Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. Mai (Jahrgang 50, nr. 14976-14997)

1923-05-29 / nr. 14995

& «= vi­lin Kernspieger: _P. T. »Asociasiunea« Fr "Museum für romänische Literatur und Kultur Sibiu — Hermannstad­t - Pflichtexempla Stadtpark Bieric­he Rünker­­i­­ > » — Siebenbürgi Deu aan Me friten at aeg in Bie Rena an den ehrt Srfaßtungen eines Banater Schwaben bei den Satmarer Schwaben, " das in Satmar ausgesiedelte heutsc­h­olonistendorf, kutziwegs Satmarer Schwaben genannt, war schon öfter Gegenstand folkloristischer Untersuchungen. Die­ bisherigen Untersuchungen ergaben, daß diese Kolonistengruppe aus der Nähe des DBodensees,­­darun aus Württemberg auf die großen, wüsten Liegenschaften der gräflichen Familie K­arolyi, zum Teil mit Gewalt, in allen Fällen aber mit nicht eingelösten V­ersprechungen zur Belebung, haupt­­sächlich aber zur Katholisierung Dieses Landstriches ange­­siedet wurde. 3 Diese heutigen Schwaben büßten im Laufe der Zeit­­ sehr bieles’von Alledem ein, was amı­ diesen Leuten wert»­voll gewesen war, und es gab kime Seit, wo sie nur givei Ziele kannten: weich zu merden und katholish zu bleiben. ‘ Nach dem Wechsel der Staatszugehörigkeit wurden diesem veddeten Volle neue Wege gezeigt­ . Im erster Linie­ war e g die neue romänische Behördenorganisation, die dem­ vollständigi, vermag parisierten Rolfe dem eg­gum - deitsehen Wiederertrachen ebnete.­­ Es ist ‚aber der Gedanke nichts abzuweisen, daß die Initiative, eber weil sie. Von dieser­­ Seite fam, ein taftlicher­ Fehler war. Ein for berkliches Erwachen ist ein empfindsames Ding und " wer­ an“ solhe, sich: wandelnde Volksseele, mit gieriger Hand greift, Wird­ Biel­ mehr iHaden, als fügen. Das trog­­dem bie und da. geichjie ‚Gefolge gezeitigt wurden, Das liegt «freilich. [con An der Natur eines bloß materialistisch denkenden Boltes. Per Obrigkeitsbegrif war den Schiwa­­ben zu jeder Zeit etwas Autoritatives,­ und wer einmal der sonderbaren Einheimung pindologich auf den Grund gehen will, daß dieses katholisch-deutsche Koloniften voll, mo immer es: hinsam, so leicht und so rasch sich feiner Sprache und feiner Ueberlieferungen begab, dem wird die übergroße Neigung zu Unterwürfigkeit und Gehorsam­­keit den besten Schlüssel an die Hand geben. So war e83 zu deuten, daß die romanischen Bestrebungen, an der Grenze eine lokale, deutsche Grenzbevölkerung wiederher­­austeilen, manchen Ortes Widerhall fanden. Der Träger des Magdarisierungsgedankens im schwä­­bischen Bolfe ist und bleibt die Kirche und speziell An diesem Gebiete darf man der Annahme zuneigen, Daß viele k katholische Geistliche, nötigenfalls Tanı man auch) mit Namen dienen —, die maghyaritfche Gesinnung mit der Tatholishen derart identifizierten, daß sie Die Tegtere außerhalb der ersteren durchaus nicht mehr für möglich hielten.­ Man findet sogar Geistliche im­ Satmarer Fa­­‚ taholischer Klerus, die, obwohl sie tagtäglich die Allge­­meinheit und­ Universalität der katholischen Kirche predi­­­gen, sich teogdem ‘Bloß als ‚magyarische Priester­ fühlen, und das "Katholische, „das­­ W Allgemeine, das Universelle weit Hinter sich liegen lassen. A­ur aus die­ser Gesinnung heraus ist nun der myste­­riöse Buchhandel zu verstehen, der im Jahre 1921, Burg vor den Tegten Wahlen in Satmar abgeschlossen wurde. Wie schon erwähnt, konnten­ die rumänischen Bemühun­­gen, die Satmarer Schwaben um ihre deutsche Abstammung an erinnern, geriwinte Stfolge­n aufweisen: Diese Wahr­­nehmung rief in der katholischen G­eistlichkeit, zum Teil auch bei der katholisch-konfessionellen Lehrerschaft, die größte Bestürzung hervor. Man muß sich einem vergegenwär­­tigen: Briester und Lehrer, * wenn au zu Mo. 9. deutschen ursprunges, beherrschen die deutsche Sprache nicht im geringsten Maße, und welche Kluft müßte sich notgedrungen zwischen Volk und geistlicher Führung auf­­tun, sollte das Bolt auf einmal wieder deutsch werden. Es Wurden Abwehrmaßregeln getroffen — kein­ Wunder, waren doch Geistliche und Lehrer im ihrer nahten Szistenz bedroht, gar nicht zu sprechen vom der inneren, seelischen Beh­affung. Zu diesen Abwwehrmaßnahmen gehörte nun der Pal, der einerseits zwischen der katholischen G­eistlichkeit, an­­derseits z­wischen der Liberalen Regierung abgeschlossen wurde. Der rührige, schlaue, politisch weit deutende Stell­­vertreter des altehrwürdigen, sehr wenig aktiven Bischofs Tibor Bornemisßa, der schwäbische Domherr Hamon, der eigentliche,­­in seiner Machtstellung unumschränkte Leiter der Diözese, dem vermöge seiner irredentistischen Gesin­­nung auf allem möglichen Wegen, freilich vergeblich, nach­­gestellt wurde. Dieter Herr meldete sich plößlich als Libe­­raler Kandidat für eine vor dem Wahlkampf stehende "Bartel, die art aetehinen gesellhaftlich­chätigen Kan­­didaten in diesem Gebiete große Not hatte. Der Preis, den die liberale Partei für diesen — man darf wohl sagen — sehr gewagten Schritt des ehrgeizigen Domherrn bezahlen mußte, war ein geringer. Die Regierung mußte darauf verzichten, die Satmarer Schwaben weiterhin an ihre Deutschtum zu erinnern. Dieses arme, unglückelige Bolk­also weiterhin in dem maghyarisierter Zustand zu belassen, bei ihm die magyarische Unterrichtssprache wei­­terhin zu dulden, und — was eigentlich von romänischemn Standpunkte das Opfer war, — um der romänischen Grenze ein irredentistisch­ beeinflußtes D­orf zu haben. Dieser Ball­ war sein geheimer, Herr Domherr Hamon mußte den­ Inhalt dieses Paltes, um vor seinen Seistlichen nicht ganz unmöglich zu­­werden, vor einer großen Ber»­a ( öffentlic) preisgeben. Cs Tam­mun, wie im der ars poetica die Entwickk­­lung einer­ Tragödie vorgeschrieben ist.: Legt erleben wir den vierten Akt, im dem das grausame Schicsal des Hel­­den,­ das unabwendbare­­­erhängnis sich erfüllt.­­ Das magharisch erzogene, zum Teil schon magparisch sprechende, im Unterbewußtsein aber seiner deutschen Abstammung stets­­ bewußte Schwabentum begann ich von selbst, ohne Äußerliche Ermunterung zu­­ regen,­ latente Kräfte feßten ein. Das schmähische Dorf in Sat­mar­ verlangt aus innerem Drang nach Regermanisierung. Wer die Bollsprache Temnt, hätte dies voraussehen müssen: "Der frivole Kuhhandel, den ein hoher Würdenträger der katholischen Kirche mit einer bedrängten Regierung, abgeschlossen hat, hat dem Schwäbischen Bolfe die Augen geöffnet. Mit einem Schlage wurde x bolf ‚fi be vuß Bahn Ba ee 6, 5 au­f ov Ba nun nn. ae unerwartete, aber durch die­ verratene Bolfsseele lautgewordene Ruf ins Banat: „Kommt, Brüder, und nehmt uns «auf im Sure: deutsche Dolisgemeinschaft!* So tamen Ausgesandte des DBana­­ter deutsch-hHmwändischen W­alfsrates nach Satmar und füne­nen vom erstaunlichem Erfolg, von einer erwachenden Volksseele jubelnde Berichte der deutschen Welt verkünden. So geschah es, daß ein Mant, seine deutsche Abstam­­­mung verhöhnend und der Menschenwürde seiner Gläu­­bigen vergessend, eine Rechnung ohne den Wirt machte. Die im Verlaufe von 5 Tagen im Erdöd, Beltel, Schein­­dorf, Send, Megöpetri neugründeten deutschen Ortsge­­meinschaften, die Begeisterung, mit der man das deutsche Wort wie einen­ Regen nach langer Dürre aufsaugte, und die Vorwürfe, warum man so lange gezögert hatte, or­­­ganisatorisch einzugreifen, all’ diese Erscheinungen meißeln ein Monument der deutschen Treue zum Mutter­­polte, eine neue Säule der deutscchen Nation in­­ Groß- Rumänien. 68 Liegt nunmehr bloß an den Führern­ der DBanater Schwaben, das recht­ge Werf ganz unter Dach zu bringen. Die amerikanisce Brefse zum Kampf um das Ruhrgebiet. Für die Entwickklung der Ereignisse, die­ durch die französische­ Gemaltpolitik im Ruhrgebiet in Fluß ge­­bracht wurden, ist es von besonderer Bedeutung, Die Stimmung kennen zu lernen, die in Amerika diesen Ein­­gängen entgegengebracht wird. Von befreundeter Seite werden uns auf Grund der Aufläse amerikanischer Zei­­tungen einige Stimmungsbilder zur Verfügung gestellt, die darüber in entsprechender Weise unterrichten. „Free Pre -pening Buletin Winnipeg* shhreibt: Wie die allgemeine amerikanische öffentliche Meinung — mit Ausnahme jener wenigen Blätter, die vollständig in französisschem Sahrmaster segeln — feststellt, wird es durch das gegenwärtige Vorgehen Frankreichs immer deutlicher, daß­ die Propagandareife Ciemenceaus nicht nur der Stimmungsmache gegen Deutschland diente, sondern dazu bestimmt war, die amerikanische Oeffent­­lichkeit von der Notwendigkeit energischer Mittel gegen das­ „zahlungsunmillige* Deutschland im DVBor hinein zu überzeugen, sich sozusagen der amerikanischen Zustimmung zu dem jedem völkerrechtlichen Begriff­ bahnsprechenden Maßnahmen zu versichern, die von langer Hand beab­­sichtigt und­ vorbereitet waren.­­ Senator Hitchco Ed von Nebraska, früher Präsident des Ausschusses für­ äußere Angelegenheiten, der den Kampf um die Ratifizierung des Vertrages von Persailles im Senat für Wondrow Bilton von Anfang bis zu Ende te, ob auf seine bezüglich der Absichten Clemenceaus gehaltenen Re­­den im Senat, deren Richtigkeit Durch Die Satsachen be­­wiesen werde. Er sagt: Wenn Frankreich einen br 3 sandten in die Vereinigten Staaten, senden wollte, um die amerikanischen Sympathien zu gewinnen, hätte es einen geeigneteren Mann wählen sollen als Siemenceau. Seiner ganzen P­ersönlichkeit nach konnte er nur Schlimmes wollen, und es konnte ihm nicht gelingen, uns vom Gegenteil zu überzeugen... Wenn Glemenceau au nicht ein ausgesprochener Militarist ist als Boincare und andere, fo­l­gt er doch der Repräsentant der Auferst Karten Bolitif gegen Deutschland. Und so mißbilligte ich sehr den Cha­­rakter dieses Abgesandten Frankreichs. Und doch ist Glemenceau, so gewalttätig er auch war, doch noch mild im Vergleiche mit der jenigen Regierung: Stanfreichs. — Hitcheod: jagt. ferner: Yebt, wo PDeutsc­hland eine Repu­­blik ist, glaubte ich, Stanfreich werde­ verfichen, sich ‘mit ihm zu­­ versöhnen. ‚Ich möchte fest Glemenceau,’der bei ‚ung als getränste Unf­uld sprach, gerne fragen, warum Stanfreih Deutschland zu­ provnzierem fortfährt warum e8 Deutsches Gebiet mitten im Frieden belegt und warum 8 Dinge begeht, die Deutschlands Grolli und Rache zur Sorge haben müssen. Seine Behauptung, daß Deutschland, Rußland und die Türkei sich‘ zu einem gemeinsamen Ein­­verständnis zusammenschließen, ist wahr — aber Stanfreidh ist es, das sie dazu treibt. Im selben "Sinne. prach) Senator Borah aus‘ Idaho, der frühere unversöhn­­liche­ Republikaner. Er sagte wörtlich: „Es­­ gibt keinen lebenden Menschen, der mehr verantiwortlich wäre für das gegenwärtige Elend Europas als Glemencean. Er mehr als jeder andere ist verantiwo­rtlich für Die unmöglichen 3er­­na wei Bersailler Berivages.“­­— Eine Sonderdepesche­ aus Washington an die „Tribune“ besagt, daß sich die vereinigten Demokraten mit den un­­versöhnlichen Republikanern vereinigten im Angriff gegen­ die Rechtsgründe George Clemenceaus, die er vorbrachte, um das französische DBerhalten­ im Borbinein­­ zu recht­­fertigen. Seine Schilderung eines neuen­ Krieges, der von Deutschland, Rußland und der Türkei als DVBerbündeten gegen die Gntente geführt werde, wird als­ Bluff be­­zeichnet.­­ Unter­ dem Titel „Das französische Abenteuer“ schreibt „‚Manitobe Tree Pre Soening Buletin‘: Die Bewegung und das gewalttätige Vorgehen Frankreichs im Nuhrgebiet geht in den Weise vorwärts, wie sich s­olche Dinge stets entwickeln.­­ Die Franzosen unternahmen einen Schritt und finden das­­­rgebnis­ nicht befriedigend. Die Umstände zwingen sie, einen weiteren Schritt zu unter­­nehmen und dann einen dritten und vierten, bis sich der Weg öffnet zu Aussichten auf eine Verantwortlich­­keit und einen Berdruß ohne Ende. Die Franzosen waren erst einige Sage im Ruhrgebiet und sehen mußten sie fest­­stellen, daß ihre sorgsam ausgearbeiteten­ Pläne sich nicht ver­wirklichten. Sie mußten weitere Bedrohungen­ und er­­höhte Strafen erfinden, um ihrer Meinung nach zu dem Zweck zu gelangen, den sie im Auge haben. Derzeit ist die Grausamkeit des französischen Vorgehens so­ weit ges­chehen, daß sie bald auch von den ausschtweifenden Bhan­­thesien der Mitheber dieses­ Abenteuers nicht mehr, wird überboten werden können. Aber nicht, Stärke verrät: diese Art, Stärke ist ruhig selbstbewußt und niemals aus ihi wei­­send. Wir haben allen Grund anzunehmen, daß die­ ge­­steigerte Srarsamkeit ein Zeichen der Ohnmacht ist,­ das zu erreichen, was Bonicare und Konforten wollen. Das glorreiche Frankreich muß noch der Welt erweisen,­ daß es auch durchjegen kann, was es will. Wozu Hätte es denn sonst seine riesige, noch nie dagewesene Militärs macht. 8 Wird gut sein, den französischen und unseren Standpunkt nebeneinander zu Halten. Die englische Stel­­lungnahme war diejenige, daß die Nährbewegung, während sie einen Aufbau Gurppas unmöglich mache, Frankreich feine D­orteile bringen würde, die im Einklang stehen mit dem Wagnis, den Gefahren und der Kostspieligkeit des Unternehmens. Die Stangofen ihrerseits haben ich die Gefahren der DBejesung so­ gering als möglich ausgemalt und setten absolutes Vertrauen in die Möglichkeit der Eintreibungen. Sie verglichen mit Vorliebe­ ihr Vorgehen­ mit dem eines Berichtspollgiehers. Die unmittelbare Folge der DBeje­ Bing war die Befriedigung der gallischen Gitelfeit. „Man wird ein Ende machen mit der deutschen Verschleppungs­­politik“, das war die Zauberformel, die Poincare seinen Zandgleuten präsentierte und von der alles Heil für ‚Störenden ‘ Babi

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