Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. Dezember (Jahrgang 49, nr. 14853-14877)

1922-12-01 / nr. 14853

« \ EEE EN Fe EEE ER ae Cop ER 1: = = - HEL-» RN # .. + “. mb dB Hermannftadt, _ Königin Mariastraße Pr, 28 Fernsprecher: Söriftleitung Nr, für Hermannstadt: ohne ung­ing monatlich ... . Lei vierteljährlich... „ mit Buftellung monatlich..... . Lei 29—. vierteljährlich .. „ 8B— mit Bostversendung für das Inland: en. . Lei 86 — halbjährig ... „ 166 — Einzelne Nummer; Lei 2: Nr. 14888 | Siebenbürgisch-Deutsches Hermannsadt, Freitag 1. Dezember 1922 Bezugsbestellungen von Dier­aßzahe Re. 30. eder ngöverschleiß und gendermittlungastelle nme angeen ‚HirWiteuimänien,Bessarabien obrubicha u. Bukotehan bei Friedrich 8. Bendek, Bukarest, Str. Gen. Berthelob 18 Anzeigenpreis: Der Raum ‚gen einspaltigen Betitzeile Zoftet beim jedes­­maligen Einraden bei 3 ° — Rahagr­ee 49 Iahrgang Die Lage der neuen deutschen­­ Regierung. " (—f.) &8 liegen nunmehr genug Berichte, Kund­­gebungen und sonstige Nachrichten­­ vor, um sich­ ein Bild von der Regierung zu machen, welche­­ der­ 14. deutsche­­ Reichskanzler Dr. Wilhelm Ciuno dem Deut­­schen Reichstage und­ der europäischen­­ Oeffentlichkeit dargestellt hat. Freilich ist es sehr schwer, zu seiner fachlichen Ansicht in einer Frage zu gelangen, welche auch nur annähernd Herz und Gemüt so in Anspruch nimmt, als es die Zukunft des Deutschen Reiches it. Zurmbach sind die Schwierigkeiten und Hindernisse. Die Sorge für Ernährung, Wohnung und Bekleidung breitester Volkssehichten, welche durch die Wirtschafts­­trife Schwer gefährdet sind, Die Sorge für das Zustande­­bringen unerhörter Summen in Geld und Waren, wie die zahllosen Feinde ‚des Neid­es, gefragt auf juri­­­stisch und wo mehr moralisch anfechtbare Rechts­­“titel, sie fordern,­­ die Sorge für Die Einheit Des Reiches, welche wohlüberlegte feindliche Pläne und deutsche regionalistische Sonderwünsche bedrohen: all das hiert man, verschieden gefärbt und beleuchtet, in der Breite der Welt oft genug. Die größte Aufgabe, die die heutige und jede spätere­­ Deutsche Regierung zu erfüllen haben wird, findet man kaum irgendwo auch nur angedeutet u­nd das ist die Gewinnung einer der wichtigsten, unentbehrlichsten, zahlreichsten Re­­völkerungstlaffen für das deutsche Bolf. Die Stoberung der Arrbeiterflaffe! Wer es zustande brächte, den Willionen deutscher Sozialdemokraten, es beizu­­bringen, daß sich die Wohlverstandene soziale­ Demo­­­­tratie leicht einordnet in das Gefüge des‘ Bollsstaa­­tes, daß es si also gar nicht darum handelt, sich einer bürgerlichen Partei‘ unterzuordnen, sondern nur den falschen Propheten Marz durch­ einen anderen Schöpfer der sozialistischen Weltanschauung — und wenn es Laffalle sein müßte — zu erregen, wer Das zustande Brächte, der hätte begründeten Anspruch, dem ersten Kanzler würdig an die Geste gestellt­ zu werden. °­­ . · Ob Dr.Cuno der Mann dazu ist,läßt sich füg­­lich­ bezweifeln·Aber-er k’ann zu der Reihe der zu erhoffenden Kanzler gehören-welche den Weg»ein­­schlagen,·der zu preelischen Einigung des Deutschen DBol­es führt. Bei Betrachtung seiner Aufgabe muß von der, Situation "ausgegangen­ werden, ‚welche er von seinem Vorgänger, dem 13. Kanzler, Dr. Josef Wirth geerbt und zu dessen Grafschaft er jich­ benannt bat. Auch Wirth übernahm ein bitteres Erbe. Gr. unter­­zeichnete vorbehaltlos das Londoner Sittimatum, und erklärte ausdrücklich, Deutschland müsse seine­ Gegner durch Leistungen von der Aufrichtigkeit seines Wollens überzeugen, um so eine­ erträgliche Handhabung der Londoner Beischlüffe zu erreichen. Bald war die erste Soldmilliarde zustande gebracht, aber der­ Feindbund reagierte nicht. Immer drohender schallte es aus Paris, Oberschlesien schenkte man den Polen, die Sanktionen blieben. Und­­ im Dezember 1921 mußte Wirth Dod ein Moratorium erbitten, womit die Unmöglichkeit seiner Bolitit entwiesen war. In den 16 Monaten der „Er­­füllung“ fant die Mark derart, daß am Tage der De­­mission Wirthbs der­ Dollar 7000 Mark wert war, während er­ bei Wirths Regierungsantritt etwa 65 Mark gegolten hatte. Die Bank von England erklärte die Unmöglichkeit, einem Staate Kredit zu­­ geben, der unter solchen ausländischen Gefegen sch machte, wie es Bersailles und London sind. Die­ Pariser Bank­erkon­­ferenz bestätigte die Ansicht der Bant von England.­­ Immer näher kommt das Gespenst der Finanzkontrolle, ‚ärger als es die­ Bevormundung war, von der sich soeben das türkische DBd­E befreien will. * An 9. 3. -Wirths Streben kann nicht gez­weifelt ‘werden. Al­er was ihm fehlte, war zuerst die" Kenntnis der Psyche des Feindes, so daß er auf Gerechtigkeit und Aller­­weltversöhnung hoffte. Dann huldigte er einem „Op­­timismus, der große Werte beflügelt“. Von der Höhe seiner parteimäßigen Ueberzeugung verlannte er «­, daß das wichtigste Die Einheit gewesen wäre, die Ein­­heit des ganzen Dorfes. Wirthbs bekannter Ruf,­­ der Feind stehe rechts, seine Andeutung von bevor­­­stehenden Morden, die. um Mitte Oktober der Welt , bekanntgegeben wurden, haben furchtbar vergiftend gem­wirkt und es zeigt sich so, wie befangen und­ furz­­Das Kabinett Cunos steht auf der Grundanschau­­ung,daß man zwar»ohne d­ie Sozialdemokratie in Deutschland nicht regieren kann,aber ohne die deutsche Volkspartei au­ch nicht Die große Koalition war nun einmal nicht zu erreichen.Man streitet sich in der deutschen O­ffentlichkeit viel­ um den-Grund dieser starren Regation Die Sozialisten selbst sagen,ihre Ueberzeugung sei es,die Arbeitermassen würden eine Gemeinsamkeit­ mit der deu­tschen Volkspartei nicht ver­­stehen und es würbe dadurch die kaum gewonnene Ein­heit mit­ den Unabhängigen wieder verlorengehe. Bedenklich scheint es ihnen,dasz«sie mi­t’ihren 122 Mandaten nach der Kreinigung ihren Einflusszfichts barvern­jnderts­«ha"ben"und am bedenklichstm,«daß­ sie gegen die neue Negierung nicht einmal­ eine"scharfe Opposition werden so treiben können,dentzt-sonst müßte, dies Regietu­tg sich der Deutschnationaleoalkst­partei zuwenden, wovon die Gozialisten „bayerische Me­­thoden“ befürchten. .Es wird den Gozialdemokraten daher nichts übrig bleiben, als die Grnßregierung in den wichtigsten Belangen doch zu unterfrügen. Es ver­­gibt ss das groteske­ Bild, daß die Sozialisten nicht einmal mit einem­ Boksparteiler, die ‚Regierung bil­­den wollten; daß sie aber­ einer Regierung mit mehre­­ren D Volksparteilern ,paffine Unterstüsung gewähren müssen.. (Von den sechs parlamentarischen “Ministern gehörten je­ gfrei. dem Zentrum, den ‚Dentofraten. und der Bolfspartei an. Von den sechs parteipolitisch nicht gebundenen M­inistern rechnet man zwei der. Bolfs­­­ partei, einen den P Deu­tofraten. Einen­ der bayerischen Bolfspartei zu und‘ zwei, sind Beamte.­ Wie­ viel’ es am ‚Zögern der Sozialisten ausmacht, daß sie, einer­­­ richtig_ Dieser Kanzler gemesen ist. Seine Freunde zweifelten an ihm und seine politischen Nachbaren leh­n­­ten es ab, unter solcher Führung eine auch nur pror­­isorische Einheit zu errichten. Daß gerade Dr.. Cund berufen wurde, it so un­­begreiflich nicht. Bekanntlich hat schon zur Kaiserzeit der Amtsvorgänger Cunos, Ballin, eine hervorragende Rolle gespielt. Schon damals bediente sich die Po­­litik der wirtschaftlichen Fähigkeiten­ dieses Mannes. Und nun, wo die Wirtschaft sich der Satsache bewußt wird, daß die Politit ihr zum mindesten nicht über­­geordnet ist, in einer Uebergangszeit aber, wie Deutschland sie fest durchmachen muß, entschieden Die Politik der Wirtschaft zu dienen hat, bis Die Zeiten sich bessern: in dieser Zeit mußte die Weffentlichkeit Guns gedenken. Freilich, ein tüchtiger, selbst ein ge­­nialer Wirtschafter Braut wo­r ein guter Politiker zu sein. D­onar Law und Chamberlain haben als Bositizer und nicht als Sirenindustrielle sich die Füh­­­­rung ihrer Parteien erkämpft. Zoucheur ist ebenfalls von diesem Sache und SHeriot steht nicht weit davon ab. Es ist die­ Trage, ob Stinnes auf politischem Ge­­biete gleich erfolgreich wäre wie auf dem wirtschaft­­lichen. Jedenfalls lohnt es, den Versuch zu machen, einmal einen wirtschaftlichen Fachmann nicht mehr als unverantwortlichen Ratgeber, sondern als verant­wort­­lichen Leiter arbeiten zu lassen. Die Antrittsrede Cunos hätte eigentlich Wirth an­halten können. Cuno legte den Ton allerdings etwas mehr nach, rechts. Wirth hätte­ mehr den Schuß der ‚ Republik‘ betont; G­uno benannte si, i­­e ein: sozialde­­­mokratischer, Redner bemerkte, „in, einem Relativtag“ ..». zuk-republikanischm«Vexfcgssiing;dwrokaiekhagsie-«Fischxxzpsstsszz. die nottwendige staatliche Autorität Eifrig­ swaer von wenigen Jahren vortragender Ratsz im Finanz­­ministerium.)Wirth hätte mehr von der Reichseinheit« gesprochen,C­unvanerkatxs nie mehr die Eigenart der Länder,­womit er vielleicht Bayern eine Verbeugung machen wollte.So hat Cunon irgendstärker angestofben, hat aber auch nirgend besondere Begeisterung er­­regt.Und doch hat er das gröszte Vertrauensvotum gefunden,das je eine deutsche Regierung erzielt hat. Die Opposition bestand in diesem Augenblick nur aus den etwa 10 K­ommunisten. Die Weltfreimdheit d­iesen Menschen zeigte sich auch­­ horn im ersten­ Augenblick. Euno hatte noch nicht das erste Wort ‚ausgesprochen, als von ganz Zints der Ruf fiel: „Der Aufsichtsrat der Stinnesgruppel* Der Zmwildenrufer ahnte wohl nicht, daß, gerade der Generaldirektor, der­ Hapag, Dr. &uno;.es war, der Herrn­ Stinnes aus Dem­­ Aufsichts­­rat ‚seiner Gesellschaft entfernt hat, weil Stinnes eine eigen­e Schiffsgesellschaft befist und Guno diesse Dop­­pelstellung für unvereinbar hielt. « feits die Not zu begreifen beginnen, andererseits ihren Anhängern nicht sagen wollen, die achtstündige­­ Ar­­beitszeit genüge nicht, läßt sich begreifen. &8 wird wohl so fein, wie es eben auch in Oesterreich­ ging. Die internationale Sozialdemokratie it nicht dazu be­­fähigt, positiv zu schaffen. Das „süße Brot der Oppo­­sition“, weniger poetisch, das underantiwörtliche Schim­­pfen, jagt ihr besser, zu und schadet dem ee Staate weniger, behagt besser dem an seinem Bolte nicht interessierten­­ Arbeiter und mahrt besser das Gesicht. Freilich nur solange, als es der Arbeiter nicht ‘erkennt, daß auch sein Schicsal von dem seines Bolfes unzertrennlich ist, wie Dies die Arbeiter aller anderen Bölfer schon lange erkannten. Man seie doch nur Die Er­lärungen der englischen Arbeiterpartei, die in uns geahnter Stärke ins englische Unterhaus gelangte und dort die größte Oppositionspartei sowie die Vertreterin aller übrigen Oppositionsparteien wurde.­­ In der Außenpolitik ist der Persönlichkeit des neuen Kanzlers sein großer Spielraum gelassen. : Berfailley, London, Cannes, die Reparationsnote vom 13. No­­vember 1922 schreiben ihm den Weg dar. Geine Sache wird Die Einigung der, Volkspartei und, der Sozialdemokratie sein, ‚der, Arbeitgeber und der Ar­­beitnehmer. 1918 war die Sozialdemokratie für das Ungladk politisch nicht verantwortlich. Nun hat sie vier Jahre regiert. Auch außerhalb der Regierung stehend, trägt sie die Verantwortung für diese Zeit. Blut wird von ihr verlangt, wie einst im Schagengra­­ben. Nun braucht es Schweiß. Für die Freiheit wird fest nicht gekämpft, nicht gehungert. Aun muß ger arbeitet erden. Der Titel „Arbeiter“ ei adelig wie bh w. Ge Mia, + Ale N­­­ie . 3­ ­­ 0 Parlamentsberichte, Die Senatsfigung, Bufareit, 29. November. Nachdem­­ gestern nach­mittags die Wiederwahl des­ Senatspräsidenten Pheri­­­yde "erfolgt ist, fand in der heute um.4 Uhr. eröff­­neten­ Senatsfigung die Wahl des Büros statt.­ Auf der Ministerbank figen Ministerpräsident Bratianı und die Minister Bamı und Anabelesen. Es wurden ge­­wählt zu Vizepräsidenten ©. D. Di­itriu, der Ergptie­­rer ©. 9. Popovici, ©. 9. Lascı, Grigori Bafılin und ©. Vassileo-Sereci. Erzpriester Popovici dankt dem Se­­nat für sein Vertrauen. Zu Sekretären wurden­­ ge­­wählt: N. Codlarevuc, 3.,N. Cofoiu, Dir. N. Hasnafı, Spiru, D. Laltı, I. Moldovan, Nitulesen Sima, Son Pecurariu und ®. Tomoff. Es folgt dann die Wahl der Duaftoren und, die Auslosung de Chirates in die fünf Kommissionen. Skhilufi der Sigung um 7 Uhr abends. j Die Kammerfigung z Bukarest, 29. November, In der heutigen Kam­­merfißung ersceint die Mehrzahl der Negierungsmit­­­­glieder. Den V­orjitl­ führt­ der gestern­twiedergätwährte Dorleanu, der­ eine Trauerfitung zum Andenken an Vasile­­ Zucasiu eröffnet, Ministerpräsident Bratianı Hält eine Gedenkrede, in der er die gro­p tomiänifte Seele des Verstorbenen rühmt und Die Opfer, die er’ der natio­­nalen­ Sache und den Vorarbeiten der Bereinigung der Nation gebracht hat. Er beantragt, dem Verstorbenten ein nationales Begräbnis zu veranstalten. Der Antrag wird angenommen. Borfigender Orkanu gibt eine kurze Biographie des Verstorbenen, in ‚demien, Die Verdienste desselben anführt. _ Er schliert mit dem Antrag, ein Beileidstelegramm abzusenden und in Namen’ der Kam­­mer einen Swanz niederlegen zu A. Eine Abordnung von jede Abgeordneten wird die Klam­mer beim Begräb­­nisse vertreten. Beonte Moldovan Br Bene der » Mehrheit, ebenfalls zum Gedenten Lucacius. Gavtile Trippon. spricht im Namen Siebenbürgen ® und als alter Kampfgenosse des Verstorbenen. Er erinnert an die rußmreichen Zeiten 8 Slaufenburger Memrandiumsg. Jorgu Toma spricht im Namen der Birkowinger, Josef Sandor im Namen der Magyaren. Legterer Führt aus, dass­ ein großer Kämpfer: ‚Fir. die. nationale vomdinische ade :gestorben sei und. erinnert an die Zeit des Slau­­senburger­ Memorandums,­­ toobei Lucacın, gelegentlich einer­ Kundgebung von­ der Menge zu Boden geworfen hatte: ES feber der Kaiser! wurde, weil er­ ausgerufen » « Stmdop befrezite dymsärs Lyxsaj d­u Hausk de Händen der ,­kleinen Bgrberfexks«qu«Egr’szlvss des h1jen Gegnemel Merer­ ix

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