Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1924. Juni (Jahrgang 51, nr. 15302-15324)

1924-06-01 / nr. 15302

:,- s Be »---H-..FI«.,Y«­­A? \ DRESCHEARNITUREN Escriftleitung und Verwaltung: Bermannstadt, Königin Miam­aßenfe Ar. 23 — $Lernspeeder: Schriftleitung Art. 11; Verwaltung Ar. 231 — Bezugspreis: für Hermannstadt: ohne Zustellung Lei 45 °—; mit Zuftellung monatlich Lei 48 °—; mit Postversendung für das Inland: monatlich Lei 18­; für das Ausland: monatlich Lei 5— — Einzelne Nummer Li?­­Nr. 15302 Hermannstadt, Sonntag den 1. Juni 1924 51. Jahrgang Rumänien und das Ausland. II. (Schlußauffa.)­­ Das Bild der Weltpolitik. (H.:B1.) In den beiden darausgegangenen Aufläsen haben wir uns im Wesentlichen auf die Wiedergabe von Urteilen beschränkt, die über das gegenwärtige Bild der­­Weltpolnik und die besondere Stellung­­ Rumäniens in ihrem Rahmen in der einheimischen P­resse wie all in der Des Auslandes erschienen sind. Die Kennzeichnung unseres eigenen Standpunktes Haben wir dabei im Wf­­fentlichen bisher zurückkestellt. In den folgender Aus­­führungen sol nun gezeichnet werden, wie unserem­ eigenen Urteile Diese Fragen sich darstellen, und welche Folgeri­n­­gen unserer Meinung nach für unser Land daraus ji ergeben. Die deutsche Gefahr. A ' Steht die Politik Europas im Zeichen der Kriegsge­fahr? Das it Die Stage, die beide allgemein erörtert ,wid und deren Beam­twartung mit Ja oder nein auch die Bewertung aller Ereignisse der legten Zeit bestimmt. Wenn man die­ Möglichkeit einer europäischen Kriegsgefahr gege­­ben sieht, so ist die weitere Frage die, in­dem man den voraussichtlichen Urheber eines Fünftigen Krieges sieht? In dem größern Teile der Auslandspresse wird Darauf ‚größtenteils die Antwort erteilt, aus dem Osten und vom robe be ae ee Derrt « gen-manch« ·:«-- Nxeffe un‘ 8­ed ist immer wieder zu sesen, das von Deiccland her die Erschütterung des kaum geschaffenen Liedeuns zu befürchten sei, da es an Frankreich für Die Ereignisse seit Friedensschluß Nahe nehmen wolle. Zwei Länder werden daher als mögliche Störer des Weltfriedens anessehen: Rußland und Deutschland. Besteht in Wirk­­lichkeit eine d­eutsche Gefahr? Wir sind in unserm Urteil und in unserm Empfinden tief von der Niederzeugung burcherungen, daß Das deutsche Boll seinen neuen Krieg ist, und daß sein Berlangen nach krie­gerischer Rache im deutschen Bolfe besteht. In seiner Seele lebt ein starkes Verlangen nach Freiheit, nach Uns­ebhängigkeit und nach ©leinberechtigung mit den übrigen ‚ DBölkern der Erde. Dieses Verlangen ist so starr, daß es ganz gewict dazu führen wird, seine Erfüllung zu erz­win­­gen, wenn man ihm Die freiwillige Erfüllung ver­­wehrt — nötigenfalls au) durch einen Krieg. Es wäre zwectofe Beschönigung, dieses leignen zu wollen, und sein Balt, das selbst etwas auf sich hält, wird vom Ddeutschen Balle etwas anderes erwarten. Aber einen Krieg um feiner selbst willen oder nur zur Gt­llung eines feindeligen Rachedurstes will das deutsche Ball ficherlich nit­ Trab aller Stimmen, die in Deutschland anders erklingen, und die immer wieder als Beireis für das Gegenteil angeführt werden. Diese Stimmen müssen verstanden werden. Sie fanden ihre Erklärung in dem Kampf, um die Deutsche Pollsführung und um die deutsche Ballsseele, der zwischen den Barteten, die den Bersailler Vertrag unterzeichneten, und der wölfischen Richtung ausgetragen wird. Die Unter» einer, von D Berfailles müssten ihre Tat verteidigen, in­­dem sie dem deutschen Val immer wieder einzureden dersuchen, es sei damals ohnmächig und mehrls ge­­wesen und sei es auch heute nach. Gegen diese Stimmung der Mutlosigkeit, die man von Seite der Linksparteien dem yeutschen Bolke aufzwingen will, wenden sich diejenigen Parteien, Die den Bersailler Frieden für Deutschlands Un­­glück Halten, die seine Unterfertigung für ein Verbrechen Sıflären und Die feine­­ Befeitigung erreichen wollen. Die Beseitigung der uner­füllb­aren Bestimmungen des Bersailler Friedens ist ihr Ziel, nicht aber der Krieg, und sie sehen im Kriege seinesfalls den einzigen Weg,­­­ieses Biel zu erreichen. Wenn einmal die Gessamtheit der Staaten auf den Standp­unkt sich stellt, daß die in Dersailles dem deutschen Volk­ auferlegten Bedingungen als unerfüllbar abgeändert werden müssen, dann wird auch ohne Krieg die Steihheit, die Selbständigke­it und die Gleichberechtigung Deu­tschlands wieder hergestellt werden. Die Sachperstän­­igenberichte sind der erste zaghafte Schritt zur Erreichung Dieses Zustandes. Deutschland wird unablässig darauf D­in­­gen, daß er in vollem Umfange hergestellt werde. 3 ist mit friedlichen Mitteln möglich. Weder die Trage Elsach- Lothringens, noch die des Saargebietes ist nur durch einen Krieg zu lösen und nach weniger die Frage derjenigen Epiete, die an Polen und Dänemark abgetreten wurden. Von den Siegern im Weltkriege hängt es ab, ob es eine deutsche Befahr für Eurapa gibt. Der Ring um Rußland. Under als­­ Deutschland steht Rußland im Gefüge der Weltpoliti. Während Deutschland Befiger hochwer­­tiger Industrie- und Handelsunternehmungen, Eigentümer einer bis ins SKleinste ausgestatteten Landwirtschaft ist, sodaß auch die geringste Erschütterung den­ Verlust von Millierden werien und froste Not für eine an Ansprüche gewöhnte Bevölkerung bedeutet, steht Rußland den euro­­päischen Staaten gegenüber als der Mann da, der nichts mehr zu verlieren hat. Rußland kann seinem heutigen Zustand gegenüber nur noch gewinnen, und es will ge­­innen, auf die eine oder die andere Weise. Heute sieht es Den Beffern Weg in friedlichen­­­erhandlungen und deshalb geht es nach Lausanne, nach Wien, nach Kamie­­nec-Bodolst und nach London, um bei den europäischen Mächten die finanzielle Hilfe zu erreichen, auf die es dring­end angewiesen ist. Aber nichts bürgt dafür, daß es seine Haltung nicht plößlich Andere. Es hat eben nichts zu verlieren. Im Herzen des eigenen Landes kanır es nicht­s getroffen werden, das hat das Jahr 1812 beiwiesen und später der Weltkrieg und die Unternehmungen von Rol­ichaf, Denefin und­ Wrangel. Bei der Einmütigkeit der europäischen Staaten hat es nicht den mindesten Re­­spert. Es geht von der Annahme aus, das schließlich Doc, jedes Land nur darauf bedacht sei, seine freundliche Haltung si möglich, teuer bezahlen zu lassen, und es N Dan € ® aate ps gibt, De niemals eitwas J 7 · « Fort 4 ıY ven:mwi eben. Ru Haus nicht auss » geschaltet aus der N­ie­der We, auf denen es eine Verbesserung der heutigen Lage erreichen will. +. Das mitten die europäischen Mächte; und so viele Verhandlungen mit Rußland geführt worden sind, sind doch auch immer Maßnahmen vorgesehen­­ worden,­ wie einer den ihm ausgehenden Kriegsgefahr entgegenzutreten sei. In diesem Zeichen stand die Schaffung des romanisch­­polnischen Bündnisses, das von Frankreich gefragt wurde, in Diesem Zeichen stehen die D­ee­influssungen, die von Staafreich ständig nach England gehen. Die Fäden haben si besonders in den festen Monaten noch viel weiter gesponnen. Von der Türkei her hat prützlich eine Mili­­tärmission ihren Weg nach Polen genommen, Japan ist in Sühlung mit Stanfreich und mit Rumänien getreten. Ein Ring in Rußland war in den fetten Monaten gebildet worden. Der tar genug fien, Der weiteren europäischen Entwickklung mit Ruhe entgegenzusehen. Die»­ser Ring hat dur Die Ereignisse der Yeten Zeit eine bedeutende Schwähnung erfahren. Der Regierungsüber­­nahme der die Arbeiterpartei in England ist nunmehr an in Frankreich der Sieg des Linksseitigen Deloces gefolgt, der sicherlich gerade in Beruf auf Rußland eine dem Standpunkt P­oincares vollkommen entgegengeseßte Haltung­ einnehmen wird. Schon treffen die Meiyinnen ein, daß Die Anerkennung Rußlands durch Die neue jrmu­­sönische Regierung eine Stage allerfürzester Zeit sei, und damit­ verliert­ Ruß fand seinen stärksten Gegenspieler­ in der europäischen Politik. Aber auch in Japan haben die am 10. Mai abge­ baltenen Yetten Wahlen Ergebnisse gezeitigt, die für Die gesamte Weltpolitik aber namentlich im Hinblick auf Ruß­­land von höchter Bedeutung sind. Die gegenwärtige Regierung Kiyoura, die die Vertreterin des gegen Ruß­­land gerichteten Kurses ist, hat troß der Zusammenfas­­sung aller ihrer Anhänger in der neugegründeten Partei der Seipoubonto­ich­reine Mehrheit zu verschaffen gewußt. Sie ist mit 175 Stimmen­­ gegenüber den 279 Mand­aten der Opposition in der Minderheit geblieben. Man rechnet damit, daß ein unter dem Führer der Ken­­furai dem Grafen Kato stehendes Koalitionskabinett die heutige Regierung ablösen werde. Hollte dieser Fall eintreten, dann ist es nicht ausgeschlossen, daß der von der Regierung Kippura so stark befürwortete Frankophile Kurs unter dem Grafen Kato eine Wanderung erfährt. Im allgemeinen drängen die hinter der Kenfurai stehen­­den Wirtschaftstreise auf eine baldige Aussöhnung mit Rußland und es ist nicht ausgeschlossen, daß sie einen gemilten Einfluß auf die Außenpolitik in dieser Richtung gewinnen. Auch it es möglich, daß Kato, der immer eine starre englische Orientierung gezeigt­ hat, als Minis ‚sterpräsident sich vielfeicht bemühen wird, hier alte Fäden wieder anzuknüpfen, d­enn das brasse Verhalten Ameris­sas gegen Japan dieses nicht in eine allzu starre Oppo­­sition gegenüber dem gesamten Angelfahrentum getrieben hat. Sollte septer­s der Fall sein, dann wird auch eine neue Regierung Japans ji geszwungen geben. Die franko­­phile Bolitif Kiyouras weiter zu verfolgen. Im anderen Falle aber würde die Geltendmachung einer auf Verstän­­digung mit Snoland und mit Rußland gerichteten Politis aus dem um Rußland gebildeten Ring mit dem Abfalle­n Dapans eines der stärksten SOlieder ausbrechen. Der Kurs nach Links Es ist kein Zweifel, die Politik der meisten europäis­­chen Staaten steht heute im­ Leichen der linksseitigen Orientierung. Der­ Wahlsieg Macdonalds in England hat das Signal dazu gegeben, Dänemark, Norwegen, Japan und Srankreich sind bereits nachgefolgt. Ob es eine Ent­­midlung für die Dauer ist?, wir können es kaum glauben. Aber für den Augenblich herrscht das G­estirn der Links­­parkien am Himmel der europäischen Bolitis, wenn­ es auch noch lange nicht der Gemjeistern­is. Und die Serbihaft über den Tag und über die Stunde ist eine große Sache in unseren heutigen Sagen und unsicher sind die Hoffnungen auf die Zukunft. Der Engländer Key­­­nes sagt in seinem rechten großen Werk: „Die lange Sit it ein schlechter Führer in Bezug auf die Tau­­senden Dinge. Auf lange Sit sind wir alle tot. Die Dorisiwirte machen es sich zu kkicht und ihre Arbeit zu unbrauchbar, wenn sie uns nur jagen können, Der Oxan­­.­" wer detvieder ruhig seim wsnn der Sturm lange vornher if“, Das Kung je 2 in die Pointif­­ige De « ‚auf Tange SE zu masen, es da Man muß sich damit Be­h . Rachen das in ihr. Boran eine mirsliche Begeisterung für die Sache des Belferfriedens und für die Austragung von­­ Streitig­­keiten der Bölfer vor dem Schiedsgericht. Der linke Kurs hat nun Gelegenheit zu erweisen, ob er starr genug ist, diese Theorien zur Tat zu erhärten. Bei ihm steht die Aufgabe, die Gefahr zu bannen, die den Rußland bei den Frieden Europas bedroht. Gelingt es ihm, für Die nächsten Sabre eine so starfe Autorität der Gemeinschaft der Nationen aufzurichten, daß den um den Strieden ges­togenen D­annfreis niemand zu durchbrechen wagt, dann hat all er dem Gebot der Stunde genüge geleistet. Was dann die fernere Zukunft bringen wird, muß eben abge­­wartet werden. Denn die Lehren von Lahrtausenden sprechen dafür, daß es Kriege geben wird, solange es Menschen gibt. Nur wird eben ein Krieg der Zukunft an Schreden und Grauen alles übertreffen, was der menschliche Sinn sich vorzustellen vermag. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die politis­che Atmossphäre no faum jemals seit dem Ende des Krieges so gespannt erschien, als sie ss gegenwärtig im Urteile der in- und ausländischen Presse zeig. Dabei ist ein unmittelbar gwingender Kriegsgrund, wie man vor 1914 deren viele anzugeben vermochte, heute nirgend fet­­zui­ssen. Aber es ist eine Satsache der Erfahrung, das im Wesentlichen psychologische M­omente es sind. Die Der Augenblick bestimmen, in dem Die Gewehre von selber losgehen. Was unser Land anbelangt, muß festgestellt wer­­den, daß Rumänien seitens des Auslandes zu den von einer Kriegsgefahr in erster Reihe bedrohten Staaten ge­­zählt wird. Die Tragweite dieser Beurteilung darf­ nicht überschäßt, sie soll aber auch nicht unterfragt werden. Rußland will Bessarabien zurüchaben, an dieser Ta'fahhe ist nicht zu rütteln, und wenn einmal­ Ausland in Waffen gegen uns auftritt, dann wird es heißen: TSeinde rings­­um! Deshalb gilt es, die Gefahr des ersten und des Haupt­­krieges zu bannen. Nicht Bündnisse leichteren oder Thiwere­­ren Kalibers schirmen dagegen. Wohl aber müssen mir wünschen, daß alle die Strömungen so verstärken, Die die­­­ölkerversöhnung und die Bölferfreundschaft zum Biele haben, und daß alle jene Tendenzen versc­­winden mögen, die eine Berecigung des Bölferhaftes zur Folge haben. Eine aus alten Nationen gebildete sittiche Autorität müßte in Zukunft die Hand lähmen, die den Degen aus der Scheide ziehen will. Das soll sein blaß­­blauer Razifismus sein, sondern allein Die richtige Antwort des Weltgewissens auf das Ein ©rauen des Totten Krieges, und der Selbsterhaltungswille der Kulturmenschen­ gegenüber dem weitaus größeren Schrecen des Zukunftskrieges. DBermag aber die Gemeinschaft der Rationen Sicherheit zu bieten gegen einen kliegerischen Uebertal. Dann müßte erfüllt, wenn es dem­­ ‚ Orientierung gebietet und muß Das­­ Schluhfolgerung. SH en 2 die Kinfefeitige des Guten in

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