutsche Landwirtenpartei endlich, die stärkste ‚bü­r­­gerliche. Partei, ist­­ politisch fortschrittlich, wirtschaftlich streng, agrarisch und stand national bis in die jüngste Zeit am rechtesten deutschen Flügel; sie spielte mit­ dem Gedan­­ken einer deutsch-tschechischen Verständigung, ließ die Fäden zu den tschechischen Varatiern nie abreiben, und ihre Kühre ae 7258 ee­i­ne raue, al ’ er kr der tschechischen Mehrheit erschöpfte. Die einzige positive Aktion des­ Verbandes war eigentlich die Aktion im. der Kriegsanleihefrage, die die Negierung zwang, wenigstens mit Gelegentwürfen über die Einlösung der­ Kriegsanleihe vor das Parlament zu­ treten und so diese Frage lobend zu erhalten. Dieser Erfolg war­ auch­ der einzige, der starren­ Win­ball in der deutschen Bevölkerung fand, die es der Politik­ ihrer Vertreter gegenüber. echt und Ni damit i­n fih ı­­ werden, wenn sich den, zus entjehbrgerlichen Ber ‚die ei­ne­ziehen nicht oh in fepter Stunde eines Bejlern besinnen. Diezu besteht aber derzeit, wenn auch Präsdent Masarys gerade jecht einen neuerlichen V­erständigungsversuch unternimmt, wenig Aus­­sicht, weil die Hilfslosigkeit der deutschen Staaten dem tschechischen Chauvinismus neuerlich den Rüden gesteift hat. Im Suni hatte er­ noch den Anschein, als ob im deutschen Nationalverbande der Radikalismus isoliert wer­­den oder eine reinliche Scheidung zwischen Radikalismus und Aktivismus eintreten würde. . Im Juni hatten sich männlich die radikals nationalen Abgeordneten mit den Abgeordneten der­ Deutschen Arbei­­terpartei zu einer engeren deutschen Kampfgemeinschaft zu­­sammengeschlossen, die Wählerschaft der reiteren Partei aber gegen das Aufgehen in einer­ ausgesprochen bürgerlichen Battei, wie es die erstere ist, Einspruch erhoben. Deshalb schien die ganze Aktion­ verfehlt zu sein, und diese­ An­­sicht wurde auch von den gemäßigteren Mitgliedern der Nationalpartei selbst geteilt. Nun ist aber diese nationale Kampfgemeinschaft nicht nur Wirklichkeit geworden, sondern es schließt sich ihr auch die Deutsche Agrarpartei an und Die übrigen bdeutschen Parteien dürften­ folgen, ihr gemäßigtess nationales Pro­­gramm ebenfalls über Bord werfen und sich zum ab­­soluten nationalen Radikalismus befehlten. Diese Entwickklung, welche die Richtung, die das deutsche tschechische Verhältnis beim Antritte der Regierung Benesch zeigte, direkt in sein Gegenteil verkehrt, Hat nur zum kleinsten Teile rein politische Ursachen, entspringt vielmehr fast ausschließlich aus toirtschaftlichen und wirtschaftpoli­­tischen Quellen. Der­­n­olitisch wirkt die Enttäuschung, die das Regime Bensiek den Deutschen bereitet hat. Von ihm erhofften Die­ Peuten ein "Augen der in Schikanen, Ver­­ständnis für ihre ı nationale­n smd ein ER Ent­gegenkommen in kulturellen Fragen. Diese Hoffnung, die auch der Berichterstatter teilte, wurde nicht nur­ enttänscht, ja die Situation der Deutschen verschlechterte sich­ bedeu­­tend, und sie schreiben diese Verschlechterung direkt auf daas Schuldfonto des Ministerpräsidenten, der, sie im den legten Monaten fast willenlos von den Drahtziehern der, politi­­schen, tschechischen VBlodparteien, der Pietka, und­ Schlepptau nehmen ließ.. Da sich ‘Beneich als Ministerpräsident seit Monaten im statu demissionis befindet, ist es allerdings ganz natürlich, daß er, mit der Außenpolitik mehr als beschäftigt, die inneren Angelegenheiten vernachlässigt. Insbesondere das legte Fiasso in der Kriegsanleiher­frage zwar 3, das Dieses­­ Versagen der Regierung grell beleuchtete und dem Auftast zur Radikalisierung der deuts­chen Wählerschaft bildete. "Sodann kam der Sieg des W Bodenamtes, das aus­schließlich von den tschechischen Agrariern und Sozialisten beherrscht wird, in der Frage der Verstaatlichung des Wald­­bejiges, des großen Grundbesiges insbesondere an­ den Grenzen, die "durchwegs im heuten Siedelungsgebiete liegen. Die Regierung bemühte ich allerdings, dieser Maß­­regel ein twirtschaftliches Mäntelchen umzuhängen, indem sie auf die Ertragfähigkeit unserer Wälder hinwies, allein die Deutschen, vor allem die deutschen Bauern, empfanden diese Maßregel als einen Versuch, den angestammt deutschen Be­tichechiich zu duch­ießen, ihre geliebten deut­­schen Berne an tichechifie em. ıh In An­grenzon am bi8 Sites unserer Währung angegeben und Diefeg auf siche Maßnahmen der Me zuclid­ie wie Die Deiffsche NErW, zu treffen, un so die standafraft der. Deutschen zu national weniger widerstandsfähig zu Ca isl sicher, daß, die. Regierung in der, dem Tschechen­­see die wirtschaftlichen Zustände in­ der. Republik überaus; rosig geschildert hat und durch ihre schönfärbende Propaganda die Aufmerksamkeit der aus­­ländischen Spekulation auf­ unsere Währung gelenkt hat, allein die Schlußfolgerung, daß diese Aktion bewußt gegen die Deutschen gerichtet war, ist wohl­ irrig. Aber die Massen der Deutschen werden an dem Glauben, daß die SKrife gegen sie inszeniert wurde, festhalten und durch ihn vollends radikalisiert werden. Wie­ weit diese der Verzweiflung ent­­springende Stimmung schon gediehen­­ ist,­ zeigt wie ein Sanale die legte Rede des bisher so überaus gemäßigten Bauernführers Krepel, der am 10. September in Leit­meriß sagte: „Unser W­olf Hat nur ein Mittel in Diejem Staate, wo alles: verfagt, was Ge­­ rechtigkeit heißt: das ist der Kampf. Es ist der Kampf ‚geboten, es geht um die Erifteng Wir werden in die zukünftigen Kämpfe nicht nun‘ als deutsches Landwolf, sondern als Vereinigung sämtlicher bürgerlichen Parteien eintreten.” Das Program­m dieser Gesamtkanmpfgemeinschaft wurde auf den am selben Tage in Troppau und Teplitz abgehaltenen Parteitagen der radi­­fafen P­arteien‘ dahin‘ formuliert, daß das Schwergewicht des Kampfes des deu­tschen Volkes der Republik aus dem Parlamente in die Wahlbezirke verlegt werden soll, weil nicht auf dem Boden des "Parlaments, sondern­ nur im heutigen Siedelungsgebiet selbst durch die große Masse der Bevölkerung ein erfolgreicher Widerstand gegen dpn deutschfeindliche Shitem geleistet werden kann. Dieses Programm wird nicht weiter ausgeführt, allein die politische Geschichte des alten Oesterreich, in den Kriegs­­jahren zeigt und wohl an, mit welchen Mitteln der Kampf in den Wahlfreiien geführt werden dürfte. Es werden wohl dieselben sein, die vordem die Tschechen zur Unterhöhlung der Habsburgermonarchie antwandten. Kühl denkenden Köpfen will allerdings diese Wendung der Dinge nicht behagen, denn die Deutschen scheinen da einen Kam­pf zu beginnen, den sie derzeit und auf lange hinaus nicht gewinnen können. Außerdem besteht bei der eingelebten Gleichgültigkeit der Vielen gegen sprachliche, kul­­turelle und nationale Güter die eminente Gefahr, daß die jlonafei. A­­rbeiter partei i­­bertiegend ? abange refften und Hein­ a Be zu ertt ich zu sehwach, den Sozial. ‚richert ernstlich Fonfur- IT asertei der. Snjel­­ie „sie wie dead Han­­rw, Anhängerschaft Traft den Meere der Ar- Ar: der In fre . volfe eigenen =

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