Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. Juni (Jahrgang 50, nr. 14998-15022)

1923-06-10 / nr. 15006

I * « bir . ° . sschåflleimi misergu- Hermannstadt, Königin Mariastrage Nr. 28 Fernspieger: mit Beftpersendung das Inland: Einzelne Nummer: Lei 2 °— Rr. 15006 Hermannstadt, Sonntag 10. Juni 1923 und Anzeigen Gaeth Gieriafrube­­r Be­enoemlunge und ender mittl bed Sn und Aus rAltrumänien,Bessarabien - Obrubdicha u. Butowina bei Friedrich S. Bendek, Bukarest, Str. Gen. Berthelot 19 Der Raum einer einspaltigen eile Zoftet beim Bes­eich den Are Bei größeren % entsprahender Rahlaß­­ne 50. Jahrgang .. Pie Berlaffiung Siebenbürgens. (H. BL.) Bor einigen Wochen führte mich ein Aus­­flug in das Zibinsgebirge. Am frühen Morgen stiegen­­ wir nach einer Gewitternacht den Presbawweg talab, der früher glatt und unwohlgepflegt wie eine städtische Prome­­nade den Buchenwald durchzog. Der einst so­­höne Weg war nicht mwiederzuerkennen, so ist er im legten Sherleite durch Holzschleifen verwüstet wdrden. Der ganze einstige Promenadenweg war durch die geschleiften Holzstämme in ein holperiges Rinnsal verwandelt, stellenweise watete man durch fast Fnietiefen Schmus und Schlamm, und deutlich sah man die Spuren, wie das Erdreich des Weges ab­­gegraben und an anderer Stelle wieder aufgeschüttet worden war, damit die für das Holsjchleifen erwünschte Wellenbahn entstehe. Im unteren Seile war­ vom ein­­stigen Wege überhaupt keine Spur mehr zu erkennen, Schleifrinnen führten kreuz und quer, vom Weg war über» überhaupt nichts mehr zu sehen. Jahrzehntelange Kultur­­arbeit ist hier ganz unnüger Weise zerstört worden, denn das Schleifen konnte auch in anderer Bahn ebenso gut, vielleicht noch besser geschehen. Aber nicht um den ein­­zelnen Weg handelt es sich, sondern um das Wahr­­und Warnungszeichen, als das uns diese zinediose Ber» wüstung mühevoller Arbeit erscheinen muß. Es muß auf» fallen, wie sehr, in­­ legter Zeit die Zahl der „Holz­­schläge sich vermehrt hat. Ueberall sieht man weite baum«­­­rote Halden si breiten. Wird für die Wiederauffor­­­­stung der geschlagenen Wälder Sorge getragen werden? &8 wäre nicht das erstemal, da op eder aufl tigen unprodustipen ge des Karstgebirges am Adriatischen Meere waren einst von herriihen ragenden Waldungen bededt, wie Berge unserer siebenbürgischen Karpathen es heute noch sind. Die Gier nach Nuten ohne den Drang nach wie» Der aufbauender Arbeit hat diese Länderstreben zu öden D Bergewüsten gemacht, die nichts anderes bieten als Ieb- roten Stein, fein Holz, feine Weide, feine Wiesenmatten, nicht einmal Iebenspendendes Wasser. Sie sind verfar­­stet, zu totem Stein ge­worden. Wie alles Nubland be­­darf auch­ der Wald seiner besonderen Pflege, bedarf auch er vor allem­­ der Schonung. Au an ihm rächt ei der Raubbau, au) er verlangt, daß dort geläet werde, Wo geerntet worden ist. Die staatliche Sorstwirt­­schaft hat unter der ungarischen Herrschaft in Sieben»­bürgen Hervorragendes geleistet, wie wird es in der Zu=­­Zunft sein? Wohl sind zum großen Seil noch altbewährte Organe im Forstwesen tätig. Aber werden sie imstande sein, ihren Meinungen und Ratschlägen Geltung zu ver­­schaffen? Und wenn sie früher, oder später aus dem Amte­nscheiden, wer wird an ihre­ Stelle treten. Der Waldbestand Siebenbürgens und damit einer der größten Reichtümer unseres Landes ist­ von ernster Gefahr be­­droht. Auch ihn teilen die Wirkungen der Agrarreform por eine ungemehrte Zukunft. Das künftige Schicksal der Waldungen ist noch nicht entschieden. Ein großer Seil davon ist zugunsten des­­ Staates­­ enteignet, ein Teil in den Besit der nahe am Gebirg gelegenen Gemeinden übergeben worden. Bon bei« "den Geiten droht untern Bergwäldern Gefahr. Die Ge­­meinden werden gerne bereit sein, ihre Wälder zu schla­­gen, denn sie haben als Bauholz wie auch als­­ Brenn­­holz hohen Preis. Schwierig aber wird es unter den heutigen Verhältnissen sein, die Gemeinden auch zur Wiederaufforstung zu bewegen. Schwierig umso mehr, als die nahe dem Gebirge gelegenen, größtenteils romani­­schen Gemeinden, statf die einträgliche Schafzucht betrei­­ben und zur Schafzucht benötigt man nicht der Wal­­dungen, sondern der baumfreien Weideflächen im­­ Berg­­land. Die Schafzucht aber wirft jährlichen Ertrag ab, während man beim Walde 60 bis 120 Jahre warten muß, ehe die Bäume wieder zu schlagfähiger Stärke er­­wachen sind. Es wird des tatkräftigsten Eingreifens der Sorstbehörden bedürfen, um die Gemeinden, die Eigen­­tümer von G­ebirgswaldungen sind, zur Aufforstung der geschlagenen Wälder zu bringen, um unsere Berge vor der Ber­orstung zu bewahren. Nicht günstiger aber stehen die Aussichten, wenn der Staat Eigentümer der Gebirgs­­waldungen bleibt. Auch in diesem Falle wird jede Re­­gierung gerne bereit sein, die Wälder zu schlagen und der stets hungrigen Staatswaffe mit dem Erlös der Schläge aufzuhelfen. Aber jede Regierung wird die mühevolle und kostspielige Arbeit der Aufforstung Lieber ihrer Nach­­folgerin überlassen, als "sie selbst zu "vollführen. Diese Nachfolgerin aber, die dann nicht den Nasen, sondern nur die Last der Waldwirtschaft haben soll, wird sich gleich­ falls lieber dem einträglicheren Schlagen als dem Auf­­forsten zuwenden — solange es eben noch Wälder zu schlagen gibt. Und Siebenbürgen ist reich an Waldungen, die hohen Ertrag versprechen. Aber jedem Reichtum droht einmal das Ende und die­­ Verfarstung wird auch da die Sorge sein, wenn mit der Ausnüßgung m­it auch der Aufbau ji) verbindet. ‚In dem gefährdeten Schicsal unsreier Berg­wälder zeichnen sich die Linien ab, wie auf anderen Gebieten die Entwickklung ji heute schon vollzieht. Wir haben heute in Siebenbürgen ein wohl durch­­gebildetes Dranfiwesen, von dem ein ganzes Net indu­­strieller, gewerblicher und kaufmännischer­ Unternehmungen gespeist und in seiner Entwicklung gefördert worden ist.­­Den­­ Bedürfnissen unseres Erwerbslebens konnten früher die Geldanstalten leicht gerecht werden, sowohl durch ihre eigenen Mittel als au durch den starren Rüdhalt,­ den sie in dem Reesfompt bei der österreichisch-ungarischen DBanf besaßen. Heute ist eine Geldknappheit im Lande eingetreten, wie Siebenbürgen sie noch nie gefannt hat. Die DBanfen sind durch die uneingelöste Kriegsanleihe, durch die spät eingelöste Kronenwährung und, dur die sturzhafte Entwertung des Geldes in­ ihrer eigenen Lei­­stungsfähigkeit stark, behindert, die Großbanken aber span«­­wen­den: Geldmangel­ eher noch mehr an, als daß sie » »l­eistx einesernste Krise,in­ die die Industrie und das­««­,»Zunseree-Landes entweder s der Unternehmungen in fremdesände die noch nicht den Nachweis geliefert habe,daß sie schaffende Arbeitsleistenden mögen Auf dem Gebiete des Geldwesen­s,auf­ dem Ge­­biet von Industrie und Gewerbe hat die Verkakstung Siebenbürgens bereits begoinen Wir haben heute in Siebenbürgen einen Kaufs­m­annsstand,der aus einer bei­ährten Tradition geschäft­­licher Tüchtigkeit und beruflicher Redlichkeit hevorgegangen ist Vor dem Kriege hatte sich in unserm Lande ein namhafter Großhandel herausgebildet,der die Bezieh­­ungenzanleinhandel und zum Publikum in gleich befriedigender Weise geregelt hatte.Die Behinderung des Handels durch Grenzsperre und Permißwirtschaft den häßlichen Wettbewerb des Schiebermins hat er trotz aller Einbußen überdauert.Nun bedroht ihn die Geldkn­app­­heit und die unerschwingliche Kreditbeschaffung ernstlich in seinem Bestand Man sollte erwarten daß der Staat ihm helfe,denn das gesamte Land hat ein Interesse das tan, daß nicht ein zufallsmäßiges Händlertum, sondern ein fachgebildeter und redlicher Kaufmannsstand die Han­­delsgeschäfte besorge. Die Regierung versagt nir nur jede Hilfe, sie selber Hat durch die Schaffung des neuen Spekulationsgefeges der Existenz des Kaufmanns jeden Boden entzogen. Es gibt seinen Kaufmann, gegen den nicht eine der­­ Bestimmungen des Spekulationsgefeges in Anwendung gebracht, es gibt feinen, der durch die Anwendung dieser Bestimmung nicht zugrunde gerichtet werden konnte. Der Kaufmann ist der Willkür der Durch­­führungsorgane auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Es ist ausgeschlossen, daß unter den heutigen V­erhältnissen ein Kaufmann ji behaupten künne, wenn ihm einmal sein Warenlager beschlagnahmt und zu willkürlt festgeseg­­ten Preisen verkauft würde. Die Folge wäre eine Flucht aller bewährten und guten Elemente aus dem Kaufmanns­­beruf. Die Verkarftung droht der Kreditschwierigkeit und Spekulationsgefeg auch dem SHandelsleben unseres Landes. Wir haben in Siebenbürgen und namentlich im DBanate einen Bauernstand, der kaum seinesgleichen im Lande hat. In der Freiheit der sozialen Stellung und des Teiltes herangemachten, ist unser Bauer gewohnt, jede Mög­­lichkeit land­wirtschaftlichen Fortschrittes sich zu eigen zu machen und ein bodenständiges­­­auerntum bester Art in die Landespolitik zu stellen. Eine­ Reihe von Muster­­wirtschaften Des Sroß- und Drittelbefiges sorgte dafür, daß der siebenbürgische Bauer die notwendigen Anre­­gungen bekam, um seinen Betrieb durch Einführung von Maschinen zu verbessern, planmäßige Einfuhr von Raffe­­vieh entwickelte die Viehzucht Siebenbürgens, die Zucht edler Blutpferde wurde dur} die Züchtungen der Sroß­­grundbejiger und die staatlichen Gestüte in Homorod und Szombatfalva (Tettere8 auch heute noch erstklassig) gefür­­pw . droht, nimmt an dem Bauern die Möglichkeit, dort. Die Agrarreform hat die Großgrundbefige zerschlos­sen, der siebenbürgische Bauer wird nicht mehr wie bis­ der Anregung und Förderung aus diesen Musterbetrieben empfangen. Das Ausfuhrverbot für M­indvieh, für Die meisten Geldfrüchte und für Schweine hat die Landwirts­chaft auf eine schwere Probe ihres Bestandes gestellt. Das Spekulationsgefäß, das den Kaufmann zu vernichten cie ges­chäftliche Umsicht im Inlande ist einen entsprechendei Abfal seiner Erzeugnisse zu sichern.­­ Heute leidet der Dauer unter diesen Zwangsmaßnahmen, bald wird der Staat darunter Teidhen und die Allgemeinheit der Be«­cölferung, wenn dur die vielen Einsschnürungen unsere D Bauernwirtschaften so heruntergebracht­ sein werden, daß sie keinen Ueberschuß mehr produzieren können, der für die Wirtschaftspolitik des Staates verwendet werden kann. Wir haben in Siebenbürgen eine Rechtspflege gehabt, die geeignet war, jedem Bürger und jedem Stande eine sichere Gewähr­­ seines Nechtsichtiges zu bieten. Wäre dieser Nechtsfchug heute gewährleistet, dann könnte man alle Bedrohungen durch Gefege und Zwangsmaßnahmen ruhiger hinnehmen. Aber gerade diese Rechtspflege droht sich völlig zu wandeln. Früher war der Buchstabe des Gesetes klar wie Glas und hart wie Eisen. Heute hört man immer wieder Fälle, in denen der Sinn des Gefeges getrübt und der Zweck des Gefeges gebogen wurde. Und das Geies selbst wird in seiner Autorität immer mehr herabgedrückt dur die Art, wie die neuen Gefege ge­­schaffen und die alten­ Gefege­ ausgelegt werden, durch Verordnungen und Erlässe der Regierung, welche den Ber­stimmungen des Gefeßes oft geradezu entgegengelest sind, 58 HE­in trauriges Bild der Gegenwart und noch mehr der Zukunft, das wir mit den vorstehenden Aus­­führungen haben zeichnen müssen. Wir Haben die Gegen­­wart so gezeichnet, wie sie wirklich ist; hoffen wir, daß die Zukunft weniger’ dunfel fi gestaltet, als eine Ver­­längerung der Heutigen Entwicelungslinien ‚es befürchten pt. Aber heute ist es so, daß diejenigen, die die Dinge sehen, wie sie sind, nicht die Möglichkeit haben, auf die Entwickelung bestimmend einzugreifen. Die es aber könn­­ten, sind in Bartellampf und Barteigwwede verstricht. Die Gefahrzeichen der Verfarfiung sprechen eine beredte Sprache. Werden sie von dem Boll Siebenbürgen in seiner Gesamtheit verstanden werden? ‚ihn milderten. zb durch› nieder» aanzg an sh die u. die erste deutsche Nede im selbn­ Parlament. Redensl­hgeriduetenpnötesenseest in der serbischen­ Skupschiina. Wir haben über die erste Sitzung des neuen jugoslas­­ischen Abgeordnetenhauses neulich berichtet.Heute erfah­­ren wir das Folgende hinsichtlich des ersten Auftretens der jugoslavi­schen deutschen Parlamentss­partei in der Skuptsch,welche hiezu ihren Vorsitzer­­den Dr. Stefan Kraft delegiert hatte. Dr.Kraft kam bei der Beglaubig­ungsdebattemns Wort.Trotzdem die Abgeordneten von der langen Sitzung erm­i­derl wareru gelang es dem Redner dennoch rasch die allgemeine Aufmerksamkeit zu fesseln Kraft sprach nicht nur­ für die Sache der Deutschen, sondern für die Sache aller völkischen Minderheiten des südflantischen Staates. Er­ behandelte die Frage der Erfüllung der Minderheits­­rechte, auf die besonders das Deutschtum der Wojwodina Anspruch erheben könne, da dort zur Zeit der ungarischen­ Herrschaft das serbische Boll das­­ Beispiel gegeben­ habe, wie jede Minderheit für ihre nationale Rechte kämpfen soll. Kraft antwortete sodann dem scharf zentralistisch ge­­sinnten­ Demokratenführer Pribiticheitich und wies an der Hand des deutschen Parteiprogrammes nach, daß das Deutschtum einen­ vollen Anspruch auf Erfüllung seiner Forderung habe. In längeren Ausführungen führte er den Nachweis, daß das jugoslawische Deutschtum vollberechtig­­ten Anspruch auf Zusammenschluß in einer eigenen Partei habe und verteidigte seine Partei gegen den Vorwurf, daß sie staatsfeindliche Bestrebungen verfolge. Als besondere deutsche Forderungen verlangte Dr. Kraft, daß bei den H­öchsten Behörden, bei den Ministerien, auch­ Be­­amte d­eutscher Nationalität im Verhältnis zu den übrigen Stämmen vertreten seien, und daß in Friedens­­zeiten Die Deutschen Refruten nach Möglichkeit in der Nähe ihres Heimatsgebietes ihren Militärdienst Leisten könnten. Gi­­b­ seine an den Demokratenführer gerichte­­ten Ausführungen mit den Worten: „Sie fünnen unsere . “ in RAY a

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